Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, November 24, 1846, Image 1

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    Und Berks, Momgomery und SehmMil Caunttes allgemeiner Anzeigen^
55 e a V i n g, Denn. - Gedruckt und herausgegeben von Arnold P u w e ll e, in der Sud 6ten Straße, zwischen der Fraukliu- und Chesnut - Straße
Jahrg. 8, ganze Nnm. »7».
Bedingungen Der Nlber.lle Nrob-iclUrr erscheint jeden Dienstag auf einem großen - Bogen »lii fronen weitem gedruckt. Der - Preis ist Ein Thaler des I.lhr?, welcher in halbjährlicher
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im L.'aufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden Kl st> angerechnet. Für kürzere Zeit als 0 Monate wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur
dann angenonimen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein
gerückt. ' llnterfchrcibern in hiesiger Ltadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post »der Träger, auf Kosten der Unterschreiber. Briefe und'dergl. müssen postfrei eingesandt werden.
Irrthum tteberall.
(Humoristisch? Erzählung.)
„Meinetwegen/' rcplizirte der Haus
err. Wir aber, Herr Dorn, müssen
>tzt die Sache zum Schluß bringen. Sie
nd Maria pflegten viel auf einander zu
alten aber die Zeiten haben sich ver-
ndert."
Franz erfaßte M aria ' S Hand
nd sprach : „Wir aber haben uns nicht
eränderr. Und wäre ich reich wie ein
»rosuö "
„DaS sind sie aber nicht," unterbrach
!)n Limburger, „im Gegentheil. Zur
Zache also, was besitzen Sie eigentlich?"
„Nun wird er durch seine verwünsch
e Ehrlichkeit Alles verderben!" sprach
Mondschein vor sich hin.
„Das will ich Ihnen ganz aufrichtig
agen," erwiederte Franz. „Ich besitze
inen Fond von Muth, der einem Kaiser
shre machen würde, und einen Sinn,
eicht genug, mich über die Wellen des
NißgeschickS dahin zu tragen."
„Paperlapa, das alles ist Unsinn, von
>em ich nichts verstehe," sprach Limbur
;er unwillig. „Kurz und gut, Sie ha
?en kein Geld, und folglich bekommen
Tie meine Tochter nicht. -- Heute aber
nögen Sie unser Gast bleiben, Sie sol
en bei mir zu Mittag speisen, und wie
ollen Sie speisen! Potz Milben und
Räuschen; ich bin ein reicher Mann!"
„Ich verliere die Geduld," flüsterte
Marien zu.
„Um meinetwillen, Franz," bat diese.
„Ertappe ich Sie aber auf LiebeSblik
en, so sollen Sie nie wieder die Füße
niter meinen Mahagony - Tisch stecken,"
varnte der Edelmann.
„Kommen Sie, geben Sie mir Ihren
!lrm, wir wollen einen Spaziergang mä
hen, ich habe Ihnen tausend Dinge zu
'rzählen," sprach Maria zu Franz ge
wandt.
„Emilie soll Euch begleiten," rief der
Vater.
„Sie befindet sich in der Bibliothek
mit ihrem Lehrer, Herrn Adolph," ver
setzte Maria.
„So nehmt den auch mit. Potz Mil
ben und Mäuschen, ich will durchaus kein
Rendezvonsiren unter vier Augen; der
Schulmeister soll noch heute ein schriftli
ches Eheversprechen von sich geben, ich
lasse nicht mit mir spaßen."
„Ich werde mich freuen die Bekannt
schaft des Herrn Adolph zu machen," be
merkte Franz.
„Sie werden in ihm einen ganz guten
Mann finden," sprach der Hausherr,
„das heißt für seinen Stand; daß er kein
Edelmann ist, sieht man ihm auf den er
sten Blick an."
Die beiden Liebenden schritten hinab in
den Garten; der Edle Herr v. Limbur
ger aber zog sich in sein Eabinet zurück,
wie er das Zimmer nannte, wo er sich von
seinen oft unnützen Geschäften im behag
lichen Schlummer zu erquicken pflegte.
„Jetzt mein Theurer, erklären Sie mir
die Ursache der mit Ihnen vorgegangenen
Veränderung," sprach Barbara, nach
dem sich die Andern entfernt hatten.
„Beantworten Sie mir zuvor eine
Frage," entgegnete Fritz Mondschein. —
„Werden Se. Gnaden, der Herr v. Lim
burger, wohl vermuthen, daß in dieser
Verkleidung ein Eavalier steckt?"
„Weder er, noch sonst Jemand,"
tete die Antwort.
„Dann haben wir gewonnen Spiel!"
„Ich verstehe Sie nicht."
„Lasen Sie Ovid's Metamorphosen?"
„Nicht daß ich mich erinnere."
„Das ist schade," bemerkte der Pfiffige.
„Sie würden dann die Sache leicht be
greifen. Als Jupiter ve>liebt war, stieß
er sich nicht an Kleinigkeiten, sondern ließ
sich herab zu jeder Verkleidung, um nur
zu dem Gegenstände seiner Liebe zu ge
langen. Ich folge seinem Beispiel. Herr
von Liw.burger will uns trennen, ich ver
zweifelte daran, mein Barbarinch-n j.»
wieder zu schauen; das Glück wirft mir
meinen alten Freund, Franz Dorn, in den
Weg, als sein Bedienter finde ich Zutritt
hier im Hause und—da bin ich nun."
„Wie entzückend, wie romantisch!"
rief Barbara begeistert. „Aber sagen
Sie mir, theurer AugustuS, waö ist auö
Ihrem Schnurrbart geworden?"
„Alle Teufel, das hatte ich vergessen,"
murmelte Mondschein vor sich hin, aber
sich schnell fassend, erwiederte er: „Ich
opferte ihn auf dem Altare der Liebe, um
ineinen angenommenen Eharakter desto
besser behaupten zu können. Jetzt aber
zu unserm Geschäft, der gnädige Herr
Käsekrämer könnte uns neuerdings sto
ren Ich habe Ihnen schon offenbart,
theure Barbarina, daß ich der Sprößling
eines edlen ScammeS bin—der Repräsen
tant der Sonnenstrahle n, die so
alt sind wie die Welt. Um Ihretwillen
trotzte ich dem Zorne meines stolzen Va
ters, der mich vielleicht enterben wird.
Können Sie also noch an der Reinheit,
an der Uneigennützigst meiner Liebe
zweifeln?"
„Nicht im Geringsten," antwortete
Barbara zu fr iedeng est ellt.
„Sagen Sie mir doch wie hoch be
läuft sich eigentlich Ihr Einkommen?"
forschte Mondschein nach.
„Auf tausend Thaler jährlich, das Ka
pital steht sicher."
„O, Barbarina !!" rief entzückt der
schlaue Betrüger.
'Außerdem hoffe ich auch noch von mei
ner Tante zu erben."
O, Barbarinchen, Barbarinchen," ju
belte Mondschein, „sprich das Wort aus:
~ „Morgen werde ich die Deine," " dann
mag mein stolzer Vater thun waü er will,
ich entführe Dich um jeden Preis."
Während der letzten Hälfte dieses Ge
spräches, war der edle v. Limburger, dem
das Erscheinen deS jungen Dorn keine
Ruhe ließ, von den beiden Anwesenden
unbemerkt in die Thür getreten, so daß
er den Inhalt desselben mit angehört hat
te. „Sein stolzer Vater? Potz Milben
und Mäuschen, daS ist ihr Galan in Die
nerstracht," sprach er jetzt vor sich hin.
„Sie sind auch so dringend," setzte
Barbara ihr Gespräch mit Mondschein
fort „Gönnen Sie mir doch Zeit zur
Ueberlegung. Kommen Sie diesen Abend
nach unserm Lieblingsplätzchen, dort wol
len wir weiter von der Sache reden."
„Ich werde mich doit einfinden —und
zwar mit einer Postchaise," versicherte
Mondschein.
„Ach, wie mein Herz pocht! Vielleicht
könnte auch eine seioene Strickleiter am
Fenster "
, Eine passende Figur für eine seidene
Strickleiter!" lachte der Schelm in sich
hinein, laut aber entgegnete er: „Ich
dächte, Sie zögen die Treppe vor."
Jetzt hielt es Herr von Limburger für
rathsam, sich bemerkbar zu machen, er
räusperte sich, und schien so eben einzutre
ten. „Potz Milben und Mäuschen,"
rief er zu Mondschein, „was treibt Ihr
Euch hier herum, statt zu thun, was Eu
er Herr befohlen?"
„Er ahnet nichts," flüsterte Barbara.
„Ich wartete hier auf Ew. Gnaden,"
oers.tzte der Befragte, „da sehen Sie hier
das Portefeuille."
„Nun?"
„Sie begreifen, daß ich dieS Portefe
uille hier nicht den ganzen Tag mit mir
herumschleppen kann, mein Herr ist etwas
leichtsinnig. Hier in diesem Portefeuille
stecken "
„Was? Was denn !" fragte Limbur
ger neugierig.
„O —Nichts, nichts von Bedeutung,"
entgegnete der Pfiffige, so, als erschräcke
er selbst über das waS gesagt hatte,
„Mein Herr hat seine Gründe, Ew. Gna
den glauben zu machen, daß er arm sei,
und da wäre ich ja der größte Schurke
von der Welt, veiriethe ich sein Geheim
niß und versicherte Sie vom Gegentheil."
. Der junge Herr hat mich also nur
"IVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag de« S t. November, 18 tv.
auf die Probe stellen wollen." dachte Lim
burger.
„Nun sagen mir Ew. Gnaden, wo
kann ich dies Portefeuille mit Sicherheit
unterbringen?" fragte Mondschein drinr
gend.
„Wie viel steckt wohl darin?"
„Aon mir erfahren Ew. Gnaden nichts
nicht das Mindeste, aber wenn Sie so
zwischen e»n 5,(1 oder tOO,OOO Thalcr
chen rathen wollten "
„Potz Milben und Mäuschen, so wäre
er ja doch eine gute Partei für mein Ma
richen, und Ihr? Wer seid Ihr denn
eigentlich?"
„Ich oh ich ? des Herrn Dorn's
Privatsekretär, nichts weiter," erwiederte
Mondschein.
„Ganz recht, mein Lieber, behaupten
Sie das Romantische Ihrer Stellung,"
sprach Barbara leise zu ihm.
In diesem Augenblck meldete ein ein
getretener Bedeinter den Herrn Hastig,
den GastwiUd zum weißen Raben, der
die Ehre zu haben wünsche, Se. Gnaden,
Herrn von Limburger aufzuwarten.
Mondschein war bei Nennung dieses
Namens nicht wenig erschrocken, der ge
fürchtete Mann, sein Vater sollte ihm
hier entgegentreten. Das war zu gewagt.
Er nahm schnell seine ganze Geistesge
genwart zusammen, wandte sich an den
Emporkömmling und sprach mit schmei
chelndem Tone: „Ein Mann von Ihrem
Range wird sich doch nicht so sehr herab
setzen, und einen Menschelt so niederen
Standes empfangen."
Schon war der gewesene Käsehändler
im vollen Gefühl seiner Wichtigkeit be
reit ihn abweisen zu lassen, als der Be
diente versicherte, daß der Herr Hastig
!dem gnädigen Herrn eine Sache von der
! größten Wichtigkeit mitzutheilen habe;
der stolze Gebieter besann sich demnach ei
nes Bessern, und gebot, den Gastwirth
hereinzulassen.
Mondschein war in keiner geringen
! Verlegenheit, seine romantisch e
Stellung schien ihrem Ende nahe. Ein
neuer Kunstgriff mußte angewandt wer
! den. Rasch wendete er sich daher zu Lim-
burger mit den Worten : „Ich habe von
diesem Elias Hastig gehört, Ew. Gna
den, das ist der größte Schurke im Lande.
Hüten sich Ew. Gnaden vor ihm. Er
hat die sire Idee jedermann kennen zu
! wollen. Ha, ha, ha, ich würde mich gar
glicht wundern, wenn er vorgäbe, auch
mich zu kennen, nehmen sich Ew. Gna
den vor ihm in Acht."
„Unbesorgt, mein Falkenblick trügt mich
nicht," bemerkte der stolze sehr bestimmt.
„Aber dieß Portefeuille hier. Haben
Ew. Gnaden keine eiserne Geldkiste?"
fragte Mondschein.
Hier ist der Schlüssel zu derselben,"
entgegnete Herr von Limburger, „Eousi
! ne Barbara, sorgen Sie, daß der Herr —
der Herr Privatsekretär das Portefeuille
gut aufbewahrt."
„Mit dem größten Vergnügen von der
Welt," entgegnete die Angeredete, und
entfernte sich rasch, um den Auftrag zu
verrichten. Unterdessen hatte der ver
schlagene Mondschein sein Planchen in's
Reine gebracht. „Schnell daS Porte
feuille untergebracht, dann meinem Herrn
die Gefahr der Entdeckung mitgetheilt,
um, im schlimmsten Fall, schleunige An
stalten zur Flucht zu treffen," sprach er
zu sich selbst, und schickte sich so eben an,
das Zimmer zu verlassen, als ihm nah an
der Thür der gefürchtete Gastwirt!) ent
gegentrat. „Ha, sieh' da, treffen wir
uns hier?" rief dieser in ziemlich ver
traulichem Tone. Mondschein blieb nichts
! mehr übrig als ihm im Hinausgehen die
! Worte: „Bedenkt wohl Eure 82 Thal.
> 10 Groschen 0 Pfennige," zuzurufen.
Unter vielen Verbeugungen und Kratz
füßen näherte sich H a st i g dem reichen,
aufgeblasenen Manne, der ihn mit einem
leichten Wink der Hand zum Sprechen
aufford/rte. Er gehorchte also gleich.
„Ew Gnaden wollen verzeihen," be-
gann er, „ich komme, Ew. Gnaden vor
einem Eomplott zu warnen ; ich versprach
zwar, reinen Mund zu halten; aber ich
habe eS besser bedacht, eö könnte mir
schlecht bekommen, mir einem so vorneh
men Herrn, wie Ew. Gnaden, zum Feind
zu machen."
„Nur zu, nur zu. ohne Umschweife,"
gebot der Gnädige,
„Zuvörderst, Ew. Gnaden, ist der, der
da eben wegging, nicht das, wofür er sich
ausgibt," fuhr der Gastwirth fort.
Der Herr von Limburger lächelte
selbstgefällig: „Wirklich nicht?"
„Ich sage Ihnen, er hat in meinem
Hause wie ein reicher Kavalier gelebt."
„Ja, ja, es liegt am Tage, sie sind bei
de reich," dachte von Limburger; „und
daö ist Alles, was Ihr mir mitzutheilen
habt?" fragte er in geringschätzendem
Tone.
„Ich weiß noch etwas/' sprach Hastig,
„er will hier jemand entführen."
„Da wünsche ich glückliche Reise. Ha,
ha, ha! habe alles schon selbst entdeckt;
aber ich habe meine Gründe mich dumm
zu stellen. Somit war' 6 also mit Eurer
wichtigen Offenbarung Nichts, haltet in
deß reinen Mund, das sage ich Euch!"
„Ganz wohl! Vergessen Ew. Guader»
aber nicht, daß ich meine Pflicht gethan
und Sie gewarnt habe, und so empfehle
ich mich dann gehorsamst." Mit Viesen
Worten, begleitet von mehrern devolen
Verbeugungen, wollte sich der Gaftwirth
schnell hinweg begeben, Limburger rief
»hm nach: Hört noch, Ihr haltet Post
pferde, wenn er jetzt fort wollte
„To soll ich ihn anhalten, Ew. Gna
den ?" fragte Hastig.
~Da liefert Ihr ihm eine Chaise und
rasche Pferde," sprach Limburger.
„Ilm Vergebung, wer aber bezahlt
mir das?" fragte der Gastwirth.
„Ich, wenn er es etwa in der Eile ver
gessen sollte," versicherte der Geadelte.
„Zu Befehl Ew. Gnaden," mit diesen
Worten verbeugte sich devot der Wirth
und entfernte sich.
„Das heißt, sich gescheut benommen,
wie ich in diesem Augenblick," so begann
Herr von Limburger sein Selbstgespräch.
„Will Dorns Freund aus der Barba«
ra eine Dame machen, ich wünsche guten
Appetit, der Geschmack ist verschieden, de
sto besser für sie. Ich will ihrem Glücke
nicht in den Weg treten. WaS aber den
Franz Dorn und sein Portefeuille betrifft,
so ist mir ja plötzlich ein Licht aufgegan
gen, das mir von Nutztzen sein kann."
Mit diesen Worten schritt er zum Zimmer
hinaus.
3.
Die geneigten Leser finden den Schau
platz dieser kleinen anspruchslosen Erzäh
lung auf's Neue verlegt: wir befinden
uns jetzt in dem Garten des Herrn von
Limburger, und erblicken in einem schatti
gen Laubegange zwei unserer alten Be
kannten : Franz Dorn und seinen Freund
Adolph von Waldsee; Beide unterhielten
sich von Adolphs Herzensangelegenheiten.
„Nun, Dorn, was sagst Du zu mei
ner Emilie ?" fragte der Letztere.
„Ein liebliches Mädchen, in der That!
Aber Dein Vater "bemerkte mit be
denklicher Miene der Freund.
„Habe ich Dir nicht gesagt, daß ich
entschlossen bin, mich unverzüglich nach
Waldsee zu begeben und meinen Vater
aufrichtig von Allem zu unterrichten,"
wandte Adolph ein.
„Das ist allerdings das Klügste, was
Dil thun kannst."
„Wie aber steht es um Deine Angele
genheit mit Maria?"
„Schlecht, Adolph! Wir sind beide ü
berzeugt, daß ihr Vater nie mit einem
Groschen herausrücken wird. Zwar ist
das liebe Mädchen entschlossen, mir den
noch ihre Hand zu reichen und ihr Schick
sal an das meine zu ketten, ich aber kann
dieses uneigennützige Opfer nicht anneh
men, kann es nicht zugeben, das sie sich
einem Leben voll Armuth preisgibt."
Laufende Nummer IS.
„Heirathe sie immerhin, Freund Dorn,
der alle Käsekrämer wird späterhin schorr
gelindere Saiten aufziehen. Und wenir
es Dir bis dahin fehlen sollte —so rechne
auf mich, wir sind ja alte Freunde."
„Danke, danke. Du treue Seele,"
sprach Franz bewegt! „Fortuna hat mir
nun einmal den Rücken gewandt, und
mir nichts gelassen, als meinen gute»
Muth und ein redliches Herz. Ich will
keine tadelnswerthe Handlung begehen,
will Dich auf Deiner Reise nach Waldsee
begleiten und meine theure Maria glück
licheren Aussichten überlassen."
Eine kleine Pause trat ein, jeder blieb
seinen eigenen Gedanken hingegeben, und
i so schlenderten sie einige Augenblicke ne»
! ben einander hin, als plötzlich aus einer
> Seitenallee die beiden Huldinnen ihrer
Herzen, Maria und Emilie, ihnen entge
gentraten. Maria wandte sich sogleich
an Franz: „Noch immer Falten auf der
Stirn, noch immer riefe Schwemutth im
Blick? Franz, entsag' dem Heroismus,
gib nach. Dein Kopfschütteln verneint
schon wieder. O, helfen Sie mir, Herr
Adolph, reden Sie ihm zu, daß wir unS
verbinden, mein Water seine
Einwilligung venagen sollte."
j „Nur Deinetwillen, Maria, verschieb«
ich mein Glück, ich fürchte die Folgen
eine» solchen Schritts. Bei den Äesin
nungen Deines Vaters kann nur Armuth
und Elend "
„Und wenn ich nun an Deiner Seite
arm sein will, waj kümmert's Dich?"
unterbrach ihn im komischen Zorn daS lie
veno? Mädchen. „Du liebtest mich und
versprachst mich zu heirathen, als Du irr
mir nur die Tochter eines KäsekrsmerS
sahst, und jetzt?— Weißt Du was, Emi
lie, folge meinem Rathe, und Heirathe
Deinen Geliebten ohne Weiteres, wer
weiß sonst, ob er, wenn auch Du das Un«
glück haben solltest, plötzlich arm zu wer«?
den, sein Versprechen halten würde."
„Ach, das habe ich nicht zu besorgen!
Unsere Lage ist verschieden. Ich bin ei
ne Waise und darf für mich selbst wäh
len ; auch gibt es, wie er mich oft versi
"chert hat, Niemand, dem mein Adolph
von seinen Handlungen Rechenschaft zu
geben hätte. Ist es nicht so, liebe?
Freund?"
„Ja allerdings! Ja!" erwiedert«
Adolph zögernd.
„Du scheinst verlegen !" fragte Emilie.
„Das nicht. —Ich gedachte eines Freun
des eines Verwandten von dem ich
vielleicht noch Einiges zu hoffen habe."
„Davon hast Du mir ja nie ein Wort
gesagt."
„Ich hielt eS für unnöthig. Den,,
»Venn er auch unsere Verbindung mißbil
ligen sollte doch, daS wird er nicht.
Ich bin im Begriff, mich zu ihm zu bege
ben und ihn mit meiner Absicht brkanne
zu machen."
„So willst Du uns verlassen?" fnhr
Emilie fort.
„Nur auf wenige Tage, mein theures
Mädchen," entgegnete Adolph.
Emilie blickte ihm bewegt in's Auge«.
„Adolph, täusche mich nicht," bat sie.
„Wie kannst Du das glauben, wie
sollt' ich "
„Denke daran, wie ehrlich und offen
ich gegen Dich verfuhr. Du weißt Alle?,
was mich betrifft. Meine Mutter stand
im Begriff sich mit einem jungen Manne
laus einer vornehmen Familie zu verhei
rathen, da wurden sie plötzlich getrennt.
Ihre Eltern zwangen sie darauf, einem
alten, aber reichen Bewerber ihre Hand
zu reichen. Die Verbindung war für
Beide unglücklich. Mein Vater gab sich
mit Leidenschaft dem Spiele hin, und
starb, nachdem er sein Vermögen fast
ganz verschwendet hatte; wir behielten
kaum so viel übrig, um uusere Bedürf
nisse bestreiten zu können, auch meine
Mutter starb bald darauf, und ich habe
Dir also Nichts zu bieten, als mein treu
es Herz. Wenn Du mich aber liebst, so
wird Dein Talent, vereint mit dem We«