Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, September 05, 1848, Image 1

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    meaÄin s, VtNN. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Chesnnt ' Straße.
Jahrg. ganze Nnm. A 7«.
Bedingungen i —Der Nlberslle ZZcobilclNrr erscheint jeden Dienstag auf einen, großen Superial - Bogen mit-schönen Lettern gedruckt. Der Eubseriptions - Preis ist Ein Thaler des Jahrs, welcher in halbjäl» >!!«'. I
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden KI 5V angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monate wird kein Unterschreibe? angenommen, und etwaige Aufkündigungen werten »m
dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Subseriplions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preie e>».
gerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. Briefe und dergl. müssen postsrei eingesandt werden,
(Für de» Liberal?» Beobachter.)
Der Fischer.
Von I. W v. GSthc.
6as Wasser rausche, das Wasser schwoll,
Ein Fischer saß daran ;
Aah nach der Angel schnsuchtevoll,
Kühl bis an' 6 Herz hinein.
!lnd wie er sieht, und wie er lanscht;
Theilt sich die Fluth empor ;
llus dem bewegte» Wasser rauscht .
Ein feuchtes Weib hervor.
Nie sprach zu ihm, sie sang zu ihm :
Wae lockst Du meine Brut ?
>abt fle die liebe Sonne »iche,
Des Mondes kühler Schein.
tnd wie ste sprach, und wie sie sang,
Theilt sich die Fliity empor;
Halb zog sie ihn, halb sank er hin,
Und ward nicht mehr gesehn.
Von diesem schönen, schon längst in
Musik gesetzten Liede, erschien kürzlich Mun
term 17. Juni l. I.Z eine wohlgelnngcnc Ue
?erseyttng in der > Reading Gazette," allein
ohne des verewigten v. GSthe mit einer Svl
be zu gedenken. Möchte es dem verehrlichen
Editor der Gazette gefallen, seine» tesern ge
fälligst zn sage», daß das vo» ihm mitgetheil
te tied: eine llcherseyiiiig ?es
iiedes: Der Fischer, vo» v. Göthe sei.
P. C. 0.
Der Zweikampf.
Nach Napoleons Sturze kamen die Po
en, die bis dahin unter Frankreichs Fah
nen gedient hatten, wieder in das Vater
land zurück ; denn man dankte sie ab. weil
man ihre Ergebenheit und den Enthusias
nus für den, der sie oft zum Siege ge
führt hatte, kannte, und sie deßhalb
fürchtete.
Seit Kurzem war auch ein junger Of
ficier von den Lanciers der ehemaligen,
kaiserlichen Garde, der noch an schweren
Wunden litt, zu seiner Familie in Polen
heimgekehrt; die Hand eines der schönsten
und liebenswürdigsten Mädchen im Lande
sollte ihn für die, im Kriege erlittenen Ue
bel entschädigen, und in seiner Verlobten
fand er alle Vorzüge vereint, die ihm ei
ne Zukunft voll Glück und Freude gesichert
hätten; allein diese Aussichten voll Won
ne sollten durch eine mehr als teuflische
Bosheit vernichtet werden. Seine Ge
liebte verschwaud plötzlich, und aller Mü
he ungeachtet, tonnte man nicht erfahren,
wo sie geblieben, und was aus ihr gewor
den war.
Drei Monate verflossen unter vergebli
chen Nachforschungen ; die Eltern der jun
gen Mädchens glaubten, daß ihre Tochter
sich in ein entferntes Kloster zurückgezo
gen habe, und obgleich sie selbst untröst
lich waren, so bemühten sie sich doch, ihrem
künftigen Schwiegersohne, der durch sei
len Verlust noch mehr als sie zu leiden
schien, Muth und Hoffnung einzuflößen.
Der junge Mann war von der Liebe
seiner Braut zu sehr überzeugt, um an ih
rer Trclie zu zweifeln, und da er die Ge
fühle ihres Herzens kannte, da er wußte,
daß sie schon lange sehnsuchtsvoll ge
wünscht hatte, bald mit ihm unzertrenn
lich verbunden zu werden, so hielt er sich
auch überzeugt, daß sie das traurige Leben
in einem Kloster der glücklichen, heitern
Zukunft, der sie noch vor wenigen Tagen
so fröhlich entgegen gesehen hatte, nicht
könne vorgezogen haben. Eine fürchter
liche Vermuthung aber, die bei ihm volle
Ueberzeugung war, sagte ihm, daß ein
schändlicher Räuber sie gewaltsamer Wei
se entführt habe, uud irgendwo gefangen
halten müsse. Es gab für diesen Ver
dacht gar keine Anzeichen; allein manche
Menschen besitzen ein Ahnungsvermögen
das sie niemals täuscht.
Die Fastenzeit war da. Die andäch
tigen Polen weihen diese Zeit der Buße,
und beichten dann alle Sünden, deren sie
sich erinnern und schuldig wissen. Eine
Kammerfrau der Vermißten, deren Trau
rigkeit man einer löblichen Theilnahme
an dem Schicksale ihrer jungen Gebiete
.xin zuschrieb, fühlte sich durch ihr Gewis
sen gezwungen, dem Priester die wahre
Ursache ihres Kummers, und der Angst,
Der Liberale Lcobachter
Und Berks, Montgomery und Schuylktll Caunties allgemeiner Anzeiger.
die sie marterte, zu bekennen. Sie ge
stand, daß sie durch Gold und große Ver
heißungen von einem reichen und vorneh
men, russischen Officier, so wie auch durch
schreckliche Drohungen sei bewogen wor
den, der Tochter ihrer Herrschaft einen
Schlaftrunk einzugeben, und sie darauf,
ohne Widerstand, der Gewalt des Russen
! zu überliefern, der eidlich versprochen ha
! be, sie zu Heirathen.
Der Pnester hörte mit Schaudern die
se Erklärung. „Meine Pflicht, sagte er,
! gebietet mir, Ihr Bekenntniß nicht zu ver-
rathen; allein ich kann Ihnen keine Ab-
solution ertheilen. Wenn Sie von Gott
! Verzeihung Ihrer Missethaten erlangen
wollen, so gehen Sie sogleich hin, werfen
! Sie sich denen, die Sie grausam beleidigt
haben, zu Füßen, gestehen Sie ihr Ver
! brechen, und bemühen Sie sich, Gnade u.
Vergebung von Ihrer Herrschaft zu er
flehen ! Thun Sie Alles, damit diese ihr
Kind wieder finden; dann wird Gott durch
Ihre Reue bewogen werden, Ihnen zu
vergeben; aber wenn Sie meinen Rath
verwerfen, dann gedenken Sie der ewigen
Strafen, die Sie erwarten.
Diese Drohung wirkte kräftiger, als
oie Furcht vor den weltlichen Gesetzen und
Strafen. Das Bild der Hölle setzte das
Mädchen in Schrecken; sie befolgte das
Gebot des Priesters, aber sie wartete mit
der Erklärung ihrer Schuld, bis ihr Ver
leitet selbst gegenwärtig war. Dieser
war, nach dem Frieden, durch die Schön
heit der jungen Verlobten in das gast
freundliche Haus der Eltern gelockt wor
den. Als er fand, daß sie durch nichts in
der Liebe zu seinem beglückten Nebenbuh
ler wankend gemacht werden konnte, da
suchte er seine Wünsche und seine Eifer
sucht unter dem äußern Scheine der Gleich
gültigkeit zu verbergen. Als ihm die
Entführung gelungen war, setzte er seine
Besuche im Hause der unglücklichen El
tern mit dem größten Eifer fort, gab sich
das Ansehen der innigsten Freundschaft
und der herzlichsten Theilnahme, und ent
fernte auf diese Weise mit beispielloser
Frechheit und Heuchelei jeden Schatten
von Verdacht, der auf ihn hätte fallen
können. Wirklich hatte er sein Schlacht
opfer in ein Kloster gebracht; und dort
hatte man gewaltsam ihr Schreien um
Hülfe unterdrückt!
Wenn der Blitz in die Mitte der Ge
sellschaft eingeschlagen hätte, so hätte es
keinen größern Schrecken hervorbringen
können, als die Anklage der Kammerfrau
gegen den Russen. „Diese Elende," rief
er wüthend, das allgemeine Staunen be
nutzend, „diese Elende ist eine Betrügerin!
Wo ist der Zeuge, den sie auffordern kann ?
„Gott, von dem ich Verzeihung und
Gnade erwarte, Gott ist mein Zeuge!"
antwortete das unglückliche Mädchen, und
schwamm in Thränen. „Schwören Sie
vor'ihm, der hier gegenwärtig ist, daß Sie
unschuldig sind; und wenn Sie das wa
gen, dann möge man kein Mitleiden wei
ter mit mir haben ; dann will ich alle Ma
rkern erdulden; aber einst wird die Strafe
des Himmels Sie treffen; für Sie wird
kein Heil, keine Seligkeit sein. Denken
Sie daran!"
„Und wenn es wirklich wäre," erwie
derte er, „welch ein unverzeihliches Ver
brechen würde ich dann begangen haben?
Meiner Liebe stellten sich Hindernisse ent
gegen ; ich habe sie überwunden ! Ich bin
reich, habe durch meine Geburt und durch
meine Dienste einen hohen Rang; viele
Leute würden es sich zur Ehre schätzen,
mir ihre Tochter zu geben; bewilligen Sie
mir die Hand der Ihrigen, und Alles ist
gutgemacht."
Der polnischeOfficier, der zugegen war,
konnte sich länger nicht halten ; er zog sei
nen Säbel, und drang auf den Bösewicht
ein; doch dieser war glücklich genug, ihm
zu entfliehen.
Wie sollte der Pole Rache und Genug
thuung erlangen? Die Gesetze gewähr
ten sie ihm nicht! Sollte er einen Meu
chelmord begehen? Dieses Mittel war
zu loben und ohne Lurche zu tadeln."
Dienstag den S. September, IBAB.
schrecklich; aber diejenigen, deren Seele
durch die Beängstigungen eines unheilba
ren Schmerzes zerrissen wird, und die sich
Alles dessen auf immer beraubt sehen, was
auf Erden ihnen lieb und theuer war,wer
den einen solchen Gedanken entschuldigen.
Es gibt Lagen im menschlichen Leben, wo
auch das sanfteste Gemüth in Wuth ge
räth, und wo Derjenige, der seinen Feind
mit einem Dolche durchbohrt, weniger ver
brecherisch handelt, als Jener, der ihn durch
Arglist, Trug und kalte, berechnete Bos
heit auf das Aeußerste gereizt hat. In
diesem Aufruhr der Leidenschaften, in die
ser, immer höher steigenden Gemüthsbe
wegung, wo Zorn, Angst und Verzweif
lung in seinem Innern kämpften, wo ihm
! Alles entrissen war, was er so innig,—
und so glühend geliebt hatte, wußte er
nicht, bei welcher Furie er sich Raths erho
len sollte. Da kam ein Kosack, und brach
te ihm einen Brief, worin sein Beleidiger
ihn aufforderte, mit ihm, um die, welche
er liebte, zu kämpfen. Ein Wald, vier
Stunden von Warschau, war zum Kampf
platze bestimmt; am folgenden Morgen,
mit Anbruch des Tages, sollten beide Thei
le, sich am bezeichneten Orte einfinden ; die
Ausforderung ward mit Leidenschaft an
genommen.
Jetzt fühlte sich der polnisch Officier
ruhiger. Er konnte seine Rache in dem
Blute seines Feindes sättigen, oder auch
sterben. 801 l Verttaueu auf die Gerech
tigkeit des Himmels, erwartete er von ihr
den Sieg. Zwei seiner ehemaligen Waf
fenbrüder mußten ihn begleiten. Die
Nacht verbrachte er ohne Schlaf, um die
allzulangsamen Stunden zu zählen. Man
hatte lange vorher die Pferde gesattelt,
wohl hundert mal wurden die zerstörenden
Waffen aufgenommen und besichtigt, ob
sie auch gut seien; endlich stieg man zu
Pferde, sprengte fort, und kam an. Der
Russe war seinen Worten getreu gewesen ;
voll Ungeduld, sich zu schlagen, war er
schon vor dem bestimmten Zeitpunkte an
gelangt. Zwei Sekundanten begleiteten
ihn.
In einer Entfernung von 8 Schritten
stieß man die Säbel in die Erde. Die
Gegner, beide mit Pistolen bewaffnet, wa
ren von einander entfernt, und sollten Ei
ner gegen den Andern bis zum Ziele ge
hen ; schießen konnte Jeder nach Will
kühr. Der Russe gab zuerst Feuer, und
durchbohrte die Brust seines Feindes, die
ser verlor das Gleichgewicht, und schwank
te.
„Frohlocke nicht zu früh, Elender!"
rief der polnische Offizier; „noch habe
ich Leben genug, um dir den Tod zu ge
ben !"
Aber jener zeigte nun ganz die feige,
schändliche Verruchtheit seines Herzens;
er schwang sich auf's Pferd, brach in ein
langes, teuflisches Hohngelächter aus, und
sprengte im Galopp davon. Seine Zeu-
gen sagten voll Unwillen zu denen des
Verwundeten : Reiten Sie nach, und ver
folgen Sie ihn ! Kein Erbarmen mit die
sem unredlichen Menschen; er sei Ihnen
überlassen !" Sie verloren keinen Augen
blick, und setzten mit verhängtem Zügel
ihm nach. Bald kehrten sie mit blutigen
Säbeln zurück, und brachten ihrem ver
wundeten Freunde die Nachricht, daß der
Schändliche todt sei.
Eine Art von Wirthshaus, welches ei
nem Juden gehörte, war die, dem Kampf
platz zunächst gelegne Wohnung ; der
polnischeOffizier, welcher tödtlich verwun
det war, wurde dorthin gebracht, freilich,
nicht in der Hoffnung, ihn durch ärztliche
Hülfe zu retten, denn sie war unnütz, son
dern damit ein sanfteres Lager, als die ge
frorene Erde, ihm seinen Todeskampf we
niger schrecklich machen möchte. Ermat
tung war den Krämpfen des Schmerzes
gefolgt; er war durch einen fortwähren
den Blutverlust erschöpft, und schien we
der körperliche Schmerzen zu fühlen, noch
in geistiger Hinsicht zu leiden. Blos zwei
Namen ein geliebter und ein verabscheu
ter, kamen von Zeit zu Zeit über seine
Lippen, und dabei schien er konvulsivische
Zuckungen zu haben. So vergingen 16
Stunden, und jeder uächste Augenblick
schien der letzte seines Lebens sein zu müs
sen. Judessen ward er plötzlich durch ei
nen seltsamen Lärm, auf eine fast über
natürliche Weise, aufgeregt. Bauern, die
durch den Wald gegangen waren, hatten
den russischen Officier, auf dem Schnee
liegend, aber schrecklich verstümmelt, und
noch athmend gefunden. Sie hatten ei
nige junge Bäume abgehauen, eine Bah
re daraus gemacht, und trugen nun den
entstellten Körper bis zu dem Hause, wo
sein Gegner schon aufgenommen war.
Dieser, dessen letzten Senfzer man jeden
Augenblick erwartete, ward durch die
schmerzhaften Klagelaute geweckt; ein un
begreifliches Wahrnehmungsvermögen ließ
ihn sogleich die Stimme dessen erkennen,
der jene Jammertöne ausstieß; wie durch
Zaubergewalt kehrten ihm Kraft und
Zorn zurück. Er richtete sich auf, und
rief seinen am Bette sitzenden Freunden
zu: „Ihr habt mich betrogen! Er ist
nicht todt?" Einer von ihnen ging hin
aus, und kehrte in's Zimmer zurück, mit
den Worten : „Er ist da '. Aber in wel
chem Zustande! Wenn du ihn sähest,
würdest du ihn bemitleiden! Du mußt
nicht mehr an Rache denken!"
„Nicht mehr denken an Rache? Nicht
mehr denken an Rache ?" wiederholte der
Verwundete in einem schrecklichen Tone.
„Das sollt ihr sehen!"
Mit diesen Worten stürzte er, mit ei
nem Säbel bewaffnet, aus dem Zimmer,
lief auf seinen Feind zu, entfernte die Um
stehenden, suchte den Ort, wo das Herz
schlägt, stieß ihm den Säbel in die Brust,
stürzte nach dieser Anstrengung nieder und
war todt.
Wer sollte es aber glauben ! Der rus
sische Offizier ward, ungeachtet so vieler
Wunden, hergestellt, und lebte noch beina
he 10 Jahre nachher; allein diese Verlän
gerung seines Daseins war für ihn eine
fortlaufende Reihe unerhörter Leiden.
Sein zurückstoßender Anblick hatte fast
nichts Menschliches mehr. Er lebte ein
sam ans einem seiner Guter, das einige
Werste von Petersburg liegt, und entzog
sich den Blicken aller Menschen, selbst de
nen seiner Begleiter. Man kann nicht
sagen, von welchen Empfindungen sein
Herz gefoltert ward : gewiß mußte er aber
schwer für seine Nichtswürdigkeit büßen.
Die beiden Polen, welche Zeugen des Zwei
kampfes gewesen waren, und eine so
schreckliche Strafe an jenem vollzogen hat
ten, haben sich geflüchtet ober sind ver
bannt worden, und nicht wieder erschienen.
Das junge Mädchen aber wurde ihren
Eltern zurückgegeben.
In den Straßen von Philadelphia fin
det man zuweilen sehr werthvolle Sa
chen ; einem alten Jersey Batschelor,
Namens Lewis Waldron, widerfuhr vor
einigen Nächten ein außerordentliches Glück
am untern Ende der Spruce Straße.
Waldron ist ein fetter, blasender, poltern
der alter Kerl von zweimal fünf und
zwanzig und fünf Jahren er kam um
die Stadt zu sehen, und nachdem er sich
eine Menge kurioser Dinge angesehen hat
te bewegte er sich Abends etwa 10 Uhr
dem River zu, um etwas von der frischen
Wasserluft einzuathmen. Zust dem Ta
back-Waarenhause gegenüber, als er eben
seinen Hut abgenommen hatte, um sein
erhitztes Haupt abzukühlen kam ein
Weib, schier so fett und bauschend wie sein
eignes Selbst, und fiel ihm um den Hals
und sprach mit hysterischen Schlucksen —
„Mein Mann ! mein Gatte!—mein lang
verlorener, theurer, theurer Gatte!"
Pschu laß mich gehen, Madam muß ein
Irrthum sein," schrie Waldron, von den
Umarmungen der dicken Frau dem Er
sticken nahe ! —war mein Lebtag nicht ver
heirathet, und kann zum T—l nicht wis
! fen wie ich eine Frau haben sollte."—
' „O du barbarischer, steinherziger nichtS-
Laufende Nummer 2.
nutziger Kerl," schrie das Weib, ihn noch
fester umarmend „willst du mich nicht
kennen. Bin ich nicht vor zwei Monat
vom Mayor zu dir oerheirathet worden
—„Bei meiner Seele, Madame, ich er
innre mich keines solchen Vorfalles," sag
te Waldron, indem er sich loszuwinden
suchte. Um diese Zeit siel ein bischen
Mondschein auf das Gesicht des Weibes,
sie war häßlich wie der Satan, und Wal
dron bemüthe sich desto ängstlicher loszu
kommen. „Ich sag' Dir, ich bin nicht
dein Mann," brüllte er. Ich hatte all'
mein Lebtag noch keine Frau, und wenn
ich eine wollte, wärst du die Letzte.
Glaubst ich thät eine Frau Heirathen die
eine Nas' hat wie ein Wergelholz und ein
Maul wie ein Säueimer ?" —Der ärger
liche alte Bub wußte von seinem guten
Glück gar kein Gebrauch zu machen er
hatte gefunden, was er schon seit zwanzig
Jahr gesucht eine Frau: und ver
schmähet? diese Wohlthat, die ihm in so
nahem Bereiche stand ! Der Lärm brach
te beide Parteien in s Watschhaus und
Morgens, als die Dame Waldron's Au
gesicht bei Tageslicht schaute, sagte sie mit
bemerkbarem Unwillen, daß sie sich geirrt
habe. —Beide wurden entlassen, und Wal
drons goldene Gelegenheit zu einer bes
sern Hälfte war für immer in ven Wind.
Freie Presse.
Myst ? riö s.— Ein englischer Ofsi»
cier, der erst kürzlich von Ostindien zurück
kehrte, erzählte über das schon oft bespro»
cbene und bezweifelte Schweben der Bra»
minen in freier Luft Folgendes: „Es ist
dies Schweben ohne alle Stütze in einer
gewissen Höhe eins Kunst, die man hin u.
wieder unter den Brammen trifft, die aber
auch von den gebildeten und an die Gau
keleien der Leute gewöhnten Jndiern all
gemein bewundert und für unerklärlich ge»
halten wird. Der welcher uns dies Kunst
stück zeigte, war ein schlanker Mann von
etwa fünfzig Jahren, und wußte als wir
ihn in den Garten riefen durchaus nicht»
was wir von ihm wollten. Unter einer
Platane auf kissbestreutem Wege zeigten
wir ihm seinen Platz. Er nahm die Fu
ßbank. deren sich die Krau des Hauses be
dient halte, stellte sich darauf und ließ ein
großes Tuch über sich ausspannen, unter
welchem er gewaltig arbeitete und stöhnte-
Nach etwa fünf Minuten befahl er das
Tuch wegzunehmen, und wir sahen ihn in
der gewöhnlichen Stellung der Hindu mit
untergeschlagenen Beinen, etwa drei Fuß
vom Boden schwebend sitzen. Er ließ die
Perlen seines Rosenkranzes langsam durch
die Finger gleiten, und sah sich lächelnd
und ungezwungen nach allen Seiten um.
wenn wir ihn rings umgingen und unsere
Hunde unter ihm durchlockten. Ueber ei
ne halbe Stunde saß er so, mit uns plau
dernd. dann erklärte er. er sei müde, und
sprang wie von einer Bank herab, nahm
dankend unsere Geschenke, und ging ruhig
fort.
Sehr appetitlich?— Unter den Negern
an der Küste von Angola herrscht snach
dem Berichte eines portugiesischen Beam
ten) die grausame Sitte, bei dem Regie»
rungsatritte eines neuen Fürsten. S o bja
genannt, einen alten fetten Neger zu
schlachten, sein Fleisch mit dem Fleische ei
ner Kuh oder eines Schweines so innig zu
vermischen, daß es nicht mehr zu unter
scheiden ist. und von diesem Gerichte speist
der neue Regent mit alle seinen Vasallen.
Erst nach dieser scheußlichen Ceremonie hat
der Soba die Macht eines unbeschränkten
Despoten, der mit alle seinen Unterthanen
auf ähnliche Weise verfahren könnte.
Ein Korporal der die Gewohnheit hat
te, fast beständig zu fluchen, wurde krank,
und da er große Schmerzen hatte, so fluch
te er wieder ganz entletzlich. Ein Offizier
fragte dessen Frau, wie sich ihr Mann be
finde und ob er noch so fluche? Ach ja
antwortete die Betrübte das ist noch
sein einziger Trost