Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, April 17, 1849, Image 1

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    Nc«lÄ i N Ä, UtNN Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwe ll e, ui der 6ren Strafte, zwischen der Franklin- nnd Cbesnni - Silase
Jahrg. l<», ganze N«m.
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Die (Entdeckung von Madeira.
Eine Erzählung auf dem Verdecke.
Von W. von.Hvvn.
sFortseiniiu; u»d Schluß
Diese war um so leichter möglich, als
Graf d'Orsay sie verlassen hatte, uud au
den Hof zurückgekehit war, wo er in den
schwelgerischen Genüssen Ersah suchte für
die tödtliche Laugweile seines Schlosses bei
> Bristol, wo er nur die kummerbleichen Zü
ge, die thränenschwereu Augen, seiner ge
ihn abstoßenden Gattin zu sehen ge
lwohnt war.
' Mag es sich immerhin weder mit un
sern wohlbegründeten religiösen Ueberzeu
gungen, mit unserm sittlichen Gefühle nicht
einigen; mögen wir gerechter Weise An
na eine Pflichtvergessene nennen, fuhr der
Eapitän fort, ich kann leider der Wahrheit
der Geschichte keinen Abbruch rhuu —und
muß Jhuen berichten, daß die Zusannm»-
lkunft statt fand, das; der Rausch der Freu
!de des Wiedersehens, daß die Schilderung
des Unrechts, welches d Orsan, uud der al
te Marquis d'Arset au Robert und Anna
vollbracht, die Uebermacht der Gefühle al
les Bessern, in Anna's Brnst betäubte.
Es ist leider Thatsache, daß sie, daS ange
traute Weib deS Grafen d'Orsay, mit Ro
bert Macham entfloh
Noch in derselben Nacht, als Macham
sie »ach langer Trennung wiedersah und
sie den als todt Betrauerten in alter treu
erLiebe wieder bei sich sah, wurde die Flucht
bewerkstelligt, die Küste erreicht und die
M)aleere bestiegen, die, noch umhüllt vom
Dunkel der Nacht, ein von Elifford geduu
gener Steuermann, aus der kleinen Bucht
in's offene Meer brachte.
Berauscht von ihrem Glücke, segelten
die Flüchtlinge der Küste Frankreichs zu.
Von den Reichthümern, die Anna als ihr
väterliches Erbe mit sich nahm, konnten
sie bei beschränkten Ansprüchen an das Le
ben, sorglos der Zukunft entgegen gehen.
In einem einsamen Städtchen wollten sie
sich niederlassen, und nur sich leben.
So gaben sie sich allen jenen schönen
Träumen hin, welche jugendliche Einbil
dungskraft so schön, so verführerisch aus
zumalen versteht. Im Rosenlicht strahl
te ihnen die Zukunft, und die trübe Be
gebenheit trat in s nächtliche Dunkel zu
rück.
Draußen auf dem Meere war es an-
denn droben zürnte der Himmel ü
ber den Frevel der Menschen. Ein Land
wind blähete anfänglich die Segel der
Zjaleere so frisch, daß die Ruderer ruheu
konnten.
Anders aber war es im Rathe der Ge
schicke der Sterblichen beschlossen. Der
frische Wind, der so lustig die Segel ge
schwellt, wurde zum- Sturm im schnellen
Wachsen seiner Gewalt. Er rasete über
)ie Fluth daher uud hob und senkte sie,
aufrührend ihr Innerstes. Das unge
heure Schwanken des Schiffes, das wilde
Toben und Brüllen des Sturmes weckte
sie aus ihrem Kosen über das Glück der
Zukunftauf eine höchst erschütternde Weise.
Noverr Macham eilte auf das Verdeck,
obwohl er kaum brauchbar zur Hülfe war,
)a er von dem Schiffswesen nichts ver
land.
Die Nacht war grausig dunkel. Die
!uft kochte, wie wir Seeleute zu sagen
zslegen. Das Meer schlug an die dün
ren Planken des Schiffes und drohte es
m Zorne zu zerschellen oder es in seiner
Tiefe zu begraben. Auf dem Verdecke
'onnte sich fast Niemand halten. Selbst
)er Steuermann mußte sich anbinden, um
iur am Ruder stehep bleiben zu können.
Oann und wann zuckten Blitze durch die
iefdunkle Nacht und erhellten die fürchter
iche Dunkelheit, indem sie das empörte
Clement, das in Schaum aufgelöst zu
ein schien, recht grausig sehen ließen.
Robert eilte hinab in die Kajüte des
Lchiffes, wo seine Geliebte in entsetzlicher
lngst nach ihm rief,
Siehst Du, der Himmel zürnt dem
'flichtvergessenen, treulosen Weibe, das
)ir folgte, Robert, rief sie in unaussprech
cher Angst und Verzweiflung.
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schuyltill Caunties allgemeiner Anzeiger.
Er tröstete sie uud flößte auf Angen
blicke wieder Ruhe in ihre Brust, aber das
entsetzliche Toben der Elemente war zu er
schütternd, als daß diese Beruhigung hät
te nachhaltig sei» können. Ihr Gewisse»
war .inmal erregt und die Stimme dieses
innern Richters, läßt sich nicht so leicht
bcichtl'ichtigen. Sich selbst und sich allein
schrieb sie alle Schuld zu, gerade als ob
sie durch ihre Flucht allein gesündigt ha
be, und Robert sprach sie frei. Er werde
nur elend durch sie, rief sie trostlos. Um
sonst flehte Robert, daß sie sich beruhige.
Der Sturm werde sich legen, und erst
wenn sie Frankreichs rettende Küste er
reicht, werde ein neues Leben für sie an
heben. Mit jedem Augenblicke wurde die
sie folternde Angst und Oual starker und
der Slurm draußen schien in eben dem
Grade sich zu vermehren, als ob er ihre
Seelenqual stelS steigern wolle.
Robert war von dieser Wendung seines
Schicksals gebengt. Er sah sich so na
he am Ziele seines GlückeS, und - blieb
dieser Seelenzustand Anna'S, so war er
weiter davon entfernt, als je, denn diese
Ausregung ihres Gewissens baute eine
!Klufc, zwischen ihr und ihm, die mit je
dem Momente an Weite und Tiefe zunahm.
Der Sturm blieb sich gleich, ja als end
lich der Tag kam, wuchs er noch an wilder
Gewalt.
Der Steuermann wußte nicht, wo er
war. Die Galeere war weit in's offene
Meer geschleudert worden. Nirgends
war ein Merkmal zu finden, denn dickes
Gewölk ließ die Sonne nicht einmal sicht
bar werden.
Das Fahrzeug war mastlos gewordeu.
Die Ltoße des Windes triebeil es wie ein
Spielwerk umher.
Auch dieser Tag kam und sank hinab,
und der Sturm wüthete fort in gleicher
! Richtung.
Zu der innern Zerrissenheit kam jetzt
! »och ein anderes Uebel. Elifford hatte
I nur an die kurze Ueberfahrt über den Ea
nal gedacht. Lebensmittel uno Trinkwas
ser war nur für höchstens fünf Tage in
dem Schiffe. Der Unglückliche erkannte
jetzt daS Entsetzliche ihrer Lage, wenn der
Sturm nachließe, und sie Nicht eine be
freundete Küste zu erreichen so glücklich
sein sollten.
Er zitterte bei dem Gedanken an die
Lage, in die sie die strafende Hand der
himmlischen Gerechtigkeit gebracht. Er
wagte eS gar nicht seinen; Herrn das zu
sagen, was ihn so sehr quälte.
Der Slurm hielt übrigens an und
meine Herren, daß ich das Entsetzliche
Ihnen mit wenigen Worten sage drei
zen volle Tage wüthete er mit einer sich
fast gleich bleibenden Stärke.
Mit allen Oualen des Hungers und
des Durstes rangen die Unglücklichen,
während dieser Zeit; aber waS war daS
Alles gegen das namenlose Elend von An
na's innerer Oual?
Bis zum Wahnsinn hatte sich ihre Ge
wissensangst gesteigert. Sie fluchte sich,
sie fluchte zuletzt Robert, als ihren Ver
flihrer. Aus dem zarten, sanften Wesen,
hatten Wahnsinn, Hunger und Durst, ei
ne Furie gemacht, die gegen ihn, gegen
sich rasete. Zwei bis dreimal rissen sie
sie gewaltsam vom Verdecke weg, wo sie
in die See sich stürzen wollte. Ein sol
cher Zustand konnte nicht lange bleiben.
Ihm folgte eine gänzliche Erschlaffung
und Auflösung, eine Schwäche und ein
Hinschwinden aller Kräfte, daß ihr Tod
das nächste Ereigniß war, das Robert er
wartete. Wer beschreibt seinen Zustand?
Denken Sie sich den Menschen der sein
schönstes Ziel so nahe wähnt, und sich nun
von der Höhe herabgeschleudert sieht, in
eine Hoffnungslosigkeit, die gräßlicher sich
kaum der Mcnschengeist vorstellen kann,
der jede Hoffnung verkehrt sieth, in eine
verzweifelnde Trostlosigkeit und Sie
haben ein Bild von Roberts Lage.
Oft flehete er um die einzige Gnade,
daß der Schooß der Tiefe sich aufthue,
jihn zu begraben; aber auch das Meer
"Vvillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den S 7. April, Z
schien kein Elbarmen mit den Frevlern zu
haben.
Endlich schien der Zorn deö Himmels
gestillt. Der Stulln ließ nach. Die
vom Hunger gequälten Unglücklichen stie
gen auf das Verdeck und sahen, in Wol
ken gehüllt, ein unbekanntes Eiland vor
sich liegen. Eswar Madeira.
So viel vermochten sie noch, das; sie
das Boot aussetzten, und die dein Tode
nahe Anna ausschiffen konnten. El»
frischer Trunk aus einer .Quelle,
Verschmachteten; frische herrliche fruch
te e>glückten sie und hoben wieder die Le
benskräfte; aber Ivo sie waren, das sagte
Ihnen Niemand, und Einwohner sahen
sie nicht.
Wenn aber jetzt auch Nahrung und
Trank sie erquickte, so ellag dennoch am
fünften Tage der Landung Anna ihrer
innern Qual und den Leiden des Leibes,
die Hunger und Durst und dann unge
wohnte fremde Nahrungsmittel hervor
riefen, und Robert Macham folgte ihr in
wenigen Tagen, Gott dankend, daß sein
Leben ein Ziel fand, da eS nun alles Höf
fens baar und ledig war.
Die überlebenden Seeleute begruben sie
unter einem jener merkwürdigen Drachen
bäume, an denen die Insel so reich, und
die durch ihre ungeheure Große und Um
fang in Erstaunen setzen.
Robert Macham hatte zur Buße, die
ganze Geschichte seiner Leiden und seines
Lebens kurz niedergeschrieben, uud Elif
ford gebeten es in einen Stein zu graben,
den er an seinem Grabe unter einem Kreu
ze ausstelle.
Elifford hielt getreulich, was ihm sein
Herr geboten. Er grub die Inschrift in
den Stein, e> richtete von Holz ein Kreuz
auf dem Grabe der beiden Unglücklichen,
-und stellte den Stein mit der Inschrift
! darunter.
So endete eine Begebenheit, die so oH
ich ihrer gedenke, mich tief erschüttert."
Der Eapitän schwieg, und wir saßen
! in tiefes Nachdenken versunken, an seiner
Seite.
~Noch Eins, Herr Eapitän," sagie ich
nach einer Pause. „Wie haben Sie die
Geschichte erfahren, oder vielmehr wie ist
Ihr Familienchronist und Ahnherr, der
Prior, zu dieser Kunde gelangt
„Sie haben Recht, daß Sie darnach
fragenversetzte der Eapitän. „Ich
will es Ihnen so genau berichten, als es
unser frommer Prior in seiner äußerst
naiven Weise thut.
Die Zurückgebliebenen hatten sich end
lich von den Mühseligkeiten erholt, als ein
neuer Sturm ihr, zum Wrack gewordenes
Schiff, das sie indessen bei dem Holzreich
thum der Insel auszubessern hofften, vom
Anker riß und in die See trieb.
Jetzt blieb ihnen zur Rettung nur noch
das kleine Boot, dessen sie sich zu ihrer
Landung bedient.
Die Sehnsucht, die Heimath wieder zu
sehen war indessen so groß, daß sie sich ui
diesem unsichern Fahrzeuge der See an
vertrauten nachdem sich der Sturm gelegt.
Mehrere Tage trieben sie auf dem Mee
re herum, da erblickten sie eine sich lang
hindehnende Küste. Sie landeten ; aber
es war die ungastliche Küste von Marocko
Ein Trupp der Marokkaner nimmt die
Unglücklichen gefangen und übergibt'sie,
nach den Gesetzen deS Landes, dem Bei o
der Kaiser, dessen Sklaven sie werden
müssen.
Elifford, der intelligenteste unter ihnen,
findet in dieser trostlosen Lage einen Spa
nier aus Sevilla, Juan de Morales, einen
vielerfahrenen Seemann. GleicheSSchick
sal kettet die Unglücklichen eng an einander.
Elifford theilt ihm seine Geschicke, die
Entdeckung der herrlichen Insel mit, und
regt das lebhafteste Interesse in der Seele
dieses weitgereisten, von Entdeckungen
träumenden Seefahrers durch seine Er
zählung an.
Morales erforschte Alles genau, und
prägte sich das, was ihm sein Unglücks
gefährte meldet, tief ein.
Elifford's sämmtliche Gefährten erla
gen der Sklaverei. Er allein überlebte
sie. Er, der Einzige, welcher Zeugniß ge
ben kann, von dem tragischen Ende zwei
er Menschen, die dem unabänderlichen Ge
bote himmlischer Strafgerechtigkeit erla
gen ; aber in seiner Seele war keine Hoff
nung, erlös't zu werden.
Und dennoch! Die Stunde der Erlö
sung schlug.
Do» Tancho der jüngste Prinz König
Ferdinands von Arragonien. der am 15.
Marz l !U» starb, halte bedeutende Sum
men zur Loskaufung christlicher Sklaven
in seinem Testamente vermacht.
Der vom Schmerze über den Verlust
des trefflichen Sohnes gebeugte Vater,
erkannte eS als eine heilige Pflicht, des
Sohnes letzten Willen pünktlich zu voll
ziehen.
Er sandte 1 ll!> mehrere Galeeren nach
Marocko mit ansehnlichen Geldmitteln.
Alle Sklaven wurdeu losgekauft, unter
ihnen auch Morales und Elifford.
In seliger Freude schifften sie sich auf
einer der Galeeren ein, wahrend die andre
nach Tunis eilt, die dorr unter der Peit
sche ihres TreibersSeufzenden zu befreien.
Fröhlich schifften sie durch den Ocean,
Spaniens rettender Äüste zu. Da sehen
sie eine kreuzende Flotte, werden bemerkt,
und ohne weitern Kampf aufgebracht.
Es waren Portugiesen, die das Schiff
nahmen.
In jenen Tagen lag Spanien mit Por
tugal im Hader. Der berühmte Seefah
rer und Entdecker, Gonsalva Zarco kreuz
te gerade im Mittelmeer, sah die Galeere
und hielt sie an.
Nachdem er ihr genommen, was ihm
brauchbar schien, sie selbst als ein alteö,
dürftiges Fahrzeug, aber nicht der Mühe
werth hielt sie als Prise zu behalten, ließ
!er die befreiten Sklaven frei, mit Aus
! nähme Juan 6 de Morales, dessen Talen
! le er wohl schätzen konnte.
Elifford kam glücklich in Spanien an,
!wo er so lange und von der öffentlichen
l Mildthätigkeit lebte, bis ein barmherziger
englischer Schiffscapitän ihn an Bord
nahm und an die englische Küste brachte.
! Deu d'Arset'S uud d'Oisay's durfte er
! sich nicht nahen, weil er selbst bei jener
! Eiitführuug zu sehr betheiligt war, um
! nicht wohlverdiente Strafe zu empfangen.
So blieb ihm denn nichts übrig, als
I die Familie Macham aufzusuchen und die
ser die tragische Geschichte Robert und
Anna'S mitzutheilen. Meine Vorfahren
nahmen den Vielgeprüften mit Liebe auf,
lind vernahmen von ihm die Geschichte,
die ich Ihnen erzählt. Um sein Leben
in der Stille und in frommen Büßungen
zu verleben, trat er in den Orden und in
das Kloster, dessen Priorder Ehronist un
serer Familie wurde. Dieser schrieb die
Geschichte auö Elifford's Munde auf."
„Was wurde aber auö Morales, und
wie ging's mit der Entdeckung oder besser
der Wiedel findung. Madeira'S fragte
ich weiter.
„Auch das kaun ich Ihnen, so weit ich
es aus der Geschichte der Schifffahrr und
Entdeckungen kenne, mittheilen," versetzte
der freundliche Eapitän Macham, uud
fuhr iu seiuerErzähluug fort: Don Hen
rique, der dritte Sohn König Juan des
Ersten von Portugal, war einer der geist
reichsten Männer seiner Zeit. Schon
1-115 hatte er sich bei der Eroberung von
Eeuta besonders hervorgethan. Er wur
de Großmeister des Christus Ordeus und
widmete seine ganze Kraft und Thätig
keit den Angelegenheiten dieses angesehe
nen Ritterordens, besonders dem Kampfe
gegen die Ungläubigen und andern Un
ternehmungen, welche geeignet waren, den
Glanz Portugals zu vermehren. Vor
züglich waren es die in jener Zeit so un
gemein wichtig gewordenen Entdeckungs
reisen nach den westlichen Ländern, wel
chen er, während vierzig Jahren seines
Wirkens große Sorgfalt widmete.
Er wußte die tüchtigsten Männer sei
ner Zeit an sich zu ziehen, aus ihren Er-
Laufende Nu«,wer
fahrungen seine Einsicht zu erweitern.
> In der Küstenstadt Terca-Nabel, im Kö
nigreiche Algarbie», hatte er seinen Wohn
sitz genommen, weil der schöne Hafen und
die vortreffliche Rhede, für feine Pläne
und Unternehmungen besonders geeignet
erschien. Hier war eine bewegte Welt.
Die Freigebigkeit des Prinzen lockte Phan
tasten, uud Abenteurer, kenntnißreiche
Leute und Windbeutel aller Art zu ihm.
Sein scharfes Auge schied mit einem Sil
berblicke, daS Unreine vom edlen Metalle,
und wenn diese getäuscht von hinnen schie
den, blieben jene in der Gewißheit, daß
ihnen eine Laufbahn eröffnet werde, die
sowohl ihren Wünschen, als ihren Fähig
keiten die angemessene sei.
Vorzüglich halte es Don Henrique dar
auf abgesehen, die Küste von Afrika,
das Land jener ungläubigen Unholde, die
Pomigal so viele uud so große Opfer ko
steten zu erforschen, sicherlich in der Ab
sicht, ihre HülfSquellen kennen zu leruen,
um ihnen früher oder später an das Le
ben zu können. Zugleich aber machte als
anderer Faktor sich die Wißbegierde gel
tend, die in Bezug auf fremde Länder, je
ne Zeit charaktcrisirre. In seinem Schlos
se zu Terca - Nabel, befanden sich die
Schiffsjournale aller Seefahrer, die er
habhaft werden tonnte; die besten mathe
matischen Instrumente jener Tage, und
um ihn, der nie vermählt war, sammelte
sich täglich ein Kreis der ausgezeichnetsten
Männer, die ihre Erfahrung gegenseitig
austauschten.
Durch seine Unternehmungen war man
bereits eine bedeutende Strecke an Afri
ka 6 Küste hinabgefahreu. Auf den A
zoren sammelte man Anzeichen für die
Bestätigung jener Vermuthung, die als
Lebensaufgabe Eolumbus sich vorgesetzt
hatte, zur Evidenz zu erheben. Auf den
kanarischeu Inseln war sein Stützpunkt
für die afrikanischen Entdeckungen.
Im Jahre 1-1 IL hatte eben jener Gon
salvo Zarco, der Morales an sich nahm,
als er die Galeere der befreiten Sklaven
aufbrachte, vom Wetter verschlagen, Por
to Santa, Madeira's Schwesterinsel, ent
deckt. Jene lichte Wolke, die Madeira
stets umhüllt, war auch ihm sichtbar ge
worden, allem der Aberglaube seiner See
leute hatte in ihr ein Hinderniß zu wei
ter» Entdeckungen gefunden; weil sie
Grausenhaftes in jener nickt vom Flecke
weichenden Wolke vermutheten.
Als Morales dem Gonsalva Zarcodas
mittheilte, was er auö dem Munde Elif
ford's erfahren, bebte das Herz deö küh
nen Heemanneö vor Entzücken.
Was er vermuthet, sah er vor sich be
stätigt. Hinte? jeuer gefürchteten Wol
ke lag eine reiche, große, schöne Insel.
Das war ja jetzt ohne Zweifel.
Er eilte nach Terca-Nabel mit seiner
Kunde und der Prinz war entzückt. Er
eilte nach Lissabon zu seinem Vater, ihm
das Neugewonnene kuud zu thun, und die
Absendung der Schiffe zur Entdeckung zu
betreiben.
Im Anfange des Brachmonats 1420
ging aus dem Hafen von Terca Nabel,
Gonsalvo Zarco mir Morales, den der
Prinz mir Ehren überhäufte, auf die Ent
deckung unter Segel. Wenn auch mit
Sturm und Wetter außen, und mit dem
Aberglauben und seiner Macht nach innen
bei dem Schiffsvolke kämpfend, wenn auch
durch jene hier eigenthümlich stattfinden
den Windstillen festgehalten, entdeckte er
dennoch die herrliche Insel, indem er zuerst
nach Porto Santo steuerte. Sie fanden
das Grab Macham s, nach dem das dort
angelegte Städtchen, Machico genannt
wurde, und König Johann gab der Insel
den Namen, „Madeira," das heißt Holz,
weil sie au herrlichen Wälder» reicher war,
denn irgend eine andere der bis jetzt ent«
deckten Inseln.
Eine dort gestiftete Eolonie gedieh auf
das Herrlichste, und Don Henrique ließ
Weinreben aus Eandien, und Zuckerrohr
aus Sicilieu dort anpflanzen. Von ihm
stammt der edle Madera. Füllen Sie