Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, August 24, 1847, Image 1

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    WcKVtN g, Venn. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldP n w e II c, in der Süd 6m, Straße, zwischen dcrSranklm- m>d CbeSnul - Straße
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dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf deS Lubseriptions.Terniins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werten dankbar anacnon.men unk s.',. !' '^,
gerückt. ' Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibe.- Briefe und derql > üss-n p oft fr e ein.
Jonathan Sliek 6 Abenteuer
in Nen Bork.
Humoristische Erzählung.
'
Wie ich an Vetter Beebe s Thür kam,
zog ich den silbernen Knopf ganz leise an,
denn das Herz begann mir doch etwas zu
klopfen, so auf einmal in ein Zimmer,
ganz voll vornehmer Leute, hinein zu tre
ten ; ich zog auch meine Cravatte ein we
nig in die Höhe, und fühlte noch, ob das
Schnupftuch lang genug aus der Tasche
Sickte, ehe der Nigger die Thür aufmach
j te. Endlich kam er, und wie ich ihn frag
te : ob sie alle zu Hause wären, zeigte er
'wieder, wie früher, sein Zahnfleisch und
lsagte: „Ja, aber sie sind noch nicht ge
kommen !" Ich ging übrigens doch hin
ein und sagte: „Sieh hier, Alterchen, ich
habe das Angrinsen jetzt satt, bekümmere
du dich um das, waS dich angeht, ich bin
aber hierher gekommen, um die Swarry
zu sehen, die Mr. Beebe heute zeigen will;
k so klappe denn die verwünschten Lederlip-
pen zu und führe mich hin." —„Oh, sag
. te er, und versuchte sein Bestes ernsthaft
auszusehen, die Swarry wird im Besuchs
zimmer gehalten werden-treten Sie ein!"
Damit öffnete er mir das Zimmer und ich
trat ein; aber bei Jingo, in meinem Le
ben hab' ich so was nicht gesehen; es
glänzte genug, Einem blind zu machen;
die beiden Thüren hatten sie wieder in die
Wand hineingeschoben und eö sah aus,
' wie ein großer Tanzsaal; überdieß wa
ren noch am letzten Ende zwei große Fen
ster, die auf einen Platz hinausführten,
der natürlich wie ein Gartsn aussah.
Ich wußte gar nicht, waS ich daraus
machen sollte, denn da standen eine Men
ge Blumen und Pflanzen, die so frisch
sund grün ausschauten, als ob draußen der
vierte Juli wäre und doch fror's Stein und
Bein; ich ging also durch s Zimmer und
steckte meinen Kopf aus dem Fenster, aber
wahrhaftig, da war ein kleiner Raum voll
Büsche und Rosen, alle auf Bänken auf
gestellt, und drüber hin ein ordentliches
Glasdach und mächtig große Fenster an
den Seiten, an denen dünne Reben und
Schlingpflanzen herunterhingen, während
ein Baum, ganz voll von gelben, großen
Dingern, die fast wie Orangen aussahen,
gerade in der Mitte stand. Fünf oder
sechs Käfige mit kleinen, gelben Vögeln
.hingen zwischen den Büschen herum und
gerade hinter einem Baum stand eine
marmorne Frau und hielt eine marmorne
Weintraube in die Höhe, um die eine
Menge ganz natürlicher, grüner Blätter
herumgewachsen waren. Eö schaute sich
unmenschlich schön an, aber ich geb' Euch
mein Wort, es wurde mir ganz sonderbar
zu Muthe; wie ich sie so, ohne auch nur
einen einzigen Lumpen zur Bedeckung,
zwischen den Büschen da stehen sah; ich
schämte mich ordentlich, wie sie die Wein
trauben in die Höhe hielt, als wollte sie
die Leute auf sich aufmerksam machen und
dachte bei mir selber: „wenn das die
Swarry ist, die Vetter Beebe gekauft hat,
sie seiner Gesellschaft zu zeigen, so hätte
er zu gleicher Zeit auch sollen ein Kattun
kleid oder was ähnliches mitbringen, um
es drüber zu decken."
Ich konnt' eS nicht ansehen, sondern
drehte mich gerade herum, schob meine
Hände, so gut wie es gehen wollte, in die
Taschen, denn die verwünschten Dinger
waren unverzeihlich eng, streckte meinen
Fuß vor, lehnte mich rückwärts an das
Fenstersims und betrachtete mir das gan
ze Zimmer. Die Sonne hätte in den
Hundstagen nicht mehr glänzen können,
als hier Alles that, was man nur anguck
te. Zwei große Dinger hingen in jedem
Zimmer an Ketten aus der Mitte herun
ter und hundert und hundert kleine eckige
Glasstücken d'rum herum, zwischen denen
eine ganze Menge weißer Lichter staken,
die alle brannten und flammten, daß es
ordentlich aussah, als ob da oben ein gan
zes Theil Eis und Schnee zum Schmel
zen in s Feuer gehangen wäre.
Gerade wie ich so diese Sachen betrach-
Wer Liberale Lcobaclitcr
Und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.
Tete, kam der Schwarze in s Zimmer und
ich sagte: „Sieh hier! Schneeball, wann
kommt denn die Gesellschaft ? ich habe die
Swarry nun genug gesehen und bin eS
satt, hier zu stehen und Maulaffen feil
zu halten!" „Gut! sagt' er, in ein
oder zwei Stunden werden sie wohl kom
men, mein' ich, es ist kaum über acht Uhr
jetzt!" „Na, sagt' ich, so lange bleib'
ich nun gewiß nicht hier alleine! und da
mit knöpfte ich meinen Rock bis oben zu
und marschirte fort, um indessen zu Abend
zu essen.
Es war bereits 9 Uhr vorbei, eh' ich
wieder an die Gesellschaft dachte u. schnell
ging ich nun nach Vetter Beebe s zurück.
Dießmal waren aber die Zimmer alle ge
stopft voll Menschen und ich kriegte einen
Todesschrecken, knöpfte aber schnell mei
nen Rock auf, zupfte die Halsbinde zu
rechte, bürstete meine Haare ein bischen
nach vorne und trat dann, mit dem Kopf
hoch oben und dem Hut in der Hand, ge
rade wie wir's beim Singverein in Wea
therssield machten, hinein, denn ich dachte
so bei mir selber, ich wollt'S ihnen doch
wissen lassen, daß ich nicht umsonst in der
Tanzstunde gewesen wäre. Darum hielt
ich auch den Hut ein klein wenig am Ran
de vor mir und machte erst auf die eine,
dann auf die andere Seite, eine ganz mo
derne Verbeugung. Ich sah mich nach
Cousine Marie um, denn es war mir doch
ein wenig beklommen zu Muthe, weil sie
gar nicht auf mich zu kam und, wie in
Weatherssield, fragte, ob sie meinen Hut
weghängen sollte. Gott bewahre! da
stand ich und dreht' ihn wie eine heiße
Kartoffel zwischen den Fingern herum,
während sie mir nicht auf zwanzig Schritt
nahe kam. Siedend heiß fühlt' ich s auf
meinem Rücken hinunterlaufen, denn eine
ganze Menge wunderhübscher Mädchen
guckten mich an u. zogen die kleinen niedli
chen Mäulerchen zusammen, als ob sie die
Welt d rum gegeben hätten, gerade her<
auslachen zu dürfen; nach einer kleinen
Weile kam aber Vetter John auf mich zu
und sagte: „Vetter Slick, sagt' er, es
freut mich, Sie hier zu sehen, kommen
Sie mit mir in das nächste Zimmer, wir
wollen ein Glas Wein zusammen trinken,
Mrs. Beebe ist so in Anspruch genom
men, daß Sie schwerlich sobald an sie her
ankommen werden." Ich stand auf und
wir gingen zusammen durch den Gang
und dann sagte Vetter Beebe zu dem
Nigger: „Hier, Ben, nimm Mr. Slick's
Hut!"
Der Nigger nahm mir meinen Hut aus
der Hand und schleppte ihn die Treppe
hinauf und nach ein paar Minuten ging
Vetter John wieder in das Zimmer zu
rück, wo die Gesellschaft war, erwähnte
aber nicht ein Wort weiter von dem Wei
ne. „Sie möchten lieber jetzt Marien an
reden, sagte er endlich heimlich zu mir;
dort steht sie, neben dem Grafen ..."—
Ich konnte den Namen nicht verstehen, es
war irgend eines von den zusammenge
wickelten Worten, an dem man hätte er
sticken können.
Wie ich zuerst in s Zimmer gekommen
war. hätt' ich mich gar nicht umsehen
mögen, denn, weiß der Henker woher es
kam, eS schwamm mir Alles vor den Rü
gen, nachdem aber Vetter John zu mir
getreten und mich angeredet hatte, bekam
ich meine ganze Ruhe wieder und schaute
so keck wie möglich umher. In meinem
Leben ist mir aber so etwas von Putz,
wie Cousine Marie um sich herumhängen
hatte, nicht vorgekommen, da hörte Alles
auf. —Sie sah wundervoll schön aus und
ich bin fest überzeugt, daß John stolz auf
sie sein müßte, hätte sie sich nicht, seit sie
hier in Neu-Vork ist, ein so verwünscht
geziertes Wesen angewöhnt. Nichts auf
der Welt thut sie mehr so natürlich wie
damals, als sie noch in Connecticut lebte
und anstatt sich gerade zu halten und mit
ihrem Besuch zu sprechen, daß man sehen
könnte, sie freute sich, sie Alle bei sich zu
hab?n, stand sie mit einem Fuß herausge
schoben, die Hände vor sich gekreuzt, und
"Ivillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 25t. Angnst, R 8 s 7.
den Körper auf eine gewisse Art vorgebo
gen, bis es aussah, als könne sie kaum
allein stehen. In meinem Leben hab' ich
auch kein menschliches Rückcheil so groß
gesehen, wie das ihrige, und ich fürchtete
wahrhaftig, sie bekäme die „riekets" (ei
ne Nückgratkrankheit,) was mir keine Ru
he ließ, bis ich vorher, ehe ich zu ihr ging,
einmal mit Netter Beebe gesprochen hat
te, dem ich leise zuflüsterte: „Vetter
John! wie hat Ihre Frau denn den
Schaden auf den Rücken bekommen? es
thut mir, meiner Seele leid, muß aber ge
schehen sein, seit sie von WeatherSsield
fort ist!"
Vetter John drehte sich schnell nach sei
ner Frau um und lachte dann ein Bischen,
ich merkte aber, daß es ihm selber nicht
so ganz recht war und nach einer kleinen
Weile sagte er: „Pst, Vetter, Sie müs
sen nicht so laut reden, es ist wahr, Ma
rie hat ein wenig zu viel um sich herum,
eS ist aber einmal in der Mode!" Ich
sah mich um und, so wahr ich lebe, da
war auch nicht ein einziges Frauenzimmer
im ganzen Saale, deren Rücken nicht auf
dieselbe Art hinausstand. Eine solche
Menge buckliger Mädchen hatt' ich noch
in meinem Leben nicht zusammen auf ei
ner Stelle gesehen und dennoch schienen
sie alle vergnügt u. lachten, als ob ihnen
gar nichts fehle —den armen Geschöpfen.
Der Putz und Schmuck aber, der Ei
nem überall entgegen flimmerte, ging ins
Fabelhafte —einige von den Mädchen hat
ten Federn in den Haaren, andere Blu.
men oder goldene Ketten durch die Locken
gewickelt, und nicht Eine kount' ich sehen,
die nicht in Sammt oder Seide ging.—
Was die Männer anbetrifft, so hätt' ich
gerade herauslachen mögen; ein junger
Fant besonders, der sich mit Miß Beebe
unterhielt, hatte sein Haar mitten auf
dem Kopf gescheitelt und es siel ihm über
die Ohren und den ganzen Rockkragen
herunter, daß er natürlich wie ein junges
Mädchen, das noch keinen Aufsteckekamm
trägt, aussah; dabei ragten ihm zu bei
den Seiten, gerade unter der Nase, ein
Paar Haarbüschel, wie ein Katzenbart,
hinaus, und jedesmal, wenn er sprach,
bewegte und hob sich das Haar, daß es
Einem, wenn man zusah, ordentlich eis
kalt über den Rücken hinunter lief. Wie
ich mich aber nachher ein wenig umsah,
fand ich mehr als ein Dutzend richtige
Stutzer, artige Burschen, die eben solche
Borsten an der Oberlippe trugen. Ge
näht will ich werden, wenn ich in meinem
Leben schon solch' eine Menge affenähn
licher Narren zusammen gesehen habe;
ein Stamm blaunasiger Wald'teufel wür
de weit menschähnljcher ausgesehen haben
und dennoch schieben sie sich nicht im min
desten zu stolzirten so un
befangen wS möglich zwischen den Mäd
chen herum, damit sie ihre weißen Hand
schuh und feinen Schnupftücher, die sie
wahrscheinlich ihren Schwestern abgelehnt
hatten, recht zeigen konnten.
Ich wollte nicht zu Cousine Beebe hin
angehen und mit ihr sprechen, bis der bor
stige Pinsel von ihr fort wäre,' denn ich
hatte Angst, ich könnte nicht an mich hal
ten und müßte ihm, wenn ich ihm recht in
die Augen sähe, gerade in's Gesicht la
chen ; endlich ging er aber mit einem an
dern jungen Mädchen in das Zimmer, wo
die Büsche standen, wahrscheinlich um die
Swarry zu betrachten, und ich machte
mich mit einet Verbeugung an Miß Beebe
heran und sagte: „'S ist ein angenehmer
Abend, Miß Beebe."—„Ja, sagte sie, es'
ist sehr angenehm!"
Es war mir, als ob ich nicht recht be
quem stände. Darum setzt' ich den an
dern Fuß vor und wischte mir die Nase
ein wenig mit dem rothseidenen Taschen
tuch. „Irgend etwas Neues ?" sagt' ich.
—„Nichts Besonderes, daß ich wüßte,"
sagte sie.
Ich wechselte wieder mit den Füßen.
~Jch glaubte erst, es würde regnen, es
wird sich aber wohl halten," sagte ich. —
„Ich denke wohl, es wird," sagte sie.
Gewiß eine Minute lang schwiegen wir
mäuschenstill, dann aber steckte ich mein
Taschentuch wieder ein und sagte: „'S ist
aber wahr, Sie haben heute Abend einen
ganzen Haufen hübscher Mädchen hier,
genäht will ich werden, wenn ich mich nicht
in ein Paar von ihnen verlieben könnte."
—„Das sollten Sie auch, sagte sie und
zog den Mund ein wenig zusammen, Sie
können gar nicht glauben, wie viel sie
schon von Ihnen heut Abend gesprochen
haben. Ich muß gestehen, Sie sind, seit
Sie sich mit Schreiben beschäftigen, ein
wahrer Lion geworden."-—„Ein was?"
sagt' ich. —„Ein literarischer Lion," sag
te sie, mit einem ihrer freundlichen, alten
Wealherösielder Blicke.—„Gut, sagt' ich.
das ist ein sonderbarer Name, mir ist's
aber einerlei, wie sie mich rufen nur
nicht zu spät zum Essen."
In demselben Augenblick trat ein gro
Ber, hübscher, junger Mann zu uns und
Miß Beebe wandte sich zu ihm und bat
ihn mit leiser Stimme und halbgeschlosse
nen Augen, gerade als wenn sie eben ster
ben wollte, ob er nicht etwas singen möch
te; der aber zuckte die Achseln und mein
te, er könne nicht, er hätte sich so erkältet;
wer aber seine fünf Sinne nur ein Bis
chen zusammen hielt, konnte recht gut se
hen, wie er blos gebeten sein wollte; eine
ganze Menge junger Mädchen drängte sich
auch jetzt um ihn herum und thaten ihr
Möglichstes, ihn zu bewegen. „O bitte,
bitte—nur ein kleines Lied !" sagte die Ei
ne und die Andern fielen alle so zusammen
ein. daß der arme Teufel kaum wußte, an
welchem Ende sein Kopf war. da setzte er
sich denn hin, guckte mit halbzngemachten
Augen an die Decke uud sing an zu sin
qen; ich muß aber sagen, daß mir die
Thränen fast in die Augen kamen, so
schön klang's das war wirkliche, ächte
Musik; in demselben Augenblick aber, wo
er ansing, begannen die jungen Mädchen
auch, die ihn erst so geplagt und gebeten
hatten, zu sprechen und zu lachen und be
kümmerten sich nicht weiter um ihn. Mir
that es leid, er schien sich aber nichts da
raus zu machen-, sondern sang fort, als
wenn sie Alle aufmerksam zuhörten.
Gerade in dem Augenblick rief Vetter
Beebe meinen Namen vom anderen Ende
des Zimmers und ich wollte, Ihr hättet
sehen können, wie sie die Augen aufrissen;
es dauerte kaum zehn Minuten, ehe sie
sich Alle, mit oder ohne Borsten, an Vet
ter Beebe drängten und mir vorgestellt zu
sein wünschten; und die niedlichen Mäd
chen im Zimmer kamen um mich herum,
als ob sie in ihrem Leben noch keinen
Mann gesehen, der für die Zeitungen ge
schrieben hätte. Mir wurde ganz we<ch
um's Herz beim' Anblick der hübschen Din
ger, wie sie so sanft und langsam durch's
Zimmer schlichen, mit den seidenen Klei
dern und langen, dichten Locken, und den
feurigen Augen und weißen NackeN und
-der Athem vergeht Einem ordentlich
beim bloßen D randenken- Ich stand noch
immer perpendikular in der Stube, als ei
nes der hübschesten Mädchen mit ihrer
kleinen Hand nach der Seite zeigte und
sagte: „Warum setzen Sie sich nicht, Mr.
Slick?" „Nun, sagte ich, ich setze mich
auch, wenn ich Ihnen einen Gefallen da
mit thun kann." Und somit ließ ich mich
auf einem der sammtenen Sitze nieder; —
ich denke aber ich sprang schnell genug wie
der in die Höhe. Das Kissen hatte so
erschrecklich nachgegeben, daß ich glaubte,
ich sänke gerade durch auf die Diele; wie
es sich aber so glänzend als je wieder in
die Höhe hob. sah ich die Kleine an und
sagte: „Ich es denn möglich?"
„Es ist plastisch." sagte sie und biß sich
auf die niedlichen Lippen. „Ich weiß
nicht, wäs das ist. sagte ich; es gibt aber
merkwürdig nach." ..Diese Kissen sind
sehr schön und bequem," sagte sie.—„Ja,
sagt' ich. breitete mein Taschentuch über
eins auS und setzte mich darauf; sie sind
Laufende Nummer SS.
so sanft und schön wie die Augen, die Sie
da im Kopfe haben, glänzen aber nicht
halb so schön." Sie lachte ein Bischen
und begann mit einer von den Troddeln
zu spielen, die an ihrem Sitz herunterhin
gen. In diesem Augenblick sing Jemand
ein Stück auf dem Pianoforte zu spielen
an, und zwei oder drei Paare traten wie
zum Tanze in die Mitte. ..Tanzen Sie
Quadrillen, Mr. Slick?" fragte mich
meine schwarzäugige Nachbarin, als ob
sie wünschte, daß ich sie aufforderte.
„Nun, ich weiß nicht, sagt' ich. ich hab'
es mit solchen Dingern nie versucht, ich
denke aber, ich kann, wenn S i e mir' 6
ein Bischen zeigen wollen." Damit nahm
ich ihre weißen Fingerspitzen in meine hell
gelben und ging mit ihr zu den Andern.
Ich wußte nun freilich nicht, was sie vor
hatten, war aber gerade in keiner großen
Furcht, denn in ganz Weatherssield lebt
Keiner, der mich- bei einem „cloulile
slmMe" („Doppelschaufel") oder „pi-
FeonvviiiF" („Taubenflügel") ohne Mu
sik hätte übertreten können. Gut! die
Musik sing an und Einer der Fante, der
Haare an den Lippen hatte, begann mit
halbgeschlossenen Augen und herunterhän
genden Armen, langsam wie eine Ente,
umheizugleiten und machte ein so melan
cholisches Gesicht, als ob er gerade von ei->
nein Begräbniß käme. „Wartet, dacht'
ich bei mir selber, wenn's an mich kommt,
ich will Euch einmal eine Probe von rich
tigem Tanzen geben; ich wollte nur, ich
hätte ein Bischen kleines Geld zum Klin
geln in meine Tasche gesteckt, und wenn's
nur dazu gewesen wäre. Euch zu zeigen
wie gut ich Takt hielte." Die junge Da
me. ihre ganzen Haare mit kleinen, wei
ßen Blumen zusammengedreht, balancirte
setzt an mich heran, gerade wie eine Bach»
stelze und dann kam ich. Zwei Schritte
macht' ich nach vorn und dann gab ich ih»
nen einen merkwürdigen
zwei Schritte wieder zurück und dann ei
ne Probe von lloulile slniMe. meine
Beinkleider waren aber so verwünscht eng.
daß ich, was ich auch versuchte, meine
Glieder nicht recht gelenk bekommen konn
te ; überdieß machte die, auf dem Piano«
forte, nicht mehr Tanzmusik, als ob sie
„c>lll liuncZel'6" oder irgendein anderes
Lied gespielt hätte. Endlich ging ich zu
der Spielerin hin und sagte: „Hören Sie
'mal, sagt' ich, geben Sie uns doch etwas
Lebendiges zum Besten, „Flankee Doodle"
oder „die Irische Waschfrau" oder „Pad
dey Carey!" ich bin nicht gesonnen, mich
hier auf diese Art herum zu winden und
zu drehen !"
Wie ich das sagte, singen die jungen
Kerle an» die Taschentücher in ihre Mäu
ler zu stopfen und die Mädchen bissen sich
auf die Lippen, als ob ich was Lächerliches
vorgebracht hätte; ich war aber nicht der
Mann, dem sie Angst machen konnten und
anstatt wegzuschleichen, daß das Stutzer
pack geglaubt haben würde, ich fürchtete
mich zu tanzen, dacht' ich bei mir selbst:
„Gut, Ihr sollt sehen, daß ich doch nicht
im Walde ausgezogen wurde, um mich vor
Eulen zu fürchten," drehte mich gerade
nach dem kleinen Schwarzauge, meiner
Tänzerin, herum und sagte: ..Kommen
Sie, Miß, lassen Sie es uns ihnen einmal
zeigen, wi. man tanzen muß," und damit
sing ich an rechts und links auszustreichen,
daß es eine Lust war! Es mochten kaum
zwei Minueen vergangen sein, als ich die
Mädchen sagen hörte: „Wie sonderbar!
wie eigenthümlich ! ganz die Excenrricität
eines Genie's; diese literarischen Lion's
thuen doch nichts auf dieselbe Art, wie an»
dere Leute! Es wundert mich gar nicht,
daß Miß Beebe stolz auf ihn ist/' Die
Stutzer aber, als sie sahen, von welcher
Seite der Wind wehte, machten auf ein
mal ernsthafte Gesichter und stimmten mit
ein, und wie ich aufhörte und meine Tän
zerin zu einem der Sitze führte, war der
Complimente kein AufHörens. Gleich da»