Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, February 20, 1849, Image 1

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    Der Liberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schuyltill Cauitties allgemeiner Anzeiger.-^
55 eAVi N g, MNN. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwel! e, iu der Süd 6reu Straße, zwticheu drr Franklin- »nd Ckr-Sum - Straße
Jahrg. R», ganze Nnm.
Sedingunqei,:—Der 1!col>--its»tc'r erscheint jeden Dienstag auf einem großen Luperial - Bogen mir schönen vettern gedruckt. Der LubscriptionS' Preis ist Sin Thaler des Jahrs, welcher >n halbjährlicher
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer iin Tarife des Jahres nicht bezahlt, dem werten Hl st) angerechnet. Für kürzere Zeit als V Monate wird kein Unterschreibet angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur
dann angenommen, wenn sie einen 'Monat vor Ablauf des Lubscriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preis ein
gerückt. llnterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die 'Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibt»-. Briefe und dergl. müssen po st fre i eingesandt werden.
Der Osterabend.
Erzählung von Wilhelm Wallher.
(Fortsetzung.)
Dann erzähle ich die ganze Wahrheit,
nd fahre fort: Dieses Verbrechen, wo
l ich durch den Grafen erst nach langem
)rangen und Verheißen gebracht worden,
at mir seitdem weder Ruhe noch Rast ge
lssen ; ich halte mich verpflichtet, Ihnen
>ein Inneres zu eröffnen, mögen die Fol
en davon Äuch meine lebenslängliche Ern
irkerung sein. Natürlicher Weise wird
ieine Verhaftung dekretirt; gleichviel,
h habe Koft und Wohnung, und da kein
Mensch an meiner Reue zweifeln wird—
enn ich stelle mich freiwillig und nach
urücklegung eines langen Weges, so
)mmt doch bald eine Vergünstigung nach
er andern! Das ist die Schattenseite!
etztdieandere —die Lichtseite! Hiermüs
n Sie nun allerdings zu Opfern bereit
>in, denn sonst .. .
Nur weiter, weiter!
Sie müssen die Bäuerin auf anständi
e Weise von hier entfernen und ihr Still
hweigen zu erkaufen suchen, und dann—
Ver auch früher, ganz wie Sie wollen—
lachen Sie es ebenso mit mir. O)er
>ollen Sie mir allein die Besorgung die-
S Geschäftes übertragen? Allerdings
equemer für Sie!
Und wenn Sie, erwiderte der Graf,
ieß alles nur zu dem Ende erfunden, um
on mir Geld zn erpressen?
Fragen Sie die Bäuerin ! sagte Wil
>n, nach dem Hut? greifend.
Gut, bevor ich auf Ihren Vorschlag
ingehe, will ich jene Frau sprechen.
Lie heißt sie, und wo werde ich sie finden ?
Sie heißt Marie Kley und wohnt in
inem Häuschen der Meierei von Urberg,
ast zwei Stunde» von hier doch Sie
ennen ja die Gegend.
Gut, noch heute Abend gehe ich.
5 Nach Ihrem Gefallen, Herr Graf, ent
gegnete Wilden. Aber, fuhr er fort, und
varf einen frechen Blick auf seinen Geg
>er, jedenfalls wäre es gut, wenn Sie
neiiren Weg bezahlten, wenigstens mit ei
nigen Thalern auf Abschlag; den Rest
Sie mitbringen, da ich ebenfalls
lach der Meierei gehe.
Wie viel wollen Sie denn überhaupt?
Nun, ich war nie unv.llig, mit tausend
Rriedrichsd'or bin ich zufrieden.
' Sind Sie toll?
Ganz und gar nicht. Aber ich sehe,
Zie können sich nicht von Ihrem Gelde
fennen. Auch gut, ich werde unterdeß
»em Amtmann einen Besuch machen. A
)ieu!
Bleiben Sie! hier sind drei Friedrichs
)'or!
Adieu, Herr Graf!
l So nehmen Sie diese zehn.
Als Abschlag auf meine Rechnung, sag
te Wilden, und steckte das Geld in die
Westentasche. Dem zufolge bekäm ich
noch, neunhundert «nd neunzig Goldstücke,
und ich rathe Ihnen, diese heute Abend
nitzubringen. Adieu, Herr Graf!
Nach einer ti.fen Verbeugung entfern
te sich der Quacksalber.
Der Mond glänzte über dem Berg
rücken. Von allen nahe und fern liegen
den Höhen stiegen Rauchsäulen auf, die
bald von den rothen Flammen der Oster
hever verscheucht wurde», während die rei
re Abendluft die Töne eines Kirchenge
anges immer Heller und feierlicher zur E
?ene hinabtrug. Wir müssen uns unter
deß nach unserem Helden umsehen, den
vir verließen, wie er in der Kalesche des
Grafen rasch dem Schlosse zurollte. Der
>unge Mann betrachtete mit einem Aus
drucke düsteren Ernstes die Umgebungen
deS 'Schlosses, und nichts verrieth an ihm
,ne Rührung oder sanfte Melancholie,
>ie uns unwillkührlich bei dem Anblicke
»iner vom Mondlicht sanft erhellten Land
chaft und der Stille der ruhenden Natur
rgreift. Cs schien, als ob er alle sanf
en Empfindungen mit Gewalt in die
j«fA« Kammer seines Herzens zurückge
drängt habe und einer Erbitterung Raum
gebe, die in dem Maße zunahm, je mehr
er sich dem Schlosse des Grafen näherte.
Hätte man nie, sagte er leise und hef
tete einen trüben Blick auf die Mauern
! des altergrauen Gebäudes, hätte man nie
das Bild meiner Kindheit vor mir aufge
' rollt, mich nie die Schauergestalt sehe»
lassen, die feindselig in die Geschicke mei
nes Lebens sich eindrängte wahrlich ich
waie glücklich, zufrieden mit dem beschei
denen Verhältnisse, zu dem mich Neigung
und die Lage der Dinge bestimmten! A
ber jetzt ?... Ich muß, wenn auch wider
strebend, ein entrissenes Recht zurückfor
dern, mich vielleicht in die Labyrinthe ei
nes langwierigen Processi drängen, ja. .
und darin? Doch vielleicht ist sein Herz
nicht ganz so, wie man es schildert, und
vielleicht gelingt es friedlichen Worten, in
ihm die Ueberzeugung seines Unrechtes
hervorzurufen. Nun, d»r Rubikon ist ü
berschritten.
! Als er die Eingangstrepp? hinaufstieg,
meldete ein Bedienter, der Graf sei vor
! einer halben Stunde auSgerilten. Seine
Gnade» wünschten aber, fuhr er fort, der
, Herr Doktor möge heute Nacht hier blei
ben.
Wie ? entgegnete der junge Mann, den
wir Alfred uennen wollen. Krank
und zu Pferde? in der Nacht?
Wenn eS ei» Geschäft gibt, so küm
mert er sich »icht um seine Gesundheit,
entgegnete der Diener und führte Alfred
durch eine Reihe Zimmer in ein freun?li
ches Ge.'.-ach. Hier sollte er für die Nacht
bleiben. Er sank auf's Sopha und dach
te über die seltsamen Umstände nach, die
ihn fast ohne sein Zuthun an einen Ort
geführt halten, den er als ein Ziel seiner
j Wanderungen betrachtete. Dieses Schloß
d.ese zierlichen Gärten und Waldungen,
die so freundlich im Mondlichte glänzten,
all die reichen Besitzungen umher —durf-
! te er nicht alles dies sein Eigen nennen?
! Und doch, wenn er einen Blick auf seinen
j Jagd rock warf, und auf die Verhältnisse,
in denen er bisher gelebt, wie weit war
- es dann, noch bis zur Anerkennung dessen
lwas ihm gebührte! Aber er war jung
und muthig, eines kräftigen Willens und
blickte, wofern nicht düstere Schatten der
Vergangenheit vor ihm aufstiegen, heiter
und frisch auf die ewig wechselnden For
men und Gestaltungen des Lebens.
Plötzlich fiel sein Auge auf ein Ge
mälde, das ihm gegenüber hing, eS war
das Bild eines reichgekleideten jungen
Mannes von etwa dreißig Jahren. Er
hatte eine auffallende Aehnlichkeit mit AU
fred, aber das Auge trug einen seltsamen
Ausdruck, himmelweit unterschieden von
dem lebenvolltn freundlichen Glänze in
dem Blicke des jungen Mannes. Es
war scharf und durchdringend und leuchte
te wie eine glühende Kohle in einem A
schenhavfen; denn die Gesichtsfarbe war
fahl und grau. Er muß es sein ! dachte
Alfred, nahm den Leuchter und trat vor
das Gemälde. In diesem Auge liegt al
les, was ein hartes Herz, einen stolzen
und menschenfeindlichen Sinn bezeichnet,
und daS Bewußtsein einer Unthat, das
bei allem Zwange nur schleckt verhüllt ist
Ja, er ist es, dieser grausame hochfahren
de und heuchlerische Mensch! Aber weß
halb hat er dieses Bild nicht in den Saal
hängen lassen, neben denen seiner Vor
fahien? Vielleicht schämt er sich in der
ehrenwerthen Gesellschast-wo ist sie denn ?
—ich will ihr einen Besuch abstatten.
Mit dem Leuchter in der Hand ging er
in's Nebenzimmer und befand sich nach
dem Oeffnen einer zweiten Thür im Saa
le, der die Ahnenbilder enthielt. Edle
Frauen, die aus einen Falken oder einen
Blumenstrauß niederlächelten ; gravitäti
sche Herren in der Allonge-Perrücke;
Damen im pyramidenförmigen Kopfputz
mit Schäfchen oder Gebetbüchern ; Her
ren zu Pferde im Jagdkleide hinter einer
Koppel Hunde, hier einige im goldgestick
ten Kammerherrn Rocke mit dem Zopf-
und zuletzt eine Reihe Gestalten, im Ge
wände der Neuzeit. Unter den letztern
"IVillig zu loben und ohne Lurchr zu tadeln."
Dienstag den Februar,
erreqte das Bild einer Frau die Aufmerk
samkeit Alfred's. Je langer er es betrach
tele, cesto mehr fesselte es ihn. Er griff
in den Busen, zog ein Medaillen heraus,
und verglich das daraufgemalte Bild, mit
dem Gemälde vor ihm; die Aehnlichkeit
beider nicht zu verkennen, und ohne
Zweifel harte die Dame zu beiden geses
sen. Der junge Mann fühlte eine un
beschreibliche Wehmut!); eine Thräne fiel
auf daS Medaillon, und als die erste Hef
tigkeit des Schmerzes entstehen war, ver
sank er in ein dufteres Nachsinnen. Aus
diesem weckte ihn plötzlich ein Laut, ein lei
ser Ailfl uf; er blickte um sich. Da st.-md
bleich und erschlocken jene Dame, die noch
> vor wenig Stunden ihm wie ein Ideal
der Schönheit und LeberiSfrische erschienen
war, hinter ihm.
Sie scheinen Antheil an diesem Gemäl
!de zu nehmen, sagte sie, sich fassend.
Entschuldigen Sie übrigens, daß ich Sie
in Ihren Betrachtungen gestört.
> Oder vielmehr aus einem Traume ge
i weckt, versetzte Alfred. Ich danke Ihnen
für diese Unterbrechung; denn es gibt
> Traume, die alle Schattenseiten unseres
LebenS malen, und nichts von den heite
ren haben.
Julie versetzte einige freundliche Worte,
erwähnte des Zusammentreffens mit dem
Baron Branden und ihr jedoch nicht, und
dann rasch,wie sie gekommen.
Geraume Zeit blickte Alfred nach der
Thür; aber sie, deren traumartige Er
scheinung ihn mit einem seltsamen, beeng
enden Gefühle erfüllt hatte, kam nicht zu
rück. Nach dem Abendessen, das man in
! sein Zimmer gebracht, legte er sich zur Nu
! he, ohne Schlummer zu finden. Seine
> Augen hafteten auf dem Blloe des Oheims
!an der Wand, dem der Moudschimmer
etwas GelsterhasteS gab. Alles Uebiige
war im Schatten, nur nicht jenes erdfah
le Gesicht, mit den stiere», und wie bren
nenden Augen. So oft er auch seine
Blicke davon abwendete, immer fühlte er
einen fast unwiederstehlichen Drang von
Neuem darnach zu sehen, als ob ein Zau-
ber in diesen Augen läge. Zuletzt fiel
ein schräger Strahl des Mondes so, daß
blos dte Augen sichtbar blieben, die gleich
"zwei Sternen in tiefer Nacht funkelten.
! Voll Entsetzen starrte er darauf hin,
und es kam ihm vor, alö wenn sie allmäh
lich in Bewegung gerieten, immer grö
ßer und brennender würden, und ihn durch
bohren wollten. Dann sah er, wie jene
Ritter aus dem Blldersaale auf wilden
Rossen heransprengten und ihre Speere
nach den Augen warfen, mit einer gin
henoen Erbitterung. Er glaubte ein
Rampfgeschrei, dann ein Wehklagen zu
hören, dann Töne eines frommen Liedes,
dann die S.ufzer eineS Sterbenden. All
mahlig wurden Tone, wie Bilder schwä
cher, Alles bildete ein buntes Ehaos und
verschwand in bleichen Duft. Er fühlte
eine milde Ruhe und merkte nicht mehr,
daß jene Erscheinung.n, durch Träume
hervorgerufen, nach und nach dahin
schwanden und ein sanfter Schlaf ihm
Ruhe und Erquickung gab.
Fast zwei Stunden vom Schlosse liegt
ein Thal, an der Nordseite von einer stei
len Anhöhe begrenzt, die auf ihren Vor
sprüngen einzelne Birken trägt, während
auf dem Gipfel, sieben oder acht Fichten,
nahe zu sammenstehend, eine Art Dach
mit riesenartigen Säulen bilden. Süd
lich ist ein Erchenwald, überragt von den
Thürmen des Klosters zu Iburg, westlich
eine Bergkette, theils mit Kiefern, theils
mit Hagebuchen überwachsen, und nach
Osten hin läuft ei» klarer Bach, zwischen
Erlengebüsch durch Wiesen, bis zum fer
nen Horizont. Ganz in der Nähe die
ses Baches, umgeben von einem Garten,
liegt ein HauS mit Strohdach, dessen
Farbe vor Alter schwarzgrau geworden ist,
hier und da wachsen auf ihm kleine Bir
ken und Disteln, die namentlich im Früh
jähre einen seltsamen Anblick gewähren,
besonders wenn zu ihren Füßen kleine
Pflanzen ihren blaufarbigen Kelch öffnen.
Das Haus liegt kaum hundert Schritte
von der Anhöhe mit den Fichten, ganz
nahe am Bache, aber fast eine Viertel
stunde von dcr nächsten Meierei, zu der es
geHort. ' Der Pachter ist in der Regel
Waldwärter und beschäftigt sich außerdem
mit dem Vcgelfange, der namentlich im
Herbste sehr ergiebig ist, wenn Schaaren
von Krammetövögel auf den Anhöhen
umherfliegen.
Es mochte gegen neun Uhr Abends
sein, als ei» Reiter sei»e Richtung nach
dem von uns beschriebenen Hause nahm.
Da der Pfad jctzt uneben wurde, so ritt
er langsam ; bis dahin mußte er aber sein
Thier häufig gespornt haben, weil dessen
breite und schwarze Brust mit Schaum
flocken wie überdeckt war. Sobald er das
Haus erblickte, stieg er ab und führte sein
Pferd am Zügel, dann und wann mit ei
ner gewissen Scheu umherseh.'nd, vielleicht
aus Furcht vor einem Angriffe; denn er
wußte, daß noch vor wenig Jahren hier
ein Raubmord an einem Kaufmanne
übt worden war. Er klopste an die
Thür, aber es kam Niemand, der ihm öff
nete. Er rief nur das Echo von der
nahen Anhöhe wiederholte seinen Ruf.
Endlich, des Wartens überdrüssig, dräng
te er mit Gewalt an die Hausthür. Sie
gab nach, und er trat langsam auf den
Flur, in dessen? Hinlergrunde noch einige
Kohlen auf dem Heerde leuchteten. Da
er mit dem Innern derartiger Wohnun
gen bekannt war, so führte er sein Pferd
an eine Krippe und band es fest, er wie
derholte sein ~Hsda," allein es blieb un
j beantwortet; nur eine Ziege meckerte aus
! einem dunkeln Winkel hervor. Ist denn
! kein Mensg) hier ? sprach er halblaut und
warf einen Späherblick nach dem Heerde
und der Kammer hinter diesem. Da kam
es ihm vor, als ob er dumpfes Stöhnen
vernehme. Er lauschte mit einer gewis
sen Angst; der Ton widerHelte sich und
mußte so glaubte er, auS der Kammer kom
men. Leise und vorsichtig öffnete er die
Thür und sah hinein ES war ein klei
nes Gemach, bald geschwärzt vc» Rauch,
der FußbolZe» vo» Lehm, die Wände mit
Kleidern, Jagd- und Fischerei-Grräth
schaften behängt, in einer Ecke ein Kü
chenschrank, worauf zwischen halb zerbro
chenen Tass.m ein Kreuz stand. Eine
mattflackernde Oellampe auf dem Tische,
erhellte nur den vordern Theil des Ge
i maches, da ein wunderlich geformter Licht
! schirm vor der Lampe, den andern Theil
i verdunkelte. In diesem Augenblicke hör
te der Fremde wiederum jenen Ton,
aber so nahe, daß er auS dem Hintergrün
de der Kammer kommen mußte, was ihn
bewog, näher zu treten. Dicht vor einem
mit Wasser angefüllten Eimer, auf den
ein schmaler Lich:streif des MondeS, aus
einer Spalte des Fensterladens fiel, knie
te eine Frau von hohem Alter, deren ha
geres, und todtenbleicheS Gesicht, nur matt
erhellt wurde vom Wiederschein der Ober
flache des Gefäßes. Ihre grauen Haare
bedeckten einen Theil des Wassers, in das
sie bald lächelnd, bald ernst hinunter sah,
ihre Hände waren gefaltet, wie zum Ge
bete ; dann und wann stöhnte sie leise auf.
Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf,
und sprach, wie jemand, der über etwas
nachsinnt, vor sich hin : Einige wollen es
um Mittag gesehen haben, wenn die Glck
ke zwölf Uhr schlägt; ich meine aber, daß
man es jetzt sehen kann, um neun Uhr o
derdoch später. Licht ist Licht, ob es vom
Monde oder der Sonne kommt; am Him
mel sieht man es, das liebe Osterlamm,
das weiß ich, und so müßte es auch mit
dem Mondlichte in den Eimer kommen.
Aber ob ich s sehen darf, das ist eine
Frage, da ich oft gesündigt, oft schwer,
leider Gottes !—Nun, Er ist ja barmher
zig, und gewiß heute, am Tage Seiner
Auferstehung und Er weiß wie oft ich
Ihn gebeten habe, mir das Osterlamm zu
zeigen. Doch Eins—ja freilich, es drückt
schwer, dies Eine....
(Fortsetzung folgt.)
Laufende Nummer 2V.
Ocffenlliche Versammlllnqcu geqeu
die Zerstückelung von Bctkö Cciunm.
Bei einer Versammlung der Bürger von Reading,
gehalten am Kasthausc von Tobias Bcrto. am Abend
des 7, Mruar, 18 t 9, wurde Heinrich RhoadS.
VSq., zum Stuhl berufen, Dr. D, Luther, H, W,
Smith, Edward M Clyincr, Jsaac Eckert, Edward
B. Z. K. Jone», John S, Richards, John N
Crmnius, John Mütter, A. Prinh, David At'Änight.
Heinrich Nagel, Wm. H Äciin, Schöner, John
B. Otto. Heinrich AnioS Weiler, Horatio
Trexler, Samuel Bremer, Newton D, Strong und
Samuel Bell, als Vicc-Prcsidcntcn, nnd Hiester Cly
mer, Dennis O'Brien, N. A, Sücollo und Carl Da
vis, als Sekretäre angestellt.
Auf Vorschlag wurden folgende Herren als Com
mittee angestellt, um Beschlüsse abzufassen, nämlich:
A M Sallade, Edw. M Elymer, I. Bell, H, H
Mühlcnberg, John Green, Hernian Beard, B. T»son
Andreas Davis, Joseph H. Spaid, A, E. Miller, Pe
ter Filbert, I. Hageman, John Allgaier, G Smith.
Sainnel Aiyers, I. N. Miltimore, Aaron Albrecht.
John L. Reisschneider, Abraham Äcrper, Wm. Schö
ner, Heinrich Welt». Keorg Zedter, Samuel Ritter.
Adam Fösig. Wm. Heinrich. Jacob Maurer, T, Hill.
I. V, Lambert, Jacob S, Edling, A, W, Kanffman,
und H, A. Mühlcnberg. die nach kurzer Abwesenheit
folgende Einleitung und Beschlüsse berichteten, welche
verlesen und einstimmig angenommen wurden.
Da die auszerordcutlichsten Anstrengungen gemacht
werden, eine Theilung von Berks Caiinty zu bewerk
stelligen, zum Nacktheil und Schaden aller seinerßür
j ger, wodnrch mir wenige Spekulanten begünstigt wer-
den würden,diein den Städtenwohnen. welche manzu
! Kerichtösihen der vorgeschlagenen neuen Cauntieö zu
machen beabsichtigt—und da eS der Zweck dieser Ver
l sammlung ist, gegen irgend eine Zerstückelung Vor
! Stellung zn thun, aus folgenden Ursachen:
Weil alle nöthigen öffentlichen Gebäude, die In
Hinsicht der Vorzügüchkeit und Schönheit nirgendwo
im Staate übertreffen werden, kürzlich zu den Kosten
von hundert und fünfzig Zausend Thi. erbauet sind;
Weil die City Reading (der GerichtSsitz) zn allen
JahrSzeiten zugangbar ist auf vorzüglichen Straszen.
wodurch Leute von den entlegensten Theilen derCaun
ty in Stand setzt, ihre Geschäfte zu verrichten und an
demselben Tage wieder nach Hause zu kommen.
Weil eine große Mehrheit der Bürger, die inner
halb den Grenzen des vorgescklagenen neuen CaunticS
wohnen, entschieden gegen die Maßregel ist —inFolge
der hohen Taigen, welche ihnen die Errichtung der nö
thigen öffentlichen Gebäude ausbürden würde; nnd
Weil die verlangten Theilungen zwanzig Taiiu
schipö abschneiden würden, so dasz die schwere Schuld,
welche die öffentlichen Gebäude verursacht haben, durch
die übrigen Taunschips, weniger alö die Hälfte der
jetzigen Gröjze des Cauntieö bezahlt werden mühten;
und
Da wir volles Vertrauen in die Ehrlichkeit u. Auf
richtigkeit der Mitglieder der Gesetzgebung haben, so
glauben wir, dafz sie, wenn ihnen eine volle und wah
re Darstellung der Thatsachen vorgelegt wird,einPro
jekt mißbilligen werden, das mit der größten Unge
rechtigkeit beladen ist, gegen beinahe alle die Bürger
des CauntieS; und
Da cs ein Vorrecht der Freimänner ist, sich
friedlich zu versammeln und ihre Reciue zu be-
Häupten, so erachten wir es als eine Pflicht, die
wir uns selbst sowohl schulden» als den Bürgern
die man von uns abzuschneiden »achter, unsere
Gesetzgeber mit den Mitteln bekannt zu machen,
welcke angewandt werden, um eine Theilung
des Caunties z» erlangen, indem wir der Mei
nung sind, daß ein Lystem von falscher Dar,
stellung, Betrug und Bestechung aufgedeckt wer
den wird, daS seines Gleichen nicht in der Ge
schichte deS Staates ist; und
Da Männer, die hohe und ehrbare Stellen
unter uns bekleiden und die sich bisher irgend
einer und allen Theilungen wiederseht haben,
jetzt, wie wir leider glauben müssen, große Geld«
summen empfangen haben, aus Erkenntlichkeit
für die Verwendung ihres Einflusses, zur Er«
langung der vorgeschlagenen Theilungen deS
Saunlies—Eine Thatsache, welche der Gesetz
gebung bekannt sein sollteund da wir es für
schicklich erachten, daß die Gesetzgebung von al
len» mit dieser Sache verbundenen Thatsachen
vollständig in Kenntniß gesetzt werden sollte—
daher
I. Beschlossen, daß unsere Mitglieder instru
irt werden, einen Beschluss anzubieten für die
Anstellung einer Eommittee, mir Autorität.für
Personen und Papiere zi, senden, um die ge
machten Beschuldigungen zu beweise,,.
Z. Beschlossen, daß wir, als Bürger dieses
Staates, das Recht haben, eine vollständigeUn
t rsuchung aller Sachcn zu verlangen, die mit
der vorgeschlagenen Theilung unsers altenEaun
kies verbunden sind, und daß wir hierdurch «r
-ne vollständ'ge Uniersuchung d.r Betrügereien,
der die Freunde der Theilung beschuldigt wer
den. achtungsvoll sorbern.
Z. Beschlossen, daß die Bürger, wohnhaft in
den Taunschips welche den neuen EauntieS ein
verleibt werden sollen, ersucht sind, ohne Verzug
öffentliche Versammlungen zu berufen, um ge
gen irgend eine Theilung des Saunries zu pro»
testiren, damit nicht >l>re Unthätigkeit als Ver
pflichtung einer solchen Maßregel ausgelegt wer
den kann.
4. Beschloss", daß die Pasfirung „ner s«