Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, October 27, 1846, Image 1

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    Und Berks, Momgomcry und Schuylkill Cauiities allgemeiner Anzeiger.^
c»rvi n g, Denn. Gedruckt uud herausgegeben von A ruold P uweU e, iu der Sud 6ten Straße, zwischen der Franklm- und Cbcsimt - Straße
Jahrg. 8, ganze Nnm. 57»
hedingunge» : - Der A.llier.'llc Ijrob-iclttcr erscheint jeden Dienstag (Nif einen! großen Superial - Bogen mit schönen vettern gedruckt. Der Subscriptions - Preis ist Sin Thaler des Jahrs, welcher in halbjährlicher
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden KI 5» angerechnet Für kürzere Zeit als V Monate wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur
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gerückt. Unlerschrcibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post «der Träger, auf Kosten der Unterschreiber. Briefe und dergl. müssen p vstfrei eingesandt werden.
lußerordeutliche Flucht zweier engli
cher Kriegsgefangenen auS Frankreich.
Z-
Nach etwa einer Stunde hörten wir
armen auf der Treppe. Er rührte von
em Gensd aimen her, der, als er die
chür offen und das Licht brennend fand,
Ich begnügte, einen Blick auf beide Bet-!
en zu werfen, wonach er sich enefernte.
Tuch wir waren schon Willens uns auf
nd davon zu machen, als O Brien, nach
urzem Ueberlegen, sagte, daß es doch bes
er wäre, wenn wir noch warteten, weil
er andere gewiß nach einiger Zeit wieder
ommen werde, um sich zu überzeugen, ob
vir noch da seien.
Um ihn bei diesem zweiten Besuch
jänzlich irre zu leiten, befestigte mein
Uefährte eine Bettdecke am Fenster, das
r offen stehen ließ, wie wenn wir uns
>ort hinunter gelassen hätten. Die Po-!
>anze wurden beseitigt, und wir begaben
ms abermals auf unsere Posten, unter's
?ett.
Wie erwartet, kam der Gensd'arm nach >
iniger Zeit mu einem Lichte in der Hand.
?aum sah er das offene Fenster, die aus
»emselben hängende Bettdecke nnd die Un
»rdnung im Zimmer, so glaubte er uns
ntwischt, und rief: „Adieu, meine 100
Napoleonsd'or. Adieu, meine Anwart
chaft auf die Brigadierstelle—der Teufel
>at sie geholtEr lief in die Wirths
tube, und gleich darauf hörten wir ihn
ie Hausthür öffnen, wonach er auf der
Ttraße nach Mecheln forteilte.
„Den sind wir los," rief O'Brien la
hend. „Jetzt wollen wir uns auch auf
>en Weg machen, um allen Mißverstand
;u vermeiden."
Er zog die Uniform wieder an, und
nach Verlauf von einer Stunde gingen
vir dahin, woher wir gekommen waren.
Wir marschirten die ganze Nacht. Bei
Tagesanbruch verbargen wir uns in ei
liem Gehölz, und erst in der Dämmerung
brachen wir wieder auf, in der Richtung,
gegen den Ardennenwald, wo wir so lan
ge bleiben wollten, bis man glaubte, daß
wir Frankreich schon verlassen.
Unser Zustand verschlimmerte sich sehr
durch den 1 Tage hinter einander sehr
häusig fallenden Schnee, der uns alle
Seitenwege versperrte. Die Kälte setzte
uns gewaltig zu. Glücklicher Weise wa
ren wir nicht ohne Geld. Ich hatte in
Givet einen Wechsel von 60 Pfund Ster
ling (425 Thaller pr. Eour.) erhalten,
lwofür man mir s>l) Napoleonsd'or aus
gezahlt.
Von Zeit zu Zeit begab sich O'Brien
in ein kleines Wirthshaus, um einige
Vorräthe zu kaufen. Wir waren genö
thigt im Schnee zu schlafen, der 3 Fuß
tief lag.
Am fünften Tage flüchteten wir in ein
Gehölz, nahe an der Straße, das ich,
während mein Freund auf Fouragirung
ausgegangen war, durchstreifte, um die
möglichst bequemste Stelle zu unserm
Nachtlager zu finden. Plötzlich stieß ich
auf zwei starrgefrorne Menschen, einen
Mann und ein junges Mädchen, die kurz
vorher hier umgekommen zu sein schienen.
Mit Entsetzen lief ich davon und harrete
auf O'Brien am Saume des Wäldchens.
Nachdem ich ihn von meiner Entdeckung
unterrichtet halte, wollte er die beiden Lei
chen sehen. Ihre Tracht war sehr son
derbar. Sie waren ziemlich leicht geklei
det, überall mit Bändern geschmückt, und
hatten lange Stelzen an den Beinen.
Mein Gefährte betrachtete sie aufmerk
sam und sagte endlich: „Der Tod dieser
Beiden ist für uns ein sehr glücklicher Zu
fall, der uns aus aller Verlegenheit hilft."
We das? fragte ich.
Erinnert Ihr Euch nicht, daß wir diese
beiden Menschen in Montpellier gesehen
haben, wohin sie aus dem Lande gekom
men waren, um durch ihre Stelzen-Tän
ze etwas Geld zu verdienen ? Wahrschein
lich wollten sie nach Lille, sind aber un
terwegs liegen geblieben, die Armen.
Wie dem auch sei, glaube ich doch, daß die
Kleidung des Manneö ziemlich passend
für mich sein wird, und Ihr könnt die
des Mädchens anziehen, das mit Euch
beinahe von einer Größe ist. Nachher
wollen wir uns mit den Stelzen einüben
und auf solche Weise weiter zu kommen
uns bemühen.
Wir entkleideten die beiden Erfrorenen
und entfernten uns tiefer ins Gehölz, wo
wir ein Loch in den Schnee gruben, um
uns so gut als wöglich zu betten. Um
uns zu erwarmen, tranken wir ziemlich
viel Branntwein, der gerade die entgegen
gesetzte Wirkung hervor brachte. Es
war sehr kalt, und wir fühlten uns er
starren. Plötzlich riß O'Brien mich auf
und schleppte mich bis zu einer vereinzel
ten Scheuer, in der er mich schlummern
ließ, wahrend er Schildwache stand. Seit
mehreren Nächten hatte ich nicht geschla
fen, und obgleich der Frost mich arg durch
schüttelte, verlor ich doch bald alle Besin
nung. Am andern Morgen sah mein
Freund sehr übel auS. Er hatte nicht
eine Minute geschlafen, und der Brannt
wein hatte ihn mehr erschöpft als gestärkt.
Im Nebel und bei feinem Regen kehrten
wir ins Gehölz zurück. Im Laufe des
Tages trat Thauwetter ein, und am A
bend war unsere Lage unerträglich. O'-
Brien wollte abermals wachen, ich duldete
es nicht, und nach langem Streite begab
er sich mit mir in die Scheuer, wo wir
uns neben einander ausstreckten.
Die ganze Nacht floß der Regen strom
weise. Am andern Morgen wurde es
allmählich heiter, und bald fühlten wir
den wohlthätigen Einfluß der Sonnen
strahlen. Unser ganzer Vorrath war er
schöpft, und nirgends hatte sich meinem
Gefährten eine sichere Gelegenheit darge
boten, ihn zu erneuern. Abends brachen
wir auf gegen Givet. Nach einstündi
gem Marsche fanden wir ein, von einem
breiten Wassergraben umgebenes Gehölz,
wo wir zu bleiben beschlossen. Mit Hül
fe unserer Stelzen, woraus wir einen
Steg bauten, gelangten wir über den
Graben. O'Brien legte seine Packete !
ab, nahm den Karabiner und entfernte
sich, um Lebensmittel zu holen.
Nach 2 Stunden kam er schwer bela
den zurück. Er brachte Würste, -1 Fla
schen Branntwein, ohne die seinige, ein,
großes Stück geräuchertes Rindfleisch, 6
Brode, eine halbe gebratene Gans und
ein großes Stück Pastete. Das konnte
wohl für eine Woche hinreichen. Er hat-
te auch 2 Pferdedecken, die er jedoch nicht
g.'kauft, weil er dadurch hätte Verdacht
erwecken können, sondern entwendet hatte,
ttebrigens beschlossen wir, sie liegen zu!
lassen, wo sie der Eigenthümer dann
wahrscheinlich wiedererhalten. Wir brei-!
Teten eine der Decken auf trockenes Laub
auS, das ich bereits zusammen gctragen,
zogen unsern Stelzensteg zurück, um voll-j
kommen sicher zu sein, und begannen so-!
dann eine Mahlzeit, wie wir lange keine
gehalten, und worauf wir köstlich schliefen.
Tags darauf begannen wir unsere Ue
bungen mit den Stelzen, wobei wir an
fangs nicht glücklich waren, und mehr
mals zu Boden stürzten. Aber nach
Verlauf einer Woche, die wir an demfel
ber Orte verweilten, waren wir schon bei
de bewandert genug in der für uns so
neuen Kunst, um einige recht seltsame
Sprünge und Bewegungen machen zu
können. O'Brien zog nun die Kleider
des Stelzenmannes und ich die des Mäd
chens an, die uns beiden ziemlich gut stan
den. Indessen behielt ich unt.r den Wei
berröcken noch meine Beinkleider, die ich
nur bis zum Knie verkürzte.
Endlich machten wir uns auf den Weg
nach Mecheln, mit unsern Stelzen auf
den Schultern. Wir begegneten vielen
Leuten, sogar mehreren Gensd'armen,
aber mit Ausnahme einiger derben Be
merkungen über mein Aussehen, gab man
nicht Acht auf uns.
Gegen Abend kamen wir in das Dorf,
vor welchem wir A dächte in der Scheuer
zugebracht. Wir schnallten unsere Stel-
"IVillig zu loben und okne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 27. Oetober. RB4«.
zen an und begannen einen Tanz. Als
genug Neugierige um uns herstanden,
hielt ich ihnen die Mütze vor und sam
melte 0 bis 1V Sous (3 bis 4 Sgros.),
womit wir uns in das Wirthshaus bega
ben. Man bestürmte uns dort mit Fra
gen, die mein Gefährte so gut als mög
lich beantwortete. Ich machte die Scham
hafte, und O'Brien, der sich für meinen
Bruder ausgab, schien viel darauf zu hal
ten, daß man mich ruhig lasse.
Am andern Morgen setzten wir unsere
Wanderung nach Mecheln fort, wo wir
jedoch erst den achten Tag ankamen, weil
wir unterwegs in allen Dörfern verweil
ten, um zu tanzen. Am Stadtthore wur
den wir von den Soldaten angehalten,
um sie zu belustigen, wofür ich mit hand
greiflichen Galanterien und nach Knob
lauch riechenden Küssen belohnt wurde.
Wir durchschritten sodann auf unsern
Stelzen die Straßen, und gelangten auf
den großen Platz, wo wir vor dem ersten
Gasthofe eine Art Walzer tanzten, der
possirlich gcnug war. Man schaute aus
allen Fenstern zu und lachte herzlich.
Nach beendetem Tanze ging ich, mit
O'Brien's Mütze in der Hand, herum.
Man denke sich mein Erstaunen, als ich
vor ein Fenster kam, woran der Oberst
O'Brien mit seiner Tochter Cölestine
stand. Beide betrachteten mich mit star
ren Blicken. Die letzte kannte mich, denn
sie bedeckte ihr Gesicht mit beiden Hän
den, warf sich zurück und rief : „Er ist s,
er ist's!" Glücklicherweise stand mein
Gefährte neben mir und fing mich auf in
seinen Armen, weil ich sonst der Länge
nach hingestürzt wäre.
„Setzt die Eollecte fort," flüsterte er
mir zu, „oder wir sind verloren. Geht
wieder an's Fenster, und handelt nach
dem, was Ihr sehen werdet."
Ich gehorchte und trat hart an des O
bersten Fenster. Er war nicht mehr da,
aber seine Tochter streckte die Hand aus,
um mir etwas zu geben. Ich hielt ihr
die Mütze hin und sie legte etwas Schwe
res in dieselbe. ES war ein schwerer
Geldbeutel, den ich unbemerkt verbarg.
Eolestine hatte sich in des Zimmers Hin
tergrund zurück gezogen. Sie warf mir
einen Kuß zu und verschwand. Ich blieb
vor Freude und Bewundcrnng unbeweg
lich. O'Brien zog mich bei Seite; wir
verließen den Platz und begaben uns in
ein kleines Wirthshaus, wo wir die er
haltene Börse öffneten. Es befanden sich
50 Napoleonsd'or darin, die Eolestine
ohne Zweifel von ihrem Vater erhalten,
um sie uns zu geben. Ich war außer
mir vor Freude. Mein Freund bewun
derte des Obersten Benehmen, wie er es
verdiente. —„Er ist noch ein wahrer O'-
Brien, vom Kopf bis zu Fuße," rief er.
„Das verwünschte Land, worin er lebt,
hat die Race noch nicht verderben können."
Am nächsten Morgen, so früh als
möglich, taufte mein Gefährte einige
Bauernkleider, und verließen die Stadt,
außerhalb derselben wir unS umkleideten
und unsere Stelzen in ein Gestrüppe ver
bargen. Wir hatten jeder eine große
graue Decke, die wir wie einen Soldaten
mantel um uns rollten.
„Was sind wir jetzt?" fragte ich.
Kommt Zeit kommt Rath, entgegnete
er; noch weiß ich es nicht. Der Zufall
wird uns wohl einen guten Gedanken zu
führen. Jetzt nur rasch vorwärts.
Es schneiete sehr stark; der Frost war
durchdringend. Am Abend bemerkten
wir auf der Straße vor uns 2 Jndividu
en, die in derselben Richtung gingen, wie
wir. Bald hatten wir sie eingeholt und
wurden von dem Einen mit der Frage
angeredet: ob es noch weit sei bis St.
Niklaus.—„lch weiß es nicht," antwor
tete O'Brien; „ich bin fremd hier, wie
Ihr."
Ein Wort gab das andere, und wir er
fuhren, daß die beiden jungen Männer
von Toulouse kamen, daß sie Eonscribirte
seien, sich nach Vließingen begäben und
kein Geld mehr hätten.
O'Brien sprach viel von Frankreich
und Ruhm, verwünschte nebenbei Frost
und Schnee, sagte, daß er ebenfalls Eon
scribirter und von Montpellier sei, daß
ich sein Bruder wäre, der aus Liebe zu
ihm sich bei demselben Regimente als
Trommelschläger wollte anwerben lassen.
fSckluß folgt.)
?lufges ch c> be n e A rtik e l.
Neu- V o r k.—Ein Offizier unserer
Marine hat die neue Erfindung der söge
nannten "Indian Rubber Floats" ge
macht. Dies ist eine sehr einfache Vor.
Richtung, welche aus 2 oder mehrern von
schwerem Segeltuch gemachten, mit un
auflößlichem Gummi überzogenen Eylin
dern besteht, welche an Bagage - Wägen
und schweres Geschütz befestigt werden,
um diese über einen Fluß zu schaffen.
Man machte am Samstag in Neu Jersey
einen Versuch mit einem 1685 Pfund
schweren Wagen; nachdem der Wagen
mit Personen angefüllt war, schwamm er
mit derselben Leichtigkeit wie ein Lebens
boot auf dem Wasser. Man kann die
Vorrichtung in wenigeu Augenblicken be
festigen und eben so rasch los machen, so
daß sie wieder mit Stricken über den Fluß
gezogen und für andre Wagen benutzt
werden kann. Auf diese Weise kann eine
Armee mit ihrer Bagage eben so schnell
über einen Fluß kommen, wie über eine
Brücke. Für die westlichen und südlichen
Theile unsers Gebietes, die noch keine
Brücken haben, wird die Erfindung von
bedeutendem Nutzen sein.
Wir machen dasPublikum nochmals auf
die Hunderte von deutschen Einwanderern
aufmerksam, die theils ins Armenhaus ge
schickt, theils noch obdachlos am Hafen
liegen und ein Schauspiel des traurigsten
Elends darbieten. Wer sie in ihrem E
lende sieht' überzeugt sich daß sie größten
theils ordentliche, solide, arbeitsfähige
Menschen sind, welche nur durch Unglück.
Betrug und Täuschung in ihre fetzige
Lage versetzt sind.
Louisville. Nathan sagte zu
David: „Du bist der Mann." Der
Ehrwürdige Wm. Farquar wurde
heule Morgen vor die Eourt gebracht,
weil er die Frau eines jungen Franzosen
geküßt hatte. Seine Ehrwürden hatte
das Haus dieses ManneS unter dem dop
pelten Charakter eines Zöllners und eines
Sünders besucht. Er sammelte aber nicht
die Zollsteuer, wie Zöllner früher thaten,
sondern die Hausmiethe ein, wie sie Heu
tigen Tages thun. Der Mann war aber
nicht zu Hause, und da die junge, schöne
Frau nicht so viel baar Geld hatte, um
d>e Zahlung zu bestreiten, so belegte der
Stadthalter Ehnsti ihre Person mit Be
schlag, fällte bei siä> selbst ihr Urtheil und
stand auf dem Punkte, Exkution zu voll
ziehen, als daS jungen Weibchen, dem das
Ding doch zu ungesetzlich und gegen alle
rechtliche Form vorkam, laut um Hülfe
rief. Der fromme Herr aber war uner
bittlich und gab nicht nach, bis ein Nach
bar auf das Hülfegeschrei herbeieilte und
das unglückliche Opfer erlößte. Hr. Far
quar ist freilich über 00 Jahre alt, aber
noch von kräftiger, jugendlicher liebeglü
hender Konstitution. Er ward für ein
Jahr unter 200 Tbaler Bürgschaft ge
stellt. Ob der Mann wohl auch noch vor
den Leuten betet: „Herr Gott, ich danke
Dir. daß ich nicht bin, wie andere Leute.
Ehebrecher, Zöllner, Diebe u. s. w."
Buffalo, den 3. October. —S elbst
mor d. Ein Deutscher, Namens Georg
Fossy, der im obern Theile der Stadt, in
einem der sogenannten Frauzosenhäuser
wohnte, aber sich an ein
eigenes Wohnhaus zu erbauen im Begrif
fe stand, erschoß sich am letzten Mittwoch
in seinem noch nicht ganz fertigen Hause.
Er gebrauchte hiezu eine Flinte, deren
Läufer in den Mund nahm und die er
mit dem Fuße losdrückte.
Der abgeschiedene war von heftigem,
leidenschaftlichem El arakter, dem Trünke
sehr ergeben und leble deshalb mit seiner
Familie in stetem Unfrieden. Wie wir
vernahmen, hat sich derselbe schon länger
mit dem Plane umhergetragen, sich daS
Leben zu nehmen. Er hinterläßt eine
Frau und drei Kinder.
Reicher Ehesegen.—Der „deutsche Ea
nadier" vom 24st. Septem, schreibt: Am
letzten Freitage gebar eine arme eirische
Frau in dem Taunschip Mec Killop, im
Huron Distrikt. 4 lebendige Kinder zu,
Welt; sie selbst aber gab noch an demsel
ben Abend ihren Geist auf. Sit war 38
Laufende Nummer >»
Jahre alt, und hat schon erwachsene Kin
der. Die neugebornen Kinder sind 2
Knäblein nnd 2 Mägdlein; 2 sind ge
sund und stark, 2 aber schwächlich. Es ist
zu erwarten, daß die Nachbarn, ohne Un»
terschicd der Religion und Nation, sich der
armen Würmer annehmen. (B. Teleg.
General Kearney (sprich Kar»
ny) der sich durch seine glücklich ausge
führte Expedition nach Santa Fee, und
die, obwohl unblutige. Eroberung einer
der wichtigsten Provinzen Mexiko's, Lor
beren errungen, ist aus Neu Vork gebür
tig, 5» bis 55, Jahre alt und trat in die
Armee während des Krieges von 1812,
auS dem er als tapfrer, einsichtiger und
vielversprechender Offizier hervorging.
Er hei rathete eine Stieftochter des be«
rühmten Cla rk. von St. Louis, der
mit Meriwether Lewis den Eolumbiafluß
erforschte. General Karny, mit einer
Dragoner - Abtheilung war während der
letzten 15 oder 20 Jahre im fernem We
sten stationirt—zu St. Louis, und mei.
stens zu Fort Leavenworth am Missouri.
Von hieraus hatte er Gelegenheit auf mi
litärische Expeditionen häufiige Recog.
noscirungen in dem noch entfernteren We
sten vorzunehmen und auf diese Weise sich
eine solche Kenntniß von seinem Innern,
von dem Charakter der Indianer, und von
dem westlichen Leben überhaupt zu erwer.
ben. welche ihn vorzugsweise befähigte,
als Pionier und Befehlshaber der von ihm
so erfolgreich ausgeführten Expedition
nach Santa Fee zu dienen. sN. Zeit.
Der Etrom der Einwanderung nach
dem Westen und namentlich nach WiScon»
sin erweitert sich mit jedem Tage mehr.
Aus allen Gegenden Deutschlands strö
men jetzt Massen von Einwanderern hier
zusammen, die sich jedoch wie im Nu in's
Innere unseres Territoriums, vorzugswei»
se aber in die nordwestlichen Eaunties,
zerstreuen. Ebenso kommen jetzt häufig
Reisende aus Deutschland hier an, die
theils in eigenen Interesse, theils im Auf»
trage Anderer unser herrliches Gebiet be»
reisen, um bei ihrer Rückkehr nach Deutsch'
land Bericht über das was sie gesehen, ab»
zustatten, welcher Bericht jedenfalls zu
Gunsten Wisconsins lauten wird, da wir
noch Keinen dieser Reisenden gesehen, der
nicht mit besonderer Vorliebe von Wis
consin sprach und dafür eingenommen
war. Sie finden ja Alles so ganz anders,
als sie eS erwartet und vorausgesetzt hat
ten : statt einsamer wilder Gegenden und
Urwälder finden sie herrliche blühende
Ansiedelungen, Städte und Dörfer, die
wie durch Zauber aus der Wildniß empor
steigen. wo sie wähnten, daß noch gefähr
liche Jndianerstämme und wilde Thiere
allein hauöten. Kein Wunder daher, daß
Wisconsin das Feldgeschrei der Auswan
derer geworden ist und mit jedem Tage
noch mehr wird-—denn Allem nach zu ur
theilen. wird die Einwanderung nächstes
Jahr noch bedeutender, als sie im laufen
den schon gewesen. In welchem Maße
diese Einwanderung aber vor sich geht, ist
schon allein daraus zu entnehmen, daß in
der laufenden Woche ein einziges Dampf?
Boot „Niagara," über 1000 Passagiere an
Bord hatte, wovon mehr als ein Drittheil
in Milwaukie landete, während wir sie in
jedem Boote zu vier- bis fünfhundert
zählen. W. B.
Die Verkäufe von öffentlichen Lände«
reien, welche auf Befehl des Präsidenten
angeordnet sind, die gegen 10h Million
Äcker betragen, gröstentbeils vortrefflichen
und günstig gelegenen Boden von Wis
konsin bis Florida haben, und jedes Kli
ma und jede Produktenart umfassen.
In WiSkonsin sind 1>130,000 ausge
zeichnetes Waizenland, nördl- u. westl. von
Green Bay und dem Wennebagosee. zwi
schen de» WiSkonsin und Mississippi Flüs
sen gelegen, zum Verkaufe ausgesetzt,—in
lowa 800.000 Acker—in Missouri 3.102
000 Ackcr, theils an der Grenze zwischen
Missouri und lowa, an schiffbaren Flüs
sen, und im sogenannten „Garten des
Westen" gelegen, wo ein Ansiedler mit ei
ner Ausgabe von 50 bis 100 Thaler und
der Arbeit eines einzigen JahreS sich eine
werthvoUe Bauerei erwerben kann, die ihn
und seine Familie reichlich näbrt, und noch
einen Ueberfluß für den Markt leifert, in
Arkansas sind drei und eine halbe Million
Acker ausgeboten—in Mississippi 300,000
Acker, nahe der Grenze von Alabama und
in Verbindungswegen mit dem Golf von
Mexiko stellen.—in Florida mehr als ein
Viertel Million Acker zwischen Tambo
Bay und der Küste, zu den fruchtbarsten
und angenehmsten Landstrecken in der