Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, December 10, 1844, Image 1

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    MeaViNg, Venn. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Puwell e, in der Süd Kren Strasse, Ecke der Cberrn AUey. Bch m' 6 qeqcuub^
Jahrgang 6, ganae 275.
Btdi ngunge n. Der Albcr«lle zzeobkltiuer erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogcn mit schönen Lettern gedruckt. Der SubscriptionS-PreiS ist Ein Thaler des Zahrö, welcher in halbjähriger Vor
ausbezahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden Kl st) angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen,
wett sie einen Monat vor Aviaus des Subseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern
,n hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. bÄ"Briefe und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden.
Zur und Belehrung.
Jerry S. Eowden Dieses
Individuum ist im Verdachte falsche No
len zu dem Betrage von Dollars
verfertigt zu haben. In St. LoniS ver
baftet, wurde er wieder auf freien Fuß
gesetzt, weil die bei ihm gefundenen Noten
noch nicht ausgefüllt waren, und deSwe
gen das Verbrechen noch nicht völlig be
gangen war. Seine Freilassung benutzte
cr augenblicklich dazu, wie wohl leicht vor
auszusehen war, um die Noten gehörig
zu vervollständigen und begab sich auf
Reisen. Man hakte ihn aber in 6 Gebeini
itt St. Louis beobachtet, und wenige Mei
len von St. Louis auf der JllionoiS Sei
te wurde er von neuem sammt zwei An
dern, Namens Ealdwell und Dorsey, ver
haftet und vor einen Friedensrichter ge
bracht. Ealdwell bewies, daß er ein Mit
glied der geheimen Polizei von St. Louis
sei, der sich in daS Vertrauen der beiden
andern eingeschlichen, u>n ihl-e Geheimnis
se zu entdecken, und daß er nur einen Spitz
buben spielte. Er wurde freigegeben,
Dorsey und Eowden dagegen nach Belle
ville zur weiteren Untersuchung geschickt.
Dorsey klagte, schon an den ersten Hau
fern von Belleville angekommen, über zu
festes Binden. Der gutmüthige Eon
ftabel. der ihn begleitete, knüpfte den
Strick, der Dorsey's Aäne fesselte, auf.
Als Erkenntlichkeit für diesen Liebesdienst
dankte Dorsey vielmals gab seinem Pfeid
die Peitsche, und ehe der Eonstabel sei
nen freundschaftlichen Dank gehörig er
wiedert, war Dorsey auf und davon, und
man soll ihn noch zu sehen haben. Die
ser Dorsey hatte den Tag vorher allein
über 60 Thlr. in falschen Noten auSgege
den gehabt.
Eowden, der viel zu sehr Gentleman
war, um sich auf eine so auffallende und
unzarte Weise seinen Wächtern zu entzie
hen, schlug ruhig seinen Wohnsitz im Ge
fängniß auf. ließ seinen Advokaten von
St. LouiS kommen, der auch sogleich be
wirkte, daß Eowden vor Richter ShieldS
nach EdwardSville in's Verhör kam.
Wegen mangelhafter Form des Verhaft
befehles u. s. w. drang Eowden auf seine
Freilassung, der Richter aber hielt sich an
die Sache und ließ Eowden wieder nach
Belleville bringen, indem der Staatsan
walt benachrichtigt wurde, sich in St. Lou
is gehörig zu informiren, und die Zeugen
nach Illinois zu schicken, so daß man die
Boruntersuchung nicht im Dunkeln zu
machen habe. Auf Mittwoch den 13ten
dieses wurde die Untersuchung, die intres
sant zu werden versprach, festgesetzt.
Eowden, der indessen Langeweile im
Gefängniß hatte, auch in Hrn ShieldS
den rücksichtsvollen Mann nicht fand, den
er erwartete, beschloß den unangenehmen
Aufenthalt zu Bellville mit einem bessern
zu verrauschen. Um den
ter nicht zu incommodiren. wartete er bis
dieser am letzten Dienstag ruhig mit sei
ncr Familie beim Abendessen saß. Wäh
rend die Teller rappelten und die Gläser
klirrten, feilte Eowden ein Eisen durch,
welches das Gitter in der Oeffnung ver
sicherte, durch welche man daS Essen reicht,
und zwängte sich durch die enge Oeffnung
durch. Ohne Geräusch begab er sich die
Treppe hinab, und da er durchaus bei'm
Essen nicht stören wollte, so sagte er nicht
einmal Adieu. Als man nach dem Abend
essen die äußere Thür schließen wollte,
die vom Gefängniß auf den Gang führt,
fand man. daß Jerry S. Eowden sich ent'
fernt hatte, zwar ohne Abschied, doch mit
Zurücklassung eines Briefes an den An
walt des Bezirks. Hrn. Unterwood, wo«
rin er sich vielmals empfahl und denselben
seiner unbegrenzten Hochachtung versicher
t,. — Illinois Beob.
Beacktungswerthe .A n sich
ten .»-Der "deutsche Republikaner" von
Cincinnati bringt uns in seiner letzten
Der Liberale Beobachter
Und Berks/ Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.
Nummer einige gute Ansichten über den
auch dort aufgetauchten Narimsmus. wel
che der Beachtung unserer Leser nicht un
würdig sein mochten. Balt. Eorr.
„Kein redlicher Bürger dieses Landes
wird sich weigern, irgend ein Gesetz zu un
terstiitzen. welches die Unverletzbarkeit und
Heiligkeit deS Stimmrechts sichert. Kei
i ner wird sich weigern zur Abschaffung be
. stehenoer Mlßbräuche beizutragen. Liebe
zur Freiheit ist die beste Gabe des Him
l melS. Sie ist das angeborne Etbtheil
I eines Jeden. Die Freiheit zu erkennen
und zu lieben bedarf keiner jahrelangen
Was einer in fünf Jahren
i nicht begreift, das wird er nimmer verste
hen. Darum würden wir uns dein Na«
! tivismus widersetzen und mit allen uns zu
stehenden Mitteln bekämpfen.
> wenn die Verlängerung der Zeit auf 21
! Jahre der einzige Punkt wäre, um den es
! sich hand.lte und wofür die Natives käm
. pfen. Würden die Natives. im Fall sie
ihre Grundsätze zum Gesetz des Landes
machen konnten, nickt gerade das bezwek
ken unv hervorbringen, waS sie zu verhin
dern wünschen? Würden in 21 Jahren
sich nicht eine Masse von Ausländern hier
angehäuft haben, die nur Bitterkeit und
Widerwillen gegen die Bewohner eineS
LandeS füblen könnten, welches ihnen so
harte ungerechte Bedingungen auferlegte?
So wie wir glauben, daß es zum Besten
eines jeden Einzelnen gereicht, so bald wie
möglich Amerikaner zu werden, so muß es
auch im Interesse der Massen liegen.
DeS Interesse ist jedoch durchaus gegen
seilig. Ein fremdes Element kann unsern
Institutionen nur schaden und sie gefähr
den. während selbst Mißbräuche nur vor
übergehenden und geringen Nachtheil mit
sich fuhren.--Jemehr wir mit der Ten
denz und dem Treiben des NativismuS
bekannt werden, um so inniger ist unsere
Ueberzeugung daß nur Schaden und Nach
theil für die ganze Nation daraus enc
wachsen können."
Schauderhaftes Unglück.
Ein schreckliches Unglück trug sich vor
einigen Tagrn zu Frederick Eity (Md.) zu.
bei einer Feier von der Erwählung des
Polk TicketS. Eine alte eiserne Kanone,
welche mir neun Pfund Pulver geladen
und mit Lehm gepfropft worden war. zer
barst beimLoSbrennen und eins der Stücke,
welches bei drei hundert Pfund wog. traf
Hrn. Uplon Duvall auf die Brust und
todtere ihn auf der Stelle. Sein Körper
(sagt der Examiner) wurde zehn Fuß in
die Höhe geworfen und siel eine Entfer
nung von sieben und zwanzig Schritten
von der Kanone ab. auf die Erde nieder.
DaS Stück, durch welches er getodtet wur
de, ungeachtet es ein Gewicht von drei
hundert Pfund hatte, wurde eine Strecke
von sechs und neunzig Schritten gewor
fen und nahm mit sich zu der nämlichen
Stelle, eins seiner Beine, welches eS vom
Körper getrennt hatte. Em anderes
Stück der Kanone fiel in einer südl'chen
Richtung und war beinahe einen Fuß tief
uuter der Oberfläche der harten Erde be
graben. En, sehr großes Stück wurde in
der nämlichen Richtung noch etwas weiter
geworfen. Der Hintere Theil der Kanv
ne. eine Eisenmasse von solchen« Gewicht,
daß ein Mann kaum vermögend war sie
umzudrehen, wurde ein hunderr und vicr
und dreisig Schrille von der Stelle zurück
getrieben» wo die Kanone abgefeuert wur
de. Volksfreund.
Gefahr und Rettung.—
Vor einigen Tagen wollt? in der Point
ein Herr vom Jackson's Wharf zu einem
Wharf auf der andern Seite gehen, uud
passirte längs einer Planke auf einem sehr
schmalen Wege. An seiner Hand führte
er einen kleinen Knaben, welcher einen
Korb am Arme trug. —Plötzlich blieb der
Korb an irgend einem Splitter oder Na
gel hängen, wodurch Mann und Kind das
zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Aienslaz öeu 10. HocenM- 1844.
Gleichgewicht verloren und in das Wasser
stürzten. Im Schrecken dieses unver
mutheten Hinabstürzens ließ der Herr die
Hand des Kindes fahren und beide waren
in Gefahr zu ertrinken. Ohne Zögerung
sprang ein Farbiger von der Schiffswherft
in daS Wasser und ei haschte die Hand des
untersinkenden Kindes, aber er vermochte
nicht irgendwo zu fußen und das Kind
auf's Trockene zu bringen. Glücklicher
weise gewahrte der Steuermann von
"HelleSpont-" welcher in der Nähe vor
Anker lag, in diesem Augenblicke die ge
fahrliche Situation des NegerS und des
Kindes; er sprang über Bord, den Neger
in seinem menschenfreundlichen Werke u:>.
terstützend, wo es ihnen denn auch glücklich
gelang das Kind auf das steile Ufer zu
b:ingen. Während dein die Rettung des
Kindes bewerkstelligt wurde, kämpfte der
mit dem Knaben zugleich hinab gestürzte
Mann gegen daS feindliche Element und
bekam einen schwimmenden Balken zu fas
sen ; da aber dieser unter seinen Händen
sich fortwährend rollte und sein Gesicht
wie seine Hände von den Musch.ln, wel
che sich am Balken festgesetzt hatten, und
denselben bedeckten, stark verletzt wurden,
wäre er ohne Zweifel ertrunken, wenn
nicht ein junger Mann, Steuermann ei
nes in demselben Wharf liegenden Schoo
ners zu Hülfe geeilt wäre, und ihn dem
Ufer nahe gebracht hätte. Das Kind hat
te bereits seine Besinnung verloren, wnr
de aber durch augenblicklich augewandte
Mittel bald wieder in's Leben zurück ge
bracht. Baltimore
Eleph a n t e n Mor d. Einem
kürzlich in Genf seinem Führer, entron
nenen Elephanten, welchen man in einem
Bollwerke gefangen nahm gab man Arse
nik und 10 Tropfen von jenem starken
Gift, wovon t, ein Pferd todten können.
Das Thier aber gab es immer wieder von
sich. Einen MunirionSwagen schleuderte
der Elephant fünfzehn Fuß in die Höhe,
so daß er in Stücke zerbrach Hierauf brach
man ein Loch in die Mauer und stellte vor
dasselbe eine Kanone. Die Neugierde, zu
sehen was vorgehe trieb den Elephanten
herbei, und sogleich siel er vom Schusse
nieder. Man vertheilte das Fleisch, wel
ches theils gekocht, theils eingemacht wur
de. Man zog es dem Rindfleische vor.
Die Haut wog sechszehnhundert Pfund,
das ganze Thier vierzig Eentner-
Lancaster den 3ten December IBlt.
Ueberführung von Diebe n.
Bei der Eonrt der vierteljährigen Sit
zungen von diesem Eaunty. welche ihren
Anfang nahm am lSten vorigen Monats,
wurden John Jones und Robert Eooper
auf die Anklage verhört, den Stohr des
Herrn Freeland an der Gäp, in der Nacht
vom ILcen vougen August erbrochen und
beraubt zu haben. Der erstere erkannte
sich für schuldig an und wurde zu einer
Gefangenschaft von fünf Jahren in'S
Zuchthaus verurtheilt- Eooper hingegen
verlangte ein Verhör, wurde schuldig be
fünde!» und ebenfalls zu fünfjähriger Ge
fangenschaft im Zuchthause vermtheilt.
Beide sollen alle Verbrecher sein. Joncs,
oder Dr. Jones, wie er sich nennt, ist ein
Kerl von sehr gutem Anstände, trägt eine
goldene Brille und soll mit einer sehr res
pektabeln Familie in Ehester Eaunty ver
wandt sein. Er gieng bei einem gewissen
Klase oder Ease in die Kost, nach dessen
Hause er seinen Theil von dem Raub nach
Begehung des Diebstahls brachte. Durch
sein einehmendes Aeussere gelang es ihm
die Gunst der Weibsperson zu gewinnen,
mit der Älase oder Ease als seine Frau
lebte, und darauf gieng Jones mit dersel
ben durch- Dies führte zu der Entdek
kung der Diebe ; denn Ease. welcher um
den Diebstahl wußte, entdeckte darauf aus
Rache gegen Jones, weil ihm dieser seine
Buhleun entführt halte, die Sache der
Philadelphia Polizei, welche dann die
Diebe festnahm.
Der Wert!) der geraubten Waaren de
0 bis 7W Thaler, ivovon Herr Free
land blos zu dein Werl!) von ungefehr
-20 U Thaler zunick erhalten hat, welche die
Diebe zu.Kleidungsstücken batten verfer
tigen lassen. VoliS Freund.
ZTeib!t'.'he
oder
Geschickte Holzoqin von C.. .
(Von ihr selbst beselniebeu.)
(Fortsetzung.)
Nachdem ich von allein beraubt war,
was mir lieb und werth war, war Licht
der einzige Verlust über den ich mich nicht
ganz wegsehen konnte, und ich konnte mir
nicht vorstellen, wie irgend Jemand nn
glücklich sein könne, selbst m der grau
sumsten Sklaverei, wenn er nur noch den
Anblick der Felder und Schöpfung genie
ßen kann, selbst nur durch ein Fenster;
dennoch war ich am Ende so versöhnt mit
meinem Schicksale, daß ich, statt meinen
Tod zu wünschen, mich manchmal dafür
zu fürchten schien, Ich verlangte oft nach
Nahrung ; der Herzog brachte mir manch
mal genug für oder 4 Tage; ich wuß
te, daß er dann auf eine kurze Reise ge
gangen war, und wenn mein Lörrach
bald zu Ende war, fühlte ich mich unru
hig ; der Tod meines Tyrannen glaubte
ich, müßte unfehlbar den meinigen nach
sich ziehen, und diese grausame Idee mach
te, daß ich ihm sogar Gesundheit wünsch
te. Ich fühlte auch nicht langer Wider
willen gegen ihn. Die Religion hatte
meinen Haß gegen ihn überwunden; die
ses zu thun bedurfte nur einen schwachen
Versuch —hatte ich nicht schon über mei
ne Liebe trinmphirr ? Ich bedauerte mei
neil Verfolger und malte mir den schreck
liche Zustand seines Gemüth6, seiner Lei
denschaften, seiner Furcht und seiner Neue
vor, und fand mich vollkommen geracht.
Im Anfange meiner Gefangenschaft hör-!
te ich nie den Herzog nahern, ohne einer
> Ohnmacht nahe zukommen, aber auch'
dieser Eindruck hörte nach und nach auf;
zwar überfiel mich so oft er kam, eine ge
wisse Furcht, dennoch verlangte mir nach
seinen: Kommen, nicht weil mein Bestehen
davon abhing, sondern auch weil es die
tiefe und schreckliche Stille unterbrach wel
che mich in meiner Einsamkeit umgab.
So oft ich diesen Laut horte, verursachte
eS eine Art von Verwirrung meiner Ge
danken, welche, obgleich es unangenehm
war, doch unentbehrlich für mich wurde.
Es ist unbeschreiblich auszudrücken, wie
stalk das Verlangen in mir war irgend
einen Laut zu hören ; wenn eo stark don
nerte konnte ichü hören, kann aber keine
genaue Idee geben von meinen Gefühlen
bei dieser Gelegenheit; ich schien weniger
einsam und horte mit Aufmeiksamkeit nnd
dein größten Vergnügen dem erzitternden
Getose zu, und wenn es aufhorte fiel ich
in eine Niedergeschlagenheit des Geistes
und in Kummer zurück.
Diesbar ungefähr meine Lage 6 oder
7 Jahre lang, wahrend welcher Zeit mich
nichts größeren Kummer machte als die
Unruhe in die mich die Unwissenheit von
dem Zustande meiner Mutter und mei
nem Kinde setzte. Es war umsonst den
Herzog deßwegen zu befragen, wenn er
in den Thurm kam, denn seit seinem
ten Besuche in meinem Gefängnisse sprach
er nie. Ich mußte alle meinen Muth zu
sammen nehmen, diese grausame Unge
wißheit von einer Sache, die mir so nahe
am Herzen lag, zu ertragen. Oft wenn
ich zu Gott betete für mein Kind odermei
ne Mutter, sank mein Herz in mir und
meine Thränen flössen. Leider! sagte
ich, bete ich für ihre Glückseligkeit, wenn
sie vielleicht nicht mehr sind und ich elend
genug bin sie überlebt zu haben. Zu an
dern Zeiten waren meine Hoffnungen in
dieser Hinsicht so groß, daß ich nicht die
geringste Unruhe ihrentwegen fühlte, und
in diesem glücklichen Gedankenschwunge
l wollte ich mir sogar manchmal einfallen
pausende 16.
lassen, eS sei nicht ganz unmöglich, daß
ich durch einen außerordentlichen Zufall
noch einmal aus meiner Gefangenschaft
erlöst werden könnte. Ja, diese Idee
drückte sich im letzten Jahre meiner Ge
fangenschaft so tief in meine Einbildung
ein, daß ich ein Gclübde that, wenn ich je
meine Freiheit wieder erlangen sollte,
mein Leben Gott in einer Einsiedelei et»
was von Rom entfernt, zu weihen, und
dort meine Tage zu beschließen, so bald
meine Tochter in der Welt versorgt sei.
Die interessanteste Zeit meines LebenS
rückte nun heran, der Augenblick meiner
Befreiung war vor der Thür, und die
gottliche Gütigkeit wollte mir die Leiden
und den Kummer der letzten !) Jahre nun
überflüssig belohnen. Ich glaubte seit
geraumer Zeit, daß der Herzog beständig
auf dem Schlosse wohne, da er mir meine
Nahrungsmittel immer regelmäßig brach
te ; eines Tages, da mein Vorrath bald
am Ende war, erwartete ich ihn mit einer
Alt von Ungeduld, doch kam er nicht und
, ich verzehrte meinen letzten dürftigen Bis
> sen. Ich suchte mich zu beruhigen, doch
wartete ich auch den nächsten Tag verge»
bens auf neuen Unterhalt, der mir alle
Augenblicke unencbehrhrlicher wurde; Un
ruhe kam zu Hunger und Durft, nahm
mir den Schlaf und in dieser Lage brach
, te ich beinahe noch einen Tag zu. Ich
wurde nun sehr schwach und glaubte mein
Ende sei nahe; ich fürchtete mich nicht
vor dem Tode, und doch drang die Erin
nerung an alles was mir lieb und nerth
war in mich und machte mich verlegen.—
Unglückliches Kind! Unglückliche Mut
ter! wie grausam verlassen bringe ich
meine letzten Augenblicke zu ! Bester Ui>
Heber meines Daseins, muß ich denn ster
ben ohne deinen Segen zu erhalten ? Ach
meine Tochter —ich kann dir meinen Se
gen nicht geben, oder die Beruhigung ge
nießen in deinen Armen zu entschlummern
--du kannst nicht einmal meinen Verlust
betrauren; in dcm Augenblicke wo deine
unglückliche Mutter ihren letzten Athem
zug aushaucht, vertreibst du deine Zeit
mit deinem Alter angemessenen Belusti
gungen ! kränkender Gedanke! Ich ster-
be, nnd alle die ich hochschätze auf Erden
haben schon lange den Kummer über mei
nen Tod überwunden! Doch, »ras sage
ich? Unglückliches Geschöpf! zu murren
und zu klagen, wenn alle mein Jammer
sich seinem Ende nähert. Vergib mir, o
Gott, diese sündhaften Gedanken! mein
Herz schwort sie ab und schämt sich ihrer.
Ach mein Richter und Vater, sei so gnä
dig nnd rufe mich zu dir! Voller Hoff
nung und Vertrauen, meiner ewigen un
vergänglichen Glückseligkeit gewiß, war
tete ich mir Ergebenheit auf meine Auflö
snng, ja ich wollte selbst darum bitten,
verbotest du es mir nicht l Nach Beendi
gung dieser Worte siel ich auf das Stroh
zurück, das mir als Bett diente, und schien M
mit dem Tode zu ringen.
Ich empfand eine Beruhigung und
Stille meines Gemüths, welche ich bis zu
jenem Augenblicke noch nie genossen hat
te ; es schien als wenn ein heilender Bal
sam in mein vermundetes Herz gegossen
wäre; meine erstaunliche Schwäche über
wältigte meine Sinne und ich siel in einen
delirifchen Schlummer, während welchem
die erfreulichsten Gegenstände sich meiner
Phantasie vorspiegelten. Ich glaubte mein
Bett mit Engeln umringt, in himmlischen
Glanz und Pracht gekleidte; ich hörte in
einer Entfernnng harmonische Stimmen
und göttliche Musik; ich sah den Himmel
offen und den Allmächtigen anf einem
glänzenden Throne sitzen, er rief mich und
schien seine Arme auszustrecken, um mich
zu empfangen; und wirklich, er wachte
über mich und zerbrach in diesem Augen
blicke meine Bande Ich crmachte plötz
lich und fuhr zusammen, da es mir vor
kam als wenn ich im Thurme klopfen hör
te ; ich horchte, es klopfte abermals, mein
Herz schlug; aber ach, welches Erstau
nen ! welches Entzücken! welch nnauö-