Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, October 21, 1845, Image 1

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Jahrg. 7, ganze Nun». »2«»
Bedingungen. Der Utber-lle ZZeolmclUer ericheint jeden Dienstag auf einein grossen Superial«Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ei n Tl>a l e r des in
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Der Student.
Eine Skizze aus den französischen Revo
lutions-Feldzügen. Von Max von Oer.
Jedem argwöhnischen Gedanken ver
bannend erwiederte ich: „Das soll mich
nicht schrecken. Wir stehen Alle in hö
herer Hand, und der Soldat muß alle
Tage gesaßt sein, die Kugel zu bekommen,
die für ihn gegossen ist."
„Gut," sagte er meine Hand gewalt
sam pressend, „Hören Sie mich. Ich
habe Ihnen schon gesagt, daß ich in Jena
drei Jahre studirt, und daß mein Vater
ein braver Mann war. Ich habe Ihnen
aber noch nicht gesagt, daß ich in Jena
ein liederlicher Hund war, ein Raufer,
Säufer, und alles Andere, und daß meiu
Vater aus Gram um mich in Armuth ge
storben ist. Dergleichen haben Andere
auch erle'.'t, aber nun kommt das Schlimm
ste." Er wickelte sich in seinen Mantel,
und drückte sich den Hut tief in die Stir
ne. „Ich hatte einen Stubenburschen,
der, wie Sie neulich schon hörten, viel bes
ser war, als ich. Wahrlich, das war er!
Er war ein Deutscher, aber er hatte mich
von der ersten Zeit an sehr geliebt. Spä
ter hatte er mich immer ermahnt. Um
sonst, das versteht sich. In der letzten
Zeit schickte mir mein Vater kein Geld
mehr, weil er keins mehr hatte, und schrieb
mir Briefe, die ich »im alles Glück der
Welt nicht noch einmal lesen möchte. Da
warf ich Verdacht auf meinen ehrlichen
Deutschen, als ob er meine Aufführung
meinem Vater berichtet und ihn aufge.
hetzt habe gegen mich. ES war nicht
wahr, ich erfuhr es nachher, Heinrich war
so unschuldig, wie ein neugeborneS Kind.
Ich haßte ihn mehr, als ich sagen kann.
Ich beleidigte ihn täglich in unserem Hau
se, aber er ertrug es; ich maltraitirte ihn
endlich öffentlich, er mußte mich fordern,
denn ich hätte um Nichts in der Welt ein
Jota zurückgenommen. Wir schlugen
uns, aber er focht so gut wie ich ; ich konn
te ihm nicht ans Leben kommen! Nun
wurde ich lelegirt. Auch das glaubte ich
ihm zu verdanken, und ich that ihm eben
so sehr Unrecht. Aber mein Haß war
über alle Grenzen gestiegen. Ich suchte
ihm auf in einem einsamen Thale ; zwei
Degen harte ich unter dem Mantel mitge
nommen ; ich wollte ihm einen aufdriu
gen ; er sollte sich nochmals mit mir schla
gen, ohne Zeugen, ohne Sekundanten, ei
ner sollte auf dem Platze bleiben. Aber
er weigerte sich standhaft. ... Da stach
ich ihn todt... ohne Weiteres, verstehen
Sie mich..
Der Rothmantel verstummte. Und
ich, auf ein solches Geständniß hatte ich
kein tröstendes Wort! Endlich fuhr er
ruhig fort: „Ich ging gar nicht nach Je
na zurück, ich floh, was ich fliehen konnte,
und da ich lange Beine habe, so kam ich
alle Tage der Heimath näher. Unter
weges kam es mir ein paarmal vor, als
wenn mein todter Stubenbursche hinter
mir drein liefe. Das war ein dummer
Traum, eine Phantasie. Aber was ich
nachher sah, bei Gott dem Allmächtigen,
das war kein Traum! Sehen Sie, ich
war des Abends zu Hause angekommen;
seit dem Morgen lag mein Vater im
Sarge. Ich blieb die ganze Nacht bei
dem Sarge sitzen, ich konnte -nicht fort,
wenn ich auch gewollt hätte. Ich war
todtmüde, aber weder Schlaf, noch Hun
ger, noch Durst befiel mich. Es war so
wüst in meinem Kopfe, als wenn man
mir alles Gehirn herausgenommen hätte.
Ich konnte gar nichts denken, aber ich ar
beitete so lange nach einem Gedanken, bis
ich einen erfaßt hatte. Das war der
Gedanke zu sterben. Eben als ich den
Gedanken erhascht hatte, und aufstehen
wollte, um ihn auszuführen, da erlebte ich
das Merkwürdigste in meinem Leben.
Zwei Gestalten standen zu beiden Seiten
des Sarges. Licht ging von beiden aus,
die zur Rechten glänzte hell und weiß, die
zur Linken feuerfarbig Und wenn ich
niemals die Schrift gelesen hätte, so fühl-
Wer Liberale Äeobaeliter
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caumies allgemeiner Anzeiger.^
te ich und wußte ich im Augenblick, daß dir
eine ein Engel und die andere ein Teufel
war. Ich wollte ausstehen und wich ih
nen nahern, aber ich war wie festgebunden
auf meinem Stuhle. Da erhob der En
gel seine Rechte, und sie ausstreckend ge
gen mich, sprach er: „Du bist verdammt,
denn Du hast Deinen Vater gerodtet."—
Zugleich richtete sich des Vaters Leiche im
Sarge auf und nickte. Aber ich rief:
„Nicht mit meinem Wissen und Wil
len ! darum kann ich nicht verdammt wer
den !"
Der Engel fuhr fort: ~Du bist ver
dammt, denn Du hast Deinen Freund
meuchlings gemordet." Zugleich erhob
sich hinter ihm die Gestalt deö erstochenen
Heinrich und zeigte mir die Wunde in sei
ner Brust.
Da mußte ich schweigen. Und der En
gel sprach wieder: „Buße kann Alles
sühnen, aber für das, was Du gethan
hast, reicht gewöhnliche Buße nicht aus,
Du sollst Deinen Stolz demüthigen, auf
Wohlleben und Freude sollst Du verzich
ten, Du sollst fünfzig Jahre lang der
niedrigste Knecht hartherziger Herren
sein, Dein Leben soll bestehen aus Dienst
barkeit, Aufopferung und Jammer.
Kannst Du das und willst Du daS?"
Ich besann mich, aber schon regte sich
der Stolz und die Ueppigkeit in meinem
Herzen.
Da sprach der Teufel: „Ich kenne
Dich, daS kannst Du nicht. Du bist
mein, folge mir,"
„Nicht ohne Bedingung !" rief ich.
Als ich daS Wort gesprochen hatte,
wandte sich der Engel und verschwand.
Der Teufel aber stand dicht vor mir;
seine Züge waren Menschlicher geworden,
das Feuer, das von ihm ausströmte, er
schien milder.
„Ich weiß, was Du wünschest," sagte
er, „Dein Stolz soll befriediget werden,
Deinem Ehrgeiz Genüge geschehen. Du
sollst ein berühmter Krieger werden."
„Es gilt," antwortete ich, und reichte
ihm meine Hand. Ich fühlte den Druck
der seinigen, die glühend heiß war, aber
zugleich war er meinen Augen entrückt.
Nur seine Stimme hörte ich noch durch
das Zimmer gellen : „Des Teufels Krie
ger sollst Du sein!"
„Mir aber war Muth, Lebenslust und
Stärke wiedergekehrt. Ich sprang auf
und verließ in derselben Stunde mein el
terliches Haus, um es nicht wieder zu seh
en. Der Türkenkrieg war gerade losge
brochen ; ich eilte an die Grenze und ließ
mich anwerben bei den Rothmänteln. Wie
es mir ferner ergangen ist, wissen Sie."
Auf des Rothmantels Gesicht hatte ich
während seiner Erzählung den innern
Kampf in schrecklicher Deutlichkeit gelesen.
Als er schwieg, wischte er sich dickeSchweiß
tropfen von der Stirne. Ich war so er
staunt über diesen Bericht, der doch offen
bar auf der lebendigsten Ueberzeugung
beruhte, daß ich in der That um Worte
verlegen war. Endlich sagte ich ihm Al
les, was die Vernunft auf solche Sachen
erwiedern kann. Er aber schüttelte un
muthig den Kopf. „Ich bitte Sie, nichts
von Träumen, von Nerven-Affektionen
oder dergleichen," sagte er, „daS Alles in
jener Nacht habe ich so gewiß gesehen und
gehört, als ich Sie hier sehe und höre.
Das Bewußtsein dessen verläßt mich kei
nen Augenblick. Darum bin ich auch ein
solcher Blutmensch geworden; es hängt
mir an seit jener Nacht, ich kann gar nicht
anders, weil ich des Teufels Soldat bin."
Dagegen war nicht zu streiten. Ich
verließ den Rothmäntler mit tiefem Mit
leid.
Ich sah ihn seitdem noch oft bei Vor
postengefechten, wo uns seine außerordent
liche Kühnheit Bewunderung abnöthigte.
Im folgenden Frühjahre, nachdem der
Erzherzog Karl den Befehl unserer Armee
übernommen, und am AI. Mai den Waf
fenstillstand aufgekündigt hatte, sollte ich
noch einmal mit dem unglücklichen „Stu
denten" in nähere Berührung kommen.
"TVillig zu lobe»» und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 21 Detober, IBÄ3.
In einem der Gefechte, welche im Junius!
an der Lahn vorfielen, waren einem be
jährten französischen Offizier beide Beine
von einer Kanonenkugel zerschmettert wor
den. Er wurde in eine von unseren Vor
posten erbaute Erdhütte getragen, und
brachte die Nacht zwischen seiner Verwun
dung und seinem Tode unter entsetzlichen
Schmerzen zu ; dessenungeachtet jammerte
er nicht über seinen Zustand, aber von Zeit
zu Zeit beklagte er das Schicksal seiner
unversorgten Kinder. Auch auf den
„Studenten," der zufällig eine Zeitlang
zugegen war, schien dieß ungewöhnlichen
Eindruck zu machen. Er entfernte sich
schweigend und in tiefem Nachdenken.
Am anderen Morgen bei unserem Auf
bruche kam er eilig an mich heran und sag
te, bei meinem Pferde hergehend, nachdem
er mich ganz kurz gefragt, ob ich ihm eine
Gefälligkeit erzeigen wollte, und ich dieß
bejahet hatte: „Der alte Franzose mit
seinen unversorgten Töchtern hat mich an
etwas erinnert; ich habe eine ganz arme
Schwester; ihretwegen thut es mir bei
nahe leid, daß ich keine Beute gemacht
habe. Wenn ich ihr AlleS geschickt hätte,
was ich nehmen konnte, so wäre sie jetzt
so reich, wie Ihr dicker Oberst da. So
hat sie nichts. Ob ihr wohl der Kaiser
einen kleinen Gehalt aussetzte, wenn der
Erzherzog sich dafür verwendete? Ich
dächte, daS hätte ich nach meinem Tode
wohl verdient."
Ich erwiederte ihm, es komme auf ei
nen Versuch an.
„Ich kann aber weder bitten, noch mit
großen Herren umgehen," sagte er, „woll
ten Sie wohl den Erzherzog für mich bit
ten
Da ich damals Adjutantendienste that,
so konnte ich erwarten, mehr als einmal
dem Prinzen nahe zu kommen. Ich ver
sprach also, mein Wort anzubringen.
Als ich bald darauf dem Erzherzoge
die Bitte des tapfern „Studenten" vor
trug, sicherte mir der wohlwollende Held
sogleich die Gewährung derselben zu, und
ich weiß aus dem Munde des Generals
Hohe, daß er wirklich deßhalb an den Kai
ser geschrieben hat.
Dem „Studenten"' ließ ich auf der
Stelle durch einen Husaren, der als Ol"
donanz zu den Nothmänteln ritt, münd
lich sagen, sein Wunsch sei ausgerichtet,
und der Erzherzog werde seine Bitte er
füllen. Zur Antwort sandte er mir eine
Karte, worauf er geschrieben hatte: k,
Uns'l'iln M!lximnB ex inti
nw l.'<zrc!e. 'l'ul et Dialivli lnüssimus
BLNVUB
Ich hatte das sonderbare Billet eben
eingesteckt, als ich einigen Regimentern
unserer Avantgarde den Befehl bringen
mußte, über die Lahn vorzugehen, und den
linken feindlichen Flügel anzugreifen.—
Das Corps der Rothmäntler gehörte zu
jenen Truppen. Der Student, mich von
weitem erkennend und mit der Hand ei
nen eiligen Gruß mir zuwinkend, stürzte
sogleich die Niederuug herab ; seine Leute,
wie eine Heerde wilder Wölfe, in vollem
Trabe um ihn und hinter ihm. Sie wa
ren am andern Ufer schon mit den fran
zösischen Tirailleurs engagirt, als ich sie
verlassen mußte. —Am Abend dieses ziem
lich blutigen Tages ritt ich, mit Aufträ
gen an den General Werneck, so eben in
die altfränkischen Straßen einer Stadt
ein, welche etwa eine Meile hinter unserer
Linie lag, und welche ich aus guten Grün
den nicht nennen werde, als ich einen Hau
fen Rothmäntler vor einem Hause ver
sammelt und in großer Bewegung wie
Bremsen durch einander summend antraf.
Einige heulten und alle kauderwelschten
und gestikulirten. AIS ich mein Pferd ei
nen Augenblick anhielt, trat ein alter
Serbier an mich heran, erhob beide Hän
de zu mir, und sagte weinend: „O Herr
Lieutenant! Hineingehen, helfen, Kapi
tän Student sterben!" Ich sprang vom
Pferde, gab einem gerade vorbeigehenden
Husaren-Offizier meiner Bekanntschaft
die Briefe an den General, und eilte in
das Haus.
Da lag der tapfere Student mitten im
Zimmer auf einem Divan; ein Stabsarzt
und zwei Feldscheerer standen an seimem
Lager, der alte Wuck kniete neben ihm,
und noch ein Dutzend alter Rothmäntel
standen bange und mit betrübtem Gesich
te in den Ecken. Der Stabsarzt sagte
mir, Paprath habe zwei Kugeln in der
Brust, die unfehlbar edle Theile durch
bohrt hätten und unmöglich herausgeholt
werden konnten ; er erwarte jeden Augen
blick den Tod, und wundere sich, daß er
nicht schon erfolgt sei. Der Haupt
mann hatte die Augen geschlossen und be
merkte nicht mein Eintreten. Schwei
gend und sehr bewegt betrachtete ich ihn.
Da öffnete sich abermals die Thür und
ein protestantischer Geistlicher, noch nicht
alt, aber von sehr würdigem Aeußeren,
trat ein. „Der Herr General von Wer
neck," sagte er, „hat mich geheißen, in die
ses Haus zu gehen; ein Offizier meiner
Religion liege im Sterben."
Da der General Werneck sehr religiös
war, so wunderte ich mich über diesen
Auftrag nicht; doch hielt ich es für nöthig,
um vielleicht eine unangenehme Scene zu
ersparen, dem Geistlichen zu bemerken,
daß der sterbende Kapitän seit vielen lah
ren weder die Gebräuche der Religion be
achtet, noch Sinn dafür gehabt habe, und
in Folge vieles Unglücks zuweilen von den
schwärzesten fixen Ideen beherrscht wor
den sei.
„Man soll Niemand verloren geben,"
sagte der Pfarrer ruhig und näherte sich
dem Lager. Der Arzt billigte es, den
Hauptmann zu wecken, und so berührte ich
leise seine Hand, und sagte: Wie geht es
Ihnen? Kennen Sie mich, lieber Pap
rath
Bei diesen Worten schlug der Geistliche
seine Hände zusammen. Der Sterbende
öffnete die Augen, erkannte mich sogleich
und reichte mir seine Hand. In diesem
Augenblicke wandte er das Gesicht und
bemerkte den Geistlichen. Plötzlich wich
der letzte Blutstropfen auf sein-- .1 Antlitz ,
seine Augen starrten entsetzlich aus ihren
Höhlen heraus. Dann erhob er sich ge
waltsam nüt dem Oberleibe, streckte die
Rechte heftig gegen Jenen aus, als wenn
er ihn zurückstoßen wollte, und schrie mit
furchtbarer Stimme: „Heinrich! Du
willst mir meine Verdammniß ankündi
gen !"
„Nicht Deine Verdammniß, Deine
Rettung möchte ich Dir ankündigen," sag
te der Geistliche mit bewegter Stimme.
„Was Du an mir verbrochen, das habe
ich Dir lange vergeben, warum willst Du
zweifeln, daß Gott es vergeben möchte,
der barmherziger ist, als der Mensch?"
Der Hauptmann stemmte sich mit bei
den Händen auf die Seiten des Divans,
und heftete seine Augen fest auf die red
lichen Gesichtszüge seines Freundes. „Ich
habe Dich erstochen, das ist gewiß," mur
melte er, „aber wenn Du es sagst, daß
Du mir vergeben hast, so mnß es wohl
wahr sein, denn Du hast nie gelogen,
Heinrich. Aber weißt Du nicht, daß ich
dem Teufel übergeben bin?"
Der Teufel hat keine Macht über den
größten Sünder, der Buße thut," rief der
Geistliche, „wenn Du Deine Sünden be
reucst. so sage ich Dir, Michael, Du wirst
sterben als ein Christ und als ein braver
Soldat."
Ein Anflug von Lächeln zog über das
bleiche Gesicht des Rothmäntlers. Seine
Arme untereinander schlagend, sagte er
mit fester Stimme: „Ich sterbe als ein
braver Saldat!" Dann sank er zurück,
ein einziges Zucken ging über seine Züge
und durch seine lange, stattliche Gestalt—
er war verschieden.
Am dritten Tage trugen die niederge
schlagenen Rothmäntler ihren kühnen An
führer zu Grabe; eine dreifache MuSke
tensalve brüllte in die Grube, und dann
bedeckte die Erde den Sarg „deö Studen
ten."
Laufende Nummer 8.
Das Zahnweh.
Nichts ist so hülfreich gegen das Zahn
weh, als das salzsaure Gas. Ich wende
te es zuerst blos gegen rheumatische und
sogenannte rheumatisch - catharralische
Zahnschmerzen an ; später habe ich eS je«
doch da, wo durch das Vorhandensein an
gefressener Zähne periodisch wiederkehren
de Schmcrzensanfälle veranlaßt wurden,
und überhaupt bei allen mir vorkommen
den Gattungen dieser Schmerzen mit gleich
günstigem Erfolge angewendet.
Bei Darstellung und Anwendungen
dieses Gases verfährt man auf folgende
Weise: Man schüttet in ein gewöhnliches
Trinkglas oder in eine etwas geräumige
Kaffeetasse, einen Theelöffel voll Kochsalz
und übergießt dieses mit ungefähr halb so
viel concentrirter Schwefelsäure. Die
aus dieser sofort aufbrausenden Mischung
emporsteigenden Dämpfe, deren Entwik
kelung man noch durch einiges Umrühren
mittelst eines Glas- oder Holzstäbchens be
föroern kann, läßt man in den Mund,
möglichst nach der schmerzhaften Seite
zu, ziehen, wobei man den Athm etwas an
hält, damit der Hustenreiz, welcher durch
dieses Gas erregt wird, nicht zu schnell ein
trete. Die einzige Unbequemlichkeit da
bei ist dieser Hustenreiz, welcher erfolgt,
sobald daS GaS den Luftröhrenkopf erreicht
doch auch schnell wieder verschwindet, wenn
man den Mund von dem Gefäße entfernt;
zugleich ist aber auch der Schmerz gänz
lich verschwunden. Nur da, wo durch
Knochenfraß viele Zähne zugleich und be
deutend angegangen waren, war die Wir
kung zuweilen etwas langsamer, doch ha
be ich sie nie über lii Minuten sich verzö
gern sehen, während welcher Zeit der Kran
ke das Einziehen der Dämpfe einige Mal
wiederholen muß. In denjenigen Fällen,
wo das Uebel bereits lange gedauert harte,
machte mitunter ein erneuerter Anfall, wel
cher nach 12 bis 2 t Stunden eintrat, die
wiederholte Anwendung dieses Mittels nö
thig, worauf sodann der Schmerz dauernd
verschwunden blieb. Die Anwendung die
ses Mittels kann übrigens zweckmäßig ver
ändert werden, z. B. durch gläserne oder
porzellanene Trichter, Röhren und derglei
chen ; auch könnte man sich etwa eines
Glasfläschchens mit verlängern Halse
bedienen, in welchem man die Gasentwik
kelung vor sich gehen ließe, um es an be
stimmte Stellen zu leiten. Bei dem Um
gehen mit concentrirter Schwefelsäure, als
einer ätzenden Flüssigkeit, ist jedoch die
nöthige Vorsicht zu beobachten. Schließ
lich führe ich noch an, daß nach Anwen
dung der salzsaure Geruch aus dem Mun
de sogleich verschwunden ist.
Unglücksfall. Vor nicht langer Zeit
wurde in der Nähe von Kenton, Harbin
Caunty, Ohio, ein Deutscher, an der Ei
senbahn arbeitend, von einem Baume er
schlagen. Man fand in seinem Taschen
buche seinen in Deutschland ausgestellten
Reisepaß. Darnach war sein Name Frie
drich Zaeh oder Zech, gebürtig aus Höp
figheim, OberamtMarbach,NtckarKreis,
Königreich Würtemberg; und reis te im
Jahre 1841 von seinem Geburtsorte nach
Amerika ab. Von seinen übrigen Ver
hältnissen weiß man nichts. Er war sei
nes Handwerks ein Schneider und stotter
te etwas. Westb.
Mol monen Angelegc»iheiteti.
Nach den letzten Belichten aus Quincy
haben sich die Mormonen, auf die Anfor
derungen welche der 'Ausschuß an sie mach«
te, Willens erklärt den Staat zu verlassen,
wenn ihnen Zeit gegeben wird, ihre Ange
legenheiten ruhig zu ordnen. Wo sie
sich niederlassen werden, ist eine andere
Frage. Kalifornien, wie Oregon sind als
die wahrscheinlichsten Staaten angegeben,
in die sie sich verfügen würden. Eine Be
dingung nur stellen sie. sie verweigern
nämlich hartnäckig ihren Tempel abzutre
ten, indem sie glauben, sie würden später
! wieder zurückkehren. Nach allen scheint