Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, May 05, 1846, Image 1

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    MeaÄins, Mnn Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwell e, tu der Süd 6ren Straße, Ecke der Cherrn Alley. Beh m' 6 Wlrll)shaiis-s)ofe gegeulchlr.
Jahrg. 7, ganze Run». SU 8.
Bed ingun g e n. Der ZUbernle IZcollkltlltcr erscheint jede» Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ein Th.l l e r des Jahrs, welcher 111 I>albiäl>rlick'e
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nommen, wen sie einen Monat vor Ablauf des Sublenprions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preis einaerückt lln
terschreibern in hiesiger s-tadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibe,-. und Mittheilungen müssen p ost 112 r e i eingesandt werde
Zur Unterhaltung nnd Belehrung.
E»ne Sage vom ewigen Inden.
Im vergangenen Jahrhundert noch
pflegten die Bürger der Stadt Königin-
Hof in Böhmen ihren Knaben bei den
Grenz Eichen einen Platz zu zeigen, der
zur Verfertigung einer Glocke Anlaß gab,
die sich auf dem Thurme der dortigen De,
kauats Kirche befindet. Sie enthält viel
Silber und muß über fünfzig Zentner
wiegen. Eine zierliche Mönchsschrift rin
gelt sich um dieselbe und gibt dem Forscher
Folgendes kund: „Im Jahre nach der
Geburt des Hergotts Eintausendfünfhun
dertfünf ist die Glocke gegossen worden
zu Ehr' und Lob Gott des Herrn und der
seligsten Jungfrau Maria feiner Mutter
und des heiligen Johann und aller Heili
gen. In die Stadt Königinhof an der
Elbe, damit Herr Jesus Christus Sohn
der heiligen Jungfrau uns sicher bewahr
in aller Güte und Ruhe vor Gewitter.
Andreas, Glockengießer zu Königgräß."
Nach der Sage ließ sie ein Königshofer
Bürger, Namens Wenzel Kokot, auf sei
ne Kosten gießen, nachdem er durch fol
genden Zufall wohlhabend geworden.
Es war ein Sonntag im Juli, als Ko
kot, ein vermöglicher Leinweber zu König
hof, mit seiner Gattin und seinen Kindern
in der Umgegend von dieser Stadt lustwan
deln ging. Der heitere Tag hatte die
ganze Familie froh gestimmt. Die Kin
der hüpften frölich vor den lächelnden El
tern her, die ihnen bedächtigen Ganges
folgten. Da begegnete ihnen bei den so
genannten Grenz Eichen ein Mann von
seltsamer Gestalt. Das hohe Alter hatte
seinen Rücken gekrümmt, seinHaupt und
Barthaar gebleicht, unnennbarer Schmerz
und tiefer Gram kündigte sich in seinen
Gesichtszügen an; doch festen, starken
Schrittes wandelte er an ihnen vorüber.
Höchst ärmlich war seine Kleidung, doch
kenntlich ganz von der dazumal in Böh
men gebräuchlichen verschieden. Martba,
des Leinwebers Gattin, fühlte tiefes Mit
leid mit dem Greife, und in der Meinung,
es sei ein fremder Pilgersmann, rief sie
ihn freundlich zu sich heran. Dieser kam
auch. „Mögt wohl noch nichts gegessen
haben, armer Pilger !" sprach Martha zu
ihm: „laßt Euch hier nieder, ich will Euch
einen Schluck Wein und ein Brod reichen,
da wir ohnehin heute hier im Freien un
ter dem Blätterdach dieser Eiche speisen
wollen." Kokot nickte ihr Beifall zu,
und scheu blickten die Kleinen hinter der
Mutter den alten Mann an. „Das loh
ne Euch Gott!" entgegnete dieser; „doch
nur stehend darf ich Eure Spende genie
ßen." Er trank nun aus dem Becher,
den ihm indeß Kokot gefüllt hatte, und
Martha langte aus ihrem Handkorbe ein
Brod für ihn hervor. „Ihr seid wohl
schon lange gewallt und sehr weit herum
gewesen?" fragte Martha. „Lange,
lange!" sprach der Fremde, mit einem
höchst schmerzlichen Blicke nach dem Him
mel; „und weit, ach, schon in allen Lan
den : Nirgend fand ich die Ruhe, der ich
mich so unaussprechlich entgegen sehne,
und wann, wann werde ich sie finden! ?"
Da zog mitleidig Martha ein Goldstück
aus der Tasche und wollte es dem Unglück
lichen geben; doch dieser weigerte sich, es
anzunehmen. „Speise und Trank wird
mir allenthalben," sagte er, „und des Gel
des habe ich nicht nöthig." Er dankte
und ging. Mit Thränen des Mitleids
im Auge sahen ihm lange die beiden Gat
ten nach, bis er hinter dem Gebüsch ver
schwand.
Vierzehn Tage später ward der größte
Theil der Stadt plötzlich in einen Aschen-
Haufen verwandelt. Ein schweres Gewit
ter hatte sich erhoben und in eine Scheu
ne eingeschlagen. Diese, sowie die näch
sten Gebäude, standen plötzlich in Flam
men; auch das Haus Kokot's. Mit
Mühe konnte die Familie das nackte Le
ben retten; alle ihre Vorräthe, all ihr
mühsam erworbenes Vermögen verzehrte
das wüthende Element. Sie waren auf
einmal Btttlcr gcworvt».
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Moiugomery und Sehuylkill Caumies allgemeiner Anzeiger.
Gramvoll wanderte nun Jahre lang
Kokot mit seiner Familie im Königreiche
und in den benachbarten Ländern umher,
um das Mitleiden Vermöglicher anzufle
hen. AIS er endlich mit einem geringen
Betrage den er in Deutschland mühsam
erbettelte, nach seiner Heimath zurückkehr
te, mußte er auch durch Wunsiedel. Schon
hatte er dieses verlassen und war den böh
mischen Grenzen näher gekommen, als sich
der Familie ein Gefährte zugesellte. Es
war der Fremdling, den sie einst in bes
sern Tagen gastlich unter der Grenz-Ei
che bewirthet. Sie erkannten ihn sogleich
und er sie auch. Verwundert über ihr
Aussehen, fragte er nach der Ursache. Da
erzählte ihm Martha weinend ihr Un
glück. Mitleidsvoll tröstete sie der frem
de Waller mit der Versicherung der Him
mel werde nicht immer ihr Unglück wol
len.
Unter manchen Gesprächen, während
dem sie Böhmens Grenze erreichten, er
zählte Martha: es würde ihr doch viel
leichter werden, unter den Trümmern ih
res väterlichen Hauses, als in der weiten
Ferne. Ein Banket außer ihrer Heimath
würde ihr weit minder munden, als einJm
biß unter den Grenz Eichen, die einst ihr
Urgroßvater dahin gepflanzt habe. „Wie
hieß," fragte der Pilger nun plötzlich ge
spannt, „wie hieß Euer Urgroßvater?"—
„Ach! seiner Zeit," entgegnete Martha,
„gab es keinen wohlhabenderen Bürger
zu Königinhof. Man nannte ihn nur
den reichen Dudik." — „Dudik," rief der
Fremdling aus, „wißt Ihr nicht, wann er
gestorben?"—„Er soll gegen die Hussi
ten geblieben sein." „Dem Himmel sei
Dank! Hülfe ist Euch näher, als Ihr
glaubt. Eilt mit mir wohlgemut!) der
Vaterstadt zu, und lasset Kummer und
Sorgen fahren."
Erstaunt blickten beide Gatten den Pil
gersmann an durch dessen schmerzverkün
dendes Gesicht sich ein leichter Zug inniger
Freude stahl. Ihren vielen Fragen wich er
gewandt aus, vertröstete sie aber fortwäh
rend einer unerwarteten Hülfe und trieb sie
immer zur Eile an. Höchst begierig auf
den Ausgang dieses Versprechens, förder
ten sie ihre Schritte und kamen endlich ei
nes Abends bei Königinhof wieder an.
Auf den Rath des Fremdlings wurden
die Kiuder zu einem bekannten Nachbar
gegeben, der seine Hütte wieder hergestellt
hatte, und die Zurückgekehrten freundlich
empfing. Der Fremdling erinnerte aber
die beiden Gatten, vorerst mit ihm zu den
Grenz Eichen zu gehen, weil er sie dort
zu sprechen begehre. Sie kamen dahin;
mit ihnen der Fremde.
„Hier!" so hob dieser an, „hier auf die
ser Stätte, wo mich Euer Mitleid erquick
te, endet Eure Noth. Wisset, daß ich vor
achtzig Jahren hier Euren Urgroßvater
beschäftigt traf, diese Eichen zu pflanzen.
Ach er erquickte mich Unglücklichen, und
erkannte mich für den, der ich wirklich
bin. „Wenn Du einst," so sprach er
zu mir, „wieder hierher kommst und er
fahren solltest, daß ich im Kriege gefallen
sei, und meine Nachkommen etwa im E
lende leben, so sage ihnen, daß ich an die
ser Stätte meinen Reichthum vergraben.
Doch nur, wenn ich im Kriege gefallen
wäre, denn komme ich wieder heim, so sor
ge ich dafür, daß es meinen Kindern,
wann sie mündig geworden, zu Theil wer
de. Zum Wahrzeichen pflanze ich die Ei
chen." So sprach Dudik zu mir. Als
ich vor drei Jahren in der Stadt nach Du
dik s Nachkommen fragte, wußte man mir
keine Auskunft zu geben, obgleich sie mir
geworden wäre, wenn ich mich jenes Auf
trages bei Euch erinnert hätte."
So wie Freude die beiden Gatten über
raschte, eben so sehr stieg ihr Erstaune»,
als er so längst vergangener Dinge Zeu
ge zu sein erklärte. Ungläubig fragte ihn
Kokot: „Wie! Du willst Dich meines
Urgroßvaters erinnern, und kannst erst
siebenzig Jahre zählen?" —„Ach!" er
wiederte er, ich zähle diese und noch weit
mehrmal siebenzig Jahre dazu; als Euer
"'willig zu lobe» uud okue Furcht zu tadeln."
Dienstag den S. Mai, 18 ««.
Urgroßvater mich sprach, sah ich eben so.
alt aus, und als ich des ersten Fürsten Pe-
zemiS ls Wahl beiwohnte, hielt man mich
eben so alt, und wehe mir! es werden
vielleicht noch mehrmal siebenzig Jahre
vergehen, ehe ich der längst ersehnten Ru
he theilhaft werde." Das schien Mar
thel» doch gar zu unglaubwürdig. „Da
müßt Ihr wohl gar der sein, mit dessen
Geschichte wir die Kinder in den Schlaf
lullen: der ewige Jude?" „Der biu
ich!" schrie jammernd Ahasverus auf uud
verschwand plötzlich im Gebüsche. Nie
hat man ihn wieder zu Königinhof gese
hen.
Lange standen Beide stumm vor Er
staunen und Entsetzen da; fragend blickte
Eines das Andere an. „Komm," sagte
endlich sich ermannend, Kokot; das glau
be ich nimmer; der Alte hat wohl sein
Spiel mit uns getrieben, und dann ver
zeih'es ihm Gott!" „Aber," sagte
Martha darauf, laß uns doch erst über
zeugen, ehe wir richten. Auf ihr Zure
den holte Kokob' einen Spaten. Er grub
lange, lange. Nichts fand er. Aerger
lich darüber warf er den Spaten hinweg
und rief ihr zu: „Nun siehst Du, daß
der Alte uns genarrt; daß das Mährchen
von dem Schatze Deines Urgroßvaters ei
tel Hohn und Spott ist." —„Nein !" ent
gegnete sie, „das haben wir nimmer an
ihm verdient; unmöglich kann er unser
gespottet haben." Nun ergriff sie den
Spaten, und als sie das dritte Mal das
schneidende Eisen in den Boden stieß,
schallte es dumpf herauf. Muthiger setz
te sie die Arbeit fort. Gespannt sah ihr
der Ehegatte zu. Da sahen endlich Bei
de eine eiserne Kiste in der Erde. Rasch
drängte sich nun Kokot heran und half
diese heraus heben. Mit vieler Mühe
gelang ihnen dieses, leichter war es, das
verrostete Vorhängeschloß zu zersprengen.
Sie eröffneten die Kiste und Gold und
Silber lachten ihnen entgegen.
Dankend sanken Beide auf die Knie.
Hierauf nahmen sie einen Theil des Scha
> tzes aus der Kiste und verbargen das Ue
' brige so, daß sie es leichter finden konn
ten. Dadurch wurden sie in Stand ge
setzt, ihr Haus weit schöner, als es früher
gewesen, wieder aufzubauen, uud sich und
ihre Kinder in größerem Wohlstande zu
sehen, als sie es nur je geahnt hatten.
Da uni diese Zeit für die Stadrkirche
j eine Glocke gegossen werden sollte, ver
wendeten Kokot und Martha einen Theil
ihres Schatzes dazu, damit er der Glocken
speise beigesellt wurde. Sie lebten glück
lich und zufrieden, und sehr oft, wenn sie
unter den Grenz-Eichen, von ihren Kin
dern umgeben, einen Abend-Imbiß genos
sen, gedachten sie dankbar des ewigen Ju
den, und Thränen des Mitleids fielen in
den Becher hinein.
> Der alte Pflüger.
Ein hoch bejahrter, aber sonst noch rü
stiger Landmann, der ein artiges Gütchen
besaß, sagte eines Tages zu seinem bereits
ebenfalls bejahrten Sohne: Laß den
Pflug anspannen und komme mit ihm und
deiner ganzen Familie hinaus auf unser
Feld. Der Sohu, fast verwundert, setzte
es sogleich in s Werk. Als sie Alle auf
dem Felde zusammen waren, sahen sie den
alten Vater im Sonntagsstaat herkom
men. Mit feierlichen Ernst ergriff erden
Pflug und fuhr mit kräftiger Hand ein
Paar Furchen zu Acker. Die Seinigen
schauten in Rührung zu und wußten noch
nicht, wo es hinaus wollte. Endlich
setzte der Greis die Arbeit aus, entblößte
sein ehrwürdiges Haupt und sprach : Kin
der, laßt uns mit einander vor allem Gott
danken, denn weißt, und sagt es dereinst
euren Kindern, daß euer Großvater heute
in seinem hundertsten Jahre vor euren
Augen dankbar den Acker gepflügt hat,
der uns nährt; heute habe ich mein huu
dertstes Lebensjahr beschlossen!" —Da
durchzogen unaussprechliche Gefühle, voll
seliger Rührung, das Herz des Sohnes
und der Enkel, in Freudenthränen erho
den sich die Augen zum Himmel, der auf.
einen glücklichen Familienkreis mit mildem
Schein niedersah. In jeder guten Men-!
schenbrust rührt sich gewiß eine wonnigli
che Empfindung, wenn man so etwas
lies t. Der Vorgang hat sich im Juni
vorigen Jahres zugetragen und zwar in
einem Dorfe, das Donet heißt. Es liegt
im südlichen Frankreich, bei der Stadt La
hors. Lob und Gunst dem glücklichen
Stande des Landmannes, der in Gottes
schöner Natur die rechten Gesinnungen
treulich dewahren kann.
So macht man einen „Sonderbaren
Bruder."— Die „Eolumbia Ehronicle"
erzählt den folgenden lustigen Proceß, der
in jener Stadt vor einigen Wochen ver
handelt wurde:
~Es scheint, daß eine Anzahl übermü
thiger junger Leute vom sogenannten
Standhügel, einen bekannten Faullenzer,
Namens Barrentine beredet hatten, daß
er jeglicher Arbeit überhoben sein würde,
falls er sich zum Odd Fellow stempeln lie
ße ; daß der Orden in Eolumbia ihm mo
natlich 21. Dollars während der Dauer
seines Lebens auszahlen müsse, wenn er sich
einführen lassen würde, welches mittelst
dem Brenneisen geschähe.—Die Verspieg
lung seiner Kameraden und die Aussicht
auf ein Schlaraffenleben, welches er lieb
te, bewegten den einfältigen Kauz, sich der
'Operation zu unterwerfen. Diese wur
de mit einem gewöhnlichen Brenneisen,
womit das Vieh gebrannt wird, und wel
ches den Buchstaben E und ein kleines
Viereck darstellte, siebenmal an ihm voll
zogen. Der Kauz bezeugte in seinem
Verhöre, daß es so geschmerzt, daß er schon
bei der ersten Applikation um des Him
melswillen gebeten habe, ihn doch nur ge
hen zu lassen, er wolle in seinem Leben kein
Odd Fellow werden; allein —er mußte
sich fügen, weil er sonst die Examination
nicht zu bestehen im Stande sein werde.
Die Uebelthäter wurden gültig erklärt."
Auswanderung nach Oregon.
Von Jndependence an der Grenze von
Missouri läßt sich der dortige ~Erposttor"
folgender Weise vernehmen: Was auch
im Rathe der Nation geschehen oder nicht
geschehen mag, ob die würdigen Sena
toren schwanken mögen, den Willen einer
großen Mehrheit des amerikanischen Vol
kes pflichtgetreu auszuführen, oder ob
sie der Raubsucht und Schlauheit John
Butts nachgeben und endlich unterliegend,
einen großen Theil unseres Gebietes im
Stiche lassen, oder geradezu weggeben wer
den ; —so viel ist gewiß: Unser Herz er
freut sich über den herzhaften Entschluß
vieler unserer braven und unternehmenden
Mitbürger, die unerachtet aller jener Ent
mutigungen festen Schrittes vorwärts ge
hen, um vom verheißenen Lande Besitz zu
nehmen. Bereits haben wir das Ver
gnügen gehabt, vielen dieser braven Bur
schen die Hand zu schütteln, und ihnen
Glück zum preiswürdigen Unternehmen
zu wünschen. Beinahe jedes Boot, wel
ches hier eintrifft, schwellt ihre Anzahl,
und bis gegen den Isten Mai hin haben
wir gute Hoffnung, unsere Straßen mit
Auswanderern nach Oregon und Ealifor
nien vollgtdrängt zu sehen. Esthut un
serm Herzen wohl, eine solche Schaar von
Mitbürgern begrüßen zu können, die in
kühnem und patriotischen Geiste den Ent
schluß gefaßt haben, den Besitz eines schö
nen Landes zu behaupten, von welchem je
der Zoll uns zugehört. Wir rufen ihnen
zu : kommt Einer, kommt Alle! Wir sind
hier wohl mit Vorräthen jeder Art verse
hen, um sie vollständig mit allen Bedürf
nissen der Reise, und um billige Preise
versehen zu können."
Dasselbe Blatt meldet, daß eine Ab
theilung der letzten Reisegesellschaft von
Santa Fe Donnerstag zuvor dort einge
troffen war. Sie hatten die Reise in -43
Tagen von Santa Fe über Bends und
St. Brains Fort am Arkansas gemacht,
und litten viel von rauhem Wetter, Schnee
Laufende Nummer !<»
und Grasmangel für die Thiere. Büf
fel gab es noch genug am Arkansasflusse,
und bis dahin hatten sie reichliche Nah
rung, auf der fernern Reise gingen ihnen
wegen langen Aufenthalts lind eintreten
den Zögerungen auf der Reise die Lebens
mittel aus. Durch eine andere Abthei
lung der Gesellschaft, wozu die Familie
Leidensdörfer, Estes u. f. w. gehören,
sind ihnen frische Lebensmittel entgegen
geschickt worden, um sie in Stand zu set
zen, die Grenze der Ansiedelung zu errei
chen. Beschwernisse durch Indianer sind
diesen Earavanen nicht aufgestoßen.
An;, o. ÄZesien.
M o r in o n e n. Der Anzeiger des
Westens sagt: Die Reise der Mormonen
Earavane nach dem Westen macht, nach
Angabe des "Nouvoo Eagle" nur sehr
langsame Fortschritte, namentlich in Fol
ge von Futtermangel für ihre Zugthiere.
Die Männer müssen auf ihrem Wegen
häusig für anwohnende Bauern arbeiten,
um sich nur das nothwendigste Futter für
Pferde und Rindvieh abzuverdienen. Die
noch in Nauvoo zurückgebliebenen Mor
monen sollen sich alles Ernstes beeilender
Avantgarde bald nachzurücken. (Andere
Nachrichten widersprechen diesem.) Das
Nauvoo HauS ist seiner Vollendung nahe.
Wenn obige Angaben der Mormonen
Zeitung wahr sind, daß die an der großen
Durchfahrt wohnenden Bauern die Rei
senden für eiu ärmliches Futter zur Ar
beit anhalten, und so die Reise auf Mo
nate lang veazögern, bis die Mormonen
nur die Grenze der Ansiedelungen errei
chen, so beweisen sie einen eben so großen
Mangel an Menschenfreundlichkeit, wie
an Klugheit. Für erstere hat ihnen Nie
mand Vorschriften zu machen, aber die
Klugheit erforderte gewiß, „dem fliehen
den Feinde eine goldne Brücke zu bauen."
Was wird der Erfolg dieser Verzögerun
gen sein, und was ist er zum Theil schon
gewesen? daß viele, namentlich junge
Männer, die nicht an Familien gebunden
sind, wieder umkehren, uud die Abreise der
Uebrigen erschweren und davon abrathen,
und daß in der Straße gewaltsam genom
men, was ihnen nicht gutwillig zum noth
wendigsten Durchkommen gegeben wird.
Der Abzug der Mormonen ist eine außer
gewöhnliche Maßregel, die nicht wie an
dere Earavanenzüge behandelt werden
kann. Sie waren gezwungen, ihre Hei
math zu verlassen, eilfertig ohne im Stan
de zu sein, ihre Besitzungen zu irgend ei
nem ehrlichen Anschlag zu verkaufen, und
sich dadurch ausreichende Mittel zur Rei
se zu verschaffen. Wir sollten meinen,
daß dies wenigstens einige Beachtung ver
dient, zumal bei Leuten, denen der Abzug
der Mormonenschaar so wünschenswertl)
ist, wie den meisten ihrer Nachbarn.
NeuOrleaus den 8. April.
Die am letzten Samstag uud Sonntag
unaufhörlich fallenden Regengüsse und die
durch den heftigen Nordostwied verursach
te Anschwellung des Lake halten bald den
s. g. <Swamp' im Rücken der Stadt ge
füllt und den ganzen Hinteren Stadt-
Theil total unter Wasser gesetzt, wodurch
die Einwohner des äußersten Theils in
große Bestürzung geriethen. Am Sonn
tag Mittag erreichte die Fluth eine solche
Höhe, daß man fürchtete, sie möchte der
großen Flnth von gleich werden.
Die Leute, welche in den kleinen Häusern
am Lake wohnen, sind zur Strdt gezogen.
Von Sonntag Nacht bis auf Montag
Morgen wuchs das Wasser im Rücken der
Stadt um neun Zoll in der Gegend zwi
schen dem neuen Eanal und der "Lakeroad'
und war bereits am Montag um Uhr
nur 3 Zoll niedriger als 1831. Die Häu
ser, Ställe, Schenken und alle Gebäude
am Ende des neuen Canals und der
sind unter Wasser. Der Ka
nal ist zwei Meilen von der Stadt über
getreten und die Häuser sehen von Ferne
aus, als wenn sie in einer See schwäm
men. Viele Brücken waren schon am