Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, December 03, 1850, Image 1

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    Der Liberale Beobachter,
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Camtties allgemeiner Anzeiger.
Nk<lv i n s, Mnn. Gedruckt »nd herausgegeben von Arn o l d Puwe ll e, in der End Kien Straße, zwischen der Franklin- und Chesnul' Straße.
Jnhrg. 12, gmi;e Nnm. SB3.
Der alte Husar.
Ja, lieben Freunde! —so erzählte uns
an einem schönen frischen Herbstmorgen
der biedere, für die Musik bis zurAengst
lichkeit leidenschaftliche Dorf Cantor zu
N., der, wie Kenner versicherten, bei gün-!
stigen Jugendverhältnissen wenigstens
fürstlicher Capellmeister hätte werden
müssen —ja, lieben Freunde, jetzt kann
man sich dieser herrlichen Gebirgsgegend
wohl freuen, und, gleich der Lerche im
Felde, dem Herrn Zebaotl) mit Heller
Stimme lobsingen ; aber in meinen frü- >
Heren Jahren habe ich hier Zeiten erlebt,
wo ein gar festes Vertrauen dazu gehör-,
te, ohne bange Sorgen die Morgensonne
hinter den Bergen heraufsteigen zu se-
hen.
Auf jenen Anhöhen standen die Oester
reicher, in den Schluchten die Preußen;
wir erhielten fast täglich Besuche; wir
hatten weder Pferd noch Kuh, weder
Milch noch Brod mehr; fast in jeder!
Nacht krachten die Kanonen, ja—können
Sie sich'S vorstellen? —hier in diesen
Kirchhof sollten zuletzt, schon Alles
verloren schien, nach dem Rathe eines ge
schickten Ingenieurs, zwei der entschlossen
sten Grenadierkompagnien geworfen und
—nun, mit dürren Worten--dem gewis
sen Tode Preis gegeben werden, um einen
Rückzug zu decken. Nur ein Zufall
wandte diese Gefahr von unserm armen
Dorfe ab, sonst stünde jetzt wahrschein
lich weder Schulmeisterwohnung und
Pfarre, noch selbst das liebe Gotteshaus
auf diesem Fleck.
Einstmals —damit sie doch auch sehen,
wie wahr Luther die Musik eine halbe
Disciplin und Zuchtmeisterin nennt, so
die Leute gelinder und sanftmüthiger
macht —einstmals hatten wir wieder die
ganze Nacht hindurch plänkeln und den
Boden schüttern gehört, an Zubettelegen
war gar nicht zu denken, weil man in je
der Stacht horchte, ob nicht die Flamme
schon im Dachgiebel knistere. —Ich hatte
eben das Morgenläuten besorgt, guckte
zum Schalloche hinaus, um zu sehen, was
uns heute wohl bevorstehe, und faltete die
Hände mit einem frommen Seufzer über
derßrust, daAlleS ganz ruhig schien. Ehe
ich noch mein Mützchen wiede? aufsetzen
konnte, jagte ein aller schwarzer Husar—
er hing ganz von Alter niedergedrückt,
wie später sein großer König Friedrich
auch, über dem Pferde—ja, er jagte zum
Kirchhoflhore herein und band seinen
Braunen an meinen Fensterladen.
Mir ward nicht zum allerbesten zu
Muthe, doch wackelte ich hinunter. Er
Er ließ mir nicht Zeit, meinen gewiß sehr
zuvorkommenden guten Morgen an den
Nann zu bringen, sondern rief mir in bar
schem Tone zu: „den Kirchenschlüssel her,
Schulmeister!"
Ich erschrak nicht wenig über die An
rede. Das Bischen Kirchenvermögen
und der vergoldete Kelch mit der Hosti
enschachtel, die von einer frommen Kir
chenpatronin hierher gebracht worden sind
waren wohl zwar in Sicherheit gebracht,
doch fand sich noch eine Altarbekleidung
mit Tressen und anderes Abendmahls-Ge
räth von einigem Werthe. Ich suchte
den Kirchenschlüssel, den ich unglücklicher
Weisein der Hand hielt, zu verbergen;
ich wagte Ausflüchte, Bitten und Vor
stellungen, aber der Kriegömann sah mit
so ganz eigener Miene bald auf mich,
bald auf seinen Säbelgriff, daß ich, um
Unheil zu verhüten, vorausging und die
Pforte öffnete. Meine Frau, die. wie
einst Sara, hinter der Hausthür ge
horcht hatte, und ich muß eö der guten
Mutter zur Ehre nachsagen, vor der Ge
fahr immer verzagter, in der Gefahr aber
immer entschlossener, als ich selbst war,
kam, aus Besorgniß um mich, aus freien
Stücken hinter uns her.
Der alte Husar drängte sich in der
Halle hastig voran, ging, ohne sich um
zusehen an der Sacristei und dem Altar
tuche vorüber und schritt, so schnell es
sein Alter erlaubte, klirr'. klirr! die Chor-
treppe hinauf.
Hier setzte er sich, Athem schöpfend,
auf eine Bank und rief mir gebieterisch
zu: „Die Orgel auf! Ein Gesangbuch
her!" So unerwartet mir dies kam, so
leicht ward es mir doch auf einmal um's
Herz. Ich konnte mir nicht anders vor
stellen, als der alte Schnurrbart sei vor
mals ein College von mir gewesen und
wolle mich nun überhören.
So ein Examen pflegte ich nun nicht
zu scheuen;—ich that also augenblicklich
waö er verlangte, und gab auch meiner
Frau einen Wink, sie zog die Balgen, der
Husar schlug ein Lied auf und sprach:
„Wie schön leuchtet der Morgenstern !
Spiel er daS, aber fein ordentlich, Herr
Schulmeister!"
Nun war ich in meinem Elemente.
Ich spielte die Orgel nach Herzenslust;
der Husar fiel nach dem Präludium mit
einer tiefen Baßstimme ein ; ich und mei
ne Susanna hinter der Orgel thaten ein
Gleiches; meine ganze Seele erhob sich
zu dem Herrn und mein Herz schlug am
Schlüsse des herrlichen Chorals so muthig
daß ich anjetzt wohl schwerlich dem alten
Husar so gutwillig aufgeschlossen hätte,
als vorher.
Gar kecklich schaute ich nach meinem
Zuhörer, er hatte noch immer die Hände
gefaltet und zwei helle Thränen fielen
auf den eisgrauen Knebelbart des Alten
herab. Er wischte sich, da ich auf ihn
zutrat, mit dem Ballen die Augen, schüt
telte mir die Hand, und sprach : "Großen
i Dank, Herr Cantor! Wo ist der Gottes
kasten ?"
Mein vorheriger Argwohn, daß es auf
eine Plünderung abgesehen sei, war gänz
lich verschwunden, ich holte die Armen
büchse herbei, und der alte Husar warf
einen halben Gulden hinein. —„Wir thei-!
len, Herr Schulmeister!" sagte er dann,!
zeigte mir noch zwei halbe Gulden und
nöthigte mir einen davon auf. „Da
klebt kein Blut daran, nehm' er für seine
Mühe!" Er verließ die Kirche und wir
begleiteten ihn.
Sowohl ich, als meine Susanna, wa
ren unglaublich bewegt. Ich konnte mich
nicht enthalten, unsern wunderbaren Gast
aus dem Kirchhofe zu befragen, wie ihm
der Gedanke gekommen sei, heute seine
Morgenandacht zu halten?
Das will ich Euch gern sagen, lieben
Leute! antwortete er, und faßte uns bei
de treuherzig bei der Hand,—„aber nur
keine Predigt hinter her, Herr Schulmei- >
ster, das bitt ich mir aus. Gestern A-!
bend sollte ein verlorner Posten ausge- i
stellt werden, um, mitten unter den her-!
umschweifenden Patrouillen, den Feind
auf einem gewissen Punkte zu beobachten."
„Jeder von uns wußte, was die Sache
auf sich habe; wir sind seit einigen Wo
chen brav daran gewesen: unserßittmeister
frug nach Freiwilligen. Niemand bezeig
te Lust. Endlich ritt ich vor—und mei
ne drei JungenS konnten ja wohl den al
ten Vater nicht allein lassen."
„Er braucht es nicht zu wissen, Herr
Schulmeister, wie wir es anfingen, genug,
wir schlichen uns durch und hielten die
ganze Nacht über auf einer buschigen An
höhe. Links und rechtS blitzte es um uns
> her, wir sahen bald hier, bald dort feind
liche Mannschaften, nicht meinetwegen—
denn wie lange werde ich noch reiten ?
sondern nur wegen meiner Söhne, seufzte
ich einmal in der finstern Nacht: Herr
erhalte unS! Kaum hatte ich es heraus,
> als es anfing zu dämmern und der Mor
genstern mir ins Auge blitzte. Wie schön
> leuchtet der Morgenstern, fiel mir in die
sem Augenblick aus meiner Jugendzeit
- ein ; gar Manches habe ich seitdem gethan
, und—waS wohl nicht allemal recht war—
i hängte sich wie eine Bleilast daran ; ich
rechnete nach, seit wie viel Jahren ich in
c keine Kirche gekommen, und ich that Gott
- daS Gelübde, wenn ich diesmal davon kä
- me, wieder einmal eine Andacht zu halten.
Z DaS habe ich denn nun gethan, und Er
- kann wohl denken, ob mir daS:
"IVillig zu loben und ol>ne Furcht zu tadeln."
Dienstag de« I. Deeember,
Du, Herr bist's, der mich diese Nacht
Durch deine Engel-Guard bewacht!
von und zum Herzen gegangen. Meine
Söhne, das ist nun noch leichtes, unbe
sonnenes Volk, und ich alter Thor kraute
mich nicht einmal, ihnen etwas von mei
nem Vorhaben zu sagen, sind dort unten
eingekehrt in der Schenke; ich muß nun
fort, daß sie nicht denken, mir sei was be
gegnet."
„Nochmals großen Dank, lieber Herr
Schulmeister. Alle Tausend ! Er schlägt
seine Orgel, daß einem das Herz im Lei
be zittert! Nun denke ich doch, der Herr
gott wird sehen, daß ich auch ein Christ
bin im Herzen, und sollte ich heute oder
morgen meinen letzten Ritt thun, so will
ich im Himmel als Feldgeschrei rufen:
„Wie schön leuchtet der Morgenstern !"
Mit diesen Worten setzte er sich auf
und ritt davon. Wenige Tage darauf
ereignete sich der bekannte Ueberfall unter
Haddik; vermuthlich ist das Morgenlied
des alten Husaren auch sein Schwanenlied
gewesen. Züsch, a. Pot.
Die Mvrtttone» Stadt
Ein Correspondent des „Western Chri
stian Advocate" schreibt:
Früh im April 1847 verließen 143
Männer, I Frauen und 2 Kinder Coun
cil! Bluffs, lowa. Diese Mormonen
machten eine ganz neue Straße der
Nordseite des Plattflusses und gingen über
den Elkhorn-Zweig desselbrn Flusses nach
Fort Laramie. Hier schlugen sie den
Weg nach Oregon ein bis zum Fort Bud
get, von wo sie einen neuen Weg über
die Felsengebirge einschlugen. Am 23.
Juli langten sie auf der Stelle an, welche
jetzt den Mittelpunkt der Stadt der Mor
monen bildet. Nachmittags an demsel
! ben Tage hatten sie bereits drei Pflüge
! und eine Egge im Gange.
Um zwei Uhr Nachmittags an demsel
ben Tage begannen sie den Bau des er
sten Dammes zur Bewässerung ihrer
Felder. Der nächste Tag, Samstag den
A4., pflanzten sie fünf Morgen mit Kar
toffeln. Am 28. desselben Monats ver
sammelten sich, waö sie die zwölf Apostel
nennen, und legten die Stadt aus wie
folgt: Die Straßen acht Ruthen weit,
!die Seitenwege zwanzig Fuß. Jedes
Geviert enthält zehn Morgen und ist in
acht Lotten getheilt. Jedes Geviert ist
mit fließendem Wasser umgeben zur Be-
der Gärten. Jedes Haus
! muß zwanzig Fuß von der Straße zurück
gebaut werden. Die Seitenwege werden
mit Bäumen bepflanzt. Keine zwei
Häuser dürfen einander gegenüber stehen
' sondern jedes Haus steht dem Garten
des Nachbars auf der andern Seite der
Straße gegenüber. Die Stadt hat vier
große öffentliche Plätze, welche mit Bäu
men von allen Welttheilen, die sich für
das Klima passen, bepflanzt werden.
Jeder dieser freien Plätze soll mit Spring
brunnen versehen werden.
Der freie Platz für den Tempel soll
zu einem Garten angelegt werden, der
gleich anfänglich>Hloo,ooo kosten soll.
Ihre Missionäre haben bereits Vorkeh.
Rungen in den östlichen Staaten, in Eng
land, Frankreich, Italien, Dänemark und
Deutschland getroffen, um Pflanzen und
Bäume für die Verzierung dieses Gar
tens zu sammeln. Im Anfang war die
Stadt so ausgelegt, daß sie 135 Gevier
te enthielt. Seitdem sind 65 Gevierte
am östlichen Ende und 60 am westlichen
hinzugefügt worden. Am östlichen Thei
le der Stadt ist eine Quadratmeile Land
für eine Universität aufbewahrt. Bis
nächsten Oktober wird es zwei Jahre, seit
das erste Haus in dieser Stadt aufgebaut
wurde, und nun zählt sie wenigstens
9(100. Sie haben bereits bequeme aus
Backstein gebaute Häuser und die mei
sten Bequemlichkeiten des Lebens. Sie
erwarteten dieses Jahr eine Einwande
rung von ihren eigenen Religionsgenossen
von 10,000 Personen.
Der Anbau kann nur mit Vortheil
durch Bewässerung betrieben werden.
Die Bäche, welche zu diesem Zwecke be
nutzt werden, strömen auS den Schneebe
deckten Gebirgen in s Thal, wo sie durch
einen Damm in zwei Zweige und dann in
viele kleine Nebenzwtige zum Zweck der
Bewässerung der Felder und Gärten ge.
theilt werden. Das Wasser von den Ge
birgen bis zum Tempelplatz hat eine Ent
fernung von mehr als 10 Meilen einen
durchschnittlichen Fall von 9 Zoll auf die
Ruthe; weiter in den Gebirgen ist der
Fall noch größer. Ein und eine Drittel
Meile von der Stadt ist eine warme
Schwefelquelle, welche große Heilkräfte
besitzt, und die meisten Krankheiten dieses
Klima's heilen sott. Ein und eine halbe
Meile weiter ist eine heiße Schwefelquelle.
An der Südseite des ThaleS ist eine heiße
Quelle von reinem Wasser. Das Was
ser in dieser Quelle ist 29 Fuß und 3
Zoll tief.
Die Stadt ist ungefähr 22 Meilen
südöstlich vom großen Salzsee gelegen.
Das Wasser dieses Sees enthält mehr
Salz als das Meer, indem 3 Gallonen
Wasser eine Gallone des feinsten und
reinsten Salzes machen. Das Thal in
dem die Stadt liegt, ist nngefähr 30
Meilen lang und 22 breit, und grenzt an
ein anderes Thal, das 50 Meilen lang
und 8 Meilen breit ist. Vom Norden
bis zum Süden sind beide Thäler bereits
voll Ansiedler, deren Zahl von 15,000
bis 20,000 betragen mag. Lieut. Gu
mison, Ingenieur, der beide Thäler ge
nau untersuchte, glaubt, daß sie eine Be
völkerung von ein und einer halben Mil
lion Menschen ernähren können.
Südlich von diesem Thale, ungefähr
50 Meilen von der Stadt, liegt das Utah
thal mit dem Fluß und See gleichen Na
mens. Auch hier haben die Mormonen
eine Ansiedlung mit einer Stadt, Bravo
genannt, an der südlichen Seite des Bra
voflusses. Ungefähr 100 Meilen süd
lich von diesem Punkte, haben sie eine an
dere Ansiedlung in einem Thale San Pe
ter genannt. Der Utahfluß und See
enthalten reines süßeS Wasser und sind
sehr fischreich In der Nachbarschoft der
letztgenannten Ansiedlung finden sich vie
le Ruinen, welche mit Hieroglyphen be
schrieben sind. Ein Platz insbesondere
wird von den Indianern „Gottes Tempel
genannt. Hier finden sich viele Trüm
mer von Töpferwaaren, sowohl mit als
ohne Glasur, ein ganzer Berg von pu
rem Salz und Steinkohlen in Menge.
Während fünf Monaten im Jahr kann
Nordost- und westwärts keine Communi
cation mit den Ansiedlungen der Mormo
nen stattfinden, indem die Gebirge durch
den Schnee unwegsam gemacht werden.
Die Stadt liegt auf dem 40H. Grade
nördlicher Breite und auf dem 111. Län
gengrade westlich von Greenwich.
Die Fruchtbarkeit des Landes ist stau
nenerregend. Wir sind jetzt in der Mitte
der Erntezeit und nie habe ich solchen
Weizen gesehen. Ich will Ihnen einige
von vielen vollkommen erwiesenen That
sachen geben. M. Holliday südlich von
dieser Stadt erndtete über 185 Büschel
Weizen von einem Büschel Saatweizen
und .?00 Büschel Kartoffeln von einem
Büschel.
Dieses Thal wird als eine der gesunde
sten Gegenden der Erde betrachtet; die
Luft ist in der That die reinste, die ich je
einathmete. Es liegt 4000 Fuß über
dem Meeresspiegel, und einige Berge an
der Ostseite des Thals sind 1Z Meile hoch
und mit ewigem Schnee bedeckt, während
im Thale der Thermometer häufig über
100 Grade steigt.
So viel von dieser Stadt und diesem
Thale. WaS die moralischen und sonsti
gen Verhältnisse dieses Volkes angeht,
so habe ich jetzt keine Zeit und keinen
Raum etwas zu schreiben. Ich muß ü
brigens zu ihrer Ehre wenigstens bemer
ken, daß ich seit meiner Anwesenheit
nichts Schlechtes in dieser Beziehung ge
sehen habe. Sie sind gegen die Emi-
Laufende Rummer 1«.
granten sehr gefällig und gastfreundlich.
Die Emigranten lassen ihnen aber auch
für eine geringe Bezahlung tausenderlei
Gegenstände, indem sie hier ihre Reise»
Methode wechseln,, ihre Gefährte zurück
lassen und die Reise auf Packthieren fort
setzen. Im Austausch für das, was sie
hier zurückzulassen genöthigt sind, erhal
ten sie Lebensmittel in diesem etwas mehr
als halben, Weghause über Ebenen und
Wüsten.
Das Klima von Caliform'en.
Ein Correspondent des „Kenosia Tele
graph," der früher in Wisconsin wohnte,
schreibt : Wenn es keinen andern Flecken
auf Gottes grüner Erde gäbe, wo ein
Mensch wohnen könnte als Californien,
so würde ich ihm rathen, eine Arche zu
bauen und sich auf das Wasser zu bege
ben.
Won all den miserabeln Klima's die je
einen Lappländer verfroren oder das Haar
eineS Negers kräuselte, trägt dieses den
Sieg davon. Vom ersten November bis
Ende März gibt's nichts als Regen und
Schlamm, und Schlamm und Regen in
unendlicher Abwechselung ; und vom März
bis November ist's nichts als Sonne und
Staub und Hitze und Wind. Und wenn
etwas Grünes zum Essen gefunden wer«
den kann, in irgend einem StückchenGrund
(es gibt keinen anständigen Garten in
ganz Californien, von dem mit Schnee be
deckten Gipfel des Nevada bis zum Sand
des stillen Meeres,) so wurde es von Je
mand aus dem Grunde gelockt, (der wahn
sinnig genug ist, eine Heimath zu haben,)
der den ganzen Tag einen Regenschirm
darüber gehoben, und Nachts Wasser da
rauf gegossen, welches er vom sieben Mei
len entfernt gelegenen Flusse beibringen
mußte.
DieseS Land ist nicht schicklicher für ei
ne Familie darin zu leben, als der Krater
des Aetna für einen Eiskeller sein würde.
Keine Schulen, keine Kirchen, keine Sit
ten kein Christenthum und kein Gott.
Wir bekommen nichts zu essen, ausgenom
men was um Cap Horn herum gebracht
wird. Alles ist am Aequator zweimal
gebacken oder geschmolzen und einmal am
Pol gefroren worden. Könntest Du wis«
sen, wann wir am Braten unseres mage
ren, rostigen und stinkenden Schweine
fleisches sind und der Wind wäre günstig,
ich zweifle nicht, Du könntest es in Illi
nois riechen ; wenn du es nicht könntest,
wir würden ein wenig Butter hinein
werfen, und Du würdest bald deine Nase
vom Winde abwenden.
Wittwentrauer auf den Caribba-
Inseln.
Wenn ein verheirateter Mann auf
diesen Inseln stirbt, so begräbt ihn seine
Frau selbst, und gibt ihm seine Waffen,
Schürzen und Ohrgehänge mit inS Grab.
Dieses besucht sie dann ein ganzes Jahr
lang alltäglich, um Speise und Trank bei
demselben aufzustellen. Dieser Gebrauch
sowie der Glaube, daß der Verstorbene
die dargebrachten Speisen genieße, ist all
gemein, und darum werden hierzu auch
die ausgesuchtesten gewählt. Ist dieses
erste Trauerjahr vorüber, so begibt sich
die Wittwe, mit den gehörigen Werkzeu
gen versehen, an das Grab ihres verstor
benen ManneS, gräbt all seine Gebeine
wieder heraus und bringt sie nach Haus.
Hier werden sie nunmehr, geschabt, ge
waschen und dann in der Sonne getrock
net. Ist dies geschehen, so blndet sie die
selben in ein Bündel. Jetzt beginnt das
zweite Trauerjahr, während dessen sie das
Bündel mit den Gebeinen ihres ManneS
den Tag über auf ihrem Rücken tragen
und Nachts unter ihr Haupt legen muß.
Mit dem Beginn des dritten JahreS, vmr
dem Tode ihres Mannes an gerechnet,
legt die Wittwe ihre Bürde ab und hängt
sie an die Thüre ihrer Wohnung auf.
Nun erst von diesem Zeitpunkt an, also
im dritten Jahr, darf sie neuen Bewer
bungen Gehör geben; allein auch die-