Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, February 06, 1849, Image 1

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    Der Liberale Beobachter
Und Berks, Moittgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. /
MtAÄ t N A, UtNU. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Pu>ve ll e, in der Süd Bren Straße, zwischen der Franklin- »nd Cbesnut - Straße
Jahrg. Ii», ganze Rnm. 492.
M.tdinqungen: Der Nibernle Lcobaclltcr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Luperial - Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der SubscriptionS. Preis ist Ein Tl>a l e r des Jahrs, welcher in halbjährlicher
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Der Osterabend.
Erzählung von Wilhelm Walther.
Im Süden von Osnabrück durchziehen
lehrere Hügelketten einen kleinen Länd
lich, der reich an jenen Naturschönheiten
t, von welchen der Norden Deutschlands
wenig Spuren darbietet. Wer eine
eit lang in den Haiden und Ackerfeldern
s Münsterlandes gewandert, dem wird
nbeschreiblich wohl, sobald seine Blicke
, waldumkränzten Wiesen oder an Berg
öhen, deren Gipfel und Abhänge mit
ppigem Gebüsche bedeckt sind, haften, o
?r wenn er auf einem hervorragenden
wnkte steht und von hier aus, die von
er 'Abendsonne vergoldeten Fenster des
lten Schlosses zu Iburg und die Ruinen
ner Ritterburg vor sich sieht, die auf dem
chten Hügel nach Osten liegt.
Am Oster Sonntage des Jahres 1827
, den Nachmittagsstunden, war eine
Kenge Leute auf einer Hügel Ebene die
er Gegend mit Spielen verschiedener Art
beschäftigt. Hier tanzten junge Mäd
hen in großem Kreise um eines aus ihrer
Schaar, dessen Augen verbunden waren,
vährend andere singend hin und her zo
>en; dort schlugen kleine Knaben unter
>em Gelächter ihrer Kameraden Rad und
Purzelbäume; seitwärts wandelten ern
te Frauen in ihren Festkleidern, mehr
,ach den Saatfeldern in ihrer Nähe se
iend, als nach den Spielen der Kinder zu
hren Füßen. Von allen diesen entfernt,
chlugen Männer sowohl als junge Leute,
>en Ball, und dieses Spiel bildete die
lirone der Festlichkeit. Manner mit ver
lvitterten Gesichtern, und gekrümmt von
)er Last der Jahre, andere, deren Körper
unisang, jede heftige Bewegung zur Be
schwerde machte, rannten wie roll und ihr
Alter nicht bedenkenv, nach dem Stocke,
der den Auslaufenden zum Ziele diente.
Gewöhnlich aber wurden sie von dem nach
schwirrenden Balle getroffen Die Jün
gern zeigten ihre Kraft und Gewandheit
im Schlagen nach demselben, der oft so
hoch emporschnellte, daß er nur noch wie
ein schwarzer Punkt erschien; dann war
.es Ehrensache für den am Ziele Stehen
den, ihn zu fangen ; mißlang dies, so wur
de der Ungeschickte mit einem Hohngeläch
ter und einem kräftigen Wurfe begrüßt.
.Nicht weit von einer Gruppe dieser Spie
lenden stand der alte Pastor mit seinem
und beide schauten mit unverkenn
barem Wohlbehagen, oft laut auflachend,
den Würfen zu, besonders wenn diese mit
dem Knall eines Pistolenschusses den Rük
ken eines vierschrötigen Bierwirths trafen,
der um jeden Preis, als geschickter Ball
spieler gelten wollte. Es war ein ergötz
liches Treiben, und die Sonne strahlte
heiter und warm, vom wolkenfreien Him
mel, auf das junge frische Gras, und auf
Blätter, die kaum entfaltet waren.
Mitten auf der Hügel Ebene, war ein
Holzstoß aufgerichtet, über dem eineTheer
tonne hing. Dieser sollte mit Anbruch
der Dunkelheit entzündet werden, wie es
der Brauch vorschrieb. Sobald die Fla
mmen emporschlugen, sammelte man sich um
das „Osterfeuer", und trieb Kurzweil
mancher Art. Junge Leute schlichen hin
ter die Mädchen, und machten ihnen mit
Kohle einen Schnurrbart, ehrenfeste Bür
ger wurden im Wirbel herumgedreht, und
wenn sie, losgelassen, wieder in den Kreis
traten, war ihr Gesicht so gestreift und
punktirt, wie das eines Neuseeländers.
Auf manchem Rücken dröhnte der
Plumpsack, auf mancher Wange brannte
ein Schlag, der zu anderer Zeit unfehlbar
zu einer derben Erwiederung geführt hät
te ; mancher Junge, der sonst nur verstoh
len eine Pfeife besaß, rauchte hier lustig
darauf los, weil Niemand da war, der am
Osterfeuer seine Autorität entfalten woll
te. Einige kleine Leckermäuler benutzten
die zu ihren Füßen glimmenden Kohlen,
um Kartoffeln zu braten, während Mäd
chen ihre Ostereier schälten und sich mit
Schalen warfen. Hatte man so etwa ei
ne Stunde zugebracht, dann rief plötzlich
eine Stimme: „Laßt uns singen : Chri-
stus ist auferstanden!" Und schnell reihe
te sich Einer an den Andern, und dreimal
zog man unter den Klängen des schönen
Sanges um das Feuer, feierlich durch das
Dorf nach dem Friedhofe, wo der Verstor
benen im Gebete gedacht wurde.
Doch so weit war man heute noch nicht.
Die Sonne neigte sich erst dem Untergän
ge zu, und vergoldete die lange Fenster
reihe des nahen Klosters. Aus dem Hell
grün der Kornfelder wirbelten Lerchen
zum Abendhimmel hinauf, während die
Amsel im Gebüsch zur Seite der Hügel-
Ebene ihr Lied flötete, und Schwalben ju
belnd über Wiesen zogen, die einen zarten
Blumenduft aushauchten. Es war einer
der seltenen aber köstlichen April Abende,
wo Himmel und Erde im Einklang, das
hehre Fest der Auferstehung der Natur,
und des Herrn der Natur feiern das
schöne und frohe Osterfest.
Bei einer Gruppe der Ballspielenden,
denen sich die Honoratioren des Dorfes
zugesellt, befand sich ein junger wohlaus
sehender Mann im Jagdanzuge, seinem
Dialekte zufolge, kein Bewohner dieser
Gegend. Vor Allen zeichnete er sich durch
Gewandheit im Spiele aus ; sein Schlag
trieb den Ball zu einer fast unglaublichen
Höhe; er lief blitzschnell nach dem Ziele
und wußte durch geschickte Wendungen
auch dem bestgelenkten Wuufe auszuwei
chen. Nie mißglückte ihm das Auffangen
des Balles. Sein benehmen, obwohl
anspruchlos, verrieth gleichwohl etwasFei
nes und zeugte von einer Bildung, die ihn
vor allen Mitspielern bemerkbar machte,
obgleich er, wie es schien, mit einer gewis
sen Absichtlichkeit, sich dem Benehmen sei
ner Gesellschaft anzubequemen suchte.
Keiner hatte ihn früher irgendwo gese
hen, und doch machte Niemand eine Ein
wendung noch mißbilligende Miene, als er
uneingeladen, herzutrat und nach dem
Balle schlug. Es lag in seinem Wesen
so viel Gewinnendes, daß man ihm bereit
willig einen Platz einräumte. Man nann
te ihn schlichtweg den Grünen, denn Nie
mand fragte ihn nach feinem Namen.
Unterdeß zog das heitere Durcheinan
der mehre Fremde herbei, die bisher im
Hintergrunde gestanden, namentlich einen
Herrn von vornehmen Aeußeren,drei Da
men und einen Bedienten in glänzender
Livree. Sie traten ganz nahe den Ball
schlägern und ergötzten sich bald an den
Schlangenwindungen der Ausläufer, bald
am Balle, wie er sausend durch die Luft
fuhr, besonders aber an dem dicken Bier
wirthe, der rund wie ein Faß, keuchend,
und glühend roth, nach dem Zielstocke hin
wackelte, dafür aber auch jedes Mal vom
Ballc getroffen wurde.
Die jüngste der drei Damen, deren
Schönheit aller Blicke auf sich zog, schien
eine beinah kindische Freude am Spiele
zu haben; sie trat an den Platz der Aus
laufenden, nnd beobachtete mit ihren kla
ren und freundlichen Augen jeden Wurf.
Plötzlich aber schnellte der junge Grüne,
seinen Ball auf einen, der nach der Rich
tung hinlief, wo sie ihren Stand genom
men. Hatte jener nicht scharf gezielt, o
der war er vom Neben-Manne beim Ab
schleudern gestoßen worden, genug, der
Ball schlug an den Fuß der Dame, und
so heftig, daß sie einige Schritte zurück
taumelte.
Der feine Herr, ein Baron von Bran
den, und wie das Gerücht sagte, ein Be
werber um die Hand der Getroffenen,
stürzte blitzschnell herbei, und hielt sie ei
nen Augenblick in den Armen, während
von der andern Seite, mit dem Grünen,
mehre der Spielenden herankamen.
Es hat nichts zu bedeuten, sagte die
Dame lächelnd; es ist gar nichts.
Der Baron war anderer Meinung.
Sie standen durchäus nicht auf dem' W
ege der Laufenden, Julie, entgegnete er
mit einer Heftigkeit, die mit seiner bisher
gezeigten Bonhommie recht grell contra
stirte, und der Unverschämte hat absicht
lich nach Ihnen geworfen, wie Leute sei
nes Schlages zu thun pflegen.
"TVillig zu loben und okne Furcht zu radeln."
Dienstag den «5. Februar,
Entschuldigen Sie meine Ungeschicklich- >
keit, sagte der Grüne mit einer tiefen Ver-!
Beugung zu Julie, und halten Sie sich ü
berzeugt, daß ich es innig bedaure.
Julie wollte antworten, als der Baron
ihr zuvorkam. Ich finde Ihre Entschul
digung sehr überflüssig, sagte er, und sah
zornig auf den jungen Mann; Sie ha
ben eine Ihrer Gemeinheiten gezeigt.
In diesem Augenblicke trat ein kräfti
ger alter Mann vor den Baron. Sein
Anzug, zwar altfränkisch der Form nach,
war gleichwohl von sehr feinem Stoffe;
der Stock trug einen sehr dicken Knopf
von Silber, und der Hut, in der Volks
sprache Lampe, sonst Dreimaster genannt,
den er abgenommen, war so groß, daß er
aufgesetzt, über beide Schultern herüber
ragen mußte. Sein ganzes Wesen ver
rieth den soliden Bürger; er war das Ue
berbleibsel einer Zeit, die bei aller Steif
heit und Pedanterie, so viel echtes Schrot
und Korn geliefert hat. Herr Baron,
sprach er in der derben Mundart des Lan
des, ich stand nahe bei dem Manne im grü
nen Rocke, als er warf, und ich kann Euch
versichern, daß nur die Unvorsichtigkeit der
jungen Gräfin an der Sache Schuld ist ;
denn wer so in der Richtung steht, gera
de so, wie ich jetzt stehe —hier trat er mit
einer gewissen Gravität auf den Platz der
Läufer kann leicht einen Wurf bekom
men.
Hier stand sie aber nichtMeister Braun,
entgegnete der Baron, der mit einer seit
samen Hartnäckigkeit an seiner Meinung
festhielt, sondern drei Schritte weiter.
Und Ihr scheint besser über Leinenzeug,
das Ihr verkauft, urtheilen zu können, als
über Distanzen.
Dieser Mann hat ganz Recht, Herr
von Branden, sagte Julie, indem sie an
den Arm des Barons griff; es ist sehr ü
berflüssig, über eine Kleinigkeit so viel zu
reden. Kommen Sie!
I Er kam aber nicht, sondern trat einen
Schritt vor den Grünen. Wenn sich die
Gelegenheit darbietet, werde ich Ihnen
den Wurf der Art zurückgeben, daß Sie
ihn nie vergessen sollen ; dafür stehe ich!
Mit diesen Worten, drehete er ihm den
Rücken und ging in Gesellschaft seiner
Begleiterinnen zu dem Wagen, der am
Fuße der Hügel-Ebene ihrer wartete.
Nach seiner Entfernung begann das
Spiel wieder; aber der Grüne nahm kei
nen Theil mehr daran, sondern blickte
nachdenkend auf den Raum, wo eben Ju
lie gestanden hatte.
Das Spiel nahm wieder seinen frühern
Charakter an, als ein junger Mensch in
Livree, in den Kreis trat, und uach dem
Arzt fragte.
Der Doktor, erwiederte ihm Meister
Braun gefällig, ist vor einer Stunde von
hier zu einer Kindbetterin gerufen wor
den und wird schwerlich vor Nacht zurück
kommen. Ist Euer Herr schlimmer ge
worden, Bernhard?
Daö eben nicht,entgegnete der Bedien
te ; doch verlangt er mit Ungeduld nach
dem Doktor, und Ihr wißt was seine Un
geduld sagen will.
Ich weiß es leider, antwortete der Bür
ger unter Achselzucken.
Was soll ich nun anfangen ? sagte der
Bediente. Er will durchaus den Doktor
sprechen, ich habe den Wagen mitgebracht
und darf nur mit dem Doktor zurückkom
men.
Der Grüne hatte ihrem Gespräche zu
gehört; trat näher und sagte: Wenn
Euer Herr auf der Stelle einen Arzt will,
so kann ich ihm einstweilen meine Dienste
anbieten, da ich Arzt bin.
Sind Sie ein Doktor? rief Braun ver
wundert. Ich hielt Sie für einen Stu
denten.
Ich war es, entgegnete der Grüne
lächelnd; jetzt suche ich nur noch eine
Praxis.
Ei. dann kommen Sie, Herr, fiel ihm
der Bediente in die Rede. Der Wagen
steht dort bereit.
Der Grüne nahm freundlich Abschied
von den Spielern, und ging mit dem Be
dienten zum Wagen. Wie heißt Euer
Herr? fragte er diesen, während er ein
stieg.
Graf Leberg.
Bei dieser Antwort überzog eine auf
fallende Blässe das Antlitz des jungen
Arztes. Graf Leberg! murmelte er.
Wahrlich, ein wunderbares Zusammentref
fen ! Gott wolle es zum Guten führen !
Ohne Zweifel werden Sie, setzte der
Diener nach einer Pause hinzu, während
der Wagen schnell dahinfuhr, die Tochter
des Grafen auf dem Hüge! gesehen haben.
Des Grafen Tochter?
Ja, das heißt seine Stieftochter, denn
er selbst hat keine Kinder. Fräulein Ju
lie soll den Herrn Baron von Branden
Heirathen, aber.. .
Nun?
Es hat einen Haken, fuhr der Bedien
te fort, und strich bedächtig seinen Backen
bart.
Das heißt, entgegnete der Grüne lä
chelnd, sie will ihn nicht.
Getroffen! sagte der Bediente, aber je
weniger man davon spricht, desto besser,
und ein treuer Diener muß nicht die Ge
heimnisse seiner Herrschaften offenbaren,
wenn man auch unter Fremden.. .
Ganz recht, und darum ist es sehr gut,
wenn Ihr nicht zu viel sagt, entgegnete
der Grüne. Doch eine Frage noch: wie
konnte daö Fräulein sich von ihrem kran
ken Vater so weit entfernen ? oder wußte
sie nicht, daß es schlimmer mit ihm gewor
den ?
Er ist eigentlich nicht schlimmer, als
vorher; aber die Laune, Herr, die böse
Laune! Das Fräulein ist daran gewöhnt,
und man darf ihr wohl eine Erholung
gönnen, womit ich aber nicht sagen will,
daß gerade die Gesellschaft des Herrn Ba
rons, für sie eine große Erholung ist.
Während der Wagen rasch seinem Ziele
zueilt, wollen wir uns mit dem kranken
Herrn und seinem Schlosse bekannt ma
chen. Dieses liegt in der Mitte eines
parkähnlichen Gartens, der von riesenmä
ßigen, glattgeschorenen Hecken durchschnit
ten, und auf's Sorgfältigste im Geschmak
ke Le Notre's gehalten ist. Hier und da
treibt ein Springbrunnen seinen dünnen
Wasserstrahl hoch in die Luft; auf Tei
chen mit Hängebirken umringt, segeln
Schwäne, und in den Laubgängen schrei
ten gravitätische Pfauen umher, dann und
wann ihr mißtönendes Geschrei erhebend.
(Fortsetzung folgt.)
Ungewöhnliche Operation.
Ein Deutscher in Easton, unterwarf sich
vor einigen Wochen einer schmerzhaften
Operation an seiner Nase, um eine große,
knorpliche Geschwulst auf derselben, die
sein Gesicht sehr entstellte, los zu werden.
Die Operation wurde vom Herrn Doktor
C. C. Field, vollzogen. Nachdem durch
einen Einschnitt, von der Wurzel bis zu
der Spitze der Nase, und durch Lösung der
Bedeckung, der Knorpel dieses Organs,
gänzlich blosgelegt war, wurde der über
flüssige Auswuchs, mittelst starker Messer,
Meisel, und Feilen abgenommen, die Na
se sodann in eine dem Gesichte anpassen
de Form gebracht, und der zurückgelegte
Fleisch- und Haut-Ueberzug, wieder mit
feinen Stichen und Heftpflaster über dem
Nasenbein befestigt. Der Patient hatte
einen starken Blutverlust und nicht gerin
ge Schmerzen auszuhalten, wurde aber
durch letztere nicht abgeschreckt noch durch
ersteren geschwächt, sondern ertrug die
ganze Operation mit deutschem Helden
muthe. Als die Nase wieder in Ordnung
war, betrachtete er dieselbe genau, und war
sonst damit sehr gut zufrieden, nur schien
sie ihm etwas zu lang, und nicht abge
schreckt, durch das, was er schon durchge
macht hatte, war er entschlossen, sich die
überflüssige Länge noch abnehmen zu las
sen. Wirklich unterwarf er sich einer
nochmaligen Operation, und zu seinem
I größten Vergnügen, ist diese vollständig
gelungen, die getrennten Theile haben sich
Laufende Nummer 24.
wieder schön geschlossen, und er besitzt nun,
wofür er so viel litt, und was er so sehn
lich wünschte eine schöne Nase. Die
wahre Ursache beider Operationen, soll die
Weigerung seiner Geliebten ihn zu hei
rathen, wenn er nicht seine Nase nach ih
rem Geschmacke umändern lassen wolle,
sein.
Der Fall über den Schatten.
Erzählt von Berthold Auerbach.
Von Mainz führt eine Schiffbrücke
nach Castel, auf der man auch von Eastel
herüber nach Mainz gehen kann. DaS
thaten eiues Abends zwei Gesellen, der
dicke Peter und Schambatist, (Johann
Babtist,) die etwas tief in's Glas geguckt
hatten, d. h. immer in's volle bis auf den
Grund schauten. So oft sie einen Schop
pen im großen gerippten Glase vor sich
stehen hatten, sagte der dicke Peter : „beiß
ihm den Kopf ab." Das geschah. Dar
auf wischte sich der Schambatist den
Mund ab und sagte: „reiß ihm den
Schwanz aus." Das geschah wieder, das
Unthier war verschlungen, der große Schop
Pen war leer. Fröhlichen Muthes schlen
derten endlich die Zechbrüder dahin, denn
das Trinken giebt dem Menschen auch ei
ne Brüderschaft, wenn sie anch eben nicht
lange dauert. Mond stand am Him
mel, und es wckhhls ob er die Vollen aus
lachte und ihnen >men Streich spielen
wollte. Plötzlich bleibt der Schambatist
stehen und ruft: „Halt! da ist ein Brett
herausgenommen, fall nicht in denßhein!"
Er macht nun einen tüchtigen Satz und
springt glücklich hinüber; der Peter bleibt
stille stehen, hebt bald den einen, bald den
andern Fuß, und hüpft endlich, so viel es
sein dicker Bauch erlaubt, fällt aber nie
der und schreit: O weh l Bruder zieh'
mich heraus ich lieg im Rhein! Hilf!"
Der Schambabtist hat ein mitleidig Herz
und fängt an den Peter aufzuwirbeln.
Der liegt aber nicht im Rhein, sondern so
dick als er ist, auf der Brücke. Wie er
endlich wieder auf den Beinen steht, guk
ken sich die Beiden an, und gucken wieder
das ausgezogene Brett an.
sagt der Schambat'st. und tritt hart
auf, „das ist ja gar k'in ausgezogen
Bord. (Bord heißt am Rheine ein
Brett.) Das ist ja der Schatten vom
Laternenpfahl." „Und ich hab' mir doch
meinen Fuß verstaucht," sagt der Peter,
und hinkt davon."
Daraus ist zu sehen, daß man, wenn
man seine fünf Sinne nicht beisammen
hat, auch über ein eingebildetes Hinder
niß, wie hier über einen Schatten strau
cheln, und sich beschädigen kann. Du
darfst aber, wie gesagt, auch noch etwas
anderes daraus entnehmen. Weltb.
Wieder ein Mistäk. —Robert Walker,
Polks Schatzsekretär, hat in seinem letzten
Berichte dargestellt, daß unsere Handels-
Billanz mit dem Auslande über zwei
Millionen Thaler für uns sei. Herr
Pollock, von diesem Distrikt, hat in einer
Rede im deutlich und unwider
legbar bewiesen, daß Herr Walker einen
falschen Bericht der Einfuhren und Aus
fuhren gegeben, und einen Fehler von drei
zehn Millionen Thaler gemacht hat; daß
die Handels Billanz zehn Millionen Tha
ler gegen uns ist. Die falsche Darstel
lung des Herrn Walker besteht darin, daß
er den Zoll auf die ausländischen Waaren,
welche in den öffentlichen Waarenhäu
sern aufgehäuft sind, zu den Einnahmen
gerechnet hat, während die Thatsache bei
nahe Jedermann bekannt ist, daß kein
Cent Zoll auf jene Waaren bezahlt wird,
so lange dieselben in den öffentlichen Waa
renhäusern liegen. Viele davon werden
sogar wieder nach andern Ländern ausge
schifft. Walker hat daher den Zoll auf
Waaren, die niemals in Amerika gekauft
werden, zu den Einnahmen gerechnet.
Un. Dem.
Zu den Münchhausen'schen Geschichten
aus Kalifornien, gehört auch die folgen
de : „Ein desertirter Soldat hatte einen