Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, October 22, 1850, Image 1

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    Oer Liberale Beobachter,
Und Berks, Momgomcry und Schnylkiil Cannties allgemeiner Anzeiger.
ZK eadi n g, Mnn. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e l! e, iu der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Ckcsnut - Straße.
Jahrg. 12, ganze Rnn». 577.
Capitän Chose
(Schluß.)
Während er mit diesen sprach, demerk
te er einen jungen Mann, einen Krämer,
der mit ihm in derselben Straße wohnte,
welcher mit einigen andern Gästen im leb
haften Gespräch und heftig gestikulirend
aus ihn zu kam. Markus Brutus Cauch
ard, so hieß der junge Krämer, war einer!
der eifrigsten Anhänger Marats und Prä- l
sident des Clubbs der Cordeliers zu Brest.
Mehr aus überspanntem Fanatismus, als
aus natürlicher Grausamkeit zeigte er al-'
le ihm verdächtige» Personen dem Revo
lutionstribunale an, und hatte schon man-
ches unglückliche Opfer auf's Schaffot ge-!
bracht. Er besaß einen bedeutenden Ein- j
fluß bei dem Pöbel, der damals die Stadt >
beherrschte; denn trotzdem, daß die Mehr-
heit der Bürger Brest's gemäßigt gesinnt
war, hatten sich die Ultra's durch ihre
Entschiedenheit und Thätigkeit doch zu
Meistern der Stadt gemacht und behiel
ten geraume Zeit die Oberhand über die
eingeschüchterte Mehrheit. Marcus hat
te sich schon lange um die Hand Lucrecias
beworben, und die Hoffnung, sie endlich
zur Annahme seiner Anträge zu bewegen,
nicht aufgegeben, obschon sie dieselben
immer entschieden zurückwies. Der eitle
und unbesonnene Boutard hatte seinem
Nachbar die Verlobung seiner Tochter
mit St. Cyr mitgetheilt, und der erbos
te Krämer suchte jetzt seinen glücklichen
Nebenbuhler auf, zu dessen Verderben er
bereits einen niederträchtigen Plan ent
worfen halte.
„Bürger PontiuS Pilatus,"rief er ei
nem häßlichen Juden, einer seiner Krea
turen, zu, „hast du schon von dem Feste
gehört, das wir morgen veranstalten wol
len ? Wir wollen dießmal die Göttin
von keiner Theaterprinzessin vorstellen
lassen. Wer stimmt für Lucrecia Bou
tard, die Schönheit von Brest, als Göt
tin der Vernunft?"
„Wir Alle! Alle!" scholl es durch die
ganze Menge der Gäste.
„WaS sagst du dazu, Capitän? frug
Cauchard jetzt St. Cyr.
Daß die treffliche Bürgerinn diese Rol
le, welche eine erfahrene, kühne Schauspie
lerin verlangt, weder annehmen können,
noch wollen wird.
„Hört Ihr den Aristokraten?" schrie
Markus wüthend. Er glaubt bie junge
Dame sei zu gut, der Republik diesen
Dienst zu erweisen."
„Nicht um der Republik als eine gute
Tochter und ein treffliches Weib zu die
nen, aber viel zu gut für einen Kaffehaus
zank."
Und mit diesen Worten verließ unser
Capitän ruhig daß Kaffeehaus.
Zwei Stunden später wurde er auf die
Anklage hin, er- sei eine verdächtige Per
son, W»gezogen. Diese Anklage war in
der gleichbedentend mit ei
nem Todcsu rt heile.
Marcus Brutus Cauchard war ein
Mitglied des Revolutions-Tribunals, wel
ches zu Brest darüber entschied, welche sei
ner Bewohner gute Republikaner und
welche reif für die Gnillotine seien, und
schon am nächsten Morgen saß Capitän
St. Cyr auf der Bank der Angeklagten,
während sein Angeber neben dem Präsi
deuten stand, um den Prozeß zu leiten.
Der Capitän war blaß, denn er hatte
eine schlaflose Rächt im Kerker zugebracht,
aber ruhig und entschlossen. Auch die
BNste seines Gesichts verlor sich bald
als er seine geliebte Lucrecia, ihren Vater
und ihre Mutter unter dem dichten Ge
dränge erblickte, welches den Terichtssaal
füllte. Die Richter, sieben an der Zahl,
saßen an einer mit grünem Tuche bedeck
ten Tafel, und Marcus stand, wie gesagt
hinter dem Präsidenten. Der öffentliche
Ankläger stand an dem einen Ende der
Tafel, der Gefangene an dem andern.
Ein Dutzend Bewaffnete hielten Ord
nung im Saale.
„Gefangener," sagte einer der Richter,
„Du bist angeklagt, ein Adeliger, und
zwar der Sohn eines Grafen und einer
Herzogin zu sein."
„Bürger Präsident! Man hat mich,
bevor ich zur Welt kam, nicht gefragt,
wen ich zu Vater oder Mutter haben wol
le."
Die Zuhörer lachten. Der Capitän
war ein Schlaukopf und wußte gar wohl
daß er in dieser Zeit der Volksherrschaft
zu dem allmächtigen Volke sprechen müs
se, denn dies war in der That sein eigens
licher Richter.
„Deine Bemerkung ist gut, Bürger!
Aber welch andern Beweis kannst du lie
fern für deinen Bürgersinn und deine
Ergebenheit für die Republik, als daß du
auf deinem Posten geblieben bist und dir
den Sold auszahlen ließest?"
„Ich habe meinen Arm und mein
Schwerdt dem Dienste des Vaterlandes
geweiht; und um meine Verachtung für
die adelige Geburt zu beweisen, -will ich
anführen, daß ich gestern mit Lucrecia
Boutard verlobt wurde, der liebenswür
digen Tochter eines rechtlichen Bürgers,
der sich sein Brod durch harte Arbeit ver
dienen muß."
Die Zuhörer murmelten beifällig, Mar
cus knirschte vor Wuth mit den Zähnen
und die Richter machten verlegene Gesich
ter.
„Dies ist ein ganz zuverläßiger Beweis
daß dn njcht adelstolz bist," fuhr der Rich
ter, den Marcus aufgemuntert hatte,
nach einer Pause fort. Du wirft aber
nicht leugnen können, daß du dich Le Roy
Louis de St. Cyr nennen lassest?"
„Ich leugne es auch nicht," war die
Antwort des Angeklagten.
„Ah ah!" rief der Präsident mit ei
nem triumphirenden Blicke aus, während
man im Gedränge ein bedauerndes Stöh
nen hörte. „Du beschimpfst die Nation
mit einem solchen Namen!"
„Ich habe mir diesen Namen nicht
selbst gegeben."
„Du wirst aber doch nicht leugnei?wol
len. Gefangener, daß die Nation den ver
haßten Titel Le Roy (der König) abge
schafft hat, und daß du sie folglich be
schimpfst, indem du ihn als Beinamen
fortführst?"
„Bürger Präsident, die Wahrheit dei
ner Bemerkung ist so groß wie deine
Weisheit. Ich will den König von jetzt
an unterdrücken."
Die Zuhörer grinzten dem Gefange
nen beifällig zu, und die Richter wMden
immer unmuthiger.
„Aber Bürger '.—und ich warne dich
die Achtung vor dem Gerichte nicht zu ver
gessen—wenn du auch den König ab
schaffst, so behälft du noch den von allen
Franzosen gehaßten und verabscheuten
Namen Louis bei "
„Wie so ist dieser Name verabscheut ?"
fragte der Capitän, der nur mit Mühe
seinen Unwillen bemeistern konnte, denn
wenn er auch der Regierung der Feinde
Ludwigs des Sechzehnten anhing, so be
mitleidete er doch das traurige Loos des
selben.
„Wie so verabscheut?" donnerte der
Richter, der St. Cyr jetzt endlich um
garnt glaubte. „Weil er der Name ei
nes Tyrannen ist, der jetzt wegen seiner
Verbrechen gerichtet wird!"
„Du sprichst wohl von dem Bürger
Capet? bemerkte der Seeoffizier, indem
er sich der damals populären Benennung
des Königs bediente.
„Es ist wenigstens der Name," schrie
der Richter, den ein neues Gelächter der
Zuhörer noch mehr erbitterte, „den er
einst getragen hat."
„Ich will auch gerne den Louis entfer
nen. Mein Name wird mir und Andern
bequemer, wenn ich das Le Roy LouiS
streiche."
„Gefangener," fuhr der Richter, von
Marcus aufgestachelt, fort, „du nennst
dich noch immer de St. Cyr de (von) ist
ein aristokratischer Beisatz."
„Wir wollen uns um Kleinigkeiten
nicht streiten, Bürger Präsident; ich las»
"IVillig zu loben und ol,ne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 22. Oetober, R8S«».
se auch das weg."
Allgemeiner Beifall begrüßte diese li
berale Nachgiebigkeit deS Capitäns.
„Aber das St. Cyr?" schrie der Rich
ter wieder. „Weißt Du nicht, daß auch
alle Heiligen abgeschafft sind?"
„Ma Foi! das wußte ich nicht," erwie
derte der Capitän, „Ich habe auch nicht
die Ehre, diese Herren zu kennen, St.
Barbe (ein Pulvermagazin) ausgenom
men. Ich lasse aber auch willig noch das
St. weg und bleibe einfach der Bürger
Cyr."
„Halt!" kreischte der wüthende, aber
nicht zu ermüdende Richter; „Cyr klingt
ganz wie Sire (der Tittel des Königs)
und ist den Ohren des Republikaners eben
so verhaßt, wie Le Roy,"
„Wir wollen also auch das Cyr noch
abwerfen," sagte der Capitän mit unver
wüstlicher Ruhe, „und ich bin von nun
an Capitän Nichts; aber halt! — ich
muß doch einen Namen haben, und von
einem Andern möcht' ich nicht gern einen
borgen.—Bürger Präsident, ich will von
nun an den Namen Chose annehmen,
und nie wieder anders heißen."
Ein schallendes Gelächter, das den
Saal erschütterte und nicht enden zu wol
en schien, begrüßte hier den Capitan, als
er sich den komischen Namen Chose (ein
Deutscher würde es ungefähr Capitän
Dingsda heißen) beilegte, und die Richter
sahen ein, daß jetzt das Urtheil des Vol
kes gefällt sei, das sie nicht umstoßen
durften. Der rachsüchtige Marcus gab
die Sache jedoch noch nicht verloren und
gab dem Präsidenten neuerdings einen
Wink, den dieser sogleich benützte.
„Gefangener!" fuhr er fort, „der Na
me Capitän Chose ist ohne allen Zweifel
bürgerlich genug für den Verlobten der
Bürgerin Boutard; aber ich habe dich
noch eines andern Verbrechens anzuklagen.
Du bist Capitän einer schönen Fregatte,
! welche die Kreaturen der Monarchie Ve
nus getauft haben. Warum hast du ihr
nicht einen andern Namen gegeben ?"
I „Bürger Präsident, ich habe die Fre-
gatte mit diesem Namen und noch dazu
i mit einem schönen Brustbilde dieser hoch
berühmten Dame übernommen. Ich er
kenne jedoch das Gewicht deines Einwur
fes an; in Anbetracht der gegenwärtigen
Zeitverhältnisse und mit Berücksichtigung
des eigenthümlichen Costüms der so be
nannten Göttin mache ich hiermit bekannt
daß Capitän Chose von nun an Comman
dant der Sansculottesist!"
Der Jubel des Volks über den glückli
chen Humor des Capitäns kannte jetzt
keine Grenzen mehr. „Vive le Capitaine
Chose!" „Vive la Republique!" „Vive
la belle Sansculottes!" scholl es aus al
len Kehlen, und fünf Minuten darauf
wurde der Seeoffizier im Triumphe aus
dem Gerichtssaale geführt. Der Witz
des Seemanns auf die unbehosten Beine
der Liebesgöttin (SanS culottes heißt
nämlich ohne Hosen,) und die glückliche
Benützung des Beinamens, den sich da
mals alle warmen Patrioten beilegten er
regte einen unbeschreiblichen Enthusias
mus, und die Hurra's wollten kein Ende
nehmen, als sich Capitän Chose noch an
demselben Tage mit Lucrecia Boutard
im Rathhaussaale der Stadt vermählte;
denn der despotische, aber gutmüthige
Volkshaufe ließ nicht nach bis sein Wunsch
erfüllt war. Die unerwartete Befrei
ung des kaltblütigen, besonnenen Capi
täns war ein freudiges Ereigniß, und be
siegte alle Scrupel der Braut und ihrer
Eltern. Zwei Stunden nach dem Auf
tritte im Gerichtssaale wurde die Hochzeit
des glücklichen Paares gefeiert, das bald
darauf im Geheimen von einem Priester
eingesegnet wurde. Der Marine-Mini»
ster, der von dem Vorfalle in Kenntniß
gesetzt wurde, überschickte dem Capitän
Chose —denn er behielt den Namen—so
gleich ein Commandeurspatent, mit einem
äußerst schmeichelhaftenßegleitungsschrei
ben. Zur Zeit des Kaiserreiches zog
sich der glückliche Seeoffizier mit seinem
Weibe auf den Nest seiner Güter zurück,
während er unter der Restauration, wo
er manche boshafte Anspielung auf die
niedrige Geburt Lucrecias zu hören be
kam, nicht mehr zur Annahme seines ur
sprünglichen Tirtels zu bewegen war.
Er war stolz auf seinen neuen Namen,
welcher unter der Republik legalisirt wor
den war, und der, wenn er auch nicht ge
wöhnlich ist, doch nicht selten gefunden
wird. Marcus Brutus Cauchard stifte
te an jenem Tage wider seinen Willen
eine glückliche Ehe, und Brest erinnerte
sich noch lange an Capitän Chose und
seiner Fregatte Sansculotte.
Der Jokcy.
Ein Franzose, der mit Hrn. Bonapar
tes anti-republikanischer Verwaltung sei
nes schönen Frankreichs unzufrieden war
und nach diesem Lande auswanderte, um
hier eine neue Heimath zu suchen, wünsch
te sich ein bischen im Lande der Freiheit
umzugucken, zu welchem Zweck er von ei
nem Pferdehändler einen Gaul kaufte,
dessen flinke Beine ihm das Reisen auf
seinen Expeditionen erleichtern sollten.
Der kleine Franzmann war jedoch ein
schlechter Kenner von Pferdefleisch, weß
halb es dem betrügerischen Händler ein
leichtes war, ihm eine aufgefütterte, alte
blinde und windgebrochene Mähre aufzu
hängen, wofür er hundert Thaler bezahl
te. Man denke sich die Wuth des erbos
ten Franzmanns, als er den Betrug ent
deckte.—lm höchsten Aerger suchte er
den Jokey wieder auf, um von demselben
sein Geld zurückzuverlangen.
„Mister," plünderte er heraus, „ick sie
bring surück die Mährgaul, wo sie mich
verkauft, sie is nixe nutze, und ick surück
verlang mein Geld in mein Sack."
„Euren Sack zurück?" erwiederte der
Händler mit scheinbarem Erstaunen; ich
versteh' Euch nicht, war ihr damit meint ?"
„Sie mich nit versteh!" schrie der er
boste Franzmann, „sie mich nit will ver
steh, Särr, sie mich 'ab ankefübrt, sie
ein groß Spitzbub is—sie mir hat b?toke,
bei gar, Särr, sie lük wie die Säm—
Säm—he, wie thu sie nenn' die kleine
Berk dort ?"
„Säm Hill, nennen wir den Hügel."
„Ah oui, Säm die Hill —das is die
rekte Nam Monsieur, sie mich so viel be
lük wie swei Säm Hill; sie mir verkauf
ein Mährgaul vor hunder Dollars, wo
nit is werth einhundert CentS, bei gar."
„Was fehlt dem Gaul, „was is der
Matter damit?"
„Mattär, sie sag ? Parbleu, die Mähr
gaul is all mattär, sie is nixe nutze von
die Kop bis zu die Schwanz —sie nit
kann marschir—sie nit hab so viel von
die Gesikt, als dies hier Stein hat —hat
—wie thu sie nenn' die rund Ding in die
Gesikt?"
„Augen, denk ich wollt ihr sagen."
„Oui, oui, Särr, sie hat so viel Ge
sikt, als dies hier Stein hat Auken— sie
nit hab Wind nit so viel, und wann sie
marschir, so mach sie toujours Whissy
Whassy—Whissy, Whassy, wie der gros
se Blasebalk in die Schmiede'ammer,
sie nit thu marschir swei Meil in 3 Tak!
Särr, die Gaul is ein kros Schindermähr;
sie is nixe nutz, und ick surück verlang
mein Kelt."
„Euer Geld zurück, Freund ? wo denkt
Ihr hin! Der Handel war ehrlich ge
schlossen."
„Sacre, sie nit will bezahl surück die
hundert Dollars vor die Mährgaul, die
nit kann marschir, nit mit ein Fuß?"
„Ich hab nicht versprochen, daß sie
marschiren würde."
„Mill tonnerre! was is die Vieh gut
vor, wenn sie nit kann marschir —sie is
caput wie ein crepirt Jackaß. Särr, sie
muß nehm die Mährgaul und mix sahl
surück mein hundert Dollars."
„Der Handel war ehrlich, Freund,
und ich nehme den Gaul nicht zurück;
Eure Augen waren Euer eigener Markt,
ihr hättet sie besser aufthun sollen, wie
Laufende Nummer s.
wir Gentlemann von der Profession sa
gen."
„Sie sich nenn Gentilmann, Monsieur
—parbleu, sie kein Gentilmann is, nit
mehr als die Whissy Whassy Mährgaul,
—sie is ein böse Mann—ein lebendike
Menschenfresser—ein kroße Spitzbub
sie hab nit so viel Principe!.—"
„Es ist das, Interesse, worans ich sehe."
„Ah, klit gesagt, Särr, sie hab Inter
esse, aber kein Principe!. oh, sie kroße,
kroße Spitzbub,— sie hab kein Relikion,
wo will sie kommen hin, wenn sie is todt;
sie geh su die swarze Mann in die—die—
wie nenn sie die Platz, wo die groß Feuer
brennt?"
„Die Hölle."
„Ah, oui, in die 'Oelle, da iS die rekte
Platz vor sie, wo sie soll brenne so lang
sie leb, vor die hundert Dollars."
Der betrogene Franzmann, der wohl
sah, daß er mit dem Jokey nichts aus
richten konnte, brachte seinen Mährgaul
nun einem Auktionär, der ihn verkaufen
sollte. Dieser erwieS sich jedoch als ei
nen eben so großen Schelmen wie der
der Händler, und forderte für seine Aukti
onsgebühren dem armen Franzmann mehr
als für den Gaul erlöst wurde.
„Bei gar," sagte der Betrogene, als
er sein Unglück erzählte, „sie hab kroße
Spitzbub in dis Land von Libertey; erst
thu mich die Schockyändler betrieke mit
die Mährgaul, und nau die Auktionär
mir fordert elfe Dollars vor die kroße
Trubel, zu verkaufen die Mährgaul vor
zehn Dollars. Ick muß verlier elfe und
hundert Dollars vor die nixe nutze, blin
de, Whassy, Whissy, lumpy, limpySchin
dermähr die so caput is, als neunsehn kre
pirt Jackaßcs, bei gar."
Interessante Begebenheit.—Vor etli
chen Tagen ritt eine ausnehmend faschio
nabel guckendy Lady, das holde Antlitz
verschleiert, keck und knustgerecht durch ei
ne der Hauptstraßen in Neu-Orleans,
als plötzlich das Pferd scheute und wie
toll die Straße hinunter rannte. DieS
sehen und nachsprengen war für einen
der Neu-Orleans Dändy's das Werk ei
nes Augenblicks. In einem Nu war er
an ihrer Seite, faßte den Zügel des tol
len Gauls und brachte ihn zum Stand.
Gallant wie alle Dandy's, schlang er jetzt
den Arm um die erschrockene Schöne um
ihr vom Gaul zu helfen, als ein kleiner
Zufall alle Hoffnungen des gallanten
Herrn zu nichte machte. Indem er die
Dame vom Pferde hob, wollte es das
Schicksal, daß dem reitenden Geschöpf
Hut und Schleier vom Haupte fiel, und
ihm ein Antlitz entdecken ließ, —schwarz
wie Ebenholz und einen so perfekten
Wollkopf, wie ihn nur ein echtes Speci
men der Neger-Race aufweisen kann.
Denkt Euch den Schrecken deS Helden -
müthigen Retters, der vielleicht den Mund
zu einem Handkusse schon gespitzt hatte.
Man sagt, er sei in der Verwirrung fort
gelaufen und habe Dame und Gaul im
Stich gelassen.
Lampenöl im Kongresse.—Unter an
dern Privilegien der Senatoren im Con
gresse ist auch eine Art Büffet, daö mit
Speisen und Getränken wohl versehen
ist, zur Herz- und Magenstärkung der
weisen Häupter nach verlängerter Abend
sitzung dem Rathsaale angefügt. Der
solide Theil desselben paradirt in den Se
natsrechnungen als Brennholz und der
flüssige unter dem Namen Lampenöl.
Darüber erzählt man sich nun folgenden
Spaß: Während die Kompromiß Bill
neulich unter Berathung war, wurden
mehrere Abendsitzungen anberaumt, bei
welchen eine gehörige Masse von Brenn
holz Lampenöl in Requisition gesetzt wur
de. Unter anderm Proviant wurde auch
ein Faß Zucker zu Punsch, Krambambn
li und dgl. bestellt. Als der irische Por
ter nun damit durch eines der Vorzimmer
wankte, rief ihm der schelmische Clerk zu :
Halloh, Pat, was giebt's da? ! Mehr
Lampenöl? Gerade kein Oel, erwiederte