Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, November 12, 1850, Image 1

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    Der Liberale Beobachter,
Und BerkS/ Montgomery und Schnylkill Cannties allgemeiner Anzeiger.
NeaÄ i n g, MNN. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Puwe ll e, in der Süd 6teu Straße, zwischen der Franklin- nnd Ckesnur - Straße.
Jahrg. 12, ganze Nun».
Die Belagerung, Eroberung nnd
Besitznahme von Illingen.
„Ja; ja!" rief die ganze Versamm
lung, „wenn es sonst weitern ichts ist, wa
rum denn nicht ?" Dann ging Jeder zu
dem Altar hin und empfing von Seiten
des Majors mit einer Feierlichkeit, als
würden Großkreuze vertheilt, seine Kokar
de, indeß ein Lieutenant mit zehn Mann
auszog, um die Adler an die öffentlichen
Gebäude, wie sich sein Vorgesetzter aus
drückte, zu heften. Nachdem Alle deko
rirt waren, stieg der kleine dicke Mann
noch eine Stufe höher und sprach:
„Für diese Gnadenbezeugung Eures
allerdurchlauchtigsten Königs sollt Ihr
Euch aber nun auch dankbar beweisen.
Wie? will ich Euch sagen. Ich bin auf
dem Wege, die Mifrührer in Ellingen
mit Scorpionen zu züchtigen, und da
könnt Ihr sogleich Eure Treue beweisen
und mir helfen."
Diese Aufforderung war den Zuhörern
willkommen. Ein junger Bursche, mit
einer Schmarre über s ganze Gesicht trat
hervor und antwortete im Namen seiner
Kameraden: „Von Herzen gern Euer
Gnaden ! Auf der letzten Kirchweil) haben
unS die Ketzer in Ellingen gebläut wie
die Stockfische und aus dem Sommerkel
ler hinaus geworfen. Aber heute wollen
wir die Zeche bezahlen !"
„So recht meine Kinder! Das wird
Eurem Könige gefallen, wenn ich cs ihm
erzähle. Nehmt Flinten, Prügel und
was Ihr habt, besetzt die Straßen nach
Aböberg und Pleinfeld! und laßt mir kei
nen Rebellen entrinnen. Ich mit mei
nen Leuten werde von der andern Seite
anrücken."
Nachdem dies Alles in Ordnung ge
bracht war, brach das Executionscorps
nach Ellingen auf. An seiner Spitze ritt
der Oberftwachtmeister, und zu seiner Lin
ken der Wurzelmann geduckt, als pfiffen
schon die feindlichen Kugeln über ihn und
die Excellenz weg. Der Artillerie-Lieu
tenant blieb bei den Haubitzen. Seine
alten Kanoniere, denen die Komödie zu
wider wurde, warfen den Taback den sie
kauten ungeduldig von einer Seite deS
Mundes auf die andere. Die zwei Män
ner, welche die brennenden Lunten zu tra
gen hatten, hätten sie am liebsten in den
Haarzopf des Majors gesteckt. Doch
an unbedingte Subordination gewöhnt,
ließen sie ihren Unwillen mit keinem Wor
te laut werden.
Mittlerweile waren die in Ellingen
schon während der Nacht von der Gewit
terwolke benachrichtigt worden, die hinter
den Hügeln heran zog. Der Wurzel
mann selbst hatte durch den Fleschützen
von Weiboldshausen, seinem alten Freun
de, einem Beamten des deutschen Ordens
sagen lassen, morgen werde ein Hans
wurst mit zwei Kanonen vor Ellingen
rücken und das Städtlein in Grund und
Boden schießen. Der Beamte fragte den
Boten des Kräutersammlers noch über ei
nige Punkte aus, und ließ dann, sobald
es dämmerte, den Bürgern, deren volles
Vertrauen er besaß, sagen, die Feinde
würden heute Ellingen besetzen. Sie
möchten sich aber ganz ruhig verhalten
und vorzüglich dann um nichts sich be
kümmern, wenn er die Sturmglocke werde
läuten lassen.
Der Wache unter dem Südthore ließ
der Hofrath gar nichts sagen. Er ver
gaß es vielleicht, und es war auch nicht
nöthig. Die drei alten Männer, aus de
nen N bestand, zählten zusammen zwei
hundert und siebzehn Jahre. Sie hat
ten wohl drei Flinten, aber ohne Bajonet,
und ihre Säbelklingen waren schon seit
unvordenklichen Zeiten nicht ans Tages
licht gekommen. Auch in ihren Patron
taschen halten sie nichts Gefährliches.
Der Eine von den Dreien, der unverhei
rathet war und in der Wachtstube schlief,
pflegte in der seinigen die Federn zu wei
term Gebrauch aufzubewahren, die aus
seinem Bette sielen. Die zweite diente
als Briefschachtel. In ihr wurden die
Briefe gesammelt, welche die Leute gele
gentlich unter dem Thore abgaben. In
der dritten Patrontasche befand sich eine
Art Winkelapotheke. Ihr dermaliger
Besitzer bereitete und verkaufte nämlich
unter der Hand Schwein- und Ratten
pulver. An einen eigensinnigen Wider
stand von Seiten dieser Leute und ein
daraus für die Stadt entstehendes Unheil
war also unter diesen Umstanden nicht
entfernt zu denken. Und doch wie es der
Zufall oft wunderlich fügt, thaten diese
diese Veteranen gerade am Morgen des
heiligen Dreikönigstages Manches was
sie hätten bleiben lassen sollen. Der
Winkelapotheker, der Tags zuvor Ratten
pulver bereitet hatte fegte seinen messinge
nen Mörser, trug ihn auf den Mauergang
über dem Thore und legte ihn in eine
Schießscharte so, daß die Sonne hinein
scheinen konnte. Denn sie sollte den von
dem Rattenpulver zurückgebliebenen Ge
ruch vollends herausziehen, weil den Tag
darauf Schweinpulver bereitet werden
mußte. —Der eine College des Apothekers
war Stubengärtner, und wollte nächster
Tage einige Hyazinthenzwiebeln legen, die
ihm der Hofgärtner des Deutschmeisters
gegeben hatte. Er nahm also die grü
nen Blumentöpfe mit eingefrorener Erde
die in einem Winkel des Mauerganges
standen, und legte sie in die übrigen
Schießscharten über dem Thore gegen die
Sonne, damit die Erde aufthaue und die
überflüssige Feuchtigkeit dabei verdunste,
oder ablaufe. Der dritte Wächter aber
hatte böse Augen und konnte das grelle
Tageslicht nicht eltragen. Er schloß
deßhalb das Thor, damit die von dem
Schnee zurückgeworfenen Sonnenstrahlen
nicht mehr iu die Wachtstube fallen konn
ten. Viele Fuhrwerke waren an dem
Festtage nicht zu erwarten, und wer zu
Fuß kam, konnte durch daS Einlaßthür
lein -schlüpfen. Deßwegen gingen auch
der Apotheker und der Gärtner in die
Kirche und ließen den augenkranken und
wottkargen Kameraden allein.
Während aber die friedlichen Krieger
ihre Angelegenheiten beschickten, rückten
die feindlichen Truppen hinter den zwi
schen Weiboldshausen und Ellingen lie
genden Hügeln und Wäldchen immer
näher und kamen so an die Rezat. Der
Oberstwachtmeister wunderte sich, daß ihm
der Uebergang über diesen drei Fuß brei
ten Fluß nicht erschwert würde. „Herr
General," bemerkte der Wurzelmann,
„ich glaube, die Rebellen haben ihre gan
ze Macht hinter den Mauern zusammenge
gezogen." Ich fürchte wir werden's em
pfinden, wenn's zum Sturme kommt.
Eure Excellenz werden wohl thun, wenn
Sie etwas halten lassen, und Ihren Hrn.
Archetanten auf Kundschaft ausschicken."
Der Major befolgte den Rath, und
der Artillerie-Lieutenant wurde sogleich
mit dem Befehl abgeschickt, die Festungs
werke zu recognosciren. Dieser ritt, ein
kleines Fernrohr in der Hand und einige
Husaren hinter sich, über die steinerne
Rezatbrücke und dann auf der Heerstraße
noch einige hundert Schritte gegen Ellin
gen zu. Nach zehn Minuten kam er
wieder und rapportirte mit der Hand an
dem Hute: „Rechts der Gottesacker und
links ein Garten mit Mauern, aber unbe
setzt ; das Thor geschlossen, aber sonst
nicht die geringste Spur von Gegenwehr ;
das Städtchen ohne Graben."
Der Wurzelmann schüttelte dabei be
denklich den Kopf, und sein Gönner, der
ihn dabei noch bedenklicher ansah, meinte,
dahinter müsse etwas stecken, und griff
an seine Schärpe, unter der er seine wol
lene Leibbinde trug. Zu gleicher Zeit
kam zwar auch ein ausgeschickter Wacht
meister von dem Berge zurück von dem
man daß Innere des GotteSackerß und
des HosgartenS ganz überschauen konnte,
und bestätigte den Rapport des Lieute
nants, bewirkte aber nichts weiter, als
daß der Wurzelklauber den Kopf noch
mehr schüttelte, und daß seinem Gönner
"TVillig zu loben und okne Furcht zu tadeln."
Dienstag den Z 2. November,
die Sache immer verdächtiger wurde.
Sein Verdacht schien sich auch zu
rechtfertigen. Denn kaum stand er mit
seinem ganzen Corps auf der Heerstraße,
so fing man schon in Ellingen an die
Sturmglocke zu läuten. Ihre Töne ver
setzten den Helden in eine Art von Exta
se. Er riß dem Lieutenant das Fernrohr
aus der Hand und betrachtete das Thor
das man nach dem Gutachten des Wur
zelmannes am ersten einnehmen sollte.
Dann schlie er vor Wuth außer sich:
„Hab' ich es mir doch gedacht! Der Au
genschein, Herr Lieutenant, den Sie ge
nommen haben, war viel zu oberflächlich.
Sie geben Ihren Degen ab und gehen
hinter das Corps. Hätten Sie Ihre
Schuldigkeit besser gethan, so würden Sie
die fünf Kanonen über dem Thor nicht
haben übersehen können. Eine davon
ist ja so blank, als wäre sie erst vor einer
Stunde aus der Stückgießerei gekommen.
Die vier andern sind älter."
Dann, nachdem der Lieutenant von zwei
Husaren abgeführt worden war, wendete
er sich an den ihm zunächst stehenden
Hauptmann von der Infanterie mit den
Worten: ~Herr Hauptmann, unsere
Feuerschlünde werden dieses verschlossene
Thor zerschmettern. Ist dies geschehen,
so stürmen Sie an der Spitze Ihrer Com
pagnie. Ich werde hinter dieser Capelle
Zeuge Ihrer Tapferkeit sein."
Nun wurde aber dem Wurzelmann doch
bange, und er gab dem Scherze, der nun
bitterer Ernst und seinen Mitbürgern ge
fährlich werden konnte, dadurch eine an
dere Wendung, daß er zu demOberstwacht
meister sagte: „Euer Excellenz halten zu
Gnaden. Die Rebellen haben noch kei
nen Schuß gethan, und da meine ich denn
erfordert es der Kriegsgebrauch, daß man
sie zuerst durch einen Trompeter auffor
dern lasse. Jedoch unmaßgeblich. Der
Herr Genelal wissen auf jeden Fall hun
derttausendmal besser als ich, was zu thun
sei."
„Er hat Recht," erwiederte der Oberst-
Wachtmeister, „ich will Gnade vor Recht
ergehen lassen, und noch zum Ueberfluß
einen Parlamentär abschicken/'
Ein Husaren-Lieutenant wurde dazu
ausersehen, und ritt mit einem Trompeter
vor das Thor. Auf die herausfordern,
den Fanfaren desselben öffnete der Au
genkranke in der Wachtstube ein kleines
Fenster, das durch die Mauer auf die
Straße ging, und rief, ohne unter seinem
grünen Schirme hervorzuschauen : Drei
königstag ! Heute werden keine Comödi
anten eingelassen."
„Warte Schlingel!" entgegnete der
junge, hitzige Husaren-Lieutenant, „ich
werde Dir bei Comödianten! —Zweihun-
dert Pferde Seiner Majestät des Königs
von Preußen stehen vor deiner schlechten
Stallthüre, und wir werden sie einschießen
wenn Ihr sie nicht ungesäumt aufmacht."
„Nun, nun," brummte der Augenpa
tient dagegen, „die Schindmähren können
passiren ; aber das Roß zahlt einen Kreu
zer Pflastergeld.^
Damit schlug er sein Fensterlein wie
der zu, nnd humpelte auS der Wachtstube
und öffnete beide Thorflügel, so daß der
Parlamentär die ganze leere Gasse bis
zum Rathhause hinauf übersehen konnte.
Auf den Rapport des Lieutenants
schüttelte der Wurzelmann den Kopf noch
bedenklicher. Aber der Lieutenant raun
te dem Oberstwachtmeister in's Ohr, daß
die fünf Kanonen über dem Thor nichts
weiter, als ein Küchenmörser und vier
Blumentöpfe wären. Dadurch beruhigt
rief nun unser Held: Auf Kinder! Der
Schrecken, der vor uns hergeht, hat die
Thore der Rebellen geöffnet. Lasset uns
einziehen und den Auftrag unseres aller
gnädigsten Königs vollstrecken !"
Mit leichtem Herzen verließ er nun sei
nen sicheren Platz hinter der Kapelle, stell
te sich an die Spitze des Corps und zog
ein. Aber die Leere und Stille in der
Hauptstraße des StädtleinS siel ihm bald
schwer auf s Herz. Er fürchtete Verrath
und warf scheue Blicke auf alle Fenster.
Denn im nächsten Augenblick konnte aus
jedem ein Schuß fallen. Am verdächtig
sten war ihm das Rathhaus das mit sei
ner ernsten Fronte die Straße herunter
sah. Er hielt es für ein trojanisches
Pferd, und glaubte, in seinem Bauche
stecke die ganze Masse der Rebellen.
Als er daher in die Nähe desselben ange
kommen war, ließ er die Kanonen auf
fahren lind seine Leute sich schuf!fertig
machen. Dann richtete er sich in seinen
Steigbügeln auf, so hoch er konnte, und
schrie zu dreimalen in steigendem Tone:
„Heraus! heraus! heraus!"
Die Flügelthüren des Nathhauses tha
ten sich auf, und heraus kamen die drei
Seelen, welche darin waren, nämlich ein
deutschherrischer Beamter, sein Schreiber
und der Rathsdiener.
Ohne ihn zu grüßen, donnerte ihm der
Major entgegen : „Wo sind die Bür
ger ?"
„Bei'm Mittagessen; es ist eben elf
Uhr," erwiederte der Gefragte ganz ruhig.
„Man lasse sie auf der Stelle hierher
berufen !" herrschte der Eroberer von
Ellingen dagegen.
Ein Tambur, mit dem Rathsdiener
hinterdrein, zog nun durch die zwei Gas
en, welche Ellingen hat. In einer hal
ben Stunde waren die wenigen Bürger
beisammen, und wurden in das Quarree
genommen, das der Major unterdeß ge
bildet hatte.
„Sind das Alle?" fragte er dann den
Beamten in dem barschesten Tone, und
hielt, als dieser es mit einem fast unmerk
lichen Kopfnicken bejaht hatte, die näm
liche Rede wie er in der Kirche von Sto
pfenheim. Nur am Ende setzte er noch
hinzu : „Bürger von Ellingen, Ihr rühmt
den Krummstab der deutschen Herren,
oder vielmehr das geweihte Schwert, un
ter dem Ihr bisher gewohnt habt, und
Ihr mögt auch gewissermaßen recht haben
Aber noch unendlich besser Höhnt es sich
unter den Fittigen des schwarzen Adlers,
und die Gnade meines Königs ist unend
lich, ist die Liebe eines zärtlichen Va
ters "
Hier wurde der Redner aus dem Con
cept gebracht. Unter seinen Zuhörern
war nämlich ein Nagelschmidt mit einem
Rheumatismus in den Ohren. Dieser
Mann hatte schon seit mehreren Jahren
das Privilegium, zur Winterszeit, selbst
in der Kirche, mit wenigen Ausnahmen,
seine Pelzmütze auf dem Kopfe behalten
zu dürfen.
Davon machte er auch bei dieser Gele
genheit Gebrauch. Zuerst setzte er seinen
Deckel nur leicht auf, und rückte und rück
te ihn dann allmälig vollends zurecht, in--
dem er dabei mehr auf die Augen als auf
den Mund des Redners sah, weil er ohne
hin fast taub war. Aber kaum hatte er
den letzten Ruck gethan, und seine zwei
empfindlichen Ohren vollkommen unter
Dach gebracht, als der Oberstwachtmeister
den eine so gröbliche Verletzung des
schuldigen Respekts außer sich brachte,
auf ihn zuritt, und mit seinem Degen
auf's Kräftigste fuchtelte.
Der gute Mans» hätte die über
schwengliche Gnade seines Königs nicht
augenfälliger bezeugen und bekräftigen
können !
Um es kurz zu machen, sei nur noch
bemerkt, daß die glorreiche Belagerung,
Eroberung und Besitznahme von Ellin
gen mit der nämlichen Comödie wie in
Stopfenheim endete. Was den Wnrzel
mann betrifft, so drückte sich derselbe mit
ten in der Stadt seitwärts in ein Haus
und ließ sich mehrere Tage über nicht
blicken. Sein Gönner fragte aus leicht
begreflichen Gründen nicht weiter nach
ihm.
Furchtbarer Schiffbruch.
Die englischen Blätter melden den
Verlust des schönen, 500 Tons großen
OstindienfahrerS „Jndian," welcher am
4ten April auf der Reise nach Bombay
Laufende Nummer 11.
an einem Riffe oder Felsen scheiterte, der
den Namen Cargadoö Garayos, oder
Narerett-Bank führt. Folgender Be
richt rührt von einem der geretteten Pas
sagiere her. —Nachdem er das Aufstoßen
des Schiffes beschrieben hat, sagt er:
Der Zimmermann und zwei Matrosen
versuchten die Masten zu kappen, aber in
der Aufregung schlugen sie nur die Wan
ten auf der Wetterseite weg; die Masten
gingen natürlich über Bord, und da sie
durch das Tauwerk auf der Seeseite fest
gehalten wurden, so dienten sie als
Sturmböcke und zerschmetterten daSSchiff
mit jeder neuen Stnrzwelle. Alles stürz
te nun nach den Böten, allein wir fanden
daß nur eines brauchbar war; die beiden
andern waren von dem Wrack eingestoßen.
Der Capitän eilte mit acht Seeleuten in
dieS eine Boot, obwohl ich ihn erinnerte,
daß es seine Schuldigkeit sei, bis zuletzt
an Bord zu bleiben. Er forderte statt
aller Antwort, wir sollten etwas Brod
und Wasser ins Boot schaffen, was na
türlich weder in unserem Vermögen noch
in unserem Wunsche lag. Hierauf stieß
das Boot ab, ruderte fort und wir haben
eS nicht wieder gesehen. Das Schiff
brach inzwischen immer mehr auseinander
die Planken des Spiegels barsten und
wurden auf das Quarterdeck geschleudert;
und wenige Minuten später riß das Schiff
mitten durch und dreizehn von uns blie
ben auf dem Vorderdecke, der Wuth der
Brandung ausgesetzt. So harrten wir
die Nacht aus. Als der Morgen anbrach
trat die Fluth ein, die See rollte mit ver
doppelter Gewalt auf uns ein und schlug
den Rest des Wracks in Stücke. Alles
rang nun mit den Wellen; zahllose Hay
sische umgaben uns auf allen Seiten, was
die Schrecken unserer Lage noch erhöhte.
Ich wurde einige Male gegen den Felsen
geworfen und verlor für einige Zeit alles
Bewußtsein; als ich wieder zu mir kam
fand ich mich mit einem Matrosen auf ei
nem Holzstücke liegen. DaS Schiff war
verschwunden und fünf Kameraden mit
ihm. Auf allen Seiten umschloß unö
Wasser, aus dem, ziemlich weit von uns,
zwei kleine Sandbänke hervorragten.
Gegen Nacht hatten wir eine Art Floß
zusammengeschlagen, auf dem wir schlie
fen ; aber wie die Ebbe ablief kamen wir
auf den Grund und lagen ganz im Was
ser, kalt und elend, aber vergleichweise
sicher. Zwei Tage und zwei Nächte blie
ben wir so auf dem Flosse, bei Tage von
der Sonne versengt, bei Rächt vom Win
de erstarrt. Am Sonntage, dem dritten
Morgen, fanden wir eine kleine Partie
Hafermehl, zwei Kisten Wein, ein Stück
chen schlechtes Schweinefleisch und ein Faß
Bier von 60 Gallonen. Damit entschlos
sen wir uns nach einer der Bänke hinü
berzufahren ; nach harter Arbeit erreich
ten wir sie gegen Abend und und setzten
einmal wieder den Fuß auf trockenes Land
Hier lebten wir vierzehn Tage und Näch
te, meistens von Hayfischfleisch und von
gerettetem Wein und Bier. Am 20. sa
hen wir seewärts ein Schiff und versuch
ten durch ein auf einem Bootshaken ge
stecktes Hemd es auf unö aufmerksam zu
machen, aber eS sah uns nicht. Am näch
sten Tage, etwa eine Stunde vor Unter
gang der Sonne kam fast an derselben
Stelle ein anderes Schiff in Sicht ; wir
steckten wieder unser Signal auf und lie
fen auf der Bank umher, um zu zeigen,
daß Menschen darauf seien. Schon
glaubten wir, man hätte uns nicht gese
hen, und legten uns nach einem kargen
Abendessen zur Nachtruhe nieder. Bald
darauf indeß begann unser Hund zu bel
len, und als wir aufstanddn, entdeckten
wir zu unsrem Entzücken ein Boot auf
den Sand zusteuernd. Am nächsten
Morgen befanden wir 8 Ueberlebenden
uns an Bord und wurden wohlbehalten
nach Mauritius gebracht.
M e r k w l, r d i g. I» Minnesota hat
man einen versteinerten Menschenkörper qe»
! funden. Die Dersteinernnq war eine 7vjäh>
! rige Frau, welche vor S Jahren starb. lFr.Fr.