Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, July 31, 1849, Image 1

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    M e Äin g, Wenn. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwell e, in der Süd 6ren Straße, zwischen der Franklin- nnd Chesnut - Straße.
Jahrg. Itt, ganze Nun». ; I <
Bedingungen: Der Niberalc IZcoll.iclNcr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subseriptions - Preis ist Ein Thaler des Jahrs, welcher in halbjährlicher
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Der Jugendfreund.
Erzählung.
In dcr Stadt Birneberg trug sich Alt
und Jung seit einigen Tagen mit einer
Neuigkeit, die mehr als alle politischen und
unpolitischen Ereignisse der Welt, die Her
zen, Ohren und Zungen in Bewegung setz
te. Wissen Sie schon, sragte hier Einer,
haben Sie schon gehört ? dort ein Anderer.
Alle wußten es schon, Alle hatten es schon
gehört, daß der Dr. Bärmann. Sohn des
vor Jahren verstorbenen Superintenden
ten Bärmann in Birneberg, in einigenTa
gen aus Amerika zurückkomme, daß er das
eine kleine Stunde von der Stadt entfern
te hübsche Dorf Langensee gekauft habe,
und daß er hier in Birneberg eine Frau
suchen wolle. Wenn man fragte: wen
wird er wählen? dann zuckten freilich die
lieben Birneberger höchst verlegen oder
höchst schlau die Achseln und meinten, man
wisse daß noch nicht ganz genau. Aber e?
ben, da man dies noch nicht so genau wuß
te. so schlich manche Jungfrau still unv
heimlich zum Schnittwaarenhändler, ließ
sich mit heuchlerischer Nonchalence, Klei
derstoffe der neuesten Mode vorlegen, prüf
te höchst gleichmüthig ihren Teint, gegen
die brennenden Farben und wählte das
auffallendste Dessen, zu einem einfachen
Kleidchen, womit man bisweilen spazieren
gehen könne. Der Schmttivaarenhändler
ein kleiner hübscher Mann, mit desperat
schlauen Augen, wunderte sich über die
plötzliche Kauflust der holden Birneberge
rinnen, und seine Verwunderung steigerte
sich zu einem starren Staunen, als nach
und nach die ganze Jungsrauenschaft zu
ihm kam. ja als sogar die armen Würmer,
die man in Birneberg die thörigten Jung
frauen nannte, ilue Sparkassen öffneten
und sich neu und licht kleideten.
WaS ist denn das? fragte er am zwei
ten Abend, als er ganz müde vom enor
men Verkaufe seine wohlgefüllte Kasse vor
sich ausschüttete, um sie schmunzelnd zu ü.
verzählen. Denke Dir. Frau, da ist des
Majors Kathi, deö Justizraths Nettchen,
Bettchen und Jettchen. deö RathmannS
Dorchen und Lorchen, deö Stadtrichters
Flora und Rosa, deö DoctorS sena, Ma
rie, Antonie, Ludwige, Cäcilie, Lucie und
Bertha. Nachmittag hier gewesen und alle
haben sie Kleider, so hübsch gerade zwischen
hell und dunkel, daö heißt jung und alt ge
wünscht. Ich habe rasend verkauft, und
muß morgen expreß nach Leipzig schreiben,
um wieder Vorrath zu haben. Was gibt
es denn in der Stadt, baß alle blühenden
und verblühten Fräuleins sich mit einmal
neu kleiden? Kommt der König oder sonst
ein großer Herr?
Man sieht, daß Du kein geborener Vir
neberger bist, sagte seine Frau schnippisch,
sonst würde es Dich wohl so viel interres
siren, dass Du es behieltest. Doctor Bär
mann, Superintendents einziger Sohn,
kommt aus Amerika zurück. Wir sind
alle mit ihm in die Schule gegangen.
Ach, darum lassen sich die Zungfrauen
der Stadt, Fräulein genannt, neue Klei
der machen, rief pathetisch, der kleine,
schlaue Kaufmann. Himmel, dann musst
Du auch eins haben- Geh geschwind in
den Laden und suche Dir eins auö.
Ich bin verheirather. entgegnete stolz
die Frau.
Wollen denn die Birneberger Mädchen,
Fräulein genannt, alle miteinander den A
merikaner Heirathen ? fragte mit ungeheu
rem Erstaunen der Kaufmann.
Warum nicht gar. Aber Eine will er
Heirathen—nur eine Birnebergerin hat er
gesagt. Ein unverkennbarer Stolz lager
te bei diesen Worten auf den Mienen der
Kaufmannsfrau.
Also nur Eine. Heisa, und ich habe
den Prosit davon. Sechs und fünfzig
Kleider, nicht doch, Roben die Robe zu
L bis 9 Thaler durchschnittlich.' macht un
gefähr 448 Thaler. Wenn doch alle
Sommer ein Birneberger Doctor von A.
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger,
merika zurückkäme.
Während der kleine Kaufmann sich sei
nes Gewinnes freute, stand unfern von
Birneberg auf einem Hügel, ein Mann
nebst einem Jünglinge, und schauete tief
nachdenklich mit deutlichen Spuren einer
gewaltigen Gemüthsbewegung, auf die
freundliche Stadt zu seinen Füßen hinab.
Das war seine Heimath, sein Vaterhaus,
der Ort seiner Jugendspiele, der Fleck, wo
er glücklich gewesen war- Er sollte, er
wollte es wieder hier werden armer
Mensch' der daS will!
Die Sonne sank. Die glühend rothen
Strahlen färbten die Stadt mit Freuden
glanz- Der Mann sah die Sonne nicht,
Venn sie stand hinter ihm. plötzlich zog.
eine dichte, schwarzgraue Thauwolke über
die rothe Gluth, und ertödlet war der
Freudenschein. farblos und grau lag die
Landschaft vor seinen Augen da.
DaS ist Birneberg ? fragte jetzt der Be
gleiter des Mannes, indem er seine Hand
leise auf den Arm deö Versunkenen legte-
Ja, Malvus. daß ist Birneberg; dort
liegt Langensee, unser neues Eigenthum,
und da, wo der Wald sich lichtet,
siehst Du es, da, das lange, weiße
de, welches, wie eine tröstliche Verheißung
aus dem dunkeln Grün hervorleuchtet, da
erwarte ich die Bestimmung, ob wir fried
lich in Langensee Hausen können, oder wie
der rastlos und friedesuchend umherirren
müssen. Komm, Malvuö, laß unS hinab
der Wagen wird schon angelangt sein beim
Pastor Bollert. Er möchte in Sorge
sein, wenn wir länger zaudern.
Malvus schlang mir einer hingebenden
Zutraulichkeit den Arm in den seines Be
gleiters und wanderte den sandigen Weg
hinab-
Sicher, als wenn er noch jeden Stein,
trotz der langen Abwesenheit kenne, schritt
der Doctor in der nach und nach herein
brechenden Dunkelheit vorwärts. Kräf
tig und schön gebaut war seine Gestalt,
stolz trug er den Kopf, feurig leuchteten
die wunderbar schönen, blauen Augen, von
einer innern, nie gestörten Gesundheit,
sprachen die leicht gerötheten Wangen, a
ber die dunklere Farbe des Gesichts, das
aufreibende Leben voll Thätigkeit, lies» ihn
doch älter erscheinen, als er war. Wenn
man gegen ihn eines unserer Salonherr
chen, mit weißen bleichen Wangen, mit dem
wohlkultivirten, furchterweckenden Barte,
gestellt hätte, so würde der mit Hohn
nommen haben, daß dieser braune, hoch
und stark gebaute Mann, auch erst sechs-
und dreißig Jahr alt ist.
Die Wanderer hatten daS Thor erreicht.
Fast hörbar klopfte das Herz des Doctors
als er über die Brücke Hinwegschritc und
das Rauschen der hohen Linden, welche
sich dem Bache entlang zogen, vernahm.
Immer schneller ging er, immer beklom
mener athmete er. Noch einige Straßen,
da öffnete er eine wohlbekannte Hausthür,
da strahlte Heller Kerzenglanz ihn an. und
ber Jubelruf: Willkommen, willkommen
im Vaterhause, in FreundeSarmen! tön
te ihm entgegen.
Bald saßen die Drei, deren Herzen am
Innigsten bei diesem Wiedersehen bethen
ligt waren, dicht zusammen, und suchten
in den Gesichtern die lieben alten. Züge
wieder auf. "
Der Pastor Bollert war ein Universi
tätöfreund des Doctors, und seine Frau,
eme hübsche Brünette, eine geborene Bir
nebergerin und nebenbei ein Pflegkind des
frühern Superintendenten Bärmann.
Als der gute Superintendent das Zeitliche
segnen mußte, da stand das liebliche Pfle«
gekind ganz verlassen und die Birneberger
fragten schon ganz fassungslosmein
Gott, was wird nun aus der jungen Ka
therine werden, die der alte Mann erzo>
gen und verzogen hat? Da kam Herr
Candidat Bollert, wollte gern die schöne
einträgliche Stelle haben, und nahm ur
plötzlich das junge Mädchen mit dazu, als
"IVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 51. Jnli, I BÄN.
die Herren Kirchenvorsteher, die alle mit
einander heirathslustiqe Töchter hatten,
sich für ihn entschieden.
Diese fand also Doctor Bärmann an
der Stelle, wo er seinen Vater verlassen
hatte, aber sie nahmen ihn liebreich an ih
rem Herzen auf, und zeigten ihm alle die
Freude, die sie über seine Rückkehr emp
fanden.
MalvuS war müde- Er ging mit dem
ältern Knaben des PastorS, der mir enu
gem Grauen die Liebkosungen des bräun
lich gefärbten Jünglings duldete, nach sei
nem Zimmer, um sich zn Bett zu legen.
Nun sind Siegmund, sagte
Katharina, und rückte in Erwartung der
wichtigen und interessanten Erzählungen
noch näher, nun erkläre mir erst, wer ist
dieser Malvus? Dein Sohn? Nein, er
ist älter als—sie erröchete sehr hübsch bei
der abgebrochenen Frage. Und dann, ich
brenne vor Neugier, die angedeutete Hei
rath oder Verlobung näher kennen zu ler
nen. O bitte, erzähle. Aber, erzähle
ausführlich, denn du weißt, ich kenne von
Deinem Leben nichts, als Dich selbst. Wie
Du mir, dem fünfzehnjährigen Mädchen,
beim Abschiede vorkamst, so warst Du im
Innern zerstört, düster, fast möchte ich sa'
gen verzweifelt-bitte, erzähle.
Mein Herz treibt mich selbst dazu,
sprach Siegmund tief bewegt, und wie
sollte ich die zehn bangen, schweren Stun
den, welche mich noch von meinem Glücke
trennen, anders und besser verbringen kön
nen, als indem ich Euch Ihr Treuen in
dies Herz blicken lasse.
Aber heute keine Reiseabentheuer, kei
ne Abschweifungen in gelehrten Kram,
nicht wahr ? bat
Gewiß nicht. Dazu möchte ich schwer
lich aufgelegt sein. Mein Vater, war
ein sehr gütiger, aber zum Sarkasmus
und zur Ironie so sehr geneigter Mann,
begann Sigismund, daß er selten eineLieb
kosung ohne die Beimischung eines gelin
den Spottes, erweisen konnte. Wie sehr
ich unter dieser Eigenthümlichkeit litt,
brauche ich nicht näher zu erörtern, wenn
ich Euch eingestehe, daß ich ein leiden
schaftlicher, excentrischer Junge war. der
in einer selbstgeschaffenen Welt voll Ide
alen lebte, der am liebsten schwärmte und
träumte- Wie sehr mein Vater gegen die
sen Hang zu einem träumerischen Dasein
eiferte, wie er seinen Sarkasmus gegen
ihn zu Felde schickte, wie er selten seine
Laune zu zügeln vermochte wenn ich mit
überschwänglichen, mächtig innigen Geda
nken meine Brust erfüllt fand, und diese
Empfindungen in einem unbewachten Mo
mente errathen ließ, das übergehe ich bis
zu dem Zeitpunkte, wo eine Begebenheit
einen Einfluß auf mein Leben ausübte,
dessen magische Wirkung noch heute nicht
gehoben ist.
Unsere Familie wurde durch die Freund
schaft meiner viel ältern Schwester mir
den ältesten Töchtern des Oberförsters
Krull, der in der Zeit meiner Jugend das
Forsthaus am Rehberger Walde bewohn
te, zuerst bekannt. Nach und nach bilde,
te sich ein so herzliches Verhältniß zwi
schen a llen Gliedern unserer Familie, daß
selten ein Tag verging, an dem wir uns
nicht gesehen hätten. Während die Ael
tern und Geschwister gegenseitig vertrau
licher wurden, erwachte in mir eine leiden
schaftliche Hingebung für die jüngste Toch
ter Adelheid. Die Natur meines Gefüh
les kannte ich nicht, denn im Hause mei
ner Aeltern herrschte noch jener züchtige,
streng ehrbare Ton, der alle aufklärende
Neckereien über die zarten Verhältnisse deö
Lebens auf's Strengste verbannte.
Wie ein Blitz aus heitern Wolken traf
mich eines Morgens die Nachricht, welche
mein Vater mit ungezügelter Spottlaune
meiner Mutter mittheilte, daß sein alter
Freunn Oberförster seine junge Tochter
Adelheid an den alten Kriegskameraden
Kleefeld verschachert habe, und daß er so-
fort die nöthigen Schritte thun solle, um!
das Aufgebot u. die Trauung zu besorgen. I
Meine Aeltern beachteten meine Gegen
wart nicht, und ergossen sich in bittern Ta
del über die eigennützigen Beweggründe,
die eine solche ungleiche Verbindung noth
wendig basirt haben mußte.
Das Mädchen ist überredet, rief meine
Mutter. Sechszehn Zahr alt. schön wie
ein Engel, und dieser Bräutigam—wenig
stens ein Fünfziger.
Das Geld thut auch etwas, mein Kind,
lachte mein Vater. Adelheid wird denken,
der stirbt bald, dann bist Du eine reiche
Frau-
So denkt Adelheid nicht, stürmte ich
nach einer viertelstündigen Erstarrung,
endlich wild heraus. Adelheid wird ge
zwungen, Du darfst sie nicht trauen Va
ter, Du darfst nicht.
Mein Vater, wendete sich zu mir he
rum, sah mir mit einem erzwungenen Ern
ste in s Gesicht, und fragte dann: Was
hat denn mein Söhnchen dagegen ?
Adelheid muß meine Frau werden, nur
mir darfst Du sie antrauen.
Mein Vater lachte. Oho, Bürschchen,
spottete er, haben wir mens« schon durch
deklinirt und sind dann schleunig an'S
Conjugiren von gegangen? Das
schlag Dir aus dem Sinne. Adelheid ist
mit sechszehn Jahren klüger als Du. Sie
heirathet einen reichen Mann.
Vater, Du wirst Adelheid nicht trauen
es kostet mir mein Leben, rief ich in Lei«
denschaft.
Adelheid wird getraut, das heißt, wenn
sie nichts dagegen einwendet, und Du ler
ne hübsch, damit Du in zwanzig Jahren
auch zum Altare treten kannst. So lan
ge möchte Adelheid doch nicht warten
wollen.
Vater, bringe mich nicht zur Verzweif
lung. Ich zerschmettere mir den Kopf
am Altare, wenn Du mir Adelheid raubst.
Ich mochte bei dieser Exclamation etwas
ungeberdig aussehen, genug, mein Vater
fing an zu lachen. Ich wurde gereihter,
wilder —ich warf mich auf den Boden, ich
sprang wieder auf und ras te im Zimmer
umher mein Vater lachte
Da kam endlich eine stumme Verzweif
lung über mich; meine kindische Raserei,
siel ab von mir, ich trat an den lachenden
Vater heran und sagte mit erstickterStim
me: Vater, Vater, spotte Deines Kindes
mcht. Ich werde sterben, wenn Du mir
Adelheid raubst. Sprich mit dem Ober
förster, bitte ihn um Erbarmen für mich.
Ich gebe mir wahrhaftig den Tod, wenn
Ihr mir Adelheid entzieht.
Da nahm mich mein Vater bei der
Hand, führte mich an's Fenster, deutete
hinaus an den schönen klaren Herbsthim
mel und sagte streng: Gehe hinaus in
die weite Flur, siehe Gott in seinem Wer»
ke und dann schäme Dich Deines knaben
haften Gedankens.
Ich stürzte hinweg. Am Abend such
ten mich wehklagend meine Schwestern ;
sie fanden mich am Bache.- der an des O
bersörsters Wohnung hinfloß, im welken Lau
be liegend, seinen Lauf verfolgend, ohne einen
weitern Gedanken als sie, die Trennung von ihr
und die furchtbare Q.ual meines Herzens dabei.
Das Mitgefühl mir meiner Zerstörtheit, nebst
einer kleinen Beimischung von Neid, brachte mei«
ne Schwestern gegen daS junge Mädchen aus,
und sie vermischte» ihre Klagen, theilnahmsvoll
mit den meinen, aber sie häuften Schmähungen
auf das unschuldige Haupt Adelheids. Die
Gemüthsbewegung und die Erkältung warfen
mich auf ein Krankenlager, von dem ich erst er
stand, als Adelheid längst getraut und mit ih
rem Ehemanne zur nenen Heimath abgegangen
war. Das Freundschaftsverhältniß zwischen
unsern Familien hatte sich theils in Folge mei
ner unseligen Liebe, theils in Folge einiger Trät
schereien des Birneberger Publikums gelockert,
und ich sah Niemand von der Obersörsterei bis
zu meinem Abgange nach dem S'schen Gym
nasium, den mein Vater im Gefühle der Noth
wendigkeit Hnit energischer Eile betrieb. Ich
Laufende Nummer i?»
erwähnte Adelheids nie; aber mein sehr verän
dertes, verschlossenes und ernstes Wesen erweck
te mir bei meinen Hausgenossen eine stille stets
rege Liebe, und mein Vater spottete nicht mehr
über mich. Meine Schwestern verheiratheten
sich bald darauf, die ältesten Töchter des Ober
försters auch, und in den neuen Verhältnissen,
vergaßen sie alle zusammen meine kindische Lei
denschaft, die, ihnen ganz ungeahnet, in mir ge
wüthet hatte. (Fortsetzung folgt.
Aus dem Norden von Wisconsin.
Wir entnehmen einem Briefe au den
Herausgeber der N. Vork Tribune aus
Grand Chute, Brown Caunty, folgende
Stelle:
Der Wisconsin « River eignet sich vou
der Portage bis zu seiner Mündung nicht
für die Anlage von Wasserwerken, der Fox
River erst von Neeiiah bis Green - Bay;
hier biete» aber die Scromschuelleu die gröh
len Vortheile. Wisconsin wird ohne Zweifel
unter allen Staaten der Nnion »» Ziituufc
den meisten Waizen erzeuge»; im Osten,
Süden, Westen, und in den mittlere» Thei
len des Staates fehlt es au Wasserkraft für
Mühlen, so das; der größte Theil des daselbst
und m lowa erzeugten Waizens vor seine»,
Transporte nach Osten durch unsere Mühle»
laufen wird, ja auch Banm-und Schaafwolle
werden bald den Weg in die Mannfacture»
finden, die in kurzer Zeit hier entstehe» wer
de». Von Neenah bis Green Bay köint
der Fluss durch ein Holzland, das unüber
trosseu ist au Nacurschönheit, gesunder Lage
und Fruchtbarkeit; es ist hügelig und reich
an Quelle», Bäche» und Flüssen. Zuckera
horn, Birke, Buche u. s w sind die vorherr
schenden Baiimartcn; englisches Gras wachst
hier ,n Fülle, ein deutlicher Beweis, dass sich
der Bode» für Ackerbau und Viehzucht gleich
gut eignet. Zu Neenah sind schon mehrere
Mühle» ,m Gange uud es zählt eiuige huu
dert Einwohner, während vor 2 Jahren kein
einziger Ansiedler dort war. Hier in Grand
Chute lebte vor dem 15. September voriges
Jahr noch Niemand, seit Februar aber ist
teiu Tag vergangen, der uns nicht ueue Ein
wohner gebracht hatte. Nnscr Tauuschip ist
bereits organisirt, Beamte siud gewählt, uud
die öffentlichen Angelegenheiten mit einer
Regelmässigktlt besorgt, als wäre das Land
schon öl) Jahre bewohnt. Die Stromschnel
len sind zusammengenommen 2 Meilen lang,
das Gefälle beträgt 40 Fuss, so dass Hie Was
serkraft ungeheuer ist. Dem Flusse euclaiig
wurden bereits 3 Städte vermessen, Apple
ton, Lawsburgh uud Martin. I» Martin
sind schon Mühlen und Gebäude aller Art iu
Angriff genommen Bauholz wächst am Wolf
River in unerschöpsiicher Menge, auf wel
chem es in Flösse» herabgebracht werde» kann,
und bald kann es auch von Green Bay zu
Schiffe herauf gebracht werden.
Das Gouvernements-Land geht reissend ab
und beim Eintritt des künftigen Winters
dürfte in einer Entfernung von 15 Meile»
a» beide» Seite» des Flusses wohl keines
mehr zu haben sein. Auch von Besitzern der
Land Warrants ist Land an Hl 25 per Acker
z» haben. Es ist unbegreiflich, wie diese Ge
gend, die wichtigste vielleicht im Staate, so
lauge unbeachtet bleiben konnte; jetzt aber
hat der Strom der Einwanderung begonnen,
ein Beweis, dass man den Werth derselbe»
zu schätze» weiss. Wis. Bauner.
Menschenopfer des Jahres
I L 4 9. Seit langer Zeit hat es kein
Jahr gegeben, das so viele Menschenleben
verschlungen, als das gegenwärtige sie schon
gefordert hat und noch fordern wird. Ausser
den ersten begonnenen blutigen Kriegen und
Revolutionen Europa' 6 herrschen, in jedem
Erdtheile pestartige Krankheiten und selbst an
manchen Orten wieder Hungerenoth, um die
Familienzirkel, wie die Reihen der Krieger,
z» lichten. In Amerika gesellt sich zur Wuth
der Cholera und anderer Krankheiten, (die na
mentlich in diesem Jahre einen fatalen Cha
rakter angenommen haben, wie z. B. die Rö
teln u. s. w.) noch die Goldwuth, die hundert
Tausende unterwegs im,kommen nnd in Cali
fornien angelangt, diese Ab-ntcnrer sich gegen
seitig aufreiben lässt. Nach alle» glaubwurdi
gen Nachrichten sind mehr als die Hälfte je
ner, welche die tandtour wählten, der Chole
ra. Fiebern »nd andern Zufällen zum Opfer
geworden, und ein Brief aus CaUfornien sin
der Neu-Pork Tribüne vom 26, v. Monats),
der eben vor uns liegt, schildert die Zustände
der Gesellschaft in Califoriiien schauderene
geud und spricht die niebt ungcgründete Furcbt
aus, dass der Nationalhaß der verschiede»?,,,
dort zusammenströmenden Völker in die erbit
tersten Conflikte «»sarten und zu vielem
Blutvergießen und Gräulthatcn führen müss
te, wenn die Amerikaner dcr Ver. nicht
in überwiegender Masse einwanderten und
Fremdlingen, wie der Gesetzlosigkeit, stener
ten Soll« es sich bestätige«, dah Mexiko
ein neues Gelüsten nach CaUforuit» hege nnd
zahlreiche Schaar?» vo» Goldsucher» dahin
entsende, so dürft? di? V?raulassu«g znr Er
neuerung des Krieges mit jenem Lande nicht