Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, April 09, 1850, Image 1

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    MtaV i N S, Venn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwe ll e, in der Süd 6len Straße, zwischen der Fraiikltn- und Cdesnut - Straße
Jahrg. KL, ganze Num. , <?».
Bedingungen: Der Niberalt Zseob>ltlltrr erscheint jeden Dienstag aus einen, grosten Superial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Lubscriptions« Preis ist Sin Thaler des Zahrs, welcher in halbjährliche
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, dein werden Kl angerechnet. Für kürzere Zeit als L Monate wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden mie
dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Lubftriptions»Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein«,
geruckt. Unterlchreibern in hiesiger Ltadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post ober Trager, auf Kosten der Unterschreiber. Briese und dcrgl. müssen postfrei eingesandt werden.
Die Spielhvhle.
i Schluß.)
Jetzt wurde ich zum Spielen aufgefor
dert, welches ich anfänglich aufs Bestimm
teste ablehnte, ließ mich jedoch scheinbar
mit vieler Mühe dazu überreden und spiel
te mit jenem Unbekannten für kleine Pre
ise. Er ließ mich gewinnen, und am En
de fand ich mich um zehn Pfund reicher.
Herr Merton war bald ganz mit Wür
feln beschäftigt und verlor große Sum
men ; war das Geld, welches er mitbrach
te. verloren, so gab er dafür geschriebene
Schuldscheine. Die betrügerische Art,
wie man mit ihm verfuhr, war wirklich
auffallend und würde nur einem Uinden
entgangen sein. Er schien jedoch nicht
den geringsten Argwohn hinsichtlich eines
..ehrenhaften Spieles" zu hegen, indem
er sich gänzlich auf denßath seinesFreun
des verließ, welcher selbst nicht spielte.
Die achtungswerthe Gesellschaft brach
um sechs Uhr Morgens auf, ein Jeder
schlich sich einzeln durch die Hinterthür,
wobei er zu gleicher Zeit das Paßwort für
den folgenden Tag erhielt.
Einige Stunden nachher machte ich
dem Chef meine Aufwartung, um den
Stand der Dinge zu berichten. Er freute
sich über das glückliche Debüt, welches ich
gemacht hatte, empfahl mir aber dennoch
Geduld und Vorsicht. Es wäre ein leich
tes gewesen, diese Bande beim Spiel zu
überraschen, da ich das Passirungswort
! wußte, jedoch würde dies nur halb meinen
Zweck erreicht haben. Verschiedene von
der Brüderschaft worunter auch San
ford —standen im Verdacht, falsche frem
de Banknoten auszugeben, und es war
daher nothwendig, sie genau zu beobach
ten, um auf gerichtlichem Wege gegen sie
verfahren zu können. Es war ebenfalls
wünschenswerth, dem Herrn Merton wo
möglich sein Eigenthum und seine Ver
pfändung wieder zu verschaffen, um wel
che er auf so schändliche Weise betrogen
worden.
Acht Tage vergingen, ohne daß sich et
was Wichtiges ereignet hätte. Wie ge
wöhnlich, wurde jeden Abend gespielt,
und HerrMerton wurde immer tiefer ver
schuldet, sogar die Juwelen seiner Schwe
rer hatte er verspielt, und er stand im
Äegriff, auf Anralhen Sanford's, eine
große Verpfändung auf sein Gut abschliß
Ben, um seine enormen „Ehrenschulden"
abzutragen, und neue Mittel zu erlangen,
um seine großen Verluste wieder zu ge
winnen ! Eine neue Falle wurde jetzt ge
legt. Das Ecarte wurde eingeführt, wo
rin Herr Merton ein guter Spieler zu
sein glaubte; man erlaubte ihm jedes
Spiel zu gewinnen, zum anscheinenden
Mißvergnügen der Betheiligten Da die
ses gerade dieselbe Falle war, worein ich
gelockt wurde, so konnte ich es um so leich
ter durchschauen, und ich war überzeugt,
daß ein großes Projekt ausgeführt wer
den sollte. Mittlerweile war ich nicht
müßig. Ich hatte Sanford im Vertrau
en mitgetheilt, daß ich nur deßhalb in
London verweilte, um -4 oder 5i tausend
Pfund Sterling -- einen Theil von On
kcl Pasgroves Vermächtnis- zu em-
Borkshire zurückzukehren. Die Augen
dieses Schurken Sanford glänzten vor
Freude bei dieser Mittheilung. Aber ich
hatte «ine Schuld an ihn abzutragen, der
mich gänzlich ruinirt hatte. Die CrisiS
kam heran. Am folgenden Tage sollteu
Herrn Merton's Pfandgelder ausbezahlt
werden, und ich sollte ap demselben Tage
die fabelhaften Tausende erhalten. Der
von Merton und seinen Verbündeten so
lang ersehnte Tag kam endlich heran, und
ich erwartete mit der größten Ungeduld
den kommenden Abend. Nur die Haupt
verschworenen—acht an der Zahl—waren
gegenwärtig und kein Fremder, ausge
nommen ich —ein Privilegium, welches ich
nur inFolge meines erhaltenen Vermächt
nisses genoß—waren zu diesem triumph
vollen Betrüge zugelassen. Ich hatte
.Herrn Merton einen Wink gegeben, zwar
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Momgvmery und SchuylkiU Caunties allgemeiner Anzeiger
unter dem Versprechen ~bei seiner Ehre
als Gentleman" ihn unbedingt geheim
zu halten. Es war dieses: Geben sie
wohl acht, bevor das Spiel morgen Abend
anfängt, daß die Verschreibungen und
Obligationen, welche Sie unterzeichnet,
die Juwelen, welche Sie verloren haben,
in gleichem Werthe, wie Sie es zu riski
ren gedenken, in Noten oder Geld, baar
auf dem Tische deponirt werden. Er ver
sprach mir darauf zu bestehen.
Meine Vorkehrungen waren endlich
sorgfältig und gänzlich getroffen, und ei
nige Minuten nach Mitternacht wurde
ich, nachdem ich daß Passirungswort
geben, in's Haus eingelassen. Es fand
ein heftiger Wortwechsel statt. Herr
Merton bestand, wie ich ihm gerathen,
auf der Vorzeigung einer Summe gleich
der, welche er mitgebracht hatte, —denn
er glaubte sicher zu gewinnen, und war
entschlossen, seinen Verlust bis auf den
letzten Heller wieder zu erlangen, und ob
gleich seine Wechsel, Obligationen, seiner
Schwester Juwelen und eine große Sum
me Goldes und ächte Roten vorgezeigt
wurden, so blieb dennoch eine g roßeSum
me rückständig. ~AH sieh' da, rief San
ford aus, indem ich hereintrat. Willi
ams, können Sie uns die Summe für ei
ne bis zwei Stunden leihen-für eineVer
gütung, fügte er leise hinzu. Sie wer
den sie bald wieder zurückbekommen.
Nein, ich danke ihnen, erwiederte ich
kaltblütig. Ich trenne mich nie von mei
nem Gelde, bis ich es verloren habe. In
den Gesichtszügen deö Schurken lag et
was Boshaftes, und er erwiederte nichts
darauf. Zuletzt wurde beschlossen, daß
einer der Brüderschaft fortgeschickt wer
den sollte, um den Betrag aufzutreiben.
Er war etwa eine halbe Stunde fort, als
er mit einem Pack Noten zurückkehrte.
Sie waren, wie ich hoffte und erwartete,
Fälschungen auf fremde Banken. Herr
Merton zählte und betrachtete sie, und
das Spiel nahm seinen Anfang.
Herr Merton verlor dabei fortwäh
rend ohne Unterbrechung. Der Einsatz
wurde verdoppelt—verdreifacht—vervier
facht.
Sein Gehirn brannte und er spielte
und verlor mit der Sorglosigkeit eines
Wahnsinnigen.
Still, was ist das? rief Sanford
plötzlich. Hörten Sie unten nicht Ge
räusch ?
Mein Ohr hatte eS gehört, und ich
konnte es besser deuten, als er. Er hör
te auf.
Berühre die Signal-Glocke, Adolph,
fügte Sanford hinzu.
Nicht nur das Spielen, ja sogar daS
Athmen hielten die Schurken ein, als ob
sie auf eine Antwort warteten.
Sie kam. Die klingende Antwort er
tönte—einmal—zweimal—dreimal. Al
les in Ordnung, rief Sanford fahrt
fort! Das Spiel ist beinahe beendigt. !
Ich hakte die Polizeibeamten instruirt,
daß zwei von ihnen sich in einfacher Klei
dung an der Frontthüre einstellen sollten,
um durch das Paßwort, welches ich ihnen
gegeben, Eingang zu erhalten, und als
dann sogleich die Thürhüter zu ergreifen
und zu knebeln. Ich hatte sie auch mit
der geeigneten Antwort auf die Signal
glocke bekannt gemacht drei deutliche
Züge des Glockengusses, welcher mit dem
ersten Stockwerk in Verbindung stand.
Ihre Kameraden sollten alsdann eingelas
sen werden, und in aller Stille die Trep
pe hinaufgehen und oben ruhig warten,
bis sie von mir aufgefordert würden, in'S
Zimmer zu dringen und die Spieler zu er
greifen. Die Hinterthüre ließ ich auch
bewachen.
Eines nur befürchtete ich: daß die
Schurken vielleicht vor der Zeit die Lichter
ausmachen, die falschen Noten zernichten
und vielleicht durch einen geheimen Gang,
welcher mir unbekannt, entschlüpfen möch
ten.
Dann erhob ich mich und schritt nach
lässig der Thüre zu, öffnete sie theilwei-
"IVillig zu loben und ohne Lurchr zu tadeln."
Dienstag den »». April, RBS<».
weise und bückte mich hinaus, als wartete,
ich auf eine Wiederholung des Klanges,!
der die Gesellschaft so beunruhigt halte.
Zu meiner größten Freude war die Trep
pe mit Polizeibeamten besetzt —alle ruhig
wie das Grab.—lch ging zurück an den
Tisch, an welchem Herr Merton saß. Der
letzte Einsatz —von enormem Betrage—
stand auf dem Spiele. Merton verlor.
Er sprang auf, todtenblaß, voller Ver
zweiflung, zernichtet und graßliche Ver
wünschungen entfuhren seinen Lippen.
Sanford und seine Gehülfen strichen mit
kaltblütiger Mine das Geraubte ein.
Schurke! —Verräther! —Ungeheuer!
schrieMerton, als wäre er plötzlich Wahn
sinnig geworden, und Sanford bei der
Gurgel fassend, rief er: Du Teufel hast
mich in's Verderben gestürzt!
Ohne Zweifel, erwiderte Sanford ge
lassen, indem er den Griff seines Opfers
abschlug; und ich denke, es ist auf eine
sehr künstliche und effektvolle Weise ge
than worden. Das Kreischen, mein gu
ter Bursche, wird dir wenig helfen.
Herr Merton starrte den spottenden
Bösewicht in sprachloser Angst und Zorn
an.
Nicht so schnell, Eardon, wenn es ih
nen beliebt, rief ich aus, indem ich ein
Packet falscherNoten aufnahm. Es scheint
mir, daß Herr Merton nicht gegen „gleiche
Einsätze gespielt hat, denn diese Noten
sind unbestreitbar nicht äcbt.
Hund! donnerte Sanford mir entge
gen, ist dir dein Leben nicht mehr werth?
und er stürmte auf mich ein, als wolle er
die falschen Noten ergreifen.
Ich war so schnell wie er, und der auf
ihn gerichtete Lauf einer Pistole hielt so
gleich seinen Angriff ein. Die ganze
Bande näherte sich uns in der größten
Aufregung. Herr Merton sah bald auf
den einen, dald auf den andern, anschei
nend unbewußt dessen, was um ihn her
vorging.
Entreißt ihm die Noten ! schrie San
ford, indem er sich wieder faßte. Ergreift,
j erdolcht, erwürgt ihn!
Mache dich gefaßt Schurke! rief ich
mit gleichem Ungestüm. Deine Stunde
ist gekommen! Leute, kommt herein und
thut Eure Pflicht!
In einem Nu war das Zimmer mit
Polizeidienern angefüllt; die sämmtliche
Bande, obgleich die meisten bewaffnet,
wurde festgenommen und in Verwahrsam
gebracht.
Drei—Sanford oder Eardon (er hat
te mehrere falsche Namen) wurden zu
lebenslänglicher' Transportation verurtheit,
die übrigen zu verschiedenartiger Gefäng
nißstrafe. Ich hatte mich meines Auf
trages genügend entledigt. Meine Vor
gesetzten drückten mir ihre Zufriedenheit
aus über die Art meines Verfahrens,
und ich wurde bald nachher zu einem vor
theilhafteren öffentlichen Amte befördert
Dem Herrn Merton wurden seine Obli
gationen, Juwelen und Geld wieder zu
gestellt ; und durch schreckliche Erfahrun
belehrt, betrat er nie mehr ein Spielhaus,
Weder er, noch seine Mutter waren un
dankbar für die meinerseits ihnen erwie
senen Dienste. , St. Zt.
Der Jrthum einer Nacht.
Vor etwa zehn Jahren zurück bewohn
te ich eine kleine Stadt im JnnernKentuk
ky's und zählte unter meine Bekannten
Hrn. Josiah Jones. Eine gutherzige
Seele war dieser Hr. Jones, trotz des an
scheinenden widersprechenden Umstandes,
daß er ein alter Junggeselle war. Er
war in jene Periode des Lebens eingetre
ten, wo man die Romantik der menschli
chen Natur für immer verflogen hält;
wo das Herz gewöhnlich für den Reiz der
Schönheit gleichgültig wird, und nicht
länger mehr beim bloßen Klange einer
schönen Frauenstimme vor Freude hüpft.
Daü aber war nicht der Fall mit Josiah.
Noch immer war er so romantisch, als es
nur ein Mädchen in einem Erziehungs-
Jnstitut sein kann; er träumte vonHou-
ris und Engeln und dabei war sein Herz
so zart und empfänglich, wie in den Ta
gen seiner Jugend.
Seine meiste Zeit verbrachte er in der
Gesellschaft von Damen, und war auch
wirklich ein Günstling derselben, nament
lich der älteren. Er war eine Art Cice
rone für die ganze dortige Frauenwelt,
stets bereit, die Töchter auf Kränzchen o:
der auf Ausflügen zu begleiten, oder mit
den Müttern zur Kirche oder religiösen
Versammlungen zu gehen. Bei alledem
war Josiah ein höchst bescheidener Mann.
Nie überschritt er die Grenzen wahrer
Höflichkeit und galt als ein perfektes
Muster von Tugend.
Viel und häusig wiederholten sich die
Gerüchte von Josiah's Verheirathung,
aber Jahre rollten dahin, bis der Frost
der Zeit seine Locken zu bleichen begann
und noch harte er keine Gefährtin auf
seiner Lebensreise, —noch war er ein alter
Junggeselle. Es ward allgemein geglaubt,
daß seine Liebe, (denn er war stets in ir
gend ein schönes Mädchen verliebt) von
mehr als einer erwiedert worden, daß aber
Hr. Jones allzu bescheiden gewesen, sie
um daß Jawort zu fragen. Die Zeit
schwand dahin und in ihrem Verlaufe lä
chelte endlich unserem Junggesellen besse
res Glück. Hr. Josiah Jones war ver
sprochen ! Freude über Freude! Ja,
noch besser, Hr.Josiah JoneS wurde wirk
lich getraut!
Ich hatte die Ehre, bei der Hochzeit
anwesend zu sein, und wahrlich, wir lie
Ben unS nichts abgehen ! Alle jungen und
lustigen Menschenkinder des Oertchens
waren eingeladen, Musik und Tanz, Hu
mor und Lustigkeit nahmen Besitz von
den fliehenden Stunden, Scherz auf
Scherz flog von Mund zu Mund aufKo
sten des armen bescheidenen Josiah, bis
dieser fast wünschte, den Knoten nie ge
knüpft zu haben, der ihn einer so peinli
chen Probe unterwarf. Das alles war
aber erst der Anfang seines Elends. Die
Nacht war weit vorgerückt, die Gäste
siengen an, sich zu verlieren und zu sei
ner großen Verwunderung vermißte Jo
siah endlich auch seine reizende Braut in
dem ihn umringenden fröhlichen Zirkel.
In flehentlichen Accenten fragte er eben
nach seiner schönenNanny, als eine muth
willige kleine Schelmin, die gerade ihren
Bonnet zum Nachhansegehen zurechtsetz
te, zu ihm sagte, Mistreß Jones sei mit
einer Freundin nach Hause gegangen, um
dort bis zum nächsten Morgen zu ver
weilen. Armer Mister Jones! Armer
Josiah! Diese unerwartete Nachricht
schien seine Seele mit Kummer zu erfül
len und ich kann nicht sagen, was die Fol
gen gewesen wären, hätte ich ihm nicht
geholfen und bemerkt, das alles sei nur
Scherz und seine junge Gattin habe sich
blos in ihr Schlafzimmer begeben, wo sie
ihn natürlich erwarte.
Endlich waren die Gäste alle fort, Hrn.
Jones meiner eigenen Obhut überlassend.
Eine Dienerin zeigte mir das Zimmer,
worin Mrs. JoneS sich zur Ruhe begeben
hatte und ich theilte eö Josiah mit. Ge
he, —sagte ich —die von der Hausflur
ausgehende Treppe hinauf und trete in
daS erste Zimmer rechter Hand, wo du
deine schöne und liebenswürdige Braut
finden wirst. Aber kaum war Jones in
diese Crisis seines Schicksals eingetreten,
als er auch schon zu Zittern begann.—
Schon der Gedanke, das Gemach zu be
treten, wo seine Geliebte allein war, er
erfüllte ihn mit Schrecken. Er kehrte
sich mit flehentlicher Geberde zu mir, als
wolle er dadurch für den entscheidenden
Augenblick Muth schöpfen. Ich sagte
ihm, er sollte keck zugehen und keine Ge
fahr fürchten, welchem Rathe er sogleich
Folge leistete. Langsam und vorsichtig
stieg er die Treppe hinan, aber, wie es
stets der Fall ist, je mehr er sich in Acht
nahm, desto mehr Geräusch machte er.
Der Fußboden schien bei jedem Tritte zu
knarren und zu erzittern, was Josiah 4
oder 5 mal halten machte, ehe er das En-
Laufende Nummer 3S
de der Stiege erreichte. Er näherte sich
der Thüre, —legte leise die Hand auf de»
Drücker, öffnete wirklich die Thüre —und
trat in's Zimmer! Welch' ein Sieg für
einen so bescheidenen Mann! —Er hielt
an und lauschte den sanften Athemzügen
der Geliebten. Oh, —sprach er zu sich
selbst.-wie süß ist ihr Athem! Ruhe du,
bezauberndes Wesen, ich werde deinen
friedlichen Schlummer nicht stören ! Und
still stand er einige Minuten lang, wie
eine Bildsäuleseine Brust durchwog
ten die sonderbarsten und unbeschreiblich
sten Gefühle. Seiner Braut so nahe zu
sein, und noch dazu unter so besondern
Umständen, war fast zu viel für Herrn
Jones. Er konnte kaum athmen, so ü
berströmend waren seine Gefühle.
Endlich jedoch gewann er es über sich,
sich zu entkleiden u. mir Tritten so leicht,
wie der Fall einer Schneeflocke, näherte
er sich dem bräutlichen Lager. Hier aber
mußte er abermals seine Gedanken sam
meln und erst nach minutenlanger Ueber
legung, lüftete er behutsam die Bettdecke
und legte sich leise auf den äußerstenßand
des Bettes. Und da blieb Herr Josiah
Jones den Rest der Nacht liegen ; er war
zu bescheiden, seine Lage zu wechseln, o
der seiner Gefährten nur im Geringsten
näher zu rücken. So groß war die gei
stige Aufregung und die körperliche Pein,
dje ihm daß Liegen auf dem harten Bett
riegel verursachte, daß der Tag fast schon
zu grauen begann, ehe Morpheus seine
Augenlieder schloß, und als Aurora eben
anfing, den östlichen Horizont zu rothen,
war auch schon Hr. Josiah Jones wieder
wach und bereit, leise aus dem Zimmer
zu schlüpfen, um seine noch immer schla
fende Braut nicht zu stören. Aber o
weh! o weh! Armer Josiah, was haft
du gemacht? Welcher Blick stellt sich sei
nen Augen dar?— Nicht der schneeigeßu
sen, nicht die üppigen Locken, nicht daß
engelgleiche Antlitz schlummernder Schön
heit, sondern die rauhen, sonnengebräun
ten Wangen und das behaarte Kinn ei
nes Mannes.
Josiah hatte sich links gewendet, an
statt rechts, wie ihm von mir bedeutet
worden, und auf solche Weise die Braut
nacht entfernt von seiner Braut und im
Bette mit dem Pfarrer zugebracht!
Sobald er diese Entdeckung gemacht, rann
te er wie närrisch aus dem Hause und
ließ sich mehrere Tage hintereinander
nichr mehr sehen. Er kehrte nur dann
erst zurück, als die Freunde der Neuver
mählten die Sache in ihre eigene Hand
nahmen, Josiah Vergebung bei seiner
Braut auswirkten nnd solchergestalt eine
dauernde Aussöhnnng zu Wege gebracht
hatten. Die Heirath erwies sich als eine
glückliche, und nach der Anzahl der klei
nen Joneses zu schlißen, die man jetzt in
Josiah's Hause sich herumtummeln sieht,
vermuthe ich, daß er den unglücklichen
Irrthum seiner Hochzeitßnacht nicht mehr
wiederholte. Buff. Tel.
Trauriger Dorfäll.
Wir ersehen aus einem Berichte der
~Mineral PointTribune," daß ein gewis
ser Hurlbut nahe bei Cottage Inn, La«
fayette Caunty, am letzten Montag von
seiner eigenen Tochter getödtet wurde.
Die Umstände waren folgende:
Hurlburt hatte in einem Anfalle von
Säuferwuth seine Frau aus dem Hause
getrieben und drohte seiner Tochter mit
Gewalt, der sie sich jedoch widersetzte. Er
ergriff sodann ein großes Messer und ver
folgte sie Sie zog sich zurück, ergriff
eine Axt und schwang dieselbe vor sich,
um ihre Flucht zu sichern. Da er sich
aber nicht abschrecken ließ und keck vor
drang, traf das Beil seinen Halö und
trennte diesen beinahe gänzlich vomßump
fe. Die CoronersJury erklärte die That
des MädchenS für völlig gerechtfertigt,
da sich solche als ein Akt der Selbstver«
theidigung ergab.
Im starb unlängst ein
Mann, Namens Tower, der, soviel man weiß,
IZZ Jahre, gelebt hakte.