Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, February 25, 1851, Image 1

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    Der Liberale Beobachter,
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Cannties allgemeiner Anzeiger.
mri»s i n g, Venn, Gedruckt und herausgegeben von Arn ol d Pnwell c, in der Süd öten Straße, zwischen der Franklin- und Cbesnul - Straße.
Jahrg. 12, ganze Nnm.
(Aue dein Jllustr. Unterhaltungs-Vlatte.)
Der Postillion
Novelle.
(Fortsei., ung.)
Schneller als unserer Pferde Flug hat
te das Gerücht den Sturz Frankreichs
verkündet, allenthalben war das Volk in
Bewegung, der lang verhehlte Frankenhaß
hatte sich entfesselt, und nirgens gab es
für uns eine Rettung, wenn man uns als
flüchtige Franzosen erkannte. Unter mei- j
nen Dienern waren einige treue Deutsche,
ich selbst bei meinem langen Aufenthalte
in Deutschland war der Sprache vollkom-!
men mächtig, und so gelang es, mit stren-
ger Vorsicht den ersten Theil unserer Rei-
se glücklich zurückzulegen, obgleich mein
armes Weib fast in Angst um sich und ih.
re Kleinen verging. Am zweiten Tage
wurde der Wagen auf der Bergstraße be
beschädigt, und da wir in einem Dorfe
verweilen mußten, drängten sich neugieri
ge Menschen um uns, und ich sah an ih
ren feindseligen Blicken, daß wir ihnen
verdächtig geworden, und wir unser trau
riges Geheimniß nicht sorgsam genug ver
hüllt gehalten. Daß wir in der Däm
merung weiter fuhren, da ich die Nacht
zur Einholung der versäumten Zeit benut
zen wollte, mußte natürlich ihren Verdacht
steigern, und ich höre jetzt deutlich wieder
die Stimme eines großen fuchsbärtigen
Kerls, den mein Kutscher nach dem näch
sten Wege frug und er uns, nachdem er
die Frage beantwortet, mit einem höhni
schen Tone eine glückliche Reise wünschte.
Meiner Gattin wegen beschwichtigte ich
die innere Warnungsstimme in mir, hielt
meinen Charles und meinen Henry auf
dem Schooße, indeß Hortense den kleinen
halbjährigen Louis vom Arm der Amme
nahm und selbst in ihren Shawl verhüllt
bewahrte, und ließ in den Wald hinein
fahren.
Der Kutscher merkte gar bald, daß der
hämische Wegweiser ihn irre geleitet; der
Hohlweg theilte sich in viele Nebenwege,
immer dichter drängte das Dickicht sich an
die Straße, doch da' der Mond leuchtete,
setzten wir bie Reise auf Gerathewohl fort
in der Hoffnung ein Dorf oder doch eine
Jägerwohnnng zu erreichen, wo uns Rath
und Hülfe werden mochte. Da—eben
als der Kutscher abgestiegen, um bei einem
Zwillingöwege genauer nachzuspüren, wel
cher Pfad am letzten und meisten befah
ren schiene, rauschte eS plötzlich hier und
da und dort in den Gebüschen, und eine
ähnliche Scene als die, welche wir heute
gezwungen mitspielten, erschien vor unsern
überraschten Augen. Dunkle Männer
gestalten umringten uns, ein fnrchtbareö
Wuthgebrüll unterbrach die Stille, der
Mondnacht, die niedrigsten Flüche auf
das Franzosenvolk verkündeten unS Ver
derben, Mord und Raub schien dieLoosung
unserer mitleidslosen Feinde. Ich warf
sogleich die beiden ältesten Knaben in den
Grund des Wagens und gebot ihnen stren
ge Ruhe, ich selbst sprang dann mit Sä
bel und Pistolen hinaus, entschlossen mein
Leben und das meiner Geliebten zum höch
sten Preise zu verkaufen; meine beiden
Diener und mein Kutscher ermuthigten sich
durch mein Beispiel, und es gab ein tüch
tiges Gefecht, wobei der Vorzug unserer
Waffen trotz der Ueberzahl der Gegner,
(es mochten ihrer acht sein, doch sämmt
lich nur mit Knütteln bewehrt,) lange
dak Gleichgewicht hielt. Aber zwei von
von meinen Kampfgenossen sanken am
Kopfe getroffen, ich selbst fühlte meinen
Arm erlahmen, meine Pistolenschüsse hat
ten Niemanden niedergestreckt, und so gab
ich mich und Alles fast verloren, als wie
vom Himmel herabgesandt drei fremde
Reiter mitten unter uns erschienen und
mit ihren Pallaschen mir Luft machten,
und nach kurzem Kampfe, alle die finstern
Gegner, als sie sich von ihrer Überlegen
heit überzeugt hatten, daß Keiner länger
Stich hielt, so schnell, als sie aufgetreten,
auch wieder in den Schluchten und Tan
nenhaufen des Waldes verschwanden.
Unsere Reiter waren drei Deutsche von
der Garde du Corps des verjagten Königs
sie hatten ihn auf der Reise verlassen
und den Weg zur Heimath eingeschlagen.
Wenn auch nicht französisch gesinnt, zeig
ten sie sich doch als Männer von Ehre,
versprachen uns Geleit und Schutz, bis
wir eine gute Heerstraße gefunden haben
würden, und der Tag uns Sicherheit zu
bieten vermöchte. Ich eilte jetzt zum
Wagen zurück, aber denkt Euch mein
Entsetzten, als ich meine Gattin, das jüng
ste Kinv und die Amme vermißte. Wir
riefen ihre Namen, wir vertheilten uns in
den nächsten Gebüschen, und von einem
schwachen Gewinsel geleitet, fanden wir
die Wärterin in einer tiefen Schlucht mit
blutendem Gesichte und zerfetzten Klei
dern. Aus ihrem Munde vernahmen wir
daß Hortense, so wie der Anfall geschah,
mit dem kleinen Louis aus dem Wagen
gesprungen und den Holzweg entlang
geflüchtet sei; instinktmäßig folgte ihr
die Amme, doch bald verlor sie die Gebie
terin aus den Augen, und stürzte vom
Mondscheine geblendet in die mit feuchtem
Moose umgebene Tiefe. Unbeschreibbar
ist die Gräßlichkeit der Schmerzgefühle
die damals mein Herz zerrissen ; alle theil
ten meine Verzweiflung alle vereinten sich
mir die Verlornen wieder zu schaffen.
In der Richtung, welche die Amme angab
blieb kein Busch, keine Tiefe undurchsucht,
keine Höhle undurchforscht; der Wagn,
folgte uns langsam, endlich gelangten wir
in eine freiere Holzung, ein weißer Schlei
er schimmerte mir ins ermattete Auge, ich
flog hinzu, am Boden lag mein Weib
ohnmächtig und kalt; aber entsetzlich —
der Knabe war nicht bei ihr. Wir durch
suchten die ganze Umgegend, doch verge
bens, das Kind blieb verschwunden, u. als
wir die arme Mutter wieder znm Leben
erweckt, erkannten wir mit neuem Schreck
daß ihr Verstand gelitten, daß ihre Ge
danken, ihre Worte verwirrt waren, daß
sie Niemanden von uns kannte, daß ein
stumpfer, trüber Wahnsinn ihren hellen
Geist in Fesseln geschlagen hatte. Die
theilnehmenden Leibgardisten zuckten die
Achseln, als ich rathloser Vater ihren Rath
begehrte; sie warnten mich vor jeder Zö
gerung, da sie selbst, obgleich Deutsche,
rebellischen Baucrnhaufen, ja selbst abge
fallenen deutschen Soldatentrupps ausge
wichen waren, um nicht ihrer verhaßten
Uniform wegen mißhandelt zu werden;
mein armes Weib, meine beiden ältesten
Knaben forderten ein Abrahams Opfer,
ich gab den Reitern meine wohlgefüllte
Börse; ich beschwer sie bei Ehre und Re
ligion in den nächsten Ortschaften Alles
aufzubieten, um das verlorne Kind auf
zufinden, ich flehete sie an, mir nachMainz
Eilboten nachzusenden, versprach Tausen
de für die günstige, tröstende Botschaft,
und fuhr in dem Zustande der Zernichtung
mein Dasein verwünschend, grollend selbst
mit dem Himmel, weiter.
„Armer Freund !" sagte der Graf, sei
ne Hand auf die Schulter des Barons
legend. „Ich bin Junggesell, denn wir
Deutsche aus jener Sardanapals - Zeit
passen in kein Ehejoch, aber ich kann mir
dennoch diese Hölle denken. Warum war
ich damals Euch nicht zur Seite?"
Der Baron seufzte tief, da fuhr er fort:
„Vier Wochen lang harrten wir in
Mainz, kein Boote folgte unö ; ich sandte
treue Späher nach dem Norden, alle ka
men ohne Erfolg zurück; der auögebro
chene Völkerkrieg ließ solchen kleinen Be
gebenheiten keine Theilnahme übrig ; ich
mußte zurückkehren nach Paris ohne mei
nen Benjamin, mußte ihn todt beweinen,
und zugleich zehren an dem täglichen
Gram, eine wahnsinnige Gattin an mei
ner Seite zu sehen. Kein Arzt, kein
Heilmittel half der armen Hortense, sie
saß geduldig, still, immer in tiefem finste
rem Sinnen verloren, und verfiel sichtlich
von Tag zu Tage, ja jede Stunde riß ein
Rosenblatt aus der schönen Centifolie
fort. Die Umgestaltung meines Vater
landes nahm auch mich in Anspruch, ein
großer Wirkungskreis zerstreute mich, aber
"TVillig zu loben und ob»e Furcht zu taveln."
Dienstag den 2S. Febrnar, IBSI
daheim Abends blutete die Wunde immer
auf's neue. Nach zwei Jahren erlöset?
der Tod die unglückliche Hortense von ih
rem Halbleben. Drei Stunden vor ihrem
Ende kam plötzlich der Name LoniS von
ihren Lippen, sie sah suchend im Zimmer
herum, und rief die Amme mit dem Kin
de ; doch folgte durch Gottes Barmherzig
keit dem ersten Lichtblicke der Besinnung
kein voller Geistestag, der schrecklich für
die Leidende hätte werden müssen. Aber
aus ihren Reden ist mir Folgendes klar.
Durch den Wald flüchtend glaubte sie sich
von einem Räuber verfolgt, ihre Kniee
brechen, nur ihres KindeS Rettung fleht
sie von Gott, da fällt das Mondlicht auf
einen alten Baum, dessen Fuß weit aus
gehöhlt sich öffnet. Sie legt das Kind
schnell in die bergende Höhlung flüchtet
weiter um den Mörder abzulocken, flieht
bis sie niedersinkt. Als sie sich wieder er
hebt, ist es um sie still, kein Verfolger ist
zu schauen, und vorsichtig kehrt sie zurück
das Kind aus seinem Versteck zu holen.
Aber wehe —der Baum ist nicht wieder
zu finden. Immer ängstlicher sucht sie,
ruft um Hülfe, klagt, weint, bis ihre Ge
danken sich wirren, ihr Herzschlag in der
furchtbarsten Mutterangst sie zu ersticken
droht, und sie geistig und körperlich er
schöpft zu Boden taumelt. —Sie starb ei
nen sanften Tod, denn sie glaubte in dem
Kinde meiner Schwester, das zufällig an
ihr Sterbebelager gebracht war, ihren
Louis wieder gefunden zu haben. Ich
bedauerte sie tief, und widmete mich seit
dem mit doppelter Anstrengung dem Sta
ate, und der Erziehung meiner beiden wak
kern Söhne, da ruft das Schicksal mich
zurück in die Gegend wo, der Born mei
nes Unglücks entsprang, fast dieselbe
> Nachtscene bedroht mein Leben, und in ihr
finde ich den lange verlorenen umd bewein
ten Sohn; denn der Postillion, dessen
Besonnenheit uns rettete, ist mein Kind
ist unzweifelhaft mein Louis."
Der Graf sprang vom Sessel auf als
hätte ihn ein Stich getroffen. „Zum
Spaß paßt Euer Gesicht nicht, aber der
Ernst wäre doch auf Ehre gar zu roman
haft" —rief er aus.
Ernsthaft erzählte ihm der Baron als
Epilog feiner Geschichte die Scene, welche
er mit dem Krugmädchen erlebt, erzähl
te ihm sein späteres Gespräch mit der Hir
tin, deren Aussagen allen Zweifel scheuchte
und die obendrein den Plünderer des Kin
des und den muthmaßlichen Anführer der
Straßenräuber in die Hände der Rächer
geliefert hatte.
„Gegen solche Zeugnisse könnte selbst
die Chikane des schlauesten Rechtsgelehr
ten nichts zu repliciren haben," entgegne
te der Graf. „Und können doch unsere
Dichter nur aus dem Lebensborne schöpfen,
und die Vorsehung bleibt der ewige Apoll
aus dessen Hippokrene sie ihre Begeister
ung einsaugen. Aber wenn es so ist, war
um denn diese trübe Grünmasse, Freund?
warum liegt Ihr nicht in den Armen des
Sohnes, und gebt ihm all die Vaterküsse
auf einmal, die Ihr ihm so lange schuldig
geblieben? ES ist ein hübscher, wackerer
Mensch, sein Muth hat Euer und mein
Leben gerettet, Ihr könnt ihn glücklich
machen ; er hat gedarbt, hat sich durch ei
ne dürftige und lästige Jugend gequält.
O Ihr seid zu beneiden, Freund, Ihr und
Euer Louis; wie ein Engel schirmte er
das Vaterhaupt, und den er errettete,
tritt wie ein Gott vor ihn hin aus der
finstern Nacht, erlöset ihn vom tiefsten
Gram, und führt ihn wie durch einen
Zauberschlag mitten in die Himmel unge
ahndeter Seligkeit."
„Das ist der böse Punkt!" entgegne
te der Baron düster. „Wird ihn mein
Vatersegen zum Glück führen? Er ist
erzogen in Niedrigkeit, seineWünsche reich
ten nicht da hinauf, wohin ich ihn stellen
müßte, hätte ich mich seinen Vater ge
nannt. Er liebt daS Mädchen mit lang
gehegter tiefgewurzelter Leidenschaft.
Wird er als Sohn des reichen Barons,
wird er in den Pariser Salons sich glück-
lich fühlen? Und außerdem noch,--wird
er passen zu seinen Brüdern, dem Majo
rathsherrn und dem eitlen Chasseurofsi
zier? Diese Frage mag mir der unbe
fangene Freund rathend beantworten, ehe
ich handle, wie mein Herz mich zu han
deln anspornt."
„Auch der Graf versank jetzt in ernstes
Sinnen. „Ihr seid ein sorgsamer Va
ter, Freund," sprach er. „Hunderte hät
ten nicht so ängstlich des Sohnes Wohl
auf die Wagschale gelegt, ehe sie sich dem
natürlichen Instinkt überlassen. Ihr
habt recht, das ist sorgsam zu bedenken
und ich übernehme die Ausforschung des
Jünglings wie des Mädchens. Ueber
lassen wir uns jetzt der stillen Freude des
Besitzes eines lange verlorenen Schatzes,
denn der Wundarzt ist mir als ein gedie
gener Aeskulap bekannt, und sein Wort
verbürgt uns die Rettung des Verwunde
ten. Vielleicht ist Euch eine ganz beson
dere Art von Vaterglück bestimmt, ein ge-.
Heimes Walten und Wirken für den Ge
liebten, wie der ewige Weltenherrscher es
übt an seinen Liebsten und Auserwählten,
die ihn nicht sehen, nicht kennen, aber da
rum desto dankbarer liebe.n in heiliger
Kindesliebe."
Beide verließen das Gemach, weil neue
Ereignisse sie in Anspruch nahmen. Der
Dragonerlieutenant hatte auf Befehl des
Gesandten das Hirtenhaus noch vor Tage
mit seinen Leuten umstellt, und mit dem
ersten Sonnenstrahle darauf Sturm lau
fen lassen. Man fand den Müller Wolf
erschöpft von Schmerzen und Fieber, doch
wehrte er sich wie ein wundes Tigerthier,
ehe er der Uebermacht erlag. Bald wur
de auch der Holzwärter Rephahn einge
zogen, als täglicher Genosse der beiden
todten Raubgesellen, und einige Kostbar
keiten, welche man bei ihm fand und als
Eigenthum des Tom Steinecke erkannte,
häuften den Verdacht gegen ihn, und als
der Richter ihn zur Bahre seiner erschla
genen Kameraden führen ließ, schwand
seine Kraft und er bekannte sich schuldig,
nannte alle Genossen, der lang verbünde
ten Bande, und enthüllte eine Menge
von Gräuelthaten, die sie unter dem dich
ten Schleier ehrlichen Gewerbs und un
bescholtener Bürgernamen in fester Si
cherheit ausgeübt. Alle empfingen den
Blutlohn, nur der Müller Wolf wurde
da sein Trotz nicht zum Geständniß zu
bringen nach den Landesgesetzen zu lebens
länglichem Gefängniß verurtheilt, und
ein eigener unzerbrechlicher Kerker für ihn
gebaut, um dem gefährlichen Raubthiere
jede Art von Flucht unmöglich zu machen.
Zufriedenheit heißt der Genius, wel
cher Menschenglück schafft und bewahrt;
alle die andern Glücksgenien, welche der
Unverstand anbetet und zu seinen Haus
götzen auswählt, sind nur Bastarde, die
nicht vom reinen Himmel stammen, sind
nur tückische Kobolde, welche mit Jrlichts
schein täuschen, und die der Zeitenwechsel
vertreibt.
Nahe der fürstlichen Residenz stand ein
stattliches Gasthaus, von einem geräumi
gen Lustgarten umgeben, zu dem die Be
wohner der Stadt täglich und gern hinaus
wallten, weil Reinlichkeit und Rechtlich
keit die Gäste einlud, und der Anblick des
glücklichen Paares in den Personen des
jungen WirthS und der niedlichen Haus
frau den Gästen wohlthat und den ge
suchten Genuß erhöhet?. Vom Nachbar
land«? waren sie herübergezogen, Niemand
kannte sie, aber bald hatten sie sich die
Achtung des Publikums, das bei ihnen
Vergnügen suchte, gewonnen, und obgleich
anfangs das schlechtgewählte Gasthaus
schild „zum goldenen Posthorn" als zu
trivial und den Ersindnngsgeist des jun
gen Wirths nicht besonders lobend, be
spöttelt ward, so galt doch bald das Post
horn für den besuchtesten Lustort, und. die
Wirthschaft für die wohlhabendste und
beste außer den Stadtthoren, und die Miß
linge verglichen das Schildzeichen jetzt mit
Oberons Zauberhorn, das Jedermann tan
zen machte. sSchluß folgt.^
Laufende Nummer 2«.
Ein Knabe von einer Wöl
fin g e n ä h r t.—Col. W. H. Sleeman
meldet in einem an seinen Bruder. Philip
Sleeman. Esq. von Plymouth, adressir
ten Brief datirt. „Hof von Lucknow, Hin»
dostan, Indien, den 3. Okt. 185 V." fol«
genden sonderbaren Umstand, welcher an
die Geschichte der römischen Zwillingsbrü
der erinnert. Er sagt:—„lch muß Ih
nen setzt von einem armen Knaben erzäh«
len. welcher in einer Wolfshöhle bei einer
Wölfin und drei jungen Wölfen gefunden
wurde. Als einige meiner Soldaten in
die Höhle gruben, liefen alle davon; der
Knabe lief auf allen Nieren so schnell,
daß er die jungen Wölfe hinter sich zurück
ließ und wurde mit Schwierigkeit von ei
nem berittenen Soldaten eingeholt. Die
Mutter der jungen Wölfe hatte den Kna
ben seinen Eltern vor einigen Jahren ent
führt und denselben mit ihren eigenen
Jungen in ihrer Höhle genährt."
Volksfreund.
Ein neuartiges Frei heits«
ges u ch—ln der Henrico, Virginia.
Circuit Court brachte kürzlich eine Fami.
lie von acht Negern ein Gesuch für ihre
Freiheit ein. unter Berufung auf eine von
ihrem Herrn vor zwanzig lahren in der
Stadt Neu York ausgefertigte Freilas»
sungs«Urkunde. Es erw'es sich, daß sie
Kinder und Enkel ihres früheren Herrn
waren, der sie mit nach Neu-Ajork nahm,
und dort emancipirte. um die Gesetze von
Virginien zu umgehen, welche ihre Freilas
sung innerhalb dem Staat nicht erlaubte;
daß er sie wieder nach Virginien zurück
nahm, und daß ihnen, bis zu seinem vor
etwa fünfzehn Jahren eintretenden Tode,
! der volle Genuß ihrer Freiheit niemals be
stritten wurde, bis sie letzten Sommer von
dem nächsten Verwandten des Verstorbe«
nen beansprucht und durch den Scheriff
verhaftet wurden. Die Frage war. ob
solche Urkunde von Freilassung genügend
sei, welches die Court der Jury zur Ent«
scheidung überließ- welche ihren Ausspruch
zu Gunsten der Neger gab.
Im „demokratischen Tagblatt" vonCin
cinnati unter Datum vom vom 1. Febr.
lesen wir: „Am Mittwoch ereignete sich
im Bürgermeisteramts eine drollige Ge»
schichte. Hr. Porter, von Clevestown.
war den Tag vorher an der 4ten Straße
mehrerer Kleidungsstücke beraubt. Green
Mc'Donald, ein berüchtigter Vagabund,
wurde auf den Verdacht hin verhaftet, die
That verübt zu haben. Als Hr. Porter
vor Gericht erschien, um Beweise abzuge
ben, sagte der Bürgermeister zu ihm:
„Sehen Sie, ob Sie die Person wieder
erkennen, von der Sie beraubt wurden."
Herr Porter blickte im Kreise herum und
heftete plötzlich seine Augen auf den Hrn.
Hoy, einen wohlbekannten Advokaten von
hier, indem er ausrief: „Das ist der
Mann, der ein Pistol auf mich richtete
und mir mein Geld abforderte." Alle
Anwesenden brachen in ein lautes Geläch»
ter aus, in das Hr. Hoy herzlich mit ein»
stimmte, Der Gefangene wurde entlas
sen.
Schmerzliches Unglück.—Am
ttten Febr. ereignete sich nahe bei Port
Clinton ein trauriger Unglücksfall» wovon
Folgendes die nähern Umstände sind: Hr.
Eli Rodenberger, von Schuylkill Häven»
war mit einem Karren beschäftigt Erde
von einem nahen Berge, wo er abgegraben
wurde, nach dem Schuylkill Canal zur
Aufdämmung zu führen. Er war eben
wieder mit laden beschäftigt, als sich eine
große Masse Erde löste und 20 Fuß hoch
auf ihn herab stürzte und den Unglückli«
chen so stark beschädigte, daß er am näch«
sten Tage starb. Er war im 3lsten Le
bensjahre und ledigen Standes. Am fol«
genden Sonntag wurde er auf dem Be«
gräbnißplahe der reformirten Kirche in
Schuylkill Häven beerdigt, wobei der ehr«
würdige Hr. Hofmeier die Leichenrede
hielt.
Aus dem G e fängniß entflö
he n.—Der Käfig in Orwigsburg wird
mit jedem Tage schlechter und baufälliger,
wenn man wenigstens nach den vielen Ent«
fliehungen, die in neuerer Zeit vorfielen,
urtheilt, und es ist kaum der Mühe werth
daß man einen Verbrecher dahin bri'nat
um ihn zur Gerechtigkeit zu ziehen. In
der vorigen Woche entkam Wm. Butler,
ein Jrländer. über die Gefängnißmauer
und rettete sich aus den Klauen der Geset
ze. Er saß gefangen weil er einen Block
auf die Muddv Bransch Eisenbahn gelegt
und auf diese Weise Leben und Eigenthum
gefährdet hatte. Frei heits Presse.
Die Hahl der Bankerotte in England im ver«
flossenen Jahr, betrug 837.