Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, June 02, 1846, Image 1

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    rasin s, Kenn. Gedruckt »lid kerauSAcgkbe« vo» Arnold Puweli e, in der Sud Viru Straße, Eike der Cherr» Alle») Beh »>' SU-irchobaus-Hof« a.acuül>.r
Jahrg. 7, ganze Nnm. »
Bedingungen. Der Ullicr.llr izrod.iclrtcr erscheint jeden Dienstag .n,feinem grossen Supcrial-Bogen mit scheuen vettern gedruckt. Der SubscriplionS-Preis ist Ei n Thaler des in
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I nonimen, wen sie -inen Mon.it vor Ablauf des ge,chchen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenoinnien und'für den gewöhnlichen Brei.' einaerückt lln
I terschreibern in hiesiger wird die Heilung portofrei geschickt, wcil.'rc Vcrlendung.'n ge,ch.'hc» dnr.h die Post oder Trägcr, ausKoi.cn d.-r Unrcrschreiber. und Mittheilungen müssen p ostf r r einzesindt werden
Zur Uiiterkalriiiiq und Belehrung.
tLi» Iliigelwucr an
Bei Dresden lebte vor mehreren Jah
ren ein Zimmermann mit Namen Reichel,
dem wohl an Verworfenheit so leicht Kei
ner gleich kommen wird, was man auch,
zum Heil der Menschheit, wünschen muß.
Eines Tages, es war am ersten April,
kam er zu einem Tagelöhner, unter dein
Vorwande, EtwaS auSzumessen, und leg
te bei dieser Gelegtnheit auf d<m Boden
Feuer an; eö zündete, und eine Dachstu
be brannte ab. Von dort ging er zu ei
nem andern von diesem etwas abstehenden
Hause; er war eben im Begriff, ein
Bund Stroh mit Schwefelfäden anzu
zünden, als er in diesem ruchlosen Vorha
ben gestört wurde. Er eilte also in seine
Wohnung zurück. Hier hing er an die
Fenster französische Kanonenschläge, auf
einen mitten in der Stube stehenden Tisch
legte er einen Beutel mit Pulver und eine
gefüllte Granate; durch daS Dach schob
er die Läufe von zwei geladenen Flinten,
dann schlich er sich in das zehn Schritt
davon gelegene Haus seines Schwiegerva
ters, und zündete solches mit Feuerbränden
an. Damit aber nicht zufrieden, verwnn
dete er mit einein Degen seinen Schwie
gervater in den Arm nnd in die rechte
Hand, hieb die Schwiegermutter in den
Kopf, verletzte ihr Auge und Wengen,
schlug ihr Rücken und Achsel blutig, und
versetzte seiner ihm in den Arm stürzenden
Frau merhrere Stiche und
ermordete sie. Noch durchbohrte er wie
ein Wüthender ein Pferd, und dann er
schoß er sich selbst mit einem Doppelpistol
dergestalt, daß der ganze Kpof weggeris
sen wnrde. DaS ganze HauS des Schwie
gervaters brannte ab; zum Glück zünde
te die Granate in seiner eigenen Wohnnng
>nicht, sonst würde dort noch weit mehr
Unheil angerichtet wordeil sein.
Man kommt in Versuchung anzuneh
men, dieser Mensch von einein rasenden
Wahnsinn befallen worden ; aber alle
Vorkehrungen zu diesen Gräuelscenen hat
te er doch mit vieler kalter Besonnenheit
getroffen, sich in den Besitz der gefüllten
Granate, des Pulvers, der Flinten und
des Doppelpistols gesetzt, die Flinten und
daS Pistol scharf geladen, und sich von der
einen Brandstiftung entfernt, als er be
sorgte daran gehindert zu »Verden, und ü
berdieß hatte er den Abend zuvor in einem
Bielchause erklärt, morgen, am ersten A
pril, würde er die ganze Gemeinde in den
April schicken.
DtcP^limbilttel'.
Wahrscheinlich haben viele Leser dieser
Blätter noch nichts von einem Produkte
dieser 'Art gehört. (56 ist selbst den ältern
Europäischen Naturforschern und Gelehr
ten erst durch die Reisen von Mungo
Park genauer bekannt geworden. Die
Baumbutter ist ein höchst merkwürdiges
Produkt der innern Gegenden von Afrika,
und wird aus den Früchten eines Baumeö
bereitet, welcher Schih heißt. Dieser
Baum hat viel Aehnlichkeit mit der ame
rikanischen Eiche und die Frucht desselben
gleicht einigermaßen der spanischen Olive.
Aus dieser Frucht, besonders aber aus dem
Kerne derselben, wird die sogenannte
Baumbutter bereitet. Man trocknet die
Frucht an der Sonne und läßt dann den
Kern im Wasser kochen. Dieser Kern
sitzt unter einer dünnen grünen Schale,
welche in ein weißes Mark eingehüllt ist.
Die Verfertigung dieses Produkts ge
hört unter die vorzüglichsten Gegenstän
de der afrikanischen Industrie, und scheint
einen Haupt Artikel des innern Handels
dieser Länder auszumachen. Der Schih
baum wächst in diesen Gegenden in der
größten Menge, ohne eigentlich gepflanzt
zu werden, in den Wäldern. Selbst in
den Gegenden, wo das Land urbar ge
macht ist und alle andere Bäume umge
hauen werden, läßt man den Schihbaum
stehen. Die darans gewonnene Butter
hat den großen Vorzug, daß sie sich ohne
Und Berks, Momgomery und Schiiylkill Camities allgemeiner Anzeiger.
Salz ein ganzes Jahr hindurch hält, und
außerdem noch weißer und fester ist, als
die unsrige. Auch soll sie sogar, nach dem
Urtheile von Mungo Park, unsere beste
Butter auS Kuhmilch an Wohlgeschmack
noch übertreffen.
Schiffbruch der Cataraqui.
Dem "Port Philip Herald,'' einem
iieuholländischen Blatte, eiitnehmen wir ei
nige Details von dein furchtbaren Schiff
bruche, in welchem die "Cataraqui" von
Liverpool verloren ging. Das Schiff, von
Eapitän Finlay geführt, war 800 Ton
nen groß, hatte mit Einschluß zweier Aerz
te, der Brüder Earpenter, sechs und vier
zig Köpfe Bemannung und dreihundert
und neun und fechszig Auswanderer, dar
unter einhundert und zwanzig Ehepaare
und drei mid siebenzig .Kindern an Bord.
Man hatte ohne »vettere Unglücksfälle die
gefahrliche "Baß Straße,'' welche Neu
holland von Nan-DiemenS Land trennt,
erreicht. In der Nacht vom 3. zum 1-
ten August jedoch, gegen vier Uhr Mor
gens, während das Schiff deS unruhigen
Wetters wegen beigelegt hatte, kam, als
eS noch völlig finster war und der Regen
vom Himmel strömte, eine furchtbare
Windsbraut, welche das Fahrzeug auf ein
Riff an der Westküste des "eisenumgürte
ten" King's-Eiland warf, von dessen Nä
he mail nichts ahnte, da es seit vier Ta
gen unmöglich gewesen war, den Eours
zu berechnen. Das Schiff stieß augen
blicklich auf, ward fondirt, und vier Fuß
Wasser im Raum gefunden. Eine furcht
bare Scene von Verwirrung und Jam
mer erfolgte jetzt: alle Passagiere suchten
auf's Deck zu gelangen und Vielen glück
te es, bis die heftige Bewegung des Schif
fes die Leitern losstieß Ein fnrchtbareS
Geschrei ertönte auS dem Zwischendeck, wo
Männer, Weiber und Kinder die Wache
anflehten, ihnen aufs Deck zu helfen.
Die Mannschaft war beim ersten Aufsto
ßen im Nu vollzählig oben und sogleich
beschäftigt, die Passagiere heraufzubum
gen, und zwischen drei lind vier hundert
Menschen waren ungefähr oben, als das
Schiff anfing sich aufzulösen. Inzwischen
brach die See fortwährend über das Back
bord und wusch über das Deck hin, und
jede Welle nahm mehr oder weniger Pas
sagiere mit über Bord. Um fünf Uhr
kielholte daS Fahrzeug an der Backbord
seile, und Bote, Bollwerke, Spieren und
ein Theil der Kajüte wnrden buchstäblich
über Bord gewaschen. In diesem krili
schen Augenblicke befahl der (sapitän die
Masten zu kappen, um wo möglich das
Schiff wieder aufzurichten und die letzten
Passagiere aus dem Zwischendeck
zubringen; die Masten sielen, aber das
Schiff blieb in seiner verzweifelten Lage,
die Räume unten liefen voll Wasser und
alle Passagiere ertranken im Zwischendeck.
Die welche oben waren, befestigten sich auf
des (Kapitäns Rath an diejenigen Theile
des Wracks, die noch über Wasser waren,
denn Ivan hoffte mit Tagesanbruch durch
Bojen den Ueberlebenden die Rettung an's
Land möglich zu machen. Als es hell
ward, fand man den Stern des Schiffes
unter Wasser, viele Leichen schwammen
umher, einige hingen an den Felsen.
Von den Passagieren und der Mann
schaft behaupteten noch etwa zweihundert
das Warck aber jede Welle, die über sie
hereinbrach nahm Einige von ihnen weg.
Bis vier Uhr Nachmittags klammerten
diejenigen, weiche bei Kräften blieben, sich
an die hervorragenden Theile des Fahr
zeugs fest, als dasselbe plötzlich an der
vorderen Befestigung des Hauptmast Tau
iverks mitten durchbarst, lind augenblick
lich siebzig bis huudert Menschen in die
stürmenden Wogen hinabgerissen wurden.
Jetzt begannen allmählich die Ueberbleib
sel des Oberdecks wegzubrechen und die
Ueberlebenden suchten einen von derMann
schcift mit einer Boje an einen» Tau ans
Land zu bringen, da man auf diese Weise
wenigstens hundert Menschen hätte retten
können. Aber es war nicht möglich die
zu lc'l'e» und cchne Furcht zu tadeln."
Dienstag de» SZ. Juni,
Bojo an Land zu bringen, da sich das Tau
in den Seegewächsen an den Felsen fcstge
schlagen. lim fünf Uhr war nur iioch's
Vorderkastel übrig auf welchem sich sie
benzig Menschen zusammendrängten, die
sich mit dem Tan der nutzlosen Boje gegen
die wüthenden Wellen zu sichern suchten.
So brachten sie die ganze Nacht hin, wäh
rend die See über sie herbrach der Regen
vom Himmel strömte und der Stnrm in
ungeminderterWnth forttobte! Viele star
ben vor Ermattung oder wurden an dem
Platze, wo sie sich festgebunden hatten von
einer Welle erstickt; am andern Morgen
waren nur noch dreißig am Leben und anch
diese halbtodt vor Erschöpfung. DaS
letzte noch übrige Boot war am Abend
vorher mit dem einen Arzt, den Boots
mann und vier von den Leuten umgeschla
gen. Die See brach nun auch das Vor
deck auf und die wenigen Ueberlebenden
lös ten ihre Taue, um wenigstens noch eine
Gelegenheit znr Rettung zu haben; einige
ergriffen ein Brett oder eine Spiere, und
so kamen wirklich acht von der Mannschaft
und ein Auswanderer lebend an's trockene
Land. Die Geretteten fanden nach vier
und zwanzig Stunden einen englischen A
nsiedler auf der Insel, der sie mehrere Wo
chen wirthschaftlich verpflegte, bis ein vor
übersegelndes Schiff sie aufnehmen, und
mit der Trauerbotschft sie nach Port Phi
lipp bringen konnte.
Onelitalilche st fre u » d sch a fr.
Alexander de la Borde erzählt von sei
ner neuesten Reise durch die Levanre fol
genden Zug einer seltenen Gastfleund
schaft.
Als wir, nach vierzehnta'gigen Strapa
zen und Entbehrungen in der Wüste, von
Palmyra nach Homs kamen, hörten wir,
daß ein reicher türkischer Handelsmann,
Namens Hadgi - Hassan, an den wir von
Aleppo aus empholen waren, unserer war
tete. Der wackre Mann hatte schon seit
zehn Tagen für den Unterhalt unserer
vorausgeschickten Diener und Pferde ge
sorgt, und empfing unö nun mit einer
Freundlichkeit, die ich nie vergessen »verde.
Er wünschte, daß wir vier Tage bei ihm
bleiben möchten, um uns von unsern
Strapazen zu erholen, und während die
ser Zeit erwies er uns eine Aufmerksam
keit, mir einer Verschwendung und zu
gleich mit einer Zartheit, wie man sie
wohl schwerlich irgendwo in Europa tref
fen möchte. Seine Unterhaltung war
eben so geistreich als belehrend. Die Ay
ans oder Vornehmen der Stadt, der
Gouvernör, der griechische Bischof kamen
in das HauS und zeigten die größte Ach
tung vor ihm. Beim Abschied wollte ich
ihm, nach der Sitte deS Orients, ein Ge
schenk machen; ich überreichte ihm eine
goldene Uhr und ein Gewehr. Er aber
erwiederte: ~Werdet nicht böse über mich,
mein lieber Gast, wenn ich Euer Geschenk
nicht annehme; auch andere Reisende ha
ben mir eine ähnliche abschlägige Antwort
schon verziehen. Was Ihr mir anbietet,
ist mehr, als ich für Ench gethan habe;
aber es ist weniger, als ich von Eurer
Freundschaft erwarte. Versprecht mir,
wenn Ihr zn Eurer Familie zurückgekom
men sein werdet, mir irgend eine, wenn
auch noch so unbedeutende Kleinigkeit zu
schicken, die aber aus Eurem Lande kom
men muß, so daß ich sehe, daß Ihr an
mich gedacht habt; denn nicht Eure Er
kenntlichkeit wünsche ich, sondern Euer
Andenken." Lebhaft gerührt von die
sen Worten drückte ich seine Hände und
versprach, was er wünschte. „Verzieht
einen Augenblick," sagte er, ~wir gehen
zusammen; ich habe Eure Pferde voraus
geschickt ; die Straßen der Stadt sind
eng; es ist bequemer, zu Fuß zu gehen,
und ich erhalte Gelegenheit, noch länger
bei Euch zu sein." Wir machten uns
langsam auf den Weg, und als wir über
den Bazar kamen, bemerkte ich, daß unö
Leute seines Hauses mit großen Brodkör
ben folgten, die sein Neffe an den Buden
des Bazars noch mehr anfüllen ließ. Da
sagte ich : „HadguHassan ! Ihr habt unS
genug Brod mit auf unsern Weg gege
ben." DaS ist auch nicht für Euch be
stimmt ; war seine Antwort. Vor der
Stadt trafen wir unsre Pferde. Eine
Menge Volks war uns gefolgt, lind wir
sahen uns, wie immer, von Armen Hinge
ben, denen wir eben Almosen austheilen
»rollten, als Wirth seine Stimme
erhob: „stellt Euch Alle hierher; for
dert nichts von den Fremde». Hier ist
alleS Brod, was sich heute auf dem Mark
te fand : es wird unter Euch vertheilt wer
den ; vereinigt Eure Gebete mit dem mei
nigen, damit Gott diesem Fremden und
den Seinen gnädig sei auf ihrer Reise!"
Trefflicher Mann! der, den Du so
freundlich aufnahmst, ist zurück bei seiner
Familie, er ist sehr glücklich, aber noch
bleibt ihm Zeit, an Hadgi-Hassan zuden
ken, und ihm alles Glück zu wünschen,
»vaS seine Tugenden verdienen.
lumque tili S^uli^efan^iiisso.
Der Ducktor des Schuldgefäiignisseö
in Paris muß dem Gläubiger, der ihmei
nen zahlungsunfähig.,» Schuldner über
geben läßt für die sichere Verwahrung
bürgen, und ist geHallen, die Schulden
selbst zu bezahlen, wenn der Schuldner
auS dem Gefängnisse entflieht. Darauf
baute kürzlich ein verhafteter Schuldner
einen hübschen Streich, der zwar kein Be
»reis von Rechtlichkeit ist, gleichwohl aber
allgemeines Lachen veranlaßt hat. L.,
so hieß dieser Schuldner, halte auf sinn
reiche Weise aus dem Gefängnisse sich be
freit, aber nur, um eine Spekulation aus
führen zu können. Er wartete bis es
dunkel geworden war, und begab sich dann
zu seinem Gläubiger, der sich eben zur
Tafel setzen wollte. Dieser prallte er
schrocken Schritte zurück, denn er glaubte
den Geist seines Schuldners zu sehen, da
er sich erst am nämlichen Tage »loch mir
eigenen Augen überzeugt hatte, daß der
selbe sich sicher hinter Schloß und Riegel
befinde. L. redete seinen Gläubigen ganz
unbefangen an, und sagte, er sei gekom
men, um ihm ein Geschäft vorzuschlagen :
"Ich bin Ihnen l«>,()<>() Frcs. schul
dig, wenn ich frei bleibe, waS jetzt, wie
Sie einsehen »Verden, ' nur von meinein
Willen abhängt, bekommen Sie einen an
dern Schuldner, und statt eines sehr un
sicher,», einen vollkommen sichern, nämlich
den Direktor des Schnldgefängnisses, der
gewiß so schnell als möglich bezahlt. Ge
ben Sie mir ItMN FrcS. und ich verlasse
sofort Frankreich." Der Gläubiger, des
sen Rechtlichkeit »vir nicht zu vertheidigen
haben, fand daS Mittel, schnell zu seinem
Gelde zu kommen, sehr lockend und an
nehmlich, und er nahn» es an; er aber
mißtrauisch war, waS ihm nicht verdacht
»Verden konnte, so wollte er sich von der
Abreise seines ursprünglichen Schuldners
lelbst überzeugen; er begleitete ihn deß
halb zur Post, sah ihn in den Wagen stei
gen, übergab ihm die Summe von ItXK)
Frcs. und der Wagen fuhr ab. Aman
dern Morgen, bald nach Tagesanbruch
wurde der Direktor des Schnldgefängnisi
seS von dem Gläubiger geweckt, der ihm
sagte: Mein Herr es thut mir leid, daß
ich ihren Schlaf so früh stören muß, und
noch dazu durch eine schlimme Nachricht
aber die Wichtigkeit des Ereignisses. . .
"Welches Ereigniß?" fragte der Ditektor
ruhig. Erinnern Sie sich meiner und
meines Namens?'' Vollkommen : "Al
lerdings, aber Herr L. ist gestern entflo
hen, und Sie sind nun mein Schuldner."
Der Direktor lachte, und versicherte, daß
Herr L. sich wie gewöhnUch in seinein
Stübchen befinde. Der Gläubiger, der
seiner Sache vollkommen gewiß war, da er
Herrn L. selbst hatte in den Postwagen
steigen sehen, lachte seinerseils den Direk
tor aus. Dann begab man sich in das
Büreau, und da der Direktor aus seiner
heitern Stimmung nicht herauszubringen
war, wurde der Gläubiger endlich ernst
haft und verlangte dringend sein Geld
oder seinen Schuldner. Der Direktor be-
Nummer HS?.
fahl Herrn L. rufen zu lassen. Der
Gläubiger versprach sich einen großen Ge
nuß wenn er daS lange Gesicht des Direk
tors sehen würde, aber er machte bald
selbst ein sehr langes Gesicht, als er sei
nen Schuldner L. eintreten sah, der ihn
mit ironischer Freundlichkeit grüßte.
Die klätte sich bald auf. Der
Schuldner war in dein Postwagen nur bis
an daS Stadtthor mitgefahren, dann in
die Stadt zurückgekehrt, und hat folgen
den Brief an den Direktor des Schuldge
fängnisseS geschrieben; Herr Direktor,
wenn Sie !Ut)r) Frcs. verdienen oder er-
»vollen, was dasselbe ist, so kom
men persönlich zum Restaurateur..,
und zwar noch he-ute Abend. Ich werd.:
gern ein Souper mit Ihnen anehmen, und
gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß ich dann
mit Ihnen in daS Gefängniß zurückkehre.
Direktor war neugierig, begab sich
an den ihm angezeigten Ort, fand da den
Entwichenen, bezahlte gern ein gutes A
bend.ssen, und kehite dann mit L. in das
Gefängniß zurück. — Der Gefoppte blieb
also der Glaubiger, der seinem Schuldner
FrcS. gegeben hatte, und um deren
Bezahlung er nicht klagen konnte, weil
dann seine Unredlichkeit an den Tag ge«
kommen sein würde.
E i n B a n k e r i m G e 112 a ngni ß.
Henry Smith, der wohlbekannte Ban
ker, der mit den St. Elair Banknoten
großartige Bankgeschäfte trieb, hat vori
ge Woche in Eoschokton einmal seine Mei
ster gefunden, und, wie sonderbar dieö
auch klingen mag, dieser gerühmte Ban
ker mußte eine Nacht im Gefängnisse zu
bringen. Smith war nämlich nach Eo
schocton gekommen um dort mehrere For
derungen einzufordern ; verschiedene Bür
ger, die von den mit der Smith'schen Na
menSunterschrift versehen St. Elair No
ten in Hand hatten, kamen auf den glück
lichen Gedanken, dies werthlose Lumpen
stoss bei dieser Gelegenheit an den Mann
zu bringen. Ein Bürger, der Tha
ler von dem Lumpengelde besaß, ließ
Smith vor den Friedensrichter citiren,
und verlangte volle Zahlung. Smith ver
weigerte dies. Der Friedensrichter fällte
indeß das Uitheil gegen ihn und da Smitl)
keinen Bürgen bekommen konnte, und auch
nicht ins Gefängniß zu wandern wünsch
te, mußte er aus der Noth eine Tugend
machen lind den Beutel ziehen. Kaum
war dies geschehen, so erschien ein anderer
Bürger von Eoschokton, welcher Smitl)
eine bedutende Summe schuldete. Der
selbe holte Thaler in Noten der St.
()lair Bank hervor, und verlangte, daß
Smith dieselben als Zahlung annehmen
sollte. Der Banker sah sich genöthigt
auch diese Forderung, wiewohl mit saurem
Gesichte, zu bewilligen. Gleich darauf
holte derselbe Bürger lt)0 Thaler von
demselben Lumpenstoff hervor und ver
langte, daß auch diese von Smith als Zah
lungsstatt angenommen würde. Dieö
verweigerte der Banker standhaft, und da
sich kein Bürge fand, mußte er ins Loch
marschiren. Jedoch muß es ihm im Ge
fängniß von Eoschokton nicht behagt ha
ben ; denn spät am Samstag Abend kroch
er zum Kreuz, gab dem Manne den ver
langten Eredit und machte sich eiligst auS
dem Staube, waS ohne ein Hinderniß be
werkstelligt werden konnte, da bekanntlich
Sonntags Niemand Schulden halber ar
retirt werden kann. O. Wb.
In dem Hospi
tal, einer oer besten und wohlthätigsten
Anstalten dieser Art im Lande, befinden
sich Kranke von allen möglichen Nationen.
Die Krankenlisten geben die 'Namen von
Europäer», Ost und Westindiern, Ehine»
sen, Asukanern und Südamerikanern.
Die Aerzte diesesHospicalS sind unter den
besten in Neu - Orleans bekannt, deren
Güte und Theilnahme, verbunden mit der
aufopfernden Pflege der "Sisters of Cha»
rity" die Anstalt der Unterstützung jedes
Bürgers würdig macht.