Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, October 28, 1845, Image 1

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    Wca ?ln g, Nenn. Gcdruckr und kcr.inSgczci'cn von Arnold P»wcll c, in dcr Süd «MI Slrake, E-ke dcr Chcrr» AUcy, Vc h n>' s WinlÄ.ins-Hofc gcgcmchtr.
Jahrg. 7, ganze Nun». WZ.
Bedingungen.- Der Aliier-llc IZrolMtlUcr ericheint jeden Dienstag auf einem grossen Luperial-Hogen mit Ichonen Vettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ei n Tl>a l e r des Jahrs, welcher in halbjährlicher
Vorauszahlung erbeten wird. Wer im Lauft de? Jahre? nicht bezahlt, werden -Kl sl> angerechnet. Für kürzere Zeit ..ls <i Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann anae
nommen, wen sie einen Monat vor Ablauf des Eubseriptions-Termins geichehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt Un.
terfchreibern in hiesiger Ltadt wird die Zeitung ponoN" geichickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden
Arnolde de NoccnS.
Eine Erzählung aus dem dritten Viertel
deS sechzehnten Jahrhunderts.
Mit finstern Blicken sah der Gouver
nör von Nicosia, der Hauptstadt (Zy
perns, vor sich nieder, und die ihn umste
henden KriegShauptleute harrten ungedul
dig auf das von ihm zu gebende Zeichen
der Entlassung, denn sie wußte!,, daß es
in dem heutigen Krieges Rathe doch zu
keinem Beschlusse kommen würde, da ihr
alter Befehlshaber Ricardo de RoccaS
von der vorhin eingelaufenen UnglückS
nachrich: viel zu niedergebeugt und erschüt
tert worden war, als daß er die zu wich
tigen Berathungen e> forderliche Ruhe
und kalte Uebeilegung so schnell hatte
wieder gewinnen können, die er sonst bei
fehlgeschlagenen Unternehmungen zu zei
gen pflegte. Es hatte heute aber auch
eine schlimme Botschaft die andere gejagt,
und die letzte, welche grade ankam, als die
Kriegsmänner sich versammelt hatten, um
über die neusten Ereignisse, die für daS
Vaterland sehr bedrohlich schienen, ihre
Meinungen gegenseitig auszutauschen,
war wohl geeignet gewesen, einem altern
den, erst vor Kurzem von langer und
schmerzhafter Krankheit genesenen Manne
den sonst bewährten Gleichmut!) für ei
nige Stunden zu rauben, und den sonst
Starken in eine Stimmung zu versetzen,
in welcher es dem Menschen unmöglich ist,
mit klarer Besonnenheit die Lage der
Dinge zu überschauen, und sodann die
angemessensten Maaßregeln zu treffen.
Lange saß der in Waffen ergraute Held
schweigend und mit zu Boden hingeneig
tem Haupte in seinem goldgestickten Lehn
sessel und schien, in düstre Gedanken ver
loren, die Anwesenheit seiner Kampfge
nossen ganz vergessen zu haben. Endlich
fiel sein Auge wieder auf die Versammel
ten. Er erschrak, stand hastig auf, und
sagte: Verzeiht, meine Freunde, wenn
ich, dem eignen Schmerze mich zu sehr
hingebend, die Pflicht des Staatsmanns
und Kriegers nur auf einige Augenblicke
außer Acht lassen konnte. Doch ich war
ja eher Mensch, als Staatsdiener; kein
Wunder also, wenn die Natur zuerst ihre
Rechte geltend machte. Ihr Alle seid ja
fühlende Männer, und Jeder von Euch
wird ermessen können was ein Vaterherz
leiden muß, wenn es seine schönsten Hoff
nungen mit Einem Schlage zertrümmert
weiß.
Die Kriegsobersten reichten dem Gou
vernör die Hand, und versicherten ein
stimmig, daß sie Alle seinen Schmerz ehr
ten und seinen Verlust mitempfänden.
„Die Gefahr," bemerkte hierauf der Ael
reste von ihnen, „von welcher diese Insel,
eines der schönsten Besitzthümer der Re
publik Venedig, bedroht wird, ist zwar
nicht mehr allzufern, aber doch auch so
nahe noch nicht, daß wir den Kriegö-Rath
nicht noch um einen oder einige Tage ver
schieben könnten, bis unser würdiger Be
fehlshaber sich von dem Schlage des
Schicksals, dcr heut so schwer ihn traf,
einigermaßen erholt haben wird. Ver
gönnt daher, daß wir uns entfernen, edler
Roccas, damit Ihr im Kreise Eurer Fa
milie Trost suchen und finden möget."
Ricardo dankte mit einem wehmüthi
gen Lächeln für diese freundliche Scho
nung, und gab den Waffengefährlen das
Zeichen der Entlassung.
Seufzend trat er, als diese das hohe
alterthümliche Gemach verlassen hatten,
an das große Bogenfenster, über dessen
Sims noch das Wappen der Lusignans
prangte, und schaute über die Dächer der
tiefer liegenden Stadt hinaus auf die blü
henden Gefilde der fruchtbaren Insel.
Die Sonne warf ihren Scheideblick auf
das gesegnete Eden, wo goldfarbene Süd
früchte und rubinrothe Trauben durch das
Grün der Blätter funkelten. Wie oft
hat sagte Ricardo nach einer langen
Pause — wenn Kummer und düstrer Un
muth mir das Herz beengten, dieser große
Anblick mich neu ermuthigt und erheitert.
Aber heute übt er seinen mächtigen Ein-
Und Berks, Momgomcry und Schuylkill Camitics allgemeiner Anzeigc^^
Z fluß nicht ans mich, umsonst such' ich hier,
ivo ich sie oft fand, Trost und Star
! kung.—Ach Guido ! Sohn meines Freun
des, braver heldenmüthiger Jüngling in
Dir verliere ich alle meine Hoffnungen!
Ich bezwang meinen Schmerz, als ich vor
drei Jahren an der Bahre meines einzi
gen SohneS stand, und in ihm den Na
men des Geschlechtes der RoccaS erlöschen
sah Ich murre nicht wider Gott, ja, ich
pries sogar s.ine Weisheit, daß sie einen
Verirrte», der taub gewesen war gegen
die Ermahnungen seiner guten Engel,
noch zeitig genug durch einen frühen Tod
dcr Bahn des Lasters entriß, auf der ihn
ewigeS Verderben hätte ereilen müssen;
denn damals fand ich in dem Sohne mei
nes ältesten Freundes einen schönen Ersatz
für den Verliest deS eigenen. Nun auch
diese Hoffnung dahin ist, will das alte
Herz zusammen brechen. Was für schö
ne Tage deS Alters habe ich mir noch vor
.Kurzem geträumt! Wie freute ich mich
oft im Stillen auf die Stunde, in der ich
die Hand meiner Tochter in die tapfere
Rechte des braven Guido legen, und zu
meinem alten Jugendgefährten Bragadin
sogen wollte: Sieh, Du alter Waffenge
fahrte, so leben wir fort in unsern Kin
dern! Ach, so nahe schien die Erfül
lung des schönen Traumes Und nun,
wie schnell ist er zerronnen, welch eine
schreckliche Wirklichkeit hat ihn verdrängt!
Arnolde, mein armes Mädchen, wie
soll ich Dir die Unglücksnachricht schonend
genug hinterbringen, wie Dich trösten,
der ich selbst noch nach Trost ringe!
Was werde ich dem verzweifelnden Vater
sagen, der vielleicht mit harten Worten
deS Vorwurfs seinen Sohn von mir for
dern wird, den ich in den Tod sandte.
Doch nein, daS wird dcr alte redliche Bra
gadin nicht —aber sein stummer Schmerz
wird tiefer mich erschüttern, als ungerech
te Beschuldigung es vermöchte. Ach
mcin armer Guido! Lebst Du noch, oder
haben Dich die grausamen Türkenhunde
schon dahin gewürgt? Hätte ich ver
nommen, daß Du im heißen Kampfe mit
dem Degen in der Faust unter den Sichel
klingen der Ungläubigen gefallen wärest
ich würde zwar klagen um Dich, Dich
beweinen, aber doch bald Dein LooS be
neiden - aber zu wissen daß Du lebendig
in die Gewalt der Barbaren geriethest,
die Dich beschimpfen, und mit tausend
Martern hinrichten werden, das beugt
meinen Muth. —Ich sehe Dich im Geiste,
unglücklicher Jüngling, wie die teufli
schen Kannibalen mir hollischem Gelächter
um den Pfahl herumtanzen, auf den sie
Dich gespießt haben, wie Du mit dem
Schmerze kämpfst, daß er nicht Herr über
Dich werde und Dir einen Klageton er
presse, der Deine Peiniger zum Hohn
reize, wie Du gequält wirst von dem bren
nendsten Duiste, und wie keine mitleidige
Hand Dir einen Labetrunk reicht, weil
sonst der wohlthätige Tod Deine Leiden
früher enden würde. —Zu viel! zu viel!
Weicht von wir, ihr schrecklichen Ge
bilde, ihr beraubt mich des letzten Restes
von Manneskraft, deren ich so nothwen
dig bedarf in dieser unheilschwangern
Zeit! —
Er wankte mit gesenktem Haupte nach
seinem Sessel zurück. Da stürzte Arnol
de athemlos in das Gemach und zu des
Greisen Füßen. „Ist es wahr, mein
Vater," rief sie, „daß mein Guido O
Herr des Himmels!" —Mehr vermochte
sie nicht zu sprechen, denn ein heftiges
Schluchzen ließ sie nicht vollenden.
Verdammt sei die voreilige Zunge, die
dem Vater zuvorkam, der mit sanfter
Schonung sein armes Kind auf diesen
furchtbaren Schlag vorzubereiten gedach
te. So rief der alte Roccas, indem er
feine Tochter an seine Brust heraufzog.—
Sei stark, meine gute Tochter! fuhr er
nach einer kurzen Pause sanfter fort; wem
der Himmel Außerordentliches zu tragen
auferlegt, den rüstet er auch mit beson
derer Kraft aus. Hemme Deine Thrä
nen nicht; ströme Dein Leid in milden
"IVillig zu loben und c>bne Furcht zu tadeln."
Tienstag deuLK. Detober, >B'il 5.
Tonen der Klage, Dein Schmerz ist ge
recht, aber laß ihn nicht ausarten in un
würdige Unmäßigkeit. Flüchte zu mir
in den Stunden der Trauer; hier an dem
treuen Vaterherzen findest Du einen
Platz, wo Du immer verstanden werden
wirst.
„Ja. mein guter Vater," rief Arnolde,
„nur an Deiner Brust oder in der tiefen
Einsamkeit will ich dem liefen Weh mei
nes BusenS Worte leihen ; vor der Mut
ter will ich nicht klagen, um ihr keinen
Anlaß zu höhnender Rede zu geben, die
jetzt um so schmerzlicher mich verwunden
würde."
Mildre Dein hartes Urtheil, gutes
Kind, erwiederte Rvccas. Es ist wahr,
die Mutter war dem wackern Bragadin
nie gewogen, sie mag ihn wohl gar gehaßt
haben; aber sie müßte ja ein Ungeheuer
sein, wenn sie über Guido's Schicksal
Freude empfinden und unö in unserm ge
rechten Schmerze verhöhnen könnte.
Ehe noch Arnolde etwas zu erwiedern
vermochte, trat die Gemahlin des Guber
nators in das Gemach. Mit gemessenem
Anstände, und ohne durch einen ausdrucks
vollen Blick die mindeste Theilnahme zu
verrathen, schritt sie auf ihren Gatten zu
und sagte: ~Es geht ein dunkles Ge
rücht in unserm Hause, daß ein unglück
liches Ereigniß sich zugetragen haben soll,
5 welches nnsre Familie besonders nahe an
geht. Noch weiß ich nichts; ich bin frei
lich auch stets die letzte Person, welcher
Ricardo seine Angelegenheiten cmver
! traut!"
i Meine eigenen habe ich Dir nie ver
l schwiegen, entgegnete Noccas mit dem
> Tone gereizter Empfindlichkeit; über die
des Staates muß ich als ein treuer Diener
der Republik bisweilen ein tiefes Still
schweigen beobachten, und Du selbst wirst
mich bei ruhiger Ueberlegung deshalb nicht
tadeln können. Doch zurück zu dem ei
gentlichen Gegenstände dieses Zusammen
kommens. Ja, Violanta, eine unglück
liche Begebenheit hat meine und Arnolde's
schönste Hoffnungen zertrümmert und
uns mir bitterem Schmerze erfüllt. Dein
Glück ist nicht zerstört, ja, wenn Du
! rachsüchtig wärest, könntest Du Freude
, haben über unsern Jammer. Doch nein,
!daS bist Du nicht, und so wirst Du eine
Theilnehmerin unserer Trauer sein So
wisse denn, der junge Bragadin, den ich
nach Venedig sandte, damit er den Dogen
um schleunige Hülfe für unser bedrohtes
Eiland angehe, ist bei seiner Rückkehr,
nicht allzusern von hier, lebendig in die
Hände der Türken gerathen.
„Ach mein Guido!" jammerte Ar
nolde— „so früh schon muß ich Dich
verlieren! —Ach Du Beweinenswürdiger,
was wird Dein Loos sein!"
Er steht in Gottes Hand, und ein
Wunder der Allmacht kann ihn retten!
erwiederte Roccas. Laß uns aber auf
das Wahrscheinlichere uns vorbereiten und
gefaßt machen und dieses Wahrschein
lichere ist der Tod des edlen Jünglings.
Denn die Ungläubigen werden den nicht
schonend behandeln, der, ehe er mit den
Waffen in der Hand gefangen wurde, so
Manchen der Ihrigen tödtete.
„Also mit den Waffen in der Hand,
als Krieger, wurde Guido gefangen?"
fragte Violanta verwundert. „Woher
weißt Du das Alles so genau?"
Weil es zweien Venetianern, die auf
dem Schiffe, welches Bragadin befehligte,
mit ihm in die Gewalt der Türken ge
riethen, gelungen ist, aus der Gefangen
schaft zu entrinnen und sich glücklich hier
her zu retten. Vor zwei Stunden sind
sie in Nicosia angekommen, und ich war
der Erste, dem sie die Trauerbotschaft
brachten, als ich eben die Waffcngefährlen
um mich versammelt hatte.
~Und was für Nachrichten erfuhrst Du
noch sonst von diesen Männern?" fragte
Violanta weiter. „Konnten sie Dir nicht
sagen, was Bragadin bei dem Dogen aus
gerichtet hat, und ob die Vertheidiger
(Zyperns auf eine kräftige Unterstützung
oder einen Entsatz zu rechnen haben, im
Falle die Muselmänner ihren Plan auf
diese Insel weiter verfolgten?"
Ja, wir dürfen mit Zuversicht baldi
ger Hülfe entgegen sehn, erwiederte Roc
cas. Unsre Republik wird 3l) Kriegs
schiffe unter dem Befehl des Admirals
Zeno in diese Gewässer senden, Eine
schon fertig ausgerüstete Goelette wurde
dem tapfern Guido, dessen im vorigen
Jahre so wohl gelungne erste Kriegsthat
die Bewunderung des Staats erregt hatte,
zur Führung anvertraut. Er sollte vor
ansegeln und uns die Versicherung baldi
ger Hülfe bringen. Er sollte uns sagen
daß Venedig alle Mächte des westlichen
Europa zum Beistände aufgefordert habe,
und daß der Pabst Pius der Fünfte und
der König Philipp dcr Zweite von Spa
nien sogleich bereit gewesen seien, dieser
Aufforderung Genüge zu leisten. Ach,
eS war ihm nicht vergönnt, der Verkün
der dieser trostreichen Verheißung zu sein!
Zwischen Eandia und Rhodus wurde er,
den widrige Winde aufhielten, von einem
stcuken türkischen Geschwader ereilt. Er
vertheidigte sich auf das Muthigste. Zwei
Schiffe dcr OSmanen wurden erst von der
Goeletta zu Grunde gerichtet, ehe es dem
Feinde gelang, diese zu entern. Aber
auch dann noch wehrten die Venetianer
sich tapfer, und erst nachdem Bragadin,
aus mehreren Wunden bluteud, auf dem
Verdeck niedersank, wurden die Türken
Meister.
„Ich habe diesen Bragadin nicht ge
liebt." sagte Violanta. denn er stand der
Erreichung meiner Wünsche und Absichten
feindlich entgegen. Doch meine Achtung
kann ich ihm jetzt nickt versagen. Möchte
die Grausamkeit seiner Besieger kein allzu
martervolles Ende ihm bereitet haben.
Seinen Tod dürfen wir indeß nicht be'
zweifeln, denn den unmenschlichen Türken
ist die Großmuth fremd, uud ich habe noch
kein Beispiel gehört, daß sie Tapferkeit
am Feinde geehrt hätten."
O doch! erwiederte Roccas. aber solche
Beispiele sind selten. Wir (shusten üben
sie indessen auch nickt häufig.
Arnolde, die seit dem Schlüsse des Be
richts über das Unglück ihres Geliebten
dem übrigen Gespräche keine Theilnahme
gewidmet hatte, warf sich setzt, von einem
kühnen und heroischem Gedanken begei
stert, an Ricardo's Brust und rief: Ge
währe mir eine Bitte, mein Vater, wenn
Du willst, daß der Gram nm meinen Gui
do mich nicht aufreiben soll. Sobald die
drohende Gefahr näher schreitet, sobald
die Türken diese Insel zu erobern streben,
und Du zur Vertheidigung dieser theuren
Erde ihnen entgegenziehst, o so vergönne
mir daß ich, in Männertracht verhüllt, an
Deiner Seite in den Streit gegen die
Mörder Bragadins ziehen da»f. Nicht
Thränen und Wehklagen allein will ich
dem Geliebten zum Todtenopfer bringen.
Die Braut eines Helden muß des Mannes
sich würdig zeigen, der sie seiner werth
achtete. Der LieW? Rache wird meinen
Arm stählen, und mit freudigem Muthe
werde ick mich in die Glut des heißen
Kampfes stürzen, und in den Reihen der
Feinde um mich her mähen, wie ein steißi
ger Schnitter am Tage der Erndte. Mag
ich auch immerhin unter den Sichelklingen
der Ungläubigen, oder von einer Kugel ge
troffen fallen, dcr Tod wird mir so eine
willkommene Gabe des Schicksals sein ;
denn er vereint mich mit dem geliebten
Freunde, den ich gerächt habe!"
Großherziges Mädchen ! rief Ricardo.
die«Tochter gerührt in seine Arme schlie
Bend. während ein Paar Thränen auf sei
nen Wimpern glänzten—die Heldengröße
des Hauses Roccas ist selbst in Dir der
Letzten des ruhmwürdigen Geschlecht?,
noch nicht erloschen, ja sie zeigt sich noch
einmal um so strahlender, da sie aus eines
Weibes Busen emportaucht- Ja, Ar<
nolde ich will Deinen Wunsch Dir gewäh
ren; aber nur dann erst, wann große Noth
Laufende Nummer
dieseö Eiland dedroht, und die Abwen«
dung dcr Knechtschaft und Schmach un
möglich scheint. Denn lieber will ich Dich
an meiner Seite von einem seindlichen
Eisen durchbohrt fallen, als Dich in Fes
seln fortschleppen und als Sklavin behau
dein sehen. O Himmel verhänge über
mick, was Du willst, nur lasse es mich
nicht erleben, mein Kind in dem Harem
eines Ungläubigen zu wissen. Die Dual
der Hölle würde mich weniger peinigen,
als solch eine schreckliche Gewißheit! —
„Sei ruhig, mein Vater!" erwiederte
Arnolde; „Deine Tochter kann ehcr ster«
ben als Beschimpfung erdulden. Braga
cins Braut wird nimmer das Lager eineS
Türken theilen!"
Ricardo de Roccas war schon als
Jüngling ans seinem Vaterlande, Italien,
nach Evpern gekommen, und hatte in ei
nem Alter von einigen dreißig Jahren sich
durch Tapferkeit und Einsicht zum Ran
ge eines Kriegs Obersten aufgeschwungen.
Späterhin ernannte ihn die Republik
Venedig, die im sechszehnten Jahrhundert
die Beherrscherin mehrerer Inseln im öst
lichen Theile des Mittelländischen MeereS
war, zum Gouvernör von Nicosia. Sei
ne erste Gattin hatte ihm zwei Kinder,
einen Sohn, Namens Enzio, und eine
Tochter, die liebliche Arnolde, geboren.
Frühe schon starb ihm das Weib seiner
Liebe. Die zweite Gattin wählte er we>
niger aus Neigung, sondern weil die Ver«
bindung mit ihr ihm Vortheile zu verhei
ßen schien, und den Glanz seines HauseS
beförderte. Denn Violanta stammte aus
einer der mächtigsten und reichsten Fami«
lien (Zyperns. Obgleich Ricardo in seiner
zweiten Ehe das Glück nicht fand, welches
ihm in der ersten zu Theil geworden war.
so wäre er doch mit seinem häuslichen
Loose zufrieden gewesen,—weil er an Vio»
lanten die Ansprüche nicht machte, die ihm
seine verstorbene Gattin ungefordert er
füllt hatte—wenn ihm die kalte
keit, womit er seine Kinder von der stolzen
Stiefmutter behandelt sah. nicht ost bit
kern Unmuth verursacht hätte- Enzio, in
welchem sich früh ein Hang zum Leicht
sinn entwickelte, empfand, weil er nickt so
lange im Bereich der weiblichen Erziehung
blieb, diese Behandlung weniger, als seine
feinfühlende Schwester Arnolde, die nicht
selten von Violanta's Stolze kränkende
Demüthigungen erfuhr. Doch sie ertrug
das Drückende ihres Verhältnisses mit
kindlicher Geduld, und nie brach sie in
Klagen aus, weil sie den Kummer ihres
theuren Vaters nicht noch vermehren woll
te. Sie wurde ja auch durch die Hoff
nung emporgehoben, daß eine beglückende
Zukunft sie für den Druck der Gegenwart
entschädigen werde. Denn die Liebe ließ
sie in den Zaubergarten des Lebens schau
en. und wandelte die Jungfrau jetzt auch
noch auf einem rauhen Bergpfade, wo der
eilende Fuß oft an scharfen Steinen sich
verletzte vor ihr lag ja ein blühender
Rosenhain, der seine süßen Düfte der
Wallerin entgegen sandte.
(Fortsetzung folgt.)
Die öffentlichen Ländereien. - - Nach
den statistischen Tabellen,welche die „Uni«
on" publizirt, liegen die öffentlichen Län
dereien. die gegenwärtig zum Verkaufe
ausgeboten sind, in folgenden Staaten
und Territorien: Ohio, Indiana, Illino
is, Missouri, Alabama, Mississippi, Lou
isiana. Michigan. Arkansas, Florida. lo
wa und Wisconsin. Der Gesammtbetrag
alles öffentlichen Landes, das im Jahr
1844 verkauft wurde, belief sich auf I,«
754-120 Acker, woraus man die Summe
von 82.21)5.850 löste. Die größten
Strecken wurden in Illinois verkauft, wo
489.4W Acker in Privathände übergin
gen und die schnellen Fortschritte dieses
jungen Staats beweisen. Die kleinste
Quantität setzte man in Florida um,
nämlich 14.714 Acker, was ohne Zweifel
den Unruhen zuzuschreiben ist, die erst
kürzlich noch von den Indianern in diesem
Territorium (jetzt Staat) unterhalten
wurden. Illinois am nächsten kommt