Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, December 11, 1849, Image 1

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    Der Liberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schuylkilt Camtties allgemeiner Anzeiger.
MeilÄ i N g, Venn. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwel! e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- uud Cbesnut - Straße.
Jahrg. 11, ganze Nnm. S»2.
Bedingungen: Der Albernir ZZrob.iclrtrr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der LubscriptionS - Preis ist Ein Thaler dcs Jahrs, welcher in halbjährlicher
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden Hl sl> angerechnet. Für kürzere Zeit als « Monate wird kein Unterschreibet angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur
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Die gütige Vorsehung
(Schluss.)
Die. Leidenschaft, die mich drei Monate
inßom hielt, hatte mir eine göttliche Frau,
Julia Ferrari, eine ausgezeichnete San
gerin, eingeflößt, die sich vom Theater zu
rückgezogen hatte, um ihr Heil unter dem
Schutze eineS Prinzen der römischen Kir
che zu versuchen. Seit sechö Wochen lach
te mir in ihren Armen das schönsteGlück,
von keinem Wölkchen getrübt. EiaesA
bends, um Mitternacht, als ich mich wie
gewöhnlich, nach Julia's Wohnung be
gab, ergriff mich ein panischer Schreck,
als ich vor der kleinen Gartenthür, durch
welche ich in ihr Haus zu schlüpfen pfleg
te, den blutigen Leichnam eines Mannes
liegen sah. Bei meinem Eintreten fand
ich Julien mit aufgelöstem Haar, todten -
bleich und in Thränen gebadet; als sie
mich erblickte, stieß sie einen Schrei der
Freude aus und sank ohnmächtig in mei
ne Arme. Wieder zn sich gekommen, a
ber noch zu schwach, um reden zu können,
zeigte sie auf einen Brief, der auf dem
Tische lag. Dieser Brief enthielt folgen
de Zeilen:
~Der, für den Ihr mich verrathen,
wird heute Abend, in dem Augenblick,
wo er inEureArme eilen will, den Tod
finden. Wenn Ihr diese Zeilen les t,
hat jener aufgehört zu leben. AnEu
rer kleinen Gartenthür werdet Ihr fei
nen Leichnam finden," —
—Der Leichnam ist da, sagte ich zu
Julia.
MilFackeln versehen, stiegen wir hinab
und erkannten in demLeichuam einenßra
vo, ohne Zweifel den, der den Auftrag er
halten hatte, mich zu todten.
Danken wir der gütigenVol sehung.
die Euch so wunderbar errettet hat, rief
Julia und sank entzückt in meine Arme.
Die Gefahr, die ich glücklich überstan
den, aber von Neuem drohend vor meine
Seele trat, vermehrte meineLiebe, die mir
den Muth gab, allen Gefahren zu trotzen;
aber der furchtbare Schutzengel, der über
Juliens Tugend wachte, sollte bald über
meinen Muth und mei neUnerschrockenheit
den Sieg davon tragen. Julia war plötz
lich aus Rom verschwunden; alle meine
Nachforschungen, wo sie hingekommen,
waren fruchtlos. Endlich entschloß ich
mich, Nom zu verlassen und nach Neapel
zu gehen.
Hier frühstückte ich eines Morgens in
einem Kaffehause auf dem Molo. An ei
nem der Tische führten drei junge Leute
ein ziemlich lautes Gespräch, das deiWein
immer mehr und mehr belebte. Die Re
de kam auf Frankreich, und einer dieser
jungenHerren erlaubte sich dabei so unan
ständiger Aeußerungen, daß ich eiu gutes
Recht zu haben glaubte, ihn derb zurecht
zuweisen. Wir tauschten unsre Karten
und gaben uns auf den nächsten Morgen
Nendezvons. Der Sohn meines Ban
kierS sollte mein Sekundant sein. Als
der junge Mann den Namen meinebGeg
ners erfuhr, war er ganz verblüfft.
—Der Kapitän Montefiore, rief er,
ach dann, mein unglücklicher Freund, sind
Sic verloren! Welch ein fataler Zufall
hat Sie mit diesem Manne zusammenge
führt? Der ist ein professionirter Duel
lant, ein wüthender Haudegen. Er weiß
eben so geschickt mit dem Degen als mit
dem Pistole umzugehen — schon mehr als
hundert Mal hat er sich geschlagen u. im
mer seinen Mann getödtet. Es bleibt
Ihnen nichts Anderes übrig, als JhrTe
stament zu machen, denn Sie sind schon
so gut als todt.
Ich ließ mich dadurch nicht einschüchtern
und schlief seit langer Zeit nicht so ruhig,
als diese Nacht. Am andern Morgen
(es war noch sehr früh) kam mein Zeuge;
er fiel mir um den Hals und rief :
—Sie sind gerettet!
—Wie ist das zu verstehen?
—Ein Zufall, ein Glück, ein Drama
ist Ihnen zu Hülfe gekommen.
—lch bitte, erklären Sie sich. Hat
der Antheil, den Sie an meinem Schick-
, sal nehmen, Ihnen den Kopf verdreht ?
—Sic sind gerettet, sage ich Ihnen !
Es ist Zeit, mich nach einem andern
Sekundanten umzusehen, denn ich glaube
wirklich, daß Sie närrisch geworden sind.
—Einen Sekundanten? Um sich zu
schlagen ? Mit wem? Mit dem Kapitän
Montefiore? Es gibt keinen Kapitän, es
gib? keinen Montefiore mehr. Der Ka
pitän Montefiore ist todt.
—Was sagen Sie?
—Todt, sage ich. Ich will Ihnen Al
les erzählen Unbekannt mit der Ehroni
que scandaleuse von Neapel, wird es Ih
nen fremd geblieben sein, daß der Kapi
tän mit einer gewissen Lucrczia Paterni,
der Gattin eines Advokaten unserer Stadt,
in einem polizeiwidrigen Verhältniß ge
lebt hat. Meister Paterni war, wie alle
Advokaten, zu sehr mit den Angelegenhei
ten Anderer beschäftigt, um mit seinen
eigenen sehr vertraut sein zu kössen. Der
Liebeshandel war in ganzNeapel bekannt,
ihr Gemahl aber glaubte nicht daran.
Erst gestern ertappte er den Kapitän in
einem tete-a tete mit seiner Frau. Der
Advokat hatte die Vorsicht gehabt, sich
mit Waffen zu versehen; er kannte zu
genau die Gesetze, um zu wissen, wie weit
das Recht eines beleidigten Gatten reicht.
Er ertappte das Verbrechen auf der That
und ließ sich von seiner Hitze verleiten,
dem Kapitän, ohne lange Prozedur, eine
durch den Kopf zu jagen. Das
war auch das Beste, was er mit einem
solchenPatron, wie Montefiore, anfangen
konnte. Daß dies so und nicht anders
gekommen, danken Sie es, mein theurer
Freund, der gütigen Vorsehung.
Von Neapel ging ich nach Venedig.
Hier erwartete mich die schönste, doch auch
die letzte Liebe meines Lebens. Ich war
hier ungefähr 14 Tage, als ich in der
Santa-Salute Kirche ein junges reizen
des Mädchen sah, dem ich, als die Messe
zuEnde war, bis zu seiner Wohnung folg
te, wo ich Erkundigung über sie einzog.
Ich erfuhr, daß sie Lucia Martelli heiße
und, Tochter eines alten Geizhalses, be
stimmt sei, die Frau eines jungen Cava
liers, Lorenzo Pergolelti, zu werden Ich
sann auf Mittel, mit ihr bekannt zu wer
den.
Am andernMorgen erhielt ich eineEin
ladung zum Ball bei dem Grafen vonN.
—Da ich den Grafen nicht kannte, konn
te ich nicht begreifen, wie ich zu dieser Ei
nladung komme; dessen ungeachtet ging
ich hin. Und wie groß war meine Freu
de, als ich dort Lucia Martelli fand.
Ich tanzte mit ihr und schilderte ihr
meine Liebe; sie verlieh mir ein güusti
gesOhr nnd als ich denßall verließ, dank
te ich der gütigen Vorsehung, die mich
zum Grafen von N. geführt hatte. Seit
jenem Abend entspann sich zwischen Lu
cia und mir ein zärtlicher Briefwechsel.
Sie gestand mir, daß sie Lorenzo nicht lie
be und daß, wäre sie freie Herrin ihrer
Wahl, sie mir den Vorzug geben würde.
Luciens Vater war ein großer Bilder
narr, welcher bedeutende Summen ver
schwendet hatte, um seine Gallerie zu fül
len ; ich erfuhr, daß er die Hand seiner
Tochter nur durum dem jungen Cavalier
zugesagt, weil dieser ein herrliches Gemäl
de vonTitian besaß, das er ihm nicht ver
kaufen. wohl aber an seinem Hochzeitsta
ge zum Geschenk machen wollte. Dieser
Tag nahete heran und Lucia verzweifelte.
Gehorsam wollte sie ihr Glück dem Ei
gensinne ihres Vaters opfern. Ich Aerm
ster war aber dergestalt in sie verliebt,
daß ich mich erschießen wollte, und viel
leicht hätte ich der Idee nachgegeben, hät
te ich nicht eines Morgens, am Vorabend
des festgesetzten Hochzeittages, eiu Billet
folgenden Jhaltes erhalten -
„Fassen Sie Muth, in Lorenzo's
Hause ist Feuer ausgebrochen und
sein Titian ist verbrannt."
Ich eilte schnell nach Martelli s Woh
nung hin. Unterwegs sah ich bei einem
Trödler ein Gemälde von außerordentli
cher Schönheit —ich prüfte eS : eö war
"TVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den II . December, IBÄN.
- ein Tintoretto. Es blieb mir nur noch
zu wissen, ob ich reich genug sein würde,
dieses Bild bezahlen zu können.
Wie viel wollen Sie für dieses Stück
Leinwand ? fragte ich mit zilternderStim
me den Trödler.
Zehn Thaler.
Zehn Thaler, o gütige Vorsehung!
Ich zahlte schenkte diesen Schatz dem al
ten Geizhals und — heirathete seine
ter.
Drei Monate nach unserer Hochzeit
starb mein Schwiegervater; er Hinte»ließ
meiner Frau, seiner einzigen Erbin, lM),
Lire und eine schöne Gemäldegalle
rie, Lucia willigte ein, mit mir nach Pa
ris zu gehen. Auf unserer Reise nach
Frankreich trug sich Anfangs kein auffal
lendes Ereigniß zu; doch an dem Tage,
wo wir in Nizza ankamen, brachte uns
ein Diener des Hotels, in dem wir abge
stiegen waren, einßillet und einen Dolch;
dasßillet bezeichnete mir ein Rendezvous
Ich stellte mich ein und fand dorr—den
Banditen.
—Sie haben Pietro das Leben geret
tet, sagte er mir, und Pietro ist nicht un
dankbar gewesen. Ich war es, der Ih
nen in Rom das Geld, das man Ihnen
gestohlen, wieder geschafft; ich war es,
der den Bravo, der beauftragt war, Sie
zu ermorden, getödtet hatte. In Neapel
war ich es, der den Advokaten Paterni
von der Untreue seiner Gemahlin unter
richtet und ihm das Pistol in die Hand ge
drückt hatte, womit er den Kapitän Mon
tefiore niedergestreckt. In Venedig war
ich eS, der Ihnen eine Enladung zu dem
Ball des Grafen —geschickt. Ich war es,
der Ihres Nebenbuhlers Haus in Brand
gesteckt und bei bem Trödler einen Tin
toretto hingestellt, den er Ihnen für zehn
Thaler verkauft hat. Jetzt, wo ich Sie
reich und glücklich weiß, sind wir quitt!!
Leben Sie wohl!
Das also war die gütige Vorsehung!
Roch. <Zc> m.
Eine unwillkommene Liedeseriviede
nmg.
Baltimore, den 2?. November.—Am
letzten Donnerstag, um die Stunde, wo
gewöhnlich nur Geister und Diebe umher
gehen, hatte wirklicher oder vermeinter Li
ebesschmerz ein Häuflein Serenaders ver
sammelt und in eines jener sogenannten
„faschionabeln" Quartiere hingetrieben,
die, wie die Sage geht, nur in der obern
Stadt zu finden sind. —Nachdem die lie
bestrunkenen oder—besser gesagt lie
besdurstigen Dilettanten mehrere Arien
gemeinschaftlich abgesungen, trat Einer
derselben, im vollen Bewußtsein seiner
künstlerischen Fertigkeit aus dem Chore
heraus, und pflanzte sich fest unter einem
Fenster auf, von welchem aus seine Dulci
nea seinLiebessolo sicherlich, wie er dachte,
hören und—erhören mußte. Nachdem er
die Saiten seiner Kehle einige Mal an-
und abgespannt hatte, um sie harmonisch
zu stimen, begann er endlich in englischer
Sprache ungefähr Folgendes zu singen:
Den Mondstrnhl die Wogen ein,
Der Morgen ruht lief noch im Osten.
So öffne Dein Fenster, schön Liebchen mein,
lind lass' Deinen irrenden Ritter ein.
Los' ab mich von meinem Posten.
Der galanten Bitte willfährig, öffnete
sich alsbald das scharf in's liebetrunkeue
Auge gefaßte Fenster und herniederkam
auf daS devote Haupt—eine Strickleiter,
wie sie in Ritter - und Liebesromanen ge
wöhnlich erscheint? —O nein! Oder we
nigstens ein duftendesßouquet? eine dem
Treibhause des arqusäugigen Vaters ent
wendete Spätrose ? Wiederum nein ! und
noch einmal nein ! Aber denn dochEtwas?
Allerdings, und zwar ein reicher Schauer
einer zwar sehr frich duftenden nicht aber
nach Lavendel noch Rosenöl riechenden
Flüssigkeit, die ein sauertöpfischer Jung
geselle ausAerger darüber, daß er imSchla
fe gestört wurde, über den Schädel des
Soloserenaders ergoß, um sein Liebcsfie
ber, das er unter dem unrechten Fenster
in Tönen ausströmen ließ, einiger Maßen
abzukühlen und die ganze löbliche Dilet
tantengesellschaft zu beschleunigtem Rück
zug zu bestimmen.
Das war ein schlimmes Stelldichein,
Mcrki's euch, ihr Herrn der Zither!
Wer singen will dem Liebchen fein,
Muß ihres Fensters sicher sein,
Eonst gibt s cm llngewitter.
Näheres über die Erploslon des
Bootes Louisiana.
Der Neu Orleans Pieayune vom Il>.
vorigen Monats bringt über dieses gräß
liche Ereigniß vom Tage zuvor folgende
weitere Einzelnheiten:
~Die Explosion geschah einige Minu
ten nach 5» Uhr Abends, nachdem eben
das letzte Glockenzeichen zur Abfahrt ge
geben war. Die Erschütterung war so
groß, daß auf viele Quadrate Entfernung
die Häuser bis zu ihrem Fundament er
schüttert wurden. Die „Louisiana" lag
der Länge nach neben dem Dampfboote
„Bostona," u. das Dampfboot,, Storni,"
welches fo eben von Louisville angekom
men war, war an ihrem Steuerborde auf
gefahren. Die obern Werke dieser bieden
Bote sind ein vollständiges Wrack; ihre
Kamine wurden fortgerissen, und ihre Ka
jüten eingestoßen nnd an manchen Stel
len in 'Atome zersplittert. Ein Stück von
den Kesseln, eine Masse von beträchtlichem
Umfange, wurde mit unbegreiflicher Ge
walt auf den Damm geschleudert, riß ei
nen Maulesel entzwei und tödtete einPferd,
und den Treiber eines Karrens auf der
Stelle. Ein anderes massives Stück der
selben, zwölf Fuß lang und von ungeheu
rem Gewicht, wurde in die Ecke der Ka
nal - und Frontstraßen, auf eine Entfer
nung von wenigstens MO Yards hinge
trieben, und warf drei große eiserne Pfei
ler um, die eine vor dem dortigen Kaffee
hause stehende hölzerne Dachung trugen.
Ehe es mit den eisernen Pfeilern in Be
rührung kam, hatte dieseSFragment meh
rere Baumwollenballen, die im Wege
standen, durchschnitten und die Fasern weit
I umher durch die Luft zerstreut.
Die Kunde dcs Geschehenen verbreite
te sich gleich einem Wildfeuer u. die Bür
ger der Stadt stürzten sich von allen Se
iten auf den Schauplatz der Zerstörung.
Als wir ankamen, war bereits eineAnzahl
Körper in jedem erdenklichen Zustande der
Verstümmelung aus dem Wrack gezogen,
u. von einer dichtenVolksmenge umringt.
Man schickte nach Kutschen u. Wägen u.
schaffte die Verwundete in die Spitäler.
Der Anblick der auf allen Seiten desDam
mes zerstreut umherliegenden verstümel
ten Leichname und das Geschrei der Ster
benden war herzbrechend, und machte das
Blut in den Adern gerinnen. Wir sahen
einen Mann, dein der Kopf und ein Bein
weggerissen waren, u. die Eingeweide aus
dem Leibe hingen. Eiu Weib, deren lan
ges schwarzes Haar geflochten und durch
näßt neben ihr lag, hatte ein Bein ober
halb des Kniees abgerissen und den Kör
per schauderhaft verstümmelt. Ein gro
ßer Mann, dem der Kopf zerschlagen war,
lag als Leichnam da mit einem Gesichte,
das aussah, als wäre es roth gefärbt.
Andere, beiderlei Geschlechts, lagen ohne
Arme noch Beine, als bloße Rümpfe hin
und wieder. Zwei Leiber fanden wir zu
sammengeschlossen und durch den Tod in
plötzliche enge Umarmung versetzt. Es
ist unmöglich, alle das Gefühl empören
den Scenen zu beschreiben, die sich da den
Augen darboten ; es genüge, wenn wir
sagen, dast der Tod sich in fast nur
möglichen Schauder erregenden Gestalt
zeigte. Die „Louisiana" sank ungefähr
zehn Minuten nach der Erplosion unter,
und man vermuthet, daß Manche, die sich
an Bord derselben begaben, um den Ver
wundeten beizuspringen, mit ihr untersan
ken, während Andere, die bei der ersten
Explosion zugegen gewesen, aber unver
sehrt geblieben waren, im Augenblicke ih
res Untersinkens über Bord sprangen und
glücklich gerettet wurden.
An Bord deß „Storm" war die Zer
störung von Menschenleben gleichfalls
Laufende Nummer I«.
furchtbar. Mrs. Moody, die Frau des
ersten Commis, stand der Damenkajüte
gegenüber, und wurde auf der Stelle ge
tödtet. Der Kapitän erhielt eine schwe
re Quetschung am Kopfe, wurde jedoch
nicht gefährlich verwundet. Zwölf bis
fünfzehn Personen wurden getödtet, und
mehrere, zum Theil tödtlich verwundet.
Der „Storm," welcher zur Zeit der Ex
plosion ganz nahe an der Louisiana war,
wurde durch den Stoß wenigstens fünf
zig Vards in den Strom zurückgetrieben.
Der Kapitän desselben, obgleich schwer
verwundet, zeigte sich auf dem Sturm
deck, das Gesicht mit Blut bedeckt, und
gab kaltblütig seineßefehle, um das Boot
wiede an die Küste zu bringen. Er blieb
standhaft auf seinem Posten, und leistete
so lange man ihrer bedurfte, alle Hülfe,
die er leisten konnte. Zum Glück hatte
der Storm bei seiner Fahrt abwärts in
Lafayette eine beträchtliche Anzahl von
Passagieren gelandet, ein Umstand, in
Folge dessen manches Menschenleben ver
schont worden ist.
Der „Pikayune" theilt eine Liste von
getödteten und verwunderen Amerikanern
mit, die zweihundert deutsche Emigranten
aber, die sich an Bord des explodirten
Schiffes befunden haben, würdigt er kaum
eine Rotiz. Auch die in Neu-Orleans
erscheinende „Deutsche Zeitung" liefert
uns in ihren am letzten Samstag uns zu
gekommenen neuesten Nummern, die bis
zum lii.November gehen, noch keine Ku
nde xon unsern durch diesen traurigen Vor
fall verunglückten Landsleuten.
San Francisco.
Man beschäftigt sich schon jetzt mit
den Plänen für ein Theater. Ein solcher
liegt bei den Kaufleuten Adler und Cha
pelli vor. Demzufolge soll das Gebäu
de st) Fuß in der Front und in der
Tiefe messen. Ein dramatisches Corps
wollen sich obige Herren aus den Ver.
St. verschreiben. 'Auch für Fluß-Dampf
schifffahrr beginnt man zu sorgen nnd be
reits ist ein kleines, von Eisen gebautes
Dampfschiff den Sacramento herunter in
San Francisco angekommen und soll von
nun regelmäßige Verbindungen mit den
! obern Theilen des Flusses herstellen. Es
ist für 8t) Passagiere eingerichtet.
Die Bevölkerung San Franzisko's be
trägt gegenwärtig 25,00 t) Seelen, ohne
die zuströmenden und wieder abgehenden
Massen, die vielleicht über 1t),l)l)t) aus
machen würden. Im Hafen liegen über
l'W große und unzählige kleinere Schiffe
vor Anker.
Die Constitution soll am 7. November
dem Volke zur Ratifikation oder Mißbil
ligung vorgelegt werden. Zu derselben
Zeit werden die Wahlen stattfinden. Die
Gesetzgebung wird im December zusam
menkommen und zwei Senatoren für den
Congreß erwählen.
Am 19. September machte die Mann
schaft desSchooners Ewing einen verzwei
felten, aber erfolgreichen Versuch zum
Desertiren. Lieutenant Gibson wurde
plötzlich überßord geworfen, doch erfaßte
er zwei der Rebellen und zog sie mit sich.
Ein verzweifelter Kampf entspann sich
nun iin Wasser, indem er sich so lange als
möglich zu erhalten suchte. Endlich ver
ließ ihn die Kraft und er sank, während
die Matrosen ans Ufer schwammen, um
ihre Kameraden einzuholen. Glücklicher
weise war sein Hülferufen gehört worden
und er wurde noch zu rechterZeit gerettet.
Eine Abtheilung Soldaten wurde sogleich
den Flüchtlingen nachgesandt
Zerplatzen eines Meteors.-DaS Zer
platzen eines Meteors wurde vor einigen
Tagen inNord Carolina gehört, und meh
rere Eisenstücke wurden am folgendenTa
ge gefunden, die, wie man glaubt, Theile
desselben waren. Das größte Stück wur
de in Cabarrus Caunty gefunden u. wog
19 Pf. Dieses hatte einen großen, auf
dem Boden liegenden Fichtenbaum getrof
fen, ging durch denselben, trente ihn ent
zwei und drang dan drei Fuß in die Erde.