Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, December 24, 1850, Image 1

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    Oer Liberale Bedachter,
Und Berks, Momgomery und Schnylkill Cannties allgemeiner Anzeiger.
Nead i N g, Venn. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- nnd Chesnut - Straße
Jahrg. R 2, ganze Nnm. 38«.
Der Mann im granen Rock
(Schluß.)
„Nichts von Wohlthaten, meine Kin
der," sagte dieser, „ich trage nur, da ich
Euch diente, eine große Schuld ab, die ich
Eurem Vater schulde. Er erzog bieder
und tugendhaft mein Kind meine Leo
poldine."
„Gott, mein Vater!" rief diese und
lag in seinen Armen.
„Unser Onkel !" die Söhne.
„Bruder, Herzensbruder, daß ich so
Dich nicht erkannte!" sagte Vater Eichen
berg und drückte den lang Vermißten an
seine Brust.
„Das macht nein Mohrengesicht,"
sprach Onkel Georg, „das eine zersprun
gene Pulverlonne mir antrug. Meine
Geschichte sollt Ihr heute noch erfahren.
Jetzt laßt mich nur erst Alles ins Geleise
bringen. Du, Bruder, trittst heute, an
Deinem sechzigsten Geburtstage, wozu ich
Dir noch einmal Glück wünsche, in den
Ruhestand, lebst in Zukunft mit mir und
giebst die Pachtung, mit Bewilligung des
Herrn Barons hier, an Deinen Sohn
Georg, meinen Pathen, ab, der das Werk
wie ich weiß, versteht. Ihnen, Herr von
Blumenthal, den ich als einen edlen Mann
kennen lernte, den ich prüfte und bewährt
fand, gebe ich meine Tochter; sie liebten
sie längst, und Poldine hat mir, ihrem
Vertrauten, auch geoffenbaret, daß sie
Sie nicht allein verehre, sondern auch
be. Zum Heirathsgut nehmen Sie hier
diese Papiere, es sind die Quittungen al
ler Ihrer Schulden, an denen Sie nicht
Ursache sind, ich habe sie alle in Ihrem
Namen bezahlt, und dabei liegt noch ein
Wechsel von Hl 0,000 zur nöthigen Tin
richtung. Sie brauchen in Zukunft einen
Justitiar hier in Blumenthal, nehmen
Sie unsern Moritz dazu. Dir Neffe
Bernhard, soll es nie an einer guten Zu
lage fehlen, bleibe brav wie seither. Du
Neffe Ludwig, trittst völlig in die Stelle
deines Lehr Herrn, der sie Dir abtritt und
von mir Zeitlebens den Gehalt davon be
zahlt bekommt. So wäre Alles in Rich
tigkeit, und jetzt still vom allem weiteren
! Dank, den ich mir ein für allemal verbitte.
Kommt zum frohen Mahle das unserer
harret, bei diesem wollen wir beim vollen
Glase den Geburtstag meines Bruders
und die Verlobung meiner Tochter feiern ;
sodann sollt Ihr meine Geschichte und
Abenteuer wissen.
Froh war wirklich das Mahl, obgleich
bei den verschiedenen, doch freudevollen
Gefühlen der Anwesenden wenig an Es
sen und Trinken gedacht wurde. Die
Verlobung wurde gleichfalls gefeiert.
„Es lebe der Mann im grauen Rocke,
unser Wohlthäter!" war die letzte Ge
sundheit, die der Baron beim vollen Glase
darbrachte. „Er soll leben" riefen alle.
Georg Eichenberg dankte und lud alle ein
in seinen kleinen geschmackvollen Garten.
„Hier, sagte er, wollen wir, Bruder Wil
helm, in Zukunft unser Pfeifchen in Ru
he rauchen und uns unserer Kinder freu
en ; und hier will ich Euch meine Ge
schichte erzählen." Man nahm in einer
schattigen Laube Platz und Georg begann
wie folgt:
„Ich verließ meine Gattin und vierjäh
rige Tochter, um mit einem Schiffe von
Bremen aus eine Reise nach Brasilien zu
machen, in der sichern Hoffnung binnen
einem Jahre mit ansehnlichem Gewinne
zu den Meinigen zurückzukehren; allein
das Schicksal hatte es anders beschlossen.
Ein Sturm hatte uns etwas zu weit nach
dem Süden getrieben, und eben im Be
griffe, dem rechten Laufe wieder zu folgen,
entstand durch die Unvorsichtigkeit eines
Matrosen Feuer im Schiffe. Vergebens
gaben wir uns alle Mühe, dasselbe zu lö
schen ; wir setzten daher die Böte auS,
wenigstens unser Leben zu retten; da
, sprang nahe bei mir eine Pulverronne
und schleuderte mich bewußtlos in die See.
AIS ich aus meiner Ohnmacht mich erhol
te lag ich auf trockenem Lande, und mein
alter Tom hier kniete vor mir. Er hat-
te mir das Leben gerettet, war mir in die
See nachgesprungen, und als ein guter
Schwimmer glückte es ihm, mich an s
Land, das nur eine halbe Seemeile ent
fernt war, zu bringen; ob die übrige
Mannschaft sich gerettet hatte, wußte Tom
nicht zu sagen, ich habe nie etwas davon
gehört."
"Hier lag ich nun, halb durch das Pul
ver verbrannt, fast nackt und bloß auf ei
ner kleinen Insel, nur von einigen Fischer
familien bewohnt, die uns gastfrei auf.
nahmen, bis ich völlig genesen mit Tom,
der mich seither nicht mehr verließ in ei
nem Boote nach dem nahen festen Lande
von Amerika kommen konnte. In Bu
enos Ayres erhielt ich von dem englischen
Consul soviel Unterstützung, daß ich mich
etwas kleiden und mit einem Schiffe nach
England abgehen konnte. Dort ange
kommen, eilte ich, leider völlig arm, nach
Bremen, und erfuhr hier den Tos mei
nes Weibes, und daß du, Bruder Wil
helm, meine Tochter zu dir genommen
hättest. Ich war jetzt arm und konnte
für mein Kind nichts thun ; —dies schmerz
te mich, obgleich ich Leopoldine in guten
Händen wußte. Dir, Bruder, wollte ich
nicht zur Last fallen, ich beschloß daher,
entweder in fermden Ländern mein Glück
zu machen, oder den Tod zu finden.
„Ich reiste nach England zurück, ver
schaffte mir dorr einige Empfehlungen
nach Ostindien und trat mit einem Schif
fe die Reise dahin an. In Bombay trat
ich an s Land, konnte aber bei allen Em
pfehlungen keine Dienste erhalten, und
mußte mit Tom, der mich begleitet hatte,
manchen Tag im engsten Verstände hun
gern, bis ich ein kleines Schiff, bestimmt
zum Küstenhandel, von einem Bramanen-
Kaufmann anvertraut erhielt. Mein Ge
schäft glückte, ich brachte meinem Schiffs
herrn reichlichen Gewinn, der mich dafür
dankbar belohnte, mir ein größeres Fahr
zeug übergab, und das kleine meinem Tom
anvertraute. Wir segelten allezeit zu
sammen, als wir einst so glücklich waren,
ein reich beladenes französisches Schiff,
das nach der Insel Bourbon bestimmt
war, zu erobern. Ich und Tom erhiel
ten für unsern Antheil 12,000 Pagoden,
kauften dafür ein kleines gutes Schiff,
lösten einen Kaperbrief und kreuzten nun
auf unsere Rechnung gegen die Franzo
sen und Holländer in der indischen See.
Wir machten viele Beute und unser Ver
mögen stieg ansehnlich; da regte sich bei
mir die Sehnsucht nach meinem Vater
lande, meiner Tochter und Verwandten,
und ich beschloß, Indien zu verlassen.
Tom billigte meinen Entschluß und wollte
da er keine Blutsfreunde habe, mit mir
leben. Wir verkauften unser Schiff und
gingen mit einem ansehnlichen Vermögen
nach Europa. Ich eilte hierher. Niemand
erkannte mich, fand meine Tochter durch
deine Sorgfalt, Bruder, bestens erzogen,
gut und tugendhaft, und was ich darauf
für Dich und die Deinigen that, waren
nur die Zinsen für daß Capital, das Du
für die Erziehung meiner Leopoldine an
wandtest, und das man auch nicht bezah
len kann. Du bist mir also jetzt nichts
schuldig, ich aber verbleibe dein Schuldner,
da Du mir eine tugendhafte Tochter er
zogst. Meine brüderliche Liebe soll Dich
stets dafür lohnen."
Er umarmte darauf Vater Eichenberg
umschlossen von dem Kreise glücklicher
Kinder, und blickte dankbar gen Himmel.
Der alte Tom stand gerührt, die Mütze
in den Händen, in der Ferne und erfleh
te den Segen des Himmels über diese
Gruppe. . Unt.-81.
Der Kindesräuber
Es war im Anfange Decembers im
Jahre 1825, als ich gleichfalls den Mis
sissippi in der Feliciana hinabfuhx. Auf
der Höhe von Hopefield. Hampstead
Caunty, angekommen, streifte eines unse
rer Räder an einem Baumstamm?, unter
der Oberfläche des Wasserspiegels hin
u«d herschwankend und für Dampfschiffe
"Lvillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 2«. December, 18S«.
sehr gefährlich, und ging in Stücke, ein
Umstand, der uns zwang, vor dem Städt
chen anzuhalten.
Hopefield ist ein kleiner Ort, an dem
westlichen Ufer des Stromes, beiläufig
600 Meilen oberhalb Neu-Qrleans und
500 unterhalb der Mündung des Ohio
in den Mississippi, gelegen, mir fünfzehn
Häusern, von denen zwei zugleich Schen
ken und Krämerläden sind, die ein paar
Dutzend Messer und Gabeln, einige bun
te Halstücher, Töpfe Pulver und Blei
und derlei Artikel zum Verkaufe darbo
ten.
Unsere Reisegesellschaft bestand aus
zehn Damen, eben so vielen jungen Män
nern und mehreren alten Herren. Nichts
ist während einer Flußreise erwünschter,
als eine Landpartie, und da wir in dem
Oertchen gerade nichts weiter zu suchen
hatten, so fand der Vorschlag einiger un
serer Reisegefährten, einen Ausflug in das
Innere des Waldes zu unternehmen, all
gemeinen Beifall.
Der Sohn eines der Schenkwirthe hat
te sich zu unserem Führer angeboten.
Wir nahmen Jeder eine Jagdflinte, eine
Bouteille Wein oder Cognac, um die Aus
dünstungen abzuhalten, und unser Führer
wurde mit einem gewaltigen Schinken
und einem Vorrathe Crackers beladen,
die uns der Capitän als gemeinschaftliches
Eigenthum aus dem Schiffsvorrathe mit
gegeben. So ausgerüster, traten wir un
sern Ausflug an, begleitet von den guten
Wünschen der Damen, die einige hundert
Schritte mit uns in den Wald hineingin
gen.
Ich habe oft die Bemerkung gemacht,
daß ein tieferes Eindringen in unsere ge
waltigen Urwälder auch den muntersten
Schwätzer zum Schweigen bringt. Bei
dieser Gelegenheit fand ich meine Bemer
kung wieder bestätigt. War es der tiefe
ergreifende Ernst, der sich über das Halb
dunkel dieser üppigen Wildniß hingelagert
hatte, die feierliche Ruhe, die bloß durch
unsere Fußtritte oder durch fallende Blät
ter unterbrochen wurde, oder hatte die un
geheure Wucht der Bäume, die mit ihren
kolossalen Riesenstämmen himmelwärts
anstrebten, auf die Phantasie meiner Ge
sellschafter gewirkt, die meisten derselben,
Nordländer, die nie über Albany oder die
Sarategaquellen hinausgekommen, waren
auf einmal ernst und beinahe düster ge
worden. Das Laub der Cottonbäume,
dieses Riesen der südwestlichen Waldun
gen, hatte bereits die fahle Spätherbst'
färbe angenommen; nur einzelne Son
nenstrahlen hellten den gelblich grünen
Farbenschmelz zuweilen auf, und wo dies
der Fall war, gab die Lichtung und der
Farben Strahlen dem Dunkel eine son
derbare magische Helle, die unsere Gefähr
ten in schweigendes Dahinstarren versetz
te. Die Wurzeln und Gesträuche, die
von den Bäumen zwanzig Fuß lang her
ab hingen, zeugten zugleich von der
Macht des Stromes, der häufig seine
Fluchen zwanzig bis dreißig Meilen über
die Ufer schüttet, einem endlosen See
dann gleichend. Hier und da funkelte
noch eine Magnolia mit ihren schneeweis
sen Blüthen, oder eine Catalpa mit dem
sicus indicus und seinen langen Blättern
und Gurkenfrüchten, an denen glänzende
Redbirds oder Peroquets hingen. Wäh
rend ein paar Handlungsdiener von Bo
ston in jedem Strauche ein wildes Thier
sahen und zehn Mal schon ihre Flinten
auf einen gewaltigen Bären oder Pan
ther angelegt hatten, zum nicht geringen
Spaße unseres Führers, der ihre ziemlich
albernen Fragen mit einer wahrhaft vor
nehmen Hinterwäldlermiene unbeantwor
tet ließ, waren wir nach einem stündigen
Marsche an einem langen und ziemlich
breiten Sumpfe angekommen, der, durch
die Überschwemmung des Stromes gebil
det sich von Norden nach Süden beiläu
fig fünf Meilen erstreckte nnd einen hell
grünen, breiten Streifen klaren Wassers
in seiner Mitte erblicken ließ. Das west
liche Ufer war mit einem Anflug« von
Palmetto überwachsen, dem gewöhnlichen
Verstecke von Hirschen, Bären und selbst
Panthern. Dieses nun durchzustöbern
war unsere Hauptaufgabe. Wir theil
ten uns sofort in zwei Partien; die erste
mit dem Führer, dem wir die Neu-Eng
länder überließen, sollte den nördlichen
Bogen des Sumpfes umgehen, während
wir in südlicher Richtung den entgegenge
setzten Weg zu verfolgen gedachten. Bei
de sollten in der Mitte hinter dem Sumpfe
auf einem Pfade zusammentreffen, der
durch ein dichtes Gehege von wilden Pflau
men und Honigakazien führte. Die Wei
sungen waren unbestimmt und in Hinter
wäldlers Manier; vieles Fragen jedoch
würde unsern Führer wahrscheinlich nur
noch mehr verwirrt haben, und so trenn
ten wir uns, unsern gesunden Sinnen
und Taschencompassen vertrauend, die
Mehrere von unS bei sich halten. Wie
gesagt, die südliche Richtung war uns an
heimgefallen. Am äußersten Ende des
Sumpfes sollten wir uns gegen Westen
wenden und dann die nördliche Richtung
längs dem Palmetto verfolgen.
Bisher hatten wir, einige Züge wilder
Tauben oder Eichhörnchen ausgenommen
nichts gesehen, als Schlangen, die wir
noch an den letzten Strahlen der Sonne
sich erwärmend fanden; Königsschlangen
mit ihren Regenbogenringen glänzend;
Mocaisinschlangen, die bei unserer Annä
herung sich träge in einen Haufen Laubes
einwühlten, oder eine Stierschlange, die
sich mit gebrüllähnlichem Zischen aufrich
tete, waren noch hier und sehen ;
ein sicheres Anzeichen, daß der Winter
noch ziemlich fern war.
Nach einer zweiten Stunde waren wir
am südlichen Ende des Sees angekommen,
wir wendeten uns nördlich, den See zu
unserer Rechten, das Palmettofeld zu un
serer Linken. Der Grund, den wir be
traten, war, wie es bei Canebrackboden
der Fall ist, fester Wiesengrund; das
Gras reichte bis zu unseren Knöcheln,
aber unmittelbar daran grenzte der tiefere
Sumpfboden, so daß uns keine Wahl üb
rig blieb, als durch das Rohrfeld zu bre
chen oder im sumpfigen Boden fortzu
waten. Die Ufer deS Sees waren mit
sehr hohen Cedern bewachsen, die vier bis
fünf Fuß tief im Wasser standen und ih
re gewaltigen Kronen im stillen Spiegel
blicken ließen. Eine Weile standen wir,
die malerische Scene betrachtend. Der
breite Streifen Wassers dehnte sich gleich
einem ungeheuren Atlasbande hin ; die
leiseste Bewegung der Blätter erglänzte
im Spiegel. Zuweilen erhob sich ein un
merkbares Lüftchen, das säuselnd durch
die Bäume und das Palmettofeld hinfuhr
und sich in kanm merklichen Wellenschlä
gen des Sees verlor. Das Wasser selbst
war vom frischesten Grün wie angehaucht
und die Millionen Stämmchen deS Pal
metto spiegelten sich prachtvoll, gleich My
riaden von Schwertern und Lanzen, in
den klaren Fluthen. In den kleinen Buch
ten sonnten sich Schwäne, Pelikane und
wilde Gänse, ihr Gefieder zum Winter
fluge putzend, die uns bis auf zwanzig
Schritte herankommen ließen und dann
mit rauschendem Getöse ihr Heil in der
Flucht suchten.
Wir halten unsere Richtung unverdros
sen eine lange Weile gegen Norden zu
verfolgt, als plötzlich ein langsam, aber
regelmäßig auf einander folgendes Gekra
che in dem Palmetto unsere Aufmerksam
keit rege machte. Es näherte sich etwas
bedächtigen Schrittes, und wir wandten
uns mit Vorsicht und horchten. Es
mochte ein Hirsch, ein Panther oder ein
ein Bär sein—wahrscheinlich das Letztere.
Wir besahen unsere Gewehre, zogen die
Hähne und drangen einige Schritte tiefer
ein, hörten ein hohles Brummen und un
mittelbar darauf einen Sprung, ein Kra
chen und ein Getöse, das sich schnell in der
uns entgegengesetzten Richtung verlor.
Einer unserer Gefährten, der noch nie
auf einer Bärenjagd gewesen, drang so
fthnell als er vermocht?, durch daS Pal-
Laufende Nummer 'S 7.
mettofeld und war bald unsern Augen
entschwunden. Leider hatten wir keine
Hunde, und nach einer halben Stunde
fruchtlosen Stöberns, währenddem wir
noch ein zweites Mal etwas aufgejagt
batten, überzeugten sich meine Reisege
fährten, daß sie wohl mit leeren Händen
würden zurückkehren müssen. Nach un
seren Uhren zu schließen, war es Zeit unS
dem Vereinigungspunkte zuzuwenden, der
jenjeits des Palmettofeldes lag, das bei
läufig eine halbe Meile breit sein mochte
und, wie uns der zurückgekehrte Bären
verfolger versicherte, am westlichen Rande
mit einem heillosen Dickicht von wilden
Pflaumen- Aepfel- und Acazienbäumen
begrenzt war, das weder Weg noch Steg
hatte. Bald überzeugten wir uns von
der Richtigkeit seiner Angabe.—Der et
was höhere Canebrackeboden senkte sich
nämlich in eine sumpfige Niederung, die
längs der ganzen Ausdehnung des Sees
von Norden nach Süden hinlief. Wer
je in einer solchen Wildniß gewesen ist,
wird leicht unsere Verlegenheit bei den»
Umstände begreifen, daß bereits vier
Stunden von den uns gegebenen acht ver
flossen waren. Es schien nichts übrig,
als denselben Weg zurückzugehen. Ehe
wir uns jedoch dazu verstanden, versuch
ten wir, den Pfad aufzufinden. Wir
trennten uns demnach in verschiedenen
Richtungen ; beiläufig eine halbe Stunde
mochten wir uns durch Dornen und Ge
zweige hindurchgewunden haben, als ein
lautes Hurrah uns ankündigte, daß der
Pfad gefunden sei. In kurzer Zeit wa
ren wir Alle um unseren Gefährten, der
die Entdeckung gemacht, versammelt; statt
des Pfades jedoch fand es sich, daß es ei- ,
ne Kuh war. Wir nahmen auch diesen
Fund mit gehörigem Danke, nnr war zu
erst die Frage zu entscheiden, ob es eine
Streifkuh oder eine regelmäßig jeden
Abend zu Hause sich einstellende, ord
nungsliebende Kuh sei. Ein tüchtiger
Ohioer löste die Frage und brachte uns
die Gewißheit, daß sie erst diesen Morgen
noch gemolken worden sei. Auch die
wichtigere Frage, sie zum Heimgehen zu
bewegen, löste er zu unserer Zufriedenheit,
indem er sich mit seinem Gewehre nahe
an das Thier hinstellte und die Ladung
dicht an oder in den Schweif abschoß.
Das Thier machte einen gewaltigen Satz
und sprang dann durch das Dickicht, als
ob es von einer Meute toller Hunde ver
folgt wäre; wir nach. Des Thieres Be
kanntschaft mit der undurchdringlichen
Wildniß hatte uns bald auf einen Weg
geleitet auf dem wir ziemlich schnell fol
gen konnten. So gelangten wir endlich
an den Pfad zu dem angedeuteten Stell
dichein. Unsere Schritte wurden langsa
mer und wir folgten gemächlich der Spur
des Thieres. Wir hatten beinahe eine
Meile zurückgelegt, als wir eine starke
Helle in der Ferne bemerkten, die eine
ziemlich große Lichtung vermuthen ließ.
Bald darauf sahen wir Zäune und Welsch
kornfelder, und endlich im Hintergrunde
ein Wohnhaus, aus Stämmen aufgeführt
dessen rauchende Kamine uns der Anwe
senheit eines Hinterwäldlers versicherten.
Das Haus lag friedlich anf einer sanften
Anhöhe. Es war mit Clapboards gedeckt
und hatte im Rücken eine Scheune mit
den nöthigen Wirthschaftsgebäuden, wie
man bei Hinterwäldler-Ansiedelungen von
einigem Wohlstande gewöhnlich trifft.
Am Hause rankten Pfirsichbäume hinan,
vor demselben standen Gruppen von Pa
paws, und das Ganze gewährte einen
ausgesucht ländlichen Anblick. Als wir
die Umzäunung überstiegen kamen ein par
Bullenbeißer mit aufgesperrtem Rachen
auf uns herangestürzt. Wir wehrten
die immer wüthender werdenden Thiere
noch immer von uns üb, als ein Mann
aus der Scheune trat und wieder dahin
zurückkehrte. Nach wenigen Secunden
kam er ein zweites Mal in Begleitung
zweier Reger, welche dieselbe Kuh bei den
Hörnern nach sich zog««, die wir so schleu
nig zum Rückzug« 'genöthigt hatten.