Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, July 01, 1845, Image 1

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    MeÄV i N g, Denn. Gedruckt und herausgegeben von A rno ldPuwe ll e, iu der Süd 6teu Straße, Ecke der Cherry Alley, Behm' s Wirchöhans-tzofe gegenüber.
Jahrg. ganze Nnm.
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Aus der Lebensgeschichle eines Appen -
zeUers, der lO Jahre in afrikani
scher Sklaverei war.
ihm selbst erzählt.^
Nach einer Fahrt von 5 Tagen und 5
Nächten langten wir in Tunis an, und
waren nun in Sklaverei. Aus dem Schif
fe wurden wir in eine Art von Magazin
gebracht, gereinigt und gekleidet. Des
folgenden Tages stellte man uns dem Bey
vor, welcher in Bardo, eine Virtelstunde
von Tunis, residirte. Der SchiffSkapi
tän wollte mich für sich behalten, denn
von der gemachten Beute fällt ihm alle
mal der zehnte Theil zu, und da unser 22
waren, und sie noch ein Fischerschiff
aufgefangen hatten, in welchem sich 14
Personen befanden, so waren jetzt 36, und
von diesen zog der Kapitain 3 für sich.
Doch muß er die Wahl dem Bey lassen,
welcher mich wählte und zu seinem Haus
sklaven'machte. Am Hofe des Bey war
unter Andern auch ein Renegat, d. h. ein
abgefallener Ehrist, aus Dalmatien ge
bürtig. Derselbe wurde bald nach mei
ner Ankunft zur Würde eines Aga erho
ben ; er nannte sich Soliman und war
ein harter, grausamer Mensch. Bei der
Beförderung dieses Mannes wurde ich
ihm vom Bey geschenkt ; das war nun der
Herr, dessen Eigenthum ich ward und dem
ich von nun an dienen sollte.
Meine Unglücksgefährten wurden auf
den öffentlichen Markt geführt und wie
Vieh verkauft. Die Einen kamen dahin,
die Andere dorthin, und es verfloß mehr
als ein Jahr, daß ich keinen einzigen von
denselben sah, noch etwas von ihnen hörte.
Gleich anfangs, als ich nach Tunis kam,
geschah es, daß man beim Bey eine Sum
me Geld vermißte. Man vermuthete, sie
sei von einem Sklaven entwendet worden,
und ohne weitere Untersuchung erhielten
etwa 20 derselben jeder 500 Stockschläge
auf die bloßen Fußsohlen. Mir, als ei
nem Neuangekommenen, der gar nichts
wußte und der Sprache unkundig »rar, ga
ben sie 200 solcher Schläge. Dieses ge
schal) noch, ehe ich zu Soliman Aga kam.
Dieser Soliman Aga behandelte mich
anfänglich ziemlich ordentlich. Nach eini
ger Zeit aber sing er an, in mich zu drin
gen, vom Ehristenglauben abfallen und,
wie er, die mohamedanische Religion an
zumehmen. Als ich mich dessen weigerte,
wurde er härter, oft sogar grausam, und
gab mir allerlei Schimpfnamen. An
fänglich nannte er mich Romi, d. h, Rö
mer, denn so drücken sie sich aus, wenn sie
mit Achtung von den Ehristen reden wol
len. Nachher aber hieß er mich nur Keib,
d. h. Du Hund, oder auch : Du ungläu
biger Hund! —Wegen jeder Kleinigkeit
spiehen sie einem in s Gesicht, gaben Ba
ckenstreiche, Stockschläge und dergleichen.
Es waren etwa ein und ein viertel Jahr
verflossen, als wieder andere 38, welche
die nämliche Bestimmung nach Neapel
hatten, wie wir, von den Barbarcsken ge,
fangen genomen wurden. Unter denselben
waren auch 3 Berner und Einer ans dem
Schwarzwalde >die übrigen waren Preu
ßen, Ungaren und Polen. Die wurden
auch, wie wir, verkauft und zu schweren,
fast unerträglichen Arbeiten gebraucht.—
Einer von den Bernern veranlaßte mich,
nach Hause zu schreiben, denn früher war
ich entschlossen, gar nichts zu berichten,
um meinen Eltern nicht allzugroßen Kum
mer zu verursachen.
Die Sklaven werden anfänglich von
den Türken sogar genöthigt, nach Hause
um Erlösung zu schreiben, weil die großen
Lösegelder ihnen natürlich noch mehr Ge
winn bringen, als die Arbeit der Sklaven.
Dieser Ursache wegen durfte also auch ich
ungehindert schreiben. Späterhin aber,
als mein Herr merkte, daß ich wohl nicht
losgekauft werden würde, hatte ich weni
ger Freiheit und schrieb heimlich, wozu
mir der Umstand behülflich war, daß ich
oft für meinen Herrn an einen französi
schen Kaufmann schreiben mußte, von dem
er allerhand Waaren bezog. Er selbst
konnte weder Französisch noch Italienisch
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.
schreiben, ich hingegen konnte mich in letz
terer Sprache wenigstens verständlich
machen.
Es vergingen wieder mehre Jahre in
diesem so elenden Zustande, als ich auf ein
mal durch den französischen Gesandten in
Tunis einen Brief von meinen Eltern er
hielt, worin sie mir meldeten, daß man zu
meinen und meines Landsmannes Frisch
knecht Gunsten eine Steuer im Lande er
hebe. Ich schöpfte neue Hoffnung und
schrieb zu wiederholten Malen nach Hau
se ; aber alle diese Briefe blieben unbeant
wortet. Da wurde ich wieder sehr nie
dergeschlagen.
Hier muß ich noch eine Begebenheit er
zählen, welche mir später viel Unangeneh
mes zuzog. Die Barbaresken pflegen je
des Frühjahr eine kleine Flotte auszurü
sten, mit der sie dann auf Raub ausfah
ren. Dies geschah auch im Frühjahr
1798. Sie fuhren nuch San Pietro ei
ner kleinen Insel an der südwestlichen
Spitze von Sardinien, und landeten da
selbst. Sie raubten und plünderten Al
les auö und langten mit reicher Beute be
laden in, Hafen von Goletta, der etwa 3
Wegstunden von Tunis entfernt liegt, wie
der an. Mit Freudenschüssen kündeten
sie den glücklichen Erfolg ihres Raubzu
ges an. Nach einigen Tagen wurden die
unglücklichen Gefangenen nach Bardo ge
bracht, um, wie gewöhnlich, verkauft zu
werden. Ich sah den Zug anlangen. O
Gott, welch ein Anblick ! Da waren Alte
und Junge, Große und Kleine, Väter,
Mütter mit noch säugenden Kindern,
Schwangere, und Einige, welche in diesem
Schrecken unzeitige Geburten brachten.
Die Zahl der Unglücklichen belief sich auf
!)V7. Sie wurden getrennt u. verkauft.
Bei diesem traurigen Ereigniß zeigte
sich der französische Gesandte als einMann
voll Mitleiden und Menschenliebe. Er
nahm sich der Elenden nachdrücklich an.
Mehr als hundert derselben befreite er un
ter dem Vorwande: sie hätten der fran
zösischen Nation gedient. Viele Gebrech
liche und besonders Kinder, erkaufte er mit
eigenem Gelte. Alle Tage brachte er sol
che Unglückliche in seine Wohnung, denn
sie wurden nicht alle auf einmal sondern
nach und nach verkauft.
Unter diesen, auf der Insel San Pietro
gefangenen Unglücklichen befand sich auch
ein Graf, welcher 12,000 Piaster Löse
geld bezahlen sollte und zwar in Jahres
frist. Während dieser Zeit durfte er kei
ne Sklaven-Arbeiten verrichten; er wurde
nur unter genauer Aufsicht gehalten.
Als aber das Jahr verflossen, und das Lö
segeld noch nicht eingegangen war, mußte
er auch an die Arbeit.
Mein Herr hatte einen Lustgarten ge
kauft, der aber sehr in Verfall war. Er
erhielt vom Pascha die Erlaubniß, sich ei
ner gewissen Anzahl Sklaven zum Anbau
des Garteus zu bedienen. Unter diesen
befanden sich nebst den Grafen, auch die
zwei Berner und ein par Deutsche, die
dann einige Monate an diesem Garten
arbeiteten. Die Bcrner u. Deutschen wa
ren meinem Herrn am liebsten, weil sie
besser arbeiten konnten als die Matrosen
oder Italiener. Er hielt sie nicht so gar
strenge und ich konnte mich bisweilen mit
ihnen unterhalten.
Es begab sich nun, daß mein Herr eben
so in einen Bcrner Namens Johann Rich
ner drang, wie er in mich gedrungen war,
daß er die mohamedanische Religion an
nehme. Anfangs wandte er sich an ihn
mit Bitten, dann mit Versprechen, er wol
le ihn zu seinem Gärtner machen und ihm
eine angemessene Person zum Weibe ge
ben. Aber der Berner weigerte sich stand
hast, und blieb unserm Erlöser getreu.
Ein Deutscher hingegen und ein par Un
garen unterlagen der Versuchung, und
mein Herr hielt ordentlich Wort.
Eines Tages eröffnete mir Richner, daß
der Graf eine Unterredung mit ihm ge
habt und ihm gesagt habe, er sei gar nicht
Willens, das Lösegeld zu bezahlen, sondern
er gehe mit dem Gedanken um, sich zu
"Vvillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag den l. Juli, isss.
flüchten. Er habe einen seiner getreuen
Diener, der während des Ueberfalles auf
ver Insel abwesend war, geschrieben, und
ihm die Weisung gegeben, daß er an einem
bestimmten Tage, in einer gewissen Ge
gend erscheine, wo er sich dann mit ihm, mit
drei Deutschen und 15 seiner Landsleute
flüchten wolle. Unglücklicher Weise aber
wurde der Anschlag entdeckt, indem der
Bote aufgefangen wurde der im Verhör
alles sogleich gestand. Der Graf wur
de nun geholt, und erhielt ehe er nur ein
Wort reden durfte, 5l)0 Stockschläge auf
die Fußsohlen. Hierauf nahm man ihn
ins Verhör, und da er keine Mitschuldige
nennen wollte, gab man ihm 500 Schlä
ge auf den Hintern. Er wurde wieder
verhört und mit noch mehr Schlägen be
droht, wenn er seine Mitschuldigen nicht
angebe. Der arme Graf, halb todt ge
schlagen, und seine Peiniger bereit sehend,
ihn auf's Neue zu mißhandeln, gestand
endlich Alles. Letzt wurde einer nach dem
andern herbeigeholt, und jeder erhielt ?00
bis 800 solcher Schläge. Da ich und der
schon genannte Berner den gleichen Na
men hatten, so wurde auch ich herbeigeru
fen, um die nämliche Anzahl Schläge Zu
erhalten. Sie banden mich nnd warfeil
mich auf den Boden, und obschon ich bat
und flehte, meine Unschuld betheuerte, und
bemerkte, wie ich ja unmöglich aus dem
Serail entweichen könnte, so bekam ich
doch Schläge, aber nicht so gar viel, denn
dieses Mal nahm sich mein Herr meiner
an, der wohl wußte, daß ich unschuldig war.
Auch der Graf bezeugte es selbst daß er
nie über sein Vorhaben mit mir gespro
chen habe. Während dessen blieb ich noch
immer gebunden am Boden liegen, und
wurde bald von dem, bald von jenem die
ser Henkersknechte gemißhandelt; selbst der
Pascha raufte mich bald beim Haar, bald
gab er mir Fußtritte mit den Drohwor
ten : Du Hund! ich werde Dich noch todt
schlagen lassen. Indessen brachte man
auch noch den Berner, der, wie ich, Johan
nes hieß, und er erhielt ebenfalls seine MO
Schläge. Endlich wurde ich losgebunden,
u. diese traurige Geschichte hatte ein Ende.
Dergleichen Züchtigungen durch eine un
geheure Zahl von Schläg-en sind sehr häu
sig. Die Barbaren bedienen sich dazu
sehr verschiedener, oft sogar knorriger
Stecken von allerlei Holz, und haben ge
wöhnlich ein ganzes Zimmer voll in Vor
rath. Die Zahl wird nach einer Schnur
voll Kugelchcn, einem Paternoster ähnlich
abgezählt. Es sind v!) solcher Kügelchen
daran, die dann für ein Hundert gelten.
Müssen viele Sklaven nacheinander gezüch
tigt werden, so brauchen sie Neger zum
Schlagen.
Es geschah manchmal, daß wir geschla
gen wurden, ohne zu wissen warum. Be
sonders war das oft der Fall, wenn die
Zeit des Ramadan, oder der Fastenmonat
anging. Da zitterte gewöhnlich jeder
Sklave; denn zu dieser Zeit weiß man fast
gar nicht, wie man sich verhalten soll.
Da halien die Türken die thörichte Ver
kehrtheit, aus Tag Nacht, und aus Nacht
Tag zu machen. Da dürfen sie des Ta
ges weder essen noch trinken, weder rau
chen noch schnupfen; des Nachts aber ho
len sie das Alles aber reichlich nach. Wenn
der Sklave einen solchen Fastenmonat
durchlebte, ohne elend geschlagen oder sonst
auf mancherlei Art geplagt zu werden, so
durfte er sich glücklich schätzen und Gott
dem Höchsten dafür danken.
Mehre Jahre verstrichen mir wieder
auf ähnliche Weise, als eines Tages ein
sardinisches Schiff ankam. Auf demsel
ben befand sich ein Oberst, ein geborner
ner Franzose, welcher bevollmächtigt war,
wegen LoSlassung der Sklaven zu unter
handeln. Ich fand Gelegenheit, diesen
Herrn zu sprechen, und ihn mit meiner
Lage bekannt zu machen. Mitleidsvoll
nahm er sich meiner an, und rieth mir,
noch einen Brief an meine Eltern und an
meine Landesobrigkeit zu schreiben, und sie
zu bitten, daß sie doch für meine Erlösung
sorget möchten. Er versprach diesenßrief
zu besorgen und denselben mit einem eige
nen Schreiben zu begleiten. Mein Lands
mann Frischknecht und die drei Bcrner
thaten, wie ich. Dieser Herr flößte uns
wieder Muth und Hoffnung ein, indem
er versprach, sein Bestes für uns zu thun.
Nach Verfluß eines halben Jahres erhielt
ich wirklich eine Antwort auf meinen
Brief, nebst einem besondern Schreiben
an den Obersten, der beauftragt war, uns
beide, Frischknecht und mich, loszukaufen.
Der Oberst war aber leider vor Ankunft
dieser Briefe wieder abgereis't, und so
halfen diese unö weiter nichts, als daß sie
uns den guten Willen unserer väterlichen
Obrigkeit zeigten, uns zu helfen, und daß
wir unsern Muth nicht ganz sinken ließen.
Ich schrieb wieder nach Hause, damit die
Sache auf eine andere Art eingeleitet
würde.
Glücklicher als wir, waren die Berner.
Eines Tages kam ein französischer Kauf-
Herr zu uns, er sah mich und wünschte mir
freundlich lächelnd einen guten Tag. Ei
lig fragte ich, was ihn so fröhlich hierher
bringe ? Da sagte er mir, daß er den Auf
trag habe, 3 Sklaven loszukaufen. Ich
erschrak sehr; denn ich merkte sogleich, daß
er nicht uns 2 Appenzeller, sondern die 3
Berner galt. Nicht daß ich den Bernern
ihr Glück nicht gerne gegönnt habe, aber
wir seufzten auch nach Freiheit. Ich hat
te nun wenigstens wieder sichere Gelegen
heit, nach Haus? zu schreiben, und ich that
es. Als ich zwei Tage nachher mit mei
nem Herrn auf seine Besitzung gehen
mußte, kamen unS gerade die losgelassenen
Berner entgegen, welche im Begriff wa
ren, abzureisen. Wir liefen einander in
die Arme, wir weinten, küßten uns, drück
ten einander die Hand?, und konnten nur
die Worte hervorbringe: Lebewohl! Lebe
wohl ! wir sehen uns nimmer wieder!
Selbst das harte Herz meines Herrn wur
de weich, so daß er sagte, ich solle mein
Lösegeld bringen, und er wolle mich dann
gehen lassen.
Nachdem die Berner weg waren, fing
mein Herr wieder aufs Neue an, in mich
zu dringen, und sagte: Nun, da Deine
Landsleute fort sind, solltest Du mir zu
l Liebe die mohamedanische Religion endlich
! annehmen. Er zeigte mir seine Schätze,
versprach mir die Hälfte derselben zu ge
ben-und mich zu stinem Bruder anzuneh
men, wenn ich seinem Wunsche entspräche.
Zu meiner Beschämung muß ich es beken
nen, daß ich diesen Versuchungen kaum
Widerstand zu leisten vermochte. Ich sah
voraus, daß ich im Weigerungsfalle ärger
als je würde behandelt werden, und zudem
wurde meine Hoffnung, erlöst zu werden,
täglich kleiner. Ich hatte in diesem Zeit-
räume schwere, unruhige Stunden. Doch
Gott Lob ! nach einigem Schwanken faß
te ich wieder Muth, und obschon ich nicht
unterwiesen und konsirmirt war, so hatte
ich doch als Knabe einen Schatz erworben,
indem ich oft und gern in der Bibel und
andern religiösen Büchern las. Das kam
mir jetzt wohl zu Statten. Denn eben
jetzt, wo es mir am nöthigsten war, siel
mir, wie durch göttliche Eingebung der
Spruch in den Sinn: "Wer mich ver
leugnet vor den Menschen, den will ich
verleugnen vor meinem himmlischen Va
ter!"
Da mein Gebieter fortfuhr, mit Bitten
und Drohungen in mich zu dringen, so
mußte ich mich endlich erklären. Ich sag
te ihm nun: daß ich fest entschlossen sei,
in der Religion Jesu zu leben und zu ster
ben, und daß weder Versprechungen noch
Drohungen mich derselben untreu machen
würden. Auf dieses Bekenntniß wurde
mein Herr stille, und in seinem Benehmen
immer ernster. (Schluß folgt.)
Die Oregon^- Emigranten.
Ein in Zeitungen von St. Louis veröf
fentlichter Brief, datirt: "Am Ufer des
Nebraska, den 13. Mai 1845" sagt, daß
die Emigranten an der Platte lagerten, um
sich vor ihrem Weiterschreiten auf der ge
fährlichen und beschwerlichen Reise über
Laufende Nummer AR.
die Felsengebirge zu organisiren. DaS
Rindvieh hatte sich bis dahin auf dem We
ge besser gehalten, als man erwartete.
Die ganze -Parthie der Einwanderer be
steht aus fünfhundert Wägen, in drei Di
visionen getheilt, von denen jede etwa 30
Meilen von der audern entfernt, reist.
Die Seelenzahl beläuft sich auf sechs- bis
siebentausend, und die Fuhrwerke, Pferde,
Hornvieh, Maulthiere u. s. w. bilden ei
nen drei Meilen langen Zug. Die Caw-
Indianer umschwärmen die Emigranten,
vorgeblich um Handel zu treiben, doch au
genscheinlich in keiner andern Absicht, als
um zu stehlen oder zu betteln ihr Aeu
ßeres wird als entsetzlich elend geschildert.
Das Land zwischen Jndepcndence u. Ne
braska bietet ein herrliches Bild wallender
Prairies dar und ist fruchtbar; doch man
gelt ihm Holz. Der Nebraskafluß ist
seicht und sein Bett besteht hauptsächlich
aus Triebsand.
Indianerleden. Die lowa Gazet
te berichtet, daß eine große Aufregung in
Red Rock wegen des Mordes dreier Indi
aner Statt fände. Es scheint als ob zw«
Indianer des Sank - Stammes die Frau
eines lowa - Häuptlings stahlen und mit
ihr flohen. Der Häuptling verfolgte u.
überholte sie in Ned-Nock; ein Gefecht
entspann sich, in dem die beiden Sauks ge
tödtet wurden. Pusch-pe-ho, ein alter
Kriegsanführer der Sauk-Nation, ver
nahm die Nachricht und befahl einer Ab
theilung seiner Leute, den Häuptling zu
fass'n und ihn wegen des Mordes zu stra
fen. Diese fingen ihn, banden ihn an
einen Baum und zerschmetterten ihm die
Hirnschale. Man begrub ihn alsdann mit
vielen Feierlichkeiten und pflanzte als Zei
chen seines hohen Ranges, eine weißeFlag
ge über seinem Kopfe auf daS Grab.
Soviel von dem Leben der Wilden und
deren Gerechtigkeit.
Die Kaddoes tödteten neulich vier Co
manches und gaben Hrn. Warren, einem
Händler fünfzig oder sechzig Meilen ober
halb Fort Washita, Notiz, seinen Posten
zu verlassen und sich nach der Cherokefen-
Ansicdlung zurückzuziehen. Hr. Warren
verlangte und erhielt Militärunterstützung
vom nächsten Ver. St. Posten. Die Eo
manches beschweren sich über die vielen
Einfalle der Weißen und anderer Indi
aner auf ihrem Jagdgrunde.
In Lexington, Kentucky hat man aus
gefunden, daß A. W. Sprague zwei Wei
ber hat. Die Gesetzgebungen erlauben
aber nur eine solche Dosis, um zu ver
hindern, daß sich Männer leichtsinniger
Weise in allzugroßes Elend stürzen.
Straßenraub. Ein gewisser Herr
Paine von Boston, wurde kürzlich in der
Stadt Washington auf öffentlicher Stra
ße von einem Räubex überfallen und um
H2,L00 beraubt. Der Thäter ist bis jetzt
unentdeckt geblieben.
Hr. Hall, ein Beamter der River-Rai-
sin Bank von Detroit, wurde am 4. Ju
ni von einem Bekannten, Namens Wells,
unter nichtigen Vorwänden noch spät in
der Nacht ins Freie verlockt u. durch zwei
Pistolenschüsse verwundet. Wells hatte
augenscheinlich die Absicht ihn zu ermor
den, Hall flüchtete sich jedoch glücklich in
das Haus eines Verwandten.
Die Namen der zu Nauvoo verhafteten
und der Ermordung der beiden Deutschen
in der Nähe von West-Point verdächtigen
Personen, sind Hodges und Brown. Sie
haben sich aufAnrathen ihreö angenomme
nen Anwalts zum Transport nach lowa
freiwillig verstanden, widrigenfalls es erst
einer Regierungsrequisition bedurft hätte.
Beide sind keine Mormonen und haben nie
mit dem Mormonismus in Verbindung
gestanden, sondern gehören der verworfe
nen Bande von Räubern, Mördern und
Falschmünzern an, die schon seit Jahren
auf den Militärtrakts von lowa ihreHer--
berge aufgeschlagen haben, und von da aus
die Nachbarschaft durch ihre Excursionen