Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, June 05, 1849, Image 1

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    Und Berts, Momgomery und Schuyltil! Caunties allgemeiner Anzeiger^^
NeirVin s, Zlrnn. Gedruckt lind berausgegeben von Arn o l d Pume ll e, in der Stld 6ten Straße, zwischen der Franklitt- ttttd Chcsttut - Elraße.
Jahrg. ZV, Hmsze Nmn. SMS-.
Scdinau'nze» : Der Uilwr.llc IZrobaclltcr erschein! jeden Dienstag aus einem großen Snperial - Bogen nur schönen Lettern gedruckt. Der Lubscriptions - Preis ist Sin Tl)a l e r des Jahrs, welcher in halbjährlicher
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt» den, werten Hl 5» angerechnet. Für kürzere Zeit als «; Monate wird kein Unrerschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur
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Ho! für Californiett!
Reise bild er im Westen,
Hallo, Freund! wo soll die Reise hin
gehen, wenn man fragen darf?"
„Nach Californien."
~Nach Californien ! und denkt ihr, daß
die alte Mähe da, die spindeldürre» Och
,sen und das miserable Pony in dem wak
ffelnden Fuhrwerk, euch dorthin bringen
Können ?"
I „Warum net ich denk ich kann just
Uo gut Hinkumme, wie hundert andere."
I „Von welcher Landschaft kommt ihr?"
» „Vom Hiwasse Distrikt, in Tennessee.
kzch war in Nord Carolina ufgebracht,
lzog hernach nach Tennessee, wo ich ein
nahm; konnte aber mein Lebtag
micht recht vorwärts kumme Nu hab'
von der California Landschaft gehört,
man dort das Gold im Dreck si»d't.
macht ich kurzen Prozeß, verschwappte
nnein Haus und Lot, auf das hier Fuhr
vesen, packte meine paar gebackene» Bie
en, sammt Frau und Kindein 'nein u»d
nacht mich uf den Weg vielleicht hilft
nir Dame Fortuna, die wie ihr wißt, blind
st, dort zu einem Sack voll Äold, so gut
vie andern."
„All' gut, Freund, aber mit eurem
Fuhrwesen, werdet ihr nimmer dorthin
kommen. ES ist ein traurig langer
anger Weg, auf dem ihr weder Wohnun
gen, noch Holz, weder Gras, Korn, noch
Nahrung für euch selbst uud euer Vieh,
»trefft. Es dauert vielleicht noch ziver
Z!onate ehe hinreichend Gras gewachsen
t, euren düimbeittigen Ochsen den Ma
en zu füllen, und je weiter ihr aus den
Settlements kommt, desto schlimmer wird
S glaubt mir's."
„Well, so kann ich eine Weile rasten —
Arbeit suchen und schaffen."
„Arbeit suchen und schasse» ? auf dem
ganze» Wege findet ihr weder Häuser Z
och Leute, für die ihr schaffe» könnt,
hr seid jetzt schon zu weit in der Wilv
»ß, um wieder umzuwenden vorwärts
ihr auch nicht —eh' lange wird euer
cm Hunger entkräftetes Vieh, eine Beu
> der Wolfe —euch sammt Frau u»d Kin
ern, trifft ein gleiches Schicksal, und da
ut hat die tollkühne Couriere eines Hi
sasse GolohunterS eiu Ende."
Zunächst kommt eine Companie jun
>r Männer von einer östlichen Stadt,
ie sind guten Muths, von kräftigen
lussehcn und gut ausgerüstet.—Aber an
Strapazen nicht gewöhnt, ist ihnen das
ampiren unter freiem Himmel, das
lochen, Waschen und tausenderlei andere
leine Beschwerlichkeiten, denen sie auf dem
ngen und einförmigen Marsche begeg
nn, etwas Fremdes. Nach wenigen, so
»gebrachten Nächten, stellen sich Steif
eit und Schmerzen im Körper ein; alle
lnochen sind wie geradbrecht, man kann
aum vom Platze und doch soll eine neue
agereise zurückgelegt werden. Die Pfer
! müssen gesucht, die Ochsen gejocht und
ingespannt, und eure Nicknacks wieder
iisammengepackt und aufgeladen werden.
Vährend Andere, früher fertig als ihr,
hon weit voraus sind, bleibt ihr in eurem
)reckloche stecken —die Achse cin Rad
erbricht, oder sonst etwas geht letz—ihr
)afft, schwitzt, flucht aber es hilft
ichtS; die Ochsen wollen nicht ziehen
er eine ist lahm, der andere wund, und
>r wißt eurem Leibe keinen Rath.
Meiner Vorstellung nach, sehe ich am
4. April, auf den Straßen, die von Jn
ependence und St. Joseph nach Lamarie
shren, mehr als tausend Wägen, mit
cei bis viertausend Emigranten —Män-
er, Weiber uud Kinder, auf dem Wege
er Goldregicnen des Sacramento, jede
lerve anstrengend, sich einander zuvorzu
>mmen, und die ersten auf dem Platze
i sein. —Aber das Gras ist noch spärlich,
e Gewässer zu angeschwollen und der
tztc Winterschnee noch nicht geschmolzen,
lort in jener Creek zappeln vielleicht ein
Bar Dutzend Wägen, Pferde und Maul
?l lustig durcheinander —Wägen zerbre
en, Geschirr verhuddelt, Bich wird ver-
schenden und gelähmt Kinder schreien,
Weiber heulen, Männer toben und flu
chen—ein völliges Drunter und Drüber.
Jetzt steigt dort am Hwizont eine Unheil
verkündende, dunkle Wolke auf ein
Stunn naht Blitze durchkreuzen sich,
der Donner rollt, die Winde brausen, in
Strömen fällt der Regen und nach weni
gen Stunden brauset ein Wasserstwm,
wo kurz zuvor noch trockenes Land war.
Alle Wagendecken vom Sturm zu Fetzen
zerrissen, Kleidung und alles Uebrige vom
Regen durch und durch geweicht, ohne
Zelt oder sonstiges Obdach, bleibt euch
nichts anderes, als im Sturm zu Hilten
und dem Regen zuzugucken. Euer Vieh,
von dem Unwetter in Furcht gejagt, wird
scheu und rebellisch, bricht los, und läuft
nach allen vier Weltgegenden davon.
Der Pläne Wolf mit seinem furchtba
ren Geheul, läßt sich jetzt hören, und
stimmt euch ein gar lustig Nachrigalllied
an. Von dem Geruch? eures bratenden
Schinken angelockt, und in der Hoffnung
etwaS von den Ueberbleibseln zu erhaschen,
bellt er euch seine zarte» Noten bald nahe
genug in s Ohr. Mit anbrechender Nacht
nimmt das Geheul zu, daß euch Angst und
bange wird. An Schießen ist nicht zu
denken, denn Pulver uud Gewehre sind
naß —und nun kommt die Reue und das
Nachdenken.
„Ach," seufzt ihr, „hätt' ich nur der
Mammy und dem Dad gefolgt und wär'
zu Haus geblieben, anstatt mich hier in
Wind und Wetter verregnen, und von al
len Bestien der Wildniß in Angst jagen
zu lassen—wär ich doch nur einmal wieder
in's Daddys alten Feldern, hinterm Pflug
oder an meinem guten Handwerke, keine
Gewalt sollte mich mehr zu so einer wil
den Hatze auf die Beine bringen."—So
laufen euch die Gedanken jetzt durch den
Kopf. Aber es hilft nix, ihr habt ein
mal A gesagt und müßt bis Z aushalten.
Der Tag kommt und ihr wundert, was
aus eurem Vieh geworden ist. Vielleicht
hat sich's nach dem Settlements verlau
fen. Ihr denkt mit Wägen, Weibern und
Kindern unter all' dem wilden Ungeziefer:
—Wölfen, Schlangen, Eidechsen, und der
Himmel weiß, was mehr, bleiben zu müs
sen, bis Pferde, Ochsen und Esel wieder
zusammengebracht sind —ihr seid in einer
schlimmen Fix ! doch h»lt, da kommt einer,
der vielleicht Auskunft geben kann.
„Wie geht's, Fremder zu was für
einer Companie gehört euer Zug?"
~Zn Capt. Weitnaus."
„Ihr seid in 'ner schlimmen Fix, seh'
ich, so gut wie andre. Dort in sellem
Wasserloch stecken eure Wägen, das Was
ser läuft .beinahe drüber 'naus —wo habt
ihr euer Vieh?"
„S'ist all fort, es war so vertollt dun
kel und regnerisch, daß wir net watschen
konnten, wo's hinlief, es guckt schier, als
wann's der Sturm an der Welt Ende ge
jagt hat."
„Was denkt ihr, was sie davon sprin
gen gemacht hat?"
„Well, ich denk es war der Sturm o
der die Wölf'.".
„Pschaw, Mann—die Lipan und Ca
manche Indianer waren's und net die
Wölf'. Unsere Buben haben kurz vor
dem Sturme etlliche Banden herum strei
fen sehen. Uns haben sie letzt' Woch an'
fünfzig Pferde und Maulesel gestohlen,
und ich bin just auf dem Weg ihnen nach
zuspüren, die Uebrigen sind ln anderen
Richtungen gegangen. Habt ihr keine
bei euch herumschnieken gesehen?"
„Gesehen? —es war ja so dunkel, daß
ich meinen eignen Schatten net sehen
konnte,"
„Well, ich muß fort —(?onc! l)^c!" —
„Nancy ! ruf geschwind dem
Dad deSßäby ist krank, ich denk eö sterbt."
„Was ist der Mätter mir dem Bäby,
Alte?"
„Mätter genung, ich glaub in der That
es will sterben."
S'wird net so gefährlich sein, geb' ihm
ein wenig Branntwein, dann wird's schon
"Ivillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
D'ismstAH den HZ A
besser werden." .
„Nau, Mann, beguck' mal der Molly
ihre Hand, sie ist über und über geschwol
len, und der ganz Ann dazu. Sie hat
eine Eidechse gefangen, die sie für einen
Vogel hielt, und das giftige Ding H.U sie
in die Hand gebissen, und der Jimmy
sagt, eS wär alles voller Schlangen, ich
selbst lpb' sie just nau unter dem Wanket
hervor krabbeln gesehne. Ich sag' dir
Alter, wir all kommen noch um hier, oder
werden lebendig von dem Ungeziefer auf
gefressen. Laß uns umwenden Mann, eh'
wir »och all' druf gehen."
„Well ich bin' Sagried—aber wie fort
kommen ? wir sind an drei hundert Mei
len von St. Joseph—der Wagen zerbro
chen, Pferde und Ochsen fort und weder
für Geld noch gute Worte ein Fuhrwesen
zu bekommen, und wenn wir konnten, so
fehlt'S uns an Geld zu kaufen.
„Never meind Alter, kehr' nur um—
ich will ja gern laufen. Was Mitneh
menSweith, packen wir uf den alten lah
men OchS, das Uebrige mögen die Wolf'
haben."
„Werywell, ich bin's agried—Hurrah
vor die Settlements ! Bei Hokey, sie fan
gen mich net so geschwind wieder, mit ih
rer Humbuggerei net in 'ner Hurry,
anyhau."
Dcr Fenftcrgarlcil uu 6len Stock.
sPariser Gerichlsscene.^
Adelheide 8., ein junges bleiches Mad
chen, erscheint mit zwei kleinen Knaben,
ihren ' beiden Brüdern, vor dem Pariser
Zuchtpolizeigericht. Sie ist angeklagt,
durch Unachtsamkeit am Herabsturze eines
Blumentopfes, aus dem mit Blumentöp
fen ganz voll und dicht bestellten Fenster,
ihres, im sechsten Geschosse befindlichen
Stübchens Schuld zu sein, uni) dadurch die
in dieser Hinsicht bestehende polizeiliche
Vorschrift übertreten zu haben. „Was
haben Sie auf diese Anklage zu erwie
dern ?" „Daß nicht ich an dem Herab
fallen eines Resedastockes aus meinem Fe
nster, sondern der heftige Wind, daran
Schuld war, der damals wehte," „Ihre
Schuldigkeit war es aber, die Blumentöp
fe so fest zu binden, daß sie nicht herabfal
len können." „Ich muß Tag und Nacht
ohne Unterlaß arbeiten, um nicht nur mich
sondern auch diese meine kleinen Brüder
hier zu erhalten, denn wir alle drei, sind
vater- und mutterlose Waisen. Da mag
es mir wohl nicht verargt werden, daß ich
einmal meine Blumentöpfe außer Acht ge
lassen habe." „Daß Sie Ihre beiden
Blüder erhalten, ist allerdings löblich;
können Sie aber denn nicht Ihren Fen
stergarten aufgeben, da Ihre überhäufte
Arbeit Ihnen nicht Muße übrig läßt, ihn
gehörig in Acht zu nehmen ?" „Ach lieber
Herr, daS.. . das wäre unmöglich!"
„Warum?" „Wenn Sie wüßten, lieber
Herr . .." „Reden Sie ohne Bedenken."
„Sehen Sie, meine kleinen Brüder hier,
können sich von ihren Blumen nicht lren
nen, die Pflege und Wartung derselben,
ist ihre einzige Ergötzung, und auch die
meinige zur Sommerszeit, in dem engen,
schwulen Stübchen, oben, wenn alles un
ten sich im Grünen ergeht— und dann .. .
dann sind sie uns von unserm armen Va
ter geschenkt worden, als wir ihm zu sei
nem letzten NamenstageGlück wünschten."
Das arme Mädchen» wurde bei diesen
Worten, von einem so heftigen Weinen
ergriffen» —-daß sich der ganzen Ver
sammlung, das Gericht nicht ausgenom
men, die lebhafteste Rührung bemächtigte.
Es wurde frei und von den Kosten losge
sprochen, doch mit der Ermahnung in Zu
kunft achtsamer zu sein.
Cin großer Maler.
Lovelle.)
Es werden !00 Jahre sein, daß zwei
fremdländisch gekleidete Reisende in Het
zendorf ankamen. Es war ein junger
Mann, und eln etwas älteres Frauenzim
mer. Beide hatten sich der Malerei ge-
widmet: er, Namens Carlo, dem Land
schafcsfache; sie, Rosa, seine Schwester,
malte ihm die Staffage. Sie hatten die
Absicht, eine Jagdscene Kaiser Karl'S des
Sechsten, zu malen, den Monarchen damit
zu überraschen, und so vielleicht weitere
Beschäftigung zu finden.
Die Partie der Landschaft hatten sie
schon gewählt. Es war darüber Mittag
szeit geworden, und sie traten setzt in das
Wirthshaus, um da«ihre bescheidene Mahl
zeit zu halten. Sie fanden keinen einzi
gen Gast da; aber ein ziemlich großer
Tisch, war dergestalt mit vielen und lecke
ren Speisen und Flaschen verschiedener
Wein, gerüstet, daß es scheinen mußte, er
sei für mehrere Gäste bestimmt. Indeß'
aber war nur cin einziges Gcdeck aufge
legt ; auch nur ein Sessel stand dabei.
Der Wirth, die Verwunderung der bei
den Reisenden wahrnehmend, sagte ihnen,
auf die Tafel weisend: Das ist für den
nobelsten meiner Gäste, den berühmten
Herrn Daniel Gran, welcher da drüben
im Schlosse, die Decke des großen Saales
für Se. Majestät den Kaiser malt."
Bei dem Namen Gran, wurde Carlo
aufmerksam; er hatte bereits Manches
von ihm gehört, und äußerte seine Neu
gierde diesen merkwürdigen Künstler ken
nen zu lernen.
Da könnt Ihr ihn eben herankommen
sehen, sagte der Wirth, auf die kleinen
Bleischeiben des Fensters zeigend. Ein
stalllich gekleideter, wohlgebauter» artiger
Mann, schritt in ziemlich stolzer Haltung
auf das Haus zu ; hinter ihm ein vornehm
galonirter Laufbursche, der zweiWindhun
de an der Leine führte. Gran, ehe er das
Haus noch erreicht, zog eine große goldene
Uhr aus der einen, und sogleich eine eben
solche, mit Brillante» besetzte, aus der an
der» Beittkleidertasche, verglich sie mit ein
ander, und fand, daß eS die rechte Zeit sei,
zu Tische zu gehen.
AIS er, beim Eintritt in das Zimmer,
Rosa erblickte, wurde er von ihrer üppi
gen Gestalt, ihren großen» lebensvollen,
tieffchwarzen Augen, und der Fülle ihres
Rabenhaares, so überrascht, daß er uuwill
kürlich den Schritt hemmte und sie starr
betrachtete. Auch er machte auf die Ma
lerin einen ungewöhnlichen Eindruck, was
dem erfahrenen Lebemanne nickt entging.
Nachdem man sich wechselseitig begrüßt,
und zu erkennen gegeben, nöthigte Gran
die beiden Reisenden seine Gäste zu sein ;
sie nahmen das unbedenklich an.
Die Zeit des Mahles verstrich recht ge
sprächig und heiler. Zum Schlüsse wur
den feine Früchte, Konfekt, Kaffee und Li
quöre servirl-
Wohl fast 3 Stunden waren verstrichen,
als Gran endlich aufbrach. Er nahm Ro
sa und Carlo mit in das Schloß, ließ sie
da seine Arbeit sehen» die sie nicht anders
als bewundern konnten, und sah alsbald
wieder nach der Uhr.
„Es ist kaum der Mühe werth,"—sag
te er mit einer Art Grandezza,—„daß ich
heute daran ein Stündchen noch fortar
beite. Wenn es meinen werthen Gästen
gefällig ist, so machen wir einen Spazier
gang im Garten oder amüsiren uns sonst.
Eine Kaninchensagd, eine Fischjagd, ein
Würfelspiel; ein kleinesScheibenschießen,
oder ein Tänzchen, etwas Saitenspiel und
Gesang, wie es beliebt. Mar geschwind,
die beiden braunen Mädchen und meine
Mandoline."
Von all' dem wurde nichts angenom
men, als der Spaziergang.
Gran war die Galanterie selbst. Er
sagte Rose'n so viele Schönheiten, aber
Alles mit viel Geist und Witz, und dabei
so eindringlich und lebhaft, daß sie ganz
bezaubert ward. Ohne zu wissen, erwi
dertc sie den Druck seiner feinen Hand-
Sie hatte nichts dagegen.
Gran machte den Landschaftsmaler auf
einen etwas entfernten Standpunkt auf
merksam, von welchem aus, zum Behuf ti-
Laufende N: u:mer 41.
lier Jagdscene, die Gegend am glücklichsten
aufzufassen wäre, und der Landschaftsma
ler eilte dahin. Aber allein, denn es ging
durch ein dorniges Gestrüpp.
Gran und Rosa schlössen indeß einen
schönen Bund.
Nun kam, nicht mehr sehr zur Unzeit,
der Laufbursche mit der Nachricht, daß an«
gespannt sei, um nach Wien zurück zu
fahren. Auch Carlo kam wieder; er sag»
te aber kein Wort, daß der gepriesene
Standpunkt nicht die allermindeste Aus
sicht gewähre.
Alles Sträuben war fruchtlos, die Ge
schwister mußten mit in den Wagen stei
gen. Es war dies eine elegante Hofkut
schi? tznit vier stattlichen Rossen, der Kut
scher zu Pferde. Verschiedene Leute des
Hofpersonals machten Gran sehr liefe
.Complimente.
Carlo und seine Schwester erstaunten
über die Vornehmheit dieses Künstlers.
Man war bei dem Wohnhause Grans
angekommen. Dieses glich einer Art von
Schloß; es hatte einen sehr schönen Gar
ten. Gran führte seine neuen Freunde,
durch eine Reihe prächtig ausgeschmückter
Zimmer. In einem derselben sah man
noch Spuren einer verschwenderisch und
zügellos durchtobten Nacht. Verstreute
Dukaten lagen auf dem Teppich umher.
Carlo's und seiner Schwester ErstaMDi
wuchs.
Aus einem Nebenzimmer, dessen Thür
mit Sammt uud Goldfransen drapirt war,
trat eine mit Brüsselerspitzen bedeckte,
wunderschöne Dame. Bei dem Anblicke
Rosa's verdüsterte sich ihre Miene in et»
was, aber nur einen Moment-
Gran sagte, mit feiner Höflichkeit auf die
Dame zeigend : Fräulein Euphrosine von
Perdrix, meine verehrte Gespielin, welche
die Güte hat, die Honneurs des Hauses
zu machen." Fräulein Euphrosine von
Perdrix verneigte sich.
Ein Kammerdiener erschien, die Befeh
le des Gebieters einzuholen.
Gran schrieb auf eine Schiefertafel die
Namen verschiedener Speisen und Geträn
ke» übergab das Täfelchen dem Harrenden
und befahl, das Souper im Garten zu
serviren.
Carlo und seine Schwester machten sich
cin Vergnügen daraus dazubleiben.
Sie wurden eingeladen hier zu wohnen.
Platz war genug. Sie machten sich eben
falls ein Vergnügen daraus, und besahen
ihre allerliebsten Zimmer.
Kein Wort sagen wir von dem deliciö»
sen Souper. Wir führen nur an, daß
noch drei Gäste dazugekommen waren,
recht heitere, gentile Personen, zwei Man»
ner und ein Fräulein.
Es ging überaus lustig her, ausgelassen
wurde gelacht.
Als es Uhr war, kehrte man in den
Salon zurück.
Hier war Alles znm Spiele vorberei
tet ; bald Karten, bald Würfel. Gran
spielte mit Rosa Billiard, die spanische
Partie. Aus Zartheit spielte er nur auf
Double, weil er seiner Gegnerin nichts
vorgeben wollte.
Gegen Morgen ging man zu Bette.
Der Laufbursche brachte beiden Gästen
das Frühstück. »
Dieser Mensch war ein Schwätzer. Er
plauderte von dem Reichthum?, der Frei»
gebigkeit und dem lustigen Leben seines
Herrn, auch von dessen mancherlei Aben
teuern. Max erzählte, sein Herr habe
sich beim Auskleiden geäußert, er werde
sich um die Hand des Fräuleins Rosa, die
so wunderschöne Staffagen zu malen ver
steht. in vollem Ernste bewerben.
Rosa erröthete und seufzte ein wenig.
Carlo lächelte, und sagte kein Wort.
Max brachte vor, was übrigens reine,
volle Thatsachen waren, daß sein Herr die«
ser große Künstler, nach Hetzendorf. stetS
mit vier Hofpferden abgeholt und ebeuso
wieder zurückgefahren werde, wie gestern;