Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, June 12, 1849, Image 1

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    Und Berks, Momgomery und Schuylkiü Caunties allgemeiner Anzeiger^^
li, e Äin g, Ponn.' Gedruckt und herausgegeben von Arnold Pu welle, iu der Sud Kren Straße, zwischen der Franklin- und Chesnnt - Straße.
> Jahrg. ganze Nnm.
»Sedingungtn : Der Alberald jjrob.iclltdr erscheint jeden Dienstag aus einem großen Superial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subseriptions - Preis ist Ein Thal er des Jahrs, welcher in halbjährlicher
k Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Lauft des Jahres nicht bezahlt, dem weiden Hl 5,0 angerechnet. Für kürzere Zeit als <i Monate wird kein Unlerschreiber angenommen, und erwaige Aufkündigungen werden nur
» dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Lubftriplions-Termins geschehen unt gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein»
s gerückt. Unterschreiben in hiesiger wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibet-. Briefe und dergl. müssen postfrci eingesandt werden.
Die Affen in Indien.
Fremde sind gewaltig erstaunt, Affcn
uf den Dächern der Hänser in Madras,
ch herumbalgen, oder quer über die Stra
hn schießen zu sehen; und Matrosen,
ienn sie erst landen, werden erstaunlich!
urch sie belustigt, und suchen sie zu fan- j
len, oder sie mit Stöcken oder Steinen zu
teffen; aber alles umsonst, da sie sich
illd aus dem Staube machen, und dann
len Angreifenden ihre Zähne weisen, zum
Wichen der Verachtung. Vor einigen
»chren waren diese Thiere so zahlreich,
tückisch und dem Eigenthume der Bür
ger so schädlich, besonders dadurch, daß sie
Dachziegel abrissen und die Leute auf dem
ilartte und dem Bazaar bestahlen, daß
ian beschloß die Räuber zu fangen, sie
l Käfige einzusperren, und sie in ent
ernten Wäldern wieder laufen zu lassen,!
a die Leute sehr abgeneigt waren, sie zu
)dten. Mit vieler Mühe wurden viele
efangen, allein sie waren so äußerst wi- >
'rspenstig, daß manche ein DutzendSchlä-
? bekamen, ehe sie in die Ferne geschickt
»irden. Viele fanden ihren Weg wieder
irück, und nun werden die Einwohner
» sehr wie je zuvor von ihnen belästigt.
Während der letzten 8 1l) Monate
che» sie alle möglichen Streiche in unse
m Hause gespielt; denn wir sind geno-
M, wegen der Hitze, Thüren und Ken
er offen stehen zu lassen, daher sie sehr
icht in jedes Zimmer gelangen können,
Tages ärgerte es mich nicht wenig,
lS ich sah, wie ein junger Affe meine
Bunjan's Christen Reise" erwischt und
rade eine Kupfertafel herausgerissen hat--
, wo der Christ seine Pergamentrolle
npfängt. Als mich der Affe erblickte,
grschirte er ganz lithurgisch davon, in
m er sich noch einmal nach mir umsah,
lS wollte er sagen : „Habe ich nicht schö
e Arbeit gemacht ?" Ein anderer Schelm
ttte ohne Zweifel, einen von uns eine >
ahnbürste brauchen sehen, die er dann
uch mitnahm. Beständig stehlen sie mir!
eine Oblaten und etlichemal haben sie!
ich die Schachtel weggenommen. Selbst
>e Stahlfedern waren ihnen im Wege; >
nd eines Tages hätte ich fast eine» Be-!
Enten angeschuldigt, als es sich auswies,.
iß der Äffe der Dieb war. Was die
inkgläser und verschiedene andere Ge
ze anbelangt, so weiß ich gar nicht, wie
>ele sie zerbrochen haben, und wenn man
srode nicht bewacht oder einschließt, so ge
ithen sie gar bald in die Hände dieser
äuber; und wenn diese eine Strecke
eggelaufen sind, so setzen sie sich hin. um
is anzugaffen, und dann beißen sie zu.
Sie haben auch große Freude über mei
Briefe und Notizen : und nachdem sie
e eine Zeit lang ernsthaft betrachtet ha
n, so zerreißen sie sie in Stücke».
Manchmal besteigen sie das Bett, strek
n sich aus, tummeln sich darin herum,
id lassen genug Spuren ihres Daseins
irück. Ein andermal bewundern sie sich
n Spiegel und suchen ihres Gleichen im
Siegel zu haschen, den sie dort zu sehen
einen. Vor einiger Zeit zerbrachen sie
nen Spiegel und nahmen eine schöne sil
rne Uhr mit fort. Bald sah man sie
kf dem Dache eines benachbarten Hau
5. woselbst sie ihre Experimente kegan
m; das Glas wurde sogleich zerbrochen,
r Sekundenzeiger, der ohne Zweifel durch
ine Bewegungen sie erstaunte, wurde ab
rissen, und so machten sie es auch mit
n zwei andern Zeigern. Das „Ticktack"
l Uhr war ihnen das Rätselhafteste
>m Ganzen. Die Bedienten setzten ih
n nach ; alkiu es war umsonst ; die Af
n konnten fein laufen, und wünschten
cht ihren Raub fahren zu lasse». Als
»er ein Laib Brod geholt und in einiger
itfernung hingestellt wurde, konnte der
e Affe der Versuchung nicht widerstehen.
- lk'ß die Uhr liegen um etwas Besseres
bekommen, so daß man die Uhr wieder,
5t leider sehr verunstaltet, kriegen konn-
Diese unglückliche Verhandlung hat
jedoch nur ihren Vorwitz rege gemacht.
und eines Tages gelang es ihnen, eine
mir gehörige große, alte Uhr von einem
Tisch aufzuschnappen und sie auf das Dach
eines Hauses zu tragen ; sie wurden aber
über ihrem Schelmenstücke ertappt und
verjagt.
„Aber," könnte Jemand sagen, warum
habt Ihr sie nicht getödtet?" Ich schoß
einmal einen, aber ich werde es sobald nicht
wieder,thu» ; er sah einem menschlichen
Wesen so ähnlich, auch machten seme Ge
fährten einen solchen Lärm, und kreischten
mir Tage lang nach ; ferner waren die
Hindus so aufgebracht darüber, daß ich
dieses Mittel unmöglich nochmals versu
che» kann. Dann bot ich irgend einem
Knechte eine gwke Summe an, der mir ei
nen einfangen würde, denn ich war ent
schlössen, ihn. zur Warnung für andere
ein wenig zu putzen und ihm die Ohren
und den Schwanz abzuschneiden ; aber al
lcs umsonst. Wir verschafften uns eine
große Rattenfalle und thaten etwas Brod
darein. Ein unerfahrener, junger Affe,
machte sich daran, und wurde auch gefan
gen. allem mit großer Anstrengung und
mit Hülfe seines zugespitzten Kopfes,
schaffte er sich wieder los und entkam mit
einigen tiefen Einschnitten- In Kurzem
kam er wieder mit einem andern zurück,
um ihm die Maschine zu zeigen. Sic
eraminirccii sie und gingen dann ihres
Weges.
Am folgenden Tage machten wir einen
abermaligen Versuch. Allein sie wußten
Mittel und Wege das Brod herauszuzie
hen ohne gefangen zu werden. Ich ver
schaffte mir Gift, und that es auf Brod
und Butter und Eingemachtes, Ein al
ter Affe erwischte die Portion, kaute ein
wenig davon, blickte mich darauf an. that
das Gekaute aus dem Maul und schütte!
te den Kopf - und bot uns einen guten
> Morgen. Ein junger kam herbei und
! machte es gerade so.
Freien m Amerika.
In Amerika, schreibt ein Deutscher,
! verstehen die jungen Leute, das Lieben
und Freien bei Weitem besser, als in un
! serem lieben Deutschland. Bei uns geht
! der Hochzeit gewöhnlich ein jahrelanges
Liebeln und Quälen zuvor, mit so vielen
Oh 6 und Ach's, daß einem Angst und
bange darüber wird. Der Amerikaner
hat dagegen einen ganz andern Weg die
Sache zu betreiben, und rasch zu Stande
zu bringen. Da ist zum Exempel der
John —er hat vielleicht den ganzen Tag
über hart in der Erndte geschafft, daß ihm
der Schweiß vom Buckel lief. Das hält
ihn aber nicht ab, eine Stunde vor Son
nenuntergang Feierabend zu machen, sei
nen Gaul zu satteln, und vier, fünf oder
mehr Meilen nach der Wohnung seiner
Liebsten zu reiten. Er steigt ab, klopft
an die Thür, und ein freundliches „Komm
in!" tönt ihm auS der Stube entgegen.
Beim Eintritt findet er die Betsy am
Spinnrad oder am Nähen, der Däd sitzt
am Tische und grübelt über einem Buche.
„Guten Abend!" erwiedern Beide,
ihm die Hand schüttelnd.
„Ich hab die Mämmy in der Küch ge
sehen." sagt der John nun zum Däd,
Ihr sollt ihr, glaub ich, eppes helfen.
Der Alte geht und läßt Beide allein.
' „Nau Betsy, fängt der John an, „heut
muß Alles recht gemacht werden, oder's
ist aus mit mir!"
„Aus mit Dir, John, wie so?"
' „Wie so, Betsy, weil ich s so mutter
seelenallein in dem großen HauS net län
ger mehr stände kann. Da ist nix in den
> Stuben, als Hausrath —in der Küche nix
als Schinken und Bratwürste —der Kel
>' ler ist voll Seider und sonst gute Sachen ;
aber uf dem ganzen Platz, außer den al
. ten Leut' keine lebendige Seele um mich
herum, als Hinkel, Gäul und Küh!"
„Well, ist das net genug, John, was
willst Du noch mehr?"
„'S fehlt noch eppes, Betsy die
Frau."
"Vvillig zu loben und obnc Furcht zu tadeln."
Dienstag den IS. Inn«,
„Du bist net gescheidt, John, was
willst Du mit 'ner Frau?" sagt Betsy
halblaut und mit feuerrothem Gesicht.
„Betsy, 'S thuts net mehr, emal muß
doch geheiert sein, und je geschwinder, je
besser. Das Haus ist nau ufgefixt, und
ich hab gedenkt, Du thatst 'ne complete
Hausfrau machen. Nau, Betsy, schwätz
'raus — ich kann freilich keine so hübsche
Worte machen; aber ich hab ein Herz,
das so heiß für dich brennt, wie ein Koch
ofen."
„Du schwätzt ordentlich keck, John
was denkst wenn ich —"
„Halt, schwätz mir net so; du wirst
doch net „nein" sagen wollen?"
„Probir's 'mol, ob ich net will."
„Well, s'poose ich frag dich nau gera
dezu, thätst du „nein" sagen ?"
„Ja will ich, und ich bin gut genug,
mein Wort zu halten, verlaß Dich drauf."
„Well, Bctsv, willst du mein Herz und
Hand dann wirklich ausschlagen ?"
„Nein," lautete, ihrem Versprechen ge
mäß, Betsy's Antwort.
„Ha, ha!" lacht der John nun auf,
„hab ich dich erwischt—well, ich will nun
grad' gehen, und 's dem Däd und der
Mämmy sagen."
Die Sache war schnell gesettelt, und
bald nachher führte John ein hübsches,
netteS Weibchen in sein großes HauS ein,
um Alles hübsch in der Ordnung zu hal
ten, und seine Einsamkeit etwas lebendi
ger zu machen.
Das Bivonac,
oder eine Nacht an der Mundung des
Ohio.
Ein Reisebild des amerikanischen Westens.
Vor ein Paar Jahren unternahm ich
eine Reise nach St. Louis, und giug in
Cincinnati an Bord des Dampfschiffes
Chief Justice Marschall, das nach Neu»
Orleans bestimmt war. Ich wollte auf
demselben nur bis zur Mündung des Ohio
fahren, dort aussteigen und auf ein auf'
! warts kommendes Neu Orleans Boot,
j warten, um mich nach meinem Bestim
i mungsorre ~u bunden. Unsere Reisege
! seUichafr bestand aus drei Damen,—einer
! Mutter und ihren zwei liebenswürdigen
j Tochter», die lief in ihren Zehnern staw
; den.—und eine» fungen Herrn mit seiner
Braut ans Louisiana, die ihren so eben
aus dem College gekommenen Bruder bei
sich hatte. Das Boot war groß und be
! quem ; ein geräumiges Staatszimmer bot
uns alle Abgeschiedenheit des
maches eines Wohnhauses.
Es war ein Heller Oktobermorgen, als
wir vom Landungsplatze abstießen, unsern
Lauf den Strom hinab begannen, und die
„Oueencity" in der Ferne verschwinden
ließen. An der prächtigen Strombiegnng
entlang, welche die Halbinsel der großen
Metropolis Ohios bildet, ist die Aussicht
vom Deck überaus reizend und abwech
selnd. Dem Auge des Reisenden, der die
Stadt und ihre gegenüberliegenden vor«
städtischen Ufer betrachtet, scheint der
Strom durch ein Thal zu fliehen, das
schon seit Jahrhunderten bevölkert wor
den. nicht aber durch eine Region, die erst
noch vor fünfzig Jahren, eine öde Wild
»iß war. Gedrängte Bevölkerung, ge
schmackoolle Anlagen. Reichthum, und
sorgfältig betriebener Ackerbau an den U
fern—Alles deutet auf die Heimath eines
längst angesiedelten Volkes, statt des E
migranten von gestern. Erstaunt über
das, was er sieth, überwältigt das Gemüth
desßeisenden der Gedanke an die zukünfti
ge Grösse und Bestimmung des Landes.
Dieses Gefühl erwacht nicht blos bei dem
Anblicke von Cincinnati und seiner Flot
ten von Dampfschiffen, sondern es dau
ert auch lebhaft und anhaltend fort, wenn
er den geschlängelten und romantischen
> Strom hinabgleitet. An beiden Ufern,
steigen prächtige Farmen, mit ihren wo
genden Feldern auf. nm die Lippe der la
chenden Welle zu berühren, und in kurzen
Zwischenräumen treten aufblühende Ort
schatten dem nie ermüdenden Blicke ent
gegen. Unälnlich der Eintönigkeit des
Mississippi, bietet der Ohio überall Ge
genstände, die das Auge fesseln. Der Ra
sende. welcher Sinn für die Natur hat,
kann das Deck nicht verlassen, so lange er
an diesen pitoreske» Regionen vorüber
schwebt.
Am nächsten Morgen nach unserer Ab
fahrt von Cincinnati erreichten wir Louis
ville- Seine Levees, (Wherfte) denen wir
uns näherten, boten einen kaum weniger
geschäftigen Anblick, als die seiner Neben
buhler Stadt. Gelegen gerade über den
'-Fallen." war es damals der Mittelpunkt
einer sehr bedeutenden Bootschifffahrt, a
ber seitdem ist um die Fälle herum, ein
tiefer Canal von fast zwei Meilen Länge
angelegt worden, durch den die in Neu
Orleans beladenen Dampfschiffe passiren
können, ohne wie früher aufgehalten zu
sein, und ihre Ladung auf Karren in klei
nere Boote über den Fällen, schicken zu
müssen. Sie setzen setzt ungehindert >h
ren Weg nach Cincinnati oder Pittsburg
fort.
Der Strom stand ungewöhnlich hoch
und die Felsen der Stromschnellen waren
fast ganz überlaufen, so daß man sich bei
geschickter Lenkung durch sie wagen konn
te. Nach Aufenthalte an
der Landung schössen wir in die Mitte des
Stroms und richteten die Spitze desDampf
schiffes den Fällen zu. Während wir uns
ihnen mit der Geschwindigkeit eines Pfei
les näherten, wurde an Bord kein Wort
gesprochen, ausgenommen vom Piloten,
der,vorn stand u. dem Steuermanne kurze
Weisungen gab. Schwarze Klippen tauch
ten auf jeder Seite auf.—vor unS braus
ten und schäumten die Fälle, anscheinend
mitten in unserer Bahn; aber vorwärts
trieben wir mit unwiderstehlicher Gewalt
und der xroßeSteamer rollte wie trun
ken hin und her. Doch wir gelangten
glücklich darüber. Der Capitän setzte sein
Boot und seine Ladung, und das eigene
Leben, und das Leben aller anßord befind
lichen Personen auf'S Spiel, aber mensch
liches Leben ist im Westen von geringem
Werthe. dort schwimmt so viel davon
umher. Niemand weiß, von woher und
wohin!
Unter unsern Reisenden befanden sich
zwei ein Vater und seine Tochter, die
wegen ihrer Gleichgültigkeit gegen Gefahr.
welche beide bei dem Uebergange über die
Fälle, kund gaben, meine Aufmerksamkeit
besonders auf sich zogen. Der Vater
stand mit untergeschlagenen Armen da und
starrte gedankenlos auf's Deck ; die Toch
ter bewunderte mit ruhigem und ergötzten
Blicke die Schnelligkeit des Bootes, das
Wirbeln des Wassers um sie her, das wil
de Tosen und die großartige Verwirrung
der Scene, durch welche sie getragen wur
de. Er war ungefähr sechs und fünfzig
Jahr alt und hatte ein edles Gesicht, das
von Sorge und Gram tief gefurcht, sein
Haar war gebleicht und seine Gestalt et
was gebeugt, weniger von den Jahren, als
vom Kummer. Sein ganzes Ansehen hat'
te einen Anstrich von Melancholie, der den
Beobachter unwiderstehlich anzog- Seine
Tochter hatte Helles Haar »nd blaue Au
gen. und schien von Natur mit einem
glücklichen Herzen begabt, denn sie sprach
stets mit einem süßen Lächeln zu ihm und
lächelte immer, wenn sie eine Scenerie sah,
die ihr gefiel. Aber in ihrem Blicke lag
etwas Gedankenvolles, das mit der Nie»
Vergeschlagenheit auf seiner Stirn harmo
nirte. Ich hatte bemerkt, das ihre Sorge
für ihn zärtlich, hingebend und voll ängst
licher Bemühung war. ihn seinen eigenen
Grübeleien zu entreißen. Manchmal ge
lang ihr dies und dann blickte cr auf und
umher auf die grünbewaldeten Ufer.
Wenn ihm das erweckte vorübergehende
Interesse ein Lächeln abzwang, so schien
sie ganz glücklich und Thränen traten ihr
Laufende Nummer
in die Augen. Thränen der Freude.
Im Laufe des Tages hatte ich Gelegen
heit, mich ihm unbedeutend dienstfertig zu
zeigen, als er vom Deck herabstieg, wofür
mir die Tochter ihren herzlichen Dank
aussprach und beifügte: „Mein Vater ist
ein wenig schwach, Sir, ich hege die Hoff«
nung, dal; ihm diese Reise sehr gute Dien
ste leisten wird."
Ich sprach mitWärme denfelbenWunsch
aus, und da sie sich sogleich in ihre Staats
zimmer zurückzogen, so sah ich sie an die
sem Tage nicht wieder. Am folgenden
Morgen stieg ich wenige Minuten nach
Sonnenaufgang auf's Deck und fand sie
bereits mit einander prominiren, der Wa
ter an der Tochter Arm. Der Worfall
und jener kurze Wortwechsel am vorigen
Tage, hatten mir das Privilegium gege
ben, mich ihnen zu nähern und mich nach
seinem Befinden zu erkundigen.
„Besser, Sir, ich danke Ihnen," ent
gegnete er mit einem dankbaren Blicke,
aber, setzte er mit halb unterdrückterStim
me hinzu, die ich jedoch deutlich hörte, „es
ist nicht der Leib, sondern der Geist, der
krank ist."
„O theurer Vater!" sagte die Tochter
und blickte schnell gegen mich, um zu se
hen, ob ich die Bemerkung gehört hätte.
„O mein Sohn, mein Sohn! Wollte
Gott ich hätte dich in meiner Kindheit be
graben j" fuhr der Herr Townley fort,
(denn dies war, wie ich erfuhr, sein Na
me) und rang die Hände und warf sich
auf einen Sitz. Sein Kind war sehr be
ängstigt und ich wandte mich ab, damit
meine Gegenwart nicht in ein Geheimniß
eindränge, das sie sorgfältig bewahren zu
wollen schien. Doch die Hand entgegen
reichend, setzte er hinzu: „Setzen Sie
sich, —man hat mir gesagt, daß Sie vom
Süden sind, von Natchez/'
„Ja," entgegnete ich.
„Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft
zu machen ; ich gehe dahin, um —
„Still, theurer Vater!" rief dasMäd
chen und blickte ihn ängstlich an.
„Ich will nach ihm fragen, Charlotte.
—Vielleicht —"
„Ach, Sie können Nichts erfahren, was
Sie nicht schon wissen, nur zu gut wissen.
Bitte, Vater, sprechen Sie nicht von Hen
ry. Nein, wenn es durchaus sein soll,
so lassen Sie mich fragen, Sir," fuhr sie
fort, ergriff seine Hand und blickte mir
mit thränenden Augen in's Gesicht,
„wir haben einen Verwandten, Sir, einen
theuren Verwandten in Natchez, der, wie
man uns gemeldet hat, vom Pfade der
Ehre abgeirrt ist."
„Es ist mein Sohn, Sir," fiel Herr
Townley mit fester Stimme ein. Seine
Tochter ließ den Kopf sinken und ich
konnte das Erröthen der Schaam bemer
ken, welches ihre Stirne überzog. „Es
ist mein einziger Sohn. Er war in ei
nem Haudelöhause in Neu-Orleans ange
stellt und in einer bösen Stunde erlag er
der Versuchung des Spieles. Er verlor
sein ga.yes Geld, entwendete dann das sei
nes Gcjchaftsherrn, urd um der Strafe
zu entgehen, entfloh er und verband sich
mit den Spielern in Vicksburg. Wir
haben seitdem erfahren, daß er einer der
Hauptführer dcrjelben geworden ist und
sich meistens in Natchez aufhält. Ich
bin auf dem Wege, um ihm diesem Leben
zu entreißen. Es ist schmerzlich für einen
Vater, auf solche Weise von seinem Soh
ne sprechen zu müssen. Haben Sie ihn
jemals gesehen, Sir?"
„Townley," wiederholte ich. nachden
kend, „ich habe im Süden nie diesen
Namen gehört, ausgenommen von acht
baren und ehrenvollen Männern."
„Wir haben ausgefunden, daß er sich
unter dem angenonnnenen Namen „Frank
Carter" herumtreibt," sagte Hr.Townley.
Ich konnte keine Unwissenheit vorschüt
zen ; denn er nannte mir den Namen des
berüchtigsten Spielers oder Sportsman's,
im Süden, der wegen seines Einflusses auf
die verschiedenen Banden, welche sich im