Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, October 20, 1846, Image 1

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    Zä eav i»< g, Venn. Gedruckt uud herausgebe,l von Arnold Pnwe!l c, in der Snd 6ten Straße, zwischen der Franklin- nnd Cbesnut - Straße
Jahrg. 8, gmzze Nmn.
: Der A.ibcr.'Nr erlcheuu jeden Dienstag auf einein großen Superial - Bogen mit schonen vettern gedruckt. Der SubscriptionS - Preis ist Ein Thaler dcs welcher in l,albiäl>rli.ller
» Voraurbezahlung erbeten wird. Wer im des Jahres nicht bezahlt, dem merden Ht s>c» angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monate wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige 'Aufl'ündiaunaen werden nur
I dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und' für den aewölmlichcn 'vrcis ein,
I gerückt. Unterschreiben, in hicsigcr Stadt wird die Zeitung portofrei gedickt, wettcre Versendungen gcstbcl'cn dunb die Post etc. Träger, aus besten tc. Untci sckrcibcr. Briese und'dcrgl. müssen po st frei eingesandt werden.
wackle iclj le reelle.
George Washington.
Von Dr. C. Joseph Koch.
cschändct und mit Fluch bcladc»
sar cinst dastand d»rcb EnglandsSchmach ;
>e Wolken fremder Missethaten
crtnnkclten des Glucke,? Tag ;
iid während auf den arme» Staaten
>e Last de 6 Elends druckend lag,
»tweihten freche Lasterknechtc
as Hklligthnm der Menschenrechte.
l?cr steuert diese»! Frefelhohne?
lZcr tritt als Nächcr bald bervor /
>a hob von ihrem ernsten Throne
>ie F r c i h e i h t s a ö t t l n sich empor ;
6 glänzte stolz die Ktcrncnkrone, —
ie lüftete de» Wehmuthsstor,
'er ihr Gesicht voll edler Milde
>er Tyrannei seither verhüllte.
Die Günde » zeit ist abgelaufen !"
-Ruft sie mit strenger Majestät,-
Laßt n»6 den Feind mit Fencr taufen!
:r werde bald wie Sprcn verweht !
roiu kühn dem schlechten Gchnrkenhanse»,
?er euch im Frcihcitswegc steht!
bleich loSgespre»qte» Donnerwettcrn,
?ollt enre Zanst ihn »lederschmettern!"
,Niel't länger darf die Knechtschaft drücke» !
!kl trniumcrt das verhaßte Joch!
l»f! schlendert >s ven enre», Rücken !
Zeid keine Memmen ! einmal doch
Niift uns der feile Eulschl»!! .ilückc» !
strahlt der Stern dcr Hoffnung »och.
aßt eiiel, nicbt sch»,ähli>h vo» Lvranncii
lnf dcr Entehrung Folter spannen
.Verscheucht dcr Feigheit baiiaeS Zage» !
!l» eurem Leibe riiinr das Blnt;
Haut ist wund vom Kcttcniraae»
»Inf! f.'ßc zu dereu Speeugung Muth !
Was niedre Seelen euch versagen,
Lilt als dcs Lchens höchstes G»r.
;ür Fccihclt, Gott uud Vatererde
Zieht aus >»lt ucugewetztc», Schwerdte."
.Warum stoht ihr Europa's Gatte»,
llud suehtct ihr eiu ucueS Land ?
Hat euch iiicht Aiigst und Fur.bt uud Graiic»
Uns aller Hcunaih ivcggcbannt?
Gedenkt dcr Kinder und der Frauen,
Es ruht ihr Heil l» ihrer H >nd !
Sii bl idneii und deu spälcru Erbe»
Das fchduste Kleinod zu erweibt»
~Gedenkt der hiugcscbicduc» Ahuen,
Die aus dcr ticfcu GrabeSiiachl
Euch zu dcm großen Wcrkc inahnen ;
Erhebet euch mit tic»cr Acacht!
ljaßt statter» eure kühue» Fahnen,
Uud stnrzt i» die gerechte Schlacht !
N»r übcr Trümmer, über Leiche»
Kö»»c ihr zi»n Frcihelistcmpcl steige»!
~Wer ist S dcr sich zum Waffeuspicle
Als Führer au die Sp>l/c stellt?
Wem pocht die Brust, vom Gluthgefühlt
Für Recht uud Meuschcnwohl geschwellt?
Ich leite ihn zum sicher» Ziele,-
Komm, Washington sci Du dcr Held !
Seid u » a h h ä » g > g, thcure Bürger,
Seid fre» vo» jerein Menscheiiwürger !
~Scid frci!" so rief'S vo» alle» Hügel»
Im fürchterliche» Echo nach;
..Seid frei!" so rief mit Wette,stügel»
Der Stur»!, der aus dem Norde» brach;
~Ge>d frei!" so rief bci lose» Zügel»
Das Mecr durch laute» Wogeiischlag;
..Seid freifo scholl's im ganze» Laiidt,
Und rächt die Unbill langer Schande !"
Mit jugendlicher Kraft und Hche
Naht sich Colnmbitiis erster Soh»
Dcr FrcihcilSgörci» hehrem Sii^e,
In seine» Auge» zucke» Blitze,
Die Unglück uud Verdcrbc» droh'» ;
Wie Rose» blühe» seine Wange»
Vo» Siegeölust »»d Kampfverlaugc».
Er läßt sich auf die Kniet nieder, —
Die Göttin weiht ihn segnend ein,
lind spricht entzückt: „Ali? Kriegsgcbictcr
Sollst tn der Britten Schrecke» sein ;
Zieh' aus und kehre siegreich wieder
Ans deu vcrlllgtc» FciNdcSrclh'n !
Nimm dicses Schwert! doch seine Schneide
Darf »icmals rnh'n in träger Scheide."
Gleich einem wild-gereizte» Löwe»,
Wenn er aus scinem Dickicbt springt,
Und, dcr Vcrfolgnng prris gegcbcn,
Mit Wuth die Jäger niederringt,—
Will Washington sich jetzt erheben ;
Seht, wie er sich auf's Kampsroß schwingt,
lim mir dc» tapsci » lünglingsschaarc»
Vcrciilt zn trotzc» dcn Gefahren.
Sie ziehen fort i» günst'gcr Stiindc;
Nicht ahnt rcr Fcind die nahe Noth,
Und Berks, Montgomcry und Schuplkill Cauntics allgcmcincr Anzeiger
Aue dcr Kanone» wkitcm Schlundc
Flicqt der Vcrivl'istunq raschcr Tod
Auf Englands königliche Hunde;
Drr Bode» dampft, vom Blute roch.—
Zcrsiümmelt und zerfcltt in Stücke
Zeigt sieh der Gegner Zah! dein Blicke.
Zerschmctrert wird vom Kriegecigottc
ÄZcr ihin sich ividcrsctzc» will ;
Eö siürzcc Gagc'c: Tigerrotte
Bei und Bunkerdill;
lind Parkcrs aufgeblähte Flotte
Weicht feig vor Cl?a>lc>i o n » N?ordgel'rüll;—
Gezeichnet sind auf Treutone Fluren
Ter gräßlichste» Vernichtung Spuren.
Fort Rcdbauk wird da!? Grab der Hesse»,
lind Donop stirbt, der deutsche Graf;
B.uiiii's ganze Sti citma bt sinkt vergesse»
ll»d elend in den Todeeschlaf;
Die Kriegcccglnth will weiter fressen,
Arnold uiid Morgan kämpfen brav;
Durchbohrt lieat Frazcr auf dem Boden,
Umringt von Sterbenden und Todte».
Ferguson fallt mit seinen Leute»,
Und iarlton'>s Muth wird abgekühlt;
Indeß in Verktowii's Eingeweiden
Die mörderische Ä».,el wühlt,
Ergibt sich, zu der Sieger Freude»,
Coi nwallit', der sich kraftlos fnhlt;
Da«? Land ist frei, —die Feinde weichen
Vor des lubclzcichc».
Es schweift mit miithigen, Vertra»e»
Der Adler i» der Luft »mhcr ;
Er trägt i» de» geschärfte» Klane»
Den rnhm,ckrö»re» Todesspeer;
Er will fei» Nest im Friede» ba»e»,
II?» schreckct kein Verbreehen mehr ;
Entweihet nicht der Freiheit Palme»
Skia Donnerkeil wird euch zermalme» !
Nimm, Washington! vo» unser» Zunge»
De» heissen Dank der Ehrfurcht an;
Die Tniideuschlauge liegt bezwungen,—
Gebroelien ist ihr gifr'ger Zahn ;
Dem Naine hat die Welt durchdrungen,
Er glänzet auf der Ehre Bah», —
Und wird unsterhllch forthestehe»,
Mag aueb das Nichtige vergehen.
Ausierordrnlllcl'e -vliiidt ziveier eiiqli
scher Kriegsgefangene» anv Frankreich.
„BiS jetzt ist uns alles nach Wunsch
gelungen," sagte nach kurzer Erholung
mien Kamerad. „Das Schwierigste ist
hinter uns. Suchen wir jetzt so schnell
als möglich weiter zu kommen, denn in 2
Stunden ist es Tag."
Er holte seine Branntweinflasche her
vor und wir verschluckten Beide das darin
befindliche starke Getränk wie Wasser,
ohne im mindesten betäubt zu werden.—
Neugestcnkt eilten wir stromabwärts.
Nach einiger Zeit bemerkten wir einige
große Fahrzeuge, und an dem letzten der
selben einen kleinen Nachen.
O'Brien schwamm hinüber, durchschnitt
den Strick, womit das Boot an das Schiff
befestigt war, und zog es schwimmend ans
Ufer. Glücklicher Wiese waren Ruder
darin; wir schifften unS ein, arbeiteten
mit den Rudern aus allen Kräften, und
wurden von der Strömung pfeilschnell
hingerissen.
'Als der Morgen zu dämmern begann,
erblickten wir ganz in der Nähe den Ar
dennenwald. Wir landeten, legten die
Ruder in den Nachen und ließen diesen
schwimmen, damit man glauben könne, er
habe sich durch Ungefähr abgelös't. Oh
ne Zögerung eilten wir nun dem dichtesten
Theile des Waldes zu. Es regnete im
mer sehr stark. Ich bebte an allen Glie
dern. Meine Zähne schlugen gegen ein
ander, und wir hatten kein Mittel uns zu
erwärmen. Unsere alleinige Stärkung
war ein wenig Branntwein. Von Angst
und Arbeit erschöpft, schliefen wir auf
einem Haiifen todter Blätter, den wir zu
sammen getragen hatten. Es war Mit
tag, als ich erwachte. O'Brien hatte
mich einen Fuß hoch mit abgefallenem
bedeckt, um mich gegen den Frost
zu schirmen. Meine natürliche Wärme
war wieder gekommen und die Kleider
waren mir am Leibe getrocknet, ohne mich
zu erkalten. Wir sprachen Beide der Fla
sche zu, und machten uns sodann auf den
Weg.
Glücklicher Weise war der Wald sehr
groß, und wir durften hoffen, daß unsere
Verfolger unS noch nicht sobald auf die
Spur kommen würden. Wir wanderten
"TVillig zu loben und c>l?nc Lurcht zu tadeln."
Dienstag den HG. Detober, SSM».
ungefehr.'; Stunden in der von einem klei
nen Eompaßuns angedeuteten
Bei Anbruch der Nacht bereiteten wir uns
abermals ein Bette von Laub, worauf wir
hoffen durften, besser als in der vergan
genen Nacht, zu schlafen. Unser Brod
war ganz durchnäßt, waS jedoch wieder
ein Vortheil für unS war, weil es uns an
Trinkwasser fehlte. Fleisch hatten wir
noch auf mehrere Tage. Nach gehalte
ner Mahlzeit streckten wir uns aus, und
verfielen in einen tiefen Schlaf. Um
Uhr Morgens wurde ich von O'Brien ge
weckt, der mir leicht die Hand auf den
Mund legte. Ich erhob mich ein wenig
ur.d sah in geringer Entfernung vor unS
ein Wachtfeuer.
„Die Philister sind uns auf der Ferse"
sagte mein Gefahrte. „Ich habe mich
naher geschlichen und GenSd'armen er
kannt. Entfernen wir uns von hier,
können wir leicht andern in die Hände
fallen. ES scheint mir am Besten, auf
einen Baum zu klettern, und so lange da
zu bleiben, bis unsere Verfolger sich ent
fernt haben."
Wir lagen in einem Gestrüpp unfern
einer dicken, mit Epheu umrankten, Eiche.
Auf meine Zustimmung krochen wir auf
allen Vieren zu dem Baume, nachdem wir
zuvor unsere Ränzel tief unterm Laube
verbargen. O'Brien diente mir als Lei
ter, und ich zog ihn auS allen Kräften in
die Hohe. Er ließ mich nun auf einem
starke »Ast zusammen kauern, und verbarg
sich hinter dem Ephen, der an der einen
Seite eine ziemlich tiefe Höhlung über
wölbte. Schon befanden wir nnS seit ei
ner Stunde lii dieser Lage, als der Tag
zu dämmern begann. Der Brigadier er
theilte den GenSd'armen seine Befehle,
und sie entfernten sich, um den Wald in
allen Richtungen zu durchstreifen. Un
glücklicher Weise blieb jedoch ein Gens
d'armen beim Feuer. Er spatzierle auf
und nieder, und gelangte endlich zufällig
unter den Baum, worauf wir saßen. Die
aufgehäuften Blätter fesselten seine Auf
merksamkeit. Er durchwühlte sie und
fand unser Gepäck.
„Oho!" rief er, „habe ich das Nest
und die Eier gefunden, müssen die Vögel
auch nicht ferne sein."
Bie diesen Worten schaute er in die
Höhe und umkreisete nochmals den Baum,
ohne uns zu sehen. Aber auf einmal er
blickte er mich, und gebot mir herab zu
kommen. Ich blieb unbeweglich, in Er
wartung, was O'Brien thun würde. Der
Gensd'arm, um mich besser aufs Korn zu
nehmen, hatte sich indessen gerade unter
den Zweig gestellt, in dessen Höhlung
mein Gefährte verborgen war. Nach a
bermaligem Zuruf nahm der Franzose sei
nen Earabiner und schlug auf mich an.
Da mir O'Brien durchaus kein Zeichen
gab, blieb ich stumm und unbeweglich, in
dem ich zugleich die Augen verschloß.
Gleich darauf siel ein Schuß, und ich
stürzte hinab vom Baum; ich weiß nicht
ob auS Furcht oder weil ich einen Stoß
erhalten. Ganz betäubt durch meinen
Fall, hielt ich mich wenigstens für ver
wundet, als ich die Angen öffnete, und zu
meinem größten Erstaunen statt den
Gensd'armen O'Brien neben mir erblickte.
Ich raffte mich auf und sah den Fran
zosen ans dem Boden ausgestreckt, ohne
Bewegung, den letzten Seufzer aushau
chend. DaS Räthsel wurde in wenigen
Worten mir erklärt. Als mein Gefähr
te gesehen, daß der Gensd'arm auf mich
anschlug, hatte er sich auf ihn fallen las
sen. deines Körpers Gewicht hatte den
Andern zu Boden geschlagen und getöd
tet, während dcr Schuß losgegangen war,
ohne mich zu treffen.
DaS Erreigniß war für uns sehr glück
lich, weil es uns das Mittel darbot, ohne
Verdacht zu erregen, eine große Strecke
Weges zurück legen zu können.
Ohne Zeitverlust entkleidete mein Ka
merad den Todten, verscharrte ihn unter's
Laub, machte aus seinen eigenen Kleidern
ein Packet, das er mir zu tragen gab, und
zog die Uniform des Genöd'armen an.—
Ich konnte mich nicht enthalten, über die
si> Verwandlung zu lachen, und fragte
ihn, was er eigentlich vorhabe?
„Seht Ihr denn nicht, „daß ich ein
Gensd'arme bin, der einen entwischten
Gefangenen escoitirt?"
Nach diesen Worten band er mir die
Hände auf den Rücken, warf den Lara
biner über die Schulter, und wir machten
uns auf den Weg. Es war uns jetzt
vorzüglich daran gelegen, so schnell als
möglich den Wald zu verlassen, weil wir
mehr in als außer demselben befürchten
mußten, auf unsere Verfolger zu stoßen.
Wir marschirten nur bei Nacht, um alle
unzeitigen Fragen zu vermeiden, und in
den Schenken, wo wir von Zeit zu Zeit
verweilten, konnte man nicht wissen wo
her wir kamen.
Auf einem solchen Halt erregte meine
Jugend das Mitleid der Frauen, die mir
andeuteten, daß sie mir zum Entspringen
l'ehülst ich sein wollten. Ich nahm ihr
Erbieten dankbar an, benachrichtigte aber
zugleich O'Brien davon. Er paßte gut
auf, und als die Hausfrau das Fenster
öffnete, und mir behüls!ich war auS dem
selben zu steigen, ertappte er uns Beide
auf der That, half hier nichts.
Mein Gefährte spielte seine Rotte sehr
gut. Er machte gewaltigen Lärm, schrie,
daß er einen Verbalprozeß aufnehmen
und die Regierung von Allem unterrich
ten wollte.
Man denke sich die Angst, den Kum
mer der armen Frau. Ich hatte wirk
lich Mitleiden mit ihr, doch durste ich mich
nicht verrathen, und ließ O'Brein thun,
was er zu unserm gemeinsamen Besten
am zweckmäßigsten erachtete. Die Wir
thin bot ihm 2l><) und endlich Fran
ken. Er entgegnete ganz trocken, und
daß er mich beim nächsten Posten abzulie
fern habe, wonach er auf seine Station
in Vließingen zurück kehren werde.
Nach einigen fruchtlosen Vorstellungen
sagte die Wirthin endlich, daß, wenn O'-
Brien sie nicht angeben wolle, sie ihn an
ihre Schwester, die ein Wirthshaus halte
in Vließingen, empfehlen werde, und daß
er bei dieser so lange auf ihre Rechnung
essen und trinken könne, als er wollte.
Mein Gefährte ließ sich das gefallen,
und die Wiithin schrieb aus Dankbarkeit
in den Brief, den sie ihm zeigte, daß er
ihrer ganzen Familie einen sehr großen
Dienst geleistet, wrßhal'o sie ihre Schwe
ster beschwor, ihm in allen, was er wün
sche, nach Kräften behülflich zn sein.
O'Brien steckte den Bricf in seine Ta
sche, lehnte, außer einer Flasche Brannt
wein, alle Geschenke ab, welche die Frau
ihm aufbringen wollte, band mir in ihrer
Gegenwart die Hände, und zog mich hin
ter sich her.
Auf solche Weise kamen wir durch
Eharleroi lind Löwen. Wir befanden
uns bereits in der Nahe von Mecheln, als
sich unS ein unvorhergesehenes Hinderniß
in den Weg stellte.
Um Mecheln, das eine starke Festung
ist, und folglich eine starke Besatzung hat,
zu vermeiden, schlugen wir einen Neben
weg ein, der zu beiden Seiten mit einem
tiefen Wassergraben eingefaßt war. Bei
rascher Wendung dieses Weges stießen
wir plötzlich auf denselben Gensd'armen,
der O'Brien den Plan der Stadt Givet
gegeben.
.jmn', sagte er zu
meinem Begleiter, indem er ihn starr be
trachtete, „wem führt Ihr denn da?"
Einen jungen Engländer, den ich hier
in der Nähe angehalten, und dcr aus der
Gefangenschast entsprungcn ist.
„Von wo ist er entsprungen?"
Er will es nicht sagen, aber ich vermu
the von Givet.
„Es sind ihrer zwei von dort entwischt,
wie? kann Niemand errathen. Doch
für Brave ist nichts unmöglich." Bei
diesen Worten faßte er O'Brien scharf
ins Auge. Ohne auö seiner Fassung zu
kommen, antwortete 'nein Gefährte ganz
Laufende Nummer 8.
ruhig:
Ich habe den einen ; der andere ist viel
leicht noch in der Nähe, und Ihr würdet
ErachtenS nicht übel daran thun, ihm
nachzuspüren.
„Das thu' ich auch, und ertappe ich
ihn, darf ich mit Gewißheit auf Beförde
rung rechnen."
—Brigadier? Nicht so? Nun, Adielr.
„Ich bin nicht pressi'rt und spatziere
nur so hier herum zum Zeitvertreib. Ihr
geht nach Mecheln; ich will Euch dahin
begleiten."
Wir gehen heute Abend nicht bis zur
Stadt, mein Gefangener ist zu müde.
„Nun, so gehe ich mit Euch, biS wo
Ihr über Nacht bleibet. Zwei sind im
mer besser als einer zur Bewachung eineS
Gefangenen. Vielleicht bekommen wir
gelegentlich den Andern auch, der, ich weiß
nicht auf welche Weise, sich einen Plan
von Givet verschasst haben soll."
Wir sahen jetzt, daß wir erkannt wa
ren. O Brien schwieg. Unser Beglei
ter fügte noch hinzu: daß man im Ar
dennenwalde den Leichnam eines Gens--
d'armen gefunden, der wahrscheinlich von
den beiden Entsprungenen ermordet wor
den. „Der Körper war nackt," sagte er,
„und es sollte mich gar nicht wundern,
wenn der größte der beiden Engländer
die Uniform angezogen hätte, damit man
ihn für einen Gensd'armen halte."
Peter, sagte O'Brien, mit einer raschen
Wendung gegen mich auf Englisch, sollen
wir den Kerl todt schlagen?
„Ich glaube nicht," entgegnete ich eben
so schnell. „Man kann sich daS Ansehen
geben, mit ihm zu unterhandeln, um ihm
desto besser zu entgehen."
Diese wenigen Worte wurden leise ge»
wechselt, als der Gensd'arm, eineS Be
dürfnisses wegen, einen Augenblick zurück
geblieben war. Wir erwarteten ihn, und
als er zu uns gekommen, äußerte O'Brien
unter Anderm, daß die brittischen Kriegs
gefangenen gewohnlich sehr freigebig sei
en, und daß einige derselben 100 Napo
leonsd'or (.'».')<>Thal. 22 Sgr. pr. Cour.)
denen gegeben, welche ihr Entweichen be
fördert hatten.
Zeigt mir nur erst die Summe, erwie
derte der Gensd'arm, und ich verspreche
Euch einen Geleitschein, um in voller Si
cherheit Frankreich zu verlassen.
„Gut denn. Der Bursche da hat 2(10
bei sich. Die Hälfte ist für Euch, wenn
Ihr mir behülflich sein wollt."
Wir wollen sehen, war seine ganze
Antwort, wonach er der Unterhaltung ei
ne andere Wendung gab.
Bald darauf kamen wir in ein kleines
Dorf, Acarchat genannt, wo O'Brien ü»
ber Nacht zu bleiben beschloß. Wir be
gaben unS in s Wirthshaus. Nachdem
alle Anwesenden mich von oben bis unten
betrachtet, ließ man uns allein. Mein
Gefährte fragte den Gensd'armen, wann
er ihm eine entscheidende Antwort geben
wolle?
Morgen versetzte er. O'Brien rief
nun die Wirthin, und ließ sich ihre Zim
mer zeigen, um eins davon für unS Bei
de zu wählen. Er nahm das Entlegen«
ste, unter dem Vorwande, mir dadurch
jede Hoffnung zum Entweichen zu rau
ben. Man machte Feuer im Kamin,
und wir nahmen vor denselben Platz. —
Unsere Gespräche führten wir so leise
wie möglich, damit man uns nicht durch
den Rauchfang höre.
Nach kurzer Berathung verschloß und
verriegelte O'Brien die Thüre, hing sein
Schnupftuch vor das Schlüsselloch, zog
die Uniform aus und legte seine eigene
Kleidung wieder an. Aus Kopfkissen
und Bettdecke machte er sodann einen Po
panz, den er mit der Uniform bekleidete
und über das Bette ausstreckte, wie Je
mand, der wider Willen vom Schlaf über»
rascht worden. In das andere Bette leg
te er einen zweiten Strohmann, dem er
meine Mütze aufsetzte. Wir schlössen die
Thüre auf, ließen das Licht brennen und
krochen unter die Betten. (Fortset. folgt.