Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, April 29, 1851, Image 1

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    Oer Liberale Beobachter,
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Cauncics allgemeiner Anzeiger.
MeÄd i n g, Venn. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Pulve ll e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut - Straße.
Jahrg. 12, ganze Nun».
Der kleine Wilde.
Eine auf Wahrheit gegründete Erzählung.
(Ane dem Englischen für den „Beobachter.")
(Fortsetzung.)
Wenn du kein Mitleid und Barmher
zigkeit hast, morde mich auf einmal, sag
te er, als er sich im Mondlichte aufsetzte,
mitten auf den Boden der Hütte.
„Mitleid und Barmherzigkeit," sagte
ich, „was ist das?" ich habe nie davon
gehört!"
„Leider, nein," antwortete er, ich habe
keines gezeigt—es ist eine Vergeltung—
eine Strafe für meine vielen Sünden;
Herr vergieb mir! Erst meine Augen nun
meine rechte Hand unbrauchbar. Was
nächst, o Herr im Himmel?"
„Was, eure andere Hand nächst, wenn
ihr's wieder versucht," antwortete ich.
Jackson antwortete nicht. Er versuch
te zurück auf sein Lager zu kriechen, aber
erschöpft vom Blutverluste, siel er besin
nungslos auf den Boden der Hütte. Ich
Ich blickte auf ihn, und überzeugt, daß er
keinen andern Angriff auf mich machen
würde, drehte ich mich um und sank in
tiefen Schlaf. Nach etwa zwei Stunden
erwachte ich, und um mich blickend bemerk
te ich ihn auf dem Boden liegend, wo er
die Nacht vorher hingesunken war. Ich
ging zu ihm und untersuchte ihn —war er
todt oder schlief er? Tr lag im Blute.
Ich befühlte ihn und er war ganz warm.
An seinem Handgelenke war ein klaffen
der Schnitt und ich dachte, wenn er todt
ist, wird er mir nie sagen was ich wissen
möchte. Wissend, daß er Wunden zu ver
binden pflegte, um das Bluten zu hem
men, nahm ich Federn aus dem Bette und
that eine Handvoll auf die Wunde. Nach
dem ich dies gethan halte, verband ich sei
ne Hand mit einem Stück von der Fisch:
leine, womit ich das Scheidenmesser um
meinen Hals gebunden hatte, und ging
dann für etwas Wasser und schüttete ihm
etwas davon in den Mund; dies belebte
ihn und er öffnete die Augen. „Wo bin
ich?" sagte er leise.
„Wo ihr seid?—in der Hütte." sagte
ich.
„Gieb mir etwas mehr Wasser."
„Ich that es. denn ich wollte ihn nicht
morden; ich wünschte daß er er lebe und
in meiner Gewalt sei. Als er das Was
ser getrunken hatte erhob er sich und kroch
zurück auf sein Lager; ich verließ ihn u.
ging hinab mich zu baden.
Der Leser mag vielleicht denken, welch'
ein grausamer Tyrann war dieser Junge,
er ist so schlecht wie sein Gefährte. Ganz
so war ich—aber man muß bedenken, daß
ich durch Erziehung so gemacht war. Von
meinem ersten Gedenken an war ich ty
rannisirt. geschlagen gestoßen, geworfen
und übel behandelt worden ; Gutmüthig
keit hatte ich nie gekannt. Ganz natür
lich hatte ich gefragt: „was ist Mitleid
und Erbarmen?" ich hörte nie davon.
Ein Indianer hat Mitgefühl—er ist gast
freundlich und großmüthig—doch gelehrt
die größten Grausamkeiten an seinen Fein
den zu üben und sie von solchen zu em
pfangen ; er thut das Erste mit den wil
desten und überzeugendsten Gefühlen und
duldet die Letzteren mir Gleichmuth und
Unerschrockenheit. Er hat in der That
die gütigsten Gefühle seiner Natur be
wiesen ; doch dies ändert ihn nicht. Er
ist von Kindheit an an Grausamkeit ge
wöhnt und er kann nicht einsehen, daß es
unrecht ist. Meine Stellung war noch
schlimmer. Ich hatte nie die sanfteren
Gefühle der Natur entfalten sehen; ich
kannte nichts als Tyrannei und Unter
drückung Haß und Rache. Es war da
her nicht zu bewundern, daß ich, als die
Reihe an mich kam an Andern that, wie
sie an mir gethan hatten. Jackson hat
te keine Entschuldigung für die Behand
lung von mir, während ich alle Entschul
digung für Wiedervergeltung hatte. Er
wußte es besser, ich nicht; ich folgte den
Wegen der Welt, in dem kleinen Raume
worin ich gestellt war. Ich wußte nichts
von Erbarmen, von Vergebung, von Mil-
de oder guten Willen. Ich wußte nicht,
daß ein Gott war; ich wußte nur, daß
Gewalt Recht war, u. mein größtes Ver
gnügen war der Hang zur Rache, ver
bunden mit Ausübung der Gewalt.
Als ich mich gebadet hatte untersuchte
ich wieder die Kiste und deren Inhalt; ich
besah die Bücher ohne sie anzurühren.
„Ich muß wissen was dies bedeutet, dach
te ich alsdann, „und ich will es wissen."
Mein Durst nach Wissenschaft war ge
wiß recht merkwürdig bei einem Knaben
von meinem Alter. Als die einzige Ur
sache nehme ich an, daß wir das am mei
sten verlangen was wir nicht bekommen
können ; und Jackson hatte sich immer ge
weigert mich über irgend einen Gegenstand
aufzuklären und so wurde ich höchst be
gierig und und ungeduldig mein Verlan
gen zu befriedigen, was mit meinem Al
ter zunahm.
4.
Drei Tage lag Jackson still auf seinem
Lager; ich versorgte ihn mit Wasser, aber
er aß nichts. Er seufzte mitunter tief
und sprach viel mit sich selbst, und ich hörte
ihn Gott laut um Vergebung und Gnade
bitten für seineSünden; ich merkte mir dies
nächstens Erklärung hierüber zu fordern.
Am dritten Tage sagte er zu mir:
„Henniker, ich bin sehr krank; ich füh
le ein Fieber über mich kommen von der
Wunde die du mir beigebracht hast. Ich
sage nicht, daß ich es nicht verdiente, denn
ich verdiente es, und ich weiß, daß ich dich
schlecht behandelt habe und daß du mich
hassen mußt, aber die Frage ist, wünschest
du, daß ich sterben möchte?"
„Nein," antwortete ich; „ich will daß
ihr lebt und mir alle meine Fragsn be
antwortet und ihr sollt so thun."
„Ich will es thun," antwortete er ; ich
habe Unrecht an dir gethan und will es
wieder gut machen; verstehst du mich?
Ich wollte sagen, daß ich sehr grausam
gegen dich war und nun alles thun will
was du wünschest, und jede Frage beant
worten die du thun magst so gut ich kann."
„Das ist was ich will," sagte ich.
„Ich weiß es, aber meine Wunde
schmerzt mich, sie muß ausgewaschen und
gesäubert werden. Die Federn machen
es schlimmer willst du dies für mich thun?"
Ich besann mich ein wenig, erinnerte
mich daß er noch immer in meiner Ge
walt sei, weil er kein Wasser bekommen
konnte, und antwortete ~ja ich will."
„Die Schnur drückt, du mußt sie ab
nehmen."
Ich holte die Kid voll Wasser, löste
die Schnur und nahm die Federn ab, die
mit dem Blute zusammengeklebt waren,
und wusch die Wunde sorgfältig aus.
In die Wunde sehend wurde ich veranlaßt
zu fragen, „wozu sind die weißen Fäden
welche zerschnitten sind?"
„Das sind die Sehnen," erwiederte er
wodurch wir im Stande sind unsere Hän
de und Finger zu bewegen ; da diese nun
durchschnitten sind, werde ich meine Hand
nie wieder gebrauchen können."
„Halt ein wenig," ich dcnke just an et
was. Ich lief hin nach dem Platze wo
die Kiste lag, nahm ein Hemd von dem
Felsen und brachte es mit zurück und nach
dem ich es in Streifen gerissen hatte ver
band ich die Wunde damit.
„Wo hast du das Linnen her?" sagte
Jackson.
Ich sagte es ihm.
„Und hast du daß Messer auch dort
her?" Ich antwortete bejahend.
Als ich fertig war sagte er mir daß er
viel besser fühle, und sagte—„ich danke
dir."
„Was ist ich danke dir?" fragte ich.
„Es heißt, daß ich dankbar fühle für
daß was du gethan hast."
„Und was ist dankbar?" frug ich wie
der ; ihr habt mir diese Worte nie zuvor
gesagt."
„Ach nein," sagte er „eö wäre besser
wenn ich's gethan hätte. Es heißt, daß
ich gut gesinnt gegen dich bin für daß
Verbinden meiner Wunde und irgend et-
"Lvillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 2». April, 15,1
was für dich thun würde, wenn ich könn
te. Es heißt wenn ich noch sehen könn
te wie vor einer Woche und wieder Mei
ster wäre, wie früher, ich dich nicht flös
sen oder schlagen sondern gut gegen dich
sein würde. Verstehst du mich?"
Ich antwortete „ja, ich glaube so ; und
wenn ihr mir alles sagt was ich wissen
will, so werde ich euch glauben."
„Das will ich sobald ich wohl genug
bin, aber jetzt bin ich krank, du mußt ein
oder zwei Tage warten, bis mich das Fie
ber verlassen hat/'
Zufrieden mit Jackson's Versprechen,
verpflegte ich ihn sorgfältig; wusch und
verband seine Wunde während den zwei
folgenden Er sagte, daß er sich
viel besser fühlte und seine Sprache ge
gen mich war so gütig und tröstend, daß
ich kaum wußte was davon zu machen;
aber es ist sicher, daß es nur gute Wirkung
auf mich hatte; der Haß und böse Wille
den ich gegen ihn hegte, nahm nach und
nach ab; ich behandelte ihn sorgfältig
und mit dem Verlangen ihm nicht mehr
Schmerzen zu verursachen als nöthig war
doch ohne zu wissen, daß sich ein besseres
Gefühl in mir regte. Es war am drit
ten Morgen als er sagte —
„Ich kann nun mir dir sprechen ; was
wünschest du zu wissen? "
„Ich wünsche die ganze Geschichte zu
wissen, wie wir auf diese Insel kamen,
wer mein Vater und Mutter waren und
warum ihr sagt daß ihr mich und meinen
Namen haßt."
„Das," sagte Jackson nach einer Pau
se von einigen Minuten, „wird einige Zeit
erfordern. Ich könnte es dir bald sagen
wäre es nicht für die letzte Frage, warum
ich deinen Namen hasse. Aber die Ge
schichte deines Vaters ist so mit der mei
nigen vermischt, daß ich nicht wohl die ei
ne ohne die andere erzählen kannn. Ich
mag ebensowohl mit meiner eigeuen Ge
schichte anfangen und so sie dir beide er
zählen."
„Dann erzählt mir und erzählt mir
nichts was nicht wahr ist."
„Nein; ich will dir genau sagen was
es war, du magst es sowohl wissen als ich.
Dcin Vater und ich waren beide in Eng
land geboren, in dem Lande wovon du,
wie du weist abstammst; und du weist
ebenso daß unsere Sprache englisch ist."
„Ich wußte es nicht. Sagt mir etwas
mehr von England, bevor ihr weiter er
zählt." -
Ich will den Leser nicht belästigen mit
Jackson's Beschreibung von England und
den vielen Fragen die ich an ihn richtete
über Dinge die ich nicht verstand. Aber
ich kann kaum den Effect beschreiben den
dieser ununterbrochene Redefluß auf mich
hatte; ich fühlte eine ganz fremdartige
Belebung und konnte viele Nächte nach,
her nicht schlafen. Vieles von dem was
mir Jackson erzählte konnte ich nicht ver
stehen und da ich ihn nicht fortwährend
unterbrechen mochte, so war ich mit den
Hauptsachen zufrieden.
Es ist erstaunlich wie schnell eine Idee
die andere erzeugt und wie ein Wort, des
sen Meinung ich nicht verstand als es zu
erst gebraucht wurde, mir durch Wieder
holung so deutlich wurde, nicht daß ich so
gleich dessen Bedeutung verstand, doch
fragte ich in solchen Fällen und erhielt die
nöthige Erkläeung. Für den ersten Abend
war ich fast berauscht von Worten und
verbrachte fast die ganze Nacht schlaflos
mit dem Zusammenstellen und Ueberden
ken der neuen Ideen die ich erlangt hatte.
Meine Neigung gegen Jackson hatte sich
ebenfalls geändert, das heißt ich fühlte
keinen Haß oder bösen Willen mehr
gegen ihn. Diese waren in dem Ver
gnügen mir das er gewährte verschwunden
und ich betrachtete ihn als einen Schatz
von unschätzbarem Werthe; nicht daß die
vielen alten Gefühle vergessen waren, denn
sie stellten sich mitunter wieder ein, aber
ich hätte ihn um die ganze Welt nicht ver
lieren mögen, bevor ich von ihm alle mög
! liche Auskunft erlangt hatte; und wenn
seine Wunde beim Abnehmen deS Verban
des nicht so gut aussah, so schmerzte es
mich mehr wie ihn. Es waren wirklich
alle Anzeichen, daß wir intime Freunde
werden würden, von der gegenseitigen
Abhängigkeitvon einander. Es war nutz
los für ihn, böswillige Gefühle gegen ei
nen zu nähren, von dessen guten Willen
er in seinem Hülflosen Zustande durchaus
abhängig war, oder meinerseits gegen ei
nen, der so zu sagen eine neue Welt für
mich schuf. Am folgenden Morgen er
zählte Jackson, so genau ich mich erin
nern kann, etwa wie folgt:
„Ich war nicht für einen Matrosen be
stimmt ; ich war in einer guten Schule
unterrichtet und als ich zehn Jahre alt
war kam ich in ein Geschäftshaus als
Schreiber, wo ich den ganzen Tag amPul
te blieb in Haupt und Tagebücher copir
te und in der That alles schrieb was von
mir verlangt wurde. Dies Haus war
verbunden mit dem Handel nach Süd-
Amerika "
! „Wo ist Süd-Amerika?" frng ich.
„Du ließest mich besser meine Geschich
te erzählen," erwiederte Jackson, und wenn
ich fertig bin, magst du so oft fragen als
du willst, aber wenn du mich aufhältst,
so wird es eine Woche erfordern sie zu
vollenden; gestern haben wir einen gan
zen Tag verloren."
„Das ist ganz wahr," sagte ich, „und
ich will so thun. '
~Es waren zwei andere Schreiber in
dem Handelshause, Manvers, der Haupt
schreiber, und dein Vater, der nur wenige
Monate vor mir in das Haus gekommen
war. Unser Herr, der Evelyn hieß, war
sehr genau mir uns beiden, deinem Va
ter und mich, besah unsere Arbeiten täg
lich und fand Fehler, wenn wir es ver
dienten. Dies erzeugte Wetteifer unter
uns, der uns beide thätig machte und ich
wurde völlig so oft gelobt als er. Die
Sonntage gab uns Hr. Evelyn gewöhn
lich frei, Morgens gingen wir mit ihm in
die Kirche und aßen mit ihm zu Mittag.
Er hatte eine Tochter, etwas jünger wie
wir waren. Wir waren beide, so wie
wir aufwuchsen recht aufmerksam gegen
sie und begierig ihre Neigung zu besitzen.
Ich kann nicht sagen, wer zuerst von ihr
bevorzugt wurde, aber ich denke, daß ich
der Begünstigte war in den ersten zwei
lahren unserer Bekanntschaft mit ihr.
Ich war mehr lebhaft und ein besserer
Gesellschafter wie dein Vater, der geneigt
war finster und nachdenkend zu sein.
Wir waren etwa vier Jahr in dem Han
delshause gewesen als meine Mutter starb,
mein Vater war schon einige Zeit vorher
gestorben ehe ich hineinkam, und nach ih
rem Tode fand ich, daß mein Theil von
ihrem Vermögen 25,000 Pfund betrug.
Aber ich war noch keine 21 Jahre alt u.
konnte es erst nach einem Jahr in Em
pfang nehmen. Hr. Evelyn, der noch
eine Ursache hatte mit meinem Betragen
zufrieden zu sein, pflegte mit mir zu scher
zen und sagte, sobald ich alt genug sei
wollte er mir erlauben, wenn ich Lust hät
te, das Geld im Geschäfte anzulegen und
dadurch einen kleinen Antheil davon zu
erlangen, was auch meine Absicht war u.
ich träumte von glänzenden Aussichten
und hoffte dereinst mit deiner Mutter ver
heiratet zu werden ; und ich zweifle nicht
daran, daß es auch geschehen wäre, wenn
ich mich gebührend betragen hatte. Aber
ehe ich mündig wurde machte ich einige
sehr schlechte Bekanntschaften und rannte
in Ausgaben die ich nicht aufbringen konn
te, und das Schlimmste war, daß ich mich
gewöhnte Abends spät aufzusitzen und
übermäßig zu trinken, was ich noch nie
ganz unterlassen konnte, was damals mein
Verderben bewirkt hat. Mein kleines
Vermögen gab mir nicht allein eine Be
deutung, sondern war auch die Ursache,
daß ich mich selbst sehr hoch schätzte. Ich
war nun aufmerksamer in meinem Be
nehmen gegen Fräulein Evelyn und wur
de von ihrem Vater gütig aufgenommen,
auch hatte ich mich über das Benehmen
Laufende Nummer SS.
der jungeu Dame nicht zu beklagen.
Dein Vater war ganz in den Hintergrund
gedrängt. Er hatte kein Vermögen, auch
nichts zu hoffen als das, was er durch sei
ne Geschicklichkeit und gutes Betragen er
werben mochte; und die Aufmerksamkeit
welche mir Hr. Evelyn erwies und eben
so der Hauptschreiber, der eine Idee hat
te daß ich Theilhaber des Geschäfts und
dadurch sein Superior werden würde,
machte ihn ganz traurig und unglücklich,
denn ich glaube, daß er zu der Zeit eben
so verliebt war in Fräulein Evelyn, wie
ich selbst ; und ich kann dir sagen daß mei
ne Liebe zu ihr unbegränzt war und daß
sie dieselbe wohl verdiente. Aber alle die
se herrlichen Aussichten wurden durch mei
ne eigene Thorheit zerstört. Sobald es
bekannt wurde, daß ich Vermögen geerbt
hatte, wurde ich von vielen andern um
ringt, die bei mir eingeführt zu werden
wünschten und meine Abende wurden ver
bracht in was ich für gute Gesellschaft
hielt, was sich aber ganz als das Gegen
theil erwies. Nach und nach gewöhnte
ich mich an's Spielen und mit der Zeit
verlor ich mehr Geld wie ich bezahlen
konnte. Dies veranlaßte mich Zuflucht
zu einem Juden zu nehmen, der mir Dar
lehen zu hohen Zinsen vorstreckte, zurück
zuzahlen sobald ich mein volles Alter er
reicht hätte. Versuchend mein verlornes
Geld wieder zu gewinnen, fand ich zuletzt
daß ich dem Juden 1000 Pfund schuldig
war. Je mehr ich mich verwickelte, um
so verwegener wurde ich. Hr. Evelyn
bemerkte daß ich sehr spät ausblieb und
liederlich aussah, wie ich wohl mochte;
mein Benehmen war nun wirklich recht
widerlich geworden; Hr. Evelyn kannte
die Summe ganz genau, welche ich geerbt
hattte und wie sollte ich das Fehlende ge
gen ihn erklären, wenn er vorschlug daß
ich es in's Geschäft geben sollte? Ich
würde in seinen Augen als ruinirt betrach
tet werden und ich war überzeugt, daß er
das Glück seines Kindes nie einem jun
gen Manne anvertrauen würde, der sol
cher Unregelmäßigkeiten schuldig war. Zu
derselben Zeit war meine Liebe zu ihr fast
zur Anbetung geworden. Nie war wohl
ein elenderes Wesen als ich war in den
letzten 6 Monaten bevor ich mein Alter
erreichte; und um mein Elend zu ersäu
fen, stürzte ich mich in jede Art Excesse
und selten, wenn jemals, ging ich ohne
einen starken Rausch schlafen. Pläne
über Pläne ersann ich, um meinen Feh
ler zuzudecken, aber ich konnte keinen fin
den. Die Zeit nahete; ich war nur noch
wenige Tage von meiner Volljährigkeit,
als Hr. Evelyn mich kommen ließ und
ernsthaft sprach, sagend, daß er aus Ach
tung für das Andenken an meinen Vater,
mit dem er sehr vertraut gewesen wäre,
willig sei mir zu erlauben mein kleines
Vermögen mit in's Geschäft zu legen und
daß'er hoffe, durch mein gutes Betragen
und Verwenden würde ich bald ein nütz
licher Genosse werden. Ich stotterte ei
ne Art Antwort, worüber er erstaunte u.
mich ersuchte deutlicher zu sein. Ich sag
te daß ich mein Capital zu klein betrachte
um in einem solchen Geschäfte von eini
gem Nutzen zu sein, und daß ich es vor
zöge zu versuchen es auf einem schnellern
Wege zu verdoppeln; sobald ich dies be
wirkt hätte, wollte ich sein Anerbieten
dankbar annehmen. „Wie's Ihnen ge
fällt," sagte er kalt; aber geben Sie Acht
daß Sie bei Alles wagen nicht Alles ver
lieren. Sie sind natürlich ihr eigener
Herr; und so sagend verließ er mich,
scheinbar verdrießlich und traurig. Aber
Umstände ereigneten sich, welche die ganze
Sache ans Licht brachten. Als ich Abends
in Gesellschaft meiner Genossen war, sag
te ich, daß ich gesonnen sei mein Glück in
Ostindien zu versuchen, nicht ernstlich son
dern nur im Scherze sprechend. Dies
kam dem Juden zu Ohren, von dem ich
das Geld gelehnt hatte; er dachte ich wür
de das Land verlassen ohne meine Fonds
einzulösen, und begab sich zu Hrn. Eve
lin's Compcor um mit dem Hauptschrei-