Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, May 29, 1849, Image 1

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    Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caumtes allgemeiner Anzeiger^^
Neav i n g, Ucnn. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Puwell e, in der Süd 6ren Straße/°zwischen der Franklin- lind - Straße.
Jahrg. Itz», ganze Nnm.
Bedingungen: Der B.lbe'rillc Ärob.'icl'.tcr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superi.il - Bogen mit schönen vettern gedruckt. Der Lul'scriptions - Preiö ist Ein Tl)a l e r des Zabrö, welcher in halbjährlicher
R Vor.iuobez.lhiung erbeten wird. Wer im deö Jahres nicht bezahlt, dem werden HI SU angerechnet. Für kürzere Zeit als «> Monate wird kein Ilnierschreiber angenommen, »nd etwaige Anftündigungen »rerden nur
M dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein»
M gerückt. Unterschreiben! in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unurschreiber. Briese und dergl. müssen po st frei eingesandt werden.
Der Landpivat.
viiic Skizze der amerikanischen »ievolution
Während des amerikaiiischeu Revoluti
skrieges, war der Landstrich, welcher
»ische» den amerikanischen Linien am
lidson und den briltischen Außenposten,
erhall) Neu Aork lag, und allgemein
e neutrale Grund genannt wurde, von
ein Haufen elender Schufte heimge
ht, die man unter den Namen Kuh
igen, Schinder und Landpiraten kannte
) fürchtete, und die in der unruhigen,
lbewegten Zeit, an den patriotischen
nwohnern, nach WiUkühr, allerlei Ge
altthätigkeiten begingen. Eine Bande
rselbe», verübte ihre Schandthaten un
zügelt, in unmittelbarer Nähe der brir
cheuLinie», angeführt von eineinHäupt
ge, der sich durch tollkühnen Muth, be
itS berüchtigt gemacht hatte. Er war
»herein Kolonist und ansehnlicher Land
sitzer gewesen, führte aber ein wildes,
SchweifendesLeben, vergeudete seil, /'er
)gt'n, und folgte beim Ausbruche der
«ruhen, dem Handwerke eines Frei
ucecs.
Berichte von seinen Schandthaten I'
n schon längst ihren Weg in die ameri
«ischen Lünen gefunden, und das Uebel
,irde zuletzt so groß, daß man beschloß,
nie Bande um jeden Preis auszurotten
!>eö war jedoch leichter anzudrohen, als
iszuführe». Er hielt sich entweder in
nen geheimen Schlupfwinkeln v.rbvl'-
n, oder zog mit so erstaunenswerter
efchwindigkeit durch das La. d, daß es
»möglich schien, ihn aufzufinden oder
izuhole». Harding, denn so hieß der
churke, wußte allen gelegten Schlingen
entgehen.
Endlich erbot sich ein junger Offizier,
s Spion in Hardings Bande eiuzutre
n, uin die nöthige Auskunft zu erlangen,
1 erwischen zu können. Lieutenant
aughan lvußte, daß bei diesem gewagten
Unternehmen, sein Leben an einem Haare
Ving; denn wurde ftine Absicht ä..
war augenblicklicher Tod, die unaus
eibliche Folge. Aber außer seinem Pa
iotiSmus bewog ihn noch ein personli
)es Interesse zur Vertilgung de>- Land
iraten. Emily Headlcv, die einzige
ochter eines reichen Farmers, hatte von
mein Herzen Besitz genommen. Head
y, obgleich bisher ein Neutraler oder n
er De> jenige», die weder für die ameri
kanische noch brittische Sache, Parthei
Ichme», stand im Verdachte, das; er sich
Ruerdings auf die amerikanische Seite
nnncige, und der liebende Vaugha» be
ann zu fürchten, daß Harding, angezo
en von dem Reichthume des VaterS oder
on der Schönheit der Tochter, das Land
et Headleys früher oder später
Schauplätze seiner Gewaltthätigkeiten,
Nachen mochte.
Es war eine finstere, stürmische Nacht,
5 welcher Vaughan, verkleidet als De?
erteur, den Weg zu einem Wirthshaiise
im Hudson fand, wo wie man wußte, die
sa»dpiraten zuweilen einkehrten. Nur
nit großer Schwierigkeit und nicht ohne
inigen Verdacht zu erregen, wurde er
ls Mitglied der Bande aufgenommen;
der er wußte einen so befriedigenden und
usammenhängenden Bericht von sich zu
eben, daß seine Spießgesellen nach eini
;er Zeit, alle ZweifU über ihn fahren lie
>en. Eines Morgens trat ein Kamerad
nit den Worten auf ihn zu :
„Du wirst uns heute Nacht zum ersten
Nale begleiten. Der Eapitäu hat be
chlossen, den alten Headley zu überfallen,
>er, wie Du gehört haben magst, auf
värts zwischen den Hügeln wohnt, und
ast so reich ist, wie ein englischer Lord,
luch sagt man, daß er eine hübsche
er habe; doch davon weiß ich nichts, ob
chon ich versichern kann, daß, wenn es so
st, der Capitän sie nicht vergessen wird."
Vaughan konnte bei diesen Worten,
je Aufregung in seinem Innern kaum
erbergen. Der Schlag, den er schon
angst befürchtet hatte, sollte jetzt fallen,
nd es war ihm weder Zeit gelassen, seine
Freunde zu warnen, noch die Macht gege
ben das drohende Unglück abzuwenden.
Was sollte er thun? Sein erster Geda»
ke war davon zu laufen und nach Head
ley's Landgute zu eile» ; abei- er wußte,
daß man ih» scharf bewachte, und daß
Flucht unmöglich sei.
Jedoch wenige Minuten nachher, wuß
te sich Vaughan von seine» Kameraden
wegzustehlen, und, in das benachbarte
Wirthshaus zu schlendern ; den» die Ban
de hatte sich in einer ander» schlechte»
Schenke, ähnlich der, in welcher er sich zu
erst mit den Freibeuter» verei»re zusam
mengefunden. Das Schenkmädche» war
allei» im Hause und die Worte, mit denen
sie ihn anredete, setzten ihn i» Erstaunen:
„Eapitän Harding will also heute
Nacht, des alten Herrn Headley HauS
angreifen," sagte sie etwas ärgerlich.
„Ich sage, das wird ihm nichts Gutes
bringen. Herr Headley hat weder ihm
noch dein Konige etwas zu Leide gethan ;
aber es ist die Tochter, und nicht der Va
ter, worauf Harding au? ist. Sie schlug
ihn schon einmal aus, als er in!) ein Gent
leman war, und nu» hat er si h s in deu
Kopf gesetzt, sie uin seine» eignen
zu nehme», der Schurke."
Bei diestr Bestätigung seiner schlimm
ste» Befürchtungen, entfuhr ihm univill
kurUch tiil halbu Fluch. Das
Mädchen starrte um an. Er sah, daß
seine Entrustuug iha verrathen hatte, und
scheu wich er ihrem spähenden Blicke aus.
Bald jedoch fühlte er sich wieder erleichtert,
„Lieutenant Vaughan," fuhr sie fort,
und beugte sich über den Schenktisch, um
i» seine zn wispern: „Sie sind
gekannt, haben aber nichts zu fürchten.
Ich bin i» der Nähe deS Hauses Ihres
Vaters erzogeil worden und sah Sie man
chen lieben, lange:» Tag Meine Eltern
bebauten de» kleinen Piatz am Fuße deü
Hügels. Kennen Sie mich? Ich bin
Kitty Gray."
Das Wiedeeerk.nn.m war gegenseitig;
aber das Vergnügen, welches Vaugh-.n
darüber emps .d, wurde durch das ver
bittert, was « c über Harding's Absichten,
eif»Hr. Äitty hatle sich wie sie erzählte
im Scheiikzimmer schlafend gesell', ais
der Hauptmann an: Abende vorher seine»
beiden vertrautestem Kamerade» mittheil
te, daß er Headlev's L -ndhaus angreife»
wolle. Aus seine» Reden ging hervor,
daß er wegen seiner früher» Zurückwei
suiig noch immer bittern Groll hegte, und
llu» gesonne» war, die Tochter des aleen
Mannes mit Gewalt fortzuschleppen.—
Vaughan's Blut rieselte kalt durch seine
Adern, als ihm das Mädche» d>es alles
erzählte; glücklicher Weise zeigte sich aber
Kitty geneigt, ihm in seiner Noth zu hel
fen, denn ihre weibliche Natur war noch
nicht so ticf gesunken, um bei der Gefahr
i» welcher Miß Headley schwebte, gefühl
los zu bleiben.
„Wen» ich einen vertraute» Boten u»d
ein flüchtiges Pferd erhalten könnte, so
ließe sich dem Außcmposte» bei Kunde
geben," sagte Vanghan. „Eine Truppen
Abtheilung köimte »ach der Farm mar
schiren und uuserer Bande zuvorkomme»/
'„Es wäre unmöglich einen Bot» abzu
schicken, so lange Harding hier bleibt,"
entgegnete Kilty. „Außerdem ist Nie
maiid da, dem man traue» dürfte; aber
ich sage Ihne», was gethan werde» kann.
Im Stalle steht ein schnelles Thier und
ich bin eine ganz gute Reiterin. Ich will
warten, bis Ihr fort seid ; dann kann ich,
wenn ich scharf gallopire, de» Außenposten
zeitig genug erreichen, um Anzeige zu'ma
chen, das heitit. wenn zufällig eine Abthei
lung Dragoner dort befindlich,—und ich
will weder Peitsche noch Sporen sparen."
Es war eiue Abtheilung im Posten.als
ich ihn verlieh." meinte Vaughan. „Ge
be der Himmel, daß sie noch dort ist ; denn
Ihr Plan ist der einzige, der sich ausfüh
ren läßt."
Ihr Gespräch wurde durch Harding
selbst uvterbrochen, der plötzlich eintrat,
"Vviilig zu loben und obne Furcht zu radeln."
Dienstag den Z». Mai, IBM.
Vaughan verdachtvoll anblickte, und ihm
mürrisch befahl, sich zu entfernen- Unser
Held wußte gehorchen. Beim Hinausge
Heu sah und hörte er. wie Kilty ein ko
sendeS Gespräch mit dem Freibeuter a.i
knüpfte, und er zitterte bei dem Gedanken,
d.ifj sie treulos und verrätherisch an ihm
handeln könnte.
Seine Gefährten waren bereits geschäf
ti.i. uin sich auf ihren nächtlichen Ritt zu
rüsten, und auch Vaughan begann sogleich
sein Pferd zu satteln. Er war kaum fer
tig. so kam Harding.
„Ich sehe. Du bist bereit." sagte er.
Vaughan scharf ansehend, „und hast die
Zeitoerschwendung i.» Schenkzunmer wie
der gut gemacht. Du wirst heute immer
nahe bei mir bleiben,—neue Rekruten wer
den leicht im Verdachte gehalten und eS
geziemt ihnen, sich besonders eifrig zu zei
gen." Er begleitete diese Worte mit e>
ne>n bedeutungsvollen Lächeln» das Vaug
han halb nnd halb überzeugte, daß er ver
rathen worden sei.
Bald darauf satZ die Bande im Sattel
und der schnelle Ritt, mit dem sie sich vor
wärts bewegte, steigerte die Befürchtun
gen Vaughan's, daß Kitty's Plan, selbst
wenn s:' ihn nicht verrathen hätte, ui.d
die ame. ca» ischen Außenposten
erreichte, fehlschlagen würde, da die Hülse
zu spät kommen müßte.
Die Gefühle Vaughan's während die
ses Rittes, lassen sich ii.lt betreiben.
Angst und Schmerz peinigten ihn, als
wurde er zehnmal gerädert. Wohl wußte
er, daß Harding's Entschluß nnabänder
lich fest stand, und eben so wohl begriff er,
daß jetzt Bitten noch, Furcht vor
späterer Wiedervergeltuug ihn von seiner
schändlichen Absicht zurückbringen würde.
Eben so wenig konnte Vaughan hoffe»,
?as traurige Gesch ck seiner Verlobten ab
zuwenden, wenn er allein, wie er war, ge
waltsamen Widerstand versuchen wollte.
<anii und wann blickte ihn Harding auf
so tignithümliche Weise an. daß Vaughan
d m Gedankeu fafte. der Freibencei durch
schaue seme Gefühle und habe ihn deshalb
blos mitgenommen, um ihn mit dein An
blicke der Verwüstung zu foltern, die auf
HecwleyS Landguteangerichtetwerden soll
>e. . Dennoch konnten diese Blicke blos ei
nem natürlichen Verdachte gegen srischAn
geworbene entspringen. Aber hatte Kit
ty falsch gehandelt ?- -Nein ihre Treue
war nicht zu verkennen, oder Vaughan
verstand nichts von Physiognomie. Gab
es jedoch keine Dragoner an dem Platze,
wenn sie eintraf? Unaufhörlich peinigten
ihn diese und ähnliche Gedankeu.
„Ich will sterben, um sie zu retten," so
schwor er in seiizem Innern, —„und wenn
es nothwendig ist. so will ich sie mit mei
ner eigenen H.rnd opfern, um sie vor
Schändung zu bewahren!"
Mit diesen bittern Betrachtungen folg
te Vaughan seinem Befehlshaber, sei»
Herz manchmal von Verzweiflung zer
fleischt, dann wieder durch Hoffnung be
ruhigt. Endlich lag Headley's !sarm vor
ihren Blick.ii, und unser Held blickte begie
rig nach der Richtung, in welcher die Dra
goner, wenn sie kommen sollten, erscheinen
mußte». aber keiner ließ sich erspähen.
Es war eben am Schlüsse des Abends und
die Landschaft ruhte in stillem friedlichen
Schlummer. VaughansHerz bebte, wenn
er das alte FamilienhauS betrachtete, und
an die Verheerung dachte, welche bald die
sen jetzt glücklichen Familienkreis befallen
würde. Kaum vermochte er seine Gefüh
le zu zügeln ; aber er fühlte die Nothwen
dissteit der Verstellung, selbst wenn er es
blos versuchen wollte seine Emily zu retten.
„Vorwärts Trab!" rief in diesem
Augenblicke, die Stimme Harding's. der
von einer kurzen Rekognoscirung der Ge
bäude Er hatte wie erwar
tet, Alles ganz unbeschützt gefunden, denn
als sie die Einfahrt zu dem Wohnhause
erreichten, brüllte er mit einer Stimme,
" die den Bewohnern, seine Annäherung
schon aus der Ferne anzeigte, „Halt!"
Sogleich zog seine Mannschaft die Zu
l<el an, und vom Hause her. vernahm man
hastiges Verriegeln der Thüren. Es war
jedoch für die Angreifenden das Werk ei
nes Augenblicks, abzusitzen und vor der
breiten Hallthüre zu stehen. Einer der
Freibeuter, welche eine Art mitgebracht
balle, zertrümmerte mit einigen Hieben
die Thür, doch fiel vorher noch ein Schuß,
der durch ein Fenster des obern Stockes
gefeuert wurde.
Unser Wahlspruch l.st: „Bräute und
Beute !" brüllte Harding, als die Thür
einstürzte. „Schont Niemand und rächt
Euren gefallenen Kameraden!'< Mir die
sen Worten stürzte er der Treppe zu, die
zu dem Zimmer führte, das wie Vaughan
wußte, von Emily bewohnt war.
Die EnsiS, auf die er mit verhaltenem
Athen, gewartet hatte, seitdem der Ueber
sall begonnen, war jetzt gekommen. Acht
loS auf jede Gefahr, sprang Vaughan sei
nem Hinptmanne nach, entschlossen, sein
Leben theuer zu verkaufen, oder Hardings
'Absicht zu vereiteln. Fast neben einander
sprangen sie die Treppe hinauf, ein furcht
bares Interesse bing an diesem AugenbUk
ke- Die Hand des Schurken lag auf dem
Orücker der Thür Emily", der Thür,
welche bisher so unverletzlich gewesen war,
da» sie selbst Vaughan den Eintritt ver
sagte, als unser Held ihn mit eiri.'m Hie
be seines Säbels aufhielt, der Harding's
Hand abgeschlagen haben «vürde, wenn er
das Blitzen des Stadls nicht bemerkt hät
te und zurückgesprungen wäre.
„Ha, ein Verräther! schrie Harding,
, der ans einen Blick die wahre Sachlage
begriff, aber über diese
dennoch halb erstaunt war, --',. so nimm
denn dieS! lind er richtete ein Pistol auf
Vaughan. der sein Leben blos dadurch
rettete, daß er mit seiner .Glinge die Waf
!'e in die Höhe schlug. Inächsten Au
! gimblicke hieben die beid. n aufgeregten
Männer mit Säbeln >uf einander em,
, Harding wüthend i.bcr die Entdeckung,
er einen Spion um sisi) gehe.zt hatte,
und Vaughan durstend nach dem
te seines Gegners, da dies das einzige
Mittel zur Retiung Emily's war.
Unterdeß drängten sich die Freibeuler
die Treppe herauf und blieben anfänglich
vor Erstaunen über diesen unerwarteten
Zweikampf stehen. Bon diesem vorüber
gehendrn Erstaunen sich schnell erholend,
bemächtigten sie sich Vaughan's und ent
waffneten und banden ihn, nachdem er ih
nen noch viele Wunden beigebracht hatte.
Er erwartete nichts anderes, als angen
blicklicheu Tod' den ihm seine Gefühle,
ale, wünschenswert!? erscheinen ließen. Da
er Emily nicht retten konnte, so war ihm
das Leben wertblos, und er würde jedem
zedankt haben, der seinem unglücklichen
Ha.eili ein Ende g'inacht Härte.
„O warum versagte mir meine gute
Klinge!" klagte er still vor sich hin,
-warum konnte ich den Elenden nicht un
schädlich machen !"
Um seine unglückliche Lage noch zu ver
schlimmern, erkannte ihn einer der Dienst
bi.:e» des Hauses, den man in die Haus
stur geschleppt hatte und verrieth seinen
wahren Namen.
Du bist also ein Liebhaber des hübschen
Bogels hier drinnen, und zugleich ein Ver
räther und Spion!" sagte Harding. hei
ser vor Wuth und toll vor Schmerzen,
die ihm die von Vaughan's geschla
genen Wunden verursachten, Du sollst
deshalb -he Du stiibst, Augenzeuge sein,
wie ste meine Beischläferin wird !"
Vaughan zitterte, vor unerträglichem
Seelenschmerze. Schon schien es ihm als
sähe er die theure Verlobte, in den Armen
des Schurken, vergebens nach Rettung
ringen.
„Um Gottes Willen!" flehte er,—mar
tert mich, thut mit mir, was Ihr wollt.
Lmkfeiide Nummer H«.
nur schont Miß Headley,—schont sie!
Der Schurke autwortete mit einem Grif
fe nach dem Thürdrücker, da pfiff plötzlich
eine Ku.acl durch die Luft und Harding
stürzte sterbend zusammen, durchbohrt!
von einem Pistolenschusse den eine »»ge
sehene Hand abgefeuert hatte. Bei sei
nem Falle erhob sich ein Hurrahgeschrei
auf der Treppe, die jetzc voll Männer in
Uniform amerlkanischer Dragoner war.
..Hurrah !"—wir haben sie jetzt i» der
Schlinge! rief eiue stentorische Stimme,
i» der Vaugha», die seines Oberbefehls
habers erkannte „keinen Pardon, mei'
ne lungens, haut sie zusammen!"
Der Kampf war bald vorüber,der Aus
gang desselben konnte nicht zweifelhaft
sein. Die Freibeuter sahen sich einge
schlossen, und konnten nicht entrinnen,
da sich ihre Gegner zu ihnen, wie fünf
zu eins verhielte». Hardmg fiel gleich
anfangs. Der Ueberfall, das Gefecht,
und die Ueberwältigung der Bände, wa
ren daS Werk weniger Augenblicke.
„Wir kamen gerade zur rechte» Zeit,"
sagte Vaughans Kamerad, als das Hand
gemenge vorüber und jeder Freibeuter
entweder gefallen, oder gebunden war,
„Ihr Bote fa»d uns glücklicher Weise im
Posten."
Die erschrockene Emily trat nunmehr
auch aus dem Zimmer, in das sie sich mit
Ihrem Vater geflüchtet hatte, und von
ihren zarten Händen, wurden Vaughans
Wunden verbunden.
Nach dem Kriege umschlang sie das
Band der Ehe, als glückliches Paar. Kit
ty nahmen sie zur Vergeltung des gelei
steten wichtigen Dienstes in ihr Haus auf.
In den stille» Thälern am Hudson,
leben noch jetzt alte Leute, welche diesen
Bericht von Theilnehmern an dem Ge
fechte erzähle» hörte», und wie der berüch
tigte Landpirat seinen Tod fand.
S ch ä d c l l e h r e.—Gefechte und
Raufereien gehören in Philadelphia zu
den ganz gewöhnlichen Dingen—aber die
Urs chen u»d Gelegenheiten, zu einem
F.;'.istkämpfe, sind von der anziehende»
Verschiedenheit. Folgender ist kein ganz
gewohiilicher:
Ioh» Deikman» ist ein praktischer
„Schädellehrer" (Phrenolog) und hat eu
»e Office i» der (shest»ulstraße. Andre
as M-eo—ein starker mittelältlicher Herr,
vom Lande, sah am Fenster des Philoso
phen, die Anzeige, daß der Charakter und
die Fähigkeiten eines Menschen, dort ganz,
genau untersucht würden, und zwar für
die geringe Summe von 25> Cents. Er
betrat das Heiligthum, und unterwarf
seine ehrenwerthe Kallabasch des Philoso
phe» Deikmaun's Erprobung.—Letzterer
nachdem er du 25 Cents in Vorausbezah
lung erhalte» hatte, machte sich sogleich
an die Geschäfte.
„Du hast ein sehr böser Kopf," sagte
er zum Andreas. „Ein schurkenhafter
Kopf, mein Herr. Er beweis't, daß du
sehr dumm und närrisch bist. Du bist zu
dumm ei» Saujoch, und zu närrisch ein
Räthsel zu machen: du hast nicht Ent
scheidungskraft genug, den Unterschied zu
wissen, zwischen einer Erbsensuppe und
einem Glase Seider royal. Und was ist
all das dahinten? Diese Bombs zeigen
an, daß du k'trügst, lugst und stehlst, är
ger als ein Louisiana Neger; du hc-st ein
so verstohlenes Temperament, und bist so
schniekig, daß unser He'rgott selbst dir
nicht trauen kan» ; du bist ei» wahrer
Abgesandter des Teufels; ich habe mein
Lebtag, seit ich Professor der Köpfe bin,
noch keinen so schurkischen und nichtsnut
zigen Kopf gefühlt. Ich denk du bist
hergekommen, auszufinden, was du trei
ben sollst. Es ist meine Meinung, du
gehst besser nach Californien, wo keine
Gesetze sind-denn hier, wo Zuchthäuser
und Galgen, und dergleichen Dinge mehr
sind, machst du dich besser fort."
„Kann ich denn gar nichts GuteS
thun ?" fragte Andreas, mit sichtbarer