Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, January 12, 1847, Image 1

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    Und Berks, MoiitMnen) und Schuylkill Lammes allgemeiner Anzeiger
Nead i N g, Prnn. Gedruckt uud herausgegebeu von ArnoldP u w e U e, iu der Sud Kren Straße, zwt'chen derMaiiNiu- und Chesilul - Snasie
Jahrg. 8, ganze N»m.
cdii'gungen : Der Niliernlr lirob-iclltcr erscheint jeden Dienstag aus einem großen Luperial - Bogen mit schönen vettern gedruckt. Der - Preis ist Ein Thaler d'.'S Jahre, welcher in halbjährlicher
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im i!ause deS Zahreö nicht bezahlt, dem werden HI 5V angerechnet. Für kürzere Zeit als »Monate wird kein Unierschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werten nur
dann angenommen, .wenn sie einen Monat vor Ablauf deS SubseriptionöiTermins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preis ein»
gerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, aus Kosten der Unterschreiber. Briefe und dergl. müssen p o stfre i eingesandt werden.
Vom Heirathcn.
Es gibt so viele unvesonnene Adams- l
nder, wann man vom Ehestandre-!
t, so spitzen sie die Ohren, »vie
chimmel, da er siehet den Haber - Sack
ütteln. Es schläget ihnen der Puls,
j »rollten sie auf der Post reuten, wann
>r die geringste Meldung geschiehet von
r Hochzeit. Es dünket ihnen, als seye
dem Ehestand ein lauterer Himmel.
Himmel! es ist weitgefehlt; es ist nur
so der bloße Schein.
Man wird aber dabei nicht bald an-
ichtigere Leute finden, als die Eheleute,
nn sie gehen fast alle Tage mit dein
reuz, und kommen sie mir vor, »vie die
chifflein am Gestade, »reiche zwar an
»bunden und scheinen, als genießen sie
>r Ruhe; man wird aber doch sehen,
»ß eines das andere stoßet. Also seind
eichförmig die Eheleute zusammenge- s
inden durch das hl. Sakrament und ein-!
?llige Ja. Auch scheinet ihr Stand ein
Ruhestand. Man wird aber
erken, daß oft Eines das A ndere!
läget, und thut es nicht hageln, so zei !
en sich doch zuweilen die Blitze. Es hat
alt überall n Hacken auf der Welt, und
dornen sind allenthalben, vorder>st im
Ehestände, weßwegen der Poet recht hat,
er da saug :
Ueberau auf Erde» isl Elend zu finden,
Zill ich einßaiier, so thut »»an mich schulde»;
»» »ch ein Dokior, so muss ich siutireu.
tili ich ei» Narr, so thut man »iichvexircii;
s>» ich reich, so leb ich >» Gorgen,
ich arm, so will man mir nichts borge»;
s>» »ch noch, so Hai' ich viel Mucken,
Zi» leb niedrig, so thut man mich drneken ;
?i» ich ledig, so hab ich keine Freuden,
5l» ich verheirathct, so muß ick viel leiden- !
Das mereste Leiden aber in dem Ehe-
and kommt urspiünglich daher, weile»
»an ganz unbedachtsame Heirathen ein-1
Dahero meine lieben Ehriste», so
uch doch die Zähne wässern nach dem E
>estand, so leget zuvor Alles auf dieWaag
chale. Fahret nicht gar zu gäh in den
damit ihr euch das Maul nichts
?erbrennet. Erwäget fein reiflich alle
Imstande, alle Eigenschafte» und Neigu»
;e» selbiger Person, mit welcher ihr euch
vollet verbinde». Ei» Manches bei ei
,em Viertel Wein wird mit Einer be
!a»»t, und verliebt sich gleich in dieses
polirte Gesicht, daß in einer halbe» Stu»-
de die Bekanntschaft sich verglichen, auch
sich die Ehe versprechen, ehender sie ein
ander recht kenne». —Ich halte jenen Ge
sellen, von welchem das hl. Evangelium
registriret, für einen Thoren und unbe
dachtsamen Läpp, ja gar für einen Ha
bernarren, welcher zu dem stattlichen A
bcndmahl eingeladen worden, jedoch nicht
erschienen mit der Entschuldigung, daß er
nicht komme» könne, weilen er ein Dorf
gekauft und daher hinausgehen müsse, um
dasselbige zu besichtigen. Du Narr, du
solltest es vorchero besichtiget haben, ehe
du den Kauf eingangen. Also sollte man
fein zuvor, ehe man sich in eheliche Ver
bindniß einlasset, Alles wohl betrachten,
damit man nicht anstatt einer Gertraud
eine Bärenhaut; a»statt eines Paulen
einen Faulen; anstatt einer Dorothee
groß Ach und Weh, anstatt einer Sibyll
eine Pfeffer-Mühl, anstatt eines goldnen
Engel einen bleiernen Bengel Heirathe.
P. Abraham.
Verhungert. Wer sollte glauben
daß in Neu-F1o»k dieser Stadt des Ueber
slusseS, Menschen Hungers sterben ? Uud
doch ist dies der Fall. Vor einigen Ta
gen fand man einen Deutschen von etli
chen 30 Jahren, todt in einem elenden
Keller der dritten Straße liegen. Der
Mann, dessen Naiven Ferdinand Lebrun
ist, hatte Freunde in der Siadt, die jedoch
erst von der Trostloßigkeit seiner Lage
hörten, als alle Hülfe zu spät war. Vor
ungefehr 2 oder 3 Jahren kam er nach
Amerika und nachdem er vergeblich sich
angestrengt eine respektable Beschäftigung
zu erhalten, u. darüber seine wenigeßaar
schaft zugesetzt, versuchte er als Lumpen-
fammler sein Leben zu fristen. Aber er
war nicht geboren zum Bettler, noch zum
Diebe, er verstand nicht jene kleinen Gele
genheiten sich zu Nutzen zu machen, die
der Zufall in seinen Weg warf, sein stren
ges, deutsches Rechtlichkeilsgefühl erlaub
te ihm nicht Hand an feines Nachbars
Eigenthum zu legen, und die Folge davon
»var, daß dieser Beruf nicht genug abwarf
um auch nur die nothwendigsten Bedürf
nisse des Lebens zu befriedigen. Er hat
te einige Möbelstücke mit in s Land ge
bracht, worunter sich auch eine Schwarz
wälder Ul)r befand. Stüble, Tische, Bet
tlade, Schrank, Kleidungsstücke, zuletzt daS
Bett sebst, wanderte Stück nach Stück
zum Trödler, um für den Erlös sich Brod
zu kaufen. Zuletzt waren alle seine Hulfs
quellen erschöpft u. nur die alte Schwarz
wälder Uhr »var übrig geblieben, aber
weder Mangel an Brod noch Kalte konn
te ihn bewegen sich von diesen» liebgewor
denen Freunde zu trennen. Seine Frau
hatte längst gelernt ihre Sorgen in Bier
zu vertrinke», das sie sich auf eine oder
die ai,dere Weise zu verschaffe» wußte, al
lein die treue Uhr sein alter Gefährte,
gab dasselbe „Klick, Klick" von sich, wo
mit sie Jahre vorher in Deutschland jede
Secunde angezeigt. Der Mangel an ge
höriger Nahrung erzeugte zuletzt eine
> Krankheir, doch obgleich krank, ohne Me
dezin, ohne Brod, ohne Kleidungsstücke,
ohne Feuer —konnte er sich doch nicht ent
schließen die Uhr zu verkaufen. Der ar
me Lebrun verhungerte während einer kal
ten Nacht in seiner Kellerstnbe, entblößt
von Allem, nur nicht der Uhr, die mit der
selben Pünktlichkeit ihr „Klick, Klick" von
sich gab.
Der Eoroner wurde herbeigerufen, die
Leiche zu besichtigen und die hinterlassene
Uhr wird wahrscheinlich für die Tottenla
de und das Begräbniß zu bezahlen haben.
Armer Mann, wäre sein letzter Wunsch
bekannt geworden, er wäre unzweifelhaft
der gewesen, seine Uhr gleich des India
ners Bogen und Pfeil mit in's Grab zu
legen.
Die Mexikane r zeigen sich, wie die
Franzosen, durch ihre Höflichkeit und
sanftes Benehmen aus. Wer einenFieund
besucht erhält die Versicherung : Sie sind
in ihrem eigenem Hause, und ha
ben darin zu befehlen, ooer Ich stehe ganz
zu ihren Diensten,' ohne daß es etwas
mehr als Ausdruck gewöhnlicher Höflich
keit sein soll. Lobt Jemand einen Ge
genstand, der auch noch so viel werth sein
möge, so sagt der hofliche Eigenthümer:
Nehmen Sie es, es gehört ihnen, ohne
im Mindesten zu erwarten, daß man ihn
bei'm Worte nehme. Nimmt man Ab
schied von einem spanischen Großen —sagt
Poinsett —so verbeuge man sich bei dem
Ausgange aus dem Zimmer, oben auf der
Treppe, bis wohin der Wirth den Gast
begleitet. Ist man die erste Stufenrcihe
hinabgestiegen, so wende man sich um und
man wird sehen, daß der Wirth eine drit
te Begrüßung erwartet, die er sehr hoflich
erwiedert, worauf er stehen bleibt, bis der
Gast seinen Blicken entschwunden ist.
Während sie die Treppe hinabgehen küs
sen Sie, so oft er sich Ihren Blicken
zeigt, Ihre Finger und er wird sie für
den gebildetsten Kavalier halten. So
gut gezeichnet diese kurze Skizze ist, so
kann sie doch nicht als vollständiger Maß
stab mexikanischer Höflichkeit gelten.
Kommt der Besucher auf die Straße, so
muß er noch einmal den Hut greifen und
sich verbeugen, wie der aufmerksameWirth
erwartet, der mit der Hand ein letztes
a D oS aus dem Fenster winkt. —Bei m
Briefschreiben wird das Verhältniß der
Ehrerbietung durch die Breite des linken
Randes bestimmt. Ist der Brief an ei
ne Person von gleichem Rang gerichtet,
so bleibt ungefehr der vierte Theil der
Seite leer, soll aber eine ungewöhnliche
Ehrerbietung gegen einen Höheren bezeigt
werden, so wird beinahe die Hälfte leer
gelassen. Es gibt noch andere eigenthüm-
"IVillig zu loben und s!>ne Hure!?t zu radeln."
Dleiistag den SS. >Bs7.
liehe Beweise von Höflichkeit und Ehrer
bietung, die man in Amerika für knech
tisch halten würde.
Bei Begrüßungen ist die alte Sitte in
niger Umarmung und zwar bei Personen
desselben Geschlechts noch immer fast all
gemein. Es ist ganz allerliebst einem
hübschen Fräulein nach einer Abwesenheit
zu begegnen. Man nährt sich, drückt sich
zärtlich die Hände, beide umarmen sich,
und finden dadurch einen Vereinigniigs
punkt. Wollte man alle die instinktarti
gen Kniffe entwickeln, durch welche das
eine Geschlecht dem andern sich zu nähern
sucht, so würde man leicht ein interessan
les Buch schreiben können. Die Praris
ist sehr verzweigt.
Nene (slfl»dulig.
Ans dem Indepcndcncc Mo. Erposicor.
Das große Geheimniß ist geloßt, die
Sache wurde zur That, der Wind wa
gen läuft. In der vorigen Woche
halte Herr Thomas seinen Apparat vol
lendet, zog die Segel aus und davon
gingS mit Windeseile, Bergauf u. Berg
ab, über die weiten Ebenen deS Westens.
Soviel ist jetzt ausgemacht, daß die Sa
che sich thun läßt, weshalb der Erfinder
auch entschlossen ist, künftig nach einem
großer» Maßstabe zu verfahren. Alles,
was er für s erste wünscht, über eine mä
ßige Bodenerhöhung zu gelangen ist ihm
! gelungen, und er fand zu seiner großen
'Zufriedenheit, daß die auf den Ebenen so
zahlreichen kleinen Hügel seinem Wagen
kein Hinderniß seien. Der Erfinder be
i absichtigt, init seiner Familie und einem
Theilnehmer seines Geschäfts baldmög
> lichst nach St. Louis zu kommen, wo sie
ans Werk gehen, und bis zum 10. April
kommenden Jahres drei Windwagen vol
lenden wollen, mit welchen sie über die E
bencn jenseits Bents Fort s e g e l n kön
nen. Der Bau des Wagens ist leicht
und einfach; er besteht blos aus einem!
viereckigen, wohlbeschlagenen Holzgestell,
das auf vier Wagenrädern ruht. An je-
der Seite befinden sich vier Räder, die I 2
Fuß im Durchmesser halten und 1 Fuß
breit sind. Die Vorderaxen lassen sich'
ge> ade wie bei jeden, andern Wagen, ver
mittelst einer eisernen Znnge drehen ; mit
dieser Zunge steht ein dem Steuerade des
Dampfschiffes ähnliches Rad in Verbin
dung, durch welches der Wagen von ei-!
nem "Lootsen" gesteuert wird. Segel
und Takelwerk gleichen dem eines gewöhn-
lichen Schiffes, und jeder Wagen führt in
gußeisernen Kisten, die dem Fuhr Segel
werk zugleich als Ballast dienen, seinen
eigenen Segelvorrath. Herr Thomas
> meint, kein Schiff könne eine so regelmä
ßige Fahrt halten als seine Maschine, so
bald sie gehörig gesteuert wird. Der
Windwagen hat weit weniger Widerstand
zu besiegen, als ein Segelschiff, indem er
nur den ersten Anlauf zu überwinden hat.
> Der Erfinder beabsichtigt, mit seiner Ma
! schine Fracht wie Passagire zu befordern,
' uud macht sich verbindlich, jene zu k Thl.
für hundert Pfund nach Santa Fee zu
transporriren. In Bents Fort will er
ein Depot anlegen, und von dort soll jen
seits des Arkansas bisaufttl) Meilen von
Santa Fee ein anderer Wagen laufen.
Von Bents Fort bis Fort Laramie am
Platte Flusse sollen ferner Passagire und
Frachtgüter nach Oregon befordert wer
den, von wo aus sich die Bahnstrecke bis
nach Ealifornien ausdehnen soll.
Wir sprachen mit einem Augenzeugen,
der mittelst eines leichten SegelS und bei
schwachen Winde 8 Meilen in der Stun
de mit der Maschine zurückgelegt. Er
glaubt, daß sie bei gehöriger Einrichtung
A) Meilen in der Stunde machen kann.
Diese Erfindung wird bei Reisenden
und in der Handelswelt deö ganzen west
lichen Eontinents eine gewaltige Nevolu
tton bewirken. Der Westen wird sich mit
reißender Schnelle bevölkern und die Pro
dukte seines fruchtreichen Bodens in alle
Welt senden. Wir hoffen, daß nach dem
bisherigen Erfolg die Erfindung des Hrn.
Thomas sich ferner bewähre» und nichts
der gewünschten Vollendung seiner
schine hinderlich sein werde.
Tie Scklaiiat.' Naii und ilu' Feind.
Die Menge und Mannichfaltigkeit der
Schlangen die sich i» Birma allenthalben
und namentlich in den Wäldern finden,
ist außerordentlich. Die Schlange, wel
che die Einwohner Nau nennen, von wel
chen es mehrere Arten gibt und die sie sehr
fürchte», findet sich in de» große» Wäl
dern vo» Pegu. Wen» sie fortkriecht,
hebt sie den Kopf so hoch empor wie ei»
Mensch, und wen» sie jemanden trifft, der
nicht mehr Zeit hat zu fliehen, so todtet
sie ihn, indem sie ihn über den Kopf weg
faßt. Man erzählt, eines dieser schreck
liche» Thiere habe sich in der Nähe ei»eS
Dorfes befuiiden und die erschreckten Ein
wohner hätten dem, der es todte, eine Be
lohnung versprochen. Eine arme Frau
wagte das Abenteuer; sie ließ Pech in ei
nem großen Topf schmelzen, stellte diesen
auf de» Kopf, n»d gi»g so der Schlange
entgegen, »reiche nach ihrer Gewohnheit
sich wüthend empoihob, den Kopf in's!
Pech steckte, aber nur mit Mühe ihn wie- !
der herausbrachte und bald darauf starb.
Ihr, so wie aller armenSchlange Haupt
feind ist eine gewisse Spinne, P a n g u
bei den Birmanen genannt. Dies Thier
obgleich klein, erschreckt doch durch seine
widerliche Gestalt; es ist 1 bis 7» (Zenti
meters (I bis 2 Zoll) lang und verhält
r.ißmäßig dick ; der untere Theil des Kör
pers ist mit dunkelrothen Haaren bedeckt;
eS hat zehn Füße, die mit gekrümmten
harten Nägeln endigen, vermittelst deren
es seine Beute faßt; es ist mit zwei Freß
zangen ähnlich den Katzenklanen versehen,
und sein ganzer Leib besteht aus einer
harten schildpattähnlichen Schale. Wenn
eS eine Schlange verfolgt, faßt eS den Leib
mit den Flügeln, lauft flink vor an den
! Kopf, halt ihn mit seinen Freßzangen,
! und belegt ihn mit einem tödtlichen Gift;
, dann stürzt es die Schlange um, u. saugt
ihr das Hirn aus. Was ich hier von
dem 9t a u .und P a n g u erzählt haben,
gibt mir noch keine volle Ueberzeugung,
aber der Pater San Germano versichert,
daß während seines Aufenthalts in Pegu
ei» Ehrist in einem Walde bei Synam
! Zeuge des Kampfes einer Schlange mit
! dieser Spinne gewesen sei.
Wirkung iX'ö Tanschl'andcls.
Die„Freihandels-Theoretiker" machen
einen großen Lärm über die vermehrte
Ausfuhr von Nahrungsmittel» im Laufe
dieses Jahres. Finanzminister Walker
behauptet, und seine Trabanten sprechen
es ihm nach, daß der Tarif von 18 U> ei
ne äußerst wohlthätige Wirkung auf den
Bedarf des Auslandes von unserem Korn
und Weizen gehabt hätte. Diese Be
hauptung ist so albern, daß sie kaum der
Widerlegung bedaif; aber darüber kaun
kein Zweifel obwalten, daß der neue Ta
rif auf die Vermehrung unserer Einfuhr
einen großen Einfluß äußern wird. Und
hierauf insbesondere wünschen wir die
Aufmerksamkeit der Handwerker sowohl,
als der Landleute zu richten.
Wer jemals über Fragen der Natio
nalokonomie nachgedacht hat, wird zu der
Erkenntniß gekommen sein, daß, je mehr
Kui'.stgegeustände in einem Lande erzeugt
werden, um so mehr Nahrungsmittel ver
zehrt werden. Denn wer immcr arbeitet,
der muß auch essen ; und jede Tonne Ei
sen, jede Vard Tuch, die in unserm Lande
gemacht werden, haben ein gewisses Quan
tum von Brod und Fleisch und Bier ge
kost» t. Diese Nahrungsmittel sind von
denen verzehrt worden, welche die Kunst
gegenstände verfertigten ; und wohin nun
immer diese Kunsterzeugnisse gesandt wer
den, dahin werden gleichzeitig auch die
Nahrungsmittel gesandt, welche die Ver
fertiger jener Gegenstände verzehrten.
So werden z. B. um eine Tonne Eisen
zu verfertigen, wenigstens 5 Büschel Wei
zen, oder ein im Werth entsprechendes
Laufende Nummer Ls».
Quantum anderer Lebensmittel verzehrt.
Wenn wir also eine Tonne Eisen von ei
nem andern Lande einfuhren, so fuhren
wir nicht nur das Eisen selbst ein, sondern
auch mittelbar die Nahrungsmittel, welche
zu dessen Erzeugung verzehrt wurden.—
Jedes Fahrzeug, das uns also vom 'Aus
lande, fiiiifhuiideit Tonnen Eisen bringt,
beraubt uns deS Marktes für Bü
schel Weizen.
Was aber hier vom Eisen gesagt ist,
gilt von den meisten übrigen Einfuhrar
tikeln mit. Europäisches Mehl, Fleisch
und Bier conmmiren wir, indem wir die
europäischen Kunsterzeugnisse einführen.
Wir nehmen nur eine mäßige Summe an,
wenn wir behaupten, baß in jedem >(><>
Dollars-Weiche von eingeführten Kunst
produkten, wir wenigstens 10 Dollars
werth an auf ihre Erzeugung verwandten
Lebensmittel mit einfül/ren. Wenn wir
also jahrlich ><)<) Millionen Dollars-
Werth an Kunstprodukten einführen, so
ist hierin der Werth von It) Millionen
Dollars - Werth von Lebensmitteln mit
enthalten.
Der Hauptzweck des neuen Tarifs aber
ist, unsere Einfuhr zu vergrößern; weil
wir nur bei erhöhter Einfuhr von Europa
hoffen dürfen, an Europa mehr Getreide
und Mehl als bisher abzusehen. Wenn
aber unsere obigen 'Annahmen richtig sind
so ist leicht erweislich, daß wir bei einem
solchen Tauschsystem nur verlieren können.
Wir entziehen unsern Mitbürgern die Ar
bert, indem wir von fremden Ländern un
sern Bedarf an Kunsterzeugnissen bezie
hen, und thun dies in der Hoffnung, die
se dadurch zu bestimmen, unsern Ueberflusi
an Nahrungsmitteln uns abzukaufen.
In Wahrheit aber führen wir nicht nur
die Kunstprodukte selbst ein, fondern auch
alle Nahrungsmittel, welche jene verzehrt
haben, die dieseKiinstprodukte verfertigten.
Vergesse deßhalb Niemand, daß in je
der Elle Tuch, in jedem Stücke Eisen, in
jedem Stiefel, jedem Hute, jedem Messer,
jeder Elle Leinwand, überhaupt in jedem
eingeführten Kunstprodukte eben dasjeni
ge Quantum von Lebensmitteln, das von
Jenen verzehrt worden wäre, welche es
hier verfertigt hätte», mithin eingeführt
worden ist.
Wenn wir also von Europa das Re
sultat der Konsumtion von zwei Millionen
Fässern Mehl in Kunstprodukten bezie
hen, uni? an dieses nicht mehr als zwei
Millionen Fässer Mehl verkaufen, so ha
ben wir nicht nur noch gar Nichts gewon
nen, sondern wir haben bei diesem Tau
sche sogar verloren, indem wir für die
Hinfracht des Mehles, und für die Her
fracht der Kunstprodukte mit bezahlen
mußten. Stadt Post.
Der „Neu - Yorker Globe" eines der
scharfsinnigsten und einflußreichsten Jonr
nale der Lokofoko - Partei, machte kurz
nach der letzten Wahl folgendes Bekennt
niß :
„Wir leben in einem Zeitalter, das sich
durch den Geist des Fortschrittes charak
terisirt, und worin der Name Demokratie
ohne das Wesen bei allen denkenden
Männern immer mehr seinen Zauber ver
liert. Wir warnen alle aufrichtigen
Freunde demokratischer Freiheir vor der
Gefahr, diesen Geist des Fortschrittes,
der die abhängige Lage der arbeitenden
Millionen zu verbessern sucht, unberück
sichtigt zu lassen, oder gar zu versuchen
ihm Einhalt zu thun. Dieser Geist reg
te sich niemals so mächtig, wie heut zu
Tage. Es gab eine Zeir, wo seine Thä
tigkeit nur innerhalb der großen demokra
tischen Partei sich bemerkbar machte,
„gegenwärtig aber ist er in die Reihe der
Whig - Partei eingedrungen, und in den
meisten Fällen, worin unsere Gegner zur
gelangt sind, verdanke»!
sie ihren Sieg nur der Aufnahme jener
Grundsätze des Fortschrittes und der Re
form." (Republikaner.)