Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, December 10, 1850, Image 1

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    Der Liberale Beobachter,
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.
NeAv i n g, Mnn. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwelle, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut' Straße.
Jahrg. 12, ganze Rum. S 8«.
Das Küffen großer Männer
Es giebt wohl nichts Abgeschmackteres,
als den Gebrauch gewisser amerikanischer
Ladies, jeden großen und kleinen berühm
ten Mann mit Küssen zu überfallen, der
ihnen in den Weg kommt. —Henry Clay
mit seinem großen, unschönen Munde hat
das Vergnügen (?) gehabt, alle hübschen
(und häßlichen) Mädchen, vom Staate
Maine bis zum Staate Georgien zu küs
sen ! Präsident Harrison genoß seiner
Zeit dasselbe Glück, und selbst Lafayette,
als er dies Land zum zweiten Male be
suchte, entging den Lippen amerikanischer
Mamsellen und Madamen nicht, und
General Taylor durfte sich nicht weniger
rühmen, alle zudringlichen Mägdlein und
Weiblein von Neu-Vork, Baltimore, Phi
ladelphia und andern Städten geküßt zu
haben. Dies ist indessen nicht so schlimm
als der großartige Kußschmaus, der kürz
lich einem leibhaftigen Türken in Neu-
Vork zu Theil wurde.
Amin Bey, der türkische Gesandte,
wurde nämlich bei seiner kürzlichen An
kunft in Neu.Uork im Gouvernörs Saa
le zum Opfer dieses ~barbarischen Ge
brauches" gemacht, und küßte in einer
Stunde eine größere Anzahl hübscher
Weiber, als er in seinem Leben gesehen hat
te (bekanntlich ist das Gesicht der Tür
kinnen durch einen dichten Schleier ver
hüllt.) Er fragte sehr höflich, wem
denn diese freundlichen Weibchen alle an
gehören, und als man ihm antwortete,
daß es die Weiber und Töchter Neu Dor
ker Bürger wären, schnalzte er die Lip
pen und bemerkte, das amerikanische Volk
besäße einen größeren Harem als irgend
ein Beherrscher der Erde. Was werden
seine Landsleute sagen, wenn der Türke
heimkehrt und ihnen diese erbauliche Ge
schichte von den amerikanischen Ladies er
zählt ? Hoffentlich können wir mit Be
stimmtheit versichern, daß sich nie ein
deutsches Mädchen solcher Albernheit schul
dig gemacht hat.
Die Gimpel von Ehemännern und
Vätern, die ihren Weibern und Töchtern
solche Albernheiten erlauben, verdienen
mit Recht Zeitlebens unter der Zuchtru
the einer Pantosfel-Lantippe zu stehen.
Englische Dankbarkeit.
Das großartige Hotel du Midi in
Montpellier ist eine ungeheure Anstalt,
und vielleicht die größte und glänzendste
dieser Art in ganz Frankreich. Es knüpft
sich daran eine hübsche Geschichte, die wir
hier erzählen wollen.
Vor einigen Jahren kehrte ein Eng
länder in diesem Gasthofe ein und hatte
das Unglück, bald nach seiner Ankunft
gefährlich zu erkranken. Der Besitzer
des Gasthofes will ihn ins Hospital
schaffen lassen, weil es seinem Hause
Schaden bringen könne, wenn Jemand
darin stirbt, denn der arme Engländer
ist bereits dem Tode nahe. Der ganz
einsame und verlassene Fremde wäre übel
daran gewesen, wenn nicht plötzlich in
dem Kellner des Gasthofes, welcher ihn
bedi-nte, so viel Mitgefühl und Zunei
gung zu dem Kranken entstanden wäre,
daß er sich im Interesse desselben den be
absichtigten Maßregeln des Wirthes mit
der größten Energie, und selbst mit Ge
walt entgegenstellte. Der wackere
sche erklärte heroisch, daß nur über seine
Leiche der Weg zu den Zimmern des kran
ken Engländers gehe, und daß er Jeden,
welcher den Leidenden in seiner Ruhe und
Pflege zu stören käme, mit seiner Faust
niederstrecken werde. Dies war ein so
seltenes Phänomen der französischen
dienung, über deren Piätätslosigkeit man
auch sonst in Frankreich so sehr zu klagen
hat, daß Alle den für einen Engländer
entflammten Kellner mit wahrer Verwun
derung anstaunten. Indeß mit aller
Verwunderung kann man die Sache doch
nicht ändern, und um kein Aufsehen ent
stehen zu lassen, entschließt man sich den
Kranken im Hause zu behalten, welcher
unter der treuen Pflege des Burschen und
von den Aerzten Montpelliers für sein
Gold sorgsam behandelt, das Glück hat
zu genesen.
Bei seiner Abreise die Rechnung be
zahlend, fragt er den Wirth mit der größ
ten Kaltblütigkeit, ob er sein Hotel mit
allem, was darin sei, verkaufen wolle.
Dieser bejahte es, der Engländer zahlt
auf der Stelle den Kaufpreis und schenkt
das Hotel dem jungen Manne, der ihm so
hülfreich beigestanden, indem er ihm noch
dazu eine bedeutende Summe zur Be
wirlhschaftung einhändigte.
Dieser Kellner ist noch gegenwärtig
der Besitzer dieses prächtigen Gasthauses,
ein artiger, gewandter Mann, dem man
an seinem menschenfreundlichen Wesen an
sieht, daß es nicht bloß verabredete Gold
speculation gewesen, die ihn zum helden
müthigen Beistand eines Fremden ge
macht.
Die Dämon-Braut
(Ans dem Neii-Orleans „Trne Delta.")
Vor etlichen Jahren zurück trug sich
im Staate Virginien eine tragische Ge
schichte zu, die ich selbst mit erlebte, und
welche ich in einfachen Worten, der Wahr
heit gemäß, hier erzählen will:
Colonell T., ein Herr von großer Acht
barkeit der zu verschiedenen Malen Scheriff
und Repräsentant seines Caunty's gewe
sen, starb, und hinterließ eine Frau mit
mehreren Kindern, unter denen sich eine
bildschöne Tochter von etwa fünfzehn
Jahren befand. Die Wittwe welche sich
nicht in glänzenden Vermögensumständen
befand, eröffnete am Cauntysitz ein Kost
haus. Unter ihren Kostgängern befand
sich ein Herr W—., ein reicher Kaufmann
der über 4l) Jahre alt, aber immer noch
ein schöner, stattlich aussehender Mann
war. Dieser Herr wurde bald der Haus
freund der Familie, er gab den Söhnen
eine anständige Beschäftigung, er ließ die
Tochter in einem fashionablen Institute
erziehen, und als.sie von da zurückkehrte,
verliebte er sich natürlich zum Serben in
sie, anstatt, daß er der Mutter den Vor
zug gegeben haben sollte.
Er verfolgte seine Bewerbungen mit
vieler Beharrlichkeit, aber diese schöne
Mildrede widerstand seinen Bitten ebenso
sehr, wie dem Zureden aller ihrer Freun
de.—Endlich jedoch, nachdem Herr W.
ihr unausgesetzt zwei Jahre lang die zar
teste Aufmerksamkeit erwiesen, und besiegt
durch die vereinigten Bitten, Thränen
und Drohungen ihrer Familie, trat das
schöne Mädchen widerstrebend mit ihm
vor den Altar und wurde seine Gattin.—
Den andern Abend veranstalteten die Neu-!
vermählten ein großes Souper. Als eben
die Gesellschaft am heitersten war wurde
Herr W. von Schwindel und Kopfweh
befallen und war genöthigt sich zurückzu
ziehen. Seine junge Frau begleitete ihn
in sein Gemach und wachte, anscheinend
in tiefen Kummer versunken, an seinem
Lager. Unter dem Vorgeben, ihm ein
Palliativ zu geben, füllte sie ein Glas
mit Laudanum, das er, ohne Arges dabei
zu ahnen, austrank. Es wirkte als
Brechmittel, versetzte ihn aber dennoch in
einen stupiden und irrsinuigen Zustand.
Seine Sinne verwirrten sich; in dem ei
nen Augenblick lag er empfindungslos
und regungslos da, wie auf der Scheide
wand zwischen Leben und Tod; im an
dern sprang er convulsivisch in die Höhe,
ein starker Mann in seinem Todeskampfe.
Madame W. gestattete Niemanden den
Eintritt in das Krankenzimmer.
Endlich versank er in tiefen Schlaf. —
Sie beugte sich dann einen Augenblick
über die glimmende Asche des Kamins,—
näherte sich dem Bette, blickte ihren fest
schlafenden Gemahl an und versuchte, ei
nen heißgemachten Kochlöffel in der einen
Hand haltend, einen Strom geschmolze
nes Blei in sein Ohr zu gießen!— Sie
zitterte und die glühende Flüssigkeit, die
dazu bestimmt war, das Gehirn zu ver
brennen und ihn dergestalt ohne alle sicht
baren Spuren zu todten, fiel statt in daS
"Lvillig zu loben und okne Furcht zu tadeln."
Dienstag den I» Deeember, RBS«.
Ohr, auf die Wange. Der
Schmerz machte ihn laut aufschreien, und!
die Gäste im nahen Salon stürmten in
das Gemach. Hier krümmte und wand
sich der noch immer sinnlose Gatte wim
mernd auf seinem Lager, während das
heiße Blei sich lief in seine Wange einsraß ;
und dort stand das teuflische Weib, den
Brautkranz noch in den Haaren, das
todbringende Instrument in ihrer Hand
und am Boden liegend eine leere Phiole
mit der Aufschrift „Laudanum." —Die
furchtbare Wahrheit durchflammte wie ein
Blitz die Seele jedes Anwesenden, und in
der Verwirrung des Augenblicks schaffte
man die Schuldige eiligst aus dem Wege
und sandte sie nach einem entfernten
Staate. Beim Durchsuchen ihres Zim
mers fand man ein altes Magazin vor,
welches das Bekenntniß eines Weibes
enthielt, das ihre fünf Männer gemordet
hatte, indem sie heißes Blei in ihre Oh
ren goß, auch stellte sich heraus, daß sie
das Laudanum und Blei schon einige Ta
ge vor der Hochzeit sich aus Herrn W's
eigenen Laden zu verschaffen gewußt hatte.
—Die Grand Jury fand am nächsten
Morgen eine Bill gegen die Flüchtige
und die eben in Sitzung befindliche Ge
setzgebung dekretirte sofort eine absolute
Scheidung.
Was diesen Fall besonders merkwürdig
macht, ist der Umstand, daß Miß T.
sprichwörtlich war wegen der Sanftheit
ihres Charakters. Sie war eine Blon
dine. Die Rose färbte ihre Lilienwange
mit so zartem Hauche, wie wenn der
abendliche Sonnenstrahl über den Schnee
hinglüht, und ihr goldenes Haar umwall
te eine Körperform vollendeter und wollü
stiger, als Apollo je sich träumen ließ
oder Petrarca in seinen Liedern sie besang.
Der Schluß dieses Dramas ist indeß noch
auffallender.
Jahre rollten dahin, und Hr. W. blieb
ein elender und einfacher Mann, aber der
Pfeil der Zauberin stak noch tief in sei
nem Herzen. Er schloß seine Waarenla
ger, verkaufte sein Grundeigenthum,
sammelte sein großes Vermögen ein, und
spürte die reizende Verbrechen« in ihrem
entfernten Schlupfwinkel aus, um ihr
zum zweiten Mal das Anerbieten seiner
Hand zu machen !—Sie hatte eben einen
jungen Mann von hoher gesellschaftli
cher Stellung geheirathet, der bekannt mit
allen Umständen ihres Lebens, und obgleich
ihm innerlich vor ihr graute, doch nicht
im Stande war dem alles bewältigenden
Zauber ihrer Reize zu widerstehen. Ar
mer W.! Diese Nachricht war ein tät
licher Dolchstoß für sein liebekrankes Herz.
Seine frühere Liebe, —seine Bewerbung,
—seine Heirath, und die schreckliche Ca
tastrophe,—seine auf's Neue erwachte
Leidenschaft und jetzt seine Täuschung,—
die Trennung von der Geliebten für im
mer, —Alles das stürmte in Strömen bit
terer Erinnerungen auf ihn ein, wie ein
Eisberg, der alle Lebenswärme zerstört,
und er flehte zum Himmel um seinen Tod.
Sein Gebet wurde erhört, und ein
vom Unglück mehr darnieder gebeugter,
oder ein reinerer und edlerer Geist, als
der seinige, nahm wohl selten seinen Flug
himmelwärts?
Die Wege des Schicksals.
—ln Boston lebt ein alter Mann von
sechzig Jahren, der im Alter von zwei
und zwanzig Jahren, an der Universität
zu Dublin graduirt wurde, als Chirurg
in die brittische Armee trat und in dieser
Eigenschaft den Krieg mit den Ver. Staa
ten im Jahre 1814 mitmachte. Er war
zugegen bei der Zerstörung der öffentlichen
Gebäude» Vorräthe :c. in Washington ;
diente später in der ostindischen Armee,
hat als Feldchirurg mehr als viertausend
Amputationen gemacht und fünfzehn hei
Ben Schlachten beigewohnt. Zweimal
selbst verwundet, verband er drei verwun
dete Generäle, sieben Oberste, zwanzig
Hauptleute und über cilftausend Militärs
von niederem Range. Er speiste mit
zwei Königen, einer Kaiserin, einem Kai
ser, mit dem Sultan und dem Papste,
unzählige» Generälen u. s. w., und hat
die zwei größten Diamanten in der Welt
und die brittische Krone in seiner Hand
gehalten. Er war dreimal verheirathet >
und Vater von eilf Kindern, die er alle
überlebte, und segelte zuletzt, von Krank
Heiken geschwächt, zu arm. um ohne An
stellung leben zu können, und zu stolz,
um von Almosen leben zu wollen, in ei
nein Auswanderer-Schiffe vor dreiJahren
nach den Ver. Staaten. Dieser Manu,
der so Vieles erlebte, eine treffliche Er
ziehung genoß und vier Sprachen spricht,
jetzt aber alt. hinfällig und arm ist. trägt
in den Straßen Bostons Aepfel und O
rangen zum Verkauf herum.
Botschaft des Presidenten.
Mitbürger vom Senate und Hause der
Xepresentanten!
Da ich in der Mitte der leytenSitzimg durch
eine peinliche Fügung der göttlichen Vorseh
ung zu der verantwortlichen Stelle berufen
diu, welche ich jetzt i»ne habe, so begnüge ich
mich mit solchen Mittheilungen an die Gesetz
gebung, als der Augenblick zn fordern schien.
Das tand war in Trauer über den Verlust
seines Ober-Magistrats gehüllt n»d alle Her
zen waren mit Kummer erfüllt. Weder Zeit
noch Gelegenheit schienen von meiner Seite
einen allgemeinen Ausdruck meiner politischen
Meinung oder irgend eine Aiiseniandersetzuug
der Grundsätze, welche mich in der Ausübung
der Pflichten, zu deren Erfüllung ich beruft»
war, leiten, zu fordern oder zu rechtfertigen.
Ich bane deshalb darauf, daß es nicht un
passend gefunden werde, wenn ich mich der Ge
legenheit der Wiederversammlung des Eou
gresses bediene, um im Allgemeine» ineiiieGc
stttnu»gcn bekannt xu machen, in Bezug auf
die Politik, welche durch das Gouvernement,
sowohl »in Verkehre mit fremden Nationen,
als in der Führung u»d Verwaltung der in»
«ertt Angelegenheiten, befolgt werden sollen.
Nationen sind, gleich Individuen, im Natur
zustände gleich nnd unabhängig, besitze» gewis
sc Rechte und sind einander gewisse Pflichten
schuldig, welche aus ihren nothwendigen und
unvermeidlichen Beziehungen entspringen.
Rechte und Pflichten, welcbe keine menschlu
che Macht zu schätzen nnd durchzusetzen ver
mag und welche dennoch durch das allgemeine
Giltenqesetz, durch das Gewisse» >»» d die Eh
re biiidkiid sind, weuu auch kei» Tribunal be
steht, an welches die verletzte Partei appelli
ren könnte, außer dem unparteiischen Urthei
le der Menschheit nnd dem Schiedsgerichte
des Schwertes.
Zu den anerkannten Rechten der Nationen
gehört das, welches jede besitzt, diejenige Re
qierliiigsform festzusetzen, von der sie glaubt,
daß sie am besten zum Glück und zur Wohl
fahrt ihrer eigeuen Unterthanen an, zweckdien
lichste» sei, diese Form zn verändern, wie die
Umstände es erfordern mögen, und die innern
Angelegenheiten nach ihrem eigenen Willen
zu leiten und zu verwalten Das Volk der
Ver. Staaten nimmt dieses Recbt für sich in
Anspruch uud räumt es auch Andern willig
ein. Daher w,rd es eine gebieterische Pflicht,
sich nicht in das Gouvernement oder d,e inne
re Politik anderer Nationen zn mischen, nnd
wciin wir auch mit den Unglücklichen uiidltn
terdrücktcu überall bei ihre» Kämpfe» für die
Freiheit sympathisircn, verbieten uns doch
unsere Grundsätze, Theil an solchen fremden
Streitigkeiten z» nehmen.
Wir machen keine Kriege, um die Thronfo
lgen zu befördern oder zn verhindern, irgend
eine Theorie dcS politischen Gleichgewichts
aufrecht zu erhalten oder irgend eine wirkliche
Regierung, welche irgend ein tand für sich
selbst zn errichten für gut findet, zu uuterdrük
ken. Das große Gesetz der Moralität sollte
sowohl eine Nationale als eine persönliche n.
individuelle Anwendung finden. Es ist des
halb unsere Pflicht, bei fremden Kriegen eine
striktkNeulralität zu beobachte», freundschaft
liche Beziehungen z» nähren, jede edle, hoch'
herzige Handlung zu erwiedern und pünktlich
uud gewissenhaft jede VerlragS-Verpflichtung
zu erfüllen. Dies sind die Pflichten, welche
wir andern Staaten schuldig sind und deren
treuliche Erfüllung uns zu einer gleichmäßi
gen Behandlung von Seiten anderer Staa
ten berechtigt oder, im Falle, daß irgend ein
Staat dieses weigern sollte, könne» wir unse
re Rechte mit gutem Gewissen gewaltsam gel
tend machen.
Zn unserer innern Politik wird unsere Eon»
stitution mein Führer sein und in zweifelhaften
Füllen werde ich mich Rath holen für deren
AuSlegnng bei den richterlichen Entscheidungen
deS Tribunals, welches zu deren Untersuchung
errichtet ist, und bei dem Herkommen des Gou
vernements, welches dadurch geheiligt ist, daß
das Volk sich dabei beruhigt hat. Ich betrach
te alle ihre Anordnungen als gleichmäßig bin
dend. Zn alle ihren Theilen ist eS der in feier
lichster Form ausgesprochene Wille de« DolkeS
und die eingesetzten Behörden sind nur die A.
genten diesen Willen in Ausführung zu bringen.
Die Macht, welche dadurch verliehen wird,
soll zum öffentlichen Wohle verwendet werden.
Die Macht, welche sie dem Gouvernement und
den verschiedenen Departementen einräumt, ist
in diesem geheiligten Instrumente so klar und
deutlich ausgesprochen, al« e» die Unvollkocken-
Laufende Rummer IS.
heit der menschlichen Sprache erlaubt und ich
halte es für meine erste Pflicht, nicht ihreWei'S
heit zu untersuchen, keine neue Anordnungen
hinzuzufügen, keine ihrer Erfordernisse zu um
gehen und keines ihrer Gebote zu vernichten.
Euch, Mitbürger, als Representanten der
Staaten und des Volkes, ist die gesetzgebende
Macht anvertraut. Zch werde Euch von Zeit
zu Zeit einige Nachrichten vorlegen, um Euch
in Stand zu setzen, die Euch anvertrauten ho
hen und verantwortlichen Obliegenheiten zum
Wohle unserer gemeinschaftlichen Constituenten
zu entledigen. Zch werde meine Meinungen
offen und frei aussprechen, an Euch ist es, aUeS
zu prüfen und zu erwägen. Zhr habt dieMacht,
die Ehre und die Verantwortung der Gesetzge
bung.—Das Gouvernement der Ver. Staaten
ist ein beschränktes. Zu allen Zeiten ist es eine
besondere Pflicht des Gouvernements gewesen,
sich vor jedein Eingriffe in die Rechte derStaa«
ten zu hüten. Ueber die dem Congresse zuge,
wiesenen Zwecke und Gegenstände ist dessen ge
setzgebende Autorität die höchste.
Hier aber hört seine Autorität auf, uud je
der Bürger welcher die Constitution wahrhast
liebt und die Fortdauer ihrer Existenz und
Segnungen wünscht, w,rd sich entschlossen und
fest jeder Einmischiing in diese häuSlicbenAn
geltgenheilkn widersetze», welche die Constitu
tion klar und unzweideutig der ausschließlichen
Autorität der Staaten überläßt. Jeder sol
cher Bürger wird sich auch jede nnnütze
Aufreizung unter den verschiedene» Mitglie
dern der Union, jede» Tadel, jede Anschuldi
gung, welche darauf abzwcckt, eine» Th.il des
tandes dem ander» zn entfremde», ernstlich
verbitten. Die Schönheit unseres Regie
rungssysttins besteht darin und dessen Sicher
heit und Dauer muß darin bestehen, daß ge
genseitige Reibungen uuv Zusamenstöße ver
miede» werde» und i» der regelmäßigen sepa
raten Vcrhandliiiig Aller, während jeder sich
in seinem enger bestimmten Kreise bewegt.
Die Constitution hat eS zur Pflicht des
Präsidenten gemacht, dafür zu sorgen, daß die
Gesetze getreulich ausgeführt werden. Zn ei
nem Gouvernement gleich dem unsrigen, in wel
chem die Gesetze durch die Mehrheit der Volks-
Repräsentanten passirt werden und in welchen«
die Repräsentanten für so kurze Zeit gewählt
werden, daß irgend ein nachtheiliges oder schäd
liches Gesetz bald zurück genommen werden
kann, sollte es ganz unwahrscheinlich erscheinen,
daß eine große Anzahl bereit gefunden werden
sollte, sich der Ausführung der Gesetze zu wi
dersetzen. Man darf aber nicht vergessen, daß
das Land sehr groß ist, daß darin vielerlei Lo
kal-Znteressen und Vorurtheile herrschen, wel
che ein Gesetz in einem Theile verhaßt machen,
welches im andern Theile nicht der Fall ist,
und daß gedankenlose, unbedachtsame, durch die
Leidenschaften und Einbildungen mißleitete Leu
te unsinnig genug verführt werden, den Geset
zen, welche sie mißbilligen, sich zu widersetzen.
Diese Personen sollten aber wohl bedenken, daß
ohne Gesetze keine Freiheit sein kann, daß wenn
die Gesetze unter die Füße getreten werden, die
Tyrannei herrscht, mag sie nun in der Form
des Militär-Despotismus, oder des VolkS-Un
gestüms und der Gewaltthätigkeit auftreten.
Das Gesetz ist der einzige Schutz deS Schwa
chen und der wirksame Zügel des Starken.
Wenn es gewissenhaft und unparteiisch ver
waltet wird stehet keiner unterhalb seinem
Schutze und keiner über seiner Eontrolle.
Sie, meine Herren, und daS Land, können
überzeugt sein, daß, soweit es in meinen Kräf
ten und in meiner Macht steht, mit der ich be
kleidet bin, ich zu jeder Zeit und an allen Or
ten Sorge tragen werde, daß die Gesetze getreu
lich erfüllt werden. Bei Erfüllung dieser mir
durch die Constitution und durch meinen Dienst
eid auferlegten Pflicht werde ich vor keiner
Verantwortlichkeit zurückschrecken und bemüht
sein, allen etwa sich erhebenden Hindernissen
zu begegnen, sowohl mit Festigkeit, Klugheit
als Diskretion.
Die Anstellungsgewalt ist eine der delikatsten
welche der Executive verliehen ist.—Zch erachte
sie als ein heiliges Vertrauen, was allein mit
Berücksichtigung der Beförderung des Wohle»
und der Glückseligkeit des Volkes ausgeübt wer
den sollte. Es wird mein Streben sein dir os»
ficielle Beschäftigung zu heben, durch die Aus
wahl solcher Personen für wichtige Plätze, die
für die Stellen geeignet sind wofür sie bestimt
werden, wegen ihrer anerkannten Redlichkeit,
Talente und Tugenden. Zn einem so ausge
dehnten Lande, mit einer so großen VolkSzahl,
und wo so wenig Personen der anstellenden Ge
walt bekannt sind, werden unvermeidlich mit
unter Mißgriffe vorkomme,» und unglückliche
Anstellungen gemacht werden, ungeachtet der
größten Sorgfalt. Zn solchen Fällen mag die
AbsetzungSgcwalt zweckmäßig angewandt wer
den ; und Pflichtvernachlässigung oder Untreue
im Amt« wird so wenig geduldet werden von
Individuen die ich selbst angegestellt habe, aIS
von denen die durch Andere angestellt wurden.
Zch bin glücklich, sagen zu können, daß feit
der Eröffnung deS letzten SongresseS keine un
günstig« Wechsel in unsern auswärtigen Ange
legenheiten eingetreten sind. Wir sind im Frie
den mit allen Nationen und erfreuen unS in
«intm sehr hohen Grade der Segnungen diese»
Frieden» in einem wachsenden und glücklichen
Handel und in allen Formen eines freundschaft
lichen National . Verkehrs. Der beispiellose