Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, September 24, 1850, Image 1

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    Oer Liberale Beobachter,
Und Berks, Montgomery und Schnylkill Cannties allgemeiner Anzeiger.
N e ,il ÄiN g, Mnn. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Puwcll e, iu der Süd Kten Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut - Straße.
Jahrg. 12, ganze Nnm. S7S.
Die Schreekensreise.
Ans den Mitteilungen eines Dorspfarrers.
Von Ludwig Storch.
Ich war schon zufrieden gestellt; denn
das Zimmer, welches sie mir mit dem
klirrenden Schlüsselbunde geöffnet, war
hoch und geräumig, an jeder Seite stan
den drei Betten, die Decke war blendend
weiß, die Tapete altmodisch, doch kostbar ;
ringsum hingen große Gemälde vonMän-!
nern und Frauen. Alles dies sah ich
nur mit flüchtigem Blick. Die Alte wies
mir ein Bett an und ermunterte mich zum
Auskleiden. Darüber befremdet bat ich
sie, das Licht hinzustellen und zu gehen ;
ich würde für das Löschen desselben schon
Sorge tragen.
Nein, nein, lieber Herr, sagte sie, es
ist mir streng verboten, einem Gaste das
Licht zu übergeben.
Mit diesen Worten ging sie eilig,
schlug die Thüre zu und ließ mich im
Dunkeln stehen. Mit einem Schauer
starrte ich in die dicke schwarze Finster
niß des Zimmers, welches mich von jedem
andern menschlichen Geschöpfe so weit
trennte. Mich fröstelte! ich entkleidete
mich eilig und vergrub mich in das große
geräumige Federbett. Nichts flößt uns
mehr Grauen ein als uralte öde Gebäude.
Schlafen konnte ich nicht, obgleich mir
warm, ja sogar heiß wurde. Ein Heer
abscheulicher Fratzenbilder schwirrte mei
nen Sinnen vor, dabei siel mir alles Fa
bel- und Geisterhafte ein, was ich je ge
hört ; insbesondere führte mir mein ge
schäftiger Geist die Scene der vorigen
Nacht am Hochgericht so lebendig vor,
daß ich mehr als einmal den kalten Fuß
des bösen Jägers zu fassen glaubte. Ja
ich erblickte sogar sein Gesicht, welches
Lorchens Züge hatte und mich furchtbar
gräßlich durch die Nacht anstarrte.
So mochte ich wohl einige Stunden in
einem überreizten, halbwachen Zustande
gelegen haben, als mich ein leiser Schlum
mer befiel. Aber kurz darauf wurde ich
durch ein nahes Geräusch aufgeschreckt.
Heftig in die Höhe fahrend riß ich die
Augen weit auf und horchte; es war mir,
als sei etwas von der Decke herab ins
Zimmer gefallen. Alles war wieder ru
hig ; schon war ich geneigt zu glauben,
meine erhitzte Phantasie habe mir einen
neuen Streich gespielt, als ich das Ge
räusch sich wiederholen hörte. Ich faßte
Muth und ließ ein herzhaftes: Wer da!
erschallen, erhielt aber keine Antwort;
ich rief noch einmal und fügte eine Dro
hung hinzu, um zu zeigen daß ich mich
nicht fürchte; aber Stille waltete um mich
her. Nun hüllte ich mich fester in die
Decke, mein Herz klopfte wie ein Ham.
mer und ich schwitzte gewaltig. Sehn
lichst wünschte ich den Morgen herbei:
hätte ich ihn nur im Bette abwarten kön
nen, aber mein Geschick wurde nicht müde,
mich zu verfolgen.
Ich fühlte ein dringendes Bedürfniß,
dessen Befriedigung kein Sterblicher lan
gen Aufschub gebieten kann, zumal wenn
ihn die Furcht peinigt wie mich Armen.
Lange suchte ich am Bette und dessen
Nähe vergebens; meine Angst und Ver
legenheit stiegen in jeder Minute. Nun
tappte ich nach der Thür ; ach wie lange
mußte ich suchen; doch ich fand sie endlich,
lief auf dem Gange herum, fühlte und
fühlte, wußte nicht wohin ich kam, und
mußte endlich von der höchsten Noth ge
zwungen dem heftigen Drange der Natur
ohne Rücksicht aus den Ort ein Genüge
thun. Als ich nach meinem Zimmer zu
rück wollte, vermochte ich dasselbe nicht
zu finden; ich konnte mir schlechterdings
nicht klar machen, ob es von mir aus auf
der rechten oder linken Seite des Ganges
sei; ich fühlte wohl eine Stunde lang auf
der einen wie auf der audern Seite herun
ter und herauf, kam wohl an zehn ver
schlossene Thüren und fand erst in der
größten Verzweiflung denn ich war
ganz kalt geworden—die Meinige in ei
ner Gegend, wo ich sie am wenigsten ver-
muthet hatte. Ganz im Kopfe verwirrt,
trat ich in das Zimmer und fühlte mich
nach meinem Bette; aber auch hier war
ich auf die entgegengesetzte Seite gera
then. Ich kam an ein Bett, hielt es für
das meine, schlug die Decke zurück und
warf mich hinein. Aber mit einem
furchtbaren Schrei stürzte ich wieder her
aus und auf den alten Kalkboden. Der
entsetzlichste Schreck, den die menschliche
Natur nur zu tragen vermag, schlug mir
durch alle Glieder; ich mußte mein Ner
vensystem, mein Gehirn zerrüttet wäh
nen, ich glaubte auf der Stelle zu sterben.
Ich hatte mich nämlich auf einen eiskal
ten Körper im Bette geworfen, hatte mit
meinem Gesicht daS Gesicht einer mensch
lichen Leiche berührt, hatte ihren Arm
mit meinen Händen ergriffen.
Das Entsetzen, welches mich niederge
worfen, scheuchte mich wieder auf; schnell
raffte ich mich zusammen und rennte wie
ein Besessener nach der andern Seite,
stürzte in mein Bett, zog wie ein furcht
sames Kind die Decke über die Ohren her
und schwitzte bis zum Anbnich deS Mor
gens fürchterlich. Ich versuchte mich
durch Gebet zu stärken; ach! eö gelang
mir nicht, meine Gedanken zu sammeln;
wie versprengte Kinder eines unglückli
chen Vaters, schweiften sie weit umher.
Der gehängte Bertram reichte mir seinen
Fuß und die Leiche drüben verband sich
mit ihm, so daß ich Fuß und Gesicht zu
gleich fühlte. Stets horchte ich mit ge
reihtem Ohr, ob sich im Zimmer nichts
regte, und glaubte Jemand schnaufen zu
hören, fand aber dann, daß es daß gual--
erpreßte und unterdrückte Aechzen meiner
eigenen Brust war. Mein Kopf brann
te fiebcrisch, meine Pulse glühten und in
solch gräßlichem Zustande fand mich des
Morgens erster dämmeriger Strahl. Ich
sprang aus dem Bette, ergriff meine Klei
der und eilte aus dem Zimmer. Auf dem
langen Rückwege kleidete ich mich an und
war bald in der Gaststube.
Die Alte war schon munter; sie er
schrak vor meinem Ansehen, und als ich
sie scharf examinirte, was mir gegenüber
im Bette gelegen, erfuhr ich, daß die alte
Wirthin, die Mutter der Frau am Ofen,
gestern Abend kurz vor meiner Ankunft
in der Nebenkammer gestorben sei und daß
man die Leiche, sich keines Fremden verse
hend, in jenes eingerichtete Zimmer ge
bracht, den anwesenden Gästen aber nichts
von dem Todesfalle gesagt habe. Die
Leute hatten geglaubt ich würde ruhig
schlafen und Morgen meiner Wege zie
hen ; deßhalb hatten sie keine Aenderung
getroffen und mich in dasselbe Zimmer ge
bettet. Meine Erbitterung über diese
Unachtsamkeit wurde von der alten Die
nerin des Hauses hingenommen. Die
junge Wirthin stellte sich auch ein, und
als ich die Abenteuer der Nacht erzählte,
mußten die Leute trotz ihrer Traurigkeit
lachen. Das vernommene Geräusch wuß
te die Alte dadurch sehr gut zu erklären,
daß zwischen der Wand und den altenTa
peten Mäuse ungestört ihr Wesen trieben
und von den Fruchtböden das Korn hier
her trügen. Indem ich nun nach den Le
bensumständen der Verstorbenen forschte,
hörte ich, daß sie Lorchen's Tante und die
wegen Zauberei so übel verschrieene Frau
gewesen war.
Die Tochter weinte viel kindlicheThrä
nen, indem sie mir das erzählte und mich
in einem sehr treuherzigen Tone versicher
te, das Alles sei gar nicht wahr, ihre Mu
tter sei eine stille verschlossene, übrigens a
ber gute und brave Frau gewesen. Ich
glaubte es ihr gern und lenkte allmählig
das Gespräch auf Lorchen. Aber du mein
Gott und Herr! was mußte ich da wie
der für saubere Geschichten anhören! —
Fast alles was mir die Bauern erzählt,
wurde wiederholt, aber noch mit schlimmen
Zusätzen versehen und manch neuesStück
chen hinzugefügt. Lorchen wurde von der
jungen Wirthin hochmüthig, stolz, geizig,
liederlich, und was weiß ich alles, genannt.
Wenn ich nun auch einen Theil dieser Be-
"TVilliq zu loben und obne Lurchr zu tadeln."
Dienstag den 2«. September,
schuldigungen der durch Vernachlässigung
beleidigten Verwandtschaft zuschreiben
wollte, so blieb doch das meiste durch die
Bestätigung Anderer wahr. Der jun
gen Wirthin sagte ich nichts von unserer
Verwandtschaft, sondern schickte nach ein
genommenen Frühstück nach einem Wa
gen.
Von Stund' an fühlte ich mich sehr
unwohl, spürte abwechselnd Fieberfrost u.
Hitze, hatte heftige Kopfschmerzen, und
setzte mich schon krank in den Wagen.—
Kein Essen und Trinken schmeckte mir auf
der fernern Reise, ich konnte NachtS nicht
schlafen, die gräßlichsten Bilder umgau
kelten mich, sobald ich nur die Augen
schloß; dabei waren mir alle Glieder wie
zerschlagen, der Kopf zentnerschwer, ich
versank stets im Wagen in einen ermat
tenden Halbschlummer, aus weichem ich
von Zeit zu Zeit heftig empor fuhr. Mei
ne Abgespanntheit war zuletzt so groß,
daß ich an nichts mehr Interesse nahm u.
fast kein Wort mehr redete So langte
ich denn todtkrank in meinem Geburtsor
te an.—Beim Schulzen, der meine Gü
. ter verwaltete, stieg ich ab.
Die gute Familie freute sich sehr, mich
zu sehen, vorzüglich das gute Rikchen, die
ich sonst auf dem Schooße wiegte, wenn
ich von der hohen Schule in den Ferien
nach Hause kam. Kaum aber hatten sie
vernommen in welchem Zustande ich sei,
als die Freude in teilnehmende Trauer
überging. Mir wurde sehr schlimm zu
Muthe, so daß ich nur mit Mühe des gu
ten Schulzen Bericht von den Verände
derungen im Dorfe seit meinem letzten
Hiersein anhören konnte; die wichtigste
Nachricht war indessen, daß der alte Pa
stor, mein unvergeßlicher Lehrer, vor eini
gen Monaten heimgegangen war. Der
alte Schulze hatte mir mit Rikchen in ei
ner netten Stube ein herrliches Bett be
reitet, aber kaum war ich darin, als mir
die Sinne vergingen.
Und erst nach sechs Tagen kam ich wie
der zu mir. Während dieser Zeit kämpf
te ich mit einem wilden hitzigen Fieber
und schwebte stets zwischen Tod und Le
ben. Die Aerzte, welche der Schulze
aus der Stadt hatte kommen lassen, har
ten mich alle aufgegeben. Ich hatte
schlimm gerast und stets von dem bösen
Förster Bertram, und seinem gehängten
Sohne, der alten todten Hexe und Lor
chens Unkeuschheit gesprochen, lauter Din
ge, welche sich die guten Leute nicht hat
ten erklären können. Meine Krankheit
zog sich noch an vier Wochen hin; das
liebe Rickchen wich nicht viel von meinem
Bette, sie wartete, so weit es sich für sie
schickte, mir fast allein. Und wie freute
sich daS blühende achtzehnjährige Kind,
als sie mich endlich außer Gefahr wußte!
Ich war so schwach, daß ich selbst nach
gehobener Krankheit noch an drei Wo
chen das Bett hüten mußte; an Rikchens
Arm lernte ich wieder gehen. Sobald
ich die Feder halten konnte, trieb mich die
Pflicht meinem gnädigen Herrn von mei
nen Schicksalen Meldung zu thun. Lor
chens erwähnte ich aber nicht, schrieb auch
nicht an sie; denn nachdem ich so viel Bö
ses von ihr erfahren, war ich doch böse
auf sie- Der ganze Winter verging, eh'
ich eine Antwort erhielt. Ich war all
mählig erstarkt und hoffte mit dem er
wachenden Frühling auch wieder in die
freie Natur treten uud Lebensbalsam ein
athmen zu könnnen? der Winter fesselte
mich an das Zimmer und Rikchens Ge
genwart machte mir dies so erträglich,
daß ich mich gar nicht hinaussehnte.
ne daß ich es wußte, hatte ich sie recht
lieb gewonnen, und ihr schien's mit mir
ebenso gegangen zu sein. Der Schulze
hatte mir schon lange angelegen, ich solle
mich zu der erledigten Pfarrei melden;
sie könne mir nicht entgehen; denn er
werde das Seine schon thun: ich aber
wies den den Vorschlag, obgleich seufzend
und betrübt mit dem Bemerken zurück,
daß mich schon heilige Pflichten an mei
nen gnädigen Herrn fesselten. Doch
endlich erhielt ich einen Brief! er war
vom Schulmeister, meinen Freund, wel
cher mir meldete, daß groß Unglück im
Hause geschehen sei. Lorchen habe den
Taufschein vor dem Altare in Anspruch
genommen und die junge gnädige Frau
habe sich von ihrem Gemahl getrennt.
Dieser aber habe sehr auf mich geschimpft
und gewüthet, daß ich nicht in die Schlin
ge gegangen, und Lorchen sich über mich
garstiger Ausdrücke bedient.—Sie lebe
noch im Schloß, die Pfarrei sei unbesetzt
und der Baron habe geschworen, sie kei
nem andern zu geben, welcher nicht sein
Lorchen zur Frau Pastorin mache.
Tags darauf meldete ich mich zur Stel
le in meinem Geburtsorte, that vor einer
großen Volkszahl vier Wochen darauf dle
Probepredigt mit dem größten Beifall
und war drei Monate darauf Pastor und
Rikchens glücklicher Gatte.
Sonderbare Erscheinung
im Pflanzenreich.
Das Knoxville (Tennessee) Register
gibt folgenden Bericht von einer höchst
sonderbaren Erscheinung in der Pflanzen
welt :
Ungefähr um diese Zeit im verwiche
nen Jahr wurde auf mehreren Inseln
in den Flüssen von OstTcnnessee die Ent
deckung gemacht, daß das Rohr (Cane)
kleine Körner erzeugte, welche sowohl in
Form als Größe dem Roggen glichen. -
Das Korn wuchs in Achren und war mit
Hülsen, gleich denen des Waizens, verse
hen. —Man betrachtete das Erezeugniß
als etwas Merkwürdiges und Außerge
wöhnliches, da selbst die ältesten Einwoh
ner nie zuvor deßgleichen gesehen hatten.
Man erschöpfte sich in Muthmaßungen
über die Ursache dieser ungewöhnlichen
Erscheinung. Viele und darunter ersah
rene Botaniker nahmen an, daß das Röh
rig auf irgend eine Weise mit Waizen ge
impft worden sein müsse.
Wir sind nun berichtet, daß in diesem
Jahr daS Röhrig in ganz Ost-Tennessee
die nämliche Frucht in beinahe so unglaub
lichen Quantitäten erzeugt, daß an man?
chen Plätzen 25 bis 3t) Büschel per Ak
ker gesammelt werden können. Mehrere
Personen, welche Rohrland eignen, haben
bereits große Quantitäten davon einge
heimst ; die Frucht macht, wenn gemah
len, so schönes Mehl als Waizen und wird
verbacken eben so schmackhaft befunden.
Schweine und Hühner fressen die Körner
eben so gierig als einige andere Frucht.
Ein anderer bemerkcnswerther Umstand
bei der Sache ist, daß, sobald die Frucht
zu zeitigen beginnt, das Rohr abstirbt,
und die gegenwärtigen Anzeigen lassen
schließen daß alles Rohr in Ost Tennessee
absterben wird.
Vielleicht könnten die Bauer» sich gu
te Waide für ihr Vieh verschaffen, wenn
sie ihr Holzland mit dieser Frucht besäe
ten, da sie ohne Zweifel, insbesondere in
feuchtem Boden, gut wachsen wird.
Spätestes von Californien
Das Dampfschiff „Empire lang
te am vorigen Donnerstag Morgen von
Chagres zu Neu Uork an mit Nachrich
ten von San Francisco bis zum ersten
August.
Die Empire City brachte 18k Passa
giere und hatte an Bord 1,156,000 Thlr.
in Gold, wovon 756,000 Thlr. als
Fracht und 400,000 Thlr. in den Hän
den der Passagiere. Unter den Passa
gieren befinden sich General Riley, Ex-
Gouvernö'r von Californien, und der acht
bare S. Woodward, Ver. Staaten Se
nator von Californien.
Das Dampfschiff Panama war zu Pa
nama angekommen mit 2,3060,000 Thlr.
in Gold und einer zwei Wochen spätern
Post von San Francisco. Zu Acapulco
hatte es die Cholera an Bord bekommen,
woran 40 seiner Passagiere starben.
Dieses verursachte große Bestürzung zu
Panama, und die so eben gelandeten Pas
sagiere bemühten sich sobald als möglich
Laufende Nummer 4.
fortzukommen. Die mehrsten der mit
der Cholera befallenen Personen sollen sich
die Krankheit dadurch zugezogen haben,
daß sie zu Acapulco ans Land gestiegen
waren und Früchte und andere ihnen un
gewohnte Sachen im Uebermaß genossen.
Die Nachrichten von Californien lau
ten in Hinsicht des Golderwerbs sehr
günstig. Ein sechs Pfund schwerer Gold
klumpen war nach San Francisco gebracht
worden, wie auch eine Quantität von der
Ostftite des Sierra Nevada, woselbst neue
Goldlager gefunden worden sind. Die
Aussicht war gut, daß große Geschäfte
diesen Herbst in San Francisko würden
gethan werden.—Arbeiter waren beschäf
tigt, die Straßen zu ebenen und dieselben
mit Planken zu belegen, in Aussicht auf
die künftige Regenzeit. Artesische Brun
nen und Wasserbehälter wurden angelegt,
Feuer-Companien gebildet und alles hat
te ein erfreuliches 'Ansehen.
Anstalten wurden getroffen, um den
über Land reisenden Emigrannten nach
Californien, welche sich in sehr entblößtem
Zustande befinden sollen, Unterstützung
an Lebensmitteln entgegen zu senden.
Die Nachrichten von der Goldregion
schildern den Golderwerb als reichlich und
den Gesundheitszustand als gut. Wäh
rend einige Goldgräber blos 6 bis A 8
des TagS erwerben, gewinnen hingegen
andere 20 Thlr. an Gold täglich. Bei
Nevada City soll das Goldlager sehr
reichlich sein und jede Pfanne voll der
ausgegrabenen Erde 200Thlr. an Gold
liefern. Bei Murphys Diggings hat
eine ans sieben Mann bestehende Gesell
schaft auf einer Stelle in weniger als sie
ben Wochen 15,000 Thlr. an Gold
staub nach Abzug aller ihrer Auslagen
gewonnen. Eine andere aus sechs Mann
bestehende Gesellschaft, hatte in den näm
lichen Diggings während einerWoche zwei
und vierzig Pfund Goldstaub ausgegra
ben. Diese Gesellschaft arbeitet vier und
fünfzig Fuß unterhalb der Oberfläche der
Erde.
Der gesellschaftliche Zustand in Kali
fornien wird als sehr beklagenswerth be
schrieben. Mordthaten und Straßen
räubereien fallen häufig vor, welche an
geblich von mexikanischen Guerillabanden
verübt werden sollen. Ein Anführer die
ser Banden befindet sich jetzt im Gefäng
niß. An dem Mormon wurden
Beschlüsse passirt alle Mexikaner von den
Minen zu vertreiben, und es wurde ihnen
demzufolge die Anzeige gemacht, sich in
nerhalb fünfzehn Tagen zu entfernen,
sonst würde man sie mit Geivalt austrei
ben. Die Bürger von Stockton hatten
neulich eine Versammlung gehalten, um
sich über den beunruhigenden Zustand der
Dinge zu berathschlagen, welcher in dem
San Joaquin Districkt existirt in Folge
der grausamen Mordthaten, welche von
gesetzlosen Räuberbanden verübt wurden,
welche die Routen nach den Minen in je
ner Gegend unsicher machen. Es wurde
beschlossen ein Corps berittener Freiwilli
ger zu bilden, um die Mörder einzufan
gen und der Gerechtigkeit zu überliefern.
Eine Subscription wurde eröffnet zur
Bestreitung der Kosten und eine Anzahl
Bürger hatte sich bereits als Mitglieder
des Corps einrollirt.
Am Freitag Morgen kam auch das
Dampfschiff „Cherokee," welches die Fahrt
von Chagres über Kingston (Jamaica)
machte, zu New Vork an. Es brachte
ungefähr 1,641,000 Thlr. in Gold und
eine große Anzahl von Passagieren. Das
selbe hatte ebenfalls die späteste Post von
Californien an Bord, deren Inhalt uns
noch nicht zugekommen ist.
In den Apeninen in Italien hat im
vorigen Monat das Wetter einen Räu
ber erschlagen. Er war eben beschäftigt,
die Spitze seines Dolches zu schleifen, als
der Blitz, vom Metall angezogen, herab
fuhr und den Mann erschlug.
Der wurde bezahlt für seine Absicht,
ehe er die That ausgeführt hatte.