Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, March 10, 1846, Image 1

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    Zä tXÄi N A, Penn. Gedruckt uud lwrausgegel'eu von A ruold Puwell e, iu der Sud 6reu Straße, Ecke der Cherrv Alley Be h n,' 6 gegenudrr.
Jahrg. 7, n„u;e '?!»,».
Bedingungen.— Der Nlbcralc LZooll.irlrtcr erscheint jeden Dienstag auf einein großen Luperial-Bogen mit schönen Vettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ei n Tl)a l e r des z.chrs, welcher in halbjährlich«
Vorausbezahlung erdeten wird. Wer in, V.nife de? Jahres nicht bezahlt, werden Hl '>» angerechnet. Für kürzere Zeit als <i Monat wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann ange
nommen/ wen sie einen Monat vor 'Ablauf des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Nn
terfchreibern in hiesiger wird die Zeitung porrofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der ttnterfchreiber. ft)"Briefe und Mittheilungen müssen postfre i eingesandt werden
Zur Unterkalruua und Beleln ung.^
Die waltende Nemesis.
Es hat sich kürzlich in England der Fall
ergeben, daß zwei Manner welche einst ei
nen Mord gemeinschaftlich begangen hat
ten, und sich nach langer Trennung wieder
sahen, hierbei in Streit gerielhen, und der
Eine durch die Hand deS Andern siel, wor
auf dann auch der Ueberlebende, von der
Gerechtigkeit verfolgt, auf eine jämmerli
che Art verunglückte. Dieser Vorfall
scheint jedoch in den Annalen der englischen
Criminaljustiz nicht ohne ein Seitenstrick
zu sein, denn ein dortiges Blatt erzählt
bei dieser Gelegenheit folgendes Ereigniß
aus den Zeiten der Konigin Elisabeth.
Ein junger Mann von lockern Sitten
und schlechtem Lebenswandel, Oldcraft mit
Namen, faßte den schrecklichen Vorsatz, sei
nen Oheim, dessen einziger Erbe er war,
umö Leben zu bringen, damit er desto eher
und gewisser in den Besitz der Erbschaft
käme. Walters, sein Freund und Spieß
geselle, bot sich hierzu als Werkzeug an.
Die blutige That wurde vollbracht, und
der Zufall schien die beiden Morder inso
fern«? zu begünstigen, als sie vor der Hand
nichl den geringsten Verdacht auf sich zo
gen. Oldcraft kam in das Besitzthum deS
Erbes, und zahlte seinem Mitschuldigen
eine bedeutende Summe in baarem Gelde
aus, unter der Bedingung, daß er Eng
land für immer verlade. Dies geschah
Oldcraft bezog nun daS einsame Schloß
des gemordeten Oheims, und gedachte da
selbst seine Tage in behaglichem Genusse
zu verleben.
Es verflossen auf diese Art vielleicht
Jahre. Da erschernt plötzlich, als Old
craft soeben bei seiner schwelgerischen Ta
fel sitzt, eineS TageS sein ehemaliger
Freund Walters. Er hat neuerdings ei
nen Mord begangen ; die Häscher sind auf
seiner Spur; er will sich hier im Schlos
se verbergen. Oldcraft glaubt, der Au
genblick sei gekommen, wo er sich unge
straft eines lastige Zeugen entledigen kön
ne, und stoßt ihm den Degen in den Leib
Mittlerweile wird das Schloß von den
Häschern beseht; Oldcraft zeigt ihnen den
blutigen Korper, und gibt vor, eS sei un
möglich gewesen, den Verbrecher lebendig
zu fangen. Die Häscher ziel,en mit der
Leiche ab und Oldcraft triumphirt
Es währt jedoch nur einige stunden,
so wird das Schloß neuerdings von Wa
chen umstellt. Man hat nämlich bei dem
ermordeten Walters verschiedene Papiere
gefunden, die nun auch Oldcraft in Be
treff deS Mordes, der an dem Oheim be
gangen war, verdächtigen.
Oldcraft gewinnt Zeit, und entschlüpft
durch eine geheime Thür ins Freie. Er
wird jedoch lebhaft verfolgt, muß sich an
fänglich in einem Mühlbache, und endlich
sogar in dem Wasserrade dieser Mühle
verbergen, die zufälligerweise stille steht,
nunmehr halten die Häscher inne; sie ha
ben jedwede Spur ihres Flüchtlings ver
loren, und schon sind sie im Begriffe die
Gegend zu verlassen, als der Müller plötz
lich seine Schleuse öffnet und die Mühle
in Bewegung setzt. Ein gräßlicher Schrei
wird vernommen und gleich darauf
schwimmt ein zermalmter Leichnam den
Mühlbach hinab. Die Nemesis hatte den
Mörder erreicht. Weltb.
Fürstliche
Auf einer Reise des Kaisers Alexander
von St. Petersburg in ein entferntes Gou
vernement seiner Staaten, im Jahre IK",
wurde unterwegs dessen Reisewagen schad
haft, und er sah sich genöthigt, auf offe
ner Straße Halt zu machen. Aus dem
Wagen gestiegen, überließ er seiner ihn be
gleitenden Dienerschaft die Instandsetzung
desselben. Wenige Minriten darauf kam
der Wagen des Generals von D . . nach,
der dem Kaiser auf dieser Reise zu folgen
beordert war. Der General ließ sogleich
anhalten, sprang heraus, und näherte sich
dem Monarchen. Alexander befahl ihm
aber, wieder in seinen Wagen zu steigen,
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Canmies allgemeiner Anzeiger.
die Reije bis zur nächsten Station fortzu
setzen, und ihn dort zu erwarten. Hier,
sagte er, können Sie nichts nützen; wenn
Sie aber vorausgehen, und AlleS zur Fort
setzung der Reise vor meiner Ankunft auf
der nächsten Station vorbereiten, so karrn
dadurch die jetzige Verzögerung wieder in
etwas eingebracht werden.
Der General gehorchte. Kaum war er
eine Strecke gefahren, so kam eine hochbe
jahrte russische Bauernfrau auf den Kai
ser zu, und fragte ihn treuherzig:
„Kommt Ihr aus Petersburg?"
Antwort: Daher komm' ich.
Frage: Ihr gehört wohl zu deS Kai
sers Leuten ?
Antw. Ja.
Frag. Habt Ihr mir nicht einen Brief
mit Geld von meinem Sohn mitgebracht?
Antw. Nein ! Wer ist denn euer Tohir?
Frag. I, kennt Ihr den nicht, und
seid doch um den Kaiser ? Er ist ja O
fenheizer im Winterschloß.
Dem Kaiser gefiel diese treuherzige U
nbefangenheit der Bäuerin, und er ließ sich
von ihr nähere Auskunft über ihren Sohn
geben. Sie berichtete ihm nun, ihr Sohn
i habe ihr von seinem E>»kommen, da sie ei
! Ire arme alte Frau sei und nichts mehr ver
j dienen könne, jahrlich siebenzig Rubel ge
schickt, dieSmal ihr aber geschrieben, sie sol
le solche anö den Händen eines der Diener
des Kaisers erhalten, wenn Letzterer in die
dortige Gegend eine Reise machen werde.
Ich besinne mich jetzt, sagte Alexander,
ihr habt ganz recht, Mutter. Euer Sohn
hat zwar keinen Brief, aber doch Geld
für euch an einen Offizier mitgegeben, der
den Kaiser begleitet. Ihr irrt euch aber
! in der Summe, eö sind nicht siebenzig, son
! dern fünfhundert Rubel.
Frau. Ist das auch Euer Ernst?
Kaiser. Mein völliger Ernst. Geht
nur nach der nächsten Station, dort wer
det ihr den Offizier finden.
Der Kaiser machte der Alten nun eine
sehr genaue Beschreibung von dem Gene
ral D . ~ so daß sie ihn nicht verkennen
konnte, und setzte hinzu: "Wenn ihr den
Mann gefunden habt, der so aussieht, so
laßt euch nur die 500 Rubel geben."
Die Alte ging, nachdem sie dem Kaiser
durch Darreichung der Hand für die ihr
gegebeneAuslunft gutmüthig gedankt hat
te, eilig nach der nächsten Tration. Als
sie den General D . . aufgefunden hatte,
was nicht schwer hielt, trat sie vor ihn, und
redete ihn mit den Worten an : "Ich will
mir die fünfhundert Rubel auSbitten, die
euch mein Sohn in Petersburg für mich
mitgegeben hat."
Der General sah die Alte starr und be
treffen an; er hielt sie für wahnsinnig.
"Liebe Flau, erwiederte er schonend, aus
Mitleid mit ihrem bedauernSwerthen Zu
stände, ihr irrt euch gewiß in der Person.
Ich kenne weder euren Sohn noch euch,
und am wenigsten hab' ich von irgend Je
mand fünfhundert Rubel erhallen, um sie
in dieser Gegend wieder auszuzahlen."
Frau. Es hat mir s aber doch ein Herr
versichert, der's wisse» will; er hat mir
euch haarklein beschrieben und ausdrücklich
gesagt, ich sollte euch nur aufsuchen und
das Geld von euch fordern.
General. Da hat euch Jemand etwas
aufgebunden. Es ist gar nicht hübsch, das
Alter zu foppen.
Frau. Ne, das hat er gewiß nicht. So
sah er gar nicht aus. Macht keine Um
stände, und gebt mir das Geld.
General. Geht eurer Wege.' ich habe
kein Geld für euch empfangen, und ihr
könnt daher auch keinen Kopeken von mir
erhalten.
Frau. Also leugnet ihr's? Das
hatte ich mir von einen so schmucken, vor
nehmen Herrn nie vorgestellt.
Mittlerweile war der Kaiser auf der
Station angekommen, und er trat in das
Zimmer, als die Alte eben ihren Vorwurf
geendet hatte. Kaum wurde sie den Kai
ser gewahr, so zeigte sie mit dem Finger
auf diesen, und rief triumphirend: "Nun
werdet ihr mirs doch nicht weiter abstrei-
zu loben und okne Furcht zu tadeln."
Dienstag den I« Mä»;, 184«.
ten. Da ist der Herr, der mir s gesagt
hat, ihr hättet daS Geld von meinem Soh
ne in den Händen."
Der General wollte jetzt dem Kaiser
den sonderbaren Vorfall erzählen, doch
Letzterer winkte ihm mit den Augen, und
sagte dann: "Besinnen Sie sich doch!
haben Sie nicht von einem Zimmerheizer
im Schlosse 500 Rubel für seine Mutter
bekommen?" Diesen Wink verstehend,
rief D. nach einer kurzen Pause, sich mit
der Hand vor die Stirne schlagend, aus:
"Ja, jetzt besinn' ich mich! war mirs doch
ganz aus dem Gedächtniß gekommen!"
und sich an die Bauerfrau wendend, fuhr
er fort: "Mit dem Gelde hat es seine
Richtigkeit, Mütterchen, ihr sollt es gleich
erhalten." Er öffnete nun eine Kassette
und zählte der Frau 500 Papier - Rubel
hin. Schlichtern und unbeweglich blieb
die Alte stehen; sie blickte zwar den ihr
angebotenen Schatz starr an, aber sie wag
te es nicht, ihn zu berühren. So nehmt
doch ! sagte der General. "Ich mochte eö
wohl, erwiederte sie, wenn ich nur auch ge
wiß wäre, daß eS mein Sohn nicht gestoh
len hat." Das sei gewiß nicht der Fall,
versicherte sie der Kaiser
Frau. Wo in aller Welt hat er so
viel Geld her?
Kaiser. Das will ich euch sagen. Der
Kaiser hat allen seinen Schloßbedienten,
vom obersten bis untersten, ein außeror
dentliches Geschenk gemacht, und da hat
euer Sohn, weil er sich so gut beträgt,
auch fünfhundert Rubel empfaugen.
"Ach, rief die Alte aus, und ihre Au
gen näßte eine Freudenthräne, Gott segne
den Kaiser. Wenn ich nur noch vor mei
nem Ende einmal das Glück haben könn
te, ihn zu sehen."
Alexander war sichtbar bewegt, und der
General von D . . konnte in diesem Au
genblicke seinem Herzensdrange nicht wi
derstehen. Aus die Gefahr, daß es sein
Monarch nicht ganz günstig aufnehme,
wenn er ihn aus seinem Jncognito hervor
zöge, rief er aus: "Da steht er vor euch,
Mutter, euer Wunsch ist erfüllt!" Kaum
vernahm die Alte diese Worte, so stürzte
sie auch vor dem Kaiser auf die Kniee, froh
über die Gewährung ihres Wunsches, aber
auch sehr voll Angst über ihre vorige
Kühnheit. Alexander hob die Knieende
liebreich auf, und sagte zu ihr: "Es freut
mich, daß ihr einen so guten und dankba
ren Sohn habt, der sich eurer in eurem
Alter so kindlich annimmt. Eure Besorg -
niß macht euch Ehre, und damit ihr des
halb künftig ohne Unruhe seiu mögt, so
sollt ihr auf eure Lebenszeit eine Pension
erhalten, die euch vor Mangel schützt, und
euer Sohn darf sich nun weiter nichts
mehr abdarben, um eine Kindespflicht zu
erfüllen. Wenn er sich gut beträgt, so
soll weiter für ihn gesorgt werden.''
Die Kaffee Planlageu auf der Insel
Euba.
Es gibt solcher Pflanzungen von 100
bis 400 Acker, der gewohnliche Umfang
ist 200 Acker. Will man eine neue Pflan
zung in einem Walde anlegen, so fällt man
die Bäume und läßt sie auf der Erde lie
gen wahrend man die Kaffeepflanzen zwi
schen die Stamme, Zweige und Blätter
setzt, die nach dem Verfaulen einen treff
liehen Dünger geben. Der auf einer neu
en Pflanzung gewonnene Kaffee ist so vor
züglich und von so reichen Ertrage, daß
man gern neue Anlagen macht, obgleich
der Marktpreis des Kaffee's so niedrig ist,
daß eine alte Pflanzung kaum einen Ge
winn abwirft. Dre Kaffee-Pflanze, die
viele Jahre dauert, wächst im wilden Zu
stande, je nach Beschaffenheit des Bodens,
8, !<>, bis Fuß hoch. Sie gleicht in
diesem Zustande der kleinen schwarzen Kir
sche, so lange diese jung uud der Wipfel
noch nicht stark belaubt ist. Die ange
bauten Pflanzen werden gegen 5 Fuß aus
einander in Reihen und Vierecke gesetzt,
und durch Beschneiden nur 3 bis 5 Fuß
hoch gehalten, damit die Beeren von den
Negern mit der Hand erreicht werden kön-
nen. Die einzelnen Vierecke sind durch
Alleen getrennt, und die größten mit Pal
men-, Orangen- und andern Baumen ein
gefaßt, die zum Theil blos zur Zierde die
nen, doch auch wohl Nutzen bringen, wie
denn z. B. die Palmzweige zum Decken
der Negerhülten gebraucht werden. Eini
ge dieser Alleen sind wahrhaft prächtig,
und man reitet auf einem muntern spani
schen Pferde an einem sonnenhellen Früh
morgen tausendmal auf und nieder, ohne
daß die Einförmigkeit ermüdet. Zwischen
den Kaffeepflanzen erheben sich zerstreute
Pisangbäume, die bis !5 Fuß hoch
wachsen, und einige breite Blätter auS dem
Wipfel treiben, die als Zweige, gegen 5»
Fuß lang, herabhängen. Auf der Spit
ze deS Stammes sieht man einen Büschel
von Fr üchten, die Gurken gleichen und
AO bis st) an einem herabhängende»
Zweige sitzen. Will man sie sammeln, so
wird der Stamm abgehauen und bleibt
als Dünger liegen. Die Frucht liefert
die Nahrung für die Neger, wozu man
noch elwaö Rindfleisch aus Buenos AyreS
und Haringe, Schweinefleisch oder Stock
fisch aus den Ver. Staaten kommt. Die
Pisangfrucht ist sehr wohlschmeckend und
ein Hauptertrag der Insel Luba. Eine
Kaffeepflanzung von dem gewöhnlichen
Umfange hat bis l 10,000 Stau
den, außer einem Weideland für das Vieh,
einem Futterplatz und einem Stücke Wald
boden, wo die Pflanzschule der Kaffeestau
den Schatten hat. Mit ihren Alleen, ih
ren breitblättrigen Pisangbäumen, bilden
sie zur Blüthezeit eine Elysaische Land
schaft, wiewohl die znweilen scheltend oder
drohend erschallende Stimme deS Treibers
und der Knall seiner Peitsche den Beschau
er erinnern, daß er nicht im Paradiese ist.
Die Kaffeestaude trägt im Durchschnitt
20 Jahre, und da die absterbenden Stau
den hier und da durch neue ersetzt werden,
die erst im dritten Jahre Früchte bringen,
so ist etwa ein Zehntheil ohne Ertrag.
Jede Staude bringt jährlich gegen Pfd.
Die Frucht befindet sich in einer runden
Hülse, deren jede zwei Kerne hat. Sie
wird gepflückt, wenn die Hülse sich röthet,
und die Zeit deS PflückenS dauert vom No
vember bis März, da nicht alle Früchte
gleichzeitig reifen. Die Neger sammeln
die Früchte in Körben, die sie auf den Köp
fen auf die Darren, bringen, welche sich in
der Nähe der Wohnung des Pflanzers be
finden. Sind die Beeren trocken, so wer
den sie in großen Fächern in einer Nieder
lage aufbewahrt, um später gereinigt und
sortirt zu werden.
Aus einer alten Bestallung.
In oem Werke: "Zur Geschichte Frie
drich Wilhelms I. und Friedrichs 11., Kö
nige von Preußen, (von Dr. F.Cramer),"
findet man folgende Stelle aus einer vom
li). Janu. dalirten Bestallung des
Grafen Stein als Vizepresident der Aka
demie der Wissenschaften zu Berlin:
"Daferne auch der Vizepresident, Graf
von Stein, besondere Umstände oder Ver
änderungen in dem Laufe deS Gestirnsan
merken sollte, zum Exempel, daß der Mars
einen freundlichen Blick in die Sonne ge
worfen hätte, oder daß er mit dem Hiilur
»l>, Veit re und Nerc-ririn im Ouadrat
stände, oder auch, daß der X<itlii>cxis, wie
bereits zu des (Zampanella Zeiten angemerkt
worden, sich noch weiter aus dem Gleise
begeben und verrücken, oder auch, daß ein
Wirlel des Himmels den andern, nach des
j,l'i»eii>iis, abschleifen und ver
schlingen wollte und daher eine übermäßi
ge Anzahl von Cometen oder Schwanz
sterne zu vermuthen wäre, so hat er, der
Vizepresident, Graf von Stein, ohne den
geringsten Zeitverlust mit den übrigen
ciis darüber zu konferiren, und nicht allein
auf die Ergründung solcher Unordnungen,
sondern auch auf Mittel und Wege, wie
denselben am besten abzuhelfen, sorgfäl
tig bedacht zu sein; und ob es zwar durch
den Unglauben der Menschen dahin gedie
hen, daß die Kobolde, Gespenster u. Nacht
geister dergestalt aus der Mode gekommen,
Laufende Nnnnner 28.
daß sie sich kaum mehr sehen lassen dür
fen, so ist dennoch dem Vizepresidenten,
Grafen von Stein, aus dem
und andern bewährteen zur
Genüge bekannt, wie es an Nachtmähren,
Bcrgmämilein, Drachenkindern, Irrwi
schen, Nixen, Wehi Wölfen, verwünschten
Leuten und andern dergleichen Satansge
sellschafren nicht mangele, sondern daß de
ren eine große Anzahl in den Seen, Pfüh
len, Morästen und Heiden, Gruben und
Hohlen, auch hohlen Bäumen verborgen
liegen, welche nichts als Schaden und Un
heil anrichten, und wird also der Graf v.
Stein nicht ermangeln, sein Aeusserstes
zu thun, um dieselben, so gut er kann,
auszurotten, und soll ihm jedes von diesen
Unthieren, welches er lebendig oder todt
liefern wird, mit s e ch s Thalern be
zahlt werden."
* Wen» uiii's Jahr 1725, im sogenannten
aufgeklärte» Jahrhundert, und fast S0l)
Jahre »ach der Reformatio» ei» solcher
Aberglaube» unter de» Gelehrte» statt hal
te,—N'cr k.tii» es da de» Ungklchrle» unse«
rer Znl ve> eeiikc», «'.'ni» sie an Hexen und
Gcspcujier glauben?
Die Gluckvrader NN Narreuhause.
Ein russischer, bei Lebzeiten für sehr
reich und klug gehaltener Graf Golowin
war insolvent gestorben, und man fand
keinen andern Ausweg, der besonders gro
ßen Zahl seiner unbemittelten Glaubiger
zu ihrem Gelde zu verhelfen, als seine hin
terlassenen Güter und andere Habseligkei
ten durch eine Lotterie auszuspielen. Der
Kaiser gab nur höchst ungern seine Zustim
mung, und nur die dadurch erzielte Ret
tung vieler armen Leute vom Bettelstabe
bewog ihn dazu. Das Neue einer solchen
Ausspielung reizte nicht wenig reiche und
arme Leute, ihr Glück, oft mit großer
Aufopfer ung, zu versuchen; denn das Loos
kostete fünfzig Rubel. Ein hoher in Ru
j hestand versetzter Offizier ließ sich auch
! verleiten, eine Menge Loose zu nehmen
fast sein ganzes Vermögen auf's
l Spiel zu setzen. Unglücklicher Weise ging
er bei der Ziehung leer aus, und verfiel
darüber in Wahnsinn. Dem Kaiser ging
sein Zustand sehr nahe, und als nach be
endigter Ziehung die für diese Lotterie er
nannte Commission seine Befehle darüber
einholte, was mit den Glücksrädern gesche
> hen sollte, erwiederte Alexander lebhaft:
,,Man bringe sie ins Narrenhaus, dort ist
ihr Platz. Halten Sie sich versichert, daß
sie ihn bei meinen Lebzeiten nicht verlassen
werden." Die Wahrheit dieses Ausspru
ches wird vom Erzähler verbürgt, der die
sonderbaren Deliquenten im Narrenhause
zu St. Petersburg selbst sah.
Ursprung der Wmizeu, Flöhe, Fliegen
und dergleichen Insekten.
Ewliu erzählt in seiner Reisebeschrei
bung eine sonderbare Sage von dem Ur
sprünge dieser Insekten, welche sich unter
einer Kurdensekte, die damals am Fuße des
Berges Sindschar wohnte, erhalten hat:
~Als Noah 6 Arche ein Leck durch das An
stoßen an einen Felsen in der Nähe des
Berges Sindschar bekam, und Noah an
seiner Rettung fast verzweifelte, versprach
ihm die Schlange Hülfe in seiner Noth,
wenn er ihr gestatten wolle, sich nach der
Sündfluth von menschlichem Fleische näh«
ren zu dürfen. Noah sagte es zu, und
die Schlange legte sich in den Riß und ver
stopfte so durch ihren Körper das Leck.
Als das Wasser hierauf sich verlief, und
alle Bewohner der Arche sich ins Freie be
gaben, mahnte die Schlange an das ihr
gegebene und durch ein Pfand verbürgte
Versprechen; aber Noah warf auf Ga
briels Rath das Pfand in's Feuer, und
streute die Asche in die Luft, und daraus
entstanden dann Fliegen, Flöhe, Wanzen
und andere dergleichen unangenehme Ge
schöpfe, die vom Menschen blute leben."
Curiosa. 'Auf einem Gottesacker
in Sachsen befindet sich folgende originel
le Grabschrift: "Ich Endesgefertigter be
stätige hiermit, daß ich am 11. Februar