Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, April 25, 1848, Image 1

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    « r« » i n», Venn. Gedruckt „ud w« ZI r..°ld Pu,v e U cViudcr SüS «reu Straße, zwisch-n'dcr Frankliu- uud Ci'.smu - Emilie
Jährst. Hönze Nun». S.
Bedingungen: Der Albernlr IZrnil.icilttr erscheint jeden Dienstag aus eine.» großen Superial - Bogen Mit schonen Vettern gedruckt. Der ''Vreis 111 (5.,, ~ '
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Lause des ?al>res nnlu bezablt, dem werden 81 5» angerechnet. Für tnrzere Zeit als «Monate wird kein Unterschreiber '.,nd 7. "'halbjährliche,
dann angenommen, wenn s.e einen Monat vor Ablauf de 5 geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werten. Bekanntmachungen werden taiitbur anaene»»». „ n n5.V>. d! 'l'.'" >u..
gerückt. Unlerschreibern in Inesiger wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Eisend.,„gen ge, weben durch die -voit st.r Träger, auf .«osten der Unterfchreibcr Briefe und inüsl-n p ostf " °
Der des Herzogs
lTine El'j.UNimq 1
Zu jener Zeit, da in dem unglücklichen
Ztalien eingeborne Frusten mit ihren Ver
vandten oder mit Griechen, Deutschen und
Zarazenen um den Besitz manches schö
ren Landes kämpften, hatte sich gegen den
Herzog Pandulso von Benevent eine nicht
zeringe Zahl seiner Ritter und Herren
zerschworen. Doch bevor noch ihre ver
derblichen Anschlage zur Ausführung ge
angen konnten, waren sic durch die Treue
ind Wachsamkeit Melus, des vertrauten
Freundes und Rathgebers des Fürsten,
'ntdeckt worden, und der Herzog hatte
grausame Rache an den Schuldige» ge
lommen, welche ihm Leben und Herrschaft
gefährdeten.
Unter den Wenigen, denen es gelang,
feiner strafenden Hand zu entgehen, be
fand sich ber junge Ritter Tancred, der
Minder aus Feindschaft gegen seinen Herrn,
als von de» andern beredet, an ihren Pia
ne» Theil genommen hatte, nnd auch dar
in leuchtete ihm, dem weniger Schuldigen,
ein besoirderer Glücksstern, daß ihm Elisa,
seine ihm erst seit wenigen Wochen ange
traute Gattnr, auf seiner schnellen Flucht
gefolgt war. Nach langen?, angstlichem
Umherirren halten beide endlich in einer
verborgenen, waldigen Gegend in einer
Hütte eine Znflncht gefunden, den. Auf
enthalte eines schon ältlichen Paares, das
?ich spärlich von dem Errrage eines kleinen
Gntes nährte, welches Gatte und G.utin
init ihren eigenen Handen bebaueten.
Die beiden Hausbewohner hatten die bei
den Flüchtlinge willig aufgenommen, nnd
brachte» ihnen von Zeit zu Zeit anS der
fernen Stadt, was ihnen ihre Einsamkeit
beguem und erfreulich machen konnte. --
Auch schienen beide in dem selige» Henris
se ihrer selbst, de» Fürsten, die Verschal
rung und die ganze Welt vergessen zn h,i
-; ja Elisa prieS sich oft glücklich, um
dieser stillen Losgeschiedenheit willen, Ivel
che ihr den ungestörten Besitz des gelieb
ten Mannes sichelte, da im Gegentheil
nicht selten die Frauen sich in aller Älgotz:
lichkeit der reichsten und glänzendsten Ge
sellschaft unglücklich fühlen, weil die>e >h
yen gerade das ihrem Herze» theuerste
Gut, den Geliebten, streitig macht. So
>war allmählig die Zeit herangekommen,
>da sie ihrem Tancred das Pfand ihrer er
sten gegenseitigen Neigung schenken sollte,
und so glucklich sich beide Gatten in dieser
Hoffnung fühlten, so beunruhigte sie doch
zuweilen dcr Gedanke, wie wenig sie ih
rem Kinde in der Einsamkeit die gewünsch
te Erziehung würden geben können. Doch
der Ritter vertraute auch hier seinem gu
ten Glücke, das ihn wohl endlich werde bei
dem Herzoge Verzeihung sinden lassen,
oder ihm eine Gelegenheit zu sichcrerFlucht
nach anderen Gegenden darbieten.
Aber der Mensch ahndet oft nicht, in
dem er den Blick auf oen lichten
vor ihm gewendet hält, was für dunkles
Gewolke schon hinter seinem Rücken auf
gestiegen ist. So saßen auch eines Tages
Elisa und Tancred in traulichem Gesprä
che bei einander und erfreuten sich voraus
der schönen Hoffnung, deren Erfüllung
ihnen die nahe Zukunft versprach ; als der
Eigenthümer des Hauses bleich und zit
ternd zu ihnen trat, und in seiner Beäng
stigung kaum Worte finden konnte, zu
erzählen, wie ein Trupp Reiter die Höhe
zu ihnen herab komme, und, nach sei nein
ganzen Aussehen zu schließen, der eine von
diesen der Herzog selbst sein müsse; noch
glücklich sei er ihnen auf dem näher» wal
digen Pfade voraus geeilt.
Tancred zweifelte nicht, ein unglückli
cher Zufall möchte dem Fürsten sei»en ver
borgenen Aufenthalt entdeckt haben; oder
im Falle auch eine andere Ursache den
Herrn mit seinem Gefolge in diese sonst
nicht besuchte Gegend führte, so fürchtete
er, erkauirt zu werde». Elisa selbst, wel
cher ihr Zustand jetzt zu folgen nicht ge
stattete, ermunterte ihn zu schnellerFlucht,
und nachdem er auf das zärtlichste Abschied
genommen, entfloh er durch die Hinterthür
Und Gerts, Momgoincry und Scliiivlkili Lammes allgemeiner Anz^ei^
l des kleinen Hauses, mit dem Vorsatze,
I sich so lange im Dickicht deS Waldes zu
verbergen, bis er durch den getreuen Al
ten von der Entfernung der Fremden wür
den Nachricht erhalten haben. Angst und
Schrecken aber beschleunigten bei Elisa,
nachdem ihr Gatte sich entfernt hatte, die
Niederkunft; in schwerem Ringen kün
dete sich der Kreisenden die entscheidende
Stunde an.
Unter den indessen Herangenaheten be
fand sich wirklich der Herzog. Er war
gekommen sich in dieser Einsamkeit mit der
Jagd zu belustigen. Die Kühle des
bends, das schone, waldige Revier, alles
lud zur Ruhe und Behaglichkeit ein. Er
war von seinem Rosse abgestiegen; und
mit einem einzigen Begleiter, seinem Ra
the Melus, lustwandelte er durch die schat
tigeii, und doch nicht all;uverdeckten Gän
gen, zu deien Seite hier und da die klei
»en Landereien des alten Paares zersteeut
lagen. Beide waren allmählig bei dem
einsamen Hau e angekommen. Nicht ahn
dcnd, das; dieser ruhige stille Ort einem
Ve>schworenen zum Aufenthalte gedient,
ließ.'» sie sich aus eineni Rase »sitze nieder,
den Tancred unter einem schönen Baume
errichtet hatte, und von allem Ernste der
LtaatSgeschäfre abgewendet, begannen sie
ein heiteres Gespräch mit einander. Aber
bald klang der laute Schmerzensruf der
störend in die Unterhaltung,
und nnmnlhig wandte sich der Herzog zu
seinem Begleiter mit de» Worten: „Ist
denn gar auch keine ruhige Stunde mir
vergönnt, und muß überall ein Mißlaut
de» Einklang meines Daseins stören?"
Er hielt das Jammergeschrei für das einer
Bäuerin, der Bewohnerin der Hütte;
eben wellte er sich von seinem Sitze erhe
ben, als es in dem Hause wieder still ward,
aber anS dem Gebüsche in seinem Rücken
eine zwar nicht laute, aber sehr vernehm
liche Stimme dem Entrüsteten die Worte
zuflüsterte: „Du solltest dich aber viel
mehr freuen, daß dir so eben der Eidam
geboren worden!"
Dem Herzoge war erst vor wenigen
Monate» eine Tochter geboren worden.
Er fuhr erzürnt anf nnd rief seinem Ge
folge, das in einiger Ferne seines Winkes
harrte; Alle, gebot er, sollten sich durch
die Gebüsche ze>streuen, um den Freche»
aufzufinden, der es gewagt hatte, ihm die
se Worte zuzurufen. Er selbst trat in
desse» mit seinen! Begleiter auf den schat
tigen Pfaden weiter in den Wald hinein.
Aber seine Leute kamen nach langem Su
che» unvcrrtchleter Sache zurück; ma»
hatte nirgend auch nur die Spur eines
Menschen entdecken können.
Der Zorn des Herzogs sing nun a» sich
in ei» beruhigendes Nachsinne» umzuwan
deln. Es war ihm das ei» entsetzlicher
Gedanke, daß seine Tochter einmal in ei
nem niedrigen Menschen ihren Gatten fin
den solle. Aber doch erzählte er seinem
Vertrauten Beispiele aus der Geschichte,
wie oft eine solche Weissagung, die erst
Alle verlachten, spät noch auf unglaubli
che Weise ihre Erfüllung gefunden.
Melus, dessen finsterer Blick fast im
mer nur nach der Seite hingewendet war,
entgegnete seinem Herrn: ob denn das
Leben eines solchen Geschöpfes wichtig ge
nug sei, auch nur mit einem einzigen trü
be» Gedarrten den Frieden seines hohen
Gebieters zu stören, und ob nicht eben sei
ne zwei entschlossensten Diener heran nah
ten, zur Erfüllung jedes seiner Befehle
bereitwillig?
Der Herzog, der den Sinn dieser Wor
te recht wohl verstand, fühlte zwar ein
Widerstreben in seinem Innern, aber i»
seinem Unmuthe und beängstigendem
Wahne achtete er jetzt hierauf nicht. Sei
ne Diener heranwinkend, gebot er ihnen,
unten nach dem Hause beim Eingange des
Waldes zu gehen, und den Knaben, der
so eben geboren worden, aus deu Armen
seiner Mutter zu nehmen und denselben
im Dunkel des Waldes zu erwürgen ; zum
Zeichen der wohl vollbrachten Thal, soll
ten sie ihrem Herrn das Herz des Kindes
"IVillig zu und ohne Furckt zu tadeln."
Dienswg den ÄS. April,
i überbringen und dann ihre Belohnung
! empfangen. Damit wandte er sich auf
! einem andern Wege rückwärts nach dem
Walde hinaus.
Die beiden Diener richteten ohne Zö
gern ihre Schritte nach der ihnen bezeich
! neten Wohnung. Da lag Elisa auf dem
' Ruhelager, »oh malt nnd entkräftet, aber
> selig in dem Anblicke des schönen, ihr v.r
. Hellenen lindes. Mit furchtbar drohen
! de» Miene traten die beiden Bewaffneten
herein. So sehr auch die Mntter stehen
' mochte, sie nahmen, dem Gebote ihres
! Herrn getreu, daS Kind vor ihren Augen
weg, und ohne ihr nur zu gestatten, es
noch einmal an ihre Brust zu drücken, eil
ten sie mit demselben in den Wald hinein.
Als sie eine recht dunkle Stelle erreicht
halten, sprach der eine zum andern : "nun
laß uns nicht weiter gehen, und des Herrn
Wort vollbringen." Sein Gefahrte, der
das Kind aus seinen Armen trug, und
durch den Anblick dessen crweicht worden
wollte, ohne etwas zu erwiedern, weiter
! gehen. A ber der erste begann, ihn a n sei -
! nein Gewände fassend, von neuem : "was
frommt es, wenn wir noch eine Weile so
l fortwandeln? Immer dunkler bricht die
! Nacht herein, und geschehen muß endlich
doch, was der Herzog geboten hat."
> Noch stand der andere mit zögerndem
schweigen, als Beiden mit einem Male
war als ob sie einen schauerlich drohenden
Ruf durch den Wald vernahmen, den sie
zwar nicht verstanden, aber der sie doch
gänzlich in ihrem Innersten verzagt mach
te ; und als sie jetzt in einiger Entfernung
'einen Haasen erblickten, der aufrecht auf
seinen Hinterfüße» saß, und sie, wie seines
Geschickes harrend, anblickte; erlegte je
ner, welcher das Kind trug, schnell mit
seinem lagdspeere das Thier. Darauf
begann er beruhigt zu seinem rohen Ge
fährten : "hast du uichr verstanden den
Ruf? An das Kind, das von selbst im
Walde umkommen wird, sollen wir uusere
Hände nicht legen, und dem Herrn das
Herz des Haasen für daS Herz deS Kin
des überbringen."
So thaten sie; und der Herzog, der
ihr zurückgebrachtes Pfand gar nicht ein
mal eines Blickes würdigte, befahl nur,
es den Hunden vorzuwerfen, in seinem
Gemüthe beruhigt, mir dem Tode des
Kindes die Erfüllung der Weissagung un
! möglich gemacht zu haben.
Es befand sich aber unter den Herren,
die ihm in diese wenig besuchte Gegend
gefolgt ein Ritter, Namens Boso,
ein kühner und rüstiger Held, der dem
Herzoge ost auf seinen Kriegszügen Hül
fe geleistet hatte, und auch jetzt zu ihm ge
kommen war, um sich wegen eines neuen
Unternehmens mit ihm zu bespreche».
Dieser kehrte am folgenden Tage in seine
Heimath zurück, indem er quer durch den
Wald seinen Weg nahm. Von einem
einzigen Diener begleitet, trabte er froh
! lichen Muthes durch den frischen Morgen
hin, als ihm ein Geschrei, wie das
mern eines Kindes, vernehmlich wurde.
Es dünkte ihm das gar seltsam, und er
hielt sei» Roß an, die Blicke umherwen
dend, woher nur die Stimme komme
Nachdem er lange vergeblich umher gespa
> het, gewahrte er zuletzt wirklich ein Kind,
das zwischen den Zweige» des Gebüsches
fast verdeckt war.
Der Ritter war schon viele Jahre mit
! seinem Weibe vermählt, ohne daß ihm bis
jetzt seine Hoffnung wäre erfüllt und ein
Sprößling seines Stammes veiliehen wcw
den. Da gedachte er denn, der Himmel
wolle ihm hier aufanderm Wege den lan
ge ersehnten Sohn schenken. Er stieg von
seinem Rosse und trat z» dem Kinde hin.
Nachdem er es eine Weile mit freudigem
Blicke angesehen, nahm er es und über
gab es seinem Diener, demselben die sorg
samste Behutsamkeit anempfehlend. Ehe
noch der Abend sich vollkommen hernieder
gesenkt hatte, langten Ritter und Diener
mit dem Kinde zu Hause an.
Nicht wenig war die Frau des Hauses
über die seltsame Gabe erstaunt, welche ihr
, diesmal ihr Gemahl mitbrachte, und mehr
! noch als oieser, war sie über das schöne
! Kind erfreut, dem sie sogleich auf das sorg
i samste Ladung reichte. Und damit es ja
! wie ihr eigenes Kind erschiene, und von
l allen für ihren leiblichen Sohn geachtet
, werden möge, so lies; sie sich auf ihr Lager
nieder, lind hielt völlig die Wochen, als ob
>ie lelbst das Kind geboren hatte. Alle
ihre Freunde und Nachbarn freuten sich
mit ihr über die zwar späte, aber desto
schönere Erfüllung ihrer Wünsche; und
weil sie selbst das Kind wie einen lieben
Engel betrachtete, der ihr vom Himmel
gesandt worden, zum Ersätze für ihreige
neS Entbehren, so gab sie ihm den Na
me» Agnolo.
Auch lohnte der junge Agnolo die treue
Sorge seine»' Pflegeeltern reichlich. Er
war ein besonders gutes lind frommes
Kind. Zwar zuweilen angstigte den rü
stigen Boso der Gedanke, es möge eben
dieses sein stilles und beschauliches Wesen
den Knaben einmal zum Monchöleben ge
schickter inachen, als zum Heldenthume;
aber jemehr derselbe sich zum Jünglinge
ausbildete, um so mehr eiusaltete er mit
leiner Frömmigkeit eine gewaltige Kraft
der Glieder und einen hohen, zaglosen
Muth, so das; Boso wohl freudig zu sei
nem Weibe zu sprechen pflegte: „was uns
da für ei» herrliches Kleinod gespendet;
denn dieser Jüngling blühet ans, fromm
und stark, wie die Helden der Vergangen
heit, nicht wie die ruchlosen Menschen un
serer Tage."
In dieser Zeit besuchte ihu der Herzog,
und fand ein solches Wohlgefallen an dem
Jünglinge, daß er ihn an seinen Hofver
langte, damit hier Agnolo vollends alle
artige Sitte und jede Kunst der Waffen
erlernen könne. Zwar nur ungern willig
ten die Eltern in das Verlangen ihres
füistlichen Freundes; doch auch sie achte
ten es ihrem Lieblinge für vouheilhaft,
das er eine Zeitlang sich von ihnen tren
ne, um so desto schneller durch den Herzog
zu hoher Ehre und einem berühmten Na
men zu gelangen.
So zog Agnolo an den Hof des Her
zogs. Alle wcnen dem frommen, freund
lichen U'.id doch so kühnen Knaben hold,
der in jedem Waffenspiele, in Artigkeit ge
gen die Frauen, in Treue gegen seinen
Herrn und kluger Besonnenheit im Kam
pfe bald Alle hinter sich zurücklieft. Vor
allem aber neigte sich Eudoxia, die Toch
ter dtS Fürsten, zu dem schöne» Jünglin
ge hin, dem ihre Blicke folgten, wenn er
mit dem Vater auszog, und den sie zuerst
wieder aufsuchten und begrüßten unter den
Rückkehrenden. Auch Agnolo dachte wohl,
wenn er die liebliche Herzogstochter erblick
te, wie der vor allen Sterblichen glücklich
fein müsse, dem es einmal weide vergönnt
sein, sie aus der Hand ihres fürstlichen
Vaters zu empfangen; aber von ihm selbst
schien das allzuserne zu stehen, als
daß er nur <f?wagt hatte, seine Wünsche
nach demselben hin zu wenden.
Desto eifriger diente er dem Herzoge,
der ihn balv so ausgeichnete, daß dessen
finsterer Rath, Melus, ansing auf den
Jüngling eifersüchtig zu werden. Daher
war dieser auch der eiste, der mit seinen
lauernden Blicken die Liebe der schönen
Eudoria zu dem schönen Agnolo entdeckte
und es einige Male wagte, bei dem Her
zoge darauf hinzudeuten. Aber der Fürst
lachte dann nur, und nannte es ein kind
liches Spiel seiner Tochter; der kluge Ag
iwlo aber wisse wohl besser seinen Stand
zu schätzen, und wie er, so sehr ihm sein
Gebieter seine Gunst auch zugewendet ha
be, doch nie zu dessen Seite sich erheben
könne. Indessen der Herzog selbst glaub
te bald auch eine stille Neigung zu seinem
KiuLe bei seinem Lieblinge zu gewahren,
der nie freudiger war, als an den Festen
welche ihn Eudoxieu nahe brachten; und
damit er vollends als ein Verbrecher in den
Augen des Fürsten erschien, der dies
sonst vielleicht dennoch verziehen hätte
so rückte Melus mit einer Entdeckung her
vor, die zu machen es seiner tückischen Ver-
Laufende Nummer ;
jchlagenheit gelungen war. Er berichte
te nämlich seinem Herrn, daß Agnolo gar
der Sohn des.Ritters Boso nicht sei, son
dern nur ei» angenommenes Kind, das die
kinderlosen Elter» als ihr eigenes aufge
zogen ; ja wie es kaum einem Zweifel un
terliege, daß der Jüngling eben jenes Kind
sei, in welchem damals von der geheimniß
vollen stimme dem Herzoge sein zukünf
tiger Eidam verkündet worden, da nicht
blos das Alter Agnolo's aufs vollkommen
ste hiermit übereinstimme, sondern auch
der Eine von jenen zwei Diener», welche
das Kind hätten tödten sollen, bekannt
babe, dieses, ohne es zu tödten, seinem
Schicksale im Walde überlassen zu haben.
Hierdurch fühlte der Herzog nicht al
lein seinen Stolz gekränkt, einenMenschen
von niederer Geburt zu so hoher Ehre er
hoben zu haben, sondern auch sich geäng
stigt durch die Besorgniß, daß wohl am
Ende dennoch die Weissagung in Erfül
lung gehen möge. Ihn auf's Aeußerste
zu reizen, trug »och der Umstand bei, daß
man abermals die Spuren einer Ver
schwörung entdeckte und sich des Ritters
Tancred, der bei der frühern entflohen
war, bemächtigt hatte. So wußte denn,
als sie einst zur Belagerung einer feindli
che» Stadt ausgezogen waren u»d eines
Abends der Grimm des Herzogs beson
ders aufloderte, der finstre Melus seinen
Herrn >o zu leiten, daß er als seinen eige
ne» Willen und Entschluß befahl, was ihm
doch der Arge nur eingegeben hatte.
Denn, um mit einein Male des ihm nun
so gehässigen Jünglings sich zu entledi
gen ließ er seinen Rath einen Befehl an
feine Gemahlin aufzeichnen, worin er die
ser gebot, wenn ihr die Gunst ihres Ge
mahls. und ihr eigenes Leben theuer sei,
so solle sie den Ueberbringer dieses seines
unabänderlichen WillenS sogleich, wenn er
das Blatt in ihre Hände gelegt hätte, ent
haupten zu lassen ; er selbst werde bei ihr
am dritten Abende erscheinen, um sich von
der Vollziehung dieses seines fürstlichen
Willens zu überzeugen. Darunter zeich
nete er seinen Namen, und beglaubigte
diesen noch durch das Zeichen, daS er sei
ner Unterschrift mit dem Siegelringe bei
fügte, den er an seiner Hand trug,
schlich folgt.)
Wasserte l e g r a p h. — Eine neue
Art von Telegraphen vermittelst der Was
serbewegung hat Herr Jowett erfunden
und ist darauf patentirt.
Die Einrichtung ist einfach und sinn
reich ; es ist begreiflich, daß sie viel Auf
merksamkeit auf sich gezogen hat. Das
ausgestellte Modell besteht aus einer klei
ne» Röhre mit einem Stempel und Jndi
cator an jedem Ende. Eine aufrechtste
hende Platte enthält die Buchstabe» des
ganzen Alphabeths; der erste Buchstabe ist
an der einen Station an der Spitze der
Platte und an der andern am Boden.
Wenn nun ein solcher Telegraph von Lon
don nach Neu Tlork niedergelegt würde,
so würde der Jndicator am ersten Orte z.
B. den Buchstaben A an der Spitze, am
andern Orte am Boden haben, das durch
den Stempel gedrückte Wasser würde den
Buchstaben, welcher sich unten befindet,
in die Höhe treiben und umgekehrt. Wenn
der eineStempel zum Steigen wirkt,drückt
der andere herab und umgekehrt. Die
Erfindungen sind zur Zeit so wunderbarer
Natur, daß man sich wahrlich über das
Wundervollste nicht mehr wundern darf.
Natürlich ist die ganze Erfindung noch
Geheimniß, weßhalb wir außer Stande
sind, eine klare Beschreibung davo» zu
gebe». Volksbl.
Merkwürdige Erscheinung. Uhrma
cher Hotchkiß von Brooklyn, dem un
gefähr vor einem Jahre die Hirnschale
von Räubern zerschmettert wurde, ist kör
perlich wieder ganz hergestellt. Merkwür
digerweise hat er aber Alles, was er je ge
lernt, so gänzlich vergessen, daß er sogar
das Sprechen von Neuein lernen muß. (R.