Der Liberale Beobachter, Und Berks, Montgomery und Schnylkill Cannties allgemeiner Anzeiger M e il V i N S, Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwelle, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Cbesnut - Straße Jahrg. 12, ganze Nnn». ««H Ein Fall von Phrenologie. Wenige Professoren geben ihren Un terricht mit dem Eifer, wie der Professor Leyden ihn gab. Wenn er auf dem Ka theder stand, schien er alle Dinge, als die worüber er lehrte, zu vergessen. Sein starres und glänzendes Auge, seine beleb ten Züge, die Ueberzeugung, die seine Re den athmeten konnten glauben machen, daß die Macht seiner Einbildungskraft jedes Individuum vor ihn hinzauberte, über das er gerade redete. Er hatte sein 32. Jahr zurückgelegt, und war einer der eif rigsten Anhänger Galls und Spurzheims.! Eines Tages war er mit etwa zwanzig ' andern Personen bei dem Baron Hart- mann zu Gaste. Gegen daö Ende der Mahlzeit fiel die Rede auf die Schädel lehre, und jeder beeiferte sich, sei es aus Neugierde oder Zeitvertreib, sich den Schä del befühlen zu lassen. Der Professor theilte mit heiterer Miene jedem Gaste daß Resultat seiner Forschungen mit;i aber auf einmal runzelte sich seine Stirn und er weigerte sich, etwas über den Kopf zu sagen, den er so eben unter den Hän den gehabt hatte. Da man scherzend in ihn drang, sagte er mit ernster Miene: „Ich kann mich vielleicht irren, denn das kann jede Wissenschaft; aber in der That ich müßte fürchten zu beleidigen, wenn ich meine gemachten Bemerkungen mittheilte,' und trotz Allem, was man sagen mochte, blieb der Professor stumm, bis daö Ge spräch eine ändere Wendung nahm. — Ein furchtbarer Mord war im Arden -ser Walde verübt worden. Ein junges Mädchen war einige Wochen früher ihren Eltern entflohen. Man vermuthete, daß der Entführer ein junger, in der Nähe wohnender Mann sei, der zu gleicher Zeit verschwunden war. Jetzt hatte man das junge Mädchen grausam ermordet gefun den, während der vermeinte Entführer zu rückgekommen war, welcher erklärte, daß er nur mit der größten Mühe den Hän den der Räuber entkommen sei, die auch ihn angegriffen. Als Beweis für diese Aussage zeigte er mehrere, kaum geheilte sehr gefährliche Wunden, die er im Kam pfe erhalten zu haben behauptete, und die ihn 14 Tage im Bette gehalten hätten. Trotz dem schien dieses Vorgeben so wenig einleuchtend unter den obwaltenden Umständen, daß man den jungen Mann ergriff und ins Gefängniß warf, ihn des Mordes beschuldigend. Dies war es, was Karl Haufft, einer der eifrigsten Besucher des Barons Hart mann, mit den größten Details erzählte. Sein schönes Gesicht, seine angenehmen Manieren und seine anmuthige Unterhal tungSgabe, hatten ihm bie Neigung aller derer erworben, die ihn kannten; ja man glaubte sogar allgemein, er habe das Herz des Fräuleins Clara Hartmann zu erobern gewußt, und daß der Vater derselben wohl seine Einwilligung zu dieser Verbindung geben werde, obgleich Karl Hauffr Namur erst kurze Zeit bewohnte. Wenige Erzähler wußten dem, was sie vortrugen mehr Reiz zu geben, als er. Seine lebensvollen Beschreibungen beseel ten die geringsten Gegenstände, und wenn er etwa eine schauderhafte Begebenheit schloß, so wußte er den Kältesten aufzu regen und die Gleichgültigsten zum Schau dern zu bringen. Die berühmtesten man-Fabrikanten der Schreckensgeschich ten des 19ten Jahrhunderts hätten bei Karl Haufft sehr gut in die Schule gehen können. Als er den obenstehenden Bericht geen det hattte, bezeugte ein allgemeiner Schrek kensschrei, wie sehr er es verstanden, auf seine Zuhörer zu wirken. Tausend Ver wünschungen wurden gegen Den ausge stoßen, der im Gefängnisse saß und des Mordes beschuldigt wurde. Seine Schuld schien Allen klar wie der Tag. „ES würde mir Freude machen, einen so schändlichen Menschen auf dem Rade sterben zu sehen !" rief der russische Graf 0., indem er eine Priese aus einer golde nen, mit Diamanten besetzten Dose nahm. „Man müßte ihn auf die Tortur span nen," fügte ein Anderer hinzu. —Möge er in dieser und in jener Welt bestraft werden !" rief Karl lebhaft. „Geduld, meine Herren, Sie sind all zustrenge," nahm der Baron das Wort. „Es ist gewiß, daß der Schuldige von rechtswegen eine Strafe verdient; allein Ihr Abscheu gegen das Verbrechen führt zu weit. Man muß den Weg der Gna de niemals ganz verschließen." Bei die sen Worten schlug der Greis seinem jun gen Freunde Karl leicht auf die Schulter. Man unterhielt sich noch einige Zeit über diesen Gegenstand; allein während des ganzen Abends sprach der Professor Leyden nur wenige Worte mehr, und nur dann, wenn die Höflichkeit zu antworten ihn zwang. Da die Stunde des Abschiedes gekom men war erhob sich der Graf O. zuerst und bat, ihm seine Dose wieder zustellen zu wollen Die Person, welche sie zuerst von ihm zur Ansicht erhalten hatte, erkär te, sie dem Nachbar gezeigt zu haben, und so ging es von Einem zum Andern : kurz die Dose war verschwunden. Indeß hatte Jeder sie gesehen, und die Bedienung hat te den Saal verlassen, sobald der Nach tisch aufgetragen worden war. Die Sache war sehr kitzlich. Der al te Baron fühlte, daß seine Ehre dabei be theiligt sein würde, wenn sie unaufgeklärt bliebe. Er hegte indeß noch die Hoff nung, daß sich einer der Gäste wohl nur einen schlechten Scherz erlaubt haben dürf te ; deßhalb erhob er sich und sagte: „Meine Herren, es ist gewiß, daß sich einer von uns einen Scherz mit der Dose meines Freundes, des Herrn Grafen, hat machen wollen; jetzt aber, da dieser weit genug getrieben ist, muß ich Denjenigen, der sie hat, bitten, sie zurück zu geben;" bei diesen Worten bemühte er sich zu lä cheln. Niemand antwortete. Das Gesicht des BaronS ward jetzt fin sterer und er sagte mit ernstem Tone: „Meine Freunde, Sie können sich nicht beleidigt fühlen, wenn ich selbst mich einer unangenehmen Nothwendigkeit unterwer. fe. Wir müssen, ich erröthe fast es zu sagen, wir müssen uns sämmtlich unter suchen lassen. Kein Anderer, als der wirk lich Schuldige, kann die Ausführung ei ner solchen Maßregel übel nehmen." Einer der Gäste sprang auf und rief: „Beim Himmel! lieber will ich sterben als mich derselben unterwerfen." Ein Zweiter war derselben Meinung, und sag te, „dies heiße einem unwürdigen Ver dachte Raum geben." Der arme Baron schien vernichtet. Er sah Leyden starr an, der aufgestanden war. „Daß die Thür verschlossen bleibe!'/ sagte dieser mit ernstem Tone. Man ge horchte. „Meine Herren," fuhr er fort, „Sie werden gezwungen sein, die Wahrheit des sen anzuerkennen, was ich jetzt vorbringen werde, oder ich, der Schüler einer Charla tanerie, ich keine um!" Er nahm dann ein Messer vom Tische, und als Alle erschra ken. fügte er hinzu: „Seien Sie ganz ruhig meine Herren, gegen mich selbst keh re ich allein diese Waffe, wenn ich eine hier anwesende Person fälschlich beschuldige. Sie werden sich erinnern, daß ich während des Mahles die Köpfe der meisten hier An wesenden untersuchte. Wenig bestimmte Anzeichen begegneten mir; aber eö ist Ei ner unter uns, auf Rechnung dessen ich mich nicht betrügen kann. Ich hätte ge wünscht, diese Person niemals kennen ge lernt zu haben, und habe, seit ich sie ken ne, sie nicht ohne Zittern ansehen können. Ich bemerke, daß meine Worte sie schon er bleichen machen. Wohlan, entweder bin ich ein niederträchtiger Lügner, oder Sie Karl Haufft, sind ein Dieb und ein Mör der!"— Ein Blitzstrahl aus heiterer Höhe hätte nicht mehr Schrecken verbreiten können, als diese Worte. Der Baron sprang "Lvillig zu loben und okne Furcht zu tadeln." Dienstag den 8. April, RBSI voll Zorn auf; der Graf glaubte, der Pro fessor sei verrückt geworden, während die andern Gäste ihre Blicke bald auf diesen, bald auf Karl Haufft warfen. Der Professor hatte sich mit Würde wieder niedergesetzt; der junge Mann blieb bleich und fassungslos. Der Baron hat te die A bsicht, die unbedachtsame Rede Ley dens, wodurch dieser eine so furchtbare Beschuldigung gegen den aussprach, den er fast als seinen Schwiegersohn ansah, laut zu tadeln, als der Professor mit fe stem Tone sprach: „Man durchsuche ihn !" Der Baron war so indignirt und auf gebracht, daß er schon auf den Professor losstürzen wollte, als in demselben Augen blick die Dose auf den Tisch siel; der Ba ron sank fast außer sich in einen Stuhl zurück. Es herrschte während einigen Minuten eine tödtliche Stille in dem Kreise. Je der schien vernichtet, während Karl, dessen Züge sich gänzlich verändert hatten, ficht bar innerlich einen heftigen Kampf be stand. Auf einmal riß er sich auS diesem entsetzlichen Zustande empor und rief mit gebrochener Stimme: „Die HandGottes liegt schwer auf mir! Vergebens suchte ich mich seiner Gerech tigkeit zu entziehen. Dieser Mann da hat die Wahrheit geredet; ja ich bin ein Dieb und Mörder. Unter dem Namen Gratz habe ich das Herz des jungen Mäd chens, von dem wir eben redeten, zu ge winnen gewußt; im Augenblick der Toll heit heirathete ich sie. Wenige Zeit reichte hin, mir die Tiefe des Abgrundes zu zei gen, in den ich mich gestürzt hatte, ich, der ich einen Namen, Erziehung und Bildung besaß, ich hatte mich mit einem armen, un wissenenden Mädchen auf immer verbun den ; Ich hörte, daß Clara Hartmann ein sehr großes Vermögen besäße. Die Lie be zum Golde bemächtigte sich meines Her zens, und nachdem ich einsehen gelernt, daß meine Verheirathung, die für mich znr Hölle geworden war, das einzige Hinder niß meiner Verbindung sein dürfte, ermor dete ich mein Weib und wußte die Schuld des Mordes auf einen Andern zu schieben. Wenn dieser nicht entflohen wäre, um sich einer Anklage zu entziehen, würde ich ihn bevor die Wahrheit an den Tag hätte kom men können, erdolcht haben. Was die Dose anbetrifft, so stand ich wie unter dem Einflüsse eines höllischen Zaubers. Sie war zu kostbar, um nicht meine Habsucht reizen zu müssen. Eine unsichtbare un widerstehliche Macht zog mich ins Verder ben. Aber weßhalb noch mehr reden? Ich verlache daS Schicksal, und weiß mich dem Blutgerüste zu entziehen!" Bei diesen Worten zog er eine kleine Phiole aus seiner Westentasche und ver schluckte den Inhalt derselben, bevor man es verhindern konnte. Man bemerkte bald, daß er Blausäure genommen hatte. Ein Jahr nach diesem unglücklichen Er eignisse heirathete Klara Hartmann den Professor Leyden, dem die Schädellehre da zu verhelfen hatte, ein Verbrechen zu ent decken, einen Unschuldigen zu befreien und eine schöne, reiche und liebenswürdige Gat tin heimzuführen. (IL. Unth.-Blatt. Eine kuriose Geschichte. Wir übersetzen aus dem „Charleston Mercury" folgende mysteriöse Geschichte: „Wir erfahren aus zuverläßiger Quel le, daß vor wenig Wochen zurück ein da hier in Charleston wohnender Mann, den der Himmel mit einem besonders hübschen Weibchen beglückt hatte, Nachts ziemlich unerwartet nach Hause ging. Beim Ein tritt in sein Schlafgemach fand er Alles in Dunkelheit gehüllt, doch überzeugte ihn das ruhige Athemholen, das er vernahm, von der Anwesenheit seiner lieblichen „Ge fährtin in Freud' und Leid," und so fing er denn ebenfalls an, sich zu entkleiden. Noch aber war er damit nicht sehr weit gekommen, als die Frau erwachte und er schrocken auSrief: „Wer ist da?" „Nur ich bin's, meine Theure." „Was, du mein Gatte! Ich erwarte te nicht, —oh, ich bin so froh, daß du da bist, —ich habe so schreckliche Leibschmer zen, —lauf' zur Apotheke für ein wenig Laudanum, oder Paregoric, oder Pfeffer münze, —o Lieber, nur schnell schnell! oh oh? oh!" Die Frau schien schrecklich zu leiden, dem Mann wurde angst und bange, er Alüpfte schnell wieder in seine Hosen, und rannte ohne Nock fort, um Medizin zu holen. In der Apotheke angelangt, verschaffte er sich die Arzneien und wollte dann da für bezahlen, als er zu seinem größten Erstaunen ein zwanzig Dollars Goldstück aus seiner Tasche herauslangte. Sich wundernd, wie solch' ein Goldstück in sei ne Tasche gekommen sei, griff er abermals hinein und siehe da! ein zweiter Doppel adler erschien; er wiederholte die Opera tion und stet.s mit demselben Resultat, so daß er sich endlich als geheimnißvoller Be sitzer von A2IA) in Gold erblickte, wäh rend er gedacht hatte, er sei nicht so viele Cents werth. Erfreut, und doch zugleich ein wenig beunruhigt über diesen plötzlichen Glücks fall, eilte unser Held nach seiner Woh nung, um seiner bessern Hälfte einzuge ben und sie mit seinem merkwürdigen Fund bekannt zu machen. —Kaum hatte er je doch dasZimmer betreten,so fand er erstens, daß sein liebes Frau'chen wieder vollkom men gesund war,—und zweitens, daß er selbst eines andern Mannesßeinkleider an hatte ! Im ersten Augenblick war er ob solcher Tntdeckung fast versteinert, und als er es endlich doch über sich vermochte, weiter nachzusehen, entdeckte er, daß seine eigenen Beinkleider und sein Rock fort wa ren ; an des letztern Statt aber war ein eleganterUeberrock von feinem dunkelblau em Tuche zurückgelassen worden, dessen vergoldete Knöpfe und sonstige Abzeichen erkenen ließen, daß sein rechtmäßiger Be sitzer zu Onkel Sam's Marine gehöre. Was weiter zwischen beiden Gatten ver handelt worden, wissen wir nicht; —der Mann hat aber gleich darauf mit seinem hübschen Weibchen Charleston verlassen." Buff. Telegraph. Wir haben früher schon einmal Anlaß genommen, über diese eigenthümliche in Frankreich aufgetauchte Schwärmersekte zu berichten. Wir finden über dieselbe noch Folgendes im New-Vork „Beobach ter :" „Schon seit langer Zeit bestand in dem St. Jean Bonnefonde eine Sekte, Begui nen genannt, deren Mitglieder bisher für ganz ehrsame Leute gehalten wurden. Mehrere derselben zogen nach Paris, wo sie in der Straße d'Ollion ihre Versamm lungen hielten. Kürzlich wurden aber scandalöse Anschuldigungen gegen diese Sekte vorgebracht, und 14 Mitglieder der selben vor die Pariser Assisen gestellt. Sonderbare Sachen von dieser Sekte ka men hier zum Vorscheine, da sie aber nicht genau bewiesen merden konnten, so wurde Jedes derselben nur wegen ungesetzlicher Zusammenkunft um 25 Franken gestraft. Die Sekte steht gegenwärtig unter einem gewissen Digonnet, den sie den guten Gott, Elias, den Täufer Johannes und den heiligen Geist nennt. Dieser gute Gott ist von Profession ein Bettler, und hatsich wegen Diebstahl und Betrügereien 7Jahre lang im Bagno in Toulon aufge halten. Gegenwärtig ist derselbe im Ge fängnisse zu Aurillac. Er ist bereits 67 Jahre alt, aber dennoch lebt er in der in nigsten Vertraulichkeit mit den Frauen zimmern dieser Sekte, da er jeder den Glauben beigebracht hat sie würde durch ihn die Mutter des Messias werden. Bei den Verhören wurde zugestanden, daß in den Versammlungen auf ein gegebenes Zeichen alle Lichter ausgelöscht und dann geschrieen wird: „Weg mit dem Licht.' Laufende Nmnmer S 2. Weg mit der Bescheidenheit!" Ein Hauptgrnndsatz ihrer Sekte ist die Ent haltung von der Ehe, die sie als verwerf lich erklären. Zur Nachtzeit halten sie in den Wäldern Prozessionen, wobei sie ganz nackt gehen.—Die ganze saubre Geschich te dieser Sekte kam durch eine Frau ans Licht, welche zu der Gesellschaft gehörte. Ihre beiden jungen Töchter sollten gleich falls in die Mysterien dieses Bundes ein geweiht werden, aber die Mutter wnrde doch um das Schicksal derselben besorgt, und sah sie vermuthlich nicht gerne in den Armen ihres guten Gottes. Da sie keinen andern Ausweg wußte, um dieses schmähliche LooS von ihren Kin dern abzuwenden, als bei den Gerichten Hülfe zu suchen, so zeigte sie dieses an, worauf die Gesellschaft arretirt wurde. Man kann sich keinen Begriff von dem blinden Glauben machen, mit dem diese Leute ihrem guten Gotte zugethan sind. Ein Frauenzimmer, welche das Glück ge habt hatte, in den Augen dieses Betrügers Gnade zu finden, erklärte öffentlich, sie sei von ihm zur Mutter des Messias er kohren und Digonnet bestätigte dieses. Als die Entbindung derselben herannahte, war die ganze Gesellschaft versammelt, um den neugeborenen Messias zu begrüßen, aber unglücklicher Weise und zum größ ten Schrecken Digonnets und seiner Ge sellschaft war das Kind ein Mädchen, (ib. Mad. Ellis sagt in ihren an junge Frauenzimmer gerichteten Vorlesungen: „Meine hübschen, lieben Kleinen, ihr paßt eben so wenig für die Ehe, wie ein Hähnchen zur Beaufsichtigung einer Fa milie von 14 Küchlein. Um die Wahr heit zu sagen, meine lieben Mädchen, ihr bedürft, im Allgemeinen gesagt, mehrFrei heit und weniger fashionable Zurückhal tung ; mehr Küche und wenig Parlor; mehr Beinbewegung und weniger Sofa; mehr Puddingfabrikation u. weniger Pia no ; mehr Offenheit und weniger verstell te Verschämtheit; mehr Frühstück und weniger Hintertheil. Ich liebe das mun tere, helläugige, rosenwangige, vollbrüsti ge, lebendige Mädel, das Strümpfe flik ken kann, seine eigenen Röcke macht, Un terzieher ausbessert, ein Regiment Töpfe und Kessel commandirt, Holz spaltet und wilde Enten so gut schießt, wie die Her zogin von Manborough, oder die Köni gin von Spanien.; aber mit euren schmach tenden, wespengesichtigen, musikmorden« den, romanverschlingendcn Töchtern der neuen Mode und des Müßigganges ; mit euren schwindsuchtbesohlten Schuhen, sei denen Strümpfen und Wattenunterlagen taugt ihr als die künftigen Weiber und Mütter Englands nichts." Der Neu-JerseyGazette entnehmen wir Folgendes: „Commodore Stock ton's schlechte Rede:" Als der Commodore die Nachricht von seiner Er wählung zum Ver. St. Senator erhielt, gab er seinen Freunden einen kleinen Schmaus. Als der Glückwunsch Toast ausgebracht wurde erhob sich Stockten und hielt eine lange Rede, wohl gesetzt und gut durchdacht, über alles das Gute was er thun wolle, wie er das Wohl seiner Bür ger achte, und dergleichen mehr. Nach beendigter Rede trat ein muh aussehender Geselle der eigentlich nicht recht zur Ge sellschaft gehörte zumßedner heran, klopf te ihm auf die Schulter und sagte: Com-- modore, deine Rede da ist recht schlecht ge« wesen. Stockton war bestürzt, da er in seiner Meinung sehr gut geredet hatte, und ent schuldigte sich mit Unwohlsein, ungewohnt zu sprechen, überrascht von der Wahl, u. ähnlichen Ausflüchten. Schon gut, sagte der Quälgeist, der seine Verlegenheit bemerkte, es schadet ge rade nichts. Aber ich meinte nur, zu ge wöhnlichen Zwecken wie z. B. im Con gresse mag die Rede schon passiren; doch bei solchen Gelegenheiten wie diese hier, habe ich gerne eine kurze Rede und einen langen Trink.