Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, July 16, 1850, Image 1

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    MtilÄ L N g, Denn. Gedruckt und beransgegeben von Arnold Puw e ll .Straße, zwischen der Franklin- nnd Cbesnm - Straße.
Jahrq 11, ftu»;e Nun».
s>edi»4u„aen ' Der 7) ilicralr' krrch.icltlrr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Luperial - Bogen mir schönen Lettern gedruckt. Der >Lul'scriptions' Preis ist Ein Tl>a l e r des Jahrs, welcher in halbjährlicher
Vorausbe ahluna erbeten wird. Wer »» Laufe des Zadres niel,r bezablt, dem werden PI 5» angerechnet. Für kürzere Zeit als U Monate wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur
dann anaenommen, wenn sie einen Monat vor 'Ablauf des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezablt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein
gerückt ' Unreischreibern in hiesiger Etadt wird die Zeitung porlosiei gespickt, wettere Versendungen gestehen durch die Post oder Träger, aus Kosten der Unterschreiber. Briese und dergl. müssen postfrei eingesandt werden.
Pete Whetftone,
Von der Dev >l 6 Fort.
tSchlus;.)
Er beantwortete den Ausruf „Sie?"
mit der komischen Grimasse eines Panto
mimen.
„Ja. ich, Richter! Warum nicht?
Denkt Ew. Würden, meine Mamma wis
se nicht, daß ich auö bin Er sagte dieS
mit einer Betonung und einem Nachdruck
von so unnachahmlicher Drolligkeit, daß
das Eourthaus erdröhnte von Gelächter.
„Sind Sie ein lizensirter Advokat
fragte das Gericht.
„Das macht keinen Unterschied, da nach
dem neulichen Statut Jedermann auf Er
suchen einer beteiligten Partei für oder
wider plädiren kann."
„Wollen Sie gefälligst Ihren Namen
einschreiben?" ersuchte der Richter und
reichte sein Verzeichnis; hin.
Der Fremde kritzelte mit ungeheuren,
dicken Eapitalbuchstaben: „Pete Whet
ftone vom Devil's Fork, Earroll Eaunty,
Eoon Taunschip."
„Pete Whetstone! Pete Whetftone!"
murmelte die Menge und ließ den sonder
baren Namen von Lippe zu Lippe laufen.
Der Fremde stellte seine Büchse in eu
nen Winkel der Schranken u. der Ächeriss
begann von der Thür aus die Geschwor
nenliste zu rufen. Dieses Ausrufen der
Geschwornen war unbeschreiblich lächerlich
Folgende kurze Probe davon mag genü
gen:
Scheriff, mit sonorer Stimme: „So
lomon Tuttle!"
Der Geschworne kreischt wie eine wilde
Katze auö einer benachbarten Schenke:
„Hier !—-sagt dem Richter, er solle war
ten, bis ich noch ein Horn genommen ha
be !"
Scheriff: „Tom Fink!"
Geschworner, mit Gebrüll wie das Ra
sen des SturmeS:,.Hier! Augenblicklich,
sobald ich Bob Weaver durchgedroschen
habe!"
Scheriff aufgeregt: „EcoSby Bell!"
Geschworner: „Ich kann nicht kom
men--Ich reibe mein ~Hoß" wegen der
Kolik."
Scheriff, verzweifelt: „Abraham Tak
ket!"
Ein Nebenstehender, lachend: "Der
kann auch nicht kommen, der ist betrun
ken und —"
„Ein Narr, wenn nüchtern," schrie ein
Anderer, um den Satz zu enden, der
sonst vielleicht noch schlimmer geklungen
haben würde.
Endlich waren zwölf Geschworne ge
wählt und beeidigt, und der Staat begann
mit seiner Beweisführung, die sehr ein
fach und klar lautete und blos darauf hin
auslief : daß Henry Martin wegen Wor
te, gegen seine Schwester gesprochen, den
Oberst Wallace zum Zweikampf forderte.
Sie trafen sich und Wallace fiel beim er
sten Feuer.
Die Vertheidigung examinirte blos ei
nen Zeugen- Mary, die schöne Schwe
ster, welche eine höchst empörende Belei
digung bezeugte, die ihr von dem Ver
storbenen zugefügt worden war. Der
Staat antwortete mit widerlegendem
Zeugniß und beschuldigte den Charakter
des Mädchens der schändlichsten Meinei
deshegung.
Bis hierher war der fremde Rechtsbei
stand des Gefangenen ruhig und dem An
schein nach theilnahmlos geblieben. Er
stellte blos wenige Kreuzfragen, und die
se wenigen zeigten keinen besonderen
Scharfblick. Aber als die Zeugen auf
geboten wurden, welche Mary's Glaub
würdigkeit verdächtigen sollten, sprang
Pete Whetstone plötzlich auf seine Füße,
als erhielte sein Herz einen elektrischen
Schlag, und seine kleinen röthlichblauen
Augen flammten auf, bis sie einen Schim
mer des lebendigen Lichtes auf die Gesich
ter der Gegenadvokaten blendeten und ih
re Finger vergebens nach ihren Messer
griffen wandern ließ.
„Wenn Sie es wagen, ihren Eharak-
Der Liberale Beobachter
Und Berks? Momgomery und Schuylkill Cainmes allgemeiner Anzeiger. /
ter anzugreifen, selbst nur einen Schatten
von Beschuldigung," schrie der entrüstete
junge Advokat mit einer Stimme, die laut
und süß rollte wie die reichsten Töne der
! Orgel, ~so werde ich auf Ihre schamlose
j Stirne ein Siegel der Infamie drücken,
das Sie bis zu Ihrer Sterbestunde tragen
sollen!"
Generalmajor Searboruly Sneed
sprang von seinem Stuhle, feuerroth vor
Zorn, und rief : „Ich werde Sie für die
se Motte verantwortlich halten !"
> General Sneed war der „Bully" der
! Fayetville Clique, und vielleicht gab es
in der ganzen Welt nur einen einzigen
Namen, den er wirklich fürchtete.
„Sehr wohl, —ich bin ein verantwort
licher Mann," entgegnete Whetstone mit
einem eisigen Hohne. Der Prozeß ging
! weiter, als wäre keine Unterbrechung vor
! gefallen. Solche Episoden kamen zu häu
' sig, um ernstliche Besorgnisse zu erregen,
i Endlich ging e6 an'S Argumentiren.
Mehrere mit einiger Scheu von
'Anstand und von Mäßigung gesprochen
hatten, durchbrach General Sneed auf der
selben Seite alle Grenzen und strömte im
Lord Cook Style eine so erbarmungslose
Ladung von Schmähungen gegen den Ge
fangenen, gegen dessen Schwester und ge
gen seine Freunde, die „Waldratten,"
aus, daß viele der Letzteren die Gewehre
spannten und heulten: „Nehmen Sie's
zurück, oder wir schießen!"
Die Anhänger der Clique entwickelten
gleiche Thätigkeit und das Forum nahm
augenblicklich das Aussehe» einesSchlacht
feldes an, auf dem feindliche Legionen im
Begriff stehen, dem Stoße des mörderi
schen Kampfes zu begegnen. Wäre jetzt
ein einziges Gewehr abgefeuert worden,
so würde es die Todtenglocke für Hun
derte gewesen sein; aber das entsetzlich
Drohende der Gefahr bewog beide Thei
le, einzuhalten, während eine kräftige und
kommandirende Stimme hoch über dem
Tumult der Drohungen und Flüche don
nerte : Narren! macht nicht die Weiber
Eurer Herzen zu Wittween und die Kin-
Eurer Lenden zu Waisen wegen zwei fei
ler Advokaten, die Euch Alle für eine
Hundertdollars' Gebühr hängen würden !
Ueberlaßt eS mir und General Sneed al
lein, unsern Streit nach der Vertagung
zu schlichten!" —
Es war die Stimme des sonderbaren!
Advokaten Whetstone, und die Weisheit
seines Rathes erschien so offenkundig, daß !
er auf eine Weile die Wuth der Faktio-!
neu besänftigte. Außerdem bemächtig-'
teu sich Vieler von der Clique ängstliche!
Ahnungen, daß dieser Pete Whetstone
Niemand anders als FentNoland in Mas
ke sei. Die Ansicht von seinem Inkog
nito verstärkte sich, als den Fremden die
Reihe traf, eine Rede an die Jury zu
halten. Er begann mit einem so pfeil
artigen Fluge vermischter Späße, An
ekdoten und Lächerlichkeiten, daß die Mau
ren deS Courthauses vom erregten Ge
lächter erdröhnten. Dann änderte er
das Thema und goß solche Ströme wü
thender Entrüstung auf die Häupter der
Clique, daß sie alle bestürzt dastanden
und viele von ihnen zitterten, als hörten
sie bereits das hohle Lispeln des Todesen
gels, der sie zum Gerichte laden will. Ver
wegen beschuldigte er sie des Meineides
und Mordes und zählte jede Stelle auf
der Straße her, die mit dem Blute ihrer
gemeuchelmordeten Opfer bespritzt wor
den ; und was vor Allem die höchste
Kühnheit bewies er beschuldigte sie
mit feierlicher Stimme, daß sie die Bank
beraubt hatten eine Thatsache, die erst
zwei Jahre später öffentlich entdeckt wur
de.
Darauf schilderte er die Unschuld sei
nes Clienten, mahlte sein Unglück mit
lebhaftenFarben aus und verweilte bei den
Schändlichkeiten gegen die schöne Schwe
ster, bis ganze Dutzende von Augen—
kürzlich erst noch von Erbitterung erhitzt
und gleich Flammenkugeln leuchtend—zu
Quellen schmelzender Thränen wurden.
"IVillig zu lsben und okne Furcht zu tadeln."
DienStuq de» l I8S<». /<-,
Je weiter seine Seele flog, desto mehr
röthete sich sein Gesicht, seine Stirn zuck
te, seine Gestalt erhöhte sich, es lag Blitz
in seinem Blicke, weißer Schaum stand
l'ns seinen Lippen, Wildheit in seinen Zü
gen, und doch waren selbst die Echo's sei
ner Stimme, als ob sie über die Galleue
hinrollten und an der gewölbten Decke
des Hauses erstarben, das Ideal und die
höchste Vollendung der Musik.
Er schloß, und nun unterbrach das
Schweigen, vorher grabesähnlich, ein Ge
brüll, welches die Steine des Pflasters zu
erschüttern schien. Es war unwillkührli
cher Beifall, ein freiwilliger Tribut des
hochragenden Genies, den kein Gericht in
einem Getümmel leidenschaftlicher Im
pulse wie dieses möglicher Weise zügeln
konnte.
Die Schlußrede des Obersten Evans,
des regelmäßigen prosecutirenden Advoka
ten, war eine jämmerliche Mißgeburt.
Er konnte sich selbst nicht einmal Gehör
verschaffen. Die geschworene Jury starr
te ihn seltsam an, denn ihre Gedanken
waren ganz wo anders. Jede Saite je
des Herzens hallte noch zu den Tönen je
ner Melodie, die erst so kürzlich über sie
himvehte, wie der Wind über eine Aeols
harfe. Es gab keinen Raum in ihren
Seelen für irgend einen anderen Schall.
Sie hatten des Engels Lispeln gehört,
das sie unempfindlich gegen jede andere
Symphonie machte! Sie gaben den
Spruch: „Nicht schuldig!" ohne ihre
Sitze zu verlassen.
Es wurde allgemein geglaubt, daß der
beredte Fremde jedenfalls Fent Noland
sei, von dessen erstaunenswerther Red
nergabe der Ruf so viele Wunder verbrei
tet hatte, und deßhalb bemühte sich Gene
; ral Sneed ernstlich, irgend eine Methode
!zu ersinnen, wie er die gefährliche Ver
antwortlichkeit der Herausforderung, mit
! welcher er öffentlich drohte, wohl umge
! hen könnte. Als sich jedoch das Gericht
> vertagte, ereignete sich ein Vorfall, der
! dem Strome der Meinungen über das ge
> heinmißvolle Jncognito eine andere Wen
dung gab.
Jke Alexander, ein wolbekannter Jäger,
heran und rief im Tone des Erstau
! nens : „Ho! Pete Whetstone! Sie hier?
Ich traue meinen Augen kaum?" Dann
Lauschten die beide vertrauliche Begrüßun
! gen aus und der junge Advokat zog sich
in sein Hotel zurück,
i General Sneed, halb todt von Neu
gierde und Ungeduld, trat zu Alexander.
~Jke sage mir, wer das ist."
„Pete Whetstone."
„Wo wohnt er
„Am Devil's Fork in Eoon Taunschip,
Earrol Eaunty."
~Was für ein Geschäft treibt er?"
~Kartenspiel zur Fluthzeit, plädirt aber
Gesetz in der Ebbe seines Glücksmeers."
„Ist er ein Fechter?"
„Wenn man ihm nicht Raum zum Lau
fen läßt."
„Der soll schon fechten!" schrie der
General in Extase über die eben erhaltene
tröstliche Nachricht. „Er hat es gewagt,
mich zu insultiren, und kein Mensch kann
das thun und leben!" Damit eilte der
~Bully" fort, um seine Forderung auf
zusetzen und seinen Secundanten zu instru-
iren.
Ein höhnender Teufel lauerte in Ale«
xanders Augen, als er ihm nachblickte,
aber er sagte nichts.
Nur eine Viertelstunde verstrich, und
Eapitän Leeper stattete im Namen des
Generalmajors Sneed dem Herrn Whet
stone auf seinem Zimmer im Hotel einen
Besuch ab. Er übergab das formelle
Billet seines Prinzipals und erwartete den
andern in Ohnmacht fallen oder aus dem
Fenster springen zu sehen. Es erfolgte
jedoch keine so behagliche Lösung der Fra
ge.
„Sehr gut/' sagte Pete, „und hier ist
mein Secundant", auf Alexander zeigend.
Sogleich setzte er hinzu: „Nimm die
Feder, Jke. Angenommen. Waffen, Pi-
stoleö, Ort, die Prairie Angesichts de!
Stadt. Entfernung, zwanzig Schritte
Zeit, eine halbe Stunde von dieser Minu
te. ES ist jetzt gerade vier Uhr."
General Sneed war erstaunt über die
se Antwort. Er tröstete sich dem unge
achtet mit der Betrachtung, daß sich dam
ein Zeichen der Feigheit knnd gebe. „Be
meiner Seele, Leeper, auf zwanzig Schrit
te könnte ich keinem Scheuerthore wehi
thun. Er ist kein Duellant darauf kannsl
Du schwören."
„Sicherlich nicht," stimmte der Se
kundant ein.
Sogleich flog die Nachricht von dem
nahe bevorstehenden Duelle wie Feuer aus
trockener Prairie nach alle» Richtungen,
und als der Augenblick des Kampfes kam,
hatte sich eine ungeheure Menge versam
melt, um das aufregende Schauspiel zr
sehen.
PeteWhetstone stand auf seinem Platze,
anscheinend in die düstersten Gedanken
versunken, aber General Sneed schlender
te stolz umher, ohne Zweifel ergötzt von
dem melancholischen Aussehen seines Geg
ners. Die Selbstgenügsamkeit des „Bul
ly" war jedoch zu einem plötzlichen, wenn
nicht tragischen Ende verurtheilt.
JameS Pope, ein berühmter Advokat
von Batesville, kam in demselben Augen
blicke zufallig die Straße daher und trat
angezogen vom Anblicke einer solcher
Menschenmenge,näher. Er erkannteWhet
stone und rief - „Ha Fent! Sie sind aus
Ihren alten Kniffen, wie ich eben sehe!
Was! Was! ein Duell mit Generalma
jor Sneed!"
Der Pseudo Pete macht Zeichen unt
Grimassen, aber Pope wollte nicht verste
hen und vervollständigte zuletzt das Un
heil durch einen zweiten unglücklicherer
Ausruf. „Wie Noland, was ist mit Ih
nen los? Sie schneiden ja mehr Gesich
ter, als ein Choctow Indianer!"
Bei dem Worte Fent war Genera
Sneed aufgeprallt wie vor einer Horms
gestochen—als aber gar der Name No
land in seine Ohren drang, schwankte e>
wie von einem Hammer getroffen un!
wurde blaß wie irgend ein Theater Ham
let der jemals über des Vaters Geist schau
derte.
Leeper bemühte sich aus allen Kräfte«
den Muth seines Paukanten wieder z»
sammeln, aber umsonst. Die einziger
Laute, welche die Lippen des verdutzter
„Bully" auszustoßen fähig schienen, um
faßten die wenigen Worte:
„Wergleiche es! Bergleiche es!"
Der Sekundant des Generals eilte mi>
dem Vorschlage des Vergleichs zur auderr
Partei.
„Sagen Sie dem General, daß ich mi>
es zur unabänderlichen Regel mache, ni>
zu vergleichen, nachdem meine große Zehl
schon den Kampfplatz berührt hat," lau
tete Fent's 'Antwort, die den General fas
von Sinnen brachte. Stolz und Würde
Alles in dem unlenkbaren Schrecken jenek
thierischen Instinktes vergessend, der Feig
linge am Leben als ihr Alles hängen läßt
stürzte er auf Noland zu, um ihn persön
lich zu bitten.
„Herr Noland," rief der Häuptling
aller Staatsmiliz von Arkansas, „kanr
diese kleine Angelegenheit nicht bis mor
gen verschoben werden? Ich würde ec
als eine große Gefälligkeit betrachten
da meine Frau gefährlich erkrankt ist."
„Pah!" entgegnete Fent, kaum fähig
das Lachen zu unterdücken.
Abgewiesen mit diesem Manöver, be
schloß nun „Bully" ein anderes Spiel zr
versuchen. Mit lauter Stimme, daß ihr
die ganze Versammlung hören konnte,
verkündete er deßhalb: „Mitbürger, iH
kam hierher um mich mit einem Gentel
mann zu schlagen ; aber ich habe die Ent
deckung gemacht, daß mein Gegner nich>
zu dieser Klasse gehört, da er sich unte»
einem falschen Namen einführte. Deß
halb sehe ich mich gezwungen, mit ihn
jede weitere Verbindung auf immer abzu
lehnen."
Laufende Nummer Ä7.
Kaum halte der General sein pomp
haftes Manifest beendet, so riß Fent eine
Pferdepeitsche aus seiner Rocktasche, und
begann wüthend auf des Andern Rücken
loSzufuchteln. Mit jedem Hiebe schrie
er: Das ist für das Großmaul! das
für den Meuchelmörder! das für den
Bully! das für den Lügner, und das für
den Pral)lhans
Tausende sahen diese Scene mit an,
und doch mischte sich Niemand darein, um
des Rächers Arm aufzuhalten, und zwar
geschah dies aus zwei Gründen nicht: Er
stens, weil dieser Rächer Fent Noland
war und zweitens, weil Jedermann einsah,
daß der Gezüchtigte Alles reichlich ver
diente.
Zum Schluß einige Worte über den
Helden dieser Erzählung. Fent Noland
emigrirte nach Arkansas, als er achtzehn
Jahre alt war. Arm und freundlos stan
den ihm keine andere Hülfsquellen zu Ge
bote, als die Schätze seines angeborenen,
damals noch schlummernden Genies, Er
verstand es bald zu benützen, und verkaufte
die Ergüsse seiner begabten Feder an die
Veröffentlicher von Parteiblättern. Sein
scharfer Witz und beißender Sarkasmus,
vor Allem aber seine ausgezeichneten Ta
lente, erweckten ihm bald Feinde. Zu je
ner Zeit war Arkansas mit abgerichteten
Banden verächtlicher Bullis verpestet, die
mit dem Schrecken des Pistols und Mes
srs Alles regieren wollten. Jeder sich er
hebende Mann sah sich gezwungen, eini
gen dieser professionirten Desperados im
Kampfe entgegen zu treten, oder den ge
wöhnlichen Haufen aufzugeben. In so
entsetzlichem Zustande befand sich damals
die öffentliche Meinung.
Wenn sich der neue Emporkömmling
weigerte, eine Herausforderung anzuneh
men, so war er in den Augen des Publi
kums auf ewig entehrt. Stellte er sich
und wurde getödtet, so war man ihn los
und die Sache endete summarisch. Er
legte er seinen Gegner, so öffnete sich ihm
eine Gelegenheit zum Steigen.
Sobald deßhalb der Name Noland zu
klingen anfing, beschlossen seine Feinde
und Nebenbuhler, seinen Sinn in der her
kömmlichen wilden Weise auf die Probe
zu stellen, und bezeichneten einen ihrer be
sten Schützen, um ihm eine Herausfor
derung zu schicken. Fent, obgleich ein
entschiedener Gegner des mörderischen
Dnellgebrauchs, hob nothgedrungen den
hingeworfenen Handschuh auf und trat
in das Feld der „Ehre." Er erhielt den
Schuß seines Gegners in die Seite, und
rettete kaum sein Leben.
Erst halb genesen, rief ihn ein anderer
Gegner vor. Diesmal schoß er seinen
Feind durch das Herz. Dieses Ereigniß
scheint seine Natur etwas geändert zu ha
ben. Es ist wahr, er wurde nicht grau
sam oder zanksüchtig, nie nahm er nur ei
nen Hauch vonMisantropie an : aber al
le brennenden Leidenschaften seines küh
nen impulsiven Herzens gewannen die
feststehende Form des concentrirten Haf
fes gegen die ganze Klasse der Bullies
und fortan erscheint er als ein fahrender
Ritter, dessen Lebensberuf bloS einen
Zweck umfaßt: Vertilgung der Duellan
ten, und um dies durchgreifend zu thun,
lernte er alle ihre Kniffe. Seit dem Ta
ge an welchem er Pope niederschoß, hat
die Sonne noch nie ihren Kreislauf am
Himmel vollendet, ohne den blassen En
thusiasten vor der Scheibe zu sehen, Büch
se oder Pistole auf das Centrum gerichtet.
Die Folge solcher unablässigen Uebung
war, daß er als Schütze die Uebertreibun
gen der Romantik realisirt und mit magi
scher Kraft begabt zu sein scheint. Da
her der allgemeine Schrecken, den selbst
sein bloßer Name einflößt.
Der fluchwürdige Opiumhandel nach
China ist, trotz der 40jährigen Anstren
gung der dortigen Regierung, denselben
zu hindern, in voller Blüthe. SV,OW
Kisten werden jährlich eingeführt, wofür'
für 35 Mill. Thlr. Waaren zurückgehen.