Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, July 27, 1847, Image 1

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    «c,IS i n g jjr INI Gedruckt mid'hermiSgtgebe« vo« Arnold P » welle, i» der SSV vien Straße, zwischen der Fr.wMn- und CdeSuut. Ctraße.
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Prezi o s a.
> Ven Amalie K rafft.
V c sch l » iz.
Bald war die Gefahr vorüber, und oh
ne bedeutende Spuren von Schaden zu >
hinterlassen, das Feuer gelöscht. Aberi
zu sehr hatte der Schrecken auf die Glie- >
der der ganzen Familie gewirkt, als daß
eines zu wahrer Besinnung gelangen könn-
te. In bunter Verwirrung lief Alles
durch einander, nicht auf die Fragen Sal
men's nach Helenen, welchem allmalig ein
Verdacht, wie eine Pechfackel in den Fin- >
sternissen feines Hirnbehälters, aufflat
terte, hörend.
Helene saß indessen in stummer 'Angst,
sich ihrer Zigeunerkleidung nicht mehr be-
wußt, neben Theresen, ohne durch einen '
Seufzer, nur durch einen leisen Athem- >
zug Leben zu verrathen. Ihre Freundin
wagte nicht, das Schweigen zu unterbre
chen, in welchem Helene über das ihr be
vorstehende Gewitter zu brüten schien;
denn sie hatte ja durch Trostsprüche un-
endlich viel beigetragen zu dem unseligen
Schritt, welchen rückwärts zu thun, nun
keine Möglichkeit mehr war. Erst mit
dem anbrechenden Tage, als Guido und
Well er zurückkehrten, erwachte Helene aus
ihrem lethargischen Zustande; nun erst
lös te sich ihre Angst und Sorge in Thrä
nen auf, indem sie das lockengekrönte
Köpfchen himmlisch an den Ann des, sie
tröstenden Guido's lehnte, d.r über das
Vergnügen so lange in ihrer Nahe ver
weilen zu dürfen, das ganze Heer von
Unglücksfällen vergaß, welches das Fatum
über den kaum geschlossenen Bund ihrer
Herzen ausgeschüttet hatte.
„Ach, Sie lieben mich nicht! wie könn
ten Sie sonst so sorglos sein klagte He
lene, von Guido sich abwendend, da er
jetzt in dieser Stunde deS Jammers, wo
zwischen ihren Eltern und ihr ein Meer
sich gedrängt zu haben schien, das zu
durchschiffen sie keinen Rath wusste, an ei
nen Kuß denken konnte, und hartnäckig
mit seinen Bitten auf diesen Minnesold
bestand, indem er denn Alles heute noch
in Bewegung zu setzen versprach was sie
beruhigen, und ihn zum Ziele seiner glü
hendsten Wünsche bringen könnte. Von
dem Strome seiner Beredsamkeit, welcher
abwechselnd durch die sanften Ufer der
Bitte und den steilen Ufern der Gewalt
floß, hingerissen, reichte sie ihm endlich den
bestrittenen Kuß, und Guido hielt sie noch
in seinen Armen fest, um für sein langes
Flehen mit einem Zweiten sich zu entschä
digen, aIS die Thür sich öffnete, und Frau
v. Spinnenberg in das Zimmer trat.
Helene flog in ein Seitenkabinet; aber
die Frau v. Spinnenberg hatte mit ihren
Luchsaugen doch schnell genug die Prezio
sa erkannt, die in der Nacht auf dem Bal
le, nicht weit von ihr sitzend, im Entzük
ken der Unterhaltung gänzlich ihre Stim
me zu verstellen vergaß. AIS sie noch von
Eugen sich geliebt glaubte, hatte sie sich
im Stillen gelobt, Helenens Geheimniß
so lange zu verschweigen, als es ihre Na
tur, welche in diesen Fällen mit einem
' starken Herzdrücken behaftet war, nur er
lauben würde. Als aber dieser so
tig auf dem ersten Feuerruf sie verließ,
daß kein Zweifel übrig blieb, diese zärtli
che Neigung, welche Eugen in den Tiefen
seines Herzens sich schauen ließ, wäre nur
irthümlicherweise, vermöge eiuer Gestalt-
Aehnlichkeit, auf sie übergegangen, da er
wachten alle Teufelchen ihres holden Bu
sens, und forderte ihren treuen Alliirten,
die Zunge, auf, durch ihre sanfte Beweg
lichkeit irgend ein Lebensglück zu zermal
men, um sich durch diese süße Augenweide
für die erlittene Unbilde zu entschädigen.
Frau v. Spinnenberg sann sich bald
den Hopf weg, wer die glückliche Huld
göttin sein könne, für welche Eugen sie
gehalten hatte, indem alle ihr ähnlichen
Gestalten die Revue passiren mußten, oh
ne zu einem Resultat zu gelangen. Sie
verfiel bald auf diese, bald auf jene aber
überall fehlte die Wahrscheinlichkeit.
„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben; ich
M sitz «Dl
Und Berks, Moiitgomcry und Schuylkill Canntics allgcmcincr Aiizciqcr.
werde wohl dieses Geheimniß auch noch
heraus zu dringen wissen," sagte sie voll
Grimm zu sich selbst. „Einstweilen will
! ich mich begnügen, seinem Freunde, dem
naseweisen Herrn Grafen v. Ellstein, der
! sich in der Ehristmessc schon über mich lu
stig gemacht hat, mit seiner scheinheiligen
! Helene, einen Streich zu spielen." In
! dieser Absicht war sie morgenS in aller
Frühe unter irgend einem Vorwande in
' Weller's Zimmer getreten, Hossend, dort
die MaSkenkleider zu finden, um Gewiß
; heit in dieser Sache zu erhalten, als der
- Zufall für ihre Anschläge so günstig
! sie Helene selbst und zwar in Gesellschaft
Ellsteins sie treffen liest. Froh über
diese Entdeckung, entfernte sie sich äugen
! blicklich wieder, und eilte, ihre Rachepläne
! in's Werk zu setzen. Erst wollte sie Sal
men mit der Untreue seiner Braut bekannt
inachen, welcher Entschluß aber sogleich
wieder verworfen wurde; denn dieser wä
re natürlich zurückgetreten, und Helenenö
'Eltern hätten dann gern ihre Einwilli
gung zu einer Verbindung mit Ellstein
gegeben. „Nein, nein ! gerade den mal
men muß sie nehmen, und das recht bald !
Wenn er sie einmal hat, dann muß erst
sein Verdacht rege gen,acht werden, damit
er mit ihr auf das Land zieht; dort kann
sie hernach ihre Liebesseufzer unter Lin
den und Nußbäumen verhauchen, da wird
kein Spornheld sich unbemerkt ihr nahen
tonnen," rief sie im Triumphe, und eilte
zu Helenens Mutter, den Grund zu die
sem Gebäude des Hasses zu legen.
Sie fand daselbst Alles in größter Ver
wirrung, theils durch die herbeigeführte
Unordnung des Brandes, theils durch He
lenens unerklärliche 'Abwesenheit. Die
Hofräthin Menden führte sie in ein ab
gelegenes Kabinet, das von dem nächtli
chen allgemeinen Umstürze frei geblieben
war, wo bald die Spinnenberg nach lan
ger Einleitung von ihren gewöhnlichen
Sentenzen, hinter der Maske der Wohl
meinenheit, mit dem Geheimnisse hervor
rückte, von dem sie so unberufen Herr ge
worden war.
Die Hofräthin war wie aus den Wol
ken gefallen, daß die erotischen Umtnebe
ihrer Tochter den hellsehenden Mntterau
gen entgangen waren. ~WaS ist da nun
anzufangen? wenn mem Mann das er
fährt, wird, da er stets gegen die Heirath
mit Salmen protestirte, alle Schuld auf
mich geworfen, indem er nun bestimmt
diese als Ursache des unvorsichtigen Schrit
tes unsrer Helene aufgreift," klagte sie,
den Rath ihrer Busenfreundin fordernd.
„Dorum," sagte diese, „darf weder
Dein Mann, noch Salmen etwas hievon
erfahren. , Beiden wird weiß gemacht,
Helene sei am Krankenbette einer Freun
din, welche gestern Nachts sehr ncsch ihr
verlangt hätte, daß sie, ohne diese äußerst
zu betrüben, sobald nicht verlassen könne.
Wir suchen indessen durch Verheißung
vollkommener Amnestie daSTäubchen nach
Hause zu locken, wo es dann Deine Sor
ge sein wird, sie vor dem Hochzeitstage
nicht einen Schritt mehr allein anS dem
Hause zu lassen. Für den Herrn Gra
fen muß natürlich auch gesorgt werden,
daß ihm die Lust vergeht, einen weitern
Versuch, sie sprechen zu können, zu wa
gen."
Diese Rathschläge wurden mit Freu
den von der Hofräthin aufgenommen,
weil sie den ganzen Vorfall hierdurch zu
unterdrücken hoffte. Es wurden sogleich
vertraute Boten mit Friedensanträgen
nach Weller'S Wohnung gesendet, welche
aber unverrichteter Sache wieder heim
kehrten, da das ganze Haus wie auSge
storben war. Dreimal war Frau von
Spinnenberg selbst hingeeilt, ohne jemand
zu treffen. Der Abend brach endlich her
an, und die beiden Freundinnen saßen
eben auf dem Sopha, strategische Pläne
entwerfend, wie der Feind am besten zu
umgehen sei, als der Hofrath durch sein
Erscheinen den Kriegsrath störte.
„Nun das nenne ich mir einmal einen
odiösen Neujahrö-Tag," fing er, den Da
"Vvilliü Z" loben und obne Furcht zu tadeln."
Dienstag de» L 7. I«>», >B'j7.
men gegeüber sitzend an. „Doch jedes
mal wurde der neue Ankömmling von uns
mit einem Familienfeste begrüßt; heute
aber ist gar nichtö —durch das verdammte
Feuer! —Weiß Du was!" sing er, nach
der Uhr sehend, an, „Du schickst nach He
lene, Salmen wird auch bald kommen;
dann soll heute wenigstens zum angeneh
men Beschlusse des Tages bei einem Glas
chen Punsch die Verlobung gefeiert wer
den."
Tausend Einwendungen hatten die
Franen gegen diesen so unerwarteten Ein
fall des Hofraths, der aber durch keine
Zurede von seinem Vorhaben sich abbrin
gen ließ, indem er behauptete, ein gänz
lich freudenloser Neujahrs-Tag sei eine
üble Vorbedeutung für !!<!.'> Tage.
, .Nicht war, bei Julie Alven ist unsre
Helene? ich will nun gleich selbst Hill, und
sie holen," sagte er, heute ganz besonders
heiter gestimmte Hofrath, indem er zur
Thür hinauöeilte, ehe seine Frau und die
Spinnenberg noch zur Besinnung kommen
konnten. Neuer Schrecken ! denn nun
schwand alle Hoffnung, den Kopf aus der
Schlinge ziehen zu können, wenn Men
den Julien vollkommen gesund und ohne
Helene findet. Wie ein Paar asiatische
Feldherrn nach einer verlornen Schlacht
saßen die beiden Freundinnen, an jedem
Rath, Trost und Hülfe verzweifelnd.
lebt knarrte die Hausthür. ~Nuu kömt
er zurück !" seufzte die Spinnenberg, in
dem ihr die 'Angst über den zu bevorste
henden Auftritt die Kehle zuschnürte.
Schon hörte man des Hofraths Stimme;
jetzt trat er in das Zimmer in Begleitung
Salmen's und hinter ihnen Graf Ellstein,
Helenen am Arme führend.
„Meine theuerste Mutter!" rief diese,
auf die erstaunte Hofräthin zueilend.
„Nun auch die Meine!" sagte Ellstein,
ihr die Hand küssend.
Nachdem Frau v. Spinnenberg diesen
so uneuvartet in Weller's Zim
mer getreten war, und Helenen in der
Preziosa MaSke überrascht hatte; konn
ten sie nichts anders hoffen, als daß bis
Mittags die ganze Stadt von ihrem Ge
heimniß unterrichtet sein würde. Um die
sen also zu begegnen, eilte Graf Eltstein
zu Salmen und entdeckte ihm selbst den
ganzen Betrug seiner Braut —an dessen
' großmüthiges Herz appalirend. Dieser
.konnte freilich nicht sobald den Gedanken
fassen: einer Helene zu entsagen; aber
!die Gewißheit: sie habe ihre Liebe einem
Andern geschenkt, half ihm den Sieg er'
leichtern. Um also dennoch eine Rolle in
ihrem Andenken zu spielen, entschloß er
sich —selbst beim Hofrath für dessen Toch
ter zu sprechen, und Ellstein in seinen
Bitten zu unterstützen. Der Vater, wel
cher nie viel Freude an der Verbindung
, mit Salmen hatte, war bald gewonnen i
! —um also den Geschwätze der Leute vor
! zueilen, wurde die Verlobung noch aus
denselben Abend festgesetzt; wobei sich je
! doch der Hofrath die Freude nicht versa-
gen konnte, seine Frau für ihre Plane
mit Spinnenberg durch die Angst zu
bestrafen.
Selig war nun Guido und Helene, da
nichtö ihrem Glücke mehr im Wege stand.
Auch Eugen und Weller erschienen, vom
Hofrath geladen, und fröhlich schwand
der Abend für die Gesellschaft dahin.
Salmen, ein zweiter lusuff-Pascha, der
nach der Uebergabe von Varna —mit dem
Feinde sich alliirt, brachte selbst die Ge
sundheit von Ell stein's Braut. —
Nur Frau v. Spinnenberg, deren Ro
senlippen sonst in vertrauter Grenznach
barschaft mit den Ohren —lebten, zog—
ihr inneres Mißvergnügen zu bergen
die beiden Mundwinkel nach der Höhe,
wodurch daö Mäulchen die Gestalt eineS
Halbmondes bildete, und sie als eine äch
te Türkenfreundin —im Kreise der Glück
lichen saß.
AIS nach zwei lahren, Ellstein mit sei
nem jungen Weibchen am Weihnachtsa
bend, durch die Reihen der Buden spa
zierte, und Helene in eine derselben trat.
INN Spielsachen für den kleinen Guido zu
kaufen, sagte er: „Nur keinen Hirsch He
lene ! das verbitte ich mir."
Laiila Nubeort. —
Etil Ereignis? dc 6' Krieges.
Der „Neu Orleans National" führt
an, das; 12 Meilen oberhalb Eerro Gor
do die Hacienda Santa Anna' 6 ist. —
Da diesem ausgezeichneten Beamten so
ziemlich daö Land zwischen Vera Eruz u.
lalapa angehört, so findet er es bequem,
zwei andere Wohnsitze zu haben, aber die
Hacienda unweit Eerro Gordo war sein
Lieblings Ruheort. Hier lebte er im
Glänze, vor der unglücklichen Schlacht,
welche ihm den Presidentenstuhl und seine
Popularität unter seinem Volke verlor. —
(56 war ein kühner Dragoner Major, der
Erste unsrer Armee, welcher diesen fürst
liehen Wohnort betrat; er starte mit Ver
wunderung den ihn umgebenden Glanz
an, und hatte kaum angefangen zu unter,
suchen, als der Name des Generals San
ta Anna ihm in s Auge siel, und ihn un
terrichtete wo er war. Die Residenz war
durch eine Darstellung orientalischen Ge
schmackes bezeichnet, vierzehn große Zim
mer, alle gedrängt neben einander, ange
füllt mit köstlichen Ottomanen, die Wän
de mit seltenen Kunstwerken behangen.
Alles war eilig verlassen ; auf einem Mit
tel Tisch in einem der Haupt Salons, lag
eine unversiegelte Note, mit der Hand
schrift des Dictators. —Sie enthielt (die
Note) ~dasi er alleöder Gnade eines groß
müthigen Feindes überlasse." Der Ma«
jor schaute umher, als wäre er an einem
arabischen Zauberorte, er betrachtete auf
merksam die Gemälde, und gelüstete sich
nach einem Sattel mit kostbarein Schmuk
ke, und Steigbügeln von Gold mit Sil
ber ausgelegt; er schaute in einem kleiner
abgelegenen Eabsnet umher, und sein Her
klopfte—dort war ein Ruhebett für einc
Prinzessin. Aus den nebenstehenden Ti
i schen lagen kostbare Parfümereien zer
, streut, und am Boden, wie sie von zwe!
schönen spanischen Füßen verlassen waren,
ein Paar elegant gearbeitete kleine Pam
toffeln. Der Major war ein galante»
und ehrenwerther Mann, obgleich ein Dra
goner, konnte er auf den Sattel und die
Steigbügel verzichten, obschon dieselben
von Gold —aber er verlangte ein Sieges
zeichen, und er steckte die Pantoffeln in
seine Tasche mit einem Zittern bei deren
welche der Kraft einer gal
vanischen Batterie Ehre gemacht haben
würde. —Jedoch sein Herz wurde gerührt,
und er legte die Schätze wieder zurück,
und ging dann in den offnen Theil dec
Hauses. Er begab sich in den nahegele
genen Marstall und betrachtete das herr
liche Vieh und Pferde, welche sich in Ru
he gemächlich thaten ; als plötzlich ein Ad
juvant deS General Scott vorbei sprengte,
welcher den Dragoner beorderte, den flie
henden Santa Anna zu verfolgen. In
einem Nu war der Major im Sattel, und
seine Leute folgten ihm mit einem Freu
dengeschrei. Nach Verlauf weniger Stun
den kehrte er nach der herrlichen Hacienda
wieder zurück. Welch eine Veränderung!
das schöne Vieh war fortgetrieben, der
Sattel war noch da, aber das Gold und
Silber fort. Die Gemälde waren zer
stört, und hingen in Stücken an den Rah
men herunter, die prächtigen Kissen wa
ren zerschnitten, und die Spiegel in
send Stücke zerbrechen.
Dieses als ein Ereignis! in dem Drama
des mexikanischen Krieges. (F. Freund.
Grofie Ciche tu England.
Die größte Eiche, welche in England
gefällt wurde, war die sogenannte Gole
noseiche, welche 1 Meilen von Newport ir
Monmouthshire, (Wales) stand und zr
Schiffbauholz zerschnitten wurde. Dies
geschah im Jahre Der Haupt
stamm, welcher l«> Fuß lang war, gal
17,Kubikfuß Holz, und ein einziger Ast
172 Fuß. Die ganze Masse betruc
2 Kilbiksuß. Das Gewicht der Ei
Laufende Nummer
chenrinde betrug allein l> Tonnen (12000
Pfund ;) da indeß einiges davon entwandt
war, so konnte man das genaue Gewicht
nicht mehr bestimmen. Fünf Leute wa
ren 20 Tage lang beschäftigt, die Eiche
zu fällen, und ein paar Holzsäger arbei
teten 7> Monate lang daran, das Holz zu
verschneiden. Die Eiche ward zu 40s)
Pfund Sterl. (2000 Thaler) verkauft;
der Arbeitslohn, sie zu Bauholz zu zer
schneiden, betrug 02 Pf. St. (AIO Tha
ler,) und der ganze Ertrag des Baumes
belief sich, als Alles verkauft war, beina
he auf 000 Pfs. St. s?, 000 Die
Ringe im Stamm-Ende wurden sorgfäl
tig gezählt und man fand, daß eS deren
über 100 waren, so daß der Bauin seit
100 lahren beständig an Größe zuge
nommen hatte. (Biene.
Ein Sonderling war sehr krank und
sagte, zu seinein Bedienten, der sich nach
ihm gebildet hatte: Geh zum Arzte und
hole mir Medizin!
—Ja hör nSe mal,—antwortete der
Diener, der Arzt iS am Ende nich zu
Hause?
Er wird schon zu Hause sein, geh nur!
—Na aber wenn er nu ooch zu Hause
is, un er jibt mir keenc Medizin?
Nimm meine Karte mit, er wird sie
Dir nicht verweigern.
—Na un wenn er mir ooch Medizin
jibt, so wird se vielleich nischt helfen?
verdammter Kerl, nun gehst Du!
—Ne, wozu? Ick will sojar zujeben :
Die Medizin hilft, aber wat nützt
des 5 Sterben müssen Se doch mal, un
des können Se jetzt akkurat eben so jut,
als cn ander Mal. Fl. Blätt.
Der Pastor Bödecker schlug beim Ka
techisiren oft merkwürdige Wege ein, um
den Eonfirmanten aufdie Sprüge zu hel
fen.
EineS Tages hatte er die Lehre von der
Bescheidenheit ihnen vorgetragen und era
minirte dieselben dann in der nächsten
Kinderlehre über den ertheilten Unterricht.
„Wir haben," sprach er, „in der letzten
Stunde von der christlichen Tugend der
Bescheidenheit gesprochen, kann einer un
ter Euch mir sagen, was Bescheidenheit
ist." Alle blieben stumm, worauf Pa
stor Bödecker sprach: „Ich will Euch
durch ein Beispiel den Begriff versinnli
chen. Der Pastor Bödecker befand sich
unlängst in einer Gesellschaft, wo ihm ein
Glas Wein angeboten wurde, welches er
annahm und austrank. Es wurde ihm
ein zweites dargereicht, auch dieses nahm
er: Als man ihm aber ein drittes anbot,
lehnte er es ab und dankte. Waö war
nun Pastor Bödecker? Wiederum erfolg
te keine Antwort, nachdem der Pastor
mehrmals: be be wieder
holt hatte, rief plötzlich einer der Knaben:
„besoffen!"
Die schöne junge Frau eines reichen
Mannes in Berlin machte sich mit diesem
vor einiger Zeit daS absonderliche Ver
gnügen in einem Haufen Goldstücke zu
wühlen und sich des schönen blanken Me
talls zu freuen, das ihnen angehörte.
Wir sind doch so reich—sagte die reizende
> Frau in erhebendem Selbstbewußtsein, —
daß wir uns allenfalls an Goldstücken satt
essen könnten !—Bei diesen Worten nahm
sie auch einen Fricdrichsd'or in den Mund
und that scherzend, als ob sie ihn hinun
ter schluckte. Indessen hatte ein armer
alter Mann, den der Hunger bitter quäl
te, bereits mehre Mal liese an die Thür
geklopft, das Ehepaar war jedoch so tief
in den beseligenden Anblick seiner schim
mernden Habe versunken, daß das Klop
fen völlig überhört wurde. Als eben die
junge Frau das Goldstück in den Mund
genommen hatte, wagte es der Arme drau
ßen und klopfte etwas stärker. Darüber
fuhr die Frau dermaßen zusammen, daß
ihr das Goldstück in den Schlund fuhr
und daselbst so sehr erstickend wirkte, als
daS Gold in den Herzen der meisten Rei
chen alles wahre Mitgefühl für Armuth
DaS Goldstück ist.jedoch der