Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, November 06, 1849, Image 1

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    NeaViNg, Venn. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Puwell e, in der Süd 6ren Straße, zwischen der Franklin- nnd Chesnnt - Straße.
Jahrg. 11, ganze Rnm. 527.
Bedingungen : —Der B.iber.l!c Ijcobnrllter erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schönen Vettern gedruckt. Der LubseriptionS - Preis ist Ein Thal er des Jahr«, welker in halbjährlicher
'Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden KI 5V angerechnet. Für kürzere Zeit als « Monate wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werten nur
dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Lubseripnons-Termins gescheben und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preis ein,
gerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, aus Kosten der Unterschreiber. Briefe und dcrgl. müssen postf re i eingesandt werden.
Die Gasthöfe.
Die große Stadl genannt das Leben,
Durchreis ich schon so manches Jahr;
D>» wird es keinen Gasthof geben
Wo lch nicht d'rin gewesen war.
Als liiugliug wohlgcninlh und heiter,
Hab ich beim Frohsinn eiiigekchrt,
ll»d hab', dit Freundschaft zum Begleiter,
So mauchce Gläschen dorc geleert^
Mich zog darauf mit süssem Zwange
Da 6 zarte Schild zur Liebe au,
Alleiu ee währte gar »ichl lange,
Ale mir bei »hr der Rausch zerrann.
llud so getäuscht, hab icb im Grimme
Mich dann auf's Nene anfguassc,
Da lallte eine fremde Glimme
Mich unverhofft zur Leidenschaft.
Ein heißer Traut durchdrang wie Feuer
Mir tner auf einmal Herz und Sinn,
Allein dir Zeche war zu theuer,
Drum zdg ich bald zur Reue hin
Hier qber fand ich herbe Bissen
Und trübe«, bitccrn Wein,
D'rnm bab ich bald mich losgerissen
Und kehlte d'ranfzur Wahrheit eiu.
Ich d/irfte hier auf Gäste hoste»,
Die nur gewohnt an reinen Trank,
Doch fand ich staunend und betroffen,
Denn—unbeseyt war Tisch und Baut.
So mußt ich immer etwas finden,
Das mich anf'6 Neue weiter trieb,
Und sah Zuletzt die Hoffnung schwinden,
Die mir auf etwas Bess'rcs blieb.
Beim Glücke gab's im tollen Streite
Der Gäste ein gewagtes Spiel,
Die Häuslichkeit lieft ich bei Seite,
Weil mir das Einerlei mißfiel.
Beim Ehrgeiz prahlten die Genosscn
Mit ihren Thaten gar zu laut.
Zum Ruhme war das Thor verschlossen
Zur Treue hat mau erst gebaut.
Drum trieb es mich iu späten Jahren
Nach jenem Ort zurück zu geb'n,
Wo ich so manches Glück erfahre»,
Und manche» frohen tag geseh n.
Wie anders doch hab ich's gefunden,
Als ich es eiustkus hier erkannt,
Das Schild zur Liebe war verschwunden,
tcideuschafc warS abgebrannt!
Am Hans zur Wahrheit war zu lesen,
Das zum Verkauf die Sachen steh'».
Und was beim Frohsinn einst gewesen,
Mnß ich das Schild znr Sorge seh'n l
Bei dieser zwiugts mich jetzt zu bleiben,
Dan» wend ich mich dem Alter zu,
Und wird es mich auch dort vertreiben,
So geh ich dranf zur stille» Rich'!
Das Schloß?ticosia.
Aus dem Tagebuche eines Reifenden.
Ehe ich Palermo verließ, wollte ich daß
alte Schloß Nicosia besuchen, von dem ich
hier und dort hatte sprechen hören. Der
Tag, an dem ich meine Schritte nach je
nem alten Palaste lenkte, war trübe und
melancholisch; mein statisches Maulthier
konnten nur Schläge dazu antreiben, daß
es in den wildenßuschwäldern weiter fort
trabte, und schwere Herbstluft stimmte
zur Traurigkei.
Am fernen Horizont gewahrte ich ei
nen Berg ohne Wegetation, kahle Felsen,
eimgeFichten, aber kein lebendesGeschöpf,
weder Vögel in der Luft, noch Menschen
auf den Feldern Ueberall herrschte To
desstille. Ich glaubte schon, mich verirrt
zu haben, denn es war mir so unwahr
scheinlich,daß in diesen Wüsten eine mensch
liche Behausung sein könne, als ich einen
Ziegenhirten erblickte, der durch die Ebene
ging Ich winkte ihm; er kam heran
und versicherte mir, dieser Weg führe di
rekt zu dem alte Wohnsitze des Signor
Raolo, Herzogs von Nicosia und Fürsten
von Rom. Ich trieb jetzt meine Maul
eselin noch stärker an, besonders da dichte
Regentropfen ein Unwetter.ankündigten.
Endlich erschien mir unter dem verdüster
en Himmel eine graue Felsenmasse, die
ich allmählich in ein paar massive Thür
ne verwandelte. Das Eastell, ein alter
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caumies allgemeiner Anzeiger.
halb zerstörte Palast, empfing die Tages
helle durch einige unter baufälligen Mau
erzinnen spärlich angebrachte Schießschar
ten, und nur ein mattes zitterndes Licht
verkündigte das Dasein irgend einer le
benden Seele.
Ich gehe auf die Pforte los und klopf
te ; ich horche —kein Laut! Nur dasEcho
antwortete mir: ich klopfe von neuem;
immer noch dieselbe Stille; das Licht ver
schwindet jedoch, es kommt anandernFen
stern wieder zum Vorschein, es läuft die
Eorridore entlang und bleibt endlich mir
gegenüber stehen, ich höre, wie man ein
Glasfenster behutsam öffnet, und erblicke
noch im Halbdunkel die Gestalt eines al
ten Mütterchens. Die Alte steckte den
Kopf weit heraus, sieht sich genau um,
verschwindet dann und kommt in Beglei
tung eines sehr grobstimmigen Menschen
wieder, der mich in einem Tone, mit dem
er mir Schrecken einjagen wollte, fragt,
wer ich sei, was ich wolle und ob ich allein
komme. Ich nenne meinen Vor - und Z
unamen, gebe mir den verschiedenen Eha
rakler eines Reisenden und bitte um Her
berge für diese Nacht. Jetzt wurven die
Pforten geöffnet; geräumige und finste
re Höfe enthüllten sich meinen Blicken ;
das mit Eisen beschlagene Portal schloß
sich drohend hinter mir; mein Maulthier
ward in den Stall geführt und ich in ei
nen Salon geleitet, wo ein gastliches Fe
uer loderte und knisterte.
Ich schaute meinemWirth in's Gesicht;
er war, wenigstens von Aussehen, ein ehr
licher Man er hatte seine donnerndeStim
me abgelegt und ersuchte mich höflichPlatz
zu nehmen und etwas zu genießen. Ich
nahm AlleS an, und der edle Syrakuser
Wein entflamte meinenMuth und machte
meine Neugier wieder rege.
Dieser Wein macht gesprächig. Wir
plauderten am Kamin wie alte Freunde,
während der Sturm draußen robte. Ich
lauschte dem herbstlichen Säuseln in den
weiten Sälen und in den Röhren
mins dem in die Eimer träufelnden Was
ser und den Erzählungen meines Wirths.
Diese wirre Mischung phantastischer und
natürlicher Töne zerstreute mich sehr an
genehm ; diese Sicherheit und behagliche
Ruhe ließen mein Herz vor Freude hüp
fen, und ich leerte eine Schaale voll Sy
rakuser um die andere. Giacomo und
sein Weib sagten mir, sie seien die Pfört
ner deö Schlosses, und außer ihnen wohn
ten noch einige Diener hier.
„Und Ihr fürchtet Euch vor nichts,
Freund Giacomo/' sagte ich, ~da Ihr
doch in dieserWildniß so allein lebt? Auch
sagt man, die Gegend sei nicht ganz si
cher."
„Herr Reisender, durch die Gnade der
allerseligsten Jungfrau und unter ihrem
heiligen Schutze leben wir ohne Besorg
nisse; die Gewohnheit thut Alles. Frei
lich sind mir in der ersten Zeit, wenn so
die Nacht herankam, oft seltsame Einbil
dungen durch den Kopf gegangen—aber
ich bitte, lassen sie uns davon nicht
den."
Der Wein ist gut, nicht wahr? —O,
der Herr Herzog trug Sorge um seine
Keller, und immer war hier der beste Wein
in Sicilien zu finden.
Der Herzog ? Und warum wohnt er
nicht mehr hier?
Das macht, weil der arme Herr schon
geraumr Zeie todt ist.
Aber der jetzige Besitzer?
Sein Neffe, der Graf Astlof? O, ich
glaube, der hat keine Lust, sich hier auf
zuhalten ; dieses Schloß ist übel berüch
tigt seit dem tragischen Ende seines On
kels und seiner Tante, Gott schenke Bei
den die ewige Ruhe!
Hier bekreuzte sich Giacomo; dann
sprach er, als wollte er eine lästige Erin
nerung verscheuchen, zu seiner Frau : Du
läßst es uns anWein fehlen, Margarethe,
fülle doch die Gläser wieder!
DaS tragische Ende seines Oheims,
sagt Ihr? Waö ist ihm zugestoßen?
Was daS beteifft, Herr Reisender, so
"IVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den «. November, 18«».
hängt daran eine böse Geschichte; wir
haben keine Lust davon zu reden, abson
derlich am Abend und zu solcher Stunde.
—Auf Ihr Wohlsein, mein Herr! —
Wissen sie etwas Neues aus Palermo ?
waS spricht man dort?
Wenig so viel als nichts; allein es ist
noch früh; morgen mit dem ersten Dä
mmellichte muß ich fort; könntet ihr mich
dlesenAbend nicht mehr imSchloß helum
führen, mein Bester?
Jesus Maria! diesen Abend? Wo
denken sie hin! rief die arme Alte, von
ihrem Feldstuhle aufspringend
Schweig Margaretha, Du bist auch
gar zu furchtsam, entgegnete Giacomo ;
sann sagte er mit halblauter Stimme:
und doch bleibt es wahr, daß man solche
Dinge besser am Tage sieht; des NachtS
und beiLicht sind sie schauerlich, als ob sie
sich bewegten.—Morgen also, wenn es
Ihnen gefällt.
Morgen? Meine Pflicht zwingt mich,
noch vor Sonnenaufgang abzureisen, und
wir haben jetzt nichts Besseres zu thun.
Freund Giacomo, thut mir den Gefallen !
Mit diesen Worten steckte ich ihm einen
Dukaten in die Hand.
Allzugütig meiu Herr; ich stehe gleich
zu Befehl. Laß uns nur gehen, Frau,
zündte Dein Licht an und begleite uns;
rufe auch den Paolo, daß er uns leuchte.
Der Junge kam; als er aber hörte,
wohin die Wanderung gehen sollte, blieb
er ängstlich und unschlüssig stehen; die
Alte trat brummend neben Giacomo, und
ich konnte die drei armen, von aberglau
bischerFurcht ganz beherrschten Leute nicht
ohne Mitleid ansehen.
Die Säle die wir durchschritten, waren
so groß daß unsere Leuchter kaum bis in
die Mitte derselben so viel Licht warfen,
als hinreichend war, um alle Gegenstände
zu unterscheiden. Mein Führer zeigte
mir lange, mit Familien-Gemälden be
hangeneGalerieen, alte Tapeten Säle für
Banketten, für gerichtliche Verhandlun
gen, Prunksäle, weiland die Zeugen einer
Herrlichkeit, von der heutiges Tages nur
noch ein Andenken geblieben, daS mehr
mit Entsetzen, als mit Bewunderung ge
mischt ist. Auf dem Wege wiederholte
ich meine Frage an Giacomo: Ihr habt
mir von dem tragischen Ende des Herrn
dieses Schlosses gesagt; erzählt mir doch
nun diese Geschichte.
Sie verlangen es also schlechterdings,
mein Herr?
Eben traten wir in einen Saal, der
noch prächtiger ausgeschmückt war als die
Andern, und an dessen ganz mit gewirk
ten Tapeten überzogenen Wänden die
schweren Rüstungen der Ritter von Ni
cosia hingen.
Sehen Sie diese Panzer, begann Gia
como, diese Helme, diese Aisire, diesePan
zerHandschuhe, diese Schwerter, dieseßüh
ne mit zwei Sitzen: das war der Au
dienzsaal; hier ist mein Herr gestorben,
hier wurde der Herzog Raolo ermordet.-
Was fehlt Dir Margaretha ?
Nichts, Giacomo, aber Du, Du schau
derst !
Ach, mein Herr, Margaretha wird ih
nen die Geschichte unserer armen Herr
schaft erzählen.
Obgleich dieses Anerbieten Giacomo's
die Alte ein wenig bestürzt machte, setzte
sie sich doch zwischen uns Beide und be
gann also:
Der Herzog Raolo von Nikosia ver
liebte sich zu Neapel in eine junge Italie
nerin. Er heirathete sie und führte sie
bald darauf hierher ins Schloß. Die
Herzogin Elvira, der ich die Ehre hatte
zu dienen, war schön, lebhaft und mun
ter. Sie verließ Neapel, den Hof, alle
Genüsse dieser Hauptstadt, ihren alten
Vater, ihre Schwester und Freundinnen,
Alles, um dem Liebenden zu folgen. Frei
lich stutzte die Herzogin etwas, als sie sich
mit einem Male aus ihren italienischen
Prachtpalästen in diese finstern Thürme
versetzt sah; allein sie wurde darum nicht
traurig, sie war so jung, so heiter, so gut!
Sie liebte ihren Gemahl so innig!
Einen Monat nach der Hochzeit begab
sich daS junge Paar nach Palermo. Spät
an einem Abend kehrte eS ins Schloß zu
rück, die Herzogin halte an eine Freun
din zu schreiben, sie ging in diesen Saal,
wie sie oft der Kühlung wegen zu thun
pflegte, und gerate damals war die Son
nenhitze am drückendsten. Der Herzog
befand sich unteh, nm für die Jagd
kehrungen zu treffen, die am folgenden
Morgen vor sich gehen sollte.—Ach! er
sollte sie nicht mehr erleben. —Hier war
also die Herzogin, sie trat an einenSchreib
tii'ch, den sie dorr vor einem Spiegel mit
vergoldetenßahmen sehen, und schickte sich
dann zum Schreiben an. Der Brief war
an eine Jugendfreundin, der sie alleFreu
den ihres Herzens, ihre Liebe und ihre Z
ufriedenheit ausvrückte, wobei sie dann
und wann einen zerstreuten, vielleicht auch
einen gefalligenßlick in den Spiegel warf.
Plötzlich scheint es ihr, als ob hinter einer
dieser Rüstungen ein Paar wilde feurige
Augen hervorblitzten. —Es überlänfr sie
eiskalt und sie blieb wie gefesselt stehen.
—Aber o Grausen! In allen den übri
gen Rüstungen gewahrte sie die nämli
chen furchtbaren Blicke, die ein entsetzli
ches Geheimniß durchschauen ließen.
Schreckliche Gefühle durchzucken die Her
zogin. Sie steht mitten unter Räubern,
unter Banditen; was soll sie thun?
Soll sie fliehen? um Hülfe rufen? Es
sind ihrer viele, sie ist in ihrer Gewalt;
es kostet nur einenWink, so ist sie vernich
tet. Der Herzog wird kommen und sei
ne Gattin vertheidigen.—Er allein gegen
die ganze Schaar! Raolo! Er müßte
unterliegen!— Jetzt gebietet sie sich selbst
Stillschweigen ; sie besiegt um jedenPreiS
den eigenen Schrecken und sucht in dieser
äußersten Gefahr zur Rettung ihres Ge
mahls Kräfte zu gewinnen.
Ein einziger Ausweg bleibt ihr; sie
muß dem Gesindel den Glauben beibrin
gen, als wäre es nicht entdeckt. Auf das
Schreibpulr gelehnt, scheint sie ganz ver
tieft in ihren Brief; sie redet erst mit
gedämpfter Stimme, dann von Zeit zu
Zeit etwas lauter, als ob der Gegenstand
sie stark beschäftigte; allein ihre Blicke
fallen unwillkührlich in den Spiegel. Mit
immer steigender Angst bemerkte sie, wie
eine Lanze aus der rechten Faust einer der
Rüstungen in die linke übergeht, und bald
nachher die gräßlich langsame Bewegung
eines Armes, der gegen die Herzogin sich
erhebend und senkend, den andernßüstun
gen anzuzeigen scheint, daß sie gar nichts
ahne. —Obgleich mitSchrecken daran den
kend, der Herzog könne hereintreten, ver
meidet sie allen Schein; sie schreibt viel
mehr emsiger weiter. Plötzlich ruft sie,
sich unterbrechend, aus: „Mein Gott!
es ist sehr spät. Giacomo muß schon
fort sein, und mein Brief wird nicht zu
rechter Zeit nach Palermo kommen, —ich
muß ihn einholen lassen, —ihm Jemand
nachschicken. —Mit diesen Worten faltete
sie den Brief hastig zusammen, und eilt
aus dem Zimmer. Die Rüstungen blei
ben ruhig.
„Kaum war sie hundert Schritte weit,
als sie Mit lhiem Gemahl zusammentraf.
Der übermenschliche Kampf, den sie be
stand, halte ihre ganze Kraft erschöpft;
mit kaltem Schweiß bedeckt fiel sie zu
seinen Füßen nieder. Der Herzog ent
setzt sich, schreit und verlangt Hülfe. Die
Seinigen kommen herbei und stürmen in
einem verworrenen Haufen in den Saal.
Die Räuber glauben sich entdeckt, ver
folgt, sie stürzen auf die Leute des Her
zogs, um sich durchzuschlagen. —Einige
springen aus den Fenstern; allein der
Herzog von Wuth fortgerissen, geht ih
nen zu Leibe, und—ach! ein Lanzenstoß
durchbohrt ihm das Herz und streckt ihn
entseelt zu Boden.
So endete in seinem zwanzigsten Jah
re Raolo, Herzog von Nicosia und Fürst
von Rom. Seine unglückliche junge Ge
mahlin folgte ihm bald in die Ewigkeit
nach.
Laufende Nun»,„er 11.
Zwanzig Monate später entdeckte die
Polizei jcne Bösewichte, die sämmtlich an
den Galgen kamen. Vor ihrer Hinrich
tung bekannten sie, daß die unermeßlichen
in dem Schlosse aufbewahrten Schätze sie
angelockt hätten und daß es ihnen endlich
wahrend der 'Abwesenheit der Herrschaft
gelungen sei, sich hineinzustehlen und zu
verbergen.
Hier schwieg Margaretha.—lm Ver
lauf ihrer Erzählung halte sie einige
schüchterne Blicke auf die schwarze Rü
stungen geworfen, die jetzt noch ihre alte
Stellung behaupten. Endlich, da kein
unheimliches Zeichen erschienen war, be»
gann sie wieder Muth zu fassen, stand
mit einem Male auf und sagte: Nun in
Gottes Namen! Der Herr lasse sie in
Frieden ruhen! Entfernen wir uns.
Des folgenden Morgens kehrte ich, in
Gedanken vertieft, auf meinem Maulthier
durch die Buschwälder nach Palermo zu
rück. Ohio Corrs.
Schrecklicher Mord in Lon -
d o n.— Die Massen von Beispielen, wo
Frau und Mann ein schändliches Bund»
niß geschlossen hatten, um irgend einen
Liebhaber der erstern, dem sie mit Bewil
ligung des ManneS alle möglichen Frei«
heiten erlaubte, zu betrügen oder gar zu
ermorden, ist in jüngster Zeit in London
mit einem schauderhaften vermehrt.
Patrick O'Conner, ein Jrländer, der
als Zollbeamter und Spekulaut in Eisen«
bahn Actien ein ziemliches Vermögen er
worben hatte, lebte mit einem gewissen
Manning und besonders mit dessen ver«
führerischer Frau in sehr vertrautem Um
gange. Er wurde plötzlich vermißt und
AlleS, was man erfahren konnte, war, daß
er den Abend des 9. August dem Tag wo
er zuletzt gesehen war, im Hause deS
Manningschen Ehepaares zugebracht hat
te.—Acht Tage lang wurde vergebens ge
sucht, Manning und Frau schienen sehr
bestürzt, wußten aber nichts von dem
Verschwinden des O Eonners und schie
nen sich in ihrem Schmerze große Mühe
zu geben, seinen Ausenthalt zu erforschen.
Am I? August begaben sich mehre Po>
lizei-Beamte, die gegründeten Argwohn
hegten nochmals in das Maningsche Hauö
und finden dies verlassen. Sie suchten
Alles genau aber fruchtlos durch. AIS
sie fortgehen wollten, bemerkte ein Beam
ter, daß ein großer Stein in der Küche
frisch aufgehoben und nicht wieder recht
eingefügt war. Er untersuchte mit ei«
nem Messer die Erde und fand sie weich.
Der Stein wurde sofort aufgehoben, un
ter ihm ein Frauen Strumpf und etwas
tiefer, mit einem Fuß Erde bedeckt, der
Leichnam des O Conner in gewaltsam zu
sammengedrückter Lage gefunden. Der
ganze entkleidete Körper war mit gelösch
tem Kalk bedeckt, der schon einen Theil
des Leichnams verzehrt hatte und ihn in
wenigen Wochen verzehrt haben würde.
Die sorgfältigsten polizeilichen u. arzt
lichen Untersuchungen ergeben es, daß O'
Conner, ein leidenschaftlicher Raucher,
durchTaback, der mit Laudanum geschwän
gert war erst betäubt und dann mit einer
Windbüchse erschossen wurde. Die letz
tere Vermuthung scheint dadurch begrün
det, daß die Schußwunde gefunden, aber
nicht das leiseste Geräusch oder Geschrei
von den nächsten Thürnachbarn gehört
war. Seine Kleidung war in der Küche,
wo man Spuren davon fand, verbrannt.
—Als die Polizei zuerst im Manning
schen Hause nach dem Vermißten fragte,
stand die schöne, üppige Frau Manning,
tiefen Schmerz erheuchelnd, auf demsel
ben Steine unter dem der Leichnam deö
von ihr mit Gemordelen später gefunden
wurde!
Man glaubt, daß die Mörder an Bord
eines Segelschiffes gegangen seien um
nach Amerika zu flüchten, mehre Dampf
schiffe sind ausgesandt, um dasSchiff ein
znholen. Eine sehr bedeutende Beloh
nung ist auf ihre Gefangennahm- geseht.