Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, January 06, 1846, Image 1

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Jsthrg. 7? gmsze Num. OHZ.
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Des Herumtrügers vom Liberalen Beobachter,
Mn feine geebrtes« Hunden, am ersten Januar
SK4 G .
So oft als bier im Lauf' der Zeit,
DeS Jahres Wechsel sich erneut,
Da eilet man zur frühe» Stunde
Bei gute» Fre»»pcn in der Runde.
Wünscht Jedem etwas das ihn freut,
Iu der jetzt iicubegoi>»'»en Zeit;
Dies ist der Brauch vo» Alters her,
Und Schade weuus jetzt anders wär'.
Oft hab' ich hin nnd her gedacht:
Wcr diese Mode aufgebracht
Doch alles Grübeln führt zum Schluß,
Daß man eö jetzt so treiben ,uuß.
Kömmt'S Wünschen niebt von Adam her,
So ist's doch nickt viel junacr mehr;
Den» Eva wünscht' in Eitelkeit
Sich schon des Schöpfers Herrlichkeit.
Die Großen wünschte» sich gar viel,
Die ganze Welt war oft ihr Ziel;
Doch wird, wie die Erfabruug lehrt.
Micbt immer jeder Wnnsch gewährt,
Wer mäßig wünscht, wird auch erlaugcu,
Ihm darf '»cht vor der Zukuiift baugeu.
Nur Mäßigkeit bringt Vollgenuß;
Znm Laster führt der lleberstuß.
War auch »nn im vergangnen Jahr
Nicht Alles wie'S zn wünschen war,—
So dürfen wir darob nicht klagen
lind nicht vor Kummer gleich verzagen.
Wenn gleich in manchem Theil vom Land
Das Unglück seinen Eingang fand,
Wo Feucrsbrunst das Eigenlhum zerstörte
Und manche Städte halb verheerte.
Ich brachte Ench zn seiner Zeit
Stets all' und jede Neuigkeit;
Was Neues iu der Welt gesehchu
Konnt' man in meine» Spalte» sehn.
Wie hart das alte Vaterland
Geerückct vo» des Schicksals Hand,
Wo MißwachS, Krieg und Ungemach,
Gar Maiichein brachte Weh »iid Ach
Der Krieg im freien Schweizerland
Der ist Ench Allen wohlbekannt,
Die Ucbcrschwemmnng längs dem Rhein
Wird auch »och nicht vergessen sein.
Der Mißwachs brachte Huiigersuoth,
Au viele» Plätze« fehltS a» Brod :
Doch dies gereicht nicht zum Verdruß.
Sie kaufe» unser» Uebcrfluß.
Arnolde de Noeeas.
Eine Erzählung aus dem dritten Viertel
deS sechzehnten Jahrhunderts.
q.z
Agostino, von dem unerwarteten Auf
tritte überrascht, prallte erschrocken einige
Schritte zurück.
„Im Namen Eures Herrn, des Kapu
dan-Pascha Piali," fuhr Bragadin zu den
Türken gewendet fort, „fordere ich Euch
auf, mein angetrautes Weib, die Tochter
des edlen Ricardo, gegen die rohe Will
kühr und die schändliche Rache dieses Ab
gefallenen, den ihr selbst verachten müsset,
in Schutz zu nehmen. Führt die Un
glückliche alsbald zu dem mächtigen Be
fehlshaber der Flotte, und saget ihm, sein
sterbender Freund erinnere ihn an die Lö
sung seines Wortes. Er wird Euch für
diesen mir erwiesenen Dienst belohnen."
Armer Thor! entg«Hnete lachend Ago
stino, welcher indessen seine Fassung wie-
Uud Berks, Momgomcry und Schuylkill Caumies allgemeiner Anzeiger.
der gewonnen hatte; der, auf dessen Hül
fe Du bauest, kann dem geringsten seiner
Diener nicht mehr nützlich sein. Er ist
gestürzt von seiner Höhe und ein Anderer
hat seine Stelle eingenommen.
„Ist es wahrstammelte Guido, dem
der Schreck über diese unerwartete Nach
richt fast die Zunge lähmte.
Die Türken antworteten ihm durch ein
bejahendes Zeichen. Ja, es ist wahr!
wiederholte Agostino und ein teuflisches
Grinsen gab den Zügen seines Angesichts
einenEntsetzen erregenden Ausdruck. Ver
zweifle und stirb, denn Dein letzter Hoff
nungsanker ist zerbrochen. Die Rache
Deines Feindes siegt. Ich werde nun
das Entzücken genießen, das Du schon er
rungen zu haben wähntest, und Dein letz
ter Blick soll noch meinen Triumph schau
en, damit in Deiner letzten Minute die
Verzweiflung Dir zur Seite stehe und
Dich an ihrer fürchterlichen Hand hinü-
"TVillig zu loben und okne Furcht zu tadeln."
Dienstag den G. Jmnmr, BKHss»
Ein Glück, daß mau im Abendlaud
Von alle diesem nichts empfand;
Bei n»s war Alles Ueber stuß,
Und Frohsinn störte den Verdruß.
An allen Enden heben sich
Des Fleißes Zweige mächtiglich,
Die Arbeit war im Ueberstuß,
Und Geld wo man es haben muß.
Des Tarif's Wirkung durch das Land,
Sie war's, die jeder Stand empfand,
Sie hat tief ans des Abgrunde Nacht
Viel Schatze an das Lieht gebracht.
Tief in der Erde gräbt man Kohlen, Eisen,
Wie es die Welt nnr kann aufweisen;
Man bänimcrt, schmilzt, ist wohlgemuth't,
Und jedes Ding ist wirklich gut.
Mein Wunsch ist, daß dies Mohlergehn
Noch lange möge fortbesteh»;
So dürfe» wir ohn' Fnrcht nnd Grau n,
Voll Hoffnung in die Zukunft schau'».
Ich bringe nnn mit herz'ger Freude,
Euch, werthe Leser! fröhlich heute
Zu de« begoutt'ncn neuen Jahr,
Voll Achtung meine Wünsche dar:
Es strahle Euch der Morgenstern der Freiheit
Beständig sein gewünschtes Silbeilicht,
In Frühlingspracht ». ewig-schöner Neuheit,
Heil jede», Volke das die Gklaveiikette bricht!
Es weiche bald der Wah» nnd 'Aberglaube,
Vor Schaaiu erröthe jede Hcuchlcrpiiifc!
Es hebe sich der Geist empor vom Staube,
Es siege die verbleudete Vernunft!
Der Friede wolle stets, zu jeder Stunde,
Wo wir voll Hoffnung uns dein Glück vertraun,
Fortwährend rnhn auf unserm Staatenbunde,
Eo werden wir des UnglücksMacht nicht schaun.
Es nähre in dem großen Staatenbande,
Ei» jedes Glied sei» Recht- » Pflichtgefühl,
lii jcdem Alter uud iu jedem Stande,
Erstrebe ma« das allgemci»e Ziel.
Verbannt sei jede Faktion
Aus unsern Regionen,
Nnr Einigkeit bringt reiche» Lohn,
I» diese» freie» Zone».
Ei» Volk das frei sich selbst regiert,
Auf diesem Erdenrund?:
Es werde niemals irrgeführt
Durch Demagogcubuude.
Gib Himmel, Weisheit und Verstand,
In diesem »e»c» Jahre,
Den Wessen Herr in unserm Land,
Daß sie nicht irre fahren.
Nur stets mit Wort und Thal bereit
Des Landes Wohl zu mebreii,
tt»d so, wie's Recht und Psticht gebeut,
Nicht ans die Schmeichler hören
Jedem Stand Glück und Gewinn,
In dem iiciieil Jahre,
Heitres Leben, flohen Sinn,
Leer die Todtc»-Bahre,
Wer da wirkt fürs Wohl der Welt,
Wünscht das Glück der Brüder,
Diesem bringe G»t und Geld
Reicher Segen wieder.
Jedem sei ein Wnnsch bcscheert,
In dem ganze» Weltgebäude:
Wenn das Schicksal ihn gewährt,
Ist es sicher meine Freude.
Jedem Stand, wer er auch sei,
Der nur Recht begehret,
Sei, ich sag' es frank und frei,
Jeder Wuusch gewähret.
Aerzte«, Richter», Advokaten,
Der die Assembly,
Alle» die zu 'n Rechten rathen
Wünsch' ich Weisheit, KraUgniik.
Dein Handwerks- und dem Bauerustaud
Soll tausendfachen Segen,
Der Himmel dnrcd das ganze Land,
Auf ihre Arbeit legen.
Nu» wünscht' ich gerue noch viel mehr,
Die Kunden z» erfreuen,
Doch kömmt mir's Ende in die Ouer,
Wird jeder Wunsch gedeihen ?
Ich wünschte nur, was weiter fehlt
Das wird die Zukunft lehren,
Die höh're Macht Hat'S schon bestellt
Und kann es auch gewähren.
Was weiter jetzt mein Wunsch noch sei,
Ihr könnt es leicht errathen,
Weil Jedermann, wer er aneb sei,
Wünscht Loh» für seine Thaten.
Drum wird für mich, Ihr seht es ei»,
Für Reimen, Wnnsch nnd Mühe,
Ein Stückchen Baar willkommen sein,
Zum Neujahr in der Frühe.
verführe in das Reich des Todes.
„Geh mir erst voran, Ungeheuer!"
rief Bragadin, und schleuderte mit seiner
letzten Kraft den Dolch, der in seinem
Gürtel gesteckt hatte, nach dem höhnenden
Feinde. Aber das sonst so sichere Auge
und der eben so sichere Arm, auf die sich
der starke Jüngling stets mit der untrüg
lichsten Zuversicht hatte verlassen können,
versagten jetzt treulos dem Sterbenden den
Dienst. Zwar flog die geworfene Waffe
nach dein ihr bestimmten Ziele, doch kraft
los sank sie zu den Füßen des Verwor
fenen hin, dessen schwarzes Herz sie hatte
erreichen sollen.
Agostino wich zuerst voll Bestürzung
einen Schritt zurück, dann aber brach er
in ein höllisches Hohngelächter aus. Siehst
Du, rief er frohlockend, wie treu Dir der
Himmel ist? Verzweifle an seiner Ge
rechtigkeit und fahre dahin; mein Ge
schoß soll besser treffen!
Und ehe er diese Worte kaum ausge
sprochen, hatte er dem ihm zunächst stehen -
den Türken das Feuergewehr entrissen
und drückte es gegen Guido's Brust ab.
Die Kugel fehlte nicht. Laut aufschrei
end sank Arnolde bewußtlos neben dem
Geliebten nieder, dessen aus der neuen
Todeswunde fließendes Blut ihr bleiches
Antlitz überströmte.
In ihrem Zimmer kam, von einer Die
nerin unterstützt, die unglückliche Tochter
Ricardo's wieder zu sich, aber wie sie ihre
Gedanken sammelte, und die Erinnerung
an das Ungeheure, welches die nächstver
gangenen Minuten gebracht hatten, in ih
rer Seele erwachte, da durchwühlte ein un
säglicher Schmerz ihren Busen, und sie
klagte den Himmel an daß er so hart ge
wesen war, sie, die von allen Theuren
Verlassene, noch einmal ins Leben zurück
zurufen. Eine lange Weile blieb sie in
die düstersten Betrachtungen versenkt und
Laufende Nnmmor ZV.
ein furchtbarer Plan reifte in ihrem In
nern. Vergebens verschwendete die Die
nerin alle Beredsamkeit, nm die geliebte
Gebieterin zu trösten ; sie wurde nicht ge
hört und alle ihre Fragen blieben unbe
antwortet.
Da trat Agostino herein, begleitet von
ein paar Türken. „Hast Du Dich erholt,
schöne Base ?" fragte er, Arnolden freund
lich sich nahend. Diese wandte sich ab
und würdigte ihm keiner Erwiederung.
„Dein Trotz soll bald sich legen," sagte er
mit stechendem Blicke. „Nicht den Wunsch
des bittenden Geliebten, sondern den Be
fehl des Gebieters sollst Du fortan ver
nehmen, und die Sclavin, die durch Ero
berungSrecht mein Eigenthum geworden
ist, wird dem Willen des Herrn Gehor
sam leisten. Jetzt folge mir zum Groß-
Nezier, der einstweilen von Deines Va
ters Hause Besitz genommen hat. Er
will Dich sehen."
O mein Gott! seufzte Arnolde still für
sich, warum gabst Du mich so ganz in die
Hand meiner Feinde, während alle die
Meinen durch einen schnellen Tod der
Schmach entgingen. Und nicht einmal
eine Waffe ist mir geblieben, auf daß ich
I mich durch freiwilligen Tod einer mir
drohenden Beschimpfung entziehen kann.
—Doch warum zage ich, muß es denn
grade ein Dolch sein? Kann nicht dieser
Schleier, zu einem Seile gedreht, mich
durch einen raschen, kräftigen Zug eben so
gut der Gefahr entziehen, wenn sie aufö
Höchste steigt. Schütze mich, Himmel,
oder vergieb, wenn ich Dir vorgreife in
meiner unaussprechlichen Angst z als Ent
ehrte kann ich das Leben nimmer ertragen.
Der wiederholten Aufforderung Ago
stino s Gehör gebend, folgte sie diesem,
nachdem sie vorher mit einem schwarzen
Trauerflor ihr Haupt umhüllt hatte, in
den großen Speisesaal des väterlichen
Hauses, wo die vornehmsten türkischen
Offiziere einen Halbkreis um den Groß-
Vezier Mustapha bildeten, der auf wei
chern seidenen Polster an der Erde saß, und
während er mit behaglicher Ruhe seinen
Sorbet genoß, zugleich Befehle an die
Nächststehenden ertheilte.
Eure Weile blieb Agostino mit Arnol
den am Eingange stehen, bis er glaubte,
daß Mustapha Zeit haben würde, ihn sei
ner Aufmerksamkeit zu würdigen. Dann
trat er mit der Werschleierten vor, ver
beugte sich tief und sagte: Großmächtiger
Feldherr und Freund des Beherrschers c>er
Gläubigen, es hat Deiner Weisheit gefal«
len, das Weib sehen zu wollen, das ich
mir nebst einem Antheil an den Schätzen
dieses Hauses als Lohn für meinen der
hohen Pforte geleisteten Dienst von der
reichen Beute ausbedungen habe, die den
Siegern in diesen Mauern zu Theil wor
den ist.
„Was Dir zukommt, das soll Dir wer
den !" erwiederte, der Groß-Vezier mit ei
nem stolzen, halb verächtlichen Blicke.
Bald aber nahmen seine Züge den Charak
ter herablassender Huld an, als er sich zu
Arnolden wandte, und ihr in einem
gebietenden, aber nicht rauhen Tone be
fahl, sich zu entschleiern.
Die Wittwe Bragadins zögerte. Da
flüsterte ihr Agostino inS Ohr: „Gehor
che, Sclavin, und reize nicht den Zorn deS
wilden Siegers!" Als aber Arnolde dem
erhaltenen Befehle ungeachtet dieser Mah
nung nicht sogleich Folge leistete, da riß
ihr der Verhaßte mit frecher Hand den
Trauerflor vom Haupte.
„Beim Barte des Propheten, ein schö
nes Weib!" rief Mustapha, als er das
edle Angesicht der Unglücklichen erblickte.
Piali, der in Ungnade gefallene Kapu
dan-Pascha, hat nicht gelogen, als er mir
Deinen Liebreiz pries. Höre Giaur
fuhr er gegen Agostino sich wendend fott,
„ich will Dich auf eine andere Weise ent
schädigen, aber dieses Weid erhältst Du
»jchr!"
Wie? stammelte der Ucberraschte er«
bleichend, und die Bcstürzung, worin die
ser unerwartete Ausspruch ihn versetzte,