Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, March 04, 1845, Image 1

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    iN g, Penn. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwe ll e, in der Süd Neu Strasse, Ecke der Cbcrrn Alley. Vch m' s qegeuühcr
Jahrgang K, gann 287.
/,»sks- ericheint jeden . ienstag auf einem grossen mit schonen vettern gedruckt. Der Lubscriplions-PreiS ist Ei n Thaler des Zahrs, welcher in halbjähriger Vor«
meii /inen l " ! werden Kl öl) angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen,
i» ki-si '' , , geschehen und gleichzeitig alle Rückirände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern
in hiesiger >v>rd die Z«Uung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der llnterschreiber. und'Mittheilungen müssen'p ostfrei eingesandt werden.
Zur Unterhaltung und Belehrung.
Traugott und Röschen,
Fortsetzung.
Wohl nur selten freut sich ein Jüng
ling oder ein Mädchen des Glückes, seine
erste Liebe von den Eltern, oder Denen,
die deren Stelle vertreten, gebilligt und
durch schöne Hoffnungen genährt zu sehen.
Bei Traugott und Röschen schien dieser
seltene Fall einzutreten. Sie durften ih
re Neigung nicht furchtsam vor den Au
gen der Welt verstecken, sie nicht mit dem
Dunkel des Geheimnisses umhüllen. Wie
heiter flössen ihnen die Tage der schönen
Jugendträume dahin; in welche liebliche
Zukunft blickten sie!
Aber auch ihnen sollte der Himmel der
Liebe nicht ungetrübt bleiben; sie sahen
nur jetzt die Wolken noch nicht, die dro
hend heraufzogen, und die Sonne ihres
Glücks auf lange umhüllten. Bald soll
te ein hämischer Feind zwischen die Lieben
den treten, der zwar nicht mächtig genug
war, den Bund ihrer Herzen aufzulösen,
der ihnen aber doch manche bittere Stun
de bereiten, manche Hoffnung zerstören
konnte.
Dieser Feind war Junker Ludwig.
Sein unversöhnliches rachsüchtigesGemüth
hatte die Beleidigung, die der Müllerbube
ihm einst zugefügt, nicht vergessen. Die
harte und beschämende Züchtigung, die
Traugott damals empfangen, hatte dem
jungen Edelmann noch viel zu gelinde ge
schienen, und ihn nicht zufrieden gestellt.
Er war damals schon mit dem Gedanken
umgegangen, dem Buben, der es gewagt
hatte, gegen ihn die Hand zu erheben, bei
schicklicher Gelegenheit noch einen tüchti
gen Denkzettel anzuhängen Aber er hat
te sich genöthigt gesehen, diesen Vorsatz,
wenn auch nicht aufzugeben, doch auf un
bestimmte Zeit hinauszuschieben, denn dem
Willen seints Vaters zufolge hatte er Er-,
lau verlassen müssen, um in einer berühm
ten Erziehungs-Anstalt der benachbarten
Stadt seine Bildung zu erweitern.
Seine Entfernung hatte dem wackern
Traugott manches Aergerniß und man
chen verdrießlichen Vorfall erspart.
Nach dem Tode des alten Edel Herrn
kehrte Ludwig, dem Wunsche der Mutter
gemäß, auf das Schloß zu Erlau zurück.
Er sah sich nun als einen unumschränkten
Gebieter an, der die Unterthanen der ad
lichen Güter, die ihm nach wenig Jahren
zufallen mußten, schon jetzt ganz nach sei
ner Laune und Willkühr behandeln zu kön
nen glaubte. Und es gab auch Nieman
den, der ihm diesen Glauben zu benehmen
sich bemühte; denn seine Mutter, die sonst
eine stolze und strenge Frau war. hatte
nicht den Muth, ihrem von ihr selbst ver
zärtelten Lieblinge in irgend einer Art
entgegen zu treten, sogar dann nicht, wenn
sie selbst von ihm eine Behandlung erfuhr,
durch die sich ihr Ehrgefühl verletzt füh
len mußte. In vieler Hinsicht aber bil
ligte sie das Verfahren des Sohnes, be
sonders wenn derselbe seinen Unterthanen
einen hochmüthigen und harten Gebieter
zeigte.
Einige Zeit nach seiner Zurückkunft in
das väterliche Schloß hatte Junker Lud
wig Gelegenheit, das schöne Müllermäd
chen zu sehen, dessen Anmuth ihm schon
gerühmt worden war. Er fand, daß man
ihm nicht zu viel gesagt hatte; die in ihm
schon früh erwachte Sinnlichkeit loderte
nun erst recht in wilden Flammen auf, u.
der Gedanke, daß dies liebliche Mädchen
die Geliebte eines Jünglings sei, den er
aus alter Zeit her haßte, und dem er noch
einen bösen Streich schuldig zu sein glaub
te, blies diese unlautere Flamme nur
noch Heller an.
Ludwig war um eine Gelegenheit, mit
dem Gegenstände seiner unlautern Wün
sche nähere Bekanntschaft anzuknüpfen,
nicht verlegen. Zu warten, bis der Zu
fall sie ihm darbieten werde, hatte er nicht
Lust. Er war gewohnt, sein Verlangen
schnell befriedigt zu sehen. Darum zö
gerte er nicht lange, und machte einen Be-
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.^
such in der Mühle, den er, da er sich artig
aufgenommen sah, bald wiederholte. Mei
ster Steffen und seine Frau merkten zwar
in kurzer Zeit, in welcher Absicht der Jun-
ker ihr Haus besuche, und diese Herablas-
sung des jungen Herrn war ihnen keines--
! wegeS angenehm ; sie scheuten sich indes
sen auch, ihn voreilig nnb ohne das noth
wendigste Erforderniß durch irgend ein
Verbot oder eine zurückweisende Maßre
gel zu beleidigen. Seinen Zorn fürchte
ten sie zwar nicht, denn sie waren nicht
seine unmittelbaren Untergebenen. Wenn
sie ihren Grundzins richtig zahlten und
das geschah stets so hatte die Guts Herr
schaft weiter keine Macht, ihnen zu scha
den ; kleine Ehikanen ausgenommen, die
ihr allerdings zu Gebote standen. Und
!tben diesen wollten die Steffenschen Ehe
i leute sich nicht gern ohne Noth aussetzen ;
darum duldeten sie vorerst die Besuche des
z Junkers, waren jedoch weit entfernt, ihre
.Pflegetochter wegen des spröden, oft ab
stoßenden Betragens zu tadeln, welches
diese gegen den il>r bald verhaßt geworde
nen jungen Edelmann zeigte.
Ludwig ließ sich aber dadurch nicht ab
schrecken, sondern wurde nur noch zudring
licher, und legte es geflissentlich durch sein
keckes und auffallendes Benehmen darauf
an, daß das unbescholtene, bisher von Al
len geachtete Röschen in bösen Leumund
kommen sollte. "Ist des Mädchens gu
ter Ruf nur erst dahin, dann wird sie selbst
auch nicht lange mehr rein bleiben." Dies
war der schändliche Gedanke des verdorbe
nen Jünglings.
Um Traugotts innern Frieden war es
nun geschehen. Der Stachel der Eifer
sucht verletzte des Jünglings sonst so from
mes vertrauungsvolles Herz; eine peini
gende Unruhe, die er vergebens zu verban
nen suchte, verfolgte den Armen überall
hin. Er zweifelte zwar nicht an seines
Mädchens treuer Liebe, doch er kannte des
Junkers böses Gemüth, und fürchtete daß
dieser alle Mienen springen lassen würde,
um seine schändlichen Zwecke zu erreichen.
Und leider war er oft Zeuge von Scenen,
die geeignet waren, sein bangend liebendes
Herz noch mehr in dieser Furcht zu bestär
ken. Denn auf allen Tritten und Schrit
ten schlich Ludwig dem schönen Röschen
nach, und diese hatte Mühe, den Zudring
lichen noch in den Schranken der Schick
lichkeit zu erhalten.
Acußerlich verhielt sich der friedliebende
Traugott zwar ganz ruhig, aber in seinem
Innern gährte es, wenn er die Geliebte
von dem widerlichen Gecken verfolgt sah,
und ihm sein Feind satanisch triumphiren
de Blicke zuwarf. So sehr deS sanften
Jünglings frommes Gemüth auch dawi
der kämpfte, der Haß wider den Störer
seines stillen Glücks gewann Raum in sei
ner Brust. Alles, was er in frühern Jah
ren von Ludwig hatte erdulden müssen, und
was beinahe vergessen, oder doch wenig
stens längst verziehen war, führte jetzt die
Erinnerung vor seine Seele zurück. Doch
seine Qual, wie seinen Groll verschloß er
tief in sein Inneres. Er war theils zu
gutherzig, theils zu schüchtern, um seinen
Beleidiger wieder zu beleidigen. Noch we
niger kam auch nur der leiseste Vorwurf
gegen Röschen über seine Lippen. Er
wäre freilich ungerecht gegen die Unschul
dige gewesen, hätte er sie damit quälen
wollen. Doch welcher Liebende, wenn er
durch einen kühnen, wenn auch nicht be
glückten Nebenbuhler zur Eifersucht ge
reizt wird, thut wohl bisweilen der Ge
liebten in seinem Unmuthe nicht Unrecht?
Traugott that dies nicht. Er liebte sein
Mädchen viel zu sehr als daß er eS hätte
kränken können. Und wenn nun manch
mal die Theure ihn umschlang und ihm
tröstend zurief: Gräme Dich nicht, lieber
Traugott! Du haft von dem garstigen
Junker nichts zu fürchten ; bau' auf mich,
meine treue Liebe wird niemals wanken!
da kam wieder ein stilles Entzücken über
den Jüngling, da wichen auf Augenblicke
die Plagegeister der heimlich zehrenden Ei
fersucht aus seiner Brust. Aber ach, sie
"TVillig zu lobe» und ohne Lurche zu tadeln."
Dienstag beu 4. Maer- 1845.
kehrten bald wieder dahin zurück, wenn der
Versucher wieder nahte und neue Verfüh
rungskünste aufbot. Da erwachte in des
armen Traugotls Busen der alte Schmerz,
da erschuf sich seine aufgeregte Phantasie
tausend Möglichkeiten von dem endlichen
Siege deS verhaßten Feindes, und fast bis
zum Unerträglichen stieg die Oual des Lie
bekranken.
Ein Vorfall, auf den er lange zwar mit
Sehnsucht, aber nicht mit Schadenfreude
gewartet hatte, schien endlich den vorigen
glücklichen Stand der Verhältnisse zurück
zubringen. Aber es war nur eine vorü
bergehende Täuschung, auf welche noch
trübere Tage als die vergangenen folgen
sollten.
Ludwigs Besuche und seine ungeziemen
de Dreistigkeit nahmen so überhand, daß
das Steffensche Ehepaar sich genöthigt sah,
zu der Maßregel zu schreiten, vor der es
sich bisher aus mancherlei Rücksichten ge
scheut hatte. Der Müllermeister nahm
sich daher eines Tages den Muth, dem
Junker in ziemlich graben Worten zu ver
stehen zu geben, er möge aufhören, sich um
Röschens Gunst zu bewerben, da zwischen
ihm und ihr doch weder ein rechtliches, noch
überhaupt schickliches Verhältniß bestehen
könne, indem das Mädchen für eine gnä
dige Frau zu niedrig, für die Buhlschaft
eines Junkers aber zu hoch geboren sei. -
Ludwig stutzte und biß sich vor Aerger
in die Lippen. "So darf ich mich, fragte
er beleidigt den Müller, auch wohl ferner
nicht mehr unterstehen, Euer Haus zu be
treten ?"
Das habe ich nicht gesagt, erwiederte
Meister Steffen. — Doch werden der gnä
dige Junker, wenn Sie über die Sache ru
hig nachdenken, wohl selbst einsehen, was
Sie zu thun oder zu lassen haben, um mei
nes Pflegkindes guten Ruf zu schonen.
Das war für einen ehrlichen DorfMül
ler fein genug gesagt, aber auch deutlich
genug, daß Ludwig wohl begreifen konn
te, man rechne sich in der Mühle seineße
suche eben für keine besondere Ehre an.
Er trat nun über Meister Steffens
Schwelle nicht mehr, aber den Vorsatz,
Röschen zu verführen, gab er deshalb nicht
auf; sein rachsüchtiges böses Herz trieb
ihn jetzt um so mehr zur Ausführung des
selben an. Einen großen Theil ftinerZeit
verwandte er dazu, dem Miillermädchen
aufzulauern ; aber lange war sein Bemü
hen vergebens; denn Röschen war ge
warnt worden, und hütete sich, das Haus
der Pflegeeltern ohne Begleitung zu ver
lassen ; des Abends aber ging sie gar nicht
aus.
So verhielt sie sich mehre Wochen hin
durch i endlich aber sing sie an, diese lästi-
Vorsicht weniger streng zu beobachten,
denn nur erneute Gefahr schärft des Men
schen Behutsamkeit.
Eines Tages nahm Röschen sich vor,
auf ein benachbartes Dorf zu gehen und
dort eine kranke Freundin zu besuchen.
Traugott sollte ihr am Abende ein gut
Theil des Weges entgegen kommen. Der
junge Müller, der, seitdem der Junker sei
ne Besuche eingestellt hatte, wieder heiter
und zufriedener geworden war, zeigte sich
mit Freuden bereit, den Wunsch der iLe
liebten zu erfüllen. Um in der Mühle
nichts zu versäumen, und doch auch recht
zeitig aufbrechen zu können, arbeitete er
mit doppeltem Fleiße; aber was er förder
te, das verdarb sein Kamerad, der andere
Müllergeselle, welcher, was vorher noch nie
an einem Werktage geschehen war, sich be
trunken hatte, und Alles, was er angriff,
verkehrt machte. So kam es, daß Trau
gott, wenn bei der Arbeit nichts vernach
läßiot werden sollte, gerade erst recht spät
ausgehen konnte; denn Meister Steffen
war über Land gefahren und hatte seinem
zukünftigen Schwiegersohne die Aufsicht
über die Leute vertraut.
Eö war schon ganz finster geworden,
als der Jüngling sich aufmachte, um der
Geliebten entgegen zu eilen. Munter u.
fröhlich förderte er seine Schritte; aber
er hatte noch nicht den dritten Theil deö
> Weges zurückgelegt, als sein Ohr plötzlich
einen kreischenden Hülferuf vernahm, der
aus dem nahe belegenen Tannengehölze zu
kommen schien. Er stürzte dem Orte zu,
woher der Schall kam; das Angstgeschrei
wiederholte sich und Traugott erschrak nicht
! wenig, als er die Stimme seiner Geliebten
erkannte, die einigemal deutlich seinenNa
men rief. Ein Bubenstück ahnend, lief
er, so schnell er konnte, wohin der klagen
de Ton ihn rief. Er irrte nicht; nur we
nige Schritte vorgedrungen, sah er, wie
sein Röschen verzweifelnd mit zwei Män
nern rang, die sie mit Gewalt tiefer in's
Gebüsch schleppen wollten. Die Gefahr
der Geliebten gab dem schüchternen Jüng
linge eine ihm sonst fremde Entschlossen
heit. Er sprang hinzu, und versetzte mit
seinem Stocke einem der Buben einen so
heftigen Schlag über den Kopf, daß der
Getroffene mit einem brüllenden Schrei
rücklings niedersank; sein feiger Schand
gefährte ergriff die Flucht.
Röschen erkannte sogleich ihren Retter
und siel ihm weinend um den Hals. "O
mein Traugott, rief sie, Du kamst zur
rechter Zeit, sonst hätte wohl der Schänd
liche mich überwältigt. A ber um Gottes
willen, Du hast ihn doch nicht getödtet?"
Beide beugten sich nun zu dem Gefallenen,
welcher kein 'Anderer als Ludwig war, hin
ab. Er blutete stark, und nur ein dum
pfes Aechzen zeigte an, daß er nicht todt
sei. Bestürzt blieb Traugott vor seinem
Feinde stehen. "O mein Gott! das hab'
ich nicht gewollt! rief der arme Jüngling ;
o wende Du Alles zum Besten, und laß
mich nicht zum Mörder dieses Unglückli
chen geworden sein, der zwar des Bösen
viel an mir gethan hat, an dem ich mich
aber so nicht rächen wollte."
Wir müssen ihm schleunigst Hülfe schaf
fen, damit er wieder zu sich kommt! sagte
Röschen. Bleibe Du bei ihm, Traugott;
ich laufe geschwind auf's Schloß. Ach
Gott! es wird uns wohl schlimm ergehen ;
aber wir sind ja doch so unschuldig.
Sie eilte in ängstlicher Hast davon, und
Traugott blieb mit bangem Herzen bei
dem zurück, der noch vor Kurzem der Ge
genstand seines Hasses gewesen, jetzt aber
plötzlich ein Gegenstand seines Mitleids
geworden war. Zum zweitenmal? hatte
er ihn gezüchtigt, nicht weil er selbst, son
dern weil, wie einst, eine theure Person
von dem Uevermüthigen beleidigt worden
war. Wenn damals schon die Strafe so
hart und beschimpfend aussiel, was hatte
der Thäter jetzt erst zu befürchten! Aber
er dachte weniger an sich, als an den da
hingestreckten Feind. Der Gedanke, daß
dieser vielleicht an den Folgen des erhalte
nen Schlages sterben oder ein lebenslan
ges Andenken davon tragen werde, beun
ruhigte den Jüngling weit mehr, als die
Vorstellung seines eignen Unglücks. Noch
immer stand er mit gerungenen Händen
und starr gen Himmel gerichtetem ver
zweiflungsvollen Blicke vor dem Ohnmäch
tigen, und wie freudig schrak er empor, als
Ludwig sich endlich bewegte, und die Au
gen aufschlagend mit matter Stimme die
Worte: Wo bin ich? rief.
Traugott, der mit dem Erwachen Lud-
Higs auch erst eigentlich sich wiederfand,
schöpfte eiligst aus dem in der Nähe vor
beirinnenden Bache seinen Hut voll Was
ser, bestrich damit dem Auflebenden die
Schläfe, flößte ihm dann etwas in den
Mund und erwiederte sanft:
Euch nicht, Junker. Ihr seid zwar noch
allein mit mir, der Euch geschlagen; doch
Gott ist mein Zeuge, ich habe nichts Bö
ses mehr gegen Euch im Sinne. O wen
det Euer Gesicht nicht so zornig und ver
ächtlich von mir ab; vergebt mir! Ich
habe zwar Böses an Euch gethan ; doch es
geschah nicht mit kaltem ruhigen Blute;
ich war außer mir in dem unseligen Au
genblicke, und ich bereue es bitter, und will
mich gern gerechter Strafe unterwerfen.
Möge dieser Unglückstag für Euch nur
keine schlimme Folgen haben."
! Bringe mich auf das Schloß zu meiner
l Mutter'. sagte Ludwig, indem er sich von
27.
Traugott unterstützt in die Höhe richtete.
"Bald werden, entgegnete dieser, Eure
Leute hier sein, um Euch dahin zu tragen ;
ich höre schon Geräusch und Menschen
stimmen."
Nach wenig Augenblicken kam Röschen
mit den Leuten vom Edelhofe. Sie hat»
te der Frau von Bibrach das Begebniß
dieses Abends treu und wahr, jedoch so
schonend als möglich erzählt, um das Mut
terherz nicht allzusehr zu erschrecken: des
sen ungeachtet war die Edeldame über das
was ihrem Sohne begegnet, außer sich ge
wesen und hatte dem Müllerbuben die
schwerste Rache geschworen. Auf Rös«
chens Aussage, daß Traugott noch bei dem
Junker weile, hatte sie nebst den Leuten,
die diesen holen sollten, auch den Gerichts»
frohn abgesandt, um den Sohn der Mül
ler Wittwe zu verhaften.
Welch ein Schmerz für das arme Rös
chen, die Führerin des Häufleins sein zu
müssen, das zum Verderben ihres Gelieb»
ten auszog. Mehremüle versuchte sie vor
anzueilen, in der Absicht den Unglücklichen
zu warnen und zur Flucht anzutreiben;
aber sie wurde stets zurückgehalten, und
sah sich gezwungen, mit den Uebrigen glei
chen Schritt zu gehen.
So gelangten sie zur Stelle. Ein
Trost wurde hier dem geängstigten Mäd
chen zu Theil, als es sah, daß Ludwig völ
lig wieder zu sich gekommen und folglich
ihr Traugott kein Mörder war, den nun
gesetzlich keine allzuschwere Strafe treffen
konnte. Während einige Leute aus dem
Schlosse ihren jungen Herrn aufhoben u.
sanft forttrugen, bemächtigten sich andere,
an ihrer Spitze der Gerichtsfrohn, des
Müllers, an dessen Halse das schluchzende
Roschen hing. Man mußte sie gewalt
sam von ihm losreißen.
(Fortsetzung folgt.)
Eine E r d - L a w i ne. An den
Ufern des Hudsons schlüpfte am 3. Febr.
ein Hügel von 5V Fuß Höhe und 6 bis 7
Acker messend in das Thal und schob sich
eine Strecke von 200 Uard dem Flusse zu.
Glücklicherweise standen keine Gebäude in
Wege. Buf. Weltb.
Traurig.— Am Freitage den 7ten
Febr. wurde Hr. Johann Ernst, Mei«
le von Lockport, N. 81.' durch einen Baum
erschlagen, der sich beim UmHacken auf ei«
nem andern gelagert hatte, während er den
letzter» um hauen wollte. Der Demokrat
sagt, er sei ein angeschener und thätiger
Bürger gewesen, der eine Frau und neun
Kinder Hinterlist, sein unglückliches Ende
zu betrauern. ib.
HP—
Erfroren. Ein Mann NamenS
Lathrop, von Aurora. (Allegheny Co., N.
V ) ging am Mittwoch den ö. Febr. wäh«
rend dem Schneesturm, von obigem Städt
chen in btrunkenem Zustande nach Hause.
Den Nächsten Tag fand man ihn in einer
Schneetrift beinahe leblos. Man nahm
ihn nach Haus, wo er alsbald seinen Geist
aufgab. Sein Haus war nur eine kurze
Strecke von dem Städtchen entfernt, hb.
M örder.— In A l ba n y (N. U.)
schoß ein Neger Namens Samuel Goff ei«
nen andern Neger, Namens Robert Mor»
gan, mit dem er schon einige Zeit einen
Disput hatte, mit einer Pistole eine Ku
gel durch den Kopf. Er traf neben dem
Ohr und die Kugel glitt abwärts, so daß
die Aerzte für das Aufkommen Morgans
Hoffnung haben. Man nahm Goff fest,
und fand noch eine geladene Doppel «-Pi«
stole und ein Bowie Messer bei ihm- Er
erklärte, daß er es absichtlich gethan und
die Folgen der That vor Augen hatte, (ib.
Der Sturm in den ersten Tagen deöFe
bruars war in Neu York so bedeutend, daß
der Wind eine Reihe von 22 backsteiner«
nen Häusern die nicht unter Dach waren,
größtentheils zusammenwarf. Was wer
ben erst die Schiffe der Küste entlang ge«
litten haben? ib.