Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, November 20, 1849, Image 1

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    Der Liberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.
Me»ld t n g, Nenn. Gedruckt und herausgegeben vonArn old Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- nnd Chesnnt. Straße.
Jahrg. 11, ganze Nun». 32».
Bedingungen:—Der A.ilier«llc tirolmclltrr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der LubseriptionS - Preis ist Ein Thaler deS ZahrS, welcher in halbjährlicher
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nickt bezahlt, dem werden Hl s,t> angerechnet. Für kürzere Zeit als <! Monate wird fein Unterschreibe? angenommen, und eOwaige Aufkündigungen werden nur
dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Vlblauf deS Subseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekannt,,lackungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein
gerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadr wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. Briefe und dergl. müssen post frei eingesandt werden.
Eine wahre Geschichte aus der Eho
lerazeit.
Wenn all' die schrecklichen Vorfälle,
welche neulich die Cholera-Periode erzeug
te, könnten gesammelt und aufgezeichnet
werden, deren Wüthen unter Reiche und
Arme, und die Entvölkerung, welche de-!
sen Spur zurückgelassen in der Haupt-
stadr, so würden wir ein höchst interessan- 5
tes Werk besitzen. Leider haben wir je-
doch nicht Zeit die Archive darüber nach-,
zuschlagen, um die Memoiren desUnglücks,
aus den Coroners Untersuchungen zu zie-
hen, welche die Materialien zu dem Wer-
ke liefern müßten. Das folgende ist uns,
von einem öffentlichen Beamten mitge-
theilt worden:
Während im Monat Juli, als der
gel desTodes über jedem Hausdache schweb
te, kam zu einem Wohnhause in eine der
Straßen welche an den Nord-River stoßen,
ein Mann, der das Ansehen eines Krä-
merS hatte. —ES schien als ob er unter!
den Anzeichen der Cholera litt, und ver
langte ein Bett. DaS HauS war gepreßt
voll von Leuten derselben Classe, und in
einem Zimmer auf dem obern Flur standen
nicht weniger denn zehn Bettstellen, von
denen sieben mit Cholera-Kranken beseht
waren. Man unterrichtete den Fremden
davon, und wieS ihm nach der Polizeista
tion. Dies schien ihm nicht zu behagen
und er äusserte daß er eher der Gefahr
sich aussetzen wolle; übrigens habe er
Mittel, so, daß wenn einer der Nachbarn,
der keine Einquartirung habe, ihn nehme,
er gut dafür bezahlen wolle. Auf diese
Aeußerung äußerte ein dabeistehender Jr
länder :
„Sollte er dafür bezahlen wollen, so
bin ich willens ihm eine Nacht in meiner
Shäntee dort unten Herberge zu geben,
mit Biddy, mich selbst, drei Kindern und
5 Ferkeln, denn außer diesem haben wir
keine Seele zu beherbergen!
Der Krämer nahm das Anerbieten an
und der Jrländer schulterte den Pack und
sie gingen mit einander fort. Den näch
sten Tag wurde der Krämer zum Arzt am
Stationshause als Cholerakranker gemel
det, und ehe die Nacht einbrach, war der
Fremde eine Leiche.
Den folgenden Tag legte sich auch der
jrländer und ehe er konnte weggebracht
werden, waren seine Frau und Kinder in
den Zustand in den Rapport des Tages
> angezeigt werden.
Der Krämer wurde auf Potter's Field
begraben, in denselben Kleidern in welchen
er in der irischen Shäntee anlangte, und
j nichts war gelassen als der Pack, welcher
beim Eröffnen es darthat, daß er andere >
l Dinge denn Krämerwaaren enthalte.
Kurzum der vorgebliche Krämer war
neZweifel ein reisender Agent einer Bande
Falschmünzer.
Ohngefähr zehn Tage nach dem Tode
des Krämers saß der Jrländer in Front
seinerShäntee, nachdenkend über denVer
lust seines Weibes und zweier Kinder,
welche er verloren, als ein großer wohlge
kleideter Mann zu ihm trat und frug, ob
er sagen könne wo das Cholerahospital
sei?
„Gewiß", erwiederte Pat, „ich bin es,
welcher zu seinem Leidwesen wissen muß,
wo es ist : denn dort lag ich eine ganze
Woche, und dort, sicherlich, starb die ar
me Biddy und die Kinder —und gewiß
durch dasselbe Zeichen ist auch der arme
Krämer gestorben, in dieser kleinenHütte
—und leider hinterließ er nichts in Geld,
als er versprach—der ausländische Heide,
welcher er war."
„Halt mein Freund," sagte der große
Mann, „sagt ihr nicht ein Krämer starb
hier? Er ist der Mann, den ich suche.
Ich habe ihm von der Landung am Flusse
in —straße bis hierher nachgespürt und
wollte nun Nachricht von ihm im Hospi
tal einholen, wenn ihr mir seine Kleider
und Effekten verschaffen könnt, will ich
euer Glück machen."
„Ist es ein Glück, das ihr aus diesen
unansehnlichen Lumpen und Curiositäten
ziehen wollt ?" sprach der Jrländer, in
dem er seinen Weg nach dem Innern nahm
und zeigte dem Fremden den Krämerbün
del.
Er verschloß sogleich die Thür und be
gann den Pack zu durchsuchen, wobei dem
verwundernden Eirischen sonderbare Din
ge zu Gesicht kamen, untern andern kleine
Summen Geld und geheimnißvoll ausse
hende Gläser, und andere chemische Apa
rate.
Der Fremde schien jedoch nicht zu fin
den was er suchte und gab einiges von dem
G.lde dem Eirischen, indem er ihm sagte,
er wolle ihm mehr geben, wenn er das
Grab und den Körper könne habhaft
werden.
Zuerst war der Einsehe wie vom Don
ner gerührt von dem Vorschlag, den tod
ten Mann auszugraben, allein ein einzi
ger Blick auf ein halbes Dutzend golde
ner Dollars beseitigte seine Gewissensbis
se, und er willigte ein den Fremden nach
PotterS Field beim Aufsuchen des Kör
pers zu helfen.
Dem Jrländer fehlte es nicht an Be
kanntschaft mit den Geistern von jenem
Golgatha sie zu bewegen in die Speeula
tion mit einzugehen, denn der Fremde
zeigte Goldstücke—und versprach, wenn
sie glücklich wären sollten sie so viel Gold
haben, als wenn sie nach Ealifornien ge
gangen wären, für eine Nacht Arbeit.
Die folgende Nacht wurde für den Job
bestimmt, und nachdem sie bei zehn Pein-
Boxen ausgegraben und mit ihren Spa
ten und Pickaxten aufgeschlagen, zu des
Fremden Besichtigung, wurden dieselben
ohne Umstände in ihre Löcher zurückge
worfen.
Zuletzt gruben sie einen Sarg aus, der
blos der Dritte von der Oberfläche war,
und bei Oeffnung des Deckels starrte der
Fremde u. Jrländer, als ob sie einer Ras
selschlange ansichtig würden, denn sie ge
wahrten den Krämer an seiner Parchent-
Weste, mit vielen Taschen, denn dieses
war Pät erinnerlich vom Abend als er um
Herberge anhielt, daß er sie anhatte.
Den Körper herausnehmen und die
Weste ausziehen, war das Werk eines A
ugenblicks.
~Gewiß werdet Ihr die Taschen durch
suchen." —sagte der Jrländer.
„Höll u. D—n!" erwiederte der Fre
mde, "nicht hier —nim die Kleider ab und
steck sie in den Sack, thu den Körper zu
rück und laß uns den Ort verlassen."
„Auf mein Wort," sagte der Jrlän
der, als er sich bekreuzte, „ich bin selbst
froh dafür, wenn ich wieder zu Hause
wäre."
„Mach geschwind und entkleide den
Körper."
„Soll ich es sein, der dem Todten die
Lumpen abstrippen soll? bei meinem Wort,
es ist blos eines Narren Werk—thut es
selber!"
Mit einem Schwur zog der Fremde ein
großes Messer und zog Handschuhe an,
um seine Hände vor Ausflüsse aus des
KrämersKörper schützen zu wollen ; hier
auf trennte er die Kleider vom Hals bis
Ferse; alsbald gewahrte er eine rothe fla
nell Unterweste: unter derselben war ein
festgebundener lederner Gurt, welchen er
von dem Ueberrest absonderte, und indem
er alle Artikel in einen Sack zu thun be
fahl, gab er dem Grabmacher 5 Dollars,
und gebot demJrländer den Sack zu schul
tern und zu gehen.
Unser Jrländer hatte keine große Lust
mit des todten Mannes Lumpen abzuso
cken ; allein da der Fremde noch immer
sein Messer in der Hand hielt, so schien
Pät zu bedenken, daß sein Widerstand für
ihn nachtheilig sich enden möchte und er
wohl gar des todten Mannes Körper Ge
sellschaft leisten müsse. Er drehte sich
um von derScene und schulterte den Sack.
—Bald kamen sie an der Shäntee deSJr
länderß an, und als man die Thür ver
schlossen, wurden die Kleider sorgfältig
untersucht. Man fand in dem Gurt und
dem Flanellhemd und übrigen Kleidern
"Lvillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag de« 2«. November, ISA».
bei zehntausend Dollars in Goldstücke u.i
Noten. Hierauf beorderte der Fremde I
den Jrländer die Lumpen zu verbrennen.
Am nächsten Morgen waren Beide aus
der Nachbarschaft verschwunden —der Jr
länder trug den Pack und sein Gefährte
ritt einen gut aussehendenCanadierPony.
Ungefähr ein Monat nachher kam der
Jrländer zurück, mit einem Ueberfluß von
Geld, und hat seitdem einenGrocelystohr
an einer Ecke einer gewissen Staße errich
tet, die zum Nord River führt.
Zu all den Erkundigungen der in der
Nähe wohnenden, schüttelte Pat nngewiß
den Kopf; allein einer der Grabmacher
tappte von ungefähr in dessen Laden und
erkannte Pät, und so bekam die Geschichte
Flügel und eineNachfrage wurde gemacht,
wodurch klar wurde, daß der Krämer ein
reisender Agent einer Bande Falschmün
zer aus Canada war, und daß die Absicht
seines Besuchs nach der City gewesen war,
einige falsche Golddollars auszugeben und
einen Borrath chemischer Artikel einzu
kaufen, zum Gebrauch in ihren geheimen
Unternehmungen. Deshalb die Furcht
um an der Polizeistation für ein Nachtla
ger anzufragen, obwohl es möglich ist,
daß wenn er dieß gethan hätte, er der En
tdeckung und der Cholera entgangen wäre
und einem ungeweihten Grabe in Pot
terS Field.
Cine merkwürdige Spiel
Partie
Gleich unsern altdeutschen Vorfahren,
die beim Spiel so leidenschaftlich werden
konnten, daß sie sogar das einsetzten, was
für sie mit Recht das Höchste war, —die
Freiheit, —gleich diesem sind auch dieJn
dianer im WestenNordamerika's waghal
sige Spieler. Leben, Ehre, Kind, Weib,
Geld, alleHabe ist schon oft auf eine ein
zige Karte gesetzt worden; aber nachste
hender Vorfall, dessen Wahrheit verbürgt
wird, übertrifft Alles, was jemals unter
weißen Spielern vorgekommen.
Wenn im fernenWesten, aufdenSam
melplätzen der Pelzhändler die verschiede
nenJndianerstämme zusammengekommen,
dann vertreiben sie sich die Zeit im Wett
rennen, Ballspiel, und namentlich auch
mit dem sogenannten Handspiel. Bei
diesem letzteren hat jeder Spieler,—es sind
immer zwei,-einenPflaumen - oderKirsch
kern; wer anfängt, schüttelt denselben in
beiden hohl aufeinander gelegten Händen,
macht diese plötzlich auseinander und der
Andre muß nun rathen, in welcher Hand
sich der Kern befindet. Erräth er, so ge
winnt er nicht nur den Einsatz seinesMit
spielers sondern auch die oft sehr beträcht
lichen Wetten ; erräth er nicht, so verliert
er. Die Indianer geben sich gerade die
sem Spiele mit einer grenzenlosen Leiden
schaft hin.
Ein Sioux-Jndianer, der, als Häupt
ling Thatunganischa unter seinem Volke
zu großem Ruhme gelangte, war noch
jung, als er einen feindlichen Streifzug
in's Land der Krähen-Indianer machte.
Einst am Abend gewahrte er an einer
Quelle einen Kräheu Indianer, der Was
ser schöpfte. Eben war er im Begriff,
ihn mit dem Pfeil zu durchbohren, als er
sich daran erinnerte, daß die Quelle eine
geheiligte sei. Also machte er dem An
deren ein Friedenszeichen, ging dreist auf
ihn zu, und beide löschten in gutem Ein
vernehmen ihren Durst. Bald darauf
zündeten sie ihre Pfeifen an, und waren,
ehe noch eine Stunde verfloß, in eifrigem
Handspiel.
Daß Glück war dem Krähen-Indianer
ungemein hold. Er gewann nach und
nach dem Sioux alle Pfeile ab, dann den
Bogen, die Streitaxt, einige Messer, De
cke/Mokassins, kurz Alles, bis Thatun
ganischa dastaud, wie der liebe Gott ihn
erschaffen hatte. Aber er hatte doch noch
etwas aufs Spiel zu setzen, —Seine Sch
ädelhaut.
Der Gegner nahm das Gebot an, ge
wann abermal, und der Sioux bückte sich
ohne eine Miene zu verziehen ; der Krä-
hen Indianer nahm ebenso ruhig seinMes
ser, skalpirte den Gegner, und ging mit
dem blutigen Siegeszeichen von dannen.
Vorher war ausgemacht worden, daßßei
de an einem festbestimmten Tage sich an
derselben Quelle wieder einfinden wollten,
um noch einmal das Glück zu versuchen.
Beide hielten Wort. Sie setzten sich
abermals zum Spiel nieder, aber diesmal
war die Göttin des Zufalls dem Siour
hold. Nun rupfte er seinerseits den An
dern, bis dieser nackt war, wie ein Hahn;
und da er gleichfalls darauf bestand, auch
um seine Schädelhaut zu spielen, so büß
te er auch diese ein. Der Sieger gab sich
alle Mühe, die Haut so regelrecht abzulö
sen, wie irgend möglich.
Aber damit war die Sache noch nicht
abgethan. Dem Krähen-Indianer blieb
noch Eins, das er gegen einen Kirschkern
einzusetzen hatte, —sein Leben! Er ver
spielte auch diesmal. Da stieß der Sie
ger ihm daS Messer tief in die Brust, lud
seine Beute auf und kehrte stolz heim in
sein Dorf, wo man den Krieger noch heu
te sehen kann, wie er zwei Schädelhäute
als Zier rath am Ohre trägt, seine eigene,
die er im Spiel verlor, und die desAndern,
welche er sammt der erstern imKirschkern
spiele wiedergewonnen! B. Telg,
Ein Novellenstoff. —Vor einigen Jah
ren befanden sich in dem Krankenhause
des Dr. Clarke in der Nähe von London
ein Mann von sechzig und ein Jüngling
von sechzehn bis zwanzig Jahren, denen
man an der braunen Gesichtsfarbe, an
den schwarzen Augen, den dicken Braunen
und den scharfen Zügen die südliche Ab
kunft ansah. Nur der Arzt kannte ihre
Namen. Der Jüngling war geisteskrank,
stierte jeden Tag mehrere Stunden lang
vor sich hin, rief dann mit einem gräßli
chen Schrei aus: „Gnade!" und sank
ohnmächtig in die Arme des alten Man
nes, der sein Vater war und ihn pflegte.
Alle Kranken desHauses nahmen ihr Mi
ttagsmal gemeinschaftlich ein. Eines Ta
ges erschien an dem Tische ein neuer Gast,
ein hagerer, dürrer Mann mit langem,
braunem Gesicht, der im Knopfloche zwei
portugiesische Orden trug. Die beiden
Fremden namentlich beobachteten ihn un
verwandt, und der ältere fragte endlich
nach dem Namen desselben. „ES ist ein
Portugiese, der Herzog von Ribeiro, der
an einer Herzkrankheit leidet," antworte
te man ihm. Bei diesem Nqmen fuhr
der junge Geisteskranke auf, ergriff ein
Messer», stürzte sich damit auf denFrem
den. Aber ehe er denselben verwundeu
konnte, verließen ihn seine Kräfte, das
Messer entsank der Hand, ein Blutstrom
drang aus seinem Munde und nach kur
zer Zeit war er todt. Der Vater faßte
den Arm des Fremden, sah ihn an und
sprach im Tone des Hasses und der Ver
zweiflung : „Unglückseliger, mußtest Du
mir auch den zweiten Sohn raubeu!"—
Bekanntlich brach am 20. August 1820
in Oporto eine Revolution aus, worauf
eine Konstitution proklamirt wurde. Der
Marquis von Oliveira entging der Reak
tion von 1823 und zog sich mit seiner
Familie auf das Land zurück. Sein äl
terer Sohn, Jacinto, welcher in Coimbra
studirte und an dem Aufstande der Libe
ralen Theil nahm, fiel mit einigenAndern
in die Hände der königlichen Truppen.
Es wurde eine Commission niedergesetzt
welche die Rebellen richten sollte, und trotz
der hohen Stellung Oliveira'S erwartete
man keine Begnadigung Jacinto's, da
der Vorsitzenden jener Commission, der
Herzog von Ribeiro, der Todfeind der
Faniilie Oliveira war. Jacinto wurde
wirklich verurtheilt, nebst drei seiner Mit
schuldigen erschossen zu werden. Da eil
te die Mutter des Unglücklichen mit ihrem
zweiten Sohne dem dreizehnjährigen M
anuel, nachLissabon, um die Königin Don--
na Carlota, die Mutter Don Miguels
des Würgers, um Gnade zu bitten. Der
kleine Manuel sollte sich an die Kapelle
von Bemposta stellen und vor der Köni-
Laufende Nummer IS.
Gin, sobald dieselbe erscheine, auf dieKniee
sinken. Es geschah also, und die Köni
ginn fragte: „Was will dieser Knabe von
mir?— Gnade, Gnade für meinen Bru
der, sprach Manuel, den ältern Sohn
des Marquis von Oliveira, der zum Tode
verurtheilt ist. —Die Königin sah über»
rascht den sie begleitenden Herzog von
Ribeiro an, der ihr zuflüsterte: es gibt
unabweisliche Nothwendigkeiten, worauf
sie Manuel nach dem Alter des Bruders
fragte. „Jacinto wird erst 17 Zahre
alt," stammelte das Kind-—Um so bes
ser, entgegnete ihm Donna Carlota, so
kommt er um so schneller und sicherer in
den Himmel. —Diese Worte sind vollkom
men historisch. Die Königin verweigerte
aber nicht bloß die Begnadigung, sie be
fahl auch, daß Manuel seinen Bruder auf
denßichtplatz begleite und Zeuge der Hin
richtung sei. Als der alte Oliveira dieß
erfuhr, gab er die Antwort, die eines al
tenßömers würdig gewesen wäre: ~Man
erspart mir dadurch eineSorge; ich selbst
würde den Knaben hingeführt haben. —
Am 2l>.Sept. 1823 erfolgte die Hinrich
tung, und der kleine Manuel wankte zwi
schen den gekreuzten Gewehren von vier
Soldaten seinem Bruder nach, den der
Muth nicht einen Augenblick verließ. Als
aber die Schüsse knallten, als Jacinto un
ter den Kugeln zusammenbrach, zuckte
Manuel empor wie von einem elektrischen
Schlage getroffen ; er stierte auf den blu
tigen Leichnam seines Bruders und wieS
mit gransigem Lachen auf denselben, denn
das Kind war—wahnsinnig geworden.
Die Mutter Jacinto's konnte das ent«
schliche Elend ihrer Familie nicht ertra
gen : einen Monat nach ihrem Jacinto
starb sie, und während ihres Krankenla
gers wendete sie nicht einmal die Augen
von dem Bilde ihres armen Märtyrers
ab, wie sie ihren Sohn Jacinto nannte.
Der Marquis von Oliveira reifte in Eu
ropa umher und suchte Hülfe für den
einzigen Sohn, der ihm geblieben war,
bei allen berühmten Aerzten, bis er sich
endlich nach England begab und seinen
Sohn der Pflege des Dr. Clarke übergab,
wo der Jüngling so unerwartet, wie wir
erzählten, seinen Tod finden sollte. Von
dem alten Marquis hat man seitdem nie
wieder etwas gehört.
Jllust. Unth. 81.
-
Oregan.—Der „Galena Daily Ad»
vertiser" theilt sehr interessante Berichte
über daß Oregon-Gebiet von einem dort
Reisenden mit. Astoria, an der Mün
dung des WiUiamettestromes, bezeichnet
der Reisende als das künftige Neu-Dork
für Oregon. Hier und an einigen andern
Stetten traf er die merkwürdigen ~Saler
atuö" Seen, die von hundert Schritt bis
drei hundert Meilen im Umfang haben,
wenn sie angeschwollen sind; sobald sie in
den Sommermonaten austrocknen, bildet
sich zwei bis drei Zoll tief eine schneewei
weiße Masse, welche ganz wie der gewöhn
liche „Saleratus" benutzt werden kann.
Schäumende, oft vier Fuß aufsprudelnde
Sodaquellen findet man viel; nahe den
Hochgebirgen stirbt das Vieh, das nicht
einheimisch ist, an dem Gifte der Mine
ralquellen. Die Stadt Oregon besitzt
durch den Fall des Willamette StromeS
eine natürliche Wasserkraft, die die künst
liche der Stadt Rochester überragt und zu
den großartigsten Spekulationen künftig
geeignet ist. Zwischen den natürlichen
Kanälen, in denen das Wasser oft dreißig
bis vierzig Fuß tief niederstürzt, liegen
kleine felsenfeste Inseln, auf denen Fa
briken und Maschinerien angelegt werden
können. Neben diesen Wasserfällen und
rings umher liegt eine Million Acker deS
fruchtbarsten Landes in der Welt, das jetzt
nur hohes, starkes Nußholz trägt.—Je
der der drei großen Theile deS Oregonge»
bietes besitzt eine entschiedene Eigenthüm
lichkeit. Der östliche Theil ist wüst, ver
heerende Feuer raubten ihm jeden Wald
schmuck und der Boden ist rein vnlkani»
scher Bildung, überall liegt Lava und A-