Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, May 26, 1846, Image 1

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    «ea »in s, ZZrnn Gedruckt und herausgegeben von Ar»oldPn w e ll c, i» der Slid Kren Sirake, Ecke de> Ehrrn, Veh m' s gegennkr.
Jahrg. 7, ganze Num. 3SI.
edi ngungen. Der Mberale zzeovackter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Lubscriptions-Preis ist Ei n Tha l e r des ZahrS, welcher in halbjährliche
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden -Kl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann anae
nomine», wen sie einen Monat vor 'Ablauf des >i-üb,cript>ons-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt !ln
terschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibe,-. und Mittheilungen müssen p o stfre i eingesandt werden
Zur Unterhaltung und Belehrung.
Wiedersehe» am Brautaltare.
(Eixe Gceiic a»6 Berlin.)
Es war an einem regnigten Nachmit
lg dieses überaus regengesegneten lah-
>s, daß mich ein starker Schauer nothig
>, auf einen Augenblick linterzrmeten un
er das Portal der kirche, nicht etwa,
m meinen Hut zu schonen bin bei
onrobert sondern, weil mich
er Anblick einer eleganten Frauengestalt
nzog, welche mit ein Paar allerliebsten
lindern, einem Knaben und einem Mäd
>en, ebenfalls daselbst Zuflucht vor dem
Vetter gesucht hatte. Gott mag wissen,
>ie es kam ich ward äußerst neugierig
uf das Antlitz der Fremden; aber der
Hut und der dichte Schleier setzten
leiner.Schaulust undurehdringlicheSchran
en. Ich wollte so eben meinen Weg fort
etzen der Regen hatte nachgelassen
a rollte plötzlich eine Equipage vor die
shür der Kirche, und einen Augenblick
arauf eine zweite von der entgegengeseh
en Seite. Das ist eine Hochzeit! dacht'
ch, und da es mir seit je Vergnügen mach
e, ein Zeuge dieser feierlich - fröhlichen
Handlung zu sein, beschloß ich auf der
Ztelle, einen Theil der dabei im Herrn
»ersammelten anwesenden frommen christ
ichen Gemeinde mitzubilden.
Endlich öffnete der Lohndiener oder so
twas den Kulschenschlag, und heraus
prang ein junger Mann, dessen Züge, ob
wohl von der tiefste» Melancholie beschat
tet, zum Muster mannlicher Schönheit
hätten dienen können. Mir entging das
gedankenvolle Lächeln nicht, womit er die
Braut begrüßte, noch die sorglose Gleich-!
güttigkeit, womit er ihr die Hand bot, sie
in die Kirche zu geleiten : daher mir das
Herz schwer wurde bei dem Gedanken : das
scheint eben nicht eine glückliche Ehe zu
versprechen! Die Braut war eiu hüb
sches, feines Geschöpf; niedlich, aber nichts
wuter; es lag etwas Kindisches, Unbe
deutendes in dem Ausdruck ihreS Gesichts,
sehr im Widerspruch mit dem Geistigen in
den Zügen Dessen, der zu ihrem Gemahl
schien. Da traf ein undeutli
ck)es Geräusch mein Ohr, und ich wandte
mich seitwärts, die Ursache desselben zu er
fahren, wo ich zu meiner Ueberraschung
die junge Fremde erblickte, die rasch vor
wärts stürzte, wie von irgend einer ge
waltsamen Regung ergriffen. Den Schle
ier bei Seite streifend, heftete sie das Au
ge auf das Antlitz des vermeitlichen Bräu
tigams der ohne auf ihren dmchbohrenden
Blick zu achten, in die Kirche eilte, wah
rend sie mit einem Seufzer, fast zusam
mensinkend, ausrief: „Ja er ist es!"
Mich ergriff Theilnahme für die Arme,
und ich näherte mich ihr mit halb blöder,
halb ehrerbietiger Miene, ibr meinen Bei
stand anzubieten. Indem sie so einige Au
genblicke an meinen Arm gelohnt dastand,
halte ich Zeit, das liebenswürdigste aller
Gesichter, die ich gesehen, zu bewundern.
Ihre Züge schienen nicht BerlinerSchnitts
zu sein, sondern trugen mehr ein italieni
sches oder südliches Gepräge, denn ein deut
sches, und obwohl Gram augenscheinlich
die Rosen von ihren Wangen weggehaucht
hatte, so vermochte er doch nicht die blen
dende Herrlichkeit ihres TeintS zu zerstö
ren, welcher auf eine merkwürdige Weise
mit der Rabensittigschwärze il)res glän
zenden Haares contrastirte.
„Liebe, liebe Bonne!" riefen die süßen
Kleinen, indem sie ihre Händchen um die
Knie der Fremden schlungen. „Bist Du
krank? Rede doch mit klein Fanny und
George die dich so lieb haben." Die
Liebkosungen der Kinder schienen die Frem
de zu einigem Bewußtsein zurückzurufen,
als sie plötzlich sich von mir losmachend,
unter leichtem Dank für meine Theilnah
me in Worten, die mich von ihrer itali
schen Abkunft überzeugten, nach dem In
nern der Kirche eilte, wo sie nebst den
Kindern sich auf das Gitter vor dem Al
tar stützend, ungeduldig den Beginn der
Ceremonie zu erwarten den Anschein hatte.
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Monrgomery und Schuplkill Cannties allgemeiner Anzeiger.
Die Thür der Sakristei öffnete sich end
lich, und der Brautzug begab sich vor den
Altar. Bereits hatte sich Alles vor dem
selben geordnet, als zu meiner mir uner
klärlichen Freude sich zeigte, daß der jun
ge Mann, den ich für den Bräutigam ge
halten, bloß ein Freund und Zeuge der
Hochzeit gewesen. Die schöne Fremde,
allein Anschein nach unbewußt aller Din
ge um sich her außer dem Leiden ihres
Herzens, bot ein wahres Bild der Ver
zweiflung dar. Ihre Lippen bebten, ihre
Augen waren geschlossen, ihre Hände preß
ten sich krampfhaft gegen ihren Bnsen,
dessen heftiges Wogen deutlich den Sturm
in ihrem Innern verrieth. Ein einzigeS
mal nur haftete ihr Blick für zwei Se
kunden lang auf der glänzenden Gruppe,
eS war, da das entscheidende Ja in kaum
hörbaren Lauten von den Lippen der
Brautleute erschallte. Ihr Gesicht, bis
her so bleich, ward nun roth wie Schar
lach. Ihr Auge starrte mit wildem Glän
ze, der mich erschaudern machte.
Die Ceremonie war vorüber, und die
Braut, gelehnt an den Arm Dessen, der
nun ihre Stütze geworden für das ganze
Leben, bemerkte die schöne Fremde, indem
sie an ihr vorüber ging. Ihre rühren
den wunderschönen Züge mit den Spuren
geistigen Leidens fielen ihr auf, und sie
frug dieselbe iu einem Tone der zärtlich
sten Besorgniß, welche ihr augenblicklich
mein Herz und meine Achtung gewann,
ob sie nicht eineS augenblicklichen Beistan
des bedürftig? „Nein ich bin nicht
krank," erwiederte sie, „obwohl ich denke,
meine letzte Stunde sei gekommen; denn
was hat die unglückliche Emmeline weiter
auf der Welt zu schaffen?" Sie suchte
sich den Blicken der um sie sich sammeln
den Menge zu entziehen, und faßte die
Händchen der Kleinen, um mit ihnen nach
der Kirchenthür zu eilen. Doch hier wur
den ihre Tritte aufgehalten von dem jun
gen Mann, den ich anfangs fälschlich für
den Bräutigam gehalten, und welcher bei
ihrem Anblicke wie außer sich ausrief:
„Barmherziger Himmel! hier also fin
den wir uns wieder, meine Emmeline!
meine himmlische Emmeline!"
Deine Emmeline ? erwiederte sie im To
ne des bittersten Vorwurfs. „Doch nein,
Herr Baron; ich kenne Sie nicht mehr;
hier steht Ihre Braut, und Gott ist mein
Zeuge, daß ich von ihm den Segen des
Himmels für Sie Beide mit aufrichtigem
Herzen erbitte. Ja, Karl, ich vergebe
Dir Deinen Verrath, und daß Du mich
in einem Augenblicke verlassen, wo ich
Deines Trostes und Beistandes am mei
sten vonnöthen gehabt. Seit wir uns zum
Letztenmale gesehen, habe ich Eltern, Hei
math und Vaterland verloren, ich habe
Armuth, Krankheit, Verachtung der Welt
erduldet doch, was hat das zu sagen?
Die Tochter eines Verbannten hat nichts
Besseres in der Welt zu erwarten. Leb
wohl, Karl, leb wohl, auf ewig !
„Emmeline! theuerste Emmeline! Du
darfst mich nicht so verlassen. Konntest
Du glauben, daß je Dein geliebtes Bild
aus meinem Gedächtnisse geschwunden?
Hier meine Schwester, die Du für meine
Braut ansiehst, kann Dir die Angst und
den Jammer beschreiben, die ich empfand,
als ich bei meiner versprochenen Wieder
ankunft in Mailand das Haus der Vicen
za s verödet fand, und Deinen Vater und
Tochter fort, ohne daß Jemand wußte,
wohin? Blick auf, Emmeline! Wir
ternnen uns nicht mehr. An diesem Al
tar, und in Gegenwart dieser Freunde, die
ich aufs Höchste achte, laß mich Dir be
weisen, daß meine heiligsten Gefühle ge
weiht sind meiner theuren Emmeline von
Vicenza."
Ein edler Stolz hatte bisher daS bre
chende Herz der armen Emmeline aufrecht
erhalten ; doch diese unverhoffte Entwicke
lung ihres Schicksals wirkte so verschiede
ner Weise auf sie, daß dieselbe, unfähig
ein Wort von sich zu geben, ohnmächtig
zu B-?den gesunkeu wäre, hätte sie nicht
die Arme des wiedergefundenen Freundes
zu lol't» lind ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag de» i!<». Mm, Isi t«
im Falle aufgefangen. ,
Indeß war die Erschütterung ihrer Tee I
le doch so gewaltig, daß sie im Ernst ge
fahrlich erkrankte, und binnen vierzehn
Tagen nun, erschrick nur nicht, holde
Leserin! sie starb nicht, denn Freude
todtet nicht so leicht; sondern sie ward
wieder frisch und blühend wie eine eben
aufgegangene Rose, und binnen vierzehn
Tagen war die Hochzeit.
Entdeckung eines Mordes durch ei
nen Schuh.
In der Nacht des 28. Januar 17
wurde in der Stadc Rehburg der Predi
ger Johann Heinrich Meyer in seiner
Schlafkammer überfallen. Erwacht, rief
er sein schlafendes Gesinde um Hülfe.
Die Raubmörder wollten ihm die Gurgel
abschneiden ; sie verfehlten solche aber, und
zerschnitten ihm nur den Mund und das
Kinn jämmerlich, gaben ihm einige Schlä
ge mit einem Beile, und warfen ihn dann
zum Fenster hinaus.
Eine der Mägde war von seinem Hül
feruf erwacht; sie eilte herbei; aber sie
wurde gleich bei dem Eintritt in der Thür
erschlagen.
Die Räuber wollten nun den Dieb
stahl vollführen; aber der Prediger war
noch nicht ganz getödtet; sein Gewinsel
machte die Nachbarn munter, man zog die
Sturmglocke, und die Diebe machten sich,
ohne ihren Raub auszuführen, aus dem
Staube.
Das Haus wurde nun sogleich sorgfäl
tig untersucht, und man fand einen zu
rückgelassenen Schuh, der Einem der Mör
der gehören mußte.
Ungesäumt wurde eine Haussuchung
angestellt, und man fand den Schneider
Christoph Koch ruhig in, Bette, mit Ei
nem Schuh vor demselben. Der gefun
dene gehörte zu solchem. Der Schneider
wurde sogleich verhaftet, und gestand auch
ohne Winkelzüge die That.
Seine Aussag? war folgende;
Er sei am 'Abend zu dem Wirth des
Rathskellers, Hans Heinrich Voigt, zu
seiner Erholung gegangen; dort hatte er
den Schlächter D i e t r i ch K a h l e, den
Hannöverischen Garde du Corps Frie d
r i ch W i l h e l m F l e b be, den Brau
meister PhilippMost, den Hopfen
händler LevinVogd, nnd den Schuh
macher lohannHerr m ann Me y
e r gefunden.
Sie Härten sich dort gemeinschaftlich
mit dem Kellerwirth verbunden, den Pre
diger Mey e r, der Aller Beichtvater
war, zu berauben, und hatten sich in der
Nacht zwischen elf und zwölf Uhr dazu
auf den Weg gemacht. Zwei von ihnen
hatten vor der Thür Wache gehalten, die
übrigen füuf aber hatten die Hausthür
geöffnet und waren in des Predigers
Schlafzimmer gedrungen, und so hatten
sie den Prediger und die Magd ermordet.
Es siel allgemein auf, daß diese sieben
Menschen, von denen man früher nichts
I Böses gehört, einen solchen scheußlichen
Mord ohne alle Ueberlegung und Vorsicht
hatten unternehmen können, und daß sie,
die sich unter einander nicht einmal genau
kannten, beim Trnnk über ein so scheußli
ches Verbrechen so bald hatten eins wer
den können.
Am 6ten und 7ten Dezember wurde an
ihnen das über sie ausgesprochene Urtheil
vollzogen ; sechse verloren das Leben durch
das Schwert des Scharfrichters, und ihre
Körper wurden auf das Rad geflochten.
Der Schlächter Kahle hingegen, der
beide Morde eigentlich begangen, wurde
mit glühenden Zangen gerissen und von
unten auf gerädert.
Die Afrika.
Ein neuerer Reisender schildert den
Stamm der Buschmänner bei weitem vor
geschrittener in der Civilisation u. talent
voller, als dies von früherern Reisenden
geschieht. Vielleicht hat die längere Be
rührung mit der Kolonie auch hier schon
ihre fortbleibende Wirkung geäußert.
Dennoch werden diese an Anlagen reichen i
Naturmenschen ungestraft gleich wilden I
Thieren gejagt und erlegt, sobald sie sich
an den Grenzen der Kolonie blicken lassen.
Der Reisende kam bis dreihundert eng
lische Meilen über Lotakoo hinauf; hier
fand er eine reich bevölkerte, mit vielen
Städten und einer üppigen Vegetation
geschmückten Gegend, der am Cap völlig
unähnlich; dies Land, von den Wankeets
bewohnt, gränzt nordwärts an das der
Baqueans, mit denen ein beständiger
Kriegszustand obwaltet. Jenseits derßa
gueanS kommt der Stamm der Mangwat
toS, ein reiches, kriegerisches und in man
chen Künsten wohl erfahrnes Volk; jen
seitS der MangwattoS folgen die Maga
latsela, welche die Gtenzen deS Kaffern
landeS zu bewohnen scheinen ; denn nord
wärts von ihnen soll sich ein halbweißeS
Volk, daS Linnen trägt und mild von
Sitten ist, an sie anschließen. Die Ve
getation ist in diesen Gegenden eben so
üppig, als sie in der Gegend der Kolonie
karg ist; große, schöne Wälder zieren sie;
in den Flüssen findet sich eine eigene Gat
tung deS Krokodills, die groß genug ist,
einen Stier anzugreifen und zu besiegen ;
auch eine kleinere Boa Eonstrictor wird in
den Wäldern gefunden, dem Menschen je
doch wenig gefährlich, und die Ebnen
wimmeln von Hyänen, welche bis in die
Gassen der Städte eindringen. Der hie
sige Löwe hat ein sehr schwaches Gehör,
und ist nicht leicht zu erwecken. Wenn er,
besonders nach dem Fraße, schläft, so kann
man sicher bei ihm umhergehen, und es ist
ihm eigenthümlich, daß, wenn er plötzlich
erweckt wird, er allen seinen Muth verliert,
und in der Richtung, in welcher er gerade
lag, feig davon flieht. Wolf und Tiger
suchen Höhlen und Berge, der Löwe die
Ebene und die Nähe der Heerden, die er
immer nur Morgens und Abends angreift.
Der Buschmann auf der Lowenjagd sucht
daher am frühen Morgen irgend eine An
tilopenheerde auf; flieht diese, so weiß er
sein Wild in der Nühe, und sucht nun sein
Lager auf, wo er es gegen Mittag ge
wohnlich im tiefen Schlafe findet. Nun
hat er Zeit, ihm seinen vergifteten Pfeil
gerade in die Brust zu schießen. DaS ge
troffene Thier springt Hülflos von seinem
Lager empor, und flieht in der Richtung
in der es lag, so lange, bis es erschöpft
und blutlos niedersinkt; der Buschmann
folgt ihm einige Stunden weit, und fin
det es todt oder sterbend, während sein
Weibchen, das vielleicht neben ihm lag,
nicht einmal aus seinem Schlaf erwacht
ist, und sein Tagewerk ist gethan.
Türkische Rechtspflege.
Kurz vor meiner Ankunft in Constan
tinopel erzählt Dr. Madden, waren
die türkischen Lastträger in Pera ihrer
nächtlichen Räubereien wegen übel be
rüchtigt. Es war höchst gefährlich, sich
nach Einbruch der Dunkelheit auf der
Straße zu zeigen, und vielfache Klagen
kamen vor die Polizei. Einige Diebe
wurden erwürgt, doch blieb dies ohne be
sondere Wirkung; aufs Neue klagten die
Frauken, und nun wurde ein Rechts- o
der vielmehr Unrechts -- Verfahren vorge
nommen, welches nur von einer Türkischen
Regierung ausgeführt werden kann.
Sämmtliche Lastträger wurden nämlich
angewiesen, Korn aufs Admiralschiff zu
tragen, und so wie eine Abtheilung von
ihnen das Schiff betrat, wurden Alle er
griffen, geknebelt und ins Meer geworfen.
Auf diese Art wurde man der ganzen Rot
te los, und sogleich war Sicherheit in den
Straßen vonPera eingekehrt. Wie schlecht
auch die Mehrzahl dieser Kerle gewesen
sein mag, so waren doch gewiß auch ehr
liche Männer darunter.
Krieg in Indien.— Folgende Beschrei
bung einer der neuerlichen großen Schlach
ten in Indien gibt einen schwachen Begriff
von den Grausamkeiten, mit welchen dort
die Kriege geführt werden :
Als unsere Leute voran marschirten,
Laufcnde Nummer SN.
Engländer und Hindu's Seite an Seite,
so verdoppelten die Sikhs ihr Feuer, und
um sich des Ausdrucks eines Augenzeugen
zu bedienen "ein Sturm von Eisenhagel
stürmte auf unsere Reihen nieder/' Kei
ne Gewalt oder Feuer konnte indessen ih
re Tapferkeit erschöpfen. Unsere Leute
drangen mit unwiderstehlichem Enthusias
mus vor, und nach den ungeheuersten An
strengungen gelang ihr Versuch Die Ca»
valleiie drang in die Verschanzungen ein
Mann nach dem andern durch die von den
Sappörs und Minirs gemachten Oeffnun
gen ein, und bald wurde der Rückzug der
SikhSallgemein. Sie hatten keinen Par
don gegeben und so erhielten sie auch kei
nen. Sie wurden in Eonfusion gegen die
Brücke und den Fluß getrieben, der in der
Nacht gestiegen war und so den Rückzug
beinahe unmöglich mcchtc. Die Schiff
brücke, brach an verschiedenen Stellen, als
sie dicht gedrängt voll Flüchtlinge war,
während unsere Kanonen fortwährend un
ter die Massei? feuerten. Jede Beschrei
bung dieser Scene würde sie nichtgehörig
schildern können. Pferde und Menschen
stürzten haufenweise unter dem fortwäh
renden mörderischen Feuer, und im wah
ren Sinne des Worts flössen Blutströme.
Der Verlust der Sikhs kann nicht geschäht
werden, doch soll er mebr als zwölf tau
send betragen.
Die Schlacht dauerte von li Uhr bis I l
Uhr Abends.
Fast in allen Sectionen desWestett
leidet eine Menge Personell an einer neu
en und wie es scheint unheilbaren Krank
heit, gegen welche die Kunst unserer pro
movirten Aesculaps vergebens ankämpfen
würde und nichts vermag, —am Oregon
und Californien - Fieber. Vor nur noch
fünf bis sechs Jahren glaubten Tausende,
daß Heil und Glück nur in Missouri zrr
sinden sei, daß man nach Jndependence ge
hen müsse um, unabhängig zu leben und
nun ? Wie steht eS mit den Hunderten ro
mantischer Glücksjäger? Unzufrieden mit
sich und dem Schicksal bedenken sie nicht,
daß das Glück uns suchen muß, daß wir
vergebens ihm uachjagen. lind worin su
chen sie ein Gegenmittel für so unbehag
liche Rastlosigkeit? In dem Wanderzuge
nach Ealifornien und Oregon. Sie sind
Anhänger der Jso'pathie und denken das
Oregonfieber durch Oregon selbst zu hei
len. Dennoch, dürfen sie denn wirklich
die Hoffnung in den Eldoraden der Ge
genwart, ihre Wünsche gekrönt zu sehen,
ernstlich hegen? Wir fürchten, nicht!
Leder Einzelne wird denselben unzufriede
nen Sinn mit über die Felsengebirge neh
men, der ihn hier rastlos verfolgt. Wo
hin werden sie dann gehen, wenn sie in
jenen Ländern die Rosen so gut wie hier
auf Dornen blühen sehen ? Wohin ? Den
noch, der Wanderzug geht nun ein Mal
zum stillen Weltmeer und weder Waffen
gewalt, noch die Beschwerden der Prairie
reise, weder des Indianers tückischer Hin
terhalt noch der rauhe Pfad der Felsenge
birge, kühlen die Gluth, solange das Fie
ber wüthet. Ist aber dieß der Fall, ist
ferner die Wahrscheinlichkeit vorhanden,
daß in den ersten, kommenden Jahren kein
Jdeewechsel eintreten und die Wanderzüge
sich gen Westen wenden werden, dann
scheint Erfordernis), mit lauterer Stimme
unseren Congreß zu mahnen, die Oregon«
frage, wo möglich, friedlich beizulegen, uin
so wenigstens, jene vertrauenden und hof
fenden Wanderer eines kräftigen Schutzes
zu versichern. —Nach ungefährer Annah
me müssen jetzt Amerikaner in
den dortigen Gegenden leben und es be
darf, nach der bekannten amerikanischen
Mulliplikations-Tabelle nur kurze Zeit
zur Verdoppelung solcher Anzahl.
Sie müssen eine Regierungsform ha
ben und schon ergriffen sie selbst die ersten
Schritte in solcher Absicht. Sie wünschen
unter der Gerichtsbarkeit der Ver. St. zu
stehen und Niemand wünscht mehr wie sie,
ihre Grenze definitiv festgestellt zu sehen.
Thut unsereßegierung augenblicklich Nicht»