Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, October 15, 1850, Image 1

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    Der Liberale Beobachter,
Und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.
ZT e»lÄi tt g, Penn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Pu>vell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut - Straße.
Jahrg. 12, ganze Nnm. S 7«.
Die Stnrmnaeht.
(Schluß.)
Sechs Stunden saßen wir dann beide
allein in Furcht und Finsterniß, bis der
Morgen einbrach, fuhr er dann fort
sechs lange schreckliche Stunden, deren
Qualen nicht zu schildern sind. Mit dem
letzten Wogenschwall der höchsten Fluth,
unter welchem Jensen's Haus zusammen
sank war der Sturm gebrochen, die Wuth
der vereinten Elemente erschöpft. Als
der Tag kam, war das Wasser zurückge
treten ; die Warft lag zerwühlt und in
dem Hügel, und die Hallig, von tiefem
Schlamm bedeckt, von eingefressenenßuch
ten oderßinnen zerschnitten, trat grau ans
dem Meere hervor. Das Kind lag un
ter meinem nassen Rocke fest eingeschlafen ;
mich schüttelte der Frost im Fieber, doch
vergebens warf ich meine Blicke umher:
kein Boot, kein lebendes Wesen zeigte sich,
ich wußte nicht, ob es noch Menschen gab
die diese Nacht überlebt hatten. Endlich
konnte ich es nicht länger ertragen, ich
glitt an der Dieme nieder, und mattete
durch Schlamm und Slick an der Warft
hinauf. In einer Bricht, die das Meer
gehöhlt, spielten die Wellen, als ich näher
trat, allgütiger Gott: da lagen sie wie
ich sie zuletzt gesehen; Jens, die Frau,
die beiden Kinder fest umschlungen, doch
blaß kalt und todt, um sie her die Trüm
mer ihres Glücks, Gebälk und Steine
des Hauses in dessen Frieden sie gewohnt,
die Leiber der kleinen Heerde dazwischen,
welche sie ernährt halte. Es war ein
thränenvoller Tag, voller Weh und herz
zerreißender Klagen. Hundert Menschen
waren auf den Halligen umgekommen,
viele auf den Inseln und Dithmarschen,
noch mehrere hatten nur das nackte Leben
davon getragen. Die Deiche brachen,
die Marschen liefen voll ; ich aber stand erst
nach sechs Wochen von meinem Kranken
lager wieder auf, so lange dielt das Fieber
mich nieder.
Und das Kind? fragte ich, was ist
aus dem Kinde geworden?
Das ist mein herzlichstes Töchterchen
bis auf diese Stunde, sagte der alte
Mann stolz und erfreut; ich habe sie groß
gezogen, dann hat sie einen wackern Mann
genommen, mir dem und drei schönen
Buben lebt sie froh in dem neuen Hause
auf der Warft; doch wenn ich komme,
geschieht es nie. ohne daß wir uns der
wilden Nacht erinnern, und um Die kla
gen welche verloren gingen.
Und fürchtet nicht, daß eine solche Nacht
wiederkehrt?— Der alte Mann schüttelte
lächelnd den Kopf. Sie kennen die Leu
te von den Halligen nicht, sagte er, da
weiß jeder, daß es kommen kann, heut oder
morgen, aber alles Leben steht in Gottes
Hand, und lieber das Leben verlieren,
als die Hallig, wo es schön ist.
Capitän Chose
Ein großer Philosoph behauptete einst
an einem Namen sei wenig oder gar nichts
gelegen; die Rose bemerkte er, würde
nicht minder wohlriechend sein, wenn sie
einen andern Namen hätte. Ich bin ver
wegen genug, einer ganz verschiedenen
Ansicht zu sein, und will zu ihrer Ver
teidigung folgende Geschichte erzählen,
die bis auf einige Nebenumstände völlig
wahrheitsgetreu ist, und zu der ich das
Material aus verschiedenen Aktenstücken
über die französische Flotte gesammelt ha
be. Sie wird jeden Zweifler von der
Wahrheit des Ausspruches überzeugen,
daß ein Name die Person, welche ihn trägt,
oft in große Verlegenheit ja selbst in die
drohendste Lebensgefahr bringen kann.
Der Fall, den ich erzählen will, ist keiner
von außerordentlicher Seltenheit, ich weiß
viele ähnliche und habe diesen nur gewählt,
weil die ihn begleitenden Nebenumstände
nicht ohne Interesse sein dürften.
Im Jahre 1792, als das RevolutionS
feuer in Frankreich auf's tollste zu rasen
begann, hatten beinahe sämmtliche Ab
kömmlinge der alten Familien Frankreich
verlassen und sich vor der Wuth des reis-
senden Stromes, dessen Lauf zu hemmen
sie weder die Kraft noch den Muth hatten,
nach England oder Deutschland geflüchtet,
und nur Wenige ließen sich aus Politik
oder Ueberzeugung willig mit fortreißen.
Nur Wenige blieben, wie Rouget de l'lsle
der Dichter der Marseillaise, im Vater
lande zurück, unbekümmert um den Re
gierungswechsel, welchen der Sturm der
Revolution herbeigeführt hatte, und ent
schlossen, ihrem schönen Frankreich zu die
nen ob ein König oder einConvent >s regie
re. Unter diesen Wenigen, die den Kö
nig nicht mehr liebten als die Nation, und
den Hof nicht mehr als das Vaterland,
befand sich auch ein junger Edelmann,
Namens Graf Le Roy Louis de St. Cyr
ein Name, der in jenen Tagen belm
Volke so hochverrätherisch klang, wie Bru
tus und Cassius den Ohren der römischen
Cäsaren. Im Jahr 1792 schien das
ganze französische Volk umgetauft wor
den zu sein, denn man suchte jede Erin
nerung an die verhaßte alte Zeit sogar in
Titeln und Namen zu vernichten. Der
Tittel „Herr" wurde abgeschafft und
„Bürger" dafür angenommen; Niemand
wollte mehr Jean, Jacques oder gar
Louis heißen (denn diese Namen wurden
am meisten gehaßt,) und Schuster und
Schneider nannten sich Scipio, Brutus,
Catilina oder Rienzi. So ging es auch
mit Straßen, Gebäuden, Kaufläden und
Gasthöfen; die Namen und Bilder von
Heiligen und Fürsten verschwanden mit
einem Zauberschlage, und mythologische
oder patriotische nahmen ihre Stelle ein,
Graf Le Roy Louis de St. Cyr war
ein tapferer, tüchtigerSecoffizrer. Durch
die Desertion aller übrigen Adligen, die
vor der Revolution beinahe ausschließlich
die Offizierstellen in der Flotte inne hat
ten, wurde er in einem Alter von fünfund
zwanzig Jahren Capitän und Comman
dant der prächtigen Fregatte ,Menüs",
eines der besten Schiffe in der ganzen
französischen Flotte. Er war der einzige
„Cidevant" der einzige Ueberbleibsel aus
der Zeit des Königthums und der Aristo
kratie, auf dem ganzen Schiffe. Alle
übrigen Offiziere waren junge Leute, die
von dem Mast gedient hatten und sich
mehr durch ein» reife Erfahrung auf der
See und nautische Kenntnisse, als durch
ein feineö Benehmen und gute Schulbil
dung auszeichneten. Die Disciplin auf
den französischen Schiffen war der unge
heuren Veränderung, welche alle Einrich
tungen Frankreichs damals erlitten, nicht
entgangen. Die Offiziere wurden zwar
von der Regierung ernannt, aber die
Mannschaft bestätigte oder verwarf die
se Ernennung nach eigenem Gutdünken.
Die Unteroffiziere und Matrosen waren
alle warme Patrioten, trugen rothe Müt
zen und hatten ihre Clubbs an Bord, in
denen die Anhänger der radikalsten Re
volutionspartei immer die Mehrheit hat
ten, Alle Dienstfragen und Erlasse wurden
besprochen und einer scharfen Kritik un
terworfen. Die Achtung vor den Offi
zieren, der Gehorsam, den man ihnen
schuldig sei, wurde genau besprochen und
festgestellt. Die Offiziere wurden na
türlich gedutzt, und nur auf wenigen
Schiffen ließen sich die Matrosen herab,
den Hut oder die Mütze zu berühren,
wenn sie mit ihnen sprachen. Die Mann
schaft verlangte ferner immer die Gründe
für irgend einenßefehl, den sie erhielt, und
verweigerte außer in den dringendsten
Fällen so lange den Gehorsam, als ihr
dieselben nicht bekannt wurden. Dieser
außerordentliche Zustand würde zu jeder
andern Zeit einen geregelten Dienst zur
Unmöglichkeit, und die Flotte zu einem
nutzlosen Institut gemacht haben, aber in
dieser Zeit einer zwar kurzen aber großen
und reinen Begeisterung hatte dieser Sy
stemswechsel beinahe gar keine üble Fol
ge». Glücklicher Weise dauerte dieser
Zustaud auch nicht länger als die Begei
sterung.
Die „Venus" lag im Hafen vor Brest,
um ausgebessert und frisch ausgerüstet zu
"Ivillig zu loben und oline Furcht zu tadeln."
Dienstag den I » Oetober, I8S«.
werden. Capitain St. Cyr, der dabei
wenig oder nichts zu thun hatte, brachte
die dazu erforderliche Zeit, mehr als vier
Wochen, am Lande zu, was ihm um so
lieber war, als er sich gerade nicht ganz
wohl fühlte. Der ehemalige Edelmann
war jung, schön, gebildet, und besaß, wie
es von einem Zöglinge, deS französischen
Hofes wohl zu erwarten war, den fein
sten Anstand; der Vorzug der ihm jedoch
am meisten zu Gute kam, war der, daß
er sich vortrefflich in die neue Zeit und
Verhältnisse zu schicken wußte. Er wuß
te sich den kleinsten Launen des Volkes
zu fügen, und dieser Fähigkeit verdankte
er sein Leben und seine Freiheit in einer
Zeit, wo sein Name allein hinreichend war,
Beides in Gefahr zu bringen. Sein
sanftes, einnehmendes Wesen, das frei
von jeder Anmaßung war, seine erprobte
Tapferkeit vor dem Feinde verschafften
ihm die Liebe und Achtung seiner Unter
gebenen, die seinen Befehlen unbedingten
Gehorsam leisteten. Während sie sich
gegen die neugebackenen Offiziere, die
eben so roth waren, als sie selbst, oft
widerspänstig zeigten oder ihnen nur mit
Murren gehorchten, hatte sich Capiäin
St. Cyr nur wenig über die neu eingeris
sene Zügellosigkeit der Seeleute zu bekla
gen. Einige Subordinations-Vergehen
hatte er strenge bestraft, doch erst nach
dem ein aus Offizieren und Gemeinen zu
gleichenTheilen zusammengesetztes Schwur
gericht darüber sein Urtheil gefällt hatte,
und der Capitän wußte es durch ruhige
Ueberredung immer dahin zu bringen,
daß dies Urtheil nie gegen seine eigene
Entscheidung aussiel. Er strafte jedoch
Keinen ohne triftige Gründe, und ließ
den Leuten, die für schlechte Kost und
kargen Sold in größerer Freiheit einen
Ersatz suchten, Manches ungestraft hin
gehen. .
Auch auf dem Lande erwarb sich Ca
pitain St. Cyr bald eine große Beliebt
heit bei Allen, mit denen er verkehrte.
Er hatte bei einem Sattler, Namens
Boutard, ein Zimmer genommen und aß
noch mit dessen Familie, die aus dem
Vater, der Mutter und einer Tochter be
stand, —einem sehr schönen jungen Mäd
chen, das früher Antoinette hieß, jetzt
aber in Lucrecia umgetauft worden war,
Lucrecia war eine liebenswürdige Unschuld
wie die Franzosen sagen, von neunzehn
Jahren, schön, lebhaft, guthmüthig und
unverdorben. Ihre Erziehung war ver
nachläßigt worden, aber Capt. St. Cyr
war so gefällig, ihr während feineö Auf
enthaltes in ihrem älterlichen Hause Un
terricht zu ertheilen, und sie holte das Ver
säumte bald ein. Die ganze Familie ver
ehrte ihren Miethsmann, wie dies bei al
len trefflichen Leuten der Fall ist, wenn
sie einen wackern jungen Mann im Hau
se haben der sich wie ein guter Sohn be--
trägt; trotz des Bürgerstolzes Meister
Boutards wurde der ehemalige Graf doch
mit einer ehrerbietigen Scheu behandelt,
und Niemand begegnete ihm, trotz seiner
Herablassung, mit Vertraulichkeit. Sie
freuten sich über seine Artigkeit, priesen
überall, wohin sie kamen, sein echt demo
kratisches Benehmen, aber in seiner Nähe
vergaßen sie nie der Entfernung, in wel
cher er noch vor zwei Jahren durch seine
Geburt von ihnen gestanden hatte. Der
alteßoutard sprach ihn immer mit beinahe
bedientenmäßiger Unterwürfigkeit an, die
Bürgerin Boutard behandelte ihn mit
liebevoller Ehrfurcht, und Lucrecia blickte
scheu zu ihm hinan, wie zu einem Wesen,
das viel zu hoch und mächtig sei, um mit
ihm auf vertraulichem Fuße zu stehen.
St. Cyr gab sich die aufrichtigste Mühe
dies Verhältniß zu ändern, aber eS war
ihm rein unmöglich. Jeden Morgen
und Mittag saß der junge Offizier mit
seinen Wirthen am Tische, ertheilte der
Tochter Unterricht und benützte die meiste
übrige Zeit zu seinen eigenen Studien.
Den Abend brachte er theils in einem
Kaffeehause zu, wo er die Zeitungen laS,
die damals von interessanten, oft fürchter-
lichen Neuigkeiten strotzten. Mit diesen
Lektüren und unter Gesprächen mit den
gewöhnlichen Gästen, meist Seeoffizieren,
verging der Abend worauf er nach der
Rue du Dix Aout—so genannt zur Er
innerung an den l(1. August, den Tag
des Umsturzes der Monarchie —zurück,
kehrte und mit der Familie seines Wir
thes das Nachtessen einnahm. Das Schiff
besuchte er gewöhnlich am frühesten Mor
gen.
Eines Tages nach dem Mittagessen
blieb Capitän Le Roy Louis de St. Cyr
länger als grwöhnlich am Tische des Bür
gers Boutard sitzen. Er sprach kein
Wort und schien in tiefes Nachdenken ver
sunken zu sein. Seine Tischgenossen
wagten nicht, das Schweigen zu brechen,
das lange Zeit im Zimmer herrschte.
Der alte Vater rauchte seine Pfeife, die
Mutter strickte fleißiger als je, und die
Tochter saß am Tische und schrieb eine neue
Composition ab, welche der junge Seeof
fizier von einem Freunde geborgt hatte.
~Bürger Boutard," rief der Capitän
plötzlich aus, der jetzt aus seinen Träume
reien zu erwachen schien, „habt Ihr et
was dagegen, wenn ich Euer Schwieger
sohn werde?"
Der ehrliche Sattler ließ die Pfeife
aus dem Munde auf den Boden fallen,
daß sie in tausend Stücke zersprang; das
gute Weib ließ zwei oder drei Maschen
auf einmal fallen, und Lucrecia wurde
abwechselnd weiß und roth, während sie
statt der Noten lauter Kleckse auf's Pa
pier brachte.
„Aber, Herr Graf!" stotterte Bou
tard und schielte mit dem verlegensten
Ausdrucke, den sein Gesicht noch je ange
nommen hatte, nach den Trümmern seiner
Pfeife.
„Was sagtet Ihr da? Herr und
Graf?" scherzte St. Cyr mit einer gut
müthigen Drohung.
„Ich bitte um Verzeihung, Bürger
Capitän!— Wie können Sie aber auch
solchen Scherz mit mir treiben ?"
„Bürger Boutard, oder vielmehr Pa
pa Boutard, ich rede so in allem Ernst,
daß ich, wenn Ihr mich haben wollt, von
dem Rechte Gebrauch machen werde, wel
ches mir das Gesetz gibt. Ich werde mit
der Hand Eurer Tochter in der meinen,
den priesterlichen Segen begehren, wenn
Ihr uns den Eurigen versagen wollt.
Aber jetzt Spaß bei Seite! Ich liebe
Euer Kind, Bürger Boutard ; und wenn
sie meine Hand nicht verschmähen will,
und Ihr gegen unsere eheliche Verbin
dung nichts einzuwenden habt, so ist dies
der glücklichste Tag meines Lebens."
„Aber, mein Herr Graf, dies ist un
möglich ! Ihr Rang, Ihre Familie, Ih
re—"
„Um Gotteswillen!" schrie Capitän
St. Cyr und hielt dem bestürzten Satt
ler den Mund zu. „Ihr sprecht ja pu
ren Hochverrath! Vergeßt nicht, daß
wir in einer Republik leben, daß alle
Standesunterschiede abgeschafft sind, und
daß eS Euch den Kopf kosten würde, wenn
Ihr diese Worte auf öffentlicher Straße
aussprächet."
„Aber, Frau," sagte Boutard, dessen
Erstaunen sich mit jedem Augenblick stei
gerte, „höre ich recht? Ist es möglich?
Und was sagst du dazu Lucrecia?
Die Bürgerin Boutard konnte kein
Wort hervorbringen vor Erstaunen und
Verlegenheit, während Lucrecia ihr Haupt
auf den Tisch herab senkte, als wollte sie
die Kleckse vom Papiere wegwischen.
„Ja oder nein, mein lieber Freund !"
drängte St. Cyr.
„Ja, ja welch' ein glücklicher Vater
bin ich! Sie machen mich wirklich stolz,
Herr Bürger Capitän. Doch was
sagst du, mein Kind ; jetzt ist's an dir zu
antworten."
„Ich war immer eine gehorsame Toch
ter," lispelte Lucrecia in einem leisen,
fast unhörbaren Tone.
„Das ist nicht genug," sagte der ehr
liche Sattler, der jetzt ruhiger geworden
Laufende Nummer 7.
l war. Ich nahm deine Mutter zur Frau,
weil sie mich liebte, und es, so hoffe ich,
nicht weniger wünschte, als ich selbst; und
wir haben den Schritt nie bereut. Mei
ne Tochter —mein einziges Kind—soll
nicht Heirathen ihrem Vater zu Gefallen.
Sprich, Mädchen! Soll ich es abschla
gen ? Ich bin bereit, es zu thun, ob
wohl ich jetzt einen Wunsch, den ich kaum
je zu hegen wagte, erfüllen könnte.
„Sprechen Sie, Lucrecia!" bat der
Capitän zärtlich.
„Ich wagte—ich konnte nie hoffen —"
schluchzte das Mädchen und warf sich in
die Arme ihrer Mutter, „aber ich wäre
gestorben, wenn der Capitän ein anderes
Mädchen zur Frau genommen hätte.
Diese Antwort des heftig bewegten
Mädchens befriedigte alle Parteien. Der
Seeoffizier war entzückt, die Eltern wa
ren selig, und Lucrecia—die von der lan
ge gehegten Zuneigung des jungen Gra
fen keine Ahnung hatte, ihm aber schon
in den ersten Tagen seines Ausenthaltes
im Hause ihres Vaters gewogen war und
ihn von Tag zu Tag mehr zu lieben be
gann—unaussprechlich glücklich über den
Ausgang dieser so unerwartet eingetrete
nen Scene.
Es war schon ziemlich spät am Abend
als der Capitän in sein Kaffeehaus ging
das er gedrängt voll fand. Der Crimi
nalprozeß des Königs war seinem Ende
nahe und die allgemeine Spannung war
zur wahnsinnigsten Aufregung gestiegen.
Die Neugierigen kämpften förmlich um
die Pariser Blätter. Der Capitän setz
te sich ruhig in eine Ecke, hörte zu, wie
die wichtigsten Nachrichten laut vorgele
sen wurden, und ließ sich dann mit enigen
seiner Freunde in ein Gespräch ein.
sSchluß
Die deutsche Sprache.
Indem die „New York Tribüne." eine
von Hrn. Horace Greely herausgegebene
englische Zeitung, über die Erscheinung ei.
ner neuen deutschen Sprachlehre kommen»
tirt, sagt sie unter Anderem :
„Die Verschiedenheit der Handbücher,
die jetzt zur Erlernung der deutschen Spra«
che von der amerikanischen und englischen
Presse herausgegeben werden, ist ein be
friedigender Beweis des Interesses, wel»
ches durch diesen Zweig der Erziehung im
öffentlichen Gemüth erweckt wurde. Oh«
ne Hinweisung auf die reichen Schätze
deutscher Literatur, welche in Gründlichkeit
Originalität, und Umfang, nur in jener
Englands, mit ihrer viel hundertjährigen
Entwicklung, ihres Gleichen findet, ist bei
dem Handelsmann in seinen verschiedenen
Geschäftszweigen, sowohl als bei dem aus
ländischen Reisenden eine Kenntniß der
deutschen Sprache nicht nur als sehr be»
quem« sondern als unumgänglich, noth»
wendig zu betrachten. In unserer Stadt
insonderheit, wo ein so großer Theil der
Bevölkerung aus Einwohnern besteht, de
nen die deutsche Zunge einheimisch ist. wird
unsern Bürgern die Gewhonheit. diese
Sprache zu sprechen und zu schreiben, täg»
zu größerer Wichtigkeit."
Anmerkun g.—Es ist erfreulich zu
vernehmen, daß solche Männer wie Ho
race Greely den so großen Werth unserer
deutschen Sprache anerkennen. Es mö
gen hieran einige geckenhafte Zieraffen
großthuender englischer Zeitungsschreiber
ein Beispiel nehmen, und erst die deutsche
Sprache kennen lernen, ehe sie mit Ver»
achtung davon sprechen, wie es gewöhnlich
bei ihnen der Fall ist. Es gibt auch eine
gewisse Klasse Menschen, die sich der deut
schen Sprache schämen, und verleugnen
dieselbe, sobald sie einige Worte englisch
plappern können. Sie meinen, das sei
ein Zeichen feiner, hoher Bildung, wenn
man kein Deutsch verstünde.—Diese mö
gen aus Obigem ersehen, daß zu einer fer«
tigen Bildung die deutsche Sprache noth
wendig ist, und versichert sein, daß wer
nicht Deutsch kann, schön schriftmäßig
Deutsch, ganz neben der Mode ist.
Friedens Bote.
Die Bewohner von Obcr-Pcninsiila, in Mi»
chigan, haben im Sinn sich von jenem Staate
zu trennen und einen besondern Staat zu bil»
den, dessen Name noch nicht bekannt ist.
Milton ZoneS, der Ermordung von Joseph
Miller überführt, in Lawrence Caunty, Indi
ana, ist verurtheilt am nächsten Freitage ge
hängt zu werden.