Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, December 17, 1850, Image 1

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    Und Berks, Montgomery und Schuylkill Cannties allgemeiner Anzeiger.
NeASiNs, Mnn Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w c ll e, in der Sud Kke» Straße, zwischen der Franklin- und Cbesnnl > Straße,
Jahrg. 12, ganze Nnm. SBS.
Ueber Goldlager überhaupt und in
Kalifornien insbesondere.
Es scheint, daß die Goldlager in Cali
fornien, nach den letzten Nachrichten und
nach den neuesten Beobachtungen sich nicht
so weit ausdehnen, alö man Anfangs ge
glaubt hatte. Neben einigen sehr reichen
Punkten trifft man große Strecken Lan
des an, welche auch Gold mit Sand ver
mischt, aber nur in geringer Quantität
und bloß an der Oberfläche enthalten.
Man darf daher annehmen, daß in einer
gewissen und wahrscheinlich nicht allzu
sehr entfernten Zeit diese Adern, welche
die Ausbeutenden durch ihre unerhörte
Ergiebigkeit in Erstaunen versetzten, na
hezu erschöpft sein werden. Die Dig
gings oder die Gruben sind im Allgemei
nen weniger ergiebig als die Wäschereien,
was anzeigt, daß der Reichthum der Gold
minen nicht in der Tiefe liegt. Bis jetzt
durch die unternehmenendste und thätigste
Nation der Erde ausgebeutet, hat
formen jährlich nicht mehr als anderthalb
Millionen Pfund Sterling geliefert.
Wird dieser Ertrag vermehrt werden?
Dies ist nicht wahrscheinlich. Für jetzt
- zeigt sich noch kein Fortschritt. Man
kann daher bezweifeln, daß die Entdek
kung dieses goldhaltigen Bodens, wie
man vermuthete, in fühlbarer Weise auf
den relativen Werth der edeln Metalle
einwirken werde. Die Minen Sibiriens,
welche Rußland ausbeutet, haben in den
letzten Jahren mehr als Mill. Pfund
St. ergeben, ohne daß der Werth des
Goldes darunter gelitten hätte.
Die genaue Beobachtung der Goldla
ger und Goldadern in Californien vergli
chen mit den Lagern dieses Metalls auf
andern Theilen der Erdkugel, scheint zu
beweisen, daß eS besondere und feste Ge
setze giebt, welche die Vertheilung des
Golderzes auf der Oberfläche der Erde
und auf der Kruste des Erdbodens leiten.
Das Gold zeigt sich in der That weder
zufällig noch überall; gewisse besondre
Bedingungen begleiten es immer. Im
Zustande des StaubeS oder kleinere Stük
ke findet eS sich nur an denjenigen Orten,
welche durch gewisse Vorgänge zubereitet
wurden. Man findet es an den höheren
Zusammenflüssen derjenigen Ströme, die
dessen vulkanischen Gebirgen entströmen,
welche durch Feuerausbrüche erzeugt wur
den, die die äußere Hülle unseres Balls
durchbrachen. In dem europäischen Ruß
land wurde die feste Erdrinde durch kei
nen Ausbruch dieser Art zerrissen und
man sindet da auch keine Goldader; die
Gebirge des Urals hingegen und beson
ders ihr östlicher Abhang, wo der Sye
nitgranit, der Porphyr, der Serpentin,
der Dyorite, durch Feuerausbrüche gebil
det, im Ueberfluß vorhanden sind, ist reich
anmetallhaltigen, crystallisirten, mitGoid,
Silber und Kupfer durchzogenen Produk
ten ; die nnteren Lagen nimmt das Kup
fer und das Eisen ein; das Gold zieht
sich allmälig und nur auf dem Gipfel
findet man es in sehr großer Quantität.
Es ist das Gegentheil von den Silber
minen, die immmr ergiebiger werden, je
tiefer der Bergmann in den Silberhalti
gen Felsen den Schacht treibt.
Von der Höhe der goldgerrönten
Bergrücken haben sich alle die kleinen
Theile abgelöst, welche, durch den Lauf
der Flüsse fortgerissen, mit ihrem Sande,
mit dem Schlamme ihrer Ufer oder dem
Wasser der Waldbäche vermischt noch
heutzutage so große Leichtigkeit der Aus
beutung darbieten. Man hätte aber Un
recht, wenn man glauben wollte, daß sie
eine große Tiefe metallhaltigen Bodens
ankündigen; sie sind nur das Ergebniß
der Durchfressung und der Reibung der
goldhaltigen Felsen nach dem vulkanischen
Ausbruche. Die großen Stücke finden
sich nie im Felsen, sondern nur im Sande;
es sind die Trümmer der ursprünglichen
vulkanischen Spitzen. Der große Klum
pen von St. Petersburg, welcher 96
Pfund wiegt, wurde mitten im Sande,
auf Felsen, aber nicht damit verbunden
gefunden. Die atmosphärische Thätig
keit, so wie sie gegenwärtig besteht, wür
de nicht hinreichen, solche Resultate zu
liefern ; es erforderte hiefür eine gewal
tige Überschwemmung wie diejenige, wel
che die MammouthS und andere vorsünd
fluthliche Thiere vernichtete, und so harte
und beträchtliche Theile von der Spitze
der goldhaltigen Felsen durch Reiben ab
zulösen, und sie in leicht zerbrechlichen
Zustand zu versetzen oder in kleinere oder
größere Stücke zu theilen.
Der größte Theil des goldhaltigen Ge
schiebes gehört der nördlichen Hemisphäre
des Erdballs und insbesondere Sibirien
an. Wie die gleiche Felsenkette sich
von Sibirien nach Nord Amerika hinzieht,
und wie die Felsengebirge, ihre Ausläu
fer unter den gl. geologischen Bedingun
gen sich befinden, wie das Uralgebirge,
so findet man auch die gleichen Goldkor
ner und das gleiche Goldgeschiebe in den
höheren Zuflüssen des Sakramente», wel
che sie am Fuße des Alta und des Ural
darbieten. Die Gipfel der Sierra Ne
vada correSpondiren genau mit den Spit
zen der sibirischen Gebirge und die höhern
Zuflüsse des Sakraments mit den Flüs
sen Penissi und Lenna bei den Tungusen
in der Nähe der blühenden Bergwerks
stadt Krasnosorisk. Längs aller dieser
Gebirge sindet sich daß Gold in großer
Quantität nur auf vereinzelten Punkten
und innerhalb bestimmter Grenzen; die
ses allgemeine Gesetz wird in Californien
bestätigt. Immer nur in dem Bette der
Flüsse und in dem Sande der Anschwem
mungen findet sich die große Menge von
Golderz.
Die Hoffnung auf tiefgehende, ihre
Goldadern weithin ausbreitende Minen
wird sich nicht verwirklichen. Das Gold
keimt nicht in den Tiefen. Ueberall ist
nur der Grath primitiver vulkanischer
Ausbrüche Goldhaltig. In Ungarn, in
den Karpathen, in den Alpen, in den
Pyrenäen ist das Borhandensein des Gol
des immer in direktem Verhältnisse mit
der Zahl nnd der Wichtigkeit der Urfelsen
und der vulkanischen Berge erster Forma
tion. Die in dem Sande gesammelten
und von dem Schlamm der Flüsse herbei
geführten Goldtheilchen sind nur der Nie
derschlag der gleichen durch die Reihen
folge der Jahrhunderte und durch ge
waltige Naturrevolutionen pulverisirten
Trümmer. Alles dies aber hindert nicht,
daß man nicht noch viel Gold in Califor
nien wie in Sibirien findet, und daß A
merika und Rußland, diese beiden jüng
sten Völker der gegenwärtigen Welt, in
ihren Minen in Sibirien und Californien
nicht den wirksamsten und mächtigsten
materiellen Hebel ihrer neuen Schicksale
besitzen.
Der Mann im granen Noek
Georg Eichenberg war als Schiffska
pitän mit seinem Schiffe von Bremen
aus zur See gegangen, und man hörte
nichts mehr von ihm und seinem Schiffe.
Dieses, und die Nahrungssorgen, die stark
seine Gattin drückten, verursachten ihr
eine schwere Krankheit, die vollends ihr
kleines Eigenthum hinwegraffte: Sie
starb, und Georgs Bruder, Wilhelm,
nahm die vierjährige Tochter, obgleich er
selbst eine starke Familie, und als Päch
ter eines herrschaftlichen Gutes, keinen
Ueberfluß hatte, zu sich und erzog sie
gleich seinen übrigen Kindern, für deren
Erziehung er, bei all' seinem kleinen Ein
kommen, nichts fehlen ließ, und sie zu
guten, tugendhaften Menschen bildete.
Sie entsprachen auch alle, als sie heran
wuchsen, seinem Wnnsche, besonders Leo
poldine, seines Bruders Tochter. Das
Mädchen war in ihrem vierzehnten Jahre
hübsch, ja fast eine Schönheit zu nennen,
ihr Geist war gebildet, ohne Gepränge
zeigte sich dieses bei ihr; gut und edel
war ihr Herz. Sie war Eichenbergs
Liebling, der zwar vier Söhne, aber kei
ne Tochter hatte.
Moritz, der älteste studirte mit vielem
"Lvillig zu loben und okne Furcht zu tadeln."
Dienstag de« 17. December,
Fleiße die Rechte; Bernhard, der zweite,
hatte mit Auszeichnung den letzten Feld
zug nach Frankreich mitgemacht, und stand
jetzt bereits, trotz seiner Jugend, als Offi
zier bei einem Cavallerie - Regiment?.
Ludwig erlernte in der Rahe bei einem
Förster die Forstwissenschaft, und Georg,
der Jüngste, war Oekonom und Gehülfe
seines Waters in der Landwirthschaft.
Da die Gattin Eichenbergs gestorben
war, so führte Leopoldine, obgleich jetzt
erst fünfzehn Jahre alt, die Haushaltung
und zwar mit der größten Ordnung.—
Water Eichenberg hatte seither zwar nie
im Ueberflusse, doch ohne Nahrungssor
gen gelebt; jetzt aber, es war im Jahr
1816, traf ihn Mißwachs und Wiehster
ben, er verlor ein Kapital an einem Han
delshause, welches fälln te, und keine
Nachsicht wegen genauer Einlieferung der
Pachtgelder konnte er erwarten; dadurch
geriet!) er in einen wirklichen Mangel,
den er deswegen am meisten fühlte, weil
er seinen Söhnen, die noch alle der Unter
stützung bedurften, dieselbe nun entziehen
mußte.
Kurz vor diesem hatte ein Mann sich
in Blumenthal, so nannte sich das Dorf,
in welchem Eichenberg lebte, niedergelas
sen, von dem Niemand wußte, wo er her
kam. Er schien ein Mann tief in den
vierzig Jahren, trug immer einen alten
grauen Ueberrock, eine fuchsrothe Perücke,
und sein Gesicht war häßlich von Pulver
verbrannt. Er hatte ein kleines Haus
mit einem Garten gekauft, beides reinlich
eingerichtet, lebte aber übrigens still für
sich mit einem alten Kerl, der fast stumm
zu sein schien, und sparsam, hatte mit
Niemand Umgang, als mit Eichenberg,
den er oft besuchte, und der den Manm,
> der Wieles von fremden Ländern zu erzäh
len und höchst gutmüthig schien,
wohl leiden mochte, übrigens aber von
seinen Schicksalen eben so wenig wie ein
Anderer erfuhr. Er nannte sich Guts
muth, dies war Alles, was man von ihm
wußte. Auch Leopoldine war sein Lieb
ling er beschenkte sie oft, bald mit einem
nützlichen Buche bald mit einem Band
u. s> w. Sie fühlte zu dem gutherzigen
Manne eine Zuneiguug, wie die Tochter
zu dem sie zärtlich liebenden Water, und
that nichts ohne seinen Rath, der allezeit
den wohlerfahrnen Mann anzeigte und
ihr nützlich war.
Water Eichenberg sollte jetzt seine
Pachtgelder an seinen jungen Gutsherrn
der alte war kürzlich gestorben, nach der
Hauptstadt abschicken, konnte sie aber
nicht vollzählig machen, und fand sich des
wegen in großer Verlegenheit, besonders,
da er sonst beständig sehr pünktlich in
seiner Zahlung gewesen war; dies machte
ihn mißmuthig, und als ihn darüber Guts
muth befragte, gestand er ihm das Wah
re.
„Ich habe," sagte dieser, „ein kleines
Kapital von einem Freunde anvertraut
in Händen, dieses soll ich anlegen. Kön
nen Ihnen diese H6OV zu 3 pro Cent
jährlich, auf zwei Jahre vorgeschossen,
aus Ihrer Werlegenheit helfen, so will
ich sogleich das Geld holen/'
Eichenberg nahm dieses Anerbieten
mit Dank an, machte die Pachtgelder voll
zählig, und wollte dieses seinem Guts
herrn nach der Hauptstadt überbringen,
als dieser selbst ankam, dort für immer
zu leben.
Eichenberg ging sogleich am andern
Morgen auf das Schloß und zahlte.
Freundlich, ohne Stolz empfing ihn der
junge, erst 26 Jahre alte Baron, von
Blumenthal und sprach :
„Mein lieber Eichenberg, ich weiß, daß
Sie seit zwei Jahren Mißwachs, Vieh
fterben und anderes Ungemach erlitten,
daß Sie eine hoffnungsvolle zahlreiche
Familie zu ernähren haben, daß folglich
die Zahlung dieses Geldes Ihnen schwer
gefallen sein muß. Gerne hätte ich Ih
nen Nachsicht und Nachlaß bewilligt, al
lein ich gestehe eS ihnen offen : mein Va
ter starb und hinterließ mir nur Schulden,
diese zu tilgen, die Ehre meines Waters
im Grabe zu retten, ist meine Pflicht und
muß daher äußerst sparsam leben. Ich
habe deswegen die theure Hauptstadt ver
lassen. Doch hoffe ich im Stande zu
sein, nächstes Jahr einen für Sie billigen
Pachtcontract schließen zu können."
Gerührt von dem Zdelmuth und der
freundlichen Aufnahme des Barons, ver
ließ Eichenberg denselben und von nun an
kam Blumenthal oft nach der Wohnung
seines Pächters, wo er oft Gutsmuth an
traf, mit dem er sich unterhielt, und des
sen Kenntnisse und offenen, edlen Charak
ter er bewunderte. Auch dieser schätzte
den jungen, gebildeten, stets von allem
lächerlichen Ahnenstolze entfernten Mann
der, bei einem wohlgestalteten Körper, ein
edles Herz besaß.
Blumenthal lernte Leopoldine kennen,
nicht ihre Schönheit, mehr ihre Tugen
den machten sie ihm werth und theuer.
„Hätte ich nur einiges Wermögen,"
sagte er eines Tages zu Gutsmuth," die
ses Mädchen müßte meine Gattin werden.
Wie glücklich könnte ich dann mit ihr hier
auf meinem Gute leben, das ich leider,
wenn die Zeiten nicht besser werden, bald
nicht mehr mein nennen kann."
''Liebt denn das Mädchen Sie?" frag
te Gutsmuth.
„Wenn ich nicht irre," sagte Blumen
thal, „obgleich es zwischen unS noch zu
keiner Erklärung gekommen ist, und auch
dazu nie kommen soll, da ich außer Stan
de bin jetzt zu hei rathen und das Glück,
welches das gute Mädchen vielleicht mit
einem andern Mann machen kann, ihr
nicht verhindern will."
„Edel gedacht," sagte Gutsmuth und
brach davon ab. Won jetzt an machte
er öfters kleine Reisen, die ihn öfters
von seinen Freunden Eichenberg und
Blumenthal auf einige Zeit entfernten,
welche sich allezeit nach seiner Rückkunft
herzlich sehnten.
Moritz Eichenberg hatte seine Studien
vollendet und war in allem Betracht ein
geschickter und edler Mensch, allein leider
fehlte es ihm jetzt völlig an der Aussicht
zu einer Wersorgung. Da wurde er ek
nes Tages zu einem Beamten in der Nä
he eingeladen, und dieser übertrug ihm
die Stelle als Aktuar mit einem zwar
mäßigen Gehalte, wovon jedoch der ledige
junge und haushälterische Mann ohne
Sorgen leben konnte. Moritz wußte sich
gar nicht zu erklären, wer ihn bei dem
Beamten empfohlen hatte. Wenn Sie
einmal einen Mann im grauen Ueberrocke
in der Mitte der Ihrigen, geliebt und ge
schätzt von Allen, erblicken, dem danken
Sie, sagte der Amtmann, und dies war
Alles, was Moritz erfahren konnte.
Bernhard, der zweite Sohn, vermißte
freilich bei seinem geringen Offiziersge-
halte die Zulage, die er sonst von Hause
erhielt, doch schränkte er sich ein, vermied
alle kostspieligen Gesellschaften seiner
Kameraden und lebte im Stillen; da ließ
ihn eines Tages der Obrist seines Regi
ments holen, lobte ihn erst wegen seiner
zweckmäßigen Einschränkung und eröffnete
ihm dann, daß er jeden Monat 15 Thaler
als Zulage von dem Regiments Quartier
meister abholen könnte. Bernhard, dem
die traurige Lage seines VaterS bekannt
war, wußte nicht, wem er für diese Wohl
that zu danken habe, und äußerte dieses
gegen seinen Obersten. „Wenn Sie
einmal einen Mann im grauen Ueberrock
in der Mitte der Ihrigen, geschätzt und
geliebt von Allen, erblicken, dem danken
Sie," sagte der Oberst, und auch Bern
hard erfuhr nichts weiter.
Ludwig, der dritte Sohn, wurde, ohne
darum angehalten zu haben, seinem alten*
Lehrherrn, dem Förster, adjungirt; er
wollte diesem dafür danken, weil er von
diesem empfohlen worden sei.
„Nicht mir danken Sie/« sagte der
Förster, „finden Sie aber in Kurzem ei
nen Mann im grauen Rocke in der Mitte
der Ihrigen, geliebt und geschätzt von Al
len, dem bringen Sie Ihren Da«?."
Laufende Nummer I«.
Auch Ludwig brachte nichts weiter in Er
> fahrung.
> Erstaunt und erfreut war Water Ei
chenberg, als er so kurz hinter einander
sie Anstellung seiner Söhne Moritz und
Ludwig erfuhr, und als ihm Bernhard
schrieb : er erhalte jetzt eine reichliche Zu
lage, so wrfßte er sich gar nicht zu erklä
ren, wo das Glück alle herkäme.
Sechzig Jahre zählte heute Water Ei
chenberg ; es war ein schöner Herbsttag,
da erschien Herr Gutsmuth, bat ihn heute
mit Leopoldinen und seinem Sohne Ge
org in seine Wohnung zu Gaste und
sprach:
„Wir wollen im freundschaftlichen
Kreise Ihren Geburtstag feiern, auch der
Baron Blumenthal wird Theil daran neh
men. Eichenberg sagte zu und erschien
mit den Seinigen in Gutsmuth'S Woh
nung, der heute in einem ganz neuen
Kleide seine Gaste empfing. Blumen
thal war bereits zugegen. Da blieS ein
Posthorn, eine Chaise blieb vor der Thür,
und heraus sprangen Moritz, Bern
hard und Ludwig, sie waren alle drei an
jenem Tage in Blumenthal eingeladen
worden, das nahe Städtchen wurde ihnen
bestimmt, sich einander dort zu finden und
von da zusammen in ihrer Heimath an
zukommen. — Wer sie so dringend einge
laden hatte und sie bestimmt zu kommen
bat, war ihnen unbekannt.—Freudig und
herzlich war der Empfang der Angekom
menen, und man wollte eben hin und her
fragen, als Gutsmuth, der sich vor eini
gen Augenblicken entfernt hatte wieder
erschien und zwar in seinem alten grauen
Ueberrock. „Unser Wohlthäter!" riefen
Moritz, Bernhard und Ludwig zugleich."
folgt.)
Späteste Nachrichten von
Sir John Roß. Die „North
Britisy" schreibt Folgendes: Aus Pri
vatquellen haben wir vernommen, daß
am letzten Freitag 2 oder 3 Couriertau
ben, die Sir John Roß aus dem Hafen
von Ayr mitgenommen hatte, wieder in
letzterer Stadt ankamen und gleich ihren
Weg nach dem alten Taubenschlag fanden,
den sie früher eingenommen Halen. Es
war vorher ausgemacht worden, daß Sir
John Roß, im Falle er Sir John Frank
lin aufgefunden hätte, oder wenn er selbst
eingefroren wäre, diese Tauben mit Nach
richt nach Hause senden solle. Sie ka
men auch richtig in kurzen Zeiträumen
hinter einander an, aber wir bedauern,
berichten zu müssen, daß keine von diesen
einen Brief oder Zettelchen bei sich führte.
Eine scheint jedoch etwas dergleichen bei
sich gehabt zu haben, doch diese war leider
sehr verstümmelt und ihre Beinchen wa
ren wahrscheinlich abgeschossen worden.
Wann Sir Roß diese Tauben absandte,
ist freilich ungewiß; berücksichtigt man
jedoch die Wohlbekannte Flugkraft dieser
Couriertauben, so läßt sich annehmen,
daß es wohl nicht sehr lange her ist, seit
dem sie unser muthiger Landsmann flie
gen ließ. Der Ankunft zuverläßiger
Nachrichten von den Arktischen Regionen
wird mit wachsender Spannung entgegen
gesehen, da es wahrscheinlich ist, daß man
bald etwas von Sir John Franklin hören
wird. Abgesehen jedoch von dem Inte
resse, das sich an diesen außerordentlichen
Flug der Tauben knüpft, so wird dies
von den Naturforschern gewiß als ein
höchst merkwürdiges Ereigniß betrachtet
werden. Die Entfernung, die diese klei
nen geflügelten Boten zurückgelegt haben
kann wohl nicht weniger als 2000 Mei
len betragen und da sie durch das Gesicht,
nicht durch den Geruch geleitet werden,
so ist die Thatsache um so außerordentli
cher.
So viel wir wissen, nahm Sir John
!Roß, fünf Tauben mit, die nach den zu
letzt erhaltenen Nachrichten alle noch am
Leben sind, so daß er also noch drei übrig
hat, mit denen uns Neuigkeiten zukommen
können.