Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, March 21, 1848, Image 1

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Wer iuverme Beobachter
Und Berts, Momgomery und Schuylkill Caumies allgemeiner Anzeiger.
ZK eav in s, Venn. Gedruckt Uttd herausgegeben von Arnold Puwell e, iu der Sud 6ren Straße, zwischeu der Franklin- und Cbesnut - Straße.
Jahrg. S, ganze Nnm. ÄÄ«.
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Der "schwarze Hammer."
Eine Familiengeschichte.
Nach cincr wahren Begebenheit.
Vo» Carl Lucas.
)
„Sat.. stehe mir bei!" ächzte der Ba
ron, Angstschweiß auf der Stirn. „Doch
wer mag jemals die That ahnen ? Die
ser Schreiber wird sicher für jenen Wal
ther gehalten; Walther ist demnach vor
jedermann toll; muß eingesperrt werden
und erdrosselt sich. Kann ein Verrückter
sich nicht erhängen? Wer ahnt, daß
der Schreiber entschwand, um dem Jagd
manne Platz zu machen ? Wer in des Gei
erö Namen kömmt dahinter, daß Walther
nicht toll gewesen und als solcher doch
still!>« Stumm brütete der Baron
so fort, endlich murrte er mit bebender
Lippe: „Gut, Hammer mag die That be
gehen. Gold ist die Kraft die seine Faust
bezaubert. Ich will selbst zu diesem ent
schlossensten der Schurken."
Man sieht auf wie schlaue, satanische
Weise der vornehme Bösewicht sich seines
Opfers bemächtigte. Fragte je Jemand
wo der Walther geblieben der ehemals
Forstgehülfe war, nun, er halte sich im
Wahnsinn erdrosselt. Und was wurde
doch aus dem Kelch ? Er wan
derte aus. So, so, die Menschen sehen
sich ungemein ähnlich. Damit war sicher
Alles abgethan, falls der Plan des Ba
rons gelang. Und Mißlingen konnte er
nicht, wenn die Verwechselung richtig ge
leitet wurde. Um Alles schnell und rich
tig vorzubereiten, klndcte sich der Baron
rasch an und verließ allein, mit einer schwe
ren Börse, das Schloß, zuerst der För
sterei zuschreitend.
Gutsmuth war so eben in den Forst
gegangen, meistentheils um nach Walther
auszuschauen, als Herr von Düffrng in
das Familienzimmer des Försterhau>es
trat. Therese war allein. Erschreckt
sprang sie bei dem Erscheinen des vorneh
men Gastes vom Sopha empor nnd such
te ihr reizendes aber verweintes Gesicht
vergebens zu verbergen. Sie war in ih
rem Gram, in ihren Thränen unbeschreib
lich schön!
„Meine schöne Therese, so verweint?"
fragte der Baron glühenden Blickes, darf
ein Freund nicht wissen was Ihnen diese
Perlen in ein Auge zwängt, dessen Glanz
nur bezaubern nicht tranrig machen soll ?"
„Es ist nichts, gnädiger Herr, gar
nichts!" stotterte Therese angsthaft. „Ei
ne Kinderei, ein Traum!"
„Sind Sie auch aufrichtig, mein schö
nes Kind?" schmeichelte der Versucher.
„Sie würden einem Freunde wehe thun,
der Sie so sehr werth hält, wären Sie
es nicht!"
„Ich bin Euer Gnaden für diese Theil
nahme sehr verbunden !" sammelte The
rese, nach Fassung ringend. „Wahrschein
lich wollen Sie den Vater sprechen ? er ist
in dieser Minute erst in den Forst gegan
gen, befehlen Sie, daß —
„Beileibe! lassen Sie den guten, wak
kern Mann ruhig ziehen, ein Zusammen
sein wie das jetzige läßt jedes Geschäft
vollkommen vergessen. Allein mit Ihnen ?
wer würde jemals nach einer Seele weiter
fragen?"
„Herr Baron," sagte Therese ernst,
„ich nehme Ihre galanten Redensarten
für das was sie sind, für eine Münze die
glänzt, aber nicht gelten soll ; wie man sie
Kindern zum Spiel in die Hand gibt.
Gefielen Sie sich nicht darin, mir einige
scherzende Schmeicheleien in das Gesicht
zu sagen, ich würde Sie gehorsamst um
eine Gnade bitten."
„Sprechen Sie, o sprechen Sie!"
„Können Sie Walther verzeihen? O
wir wissen wie schwer er sich gegen Euer
Gnaden vergangen!"
Der Baron horchte auf; eine momen
tane Finsterniß dunkelte auf seinen Zü
gen ; seine weiße Lippe preßte sich empor:
„Wissen Sie?" sagte er mit scharfem
Blick auf Theres?; „nun wohl, dann wer
den Sie selbst eingestehen müssen, daß ich
! es meiner Ehre schuldig bin, ihn
fen zu lassen. Der Mensch war sogar
! frech genug mir so eben in meinen Gemä
chern Trotz zu bieten. Meine Toleranz
ging so weit, ihn nichtsdestoweniger un
gehindert ziehen zu lassen. Er muß toll
sein, dieser junge Mann."
„Er ist heftig, gnädiger Herr," rief
Therese warm, aber er hat das edelste
Herz."
„Wissen Sie das so genau?" spöttelte
der Baron.
„Ganz genau "
„Sehr naiv, bei meiner Ehre. Nun,
Ihnen eine Gefälligkeit zu erweisen, will
ich Gnade für Recht ergehen lassen. Wal
ther sei sogar der Substitut und
ger Ihres Vaters, mit einer Gehaltver
mehrung von WO Thaler. Mache ich
eS so recht?"
„Gütiger, gnädiger Herr!" jubelte
Therese freudetrunken, „sagen Sie wo-
mit wir im Stande sind diese Gnadende
zeugungen nur in etwas wieder zu ver
gelten?"
„Dies können Sie leicht raunte der
Baron in das Ohr Theresens, „lieben
Sie mich ein wenig."
„Herr Baron, wie soll ich daö verste
hen ?"
„Kleines, schlankes, schelmisches Jäger
mädch.'n," süßelte der Verliebte, „ich le
ge Dir Gold und Juwelen zu Füßen.
Dienerinnen sollen in Schaaren Deines
Winkes gewältig sein. Schenke mir Dei
ne Huld, Therese und Du siehst einen
Sclaven seine Millionen zu Deinen Fü
ßen legen."
„Zurück, Ehrloser!" schrie zorn-und ver
achtungsprühend die Jungfrau; „wagst
Du es, mich durch solche Anerbietungen
zu erniedrigen?"
„Geliebte!" flehte der Baron und sank
auf ein Knie; „Geliebte, sei mein! was
ist die Welt mit ihren Genüssen ohne Dich?
Sträube Dich, ergieb Dich zur Ehre Dei
ner Jungfräulichkeit schwer, aber laß mich
nicht ganz verzweifeln!"
Lange suchte Therese nach Worten die
ihren Abscheu ausdrückten, endlich sprach
sie feierlich: „Ja, niedriger Heuchler,
zu meinen Füßen ist Deinesgleichen Platz.
Wimm're denn, ein Bettler, so lange Dir
es behagt, doch schwöre ich bei dem Grabe
meiner Mutter, ehe ein Finger Deiner
Hand mich in Unehre berührt, erschieße
ich mich." Der Baron sprang auf: „So
zittre; ich bin der Stärkere; mein sollst
Du werden, oder —" Mit dem Muthe
der Verzweiflung riß Therese ein Gewehr
von der Wand und richtete die Mündung
auf den gewaltsam vordringenden Baron.
„Tolles Geschöpf!" stotterte erblassend
der Sünder, was willst Du beginnen?"
„Dich erschießen, räumst Du uicht so
gleich das Haus!"
„Daß wirst Du uicht!" schäumte die
Antwort.
„Bei Verlust meiner dereinstigen Se
ligkeit, ich werde! Bei dem Ruf Drei
must Du aus diesen Mauern sein. Eins
Zwei " Der Baron sprang
entsetzt hinaus. Kalkbleich, athemlos,
eine Rachedürstende Hyäne stand er hun
dert Schritte von dem Försterhause und
sann : „Ich Hab's;" murmelte er tief Luft
holend, „zuerst sie ins Elend gejagt, von
der Armuth gequält soll sie auf ihren
Knien nochjum die Gewährung einer Gunst
betteln."
Kaum hatte er diese Worte zwischen
die Zähne gestoßen als Gutsmuth, der in
der Zerstreuung seines Herzens den An
schlaghammer vergessen, auf ihn stieß.
„Gut, daß Sie kommen, Förster," rief
der Baron, plötzlich freundlich, „ich bin
bei Laune und gedenke dem Contracte, der
mir den Besitz eineö so wackeren Forstman
nes sichert, noch eine Klausel beizufügen,
die Ihnen die erbetenen 6 Morgen zur
Anlage eineS Obstgartens zuerkennt. Bit
te, holen Sie ihn hierher; lassen Sie mich
nicht warten."
Mit einem Blicke feurigsten Dankes
flog der Förster in daö Haus, dann in
"willig zu loben nnd o!>ne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 21. März, RBÄB.
sein Arbeitszimmer und in wenigen Mi
nuten mit dem wichtigen Dokumente zu
seinem Prinzipal zurück.
Mit einem Lächeln satanischen Trium
phes nahm der Baron das Blakt und sag
te langsam, deutlich und jede Silbe beto
nend : „Es ist mir klar, daß meine ei
genen Diener darauf ausgehen, mich, ih
ren Wohlthäter, zu beschimpfen. Der
Schurke Walther fällt mich räuberisch an,
Ihre verrückte Tochter richtet ein gelade
nes Gewehr auf meine Brust, nur weil
ich mich herabließ mit ihr zu scherzen.
WaS sagen Sie dazu ?"
Der grade Förster, ahnend was vor
gegangen war, richtete sich männlich em
por, deutele auf seinen greisen Kopf und
entgegnete mit starker aber milder Stim
me „Scherz ausgegeben, gnädiger Herr,
gebietet Scherz einzunehmen! Meine
Tochter hat gescherzt und ich trage mit
Ehren graues Haar!"
„Sehr feierlich, mein Bester ;" spöt
telte der vornehme Mann, „schade, daß
Sie kein Komödiant geworden, einen wa
ckern Familienvater müßen Sie famos
darstellen. Der Begriff Scherz hat bei
Ihnen indeß eine horrende Ausdehnung.
Ich sage Ihnen auf Ehre, Ihre tolle
Tochter hätte mich, einer Herablassung
wegen, fast erschossen ! Nun? was sagen
Sie jetzt?" -- „Daß diese gnädige Her
ablassung solche Maßregel wahrscheinlich
nothwendig gemacht hat;" meinte der
Forstmann mit dunklem Wangenrothe und
einem festen, forschenden Blick in das Ge
sicht des Barons.
„Aberwitziger Alter! höhnte dieser;
„Du willst Dein Elend, so sollst Du eS
haben.
Wisse, ich habe Macht jede fernere An
stellung Dir unmöglich zu machen, sobald
ich Dich aus meinem Dieust jage. Die
ser Eontract war auf lebenslang geschlos
sen, er band mir die Hände, da zer
fetzt liegt er zu Deinen Füßen. Klage
mich an, wenn Du noch Beweise hast! —
Noch heute räumst Du das Haus; ich
werde Dir das pflichtgemäß auszahlen,
wozu ich gezwungen bin. Adieu, Fami
lienpapa !"
„Noch ein Wort, Herr Baron;"rief
Gutsmuth uncrschüttert.
„Nun, was beliebt?"
„Der Nichtswürdigkeit meinen Con
tract mir aus der Hand zu spielen bedurf
te es nicht, denn unter einem solchen Herrn
zu dienen kann nur entehrend sein," „Ich
werde gehen." „Ins Elend ! ins Elend !"
hohnlachte der Baron und ging im In
nern schäumend vor Wuch in den Wald,
den Pfad zu Hammers Wohnung einschla
gend.
Der Förster trat in sein HauS. Er
fand die geliebte, die einzige Tochter still,
blaß und in sich verloren auf einem Stüh
le sitzend. Kaum bemerkte sie ihn, als
sie sich ruhig erhob, seine Hand ergriff
und mit leiser aber sicherer Stimme sag
te : „Vater, Walther hat recht gesehen;
der abscheuliche Baron hat niedrige Ab
sichten. Ich bleibe um keinen Preis mehr
hier."
„Wir gehen zusammen, ja,zusammen !"
rief der Vater, sein Kind stolz an die
Brust drückend. „Schau Röschen, muß
nicht das selig verklärte Auge Deiner
Mutter auf eine Tugend herablächeln,
die heut' zu Tage seltner werden will?
Wir gehen und mit Freuden, mit Zuver
sicht auf Gott, der unö nicht verlassen
wird."
„Und wo blieb" Therese stockte;
eine Thräne rollte auf ihr Busentuch.
„Walther? meinst Du? lächelte der
Vater; nun, er wird unser gedenken und
sich wieder zu uns finden. Ein Jüngling
wie er, hält fest an seiner Liebe!
„Gewiß, gewiß!" weinte Therese, „er
hält fest an seiner Liebe."
Mit diesem tröstendenßewußtsein ging
sie muthig an die sich häufenden Geschäf
te, die Vlirch eine Ortsveränderung ge
wöhnlich bedingt werden. Der Förster
ordnete seine Rechnungen und holte dann
Leute herbei, um das Einpacken mit mög
lichster Schnelle betreiben zu helfen.
So eben trat der Baron aus Hammers
Wohnung, von diesem bis vor die Haus
thür begleitet. „Also die verlorene För
sterstelle und eine Summe von
Louisd'oren; verstanden ?" murmelte er.
„Ueberdies sind Sie ja beispiellos belei
digt."
„Das bin ich!" brummte Hammer mir
rollendem Blick; „beispiellos, ja beispiel
los soll auch meine Rache sein!"
„Punkt II Uhr?"
„Punkt 11 Uhr."
Der Baron ging. Hammer blickte ihm
lange nach, wie etwa ein Tieger seines
gleichen ; mit einem grassen, furchtbar ru
higen. abwartenden Auge, dann wog er
eine volle Börse in der Hand und brach
in ein stilles, hohnbebendes Lachen auS:
„Das nenne ich auf eine Gurgel pränu
meriren! Tag des Glücks, der Rache,
deS Reichthums Du brichst an " Er ver
schwand in sein HauS.
Der Baron eilte auf sein Schloß und
in das Zimmer, in welchem Walther noch
tief schlummernd auf dem Sopha lag.
Niemand wußte von der ferneren Existenz
desselben im Schlosse; niemand als der
Baron und Hammer Mit einem Auge
schauerlichen, unauslöschlichen Hasses be
trachtete Ersterer den bewustlosen und
wehrlosen Jüngling, dann holte er eine
lange und feste seidene Schnur herbei,
band zuerst die Beine, dann die Hände des
Schlafenden und wollte so eben den Kno
ten um die Handgelenke fester schnüren
als er erwachte. Starr, noch halb be
täubt, fast ohne Sehkraft blickte Walther
in das mattgrinsende Antlitz des Tod
feindes und gewahrend, daß er gebunden
sei, schrie er auf.
„Still, Vetter!" rief der Baron, ein
Pistol spannend, eine Kugel fährt durch
Ihr Hirn bei jedem lauten Geräusch.
Lassen wir alles Toben und reden vernünf
tig. Daß Sie der Erbe der Grafschaft
Ebertstein sind ist gewiß, eben so gewiß
meine Verpflichtung sie an Ihnen abzu
treten, aber sehr ungewiß, ob ich eS dahin
kommen lassen werde?"
„Schändlicher, löse meine Stricke!"
rief Walther mit Löwenstimme.
„Sie strengen sich vergebens an;"
spottete der Baron, „meine Dienerschaft
hat den strengsten Befehl diesen Flügel
des Schlosses nicht eher zu betreten, bis
ich es gebiete, geschehe auch was da wol
le ! Hören Sie mich vernünftig an und
Sie werden klar sehen." „So sei eS,
Schurke, ich bin in Deiner Gewalt. Diese
Bande müssen in der Hölle gewoben sein,
sie schnüren sich wie eherne Reifen um die
Gelenke, was hast Du mir zu sagen?"
„Zuvörderst will ich von Ihrer Gnade,
mir ein wenig Erbtheil zuzuwerfen, keinen
Gebrauch machen. Ich will daS Ganze
oder nichts!"
„Nimmermehr!"
„Und doch; hören Sie weiter. Ich
bin Philosoph. In Allem was lebt gibt
sich das absolute Bestreben kund für sich
selbst zu wirken. Demnach ist alles Le
bendige für sich selber da. Es macht sich
geltend, sei es auf Kosten des anderen.
ES ist sich selber ein nothwendiger Mit
telpunkt. A«s diesem alten Naturgesetz
entspringen alle Bewegungen und Zwecke
des Lebendigen. „Es will als solches
für sich wirken und existiren und muß es,
oder seine Existenz hört ganz auf. Sieg
oder Tod. Verdrängen oder verdrängt
werden ; darin liegt der Hebel alles Stre
benS. Sie wollen mich ja auch verdrän
gen ? nun, ich wiederstrebe. Ich bin,
wie es die Natur will, mein eigener Mit
telpunkt, der nur für sich selber wirkt.
Dies thue ich, indem ich Sie als das Hem
niß meines Wachsthums und Wohlseins
vernichte. Folglich?—„
„Scheusal! also mit diesen jammer
vollen Trugschlüssen willst Du deine Ver
brechen beschönigen?"
„Ich handle nach meiner Ueberzeu
gung ; wer dies thut, handelt immer recht.
Laufende Nummer s«.
Kurz, mein theurer Better, Sie entsagen
in einer Urkunde schriftlich, gegen eine
Rente von jährlich SVV Thalern allen
Ansprüchen, oder
„Oder?"
Das Achselzucken deö Barons war sehr
bezeichnend.
„Du willst mich morden elender Böse
wicht !"
„Verdrängen; verdrängen, Vetter-"
„Ich entsage nicht und erwarte mein
Schicksal," sagte Walther blaß aber fest.
„Ein ächter Ebertstein;" lächelte der
Baron, „aber was kann ich thun ? Daö
Naturgesetz gebietet, ich gehorche. Sie
haben gut geschlafen. Vetterchen ? Sie
würdigen mich keiner Antwort? Nun
wohl, bis heute Nacht haben Sie Bedenk
zeit."
„Der Richter da droben sieht in daS
Verborgene; er wird mir Kraft verleihen
und den Verbrecher treffen ob seiner
Schandthat!" sagte Walther ernst. „Ba
ron, Ihre Nähe macht mich ekeln! ent
fernen Sie sich."
„Wir bleiben beisammen, Netter. Doch
will ich Ihre andächtigen Betrachtungen
vom „Richter da droben" nicht stören.
Pfui, welcher starke Geist glaubt noch an
solche Possen. Pöbelwahn, weiter nichts.
„Dein Erwachen wird schrecklich sein
aus Deinem Wahne, der der Hölle ge
hört."
„Wohlan, ich fordere den da oben her
aus, er mag Deine Vernichtung hindern,
wenn er kann. Hast Du es gehört?"
„Er wird thun nach seinem allbarm
herzigen Nathschluß. Jetzt erhalten Sie
keine Antwort mehr." Der Jüngling
sank nach diesen Worten wieder in einen
betaubungoähnlichenZustand; wahrschein
lich weil die Gewalt des Opiums noch
nicht gebrochen war.
(Fortsetzung folgt)
Neu Orleans. den*2tt. Febr. M or d!
Am Mittwoch um 5 Uhr tövtete Hippo«
lite Lahon, ein Barbir. einen Mann Na»
mens Serre durch zwei Stiche in dem an
der Ecke von St. Louis und Exchange Al
ley gelegenen-Kaffehause des Hrn. Ra
bassa. Serre war früher im Dienste von
Lahon gewesen, zu welcher Zeit sie über
irgend etwas streitig wurden. Als Lahon
am Mittwoch Nachmittag in das Kasse-
Haus ging, folgte ihm Serre und schlug
ihn nieder, und als er sich vom Falle erhob
zog er ein Taschenmesser und stach Serre
an zwei Stellen. Die erste Wunde traf
ihn in die Brust und trennte die zweite
Rippe, die zweite erhielt er unter der
Schulter. Lahon übergab sich sogleich der
Polizei.
Während deS Gewitters am Mittwoch
Nachmittag traf der Blitz ein Haus in
Burgundystraße» zwischen Orleans und
St. Annen Straße, sowie auch eine Küche
an der entgegengesetzten Seite der Straße.
Niemand wurde jedoch beicbädigt. (Glocke
Die Insel Fago, die größte Insel deS
grünen Vorgebirges, besteht aus einer
Anhäufung vulkanischer Stoffe, die ein
unterseeischer Vulkan ausgeworfen hat-
Länger als 50 Jahre hindurch verhielt
sich dieser unsichtbare, tief in den Meeres
gründen verborgene Titan ruhig, und die
sieben Schlünde, aus denen er früher sei
nen glühenden Athem ausgeschnaubt hat
te, waren im Laufe der Jahre durch große
Felsblöcke zugedeckt worden, die bei dem
letzten Ausbrüche durch die Erschütterung
von den höher gelegenen Bergen hierher
gerollt waren. Da wurden plötzlich in
diesem Jahre die Einwohner der Insel
durch ein dönnerähnliches unterirdisches
Getöse erschreckt, und heftige Erschütte
rungen mahnten sie wieder an den alten
furchtbaren Feind.
Am Morgen des 9- April fing endlich
der Vulkan an zu glühen und unter Don«
nern. wie seit Menschengedenken nicht ge«
hört worden, Steine und glühende Lava
auszuwerfen. Wie Spielbälle wurden die
Felsen, welche die Kratermünvung anfüll'
ten in die Luft geschleudert, die LavastrH»
me fanden bald wieder ihre alten Betten
und ergossen sich, alles verheerend und zer
störend, was im Wege lag, nach dem drei
Meilen entfernten Meere, in wenigen
Stunden den größten Theil des lieblichen
Eilandes in eine öde Wüste verwandelnd.
Auch rm kleines Kirw, das einzige Opfer