Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, January 21, 1845, Image 1

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    Wer Alierale Äeobacliter
Und Berks, Momgomery und SchmMll Caunties allgemeiner Anzeiger.^
ZKe «IAINg, Denn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwell e, in der Sud 6ren Strasse, Ecke der Sherry Alley. Bchm' s Wir gegenüber.
6, ganrö 281.
Btd ingun g t n. Der Mvernle Müimcitter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subfcriptions-Prcis ist Ei n Thaler des Jahrs, »reicherin halbjährige? Vor
ausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden Ht sl> angerechnet. Für kürzere Zeit als V Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen,
wen sie einen Monat vor Ablauf des Subscriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern
in hiesiger Stadt wird die Zeitung porrofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kossen der Unterschreibet-. und Mittheilungen müssen p ost 112 r e i eingesandt werden.
Wttsqewaehtle Michlerslelle.
Wedeniliebkeiten
Grad' aus dem Wirthshaus
Komm' ich heraus;
Strasse, wie wunderlich
Siehst du mir ans;
Rechter Hand, linker Hand,
Beides vertauscht, —
Strasse, ich merke wohl.
Du bist berauscht.
Was für ein sebief Gesicht,
Mond, machst denn Du?
Ein Anqe hat er auf,
Eins hat er zu;
Du wirst betrunken sein,
Das seh' ich hell,
Schäme dich, schäme dich,
Alter Gefell,
Und die taternen erst,
Was muss ich sehn?
Die könne» alle nicht
Grade mehr stehn.
Wackeln und fackeln, die
Kreuz und die Oueer,
Scheine» betrunken mir,
Alle sammt schwer.
Alles im Sturme rings.
Großes und Klein.
Waq' ich darunler mich,
Nüchtern allein?
Das scheint bedenklich,
Ei» Waqestnck—
Da geh ich lieber ins
Wirthshaus zurück.
Zur Unm ballung und Belebn,»g.
Der M6dches:rmzb.
Schills; z
Es war eine freundliche Herbstnacht. —
Der Mond blickte schweigend durch die
Bäume. Diese Nacht hatte sich Blacke
zur Ausführung seines Planes ausersehen,
denn der alte Bergfels war verreist und
konnte eist am nächsten Tage zurück keh
ren. Blackes Spießgesellen waren bereit
ihm das Bubenstück vollführen zu helfen.
Auf der Ansiedlung lag alles in tiefem
Schlafe. Auch in Herrn Bergfels Hau
se schlief alles, denn die guten Leute kann?
ten keine Furcht, da sie von den entfernt
wohnenden Indianern nichts zu befürch
ten hatten und da man noch nie einen nächt
lichen Ueberfall oder eine Plünderung in
der Ansiedlung erlebt hatte. Auf ihrem
Schlafzimmer ruhten Theodore, ihre Mut
ter und ihr kleiner Bruder im sanften
Schlummer, ohne auch nur von der ihnen
drohenden Gefahr etwas zu ahnen. Die
Gelegenheit war trefflich für die Uebel
thäter; alles, was ihnen im Wege stand,
war ein großer Hofhund und der war leicht
mit einem geschickten Dolchstiche zum
Schweigen gebracht.
„Zwei folgen mir, die übrigen halten
hier unten Wache, und schließen Jeden nie
der, der sich blicken läßt!" sprach jetzt ei
ne rauhe Stimme in unterdrücktem Tone.
Es war Blacke. der alles selbst anordnete.
Mit Leichtigkeit hatten die drei das Fen
ster erreicht, eine Scheibe zerbrochen, und
sich den Weg in Kammer gebahnt.—Der
Mond schien hell genug, um die Gegen
stände im Zimmer von einander zu unter'
scheiden. Blacke stand vor dem Bette
Theodorens. Da lag sie, die holde Jung
frau, in sanftem Schlummer, nichts ah
nend von der Gefahr! Blacke betrachtete
sie lange in tiefem Schweigen versunken.
Vor dem Bette der Mutter und des klei
nen Heinrich hielten die beiden Kamera
den Blackes Wache, um bei dem gering
sten Geräusch ihnen den Mund zu stopfen.
Blacke stand noch immer unentschlossen
da. Endlich rief einer der Spießgesellen :
„Schnell, wir haben keine Zeit zu verlie
ren."
Dies hatte den erwünschten Erfolg.—
Rasch griff Blacke nach den bereit gehal
tenen Tuch, stopfte Theodore den Mund,
um sie vom Schreien abzuhalten, wickelte
sie in das Betttuch, und ehe sie sich besin
ncn konnte, war sie schon aus dem FeN'
ster gehoben und dort von den Spießge
sellen in Empfang genommen. Blacke
sprang ihr nach, hob sie auf sein Pferd u
rasch trabte der Räriberzug dem Flusse zu.
Wer kann sich den Schrecken denken, der
sich der Familie bemächtigte, als die gelieb
te Theodore am nächsten Morgen nirgends
zu finden war. Wo konnte sie sein ? Was
hätte sie bewegen können, das elterliche
Haus so heimlich zu verlassen? und daß
sie es verlassen haben mußte, davon zeug
te das aufgehobene Fenster. Oder sollte
vielleicht das geliebte Mädchen auf ge
walcsame Weise entführt worden siin?
Doch wer sollte der Schurke sein, der ein
solches Bubenstück an dem harmlosen
Mädchen verüben könnle?
In solchen Vermuthungen verloren sich
die guten Leute, die sich um die untröstii
che Mutter gesammelt hatten. Keiner
wußte sich das traurige Räthsel zu lösen.
Bald war die Kunde in der ganzen Ansie
delung verbreitet und Alle strömten her»
bei, um ihre Theilnahme an dem Schick
sale der allverehrren Jungfrau zu bezeu
gen. Bei dem Gedanken, daß irgend ein
Schurke das Mädchen entführt habe,
wallte das Blut der kräftigen Männer u.
Burschen, und es wäre für den Uebelthä»
ter n.chr rathsam gewesen, sich ihrem ge
rechten Zorne Preis zu geben. Noch pflo
gen sie Rath, was in dieser Sache zu thun
sei, als der alle Bergfels im schnellen Tra
be herangeritktn kam. Er halte die trau
rige Krmde bereits vernommen, war tief
gebeugt über den Verlust seines Kindes,
wußte sich aber doch zu fassen, und sann
auf Mittel, um dem Räthsel auf die Spur
zu kommen. Es war ihm klar, daß ir
gend ein böswilliger Mensch seine geliebte
Tochter entführt habe ; wer dieser Schur
ke sein konnte, oaS blieb ihm ein Räthsel,
und es schien ihm am schicklichsten, schnell
Boten nach allen Richtungen auszrisen
den, den Flüchtigen auf die Spur zu kom
men. Er musterte die Umstehenden ; sei
ne braven Nachbaren waren alle bereit,
feinen Winken zu folgen. Nur einer fehl
te—eS war Wilhelm, der Gespiele Theo
dorens. Daß gerade Er bei dieser Gele
genheit fehlen sollte, daS war um so auf
fallender. Doch konnle Niemand den Ge
danken Raum gebe», daß er Mitwisser des
Verbrechens sein könne, und man kam da
rin überein, daß er noch spät Abends auf
die Jagd gegangen sein müsse, und wie
dies oft der Fall war. sich auf seinem
Slreifzuge nach der nächsten Ansiedelung
verirrt habe. Herr Bergfels theilte die
guten Nachbarn rn kleine Haufen, und je
der einzelne Haufen nahm eine verschiede
ne Richtung.
Wilhelm war allerdings auf die Jagd
gegangen, und begegnete am Flusse den
Fliehenden. Glücklicherweise wurde er von
ihnen nicht bemerkt. Er trat hinter
nen Baum und ließ sie vorüber ziehen ;
ein unbeschreibliches Gefühl sagte ihn;,
daß hier nichts Gutes im Werk sei, und
schnell war sein Entschluß gefaßt, dein Zu
ge in einiger Entfernung zu folgen. Er
konnte dieS um so leichter thun, da die
Flüchtigen sich sicher glaubten, und ihre
ermüdeten Pferde nicht allzu rasch mehr
fort wollten. Der Mond schien hell ge
nug, um ihn ein wcibliches Wesen in der
Gruppe erkennen zu lassen, daS von den
zwei starken Armen eines der Reiter fest
gehalten wurde. Daß dieses weibliche
Wesen seine Theodore sei, daß fiel ihm
nicht im Traume bei.—Was konnte die
ser abentheuerliche Zug bedeuten? das
mußte er wissen. Ein seltsames Gefühl
trieb ihn den Zuge zu folgen.
Und er folgte. Schweigend zogen die
Männer vorwärts, wenigstens hörte er
sie nicht reden, nur ein derber Fluch un
terbrach zuweilen die nächtliche Stille, den
die Reiter abwechselnd ausstießen, wenn
eins der Pferde über einen vorstehenden
Baumstamm stolperte. Der Weg, den
sie eingeschlagen, war Wilhelm gänzlich
zu lobe» und ohne Furcht zu tadeln."
Dienstag öen 2,. Mmiar 1845.
u nb.'kaimt.
9!ach einem Ritte Vau einigen Stunden
machte der Zuq plötzlich an einer schlecht
aussehenden Hülte Halt. Einer der Nei
ter stieg ad und pochte laut an der Thür.
"He da! alte Hexe!" rief er, "mach
auf, wir haben das Täubchen gefangen."
"Gleich, gleich." rief eine heisere Slim
me von innen, und die Thür der Hütte
wurde langsam geöffnet.
Jetzt stieg der Reiter ad, in dessen Ar
men Wilhelm das weibliche Wesen erblickt
haben wollte. Jetzt hob er sie vom Pfer
de und trug sie in die Hütte; das konnte
Wilhelm deutlich von seinem Verstecke
aus wahrnehmen, auch vermeinte er einen
Schrei zu hören, der aber durch die lauten
Stimmen der übrigen Reiter unterdrückt
wurde.
Der Rest deö ZugeS blieb draußen, bis
die 'Alte einen Ärug herbei gebracht halte,
der im Kreise herum gereicht wurde. "Gu
le Nacht, Alte," rief einer der Reiter,
"der Tag graut, wir müssen eilen; wir
lassen dir die Dirne und ihren Liebsten da-,
hab Acht, Alte» daß du sie gut verwahrst
den Tag über. Um Mitternacht kehren
wir zurück und wollen sie dann schon wo
hin führen, wo kein Hahn mehr nach ihr
krähen soll." Die Alte antwortete mit
einem grinsenden Lächeln und die Reiter
trabten eilend davon.
Jetzt war es bei Wilhelm zur Gewiß
heit geworden, daß hier ein Bubenstück
ausgeführt werden sollte, und er faßte
schnell den Entschluß, dass.ibe wenn mög
lich zu vereiteln. Nasch untersuchte er das
Schloss seiner Büchse und trat an das Loch,
daS der Hütte statt eines Fensters diente.
Er sah nur die häßliche Alte, allein das
Gespräch, da 6 er deutlich hören konnte,
bestärkte seinen wohlgegründeten Vcr
dacht.
"Sag', Alte, (rief der Reiter im wil
dem Tone,) ist das Täubchen nicht hübsch
und da 6 Abentheuer w«,nh? Heda, klei
ne Hexe waS sträubst du dich noch, hat
dir der Nachtrill den Schnupfen zugezo
gen?"
"Sie liegt in einer Ohnmacht," fiel die
Alte ein.
"Will' 6 ihr schon vertreiben," antwor
tete der Rauber hohnisch, "komm, kleine
Widerspenstige, gib mir den Brautkuß—"
Diese Rede wurde durch einen lauten
Schrei unterbrochen, dem die Worte:
"Nimmer, nimmer Unmensch!" folgten.
Wie ein Donnerschlag fielen diese Worte
an Wilhelms Ohr. Er täuschte sich nicht:
es war die Stimme Theodorens !—setzt
konnte er sich nicht länger halten. Mit
einem heftigen Kolbenstoße öffnete er die
Thür und stand im Nu in der Stube.
Da stand der verhaßte Blacke vor dem
schwachen, weinenden Mädchen und
suchte sie mit Gewalt an seine Lippen zu
ziehen.
"Halt, Schurke!" donnerte Wilhelm,
"oder diese Kugel macht deinem verruchten
Dasein ein Ende.
"Barmherziger Gott!" kreischte die
Alte.
"Wer wagt eS hier, zu stören?'' rief
Blacke, indem er drohend ein langes Mes
ser gegen Wilhelm schwang.
Schießen konnte Wilhelm nicht, ohne
das Leben Theodorens zu gefährden, das
begrieff er. Schnell wie der Gedanke
sprang er auf seinen Gegner zu und ent
riß ihm das Messer. Beide rangen mit
einander wie Verzweifelte; aber nach kur«
zem Kampfe blieb der kräftige u. Gewand
le Wilhelm Sieger über den entnervten
Blacke. Das Gewehr hatte sich bei dem
Kampfe entladen. Die Alte war vom
Stuhle gestürzt. Wilhelm zwang sie
Stricke herbei zu bringen, womit er Blak
ke an einen Pfeiler kuebclte. Theodore
hatte ihren Retter erkannt und eilte mit
dem Freudenruf: "Mein Wilhelm!" in
seine Arme, während sich die Alte zitternd
im Winkel verkroch.
Der Tag war angebrochen u.die freund
liche Morgensonne lagerte sich über die
schweigsame, unheimliche Gegend. Noch
sann Wilhelm auf Mittel, um Theodore
sicher nach der Ansiedelung zu bringen.—
Sie war von dem nächtlichen Ritte zu
sehr angegriffen, um den weiten Weg zu
Fuße machen zu können; auch mußte er
befürchten, daß die Spielgefährten Blak
kes ihm unterwegeS begegnen würden. Da
horte er auf einmal Stimmen und Pfer
degetrappel in der Feine. "Großer Gott,
BlackeS Äammeraden kehren zurück!" rief
das geängstigte Mädchen, uud schmiegte
sich zitternd an ihren Retter.
Dieses Mal war die Furcht grundlos.
Es waren nicht Blackes SpiesgefähNen,
sondern eS war einer der Haufen, die von
der Ansiedlung ausgegangen waren, un
Theodoren aufzusuchen ; der alle Bergfels
selbst war an der Spitze dieses HaufenS.
Der Knall des Schusses, der sich bei sei
nem Kampfe mit Blake anS Wilhelms
Lüchse entladen hatte, war zu ihren Oh
ren gedrungen, und sie waren dem Schal
le gefolgt und näherten sich nun der arm»
seligen Hütte.
Der Leser kann sich die Freude des Wie
derfindens b/sser denken, als wir sie be
schreiben können. Gerührt dankten Alle
dem hochherzigen Wilhelm, der durch sei
ne Umsicht und Kühnheit das geliebte
Mädchen aus den Händen ihres Verfolg
gerS gerrettet halte.
U.berßlacke und die Alte wurde sogleich
ein sogennantes Verhör gehalten. Sie
flehten umGnade und die Alte gestand, daß
Blacke Mitglied einer weitverzweigten
Gaunerbande sei. die sich nächtlich mit
Falschmünzen. Berauben von Reisenden
und sonstigen Gaunerstreichen beschäftige,
und daS ihre Hülte den Gaunern als eine
Raubherberge gedient habe.—Leicht wur
de es den Ansiedlern, die meisten Glieder
dieser Gaunerbande und die
Bewohner der ganzen Umgegend ström
len herbei, um ein schreckliches "Lynch-
Gericht'' über dieselben zu halten. Die
Entrüstung der Ansiedelet' war so groß,
daß sie beschlossen die ganze Bande an
Bäume aufzuknüpfen. Die Ausführung
dieser summarische» Strafe wurde jedoch
durch die Fürsprache des Herrn Berdels
verhindert, und die Gauner den gesetzlichen
Gerichten übergeben. Sie entgingen ih
rer gerechten Strafe nicht. Die Hülle
der Allen wurde von den erbitterten An
siedlern der Erde gleich gemacht. Sechs
Monate später führte Wilhelm seine ge
l liebte Braut zum Altare, und wenn je
ein glückliches Ehepaar lebte, so war es
Wilhelm und Theodore.
Der gure Cohn.
Der Herr vou R hatte sich, als
Preußischer Werbofsi;ier, eine Zeitlang zu
Ulm in Schwaben aufgehalten. Er soll
te jetzt wieder zurück zu seinem Regimen
te gehen.
Am Abend vor seiner Abreise meldete
sich noch bei ihm ein junger Mensch, und
verlangte angeworben zu weroen. Er
harte ganz die Miene eines guten wohl
erzogenen Jünglins ; aber er zitterte, in
dem er vor den Offizier trat, an allen
Gliedern.
Der Offizier schrieb dieses einer jugend
lichen Furchtsamkeit zu ; und fragte, was
er besorge ?
„Daß Sie mich abweisen," war seine
Antwort; und indem er dieses sagte, roll
te ihm eine Thräne über die Wangen.
Nicht doch ! sagte der Offizier; Sie
sind mir vielmehr außerordentlich willkom
men. Wie könnten Sie so etwaS befürch
ten ?
„Weil Ihnen das Handgeld, welches
ich fordern muß, vermuthlich zu hoch vor
kommen wird."
Und wie viel verlangen Sie denn?
fragte der Offizier.
Keine niedrige Habsucht, antwortete
2l.
der junge Mensch, sondern ein dringendes
Bedüifniß zwingt mich, hundert Gulden
zu fordern; und ich bin der unglücklichste
Mensch auf der Welt, wenn Sie sich wei
gern mir so viel zu geben.
Hundert Gulden, antwortete der Offi
zier, sind freilich viel aber Sie gefallen
mir; ich glaube, daß Sie ihre Pflicht thun
werden, und will nicht mit Ihnen handeln.
Hier sind sie! — Morgen reisen wir von
dannen. Und so zahlte er ihm die hun
dert Gulden aus.
Der junge Mensch war entzückt.
Er bat darauf den Offizier, daß es ihm
erlaubt sein möchte, nach Haufe zu gehen,
um erst noch eine gewisse heilige Pflicht
zu ei füllen, und versprach in einer Stun
de wieder da zu sein. Dieser traute sei
nem ehrlichen Gesichte, und ließ ihn gehen.
Aber weil er in seinem ganzen Betra
gen etwas außerordentliches und geheim«
uißvolles bemerkt zu haben glaubte ; so
trieb ihn seine Neugierde an, ihm von
fern zu folgen.
Und da sah er ihn spornstreichs nach
dem Stadtgefängnisse laufen, wo er an
pochte uud hineingelassen wurde.
Der Offizier verdoppelte seine Schrit
te und hörte, da er an die Thür des Ge
fängnisses kam, den jnngen Menschen mit
dem Kerkermeister reden.
„Hier ist, horte er ihn sagen, das Geld,
um desseiilwiUen mein Vater gefangen
fitzt! Ich lege es bei ihm nieder, und nun
führe er mich geschwind zu ihm, um ihn
aus seinen Banden zu befreien." Der
Kerkermeister that, waS er verlangte.
Der Offizier blieb noch ein wenig steh
hen, um ihm Zeit zu lassen, vor seinem
Vater allein zu erscheinen ; dan folgte er
ihm nach.
Welch ein Anblick! Er sieht den jun
gen Menschen in den Armen seines Va
ters eines ehrwürdigen Greises, der ihn
fest an sein Herz gedrückt hält, und ihm
mit heißen Thränen benetzt, ohne ein
Wort zu reden. Es vergingen einige Mi
nuten, ehe der Offizier von ihnen bemerkt
wurde.
Ge.ührt ging dieser endlich auf sie zu,
und sagte zu dem Alten, beruhigen Sie
sich, ich will Sie eines so braven Sohnes
nicht berauben. Lassen Sie mich Theil
uehmen an dem Verdienste seiner Hand
lung. Er ist frei; und es reuet mich die
Summe nicht, wovon er einen so edelmü
thigen Gebrauch gemacht hat.
Vater und Sohn fielen ihm zu Füßen ;
der letzte weigerte sich anfangs, die ihm
angebotene Freiheit auzunehmen. Er bat
den Offizier, ihn mitzunehmen ; fein Ba
rer, sagte er, bedüi fe seiner nun nicht mehr,
und er möchte einem so gutherzigen Her
ren nicht gern beschwerlich gefallen sein.
Aber der großmüthige Offizier bestand
darauf, daß er bleiben sollte: führte bei
de an seiner Hand aus dem Kerker, und
nahm bei seiner Arbreise das frohe Be
wußtsein mit, zwei Unglückliche, die es zu
sein so wenig verdienten, glücklich gemacht
zu haben. Freimüthige.
Schändlich.-Der „Mobile He
rald" meldet, daß Eapt. Jonathan Wal
ker, der kurzlich mehrere Sclaven von
Pensacola entführte und auf der Fahrt
nach Nassau eingeholt wurde, vor Gericht
schuldig befunden und bestraft worden
ist. Sein Urtheil lautete: Kl5O Geld
strafe zu zahlen, eine Stunde am Pran
ger zu stehen, 15 Tage eingesperrt zu wer
den und auf die rechte Hand die Buch
staben S. S. eingebrannt zu erhalten.
Dies alles ist, mit Ausnahme der Ein
sperung, vollzogen worden. Außer die
ser barbarischen Bestrafung erlaubte man
einem Pöbel Haufen, den Verurtheilten
mit faulen Eiern zu werfen, als er am
Pranger stand. Eapt. Walker comman
dirte ein Bestoi'.er Fahrzeug.
Jedenfalls hatte er eine sträfliche Hand
lung begangen und wegen seines blinden
Abolitionseifers Strafe verdient; über
eine brutalere und infameres Vollziehu«g