Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, June 27, 1848, Image 1

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    N t Ain A, VtNUI. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwell e, in der Süd 6ren Straße, zwischen der Franklin- und Chesnul. Straße.
Jahrg. », ga«;e Run». «««».
ed...g U"ge" : - Der Asbernle Urob.iclltrr erscheint leden Dienstag aus e.ne». großen s-uper.al - Bogen mit schönen Vettern gedruckt. Der SubscriptionS. Preis ist Ei n Tha l e r des Zahrs, welcher in halbjährige.-
«orausbezahlung erbeten wird. Wer .... Lau e des Jahres ...cht bezalK, dem werden sl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monate wird kein ttnterschreiber angenommen/ und etwaigl Au kün iqung"n we d n
dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des gesehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preis e,n.
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5o Gott will! oder die Bet
zen - Noth
Erzählung von Gustav Nieritz.
Suppe! dieses Wort erinnerte plötzlich
m Magister, daß auch er einen Magen
esitze und daß derselbe seit 24 Stunden
-seit gestern Mittag—so gut wie nichts
i verdauen bekommen hatte. Denn Ole
?ius war so gewissenhaft, jetzt täglich
ur eine Mahlzeit von seinem Roßwirthe
nzunehmen, damit, wenn er zahlungsun
ihig blieb, der Bankrott nicht zu arg
»erde. Heute hatte nun Olearius nicht
nen Dreier mehr in der Tasche, einen
Veg von vier Meilen zurückgelegt und
»ch der gnädigen Erklärung des Königs
>n gesundesten Appetit von der Welt be
>mmen. Verlangend sah er sich nach den
'aben um, welcher ihm, wie vor Zeiten
?m Propheten Elia, Brod zutragen soll
. Erst jetzt gewahrte er oben auf des
Schlosses Zinnen die große Zahl in Stein
ehauener Menschenpaare, welche, obschon
?r Nahrung wie der Kleidung entbehrend,
>ch sowohlbeleibteFormen zeigten. Schä
>ig erröthend senkte er den züchtigen
slick und vernahm in diesem Augenblicke
ne Stimme, welche in der Nähe laut
agte: „Wo ist der Mann, welcher mit
em Könige sprach ? Hier!" meldete sich
Uearius, und folgte dem Kammerhusaren
is Schloß nach, wo für ihn in einem
rächtigen, mit allerhand Hofdienern ge
iillten Zimmer ein Seitentischchen gedeckt
nd mit den ausgesuchtesten Speisen be
tzt wurde. Vergebens prorestirte der
andidat gegen die Ehre des Bedienens,
id den Kammerhusaren zum Niedersetzen
nd Mitessen ein. Dieser that seine
Schuldigkeit, trug Suppe, Rindfleisch mit
Semüse, Karpfen, Wildpret mit Gurken-
Mat auf und sorgte dafür, daß, während
)leariuö einem der Gerichte die Ehre an
hat, die altdern auf einem Kohlenbecken
)arm erhalten wurden. Dazwischen füll
e er beständig die Gläser mit Wein und
Zier und nöthigte den Essenden, Bescheid
u thun. Dieser glaubte im Paradiese zu
ein. Denn, wer in der ganzen preußi
chen Monarchie konnte sich jetzt einer eh
envolleren, prächtigeren Tafel erfreuen,
ls er, der arme Eandidat? „Wenn Lies
sen und ihre Schwester mich jetzt sehen
onnten ?" dachte er, und segnete in sei
»n Herzen seinen königlichen Wirth.
dessen Kammerhusar räumte, da Oleari
>s zum Platzen gesättigt zu sein behaup
ete, einen Teller mit Gebackenem, mit
Kirschen und Birnen ab, packte Alles in
in Papier, und schob es dem Magister
n die ungeheuern Rocktaschen. Kaum
>aß Solches geschehen, war auch schon der
Aof-Sekretär da, welcher dem Magister
ein Diplom, sein Sittenzeugniß, den Paß,
in Billet an die Beamten des Packhofes
n Berlin, fünf Schwanzdukaten und ei
len Friedrichsd'or einhändigte. Sodann
ührte er den Beschenkten hinaus vor das
Zchloß, wo ein königlicher, sechsspänniger
proviantwagen hielt, gebot dessen Len
kern den Candidaten nach Berlin zu brin
gen, aber ja kein Trinkgeld von demselben
anzunehmen. Dahin fuhr Olearius!—
Bald hatte er den Wald erreicht und den
Baum wiedergefunden, an dessen Ast er
seinen Rock aufgehängt hatte. Wieder
um überlief's ihn eiskalt, indem er be
dachte, daß des Jägers Worte doch wohl
noch hätten wahr werden können, wenn
König weniger gnädig gelaunt gewe
sen wäre. „Gott !" sprach er andächtig
in sich hinein, —„du bist immerdar gnä
dig und Launen kennst du nicht. Du hast
des Königs Herz zu meinen Gunsten
gelenkt —Dank dir dafür!" In Berlin
angelangt, begab sich Olearius sofort in
den Packhof, wo das königliche Handbil
let aus einer Hand in die andere wander
te, sehr ernste Gesichter hervorbrachte und
die Veranlassung wurde, daß Olearius die
geraubten 400 Thaler in vollgültigcn
preußschen Münzsorten gegen Quittung
stußgezahlt erhielt. Zugleich wurde ein
Schaffner beauftragt, den Magister in
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Montgomery und Schuylkitt Caunties allgemeiner Anzeiger.
den Gasthof zu begleiten, und dessen dort
in 8 Wochen aufgelaufenen Zährungsko
sten zu berichtigen, wozu jenem 24 Tha
ler mitgegeben wurden. Die Wirkungen
der königlichen Gnadensonne erstreckten
sich selbst bis auf den sonst so gestrengen
Pack Hof-Schaffner, welcher dienstwillig die
> Geldsumme in das braune Roß trug, wo
er noch nicht die Hälfte der 24 Thaler für
des Magisters achtwöchentlichen Aufent
halt zu entrichten brauchte.
Als Olearius in seinem stillen Hinter
stübchen vor den aufgezählten 400 Tha
lern stand, faltete er dankbar seine Hän
de vor der Brust. „Gott segne und er
halte den großen Friedrich —sprach er.—
Ich glaube er hätte mich noch zum Pfar
rer gemacht, hätte ich ihn darum gebeten.
War es doch, als spielte er sogar darauf
an. Allein ein williges Pferd darf man
nicht übertreiben, und für dasWeitere wird
Gott sorgen." Noch beäugelte er mit ver
gnügten Blicken den Abhub von der kö
niglichen Tafel, von welchem er bloß vier
Herzkirschen zu genießen sich erlaubte und
zwar in der Absicht, um aus den Kernen
derselben zwei Paar Körbchen zu schnitzen,
zu welchen er eben so viel vergoldete Ohr
reifen in Berlin zu kaufen beabsichtigte,
die er den beiden Schwestern zum Geschenk
mitbringen wollte. Er setzte dieses Vor
haben noch denselben Tag ins Werk, er
kaufte auch die Kammerscheine, und fuhr
am nächsten Morgen, von heißer Sehn
sucht nach der Geliebten gequält, mir der
Post nach Langensalza ab.
Wer den Zustand eines Liebenden kennt,
wird begreifen, mit welcher Ungeduld Ole
arius das Ziel seiner Reise wünschte. Auch
dieser Wunsch erfüllte sich endlich, und O
learius eilte mit schnellen Füßen dem Hau
se zu, wo sein theuerstes Erdengut weilte.
Wie freudig gedachte er Lieschen zu über
raschen ! Wie freudig von ihr empfangen
zu werden! Was hatte er für Sie und
Agathen erduldet, gelitten, gewagt! Muß
te sein Lohn nicht desto süßer werden?
Die Linke in der Rocktasche bei den Kam
merscheinen, den Ohrringen und seinem
eigenen kleinen Schatze, klinkte er dieStu
benthür auf. Ha! da saß Lieschen am
gewohnten Platze und liebreizender als je.
Mit etwas größerem Feuer, als es einem
ehrsamen Theologen eigentlich geziemte,
stürzte Olearius auf die Jungfrau zu, um
fing das höchlich betroffene Kind und woll
te einen Kuß auf den rosigen Mund drük
ken. Allein Lieschen wendete rasch den
Kopf bei Seite, streckte wie abwehrend
beide Hände aus, und sprach erröthend u.
verlegen zugleich: „Ach, Herr Magister!
wie haben Sie mich erschreckt!"
Ueber diesen mehr als kühlen Empfang
bestürzt, starrte Olearius seine Braut an,
und gewahrte jetzt, wie zwei große, ächt
goldene Ohrreifen mit einer köstlichen Pe
rle in deren Ohren funkelten, wie die Trau
erkleider gar bald einer anlockenden putz
reichen Kleidung Platz gemacht hatten.
Eben öffnete er den Mund, nach der Ur
sache dieser unverhofften Verwandlung zu
fragen, als die Thür hastig aufgerissen
wurde und durch dieselbe ein bildschöner
Mann mit klirrenden Sporen hereintrat,
und, ohne den Candidaten im Mindesten
zu beachten, Lieschen umarmte. Diese
sträubte sich zwar wieder, und erröthete
noch höher als vorhin und begleitete ihre
Abwehr mit den Worten '. „Pfui doch,
Herr Lieutenant!" Ein Menschenkenner
jedoch würde den wahren Sinn dieser Re
de, laut ihrer keineswegs unwilligen Be
tonung also übersetzt haben : „Lieber Lieu
tenant, siehst Du nicht, daß wir von ei
nem unberufenen Dritten beobachten wer
den?" —
Wirklich verstand auch der Lieutenant
den Wink sofort. Einen grimmigenßlick
auf den versteinerten Störenfried werfend,
hob er spöttisch zu Lieschen an: „Sage
mir einmal, süßes Kind, was Du mit die
ser dürren, schwarzen Vogelscheuche hier
anfangen willst?"
Und abermals zwang Lieschen ihre
"LVillig z„ loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag de» 27. Juni. IBAB.
Stirn in finstere Falten und wiederholte: i
„Pfui doch, gnädiger Herr! Es ist ja!
unser Hausgenosse, der Magister Oleari
us, der meiner Schwester Agathe in der
Woche einigemal Unterricht ertheilt."
„Er soll heute, morgen, und auch diese
ganze Woche Ferien haben —" versetzte
der Lieutenant lustig— „und gewiß wird
er mir dafür Dank wissen." Diese Wor
te begleitete eine Bewegung mit der Hand,
welche den Candidaten gehen hieß.
Sem aber schien es plötzlich vor die Ohren
und das Gesicht gefallen zu sein. Un
beweglich, mit dem Ausdrucke des tiefsten
Entsetzens starrte sein Auge auf Lieschen
hin, welche,unfähig den Blick zu ertragen
sich auf ihre Arbeit niederbückte. "Hat
der Herr mich verstanden?" fragte der
Lieutenant ernst und trat auf die schwarze
Bildsäule zu — „oder soll ich noch deutli
cher reden ?" Er zeigte auf die Thür. —
Und vernichtet schlich Olearius durch die
selbe von dannen.
Wohl war es ein gewaltiger Schreck
gewesen, als die Accisbeamten die Batzen
säcke in Beschlag genommen hatten.
Wohl hatte sein Herz in heißen Aengsten
gepocht, als er in Potsdam die Bittschrift
emporgehalten. Was war aber alles dies,
gegen den unsäglichen Schmerz, welcher
in allen Nerven wüthete, als Olearius sich
von der Heißgeliebten verleugnet sah?
Bald machte eisiger Frost seine Hand be
ben, bald schüttete ein Vulkan seine Lava
ströme über ihn aus. Bald drohte das
Herz und die Brust ihm unter den gewalt
samen Schlägen zu zerspringen, bald ruh
te es bewegungslos und todt in seiner
Höhle. Wie er hinauf in seine Woh
nung und in den Stuhl vor seinem Ar
beitstische gekommen, wie lange er schon
daselbst in stummer Verzweiflung gesessen
hatte wußte er nicht. Endlich siel ein
heißer Tropfen in seinen Nacken. Me
chanisch wendete sich sein Antlitz um, und
Agathe, seine Schülerin, barg weinend
das ihrige an dem seinen. Und sie wein
te immer lauter und schmerzlicher ob der
Schwester, der Verblendeten! Und ihre
Thränen wirkten wie das Wasser, das man
in eine Brunnenröhre von oben hinein
gießt, um den versiegten Ouell wieder zum
Fließen zu bringen. Und er schämte sich
nicht der vollen Ströme, welche sich mit
denen Agathens vereinten. So weinten
beide still, bis die heißen Tropfen die star
re Rinde vom Herzen hinweggeschmolzen
hatten, und der Rede Fluß wieder erweckt
war.
„Hier, Agathe sprach Olearius, sei
ne Taschen ausleerend hast du, was ich
euch beiden zugedacht. Diese verfaulten
Kirschen diese teigig gewordenen Bir
nen von der köngtichen Tafel wollten
sie nicht mir vorausdeuten, daß all' meine
freudigen Hoffnungen gleich wie sie ver
derben würden? Als ich diese Körbchen
aus Kirschkernen bildete und mir dabei mit
dem Federmesser tief in den linken Dau
men schnitt hätte ich da ahnen können,
daß deine Schwester zu derselben Zeit mir
einen Korb flechtete, der mein Herz ver
bluten macht? Da, nimm diese Kammer
scheine ! Die Halbschied davon gehört dir
hebe sie sorgfältig auf du wirst ih
rer einst gar sehr bedürfen, wenn deine
Schwester aus ihrem Rosentraume schreck
lich erwacht sein wird. Ha, was hat alle
meine Qualen, die ich seit 8 Wochen bis
heute erduldet habe, hervorgerufen ? Das
verfluchte Geld! Konnten wir, spreche ich
mit Hanna, des frommen Tobias Frau
- nicht auch in unserer Armuth glücklich
sein? Und wer ist diese buntschillernde
Schlange, die sich zwischen mir und Lies
chen eingeschlichen hat?"
„Es ist ein preußischer Werbeoffizier
berichtete Agathe —heißt Herr von Türk
heim und kam bald nach Ihrer Abreise
hier an, wo er sich sogleich an meine leicht
gläubige Schwester anvetterte. Ach, wie
sehr habe ich sie schon gebeten, von dem
schlechten Menschen abzulassen, der ein
Spieler von Profession sein und schon vie
le Mädchen unglücklich gemacht haben soll.
Aber tauben Ohren nur habe ich gepre
digt."
„Ja sagte Olearius gedankenvoll
—wenn schon eine Mücke ihre Schwester
am Fuße der Lampe verbrannt und in To
' deözuckungtn liegen sieht, stürzt sie sich
' doch nichts desto weniger in die fressende
> Flamme hinein. Dies das richtige Bild
der menschlichen Leidenschaften."
Nachdem Agathe ihren Lehrer wieder
verlassen hatte und der Abend mit seinem
traurigen Dunkel hereingebrochen war,
begann der Kampf von Neuem. Olearius
rang mit sich selbst, unterlag, weinte, be
tete, rang abermals, um immer wieder zu
unterliegen. Lieschen wollte sich nicht aus
seinem Herzen reißen lassen, obgleich sie
dasselbe gebrochen hatte. Vergebens trug
er die Claviatur herbei, um, wie einst Da
vid bei Saul, durch die Macht der Musik
der Leidenschaften Sturm zu stillen. Heu
te zum erstenmale siel es ihm auf, daß das
Instrument keine Töne hergab. Erfolg
los blieb der Hinblick auf der seligen Mu
tter Schattenriß und selbst die geistige Er
hebung zu Gott und dessen väterliches
Walten blieb ohne Wirkung. Erst nach
dem er in einem langen Briefe an Lies
chen sein Herz ausgeschüttet, wurde er et
was ruhiger. ' Mit sanften, aber ein
dringlichen Worten hatte er sie auf all'
die Gefahren aufmerksam gemacht, denen
sie durch die vertraute Bekanntschaft ent
gegen gehe. Von seiner Neigung und
seinen Hoffnungen schweigend, hatte er
blos ihr Wohl ins Auge gefaßt und in
diesem Sinne als bloßer Freund ermahnt
und gewarnt. Dieses Schreiben ließ er
am andern Morgen Lieschen durch ihre
Schwester zukommen, mußte aber mit tie
fem Schmerze erfahren, wie auch dieser
wohlgemeinte Schritt keine Wirkung auf
die schon Bethörte hervorbrachte, welche
geflissentlich jedem Zusammentreffen mit
ihrem vorigen Bräutigam auswich. Von
nun an ward diesem das Haus, in wel
chem der Lieutenant mehr als in dem sei
nigen war, zur Hölle, welche er daher
am frühen Morgen floh und die er erst
am Spätabende wieder betrat. Agathe
litt doppelt; sie trauerte über die Verblen
dung ihrer Schwester, wie über das Da
hinsiechen ihres theuern Lehrers, der sich
aufzureiben drohte. In dieser unheilvol
len Zeit war es, wo Olearius einen Brief
folgenden Inhalts erhielt:
„Mein lieber Magister!
Sein lobenswerthcs, gottergebenes Be
nehmen bei Eröffnung des Testaments
Seines Oheims hat Ihm die Herzen al
ler damals Anwesenden gewonnen und ist
Ursache geworden, daß ich ihn bei der Gr
äfin Koblenz in Tiefgau empfohlen habe,
welche für ihren 11jährigen Enkel einen
Hofmeister sucht. Hochdieselbe ist zwar
als ein Teufel verschrieen; allein ist Je
mand geeignet, es mit ihr aufzunehmen,
so ist Er's oder Keiner! Die Gräsin zahlt
jährlich 40 Thaler Gehalt, gibt ihm freie
Wohnung, Wäsche und den Kammerdie
ner-Tisch, will auch, falls Er einschlüge,
zum Neujahre sich nicht lumpen lassen.
Ist ihn, dieser Antrag gemnehm, so hat
Er nichts weiter zu thun, als des Ehesten
nach Tiefgau abzureisen, wo sich das Wei
tere finden wird. Sein
Berlin, wohlaffectionirter
am 4. Augustl766. Hans v. Dettwitz.
königl. preuß. Kammergerichts Präsident.
„Wie Gott will !" sprach nach dem Le
sen dieses Briefes Olearius. „Das ist
sein Finger!" Er packte ein. Was er
an Geld von Lieschen zur Reise nach Ber
lin erhalten hatte, berichtigte er von dem
Ueberreste seines kleinen Schatzes und hän
digte es Agathen ein, welche sich untröst
lich bezeigte und das Geld nicht annehmen
wollte. Noch ermahnte er das Kind, treu
der Tugend und in Versuchungen stand
haft zu bleiben, dann ging er. Unten im
Hause blieb er vor Lieschens Thür eine
Minute lang unentschlossen stehen, dann
klopfte er an, das letzte Lebewohl ihr zu
sagen. Es war von Innen zugeriegelt,
Laufende Nummer 4«.
als er, keine Antwort erhaltend, die Klin
ke bewegte.
~Wie Gott will!" sprach er fast vor
Schmerz vergehend und eilte davon. So
schwer war ihm noch kein „wie Gott will"
geworden wie. dieses.
(Fortsetzung folgt.)
5-üü-lW
Bei einem öffentlichen Examen wurde
ein Schüler gefragt: ..Wer war Pau
lus?" Als nun der Aufgerufene verlege»
war, wollte ihm der Lehrer drein helfen und
sagte: „Nur nicht verzagt! Also Paulus
war ein A A po." Schnell und freudig
rief der Schüler: „Ein Apotheker."
Unmuthig darüber rief der Examinator
einen andern Knaben vor und wollte wis
sen : was die Welt vor der Schöpfung
gewesen? Als der Junge die Frage nicht
zu beantworten wußte, ermuhligte ihn der
Lehrer, sprechend: „Besinne Dich nur. ich
hab' es Euch sa schon oft gesagt: die
Welt war vor ihrem geordnetem Zustan
de ein (5ha —„Ein Kas !" schrie der Zun
ge, dem das Wort Chaos beiläufig
einfiel.
Ein Wiener Handwerksgesell, der gu
ten Verdienst hatte, kam zu einem Maler,
um sich von ihm für seine Geliebte por
trätiren zu lassen.
„Wie wünschen Sie es? in Oel oder in
Miniatur?" fragte der Maler.
„Nix da." sagte der Geselle, „sollens mi
malen, daß mon mi um den Hals hängen
kann."
Kostspieligkeit der Kri
eg e. Die Opfer, mit welchen Frankreich
die „Civilisation seiner afrikanischen Er
oberung" erkauft, berechnet der Graf St.
Marie in seinem Werke über Algier fol
gendermaßen: Nach sehr genauen statisti
schen Angaben, welche mir vertraulich mit
getheilt worden sind, finde ich. daß seit 15
Jahren sich die durchschnittliche Sterblich,
keit der Franzosen in Algerien auf hun.
dert Mann täglich beläuft, die durch
Krankheiten oder durch feindliche Kugeln
umkommen. Dies ergiebt einen jährlichen
Verlust von 30,500 Mann ; folglich muß
Frankreich während dieses fünfzehnjähri
gen Krieges 547,500 Mann verloren ha
ben. Das Geldopfer beträgt jährlich an 5
Mill. Fr- für die Armee als Zulage zu
dem gewöhnlichen Sold, den die Truppen
in Frankreich beziehen würden; 2 Mill.
für die Flotte; 2 Mill. für bürgerliche
Beamte und Geistlichkeit; l Mill. für ge
heime Fonds, Geschenke und Verluste;
also im Ganzen 10 Mill. jährlich oder
150 Mill. für die ganze Dauer der Occu
patio!,. Dieß ist noch nicht alles, denn
man muß auch die 517.509 Umgekomme
nen in Betracht ziehen. Jeder Mann, der
in Algier gestorben ist, kann nicht weniger
als 274 Fr. gekostet haben, und man kann
annehmen, daß die Summe von 150.000.»
000 Fr. nicht den vierten Theil der wirk
lichen Kosten repräsentirt-
Vertheilung des Eigenthums. Ein
französiches Blatt enthält folgende Anek
dote : Ein Spaßvogel traf einen Land
mann. welcher Geschäfte halber auf dem
Wege nach Bordeaux war, und sagte zu
ihm,
„Was thust du hier? sie sind daran
das Land der Reichen zu vertheilen, und
es wäre besser du gingest zum Mayor und
ließest deinen Namen einschreiben für ein
Theil."
Der Landmann setzte im vollen Gallop
ab, und an der Mayors Office ankom
mend. sagte er,
„Monsieur Mayor, weil eine Länder
vertheilung stattfinden soll, so wünsche ich
die Wiese von M—, welche an meinen
Garten grenzt, zu haben. Thut meinen
Namen auf die Liste."
Der Mayor überblickte einige Papiere
und sagte.
„Du bist nicht der Erste, es hat sich
schon Jemand gemeldet der diese Wiese
verlangt, und deinen Garten obendrein."
„Meinen Garten! Meinen Garten!"
schrie der Landmann wüthend, „ich will
gehen und meine Muskete holen," und er
ging und hielt Wache Tag und Nacht ü
ber seinen Garten.
So hat es viele Menschen wie dieser
Landmann; sie wünschen das Eigenthum
Anderer zu vertheilen, das ihrige aber
hübsch zu behalten. Fr. Bote.
Ein armer, aber zufriedener Weber, in
Chicago, erbte von einem entfernten Ver
wandten in England eine bedeutendeSum
me Geldes. Als ihn die Nachricht traf,
saß er grade in seinem Kämmerchen klicke«
di klacke. und webte- Er ließ sein Schiff-