Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, January 27, 1846, Image 1

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    Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caumics allgemeiner Anzeiger.^
MeaViNg, DtNN. Gedruckt und herausgegeben von Aru o l d Puwell e, iu der Sud 6eeu Straße, Ecke der Cberry Alley Bek m' s Wirlhebaus Hcfc gegl'midrr
Jahrg. 7, ganze Nnm. FZA.
Bedingungen. Der Nfberale IZcolmclUer erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Lubscriptions-Preis ist Ein Thaler des Jahrs, welcher in halbjährliche
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden Hl 5,<) angerechnet. Für kürzere Zeit als tt Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werten nur dann nnge
nommen, wen sie einen Monat vor 'Ablauf des Lubscriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt. !ln
terschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung porrofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfre i eingesandt werten
sAus tein teutschen Republikaners
Es liegt in der Grafschaft Lancaster, im
Staat Pennsylvanien, ein kleines Städt
chen, Neuholland mit Namen, wo, wie
übeiaU der Welt, glückliche und unglück
liche Me jchen unter einander wohnen.
Keiner al.'.r von Allen, >?ie unter dem mil
den Himmel athmeten, fühlte sich unheim
licher und gedrückter aus der weiten Erde,
als der Schulmeister des Ortes. Er war
eine redliche deutsche Seele, offen, tief und
treu. Die sanften blauen Augen kannten
keine Verstellung; was im Herzen lebte,
davon machte der Mund kein Hehl. Aber
die Empfindungen, die hervorquellen aus
der gepreßten Seele, fanden kein Echo in
den tauben, tonlosen Herzen der Umge
bung.
Ludwig Werner, war eines norddeut
schen Handwerkers Sohn und durch den
frühen unverhofften Tod beider Eltern
frühzeitig verwais t. Gute Menschen hat
ten sich des Verlassenen erbarmt, verstän
dige Männer hatten ihm eine gute Schuld
bildung geben lassen und der Knabe war
einsichtsvoll genug, um zu begreifen, daß
er lernen und sich anstrengen müsse, um
durch die Welt zu kommen. Nach Beendi
gung der Schuljahre ward er bei einem
Vergolder in die Lehre gethan und hatte
sich, ein starker, kräftiger Bursch, beim
Austritte aus den Lehrjahren, in seinem
neunzehnten Jahre, auf den Weg in die
neue Welt gemacht, um ein neues Glück
zu begründen. Zufall oder Schickung ver
schlug ihm in die Grafschaft Lancaster, die
meist von deutschen Einwanderern oder
deren Nachkommen bewohnt wird. Es
liegt noch ein deutscher Ausdruck in den
Sitten und der Lebensweise dieser Graf
schaft, aber es hat sich ein amerikanischer
Hauch darüber gelegt, der nicht wohlthä
tig berührt. Es ist die neue Frisur eines
alten Hauses, auch eines Hauptes, das
der Frisur nicht bedarf, um zu gefallen.
Ludwig Werner fand in Neuholland
keine Beschäftigung in seiner handwerks
mäßig erlernten Kunst; dagegen hatten
einige Bewohner des Städtchens, denen
von den edleren Kenntnissen des Jünglings
Kunde geworden, ihn ihre Kinder zum
Unterrichten anvertraut. Werner ver
waltete sein Amt mit Umsicht und Geschick;
bald hatte er einige Duzenden kleiner Ame
rikaner unter seiner Zucht, und nicht lange
darauf gerieth die Gemeinde mit ihrem
Schulmeister, der mit dem Wisky sich oft
zu tief einließ und dann den Stock bei den
kleinen freien Amerikanern wenig schonte,
in Streit, kündigte ihm auf und
miethete Ludwig Werner. —Das war
anfänglich für Werner ein kränkendes
Wort, allein er tröstete sich damit, daß er
nicht der einzige Miethling war. Sah er
doch die Prediger mit ihm dasselbe Loos
theilen, die alle auch nur gemiethet
waren.—Das Leben um ihn her berührte
ihn fremdartig und unerfreulich. Wenn
er dies ängstliche, rastlose Haschen lmd
Streben der Leute nach Hab und Gut, ihr
unablässiges Bemühen nur den materiel
len Besitzstand zu vermehren und zu erhö
hen, in einsamen Stunden, deren er so
viele hatte, überschaute, dann füllte ihn ein
wachsender Ueberdruß an diesem Treiben,
und es beschlich ihn ein Gefühl, für das
man in diesem Lande keinen Namen hat,
das Heimweh. Er erinnerte sich des be
schränkten, aber innerlich begnügten Le
bens in seiner kleinen Vaterstadt, wo man
in Feierabendstunden in der schattigen
Laube des Wirthshauses ein gemüthliches
Gespräch führen konnte; er gedachte des
belehrenden, und ermunternden Umgan
ges mit seinen Wohlthätern, die sich mit so
vieler Liebe seiner Erziehung angenommen,
daß das Andenken davon mit unveuvischli
chen Zügen in seinem Herzen geschrieben
stand. Er mußte nach solchen Belr.ich
tungen alle Kraft aufbieten, um den Men
schen, mit denen er zu thun hatte, keine
Vorwürfe über ihr verknöchertes Jndu
strieleben zu machen. Wie würde man
dergleichen aufgenommen haben, an u. für
sich schon als Kränkungen, aus dem Mun
de eines armen Schulmeisters gewiß, als
Angriffe auf Ehre und Leben.
Den Klagen um ein schöneres Leben in
der deutschen Heimat!) konnte Werner je
doch nicht zu jeder Zeit den Ausbruch ver
wehren. Die Leute, die um ihn handelten
und wandelten, horten ihn an, ohne et
was babei zu empfinden ; durch Ueberlie
ferung war ihnen bekannt, daß die Trauer,
wie sie in Werner's Herzensergießungen
lauc wurde, eine deutsche Krankheit sei.
Manche glaubten sich befugt, dem empfind
samen Schulmeister zu sagen, diese Krank
heit werde sich bald legen und er werde in
einigen Jahren über seine närrischen Kla
gen lachen und spotten. Indeß Werner
wandte sich in größerer Velstimmung von
ihnen und sonderte sich, in der Ueberzeu
gung, daß er zu dieser Art von Menschen
wenig tauge, fast von allem Umgange ab.
Nirgends fand er ein duldsames Ohr,
überall nur das Ringen nach Besitz, das
Handeln und Feilschen, Ueberlisten und
Spekuliren, das den Verhältnißen derneu
en Welt ein so herzloses Gepräge aufdrückt.
Solche Betrachtungen waren natürlich
nicht geeignet ihm seine Umgebung ange
nehm zu machen. Aber er war in Besitz
einiger Bände deutscher Dichter gekommen
und dieser Genuß entschädigte ihn und
versüßte seine einsamen Stunden.
Ludwig Werner hatte genug gesunde
Kraft in sich, um in seinen Heimweh Ge
danken nicht zu erschlaffen. Die geregelte
Thätigkeit seinesLebens bewahrte ihn über
dies vor einem unmännlichen Herabsinken
zu der arbeitscheuen Figur eines bloßen
Träumers. Der Schulmeister wurde
zwar fortwährend als „der deutsche Träu
mer" bezeichnet, aber man nannte ihn bald
nur aus Gewohnheit so und dachte nicht
mehr daran weshalb man sich des Namens
bediente. Ludwig hatte gelernt, zwar
noch nicht „unter den Wölfen heulen"
aber doch schon unter den Wölfen kein
Lamm sein. Ein zweijähriger Verkehr
mit den Neuholländern hatte ihn geübt,
die Gefühle seines Herzens zurückzudrän
gen, ihnen nicht mehr vor ungeweihten
Hörern Luft zu machen. Im Innern war
er derselbe geblieben, ganz jener weise,
tieffühlende Mensch, der er gewesen, als
sein Fuß die Gassen des kleinen Ortes zu
erst betraten, nur hatte sich um diese inner
liche Weichheit, eine äußere harte Rinde
gesetzt. Er zwar fühlte sich noch nicht
wohl im Umgange mit den Amerikanern,
aber diese hatte nichts mehr an ihm zu ver
höhnen, er war ihnen äußerlich fast gleich
geworden. Nur in Gesprächen mit den
jungen Damen desStädtchens, denen Wer
ner nicht mehr auswich, ließ er zuweilen
eine leise Enthüllung seines Gefühls blik
ken, aber wenn er die gleichgültigen Mie
nen der Damen dann anschaute, faßte er
sich schnell wieder, und das Herz schloß sich
wie ein Blumenkelch in rauher Abendluft.
—Das Vergnügen, das eine äußere Seite
hat, rauschende Lust, Tanz, Parthien, daß
alles war aus Neuholland keineswegs
verbannt, ja es murde sogar im großen
Maßstabe geübt; es genügte oft die Zu
sammenkunft der Neuholländer unter sich
nicht, man zog die Bewohner der kleinen
Oerter in der Umgegend zur Theilnahme
herbei, und nicht selten vereinigten sich die
Bewohner zweier Städte zu gemeinschaft
licher Freude. Da schloß sich denn auch
Werner nicht aus. Das Leere solcher ge
räuschvollen Vergnügungen schreckte ihn
nicht mehr; er tanzte, ritt, und fuhr wie
alle junge Männer seiner Umgebung eS
thaten. Ja, die juugen Damen begannen
Wohlgefallen an dem hübschen Jüng
ling zu finden, sie zeichneten ihn aus, und
da er sich gegen die Männer friedfertig
bewies und keinem derselben in den Weg
trat, so war er auch bei diesen wohlgelitten
und von Manchen sogar gesucht.
Werner brachte den Kindern, die unter
seiner Hand standen, spielend gute Kennt
nisse bei. Seine Schüler waren gelehrig
und hingen zum Theil mit Liebe an ihm.
Gern hätte er durch sie auf die Eltern ge-
"Nlillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den Ä7.
wirkt, aber er erkannte die Gefahr des
Mißlmgens, die Verkehrtheit des Unter
nehmens. Und doch konnte er sich nicht ent
halten, eine läuternde Einwirkung auf die
Erwachsenen zu versuchen. Da fiel ihm ein
Weg ein, den er zu betreten sich entschloß.
Führte er nicht zum gewünschten Ziele, so
konnte er doch auch keine üble Folgen ha
ben. —Die Prediger hatten keinen Einfluß
auf die Sitten ihrer Gemeinde, man hör
te, zu der Zeit die Vorträge an und ging
aus der Kirche, wie aus jedem andern
Hause; die Geistlichkeit mußte Kinder tau
fen und confirmiren, Leute trauen und be
erdigen, und hatten sich dem Tone des Le
bens zu fügen ; damals war die Geistlich
keit das Schaaf der Gemeinde, heutzutage
nennt man die Gemeinde die Heerde der
Priester. Dagegen übten die Journalisten
eine unberechenbare Gewalt über die Men
schen. Was die Journale sagten, fand
bei der Partei zu der sie gehörten, immer
Anklang und wurde mehr als das Evan
gelium geehrt. Auf diese Beobachtung ge
stützt, glaubte Werner ein Mittel gefunden
zu haben, seinen Gedanken und Wünschen
Eingang zu verschaffen. Er hatte auf
einem ländlichen Feste einen Rebaktör
aus dem nicht sehr entlegenen Lancaster
kennen gelernt, mit dem er seit dieser Zeit
in mannigfach freundlichem Verkehr stand.
Die ersten Beiträge die er zu D's Journal
geliefert, betrafen Gegenstände des Volks-
Unterrichts und gingen, da sie weder Neu
es gaben, noch die alten oft vorgetragenen
Ansichten in eine neue Form kleideten,
bald spurlos vorüber. Einen Vorzug hat
ten sie jedoch vor den meisten Artikeln
voraus, indem sie ein reines, von Untermi
schung englischer Wörter und Wendungen
freies deutsch enthielten.
Bald nachher aber erschienen Aufsätze,
die den Egoismus in allen seinen Verzwei
gungen und Unterabtheilungen befehdeten,
bald witzig, bald sarkastisch, scherzend, höh
nend, ermahnend oder positiv durch Entge
genstellung edler Leidenschaften. DaWer
ner den Stoff zu seinen polemischen Auf
sätzen aus der nächsten Umgebung, von
wirklichen Vorgängen hernahm und sich
oft nicht einmal die Mühe gab, die Per
sonen und Verhältnisse, die ihn gerade
veranlaßten, tief zu verschleiern, so gewan
nen seine Skizzen in Neu Holland ein
großes Publikum. Das Interesse stieg
mit jedem neuen Artikel und wenn man
des Morgens die Zeitung entfaltete, und
in den Spalten Werner's Zeichen nicht
entdeckte, so legte man häusig das Blatt
mit den Worten zur Seite„Es ist
nichts darin !" Den Verfasser errieth man
nicht, gab sich auch keine Mühe, es zu
thun; und am wenigsten hätte man den
armen Schulmeister vermuthet. Werner
sprach überdies bei vorkommenden Gele
genheiten von seinen Aufsätzen mit Kälte
und Gleichgültigkeit. Werner's Mit
theilungen übten bereits eine Wirkung,
wie der Tropfen auf den Stein, in ihrer
häufigen Wiederkehr auf denselben Punkt
fingen sie an Eindruck zu machen und Fol
gen sehen zu lassen. Der ganze Erfolg
sollte aber vereitelt werden, als Werner
in unbesonnenem Feuer einen Aufsatz ein
rücken ließ, worin den Amerikanern, so
weit sie deutscher Abkunft waren, in treu
er Ehrlichkeit Vergüte Rath gegeben wur
de, Alles abzustreifen, was ihnen von
amerikanischen Sitten und Neigungen an -
klebe, und wieder zu werden, wie ihre Vä
ter und Ahnen, die ein gutesHerz
höl>r geschätzt als ein gutes Betriebsca
pital. Das klang zu lächerlich, um für
Ernst zu gelten. Seit diesem Fehlgriff
Werner's hatten all' seine weiteren Spen
den keinen andern Erfolg, als daß man
darüber spottete, weil man sie für Spaß
macherei ansah. Der Schreiber gerieth
über das Fehlschlagen seiner, wie es schien,
schon halb sich erfüllenden Erwartungen
in einen gereizten Zustand der ihn hellere
Farben auftragen, immer schärfere Töne
anschlagen und durch die Uebertreibungen,
die hierbei nicht zu vermeiden standen, sein
Ziel immermehr verfehlen ließ. Der Re-
daktör des Blattes bat ihn wieder einzu-
lenken, seinen Arbeiten wieder eine Fär
bung zu geben, wo Ernst und Scherz, sich
so wirksam vereint hätten. Werner ge
wann es über sich von dem eingeschlagenen
Pfade abzulenken und spähte nun nach ei
nem neuen Stoffe, der seiner gereizten
Gemüthsstimmung sowohl, als dem lite
rarischen Gaumen der Neuholländer zu
sagte. Er wählte nach genauer Beobach
tung und Forschung den Charakter eines
Glücksjägerö.
Seit langer Zeit war kein solches Fin
gerzeigen, Flüstern, Munkeln und Köpfe
Zusammemstecken in den Gassen und
Gäßchen Neuhollands gesehen und gehört
worden, als an einem schönen Frühlings
morgen, an welchem D's „Wöchentlicher
Beobachter" im Städtchen eingetroffen.
Lady Pitchcraft, die Wittwe, stand inWal
merslane heftig die ringbeladenen Finger
bewegend, in aufgeregtem Gespräche vor
Herrn Wilberling, dem Krämer, und wenn
Menschen an Walmerslane vorübergingen,
machten sie langsamere Schritte, neugieri
gere Augen als gewöhnlich, schauten heim
lich lachend eine Weile nach den beiden Per
sonen im Lane und gingen dann lächelnd
ihres Weges, verfehlten aber nicht, die Be
gegnenden darauf aufmerksam zu machen,
was sie gesehen. Herr Webster, Strumpf
weber, der an jenem Morgen gerade „einen
Tropfen im Auge harte" (etwas bewhis
keyt war), Herr Webster rief seelenver
gnügt, als er seinem Freunde Holmaker,
dem Seiler, der an derselben Krankheit
litt, begegnete: „Sie stehen da! Wahr
haftig, sie stehen da, in Walmerslane und
gestikuliren, Lady Pitchcraft sammt ihren
Schwiegersohn, und Lady Harriet fehlt
nur noch, um das edle Kleeblatt vollzählig
zu machen. Der Wilberling wird an den
Glücksjäger denken, so lange er denken
kann, und wenn er endlich nichts mehr
denkt, daran wird er doch noch denken, daß
er im Glücksjäger abgemalt ist, so ähnlich
als ob er in seinen großen Spiegel sähe."
„Und wer hätte das gemeint, bemerkte der
Seiler, baß man so verfluchte Kniffe, wie
dem Wilberling seine, so verdammt hübsch
hätte abmahlen können!" So wahr ich
ein ehrlicher Kerl bin. schwur Herr Web
ster, ich hätte das nicht gekonnt. Die
ganze Geschichte, wie der Wilberling zu
seinem Weibe gekommen und wie er es
nun rraktirt, die hab ich von A bis Z so gut
gekannt, wie Einer ! wahrhaftig, das hab
ich ! Aber wie es in der Zeitung steht, das
hätt' ich nicht schreiben können, und wär'
ich auch drei Jahre dabei gesessen." „Wo
nur all' die Schnurren herkommen, die in
dem Glücksjäger stehen ? Wie derüber
Wilberling's Schielen ; das kommt davon,
weil er neben der Miß Harriet weg immer
mit Einem Auge nach ihrem Gelde gesehen,
und der über die rothen Haare, als
schämten sie sich, auf einem so schlechten
Kopfe zu sitzen." „Ich muß mir das
Original noch einmal ansehen, rief der
Seiler, und schwankte nach Walmerslane.
folgt.)
Nativl s m u s-
Man hört nicht mehr soviel von der
Identität der Whigs und Natives- Diese
Verläumdung, ist wie so manche andere
zur Ruhe gebracht. Das entschiedene
Auftreten der Whigs im Congresse, hat
dieser Lüge ein Ziel gesetzt. Die Rede des
Herrn Dixon von Connecticut, hat diese
Herrn, die beständig über das Zusammen
handeln der Whigs und Natives so viel zu
sagen wußten, gänzlich zum Schweigen ge
bracht. Herr Dixon bewies ganz klar,
baß die demokratische Parthei nicht allein
allen Vortheil aus der Nativ Bewegung
zog, sondern daß diese auch ihren Ursprung
jener Partei verdanke. Herr Dixon fvr
derte die anwesenden Congreß Mitglieder
der Opposition auf, ihm zu widersprechen,
wenn er irgend etwas behaupte, was sich
mit dem Thalbestande nicht vertrüge. Er
sagt:
In Philadelphia wurde vor sechs lah
Lausende Nmms er LS.
len ein Jrländer als Kandidat zu einem
Amte ernannt, er hieß Clark. Diese Er
nennung erregte große Unzufriedenheit in
der demokratischen Parthei. Clark wur
de vom Ticket gestrichen und nicht erwählt,
weil er ein 'Ausländer sei. Die Jrlander
vergaßen das ihnen zugefügte Unrecht nicht
und bei einer folgenden Wahl. wurde das
ganze Whig Ticket mit einer Mehrheit von
Tausend stimmen erwählt, die Jrländer
hatten in Masse dafür gestimmt. Jetzt
entdeckten diese guten Demokraten, daß
man Pen Isländern nicht trauen kön«
ne; sie waren kühn genug selbstständig zu
handeln und hier war es, daß Nativismus
zur AZelt kam. Es wurden Versammlun
gen gehalten, worin die Ausländer denun
cirt wurden; diese Versammlungen, wa
ren die erste Veranlassung zum Aufruhr
in Kensington mit allen daraus entsprin
genden Gräueln. Der sicherste Beweis
für diese Annahme liefert die Thatsache,
daß die Aufrührer ClarkS Haus zuerst nie
derrissen. des Mannes, dessen Einfluß die
Niederlage des Demokratischen Tickets
veranlaßte.
In Neu Jork entstand die Nativ Par
thei aus ähnlichen Gründen. Weil einige
Ausländer Aemter bekamen, organisirte
sich Nativismus und zwar zuerst in Tama
ny Hall, woher er seinen Führer erhielt.
In 1K43 hatten die Demokraten eine Ma
jorität von 6000 und im darauffolgenden
Jahre, wurde Harper der Nativ Mayor
mit mehr als fünf Tausend Mehrheit über
die Demokraten erwählt. Daß 14000
Whigs, verzweiflend an der Wahl ihres
eignen Candidaten, für Harper stimmten,
wird nicht in Abrede gestellt, aber 10.000
gute Demokraten mußten dasselbe thun,
um obiges Resultat herbei zu führen. In
Boston thaten die Demokraten, was in
Neu Vork den Whigs zum Vorwurf ge
macht wird. Es sei den Herrn bekannt,
sagte Herr Dixon, daß die demokra«
tische Parthei vorgebe und den adoptir
ten Stimmgebern, namentlich aber den Ka
tholiken zu beweisen suchte, sie sei eine ganz
besondere Freundin von ihnen und ihrer
Religion. Mit lauter Stimme posaunen
sich ihre Anhänger als Freunde der Ge
wissensfreiheit aus. Allein, wer wagt eS
abzuleugnen, daß wenn es einen Staat in
der Union giebt, welcher vor allen andern
mit der gesegneten Vision verdreifach hei
ligen Demokratie in ihrerßeinheit beglückt
ist. dieser der Staat von Neu Hampshire
sei. N. Hampschire rühmte sich der Rein
ste unter den Reinen und vorzugsweise das
Musterbild moderner Demokratie zu sein.
Er, Hr. D., halte die Constitution dieses
demokratischen Hohenpriester Staates in
seiner Hand und ersuche seine demokrati
schen Freunde, sowie alle guten irischen
Demokraten, insbesondere solche welche
sich zum katholischen Glauben bekennen,
etwas genauer die Probestücke demokrati
scher Liberalität dieses Staates zu unter
suchen, damit sie desto deutlicher verstehen
lernen, was eigentlich moderne Demokratie
sei- (Hr. D. las hier die Stellen der Con
stitution vor, „welche die Unterstützung
protestantischer Geistlicher verordnen und
erfordern, daß jedes Glied des Repräsen
tanten Hauses jenes Staats Eigenthum
im Werth von 100 Pfd. Sterling besitzen,
dem protestantischen Glauben angehören
und aufhören soll seinen Distrikt zu re»
präsentiren sobald er diesen Glauben mit
einem undern vertauscht.
Zugleich führte er eine ähnliche Stelle
an. welche den Senatoren von N. Hamp
shire verbietet, ihr Amt länger zu bekleiden,
wenn sie aufhören P r o t e st a n t e n zu
sein!) Nehmen wir nun an. ein ehrlicher,
freiheitsliebender Jrländer käme in dieses
freie Land und erkundigte sich, welche von
den politischen Partheien diejenige sei. die
ihm und seinen Landöleuten am geneigte
sten wäre. Unbezweifelt würde ihm die
demokratische Parthei als solche bezeichnet
werden, und wenn er vielleicht in seinem