Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, April 08, 1851, Image 1

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    Der Liberale Beobachter,
Und Berks, Montgomery und Schnylkill Cannties allgemeiner Anzeiger
M e il V i N S, Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwelle, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Cbesnut - Straße
Jahrg. 12, ganze Nnn». ««H
Ein Fall von Phrenologie.
Wenige Professoren geben ihren Un
terricht mit dem Eifer, wie der Professor
Leyden ihn gab. Wenn er auf dem Ka
theder stand, schien er alle Dinge, als die
worüber er lehrte, zu vergessen. Sein
starres und glänzendes Auge, seine beleb
ten Züge, die Ueberzeugung, die seine Re
den athmeten konnten glauben machen, daß
die Macht seiner Einbildungskraft jedes
Individuum vor ihn hinzauberte, über
das er gerade redete. Er hatte sein 32.
Jahr zurückgelegt, und war einer der eif
rigsten Anhänger Galls und Spurzheims.!
Eines Tages war er mit etwa zwanzig '
andern Personen bei dem Baron Hart-
mann zu Gaste. Gegen daö Ende der
Mahlzeit fiel die Rede auf die Schädel
lehre, und jeder beeiferte sich, sei es aus
Neugierde oder Zeitvertreib, sich den Schä
del befühlen zu lassen. Der Professor
theilte mit heiterer Miene jedem Gaste
daß Resultat seiner Forschungen mit;i
aber auf einmal runzelte sich seine Stirn
und er weigerte sich, etwas über den Kopf
zu sagen, den er so eben unter den Hän
den gehabt hatte. Da man scherzend in
ihn drang, sagte er mit ernster Miene:
„Ich kann mich vielleicht irren, denn das
kann jede Wissenschaft; aber in der That
ich müßte fürchten zu beleidigen, wenn ich
meine gemachten Bemerkungen mittheilte,'
und trotz Allem, was man sagen mochte,
blieb der Professor stumm, bis daö Ge
spräch eine ändere Wendung nahm. —
Ein furchtbarer Mord war im Arden
-ser Walde verübt worden. Ein junges
Mädchen war einige Wochen früher ihren
Eltern entflohen. Man vermuthete, daß
der Entführer ein junger, in der Nähe
wohnender Mann sei, der zu gleicher Zeit
verschwunden war. Jetzt hatte man das
junge Mädchen grausam ermordet gefun
den, während der vermeinte Entführer zu
rückgekommen war, welcher erklärte, daß
er nur mit der größten Mühe den Hän
den der Räuber entkommen sei, die auch
ihn angegriffen. Als Beweis für diese
Aussage zeigte er mehrere, kaum geheilte
sehr gefährliche Wunden, die er im Kam
pfe erhalten zu haben behauptete, und die
ihn 14 Tage im Bette gehalten hätten.
Trotz dem schien dieses Vorgeben so
wenig einleuchtend unter den obwaltenden
Umständen, daß man den jungen Mann
ergriff und ins Gefängniß warf, ihn des
Mordes beschuldigend.
Dies war es, was Karl Haufft, einer
der eifrigsten Besucher des Barons Hart
mann, mit den größten Details erzählte.
Sein schönes Gesicht, seine angenehmen
Manieren und seine anmuthige Unterhal
tungSgabe, hatten ihm bie Neigung aller
derer erworben, die ihn kannten; ja man
glaubte sogar allgemein, er habe das Herz
des Fräuleins Clara Hartmann zu erobern
gewußt, und daß der Vater derselben wohl
seine Einwilligung zu dieser Verbindung
geben werde, obgleich Karl Hauffr Namur
erst kurze Zeit bewohnte.
Wenige Erzähler wußten dem, was sie
vortrugen mehr Reiz zu geben, als er.
Seine lebensvollen Beschreibungen beseel
ten die geringsten Gegenstände, und wenn
er etwa eine schauderhafte Begebenheit
schloß, so wußte er den Kältesten aufzu
regen und die Gleichgültigsten zum Schau
dern zu bringen. Die berühmtesten
man-Fabrikanten der Schreckensgeschich
ten des 19ten Jahrhunderts hätten bei
Karl Haufft sehr gut in die Schule gehen
können.
Als er den obenstehenden Bericht geen
det hattte, bezeugte ein allgemeiner Schrek
kensschrei, wie sehr er es verstanden, auf
seine Zuhörer zu wirken. Tausend Ver
wünschungen wurden gegen Den ausge
stoßen, der im Gefängnisse saß und des
Mordes beschuldigt wurde. Seine Schuld
schien Allen klar wie der Tag.
„ES würde mir Freude machen, einen
so schändlichen Menschen auf dem Rade
sterben zu sehen !" rief der russische Graf
0., indem er eine Priese aus einer golde
nen, mit Diamanten besetzten Dose nahm.
„Man müßte ihn auf die Tortur span
nen," fügte ein Anderer hinzu. —Möge
er in dieser und in jener Welt bestraft
werden !" rief Karl lebhaft.
„Geduld, meine Herren, Sie sind all
zustrenge," nahm der Baron das Wort.
„Es ist gewiß, daß der Schuldige von
rechtswegen eine Strafe verdient; allein
Ihr Abscheu gegen das Verbrechen führt
zu weit. Man muß den Weg der Gna
de niemals ganz verschließen." Bei die
sen Worten schlug der Greis seinem jun
gen Freunde Karl leicht auf die Schulter.
Man unterhielt sich noch einige Zeit
über diesen Gegenstand; allein während
des ganzen Abends sprach der Professor
Leyden nur wenige Worte mehr, und nur
dann, wenn die Höflichkeit zu antworten
ihn zwang.
Da die Stunde des Abschiedes gekom
men war erhob sich der Graf O. zuerst
und bat, ihm seine Dose wieder zustellen
zu wollen Die Person, welche sie zuerst
von ihm zur Ansicht erhalten hatte, erkär
te, sie dem Nachbar gezeigt zu haben, und
so ging es von Einem zum Andern : kurz
die Dose war verschwunden. Indeß hatte
Jeder sie gesehen, und die Bedienung hat
te den Saal verlassen, sobald der Nach
tisch aufgetragen worden war.
Die Sache war sehr kitzlich. Der al
te Baron fühlte, daß seine Ehre dabei be
theiligt sein würde, wenn sie unaufgeklärt
bliebe. Er hegte indeß noch die Hoff
nung, daß sich einer der Gäste wohl nur
einen schlechten Scherz erlaubt haben dürf
te ; deßhalb erhob er sich und sagte:
„Meine Herren, es ist gewiß, daß sich
einer von uns einen Scherz mit der Dose
meines Freundes, des Herrn Grafen, hat
machen wollen; jetzt aber, da dieser weit
genug getrieben ist, muß ich Denjenigen,
der sie hat, bitten, sie zurück zu geben;"
bei diesen Worten bemühte er sich zu lä
cheln.
Niemand antwortete.
Das Gesicht des BaronS ward jetzt fin
sterer und er sagte mit ernstem Tone:
„Meine Freunde, Sie können sich nicht
beleidigt fühlen, wenn ich selbst mich einer
unangenehmen Nothwendigkeit unterwer.
fe. Wir müssen, ich erröthe fast es zu
sagen, wir müssen uns sämmtlich unter
suchen lassen. Kein Anderer, als der wirk
lich Schuldige, kann die Ausführung ei
ner solchen Maßregel übel nehmen."
Einer der Gäste sprang auf und rief:
„Beim Himmel! lieber will ich sterben
als mich derselben unterwerfen." Ein
Zweiter war derselben Meinung, und sag
te, „dies heiße einem unwürdigen Ver
dachte Raum geben."
Der arme Baron schien vernichtet.
Er sah Leyden starr an, der aufgestanden
war.
„Daß die Thür verschlossen bleibe!'/
sagte dieser mit ernstem Tone. Man ge
horchte.
„Meine Herren," fuhr er fort, „Sie
werden gezwungen sein, die Wahrheit des
sen anzuerkennen, was ich jetzt vorbringen
werde, oder ich, der Schüler einer Charla
tanerie, ich keine um!" Er nahm dann ein
Messer vom Tische, und als Alle erschra
ken. fügte er hinzu: „Seien Sie ganz
ruhig meine Herren, gegen mich selbst keh
re ich allein diese Waffe, wenn ich eine hier
anwesende Person fälschlich beschuldige.
Sie werden sich erinnern, daß ich während
des Mahles die Köpfe der meisten hier An
wesenden untersuchte. Wenig bestimmte
Anzeichen begegneten mir; aber eö ist Ei
ner unter uns, auf Rechnung dessen ich
mich nicht betrügen kann. Ich hätte ge
wünscht, diese Person niemals kennen ge
lernt zu haben, und habe, seit ich sie ken
ne, sie nicht ohne Zittern ansehen können.
Ich bemerke, daß meine Worte sie schon er
bleichen machen. Wohlan, entweder bin
ich ein niederträchtiger Lügner, oder Sie
Karl Haufft, sind ein Dieb und ein Mör
der!"—
Ein Blitzstrahl aus heiterer Höhe hätte
nicht mehr Schrecken verbreiten können,
als diese Worte. Der Baron sprang
"Lvillig zu loben und okne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 8. April, RBSI
voll Zorn auf; der Graf glaubte, der Pro
fessor sei verrückt geworden, während die
andern Gäste ihre Blicke bald auf diesen,
bald auf Karl Haufft warfen.
Der Professor hatte sich mit Würde
wieder niedergesetzt; der junge Mann blieb
bleich und fassungslos. Der Baron hat
te die A bsicht, die unbedachtsame Rede Ley
dens, wodurch dieser eine so furchtbare
Beschuldigung gegen den aussprach, den
er fast als seinen Schwiegersohn ansah,
laut zu tadeln, als der Professor mit fe
stem Tone sprach:
„Man durchsuche ihn !"
Der Baron war so indignirt und auf
gebracht, daß er schon auf den Professor
losstürzen wollte, als in demselben Augen
blick die Dose auf den Tisch siel; der Ba
ron sank fast außer sich in einen Stuhl
zurück.
Es herrschte während einigen Minuten
eine tödtliche Stille in dem Kreise. Je
der schien vernichtet, während Karl, dessen
Züge sich gänzlich verändert hatten, ficht
bar innerlich einen heftigen Kampf be
stand. Auf einmal riß er sich auS diesem
entsetzlichen Zustande empor und rief mit
gebrochener Stimme:
„Die HandGottes liegt schwer auf mir!
Vergebens suchte ich mich seiner Gerech
tigkeit zu entziehen. Dieser Mann da
hat die Wahrheit geredet; ja ich bin ein
Dieb und Mörder. Unter dem Namen
Gratz habe ich das Herz des jungen Mäd
chens, von dem wir eben redeten, zu ge
winnen gewußt; im Augenblick der Toll
heit heirathete ich sie. Wenige Zeit reichte
hin, mir die Tiefe des Abgrundes zu zei
gen, in den ich mich gestürzt hatte, ich, der
ich einen Namen, Erziehung und Bildung
besaß, ich hatte mich mit einem armen, un
wissenenden Mädchen auf immer verbun
den ; Ich hörte, daß Clara Hartmann ein
sehr großes Vermögen besäße. Die Lie
be zum Golde bemächtigte sich meines Her
zens, und nachdem ich einsehen gelernt, daß
meine Verheirathung, die für mich znr
Hölle geworden war, das einzige Hinder
niß meiner Verbindung sein dürfte, ermor
dete ich mein Weib und wußte die Schuld
des Mordes auf einen Andern zu schieben.
Wenn dieser nicht entflohen wäre, um sich
einer Anklage zu entziehen, würde ich ihn
bevor die Wahrheit an den Tag hätte kom
men können, erdolcht haben. Was die
Dose anbetrifft, so stand ich wie unter dem
Einflüsse eines höllischen Zaubers. Sie
war zu kostbar, um nicht meine Habsucht
reizen zu müssen. Eine unsichtbare un
widerstehliche Macht zog mich ins Verder
ben. Aber weßhalb noch mehr reden?
Ich verlache daS Schicksal, und weiß mich
dem Blutgerüste zu entziehen!"
Bei diesen Worten zog er eine kleine
Phiole aus seiner Westentasche und ver
schluckte den Inhalt derselben, bevor man
es verhindern konnte.
Man bemerkte bald, daß er Blausäure
genommen hatte.
Ein Jahr nach diesem unglücklichen Er
eignisse heirathete Klara Hartmann den
Professor Leyden, dem die Schädellehre da
zu verhelfen hatte, ein Verbrechen zu ent
decken, einen Unschuldigen zu befreien und
eine schöne, reiche und liebenswürdige Gat
tin heimzuführen. (IL. Unth.-Blatt.
Eine kuriose Geschichte.
Wir übersetzen aus dem „Charleston
Mercury" folgende mysteriöse Geschichte:
„Wir erfahren aus zuverläßiger Quel
le, daß vor wenig Wochen zurück ein da
hier in Charleston wohnender Mann, den
der Himmel mit einem besonders hübschen
Weibchen beglückt hatte, Nachts ziemlich
unerwartet nach Hause ging. Beim Ein
tritt in sein Schlafgemach fand er Alles in
Dunkelheit gehüllt, doch überzeugte ihn
das ruhige Athemholen, das er vernahm,
von der Anwesenheit seiner lieblichen „Ge
fährtin in Freud' und Leid," und so fing
er denn ebenfalls an, sich zu entkleiden.
Noch aber war er damit nicht sehr weit
gekommen, als die Frau erwachte und er
schrocken auSrief:
„Wer ist da?"
„Nur ich bin's, meine Theure."
„Was, du mein Gatte! Ich erwarte
te nicht, —oh, ich bin so froh, daß du da
bist, —ich habe so schreckliche Leibschmer
zen, —lauf' zur Apotheke für ein wenig
Laudanum, oder Paregoric, oder Pfeffer
münze, —o Lieber, nur schnell schnell! oh
oh? oh!"
Die Frau schien schrecklich zu leiden,
dem Mann wurde angst und bange, er
Alüpfte schnell wieder in seine Hosen,
und rannte ohne Nock fort, um Medizin
zu holen.
In der Apotheke angelangt, verschaffte
er sich die Arzneien und wollte dann da
für bezahlen, als er zu seinem größten
Erstaunen ein zwanzig Dollars Goldstück
aus seiner Tasche herauslangte. Sich
wundernd, wie solch' ein Goldstück in sei
ne Tasche gekommen sei, griff er abermals
hinein und siehe da! ein zweiter Doppel
adler erschien; er wiederholte die Opera
tion und stet.s mit demselben Resultat, so
daß er sich endlich als geheimnißvoller Be
sitzer von A2IA) in Gold erblickte, wäh
rend er gedacht hatte, er sei nicht so viele
Cents werth.
Erfreut, und doch zugleich ein wenig
beunruhigt über diesen plötzlichen Glücks
fall, eilte unser Held nach seiner Woh
nung, um seiner bessern Hälfte einzuge
ben und sie mit seinem merkwürdigen Fund
bekannt zu machen. —Kaum hatte er je
doch dasZimmer betreten,so fand er erstens,
daß sein liebes Frau'chen wieder vollkom
men gesund war,—und zweitens, daß er
selbst eines andern Mannesßeinkleider an
hatte ! Im ersten Augenblick war er ob
solcher Tntdeckung fast versteinert, und
als er es endlich doch über sich vermochte,
weiter nachzusehen, entdeckte er, daß seine
eigenen Beinkleider und sein Rock fort wa
ren ; an des letztern Statt aber war ein
eleganterUeberrock von feinem dunkelblau
em Tuche zurückgelassen worden, dessen
vergoldete Knöpfe und sonstige Abzeichen
erkenen ließen, daß sein rechtmäßiger Be
sitzer zu Onkel Sam's Marine gehöre.
Was weiter zwischen beiden Gatten ver
handelt worden, wissen wir nicht; —der
Mann hat aber gleich darauf mit seinem
hübschen Weibchen Charleston verlassen."
Buff. Telegraph.
Wir haben früher schon einmal Anlaß
genommen, über diese eigenthümliche in
Frankreich aufgetauchte Schwärmersekte
zu berichten. Wir finden über dieselbe
noch Folgendes im New-Vork „Beobach
ter :"
„Schon seit langer Zeit bestand in dem
St. Jean Bonnefonde eine Sekte, Begui
nen genannt, deren Mitglieder bisher für
ganz ehrsame Leute gehalten wurden.
Mehrere derselben zogen nach Paris, wo
sie in der Straße d'Ollion ihre Versamm
lungen hielten. Kürzlich wurden aber
scandalöse Anschuldigungen gegen diese
Sekte vorgebracht, und 14 Mitglieder der
selben vor die Pariser Assisen gestellt.
Sonderbare Sachen von dieser Sekte ka
men hier zum Vorscheine, da sie aber nicht
genau bewiesen merden konnten, so wurde
Jedes derselben nur wegen ungesetzlicher
Zusammenkunft um 25 Franken gestraft.
Die Sekte steht gegenwärtig unter einem
gewissen Digonnet, den sie den guten
Gott, Elias, den Täufer Johannes und
den heiligen Geist nennt. Dieser gute
Gott ist von Profession ein Bettler, und
hatsich wegen Diebstahl und Betrügereien
7Jahre lang im Bagno in Toulon aufge
halten. Gegenwärtig ist derselbe im Ge
fängnisse zu Aurillac. Er ist bereits 67
Jahre alt, aber dennoch lebt er in der in
nigsten Vertraulichkeit mit den Frauen
zimmern dieser Sekte, da er jeder den
Glauben beigebracht hat sie würde durch
ihn die Mutter des Messias werden. Bei
den Verhören wurde zugestanden, daß in
den Versammlungen auf ein gegebenes
Zeichen alle Lichter ausgelöscht und dann
geschrieen wird: „Weg mit dem Licht.'
Laufende Nmnmer S 2.
Weg mit der Bescheidenheit!" Ein
Hauptgrnndsatz ihrer Sekte ist die Ent
haltung von der Ehe, die sie als verwerf
lich erklären. Zur Nachtzeit halten sie in
den Wäldern Prozessionen, wobei sie ganz
nackt gehen.—Die ganze saubre Geschich
te dieser Sekte kam durch eine Frau ans
Licht, welche zu der Gesellschaft gehörte.
Ihre beiden jungen Töchter sollten gleich
falls in die Mysterien dieses Bundes ein
geweiht werden, aber die Mutter wnrde
doch um das Schicksal derselben besorgt,
und sah sie vermuthlich nicht gerne in den
Armen ihres guten Gottes.
Da sie keinen andern Ausweg wußte,
um dieses schmähliche LooS von ihren Kin
dern abzuwenden, als bei den Gerichten
Hülfe zu suchen, so zeigte sie dieses an,
worauf die Gesellschaft arretirt wurde.
Man kann sich keinen Begriff von dem
blinden Glauben machen, mit dem diese
Leute ihrem guten Gotte zugethan sind.
Ein Frauenzimmer, welche das Glück ge
habt hatte, in den Augen dieses Betrügers
Gnade zu finden, erklärte öffentlich, sie
sei von ihm zur Mutter des Messias er
kohren und Digonnet bestätigte dieses.
Als die Entbindung derselben herannahte,
war die ganze Gesellschaft versammelt, um
den neugeborenen Messias zu begrüßen,
aber unglücklicher Weise und zum größ
ten Schrecken Digonnets und seiner Ge
sellschaft war das Kind ein Mädchen, (ib.
Mad. Ellis sagt in ihren an junge
Frauenzimmer gerichteten Vorlesungen:
„Meine hübschen, lieben Kleinen, ihr
paßt eben so wenig für die Ehe, wie ein
Hähnchen zur Beaufsichtigung einer Fa
milie von 14 Küchlein. Um die Wahr
heit zu sagen, meine lieben Mädchen, ihr
bedürft, im Allgemeinen gesagt, mehrFrei
heit und weniger fashionable Zurückhal
tung ; mehr Küche und wenig Parlor;
mehr Beinbewegung und weniger Sofa;
mehr Puddingfabrikation u. weniger Pia
no ; mehr Offenheit und weniger verstell
te Verschämtheit; mehr Frühstück und
weniger Hintertheil. Ich liebe das mun
tere, helläugige, rosenwangige, vollbrüsti
ge, lebendige Mädel, das Strümpfe flik
ken kann, seine eigenen Röcke macht, Un
terzieher ausbessert, ein Regiment Töpfe
und Kessel commandirt, Holz spaltet und
wilde Enten so gut schießt, wie die Her
zogin von Manborough, oder die Köni
gin von Spanien.; aber mit euren schmach
tenden, wespengesichtigen, musikmorden«
den, romanverschlingendcn Töchtern der
neuen Mode und des Müßigganges ; mit
euren schwindsuchtbesohlten Schuhen, sei
denen Strümpfen und Wattenunterlagen
taugt ihr als die künftigen Weiber und
Mütter Englands nichts."
Der Neu-JerseyGazette entnehmen wir
Folgendes: „Commodore Stock
ton's schlechte Rede:" Als der
Commodore die Nachricht von seiner Er
wählung zum Ver. St. Senator erhielt,
gab er seinen Freunden einen kleinen
Schmaus. Als der Glückwunsch Toast
ausgebracht wurde erhob sich Stockten und
hielt eine lange Rede, wohl gesetzt und gut
durchdacht, über alles das Gute was er
thun wolle, wie er das Wohl seiner Bür
ger achte, und dergleichen mehr. Nach
beendigter Rede trat ein muh aussehender
Geselle der eigentlich nicht recht zur Ge
sellschaft gehörte zumßedner heran, klopf
te ihm auf die Schulter und sagte: Com--
modore, deine Rede da ist recht schlecht ge«
wesen.
Stockton war bestürzt, da er in seiner
Meinung sehr gut geredet hatte, und ent
schuldigte sich mit Unwohlsein, ungewohnt
zu sprechen, überrascht von der Wahl, u.
ähnlichen Ausflüchten.
Schon gut, sagte der Quälgeist, der
seine Verlegenheit bemerkte, es schadet ge
rade nichts. Aber ich meinte nur, zu ge
wöhnlichen Zwecken wie z. B. im Con
gresse mag die Rede schon passiren; doch
bei solchen Gelegenheiten wie diese hier,
habe ich gerne eine kurze Rede und einen
langen Trink.