Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, November 17, 1846, Image 1

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    Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeige^^
Z.T. c -il Äin F, Wenn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Pu welle, in der Sud kteu Straße, zwischen der Franklin- und Ckesnut - Straße
Jahrg. 8, ganze Rum. H7B.
edinqun^eni —Der Zj.tlieeale erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen niit schönen vettern gedruckt. Der Subscriptions ? Preis ist Ein Thäler tcs labrs, welcher in halbjährlicher
Vorauvbezahlung erbeten wird. ?Ler Ini Laufe de? labres nicht bezablt, den, werten Hl 50 ungerechnet- Für kürzere Zeit aIS 6 Monate wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige 'Aufkündigungen werden nur
dann angenommen, wenn sie einen Monat vor 'Ablauf des Subscriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein
gerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der llnterschreiber. Briefe und dergl. müssen postfrei eingesandt werden.
Jrrtlmm Noberall.
(Humoristische Erzäl) luIIg.)
sFortfttzmiq
Der Hauptmann von Sonnenstrahl
Ute so eben seinen falschen Schnurr
t wieder befestigen, als Franz Dorn
5 dem Nebenzimmer trat. ..Halt, wer
nmt denn da, das Gesicht habe ich schon
iher gesehen," flüsterte er, den Eintre
den beobachtend, indem er etwas in den
ntergrund trat.
„Jetzt fort zum H.rrn Timotheus von
nburger," sprach Dorn vor sich hin.
„Der will auch zu dem neugebackenen
>elmann," bemerkte Mondschein leise,
as wäre ja eine treffliche Gelegenheit
ch einzuführen/'
„Welchen Weg soll ich einschlagen?"
igte Franz sich selbst. „List, Verstel
ig ? Nein, nein, ich will ihm die Wahr
it gestehen. Er weiß, daß ich seine
)chter liebe; besitze ich gleich kein Ner
ven mehr, so ist er dagegen reich ge
?rden, ich will seiner Großmuth ver
tuen."
„Bei allen Teufeln, das ist mein vor
iliger Herr!" rief jetzt plötzlich Mond
»ein, der jetzt mit seinen Beobachtungen
's Reine gekommen schien. „Meine
ige ist verzweiflungsvoll, so mag denn
r Würfel rollen," und rasch seinem
'rmaligen Herrn entgegentretend rief er.
Tie sind auf einem falschen Wege, mein
lerr!"
'„Was heißt das?" fragte Franz er
umt.
„Kennen Sie mich denn nicht mehr?"
ltgegnete der Abenteurer keck, zu ihm
etend. „Ich bin ja der Fritz Mond
l)ein Ihr vormaliger Bedienter auf
'eisen."
„Du bist eS, Schurke ? Wie konnte ich
)ich auch in dieser Verkeidung erkennen?
„Dem wollen wir bald abhelfen," lach
> Mondschein, indem er den falsben
Schnurrbart wieder abnahm. „To, und
un, Herr Doin, aus alter Bekanntschaft
czeigen Sie mir den Gefallen, mich mit
ch zum Herrn von Limbnrger zu »eh
ien, ich kann J>)nen dort vielleicht gnte
Dienste leisten. Sie wollen der Groß
iuth des Herrn Timotheus vertrauen?
Gehorsamer Diener! Eben so gut konn
ten Sie sich in einer Nusischaale hinaus
uf'S Meer wagen. Hier kann Lisi Hel
en."
„Ich bin entschlossen, keine Täuschung
mzumenden." versetzte Dorn.
„Das sollen Sie auch nicht," erwie
>erte Fritz, „überlassen Sie die Sache
nir. Ich will den Edelmann von gestern
'chon hinter's Licht führen. Sie sind in
?iner sehr schwierigen Lage und bedürfen
?ineS gewandten Menschen, der Ihnen
heraushilft. Versuchen Sie es noch ein
mal mit mir, nehmen Sie mich noch ein
mal in Dienst. Von Lohn wollen wir
gar nicht reden, sondern die Wurmdoktors
Phrase gelten lassen „ „Keine Heilung,
kein Geld." "
„Aber ein Bedienter in dieser Klei
dung?" bemerkte Franz.
„Da weiß ich auch schon Rath," lachtc
der Schlaukopf, indem er seinen Oberroci
von sich warf und nunmehr in einer kur
zen Jacke dastand. „Erlauben Sie/
fuhr er darauf fort, und mit Blitzes
schnelle trennte er von Dorns Reisemützt
eine goldene Tresse und befestigte sie un
seinen Hut. „So," ricf er, „jetzt wärc
der Laquai fertig."
„So komm, nimm dort mein Porte
feuille und folg' mir!" gebot Dorn.
„Ich weiß schon, wie sonst : Ereditbriefe,
Wechsel, Bankzettel!" bemerkte Fritz.
„Creditbriefe! Wechsel! Wo denkst
Du hin? Die Zeiten sind vorbei. Lie
besbriefe und ein Paar Gedichte, sonst
nichts, was einen Groschen werth wäre.
Es ist aber schon lange, seit ich Dich fort
schickte, wer wird Dir jetzt ein Zeugnis
geben?"
„Ach, schämen Sie sich. Sie sind ja
eben so lange von mir fort, als ich vor
Ihnen; frage ich etwa nach einem Zeug
niß rücksichtlich Ihrer? Doch auch da
weiß ich Ratli, der Wirth hier kennt mich,
er kann sich für mich verbürgen."
In diesem Augenblick trat der Gast
wirth zufüllig, ohne Dorn zu bemerken,
weider herein. ~Du Schlingel, ich hrbe
über Dich nachgedacht,"--begann er.
Der Abenteurer winkte ihm zu schwei
gen. „Sachte," sprach er, „oder Ihr
verderbt AlleS. Es ist mir gelungen,
mich bei ihm einzuschmeicheln. Puh!
der ist reich, reich wie ein Erösus. Da,
hier Kreditbriefe, Wechsel, Bankzettel,
tausend Million an Werth, sage ich Euch.
„Aber mein Gott!" fragte der Gast
wirth, und deutete auf seine veränderte
Kleidung.
„Ein Scherz, weiter nichts," flüsterte
ihm Mondschein zu ; dann wandte er sich
an Dorn, und sprach: „.Hier, Herr Ha
stig, unser Wirth kann Ihnen sagen : ich
diene zwei Jahre lang bei dem General
lieutenant von Wiiikel, sein Zeugniß lau
tete: ehrlich, fleißig und nüchtern; nicht
wahr, Herr Wirth? Drei Jahre bei dem
KainmergerichtSrath Goldschlag ebenfalls:
ehrlich, fleißig und nüchtern. Drei lah'
re bei dem Hauptmann von Lark, dito,
dito, dito. Unser Herr Wirth wird das
nicht leugnen, nicht für 82 Thaler 10
Groschen 6 Pfennige."
Der Gastwirth machte eine bejahende
Kopfbewegung.
„Nun gut, so will ich's mit Dir ver
suchen, komm und folge mir! Jetzt fort
zum Herrn von Limburger!" rief Franz.
Mit diesen Worten eilte er hinaus,
sein neuer Bedienter folgte ihm.
2.
Wir führen jetzt unsere freundlichen
j Leser in das Landhaus des vorigen Käse-!
KrämerS, nunmehr aber reicher Gutsbe
-5 sitzer, Herr von Limburger, wo wir den
Emporkömmling in einem prachtvollen
! Gemache finden, beschäftigt, eine ihm von
einem Baumeister übergebene Zeichnung,
zu piüfen, während andere Künstler und
in einiger Entfernung des
! .'lugenblicks hanten, in welchem et, auch
ihnen gestattet sein würde, sich dem rei
chen Protektor ihreS Gewerbes zu nähern.
! Zuerst wandte er sich zu dem Bäumet-
ster.
„Potz Milben und Mäuschen!" rief
er, „ich kann aus dem verwünschten Din
ge da nicht klug werden, da schauet ein- !
mal her. Meine Bill a hat nur zwei
Stockwerke —nun will ich ein drittes oben
aufsetzen lassen, dazu bringt Ihr mir hier
den Plan, und auf dem liegt alles flach
auf dem Boden."
„Ker Dummkopf!" sprach der Bau
meister vor sich hin. —„Es ist ja nur die
Zeichnung, hier ist die Erhöhung ange
merkt," fügte er laut hinzu.
„Die Erhöhung? so!"
„Und was hier das Capital der Säu
len betrifft, " bemerkte der Künstler.
„Was Capital! Potz Milben und
Mäuschen, muß ich schon wieder mit den
Thalern herausrücken!"
„Ew. Gnaden verstehen mich nicht.
Ueberlassen Sie nur Alles mir, und Sie
sollen keine Ursache haben, sich zubeklagen.
„Nun meinetwegen!" räumte der
Hausherr ein.—Aber das sage ich Euch,
es muß alles prachtvoll werden und einem
Eavalier wie ich bin Ehre machen. Jetzt
packt Euch. Leute von Wichtigkeit wie
ich, haben mehr zu thun "
„Der unverschämte Emporkömmling!"
murmelte der Baumeister vor sich hin nnd
entfernte sich.
„Nun zu Euch, Ihr Bücherkrämer,
habt Ihr von den Borten das gehörige
Maaß genommen," fragte der Herr von
Limburger, zu seinem anwesenden Buch
händlcr gewandt.
„Zu Befehl Ew. Gnaden," erwiederte
der Letztere, indem cr kaum daS Lachen
untertrücken konnte.
„So sag' ich Euch Ihr lügt," rief der
Emporkömmling. „Wie heißen die Bü
cher die Ihr mir gestern zugeschickt?"
„Es war Büffonö Naturgeschichte und
"TVillig zu loben und ohne Lurcht zu tadeln."
Dienstag den 57. November,
d.'s berühmten BonnetS philosophisches
Werk, beide mit Kupfern, ' entgegnete
der Buchhändler.
„WaS Büffet und Bonnen, die kann
ich nicht gebrauchen, die Bande sind zu
groß für den Bort, die müßt Ihr unten
abschneiden lassen," bemerkte der Haus
herr.
„Aber die großen kostbaren Kupserta
feln ! die ganzen Werke werden verdorben.
„Das schadet nichts ! Ich lese doch nicht
darin, der Büeherkram ist weggeworfenes
Geld, ich kaufe sie nur, weil alle vormeh
me Leute eine Bibliothek haben. Aber
das sage ich Euch, sorgt mir für reiche
Vergoldung, besonders für dem Rücken,
sonst schicke ich Euch die ganze Geschichte
züiück. Jetzt ebenfalls marsch, ich habe
mehr zu thun, als von lumpigen Büchern
zu reden."
Der Buchhändler zuckte indignirt die
Schultern verbeugte sich und verließ das
Zimmer.
„Jetzt kommt die Reihe an Euch. JA
seid der Maler?" wandte sich von Lim
bmger an einen Mann, der bescheiden in
einer Ecke des Zimmers stand.
„Kunstmaler und Decorateur, Ew.
Gnaden zu dienen," war die Antwort
„Ehrmante Namen mir die Thaler aus
dem Sack zu locken. Uebrigens bewillige
ich Eure e«ümnm, sorgt aber, daß ich für
mein Geld recht viele Vergoldungen be
komme."
„So viel wie es nur irgend der Ge
schmack erlaubt."
„Ei waS, Geschmack ! darauf verstehe
ich mich, ich weiß auch, was gut schmeckt,"
bemerkte der gewesene Ka'seki ämer. ..Ich
habe oft an einem Tage m. hrere hundert
Fässer But doch davon ist jetzt nicht
mehr die Rede. Aber Apropos vom
Speisesaal, da will ich oben an der Decke
einen ganzen Klumpen Wolken und einen
Vollmond, und sieben Steine rings her- 5
um, gerade in der Mitte."
„Einen Bollmond, gnädiger Herr
Der Saal ist nur niedrig, ein Bollmond
in der Mitte würde gerade aussehen, wie
i'in holländischer Käse."
„Käse! Ich weiß auch wie ein Hollah
Mischer Käse aussieht, kurz und gut, Ihr;
in acht waö ich haben will, oder ihr be-.
kommt keinen Groschen von meinem Gel
de zu Gesicht/' sprach unwillig der Gnä
! dige.
„Ganz wohl, Ew. Gnaden. Wenn
Tie es verlangen, male ich Ihnen alle
! Himmelskörper."
„So bin ich mit Euch zufrieden,"
! sprach von Limburger, entließ den Maler,
und gebot den Uebrigen, sich ebenfalls zu
entfernen, indem er im plumpen Ueber
muthe ausrief: „Hinaus mit Euch, ich
gebe heute keine Audienz mehr."
! Die armen Leute, welche von dem rei
chen Manne leben, und sich also seine
Grobheiten gefallen lassen mußten, zogen
i sich mit tiefen Verbeugungen zurück.
Von diesem augreifenden Kunstge
spräch erschöpft, warf sich der aufgebla
sene Geadelte in einen Lehnsessel, fächelte
sich mir seinem Tuche das erhitzte Gesicht,
und wollte der Ruhe pflegen ; aber nicht
lange sollte ihm diese Wohlthat zu Theil
werden, denn seine Verwandte, Fräulein
Barbara Schnabel, trat ganz
entrüstet herein, schritt auf ihn zu, und
fragte:
„Es geschah also auf Ihren Befehl,
Herr Timotheus von Limburger, daß man
mir den Schlüssel zum Garten verweiger
te ?"
„Auf meinen ausdrücklichen Befehl."
„Und weshalb geschah eS, wenn ich
fragen darf?"
„Weil ich Sie dort zu ungebürlicher
Stunde gefunden," zürnte von Limbur
ger „und weil ich ein solches Treiben
auf meinem Gebiete nicht dulde. Wer
ist der Kerl, der alle Abend unter Ihrem
Fenster die Geige streicht und dabei got
tesjämmerlich heult?"
„Heult? ? Er bringt mir eine Nacht-
Musik," rief Barbara empört.
„Eine Katzenmusik ist'S, und zwar
loch eine recht miserable. Wer ist der
Kerl? ich will eS wissen."
„Mein Augnstus ein Kerl!" sprach
?ie dadurch Beleidigte vor sich hin. „Es
st ein Cavalier, ein A?!ann von Geburt
lind Erziehung,"
„Wenn er eö ehrlich meint, warum
kommt er nicht und spricht wie es einem
Zdelmanne geziemt: „ „D'Ue. Barbara
Schnabel, wollen wir uns heiralhen?" "
„Es reicht hin, daß ich weiß, wer er
ist ; seinen Namen darf ich jetzt noch nicht
offenbaren, Vornehme Personen haben
oft ihre Gründe zu reisen,"
sprach seine Verwandte.
„Vornehme Personen streichen aber
nicht die Geige unter einem fünfzigjähri
gen Fenster," fiel der gewesene Käsekrä
mer ihr plump in die Rede.
„Gleichviel, weiß ich doch, woran ich
bin. Ich habe ein unbeschränktes Ein
kommen von tausend Thalern jährlich,
und so k.mn ich Heirathen wann und wen
ich will."
„Wie Sie wollen," brummte der
Hausherr. „Die Mondscheinspaziergän
ge in meinem Garten untersage ich aber
hiemit ein für allemal. Sie baben mit
dem Patron schon vier oder fünf Zusam
menkünfte gehabt, das gibt nicht nur
meiner Tochter und der Emilie, die den
Schulmeister heiralhen soll, ein schlechte?
Beispiel, sondern ist auch ein Scandalum
vor dem ganzen Dorfe."
D'lle Barbare wollte etwas erwiedern,
H.rr von Limburgs ließ sie aber nicht zu
Wolte kommen.
„Kein Wort mehr!" zürnte er. „Wen
ich ihn dorr noch einmal erwische, lasse ich
ihn mit den Hunden von meinem Besitz
thum vertreiben."
Hier ward das Gespräch durch das Er
scheinen Mariens, der Tochter des
Herrn von Limburger, unterbrochen, wel
che freudig auf ihren Water zueilte, und
jubelnd ausrief : „Ach Papa, Papa ! wie
bin ich so glücklich ! Wer hätte das ge
dacht ! rathen Sie einmal, wer gekom
men ist?"
„Ich bin kein Freund vom Rathen,
auch erwarte ich Niemand," sprach Lim
burger verdrießlich.
„Franz Dorn ist da !" fuhr Ma
ria fort.
„Der Franz Dorn?" wiederhol
te ihr Vater. „Alle Teufel, der darf
nicht hieher. Als er reich war, schwatzte
er Dir von Liebe vor; doch jetzt "
„Hören Sie ein einziges Wörtchen,
Papa," unterbrach ihn die Tochter.
„Haben Sie nicht stets in mir eine gehor
same Tochter gefunden?"
„Allerdings."
„Ich habe Ihnen stets in allen Din
gen gehorcht."
„Das hast Du gethan, mein Kind."
„Sie haben also keinen Grund, für
die Folge an meinem Gehorsam zu zwei
feln, nicht wahr?"
„Ganz gewiß nicht," versicherte der
Hausherr.
' „Wohlan, Papa," fuhr das Mädchen
fort. „Ich habe so große Lust gehorsam
zu bleiben, daß ich Sie bitten muß, nie
etwas von mir zu verlangen, wozu ich kei
ne Neigung habe. Da ich nun nie in
meinem Leben jemand anders lieben wer
de, als den Franz Dorn, so dürfen Sie-"
~So. Fräulein, das nennen Sie Ge
horsam ?" fiel Limburger ein.
„Ich sage es Ihnen gerade heraus,
Papa, was auch darnach kommen mag,
ich werde nie jemand anders Heirathen als
den Franz Dor n."
„Bedenken Sie, Fräulein von
Limburger, daß dieser Dorn nichts
als der Sohn eines zu Grunde gerichteten
Kaufmanns ist," bemerkte der übermü
thige Emporkömmling, „Sie aber sind
die Tochter eines reichen Edelmanns, be
denken Sie das und handeln Sie, wie es
Range gebührt."
! „Ich vergesse nicht, daß sich unsere
Laufende Nummer 12.
Glücksumstände geändert haben," versetz
te Maria, „aber ich vergesse auch nicht,
daß die des armen. Dorn ebenfalls ver
wandelt sind."
In diesem Augenblick ward der so ebene
Besprochene, Franz Dorn, von einem Be
dienten angemeldet.
„Ich will die Sache kurz abmachen. —
Sag' ihm, wir verbitten unS seinen Be
such," rief der Hausherr.
„Um des Himmels willen, Papa, nicht
diese Beleidigung!" bat Maria.
„Du hast Recht, Höflichkeit kostet ja
nichts. Wir können die Sache mit Ar
tigkei, beendigen, laß ihn hereinkommen."
Der Bediente entfernte sich. „Jetzt,
Fräulein v. Limburgcr," nahm der Cro
suS von gestern wieder das Wort, „be
denken Sie, was Sie Ihrem Range schul
dig sind, und empfangen Sie ihn mit der
gehörigen Univürdigkeit. Geben Sie
Acht auf mich, ich werde ihn mit den Au
gen eines Obelisken betrachten, und
ihn durch eine Wichtigkeit mit einem ein
zigen Schlage zermalmen."
Kaum waren diese Worte gesprochen,
als die Thür sich öffnete, Franz Dorn
trat herein, von Fritz Mondschein gefolgt,
welcher sein Portefeuille trug.
„Mein guter, alter Freund Timotheus,
wie freue ich mich, Sie wieder zu sehen,
und Sie, theure Maria, und Sie D'lle.
Barbare!" rief der junge Mann mit
Herzlichkeit.
„Sehr erfreut-- äußerst angenehm—
die Ehre zu haben —Gehorsamer Diener!>
versetzte Limburger mit lächerlicher Wich
tigkeit.
„Darf ich meinen Augen trauen! Mein
Augustus in Livrey!" sprach D'lle. Bar
bara Schnabel zu sich selbst; Fritz
Mondschein aber näherte sich ihr
rasch und flüsterte ihr zu: „Still —es ist
eine List —eine Verkleidung."
Franz, bestürzt über das kalte Beneh
men des 'Emporkömmlings, trat unterdes
sen einen Schritt zurück : „Wie, so emp
fangen Sie den alten Freund Jhreö Hau
ses fragte er.
mutinns>us, mein Herr,
wie es der Spruch an meiner Kutsche be
sagt, das heißt auf Deutsch: Heute mir
—morgen Dir!" sprach Herr von Lim
burger.
„Das Glück hat es allerdings mit unS
Beiden wunderbar gefügt," bemerkte der
junge Mann.
Selbstgefällig klimperte der Glückspilz
mit dem Gelde in seiner Tasche. „Die
Leute sagen ich sei reich, nicht wahr?"
fragte er. „Nun ja, diese Villa ge
hört mir auch habe ich ein Stadthaus
in der Stadt—und eine Equipage, verste
hen Sie, mein Herr, Equipage, und Liv
reybedienten in Livrey.—Von einer Mil
lion bin ich nicht weit entfernt! Ihr
Vater besaß vielleicht noch mehr, aber der
ist zu Grunde gegangen, nun ja, wie ge
sagt : heute mir—morgen Dir!"
Franz, entrüstet, dieser plumpen Rede
halber entgegnete: „Das ist zu viel.'
Besäßen Sie die Gesinnungen eines Edel
mannes "
„Nun, nun, ich wollte Sie nicht gera
de beleidigen," siel der Neugeadelte ein.
„ES ist ja nicht Ihre Schuld, daß Sie
arm sind."
„Aber, Papa!" bat Maria.
„Du hast Recht, mein Kind." erwie
derte der Vater, und zu Dorn gewandt
fuhr er fort: „Sehen Sie, lieber Herr
Dorn, wir Edelleute sind die Stützen deS
Staats, wir dürfen unserm Range nichts
vergeben. Aber wer ist denn der da
fragte er, auf Mondschein deutend.
„Ich bin des Herrn DvrnS Privatse
kretär," versetzte dieser rasch, um DornS
Antwort zu verhindern.
„Privatsekretär?" wiederholte v. Lim
burger verächtlich, „daö heißt wohl so
viel, daß Ihr ihm die Stiefeln putzt?"
„Ew. Gnaden," berichtigte der Schalk,
„ein Privatsekretär ist etwas ganz anders
da schaue Sie nur einmal her, ich bin der
Aufbewahret dieses f.