Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, November 12, 1844, Image 1

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    Und Berks, Momgomery und SchmMll Camtties allgeiZieiiier Anzeiger
Z 5 e «ld itt g, Denn. Gedruckt nnd Hel.ul6geqcbcl, von ArnoldPli w e ll e, in der Süd kten Strasse, Ecke der Sherry Alley.B ehm' s Wirchslmtis-Hof gegenüber.
Aahrgang 6, gan-e AAimmr 271.
Bedingung- n. Der ZUber.lle MolmclUer erscheint jeden Dienstag auf einein grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ein Thaler des Jahrs, welcher in halbjähriger Vor,
ausbezahlung erbeten wird. Wer ini Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden »! 5,0 angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Auskündigungen werden nur dann angenommen,
wen sie einen Monat vor Ablauf des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern
in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere gejchehen durch die Poir oder Träger, auf Kosten der llnterschreiber. und Mittheilungen müssen po st frci eingesandt werden.
Weibliche Staudbaftigkeit,
oder
Geschickte der Herzogin von C .. .
(Von ihr selbst beschrieben.)
(Fortsetzung.)
Beim ersten Anblicke fühlte ich eine un
widerstehliche Abneigung gegen ihn; uic- j
glücklicherweise aber war der Eindruck dew
ich auf ihn machte, gerade das Gegentheil.
Er fand bald Zutritt zu meiner Mutter,
und vierzehn Lage nachher brachte mir
mein Vater die Nachricht daß der Herzog
um meine Hand angehalten hale, und daß
ich in Monatsfrist mit ihm vermählt wer-
den würde. Ich habe ihm mein Wort ge
geben, fuhr mein Vater fort, ohne dich
erst darum gefragt zu haben, da ich keinen
Zweifel hegen konnte daß du nicht gerne
das erste Anerbieten in Italien annehmen
wirst, und noch dazu von einem Manne der
dich nicht nur anbetet, sondern auch so an
genehm in seiner Perjon ist. Ich horte
diese Erklärung, welche mir ein Todesue
theil zu sein schien, an, ohne im Stande
zu sein nur ein Wort zu erwiedern. Mein
Vater liebte mich, aber er war bestimmt;
und was konnte ich übrigens auch sag.n ?
Ich hatte nicht einmal den Trost üdrig es
meiner Mutter zu klagen ; mit waS für ei-,
ner Miene konnte ich ihr meinen Fehltritt
entdecken? wie durfte ich ihr gestehen daß
ich ohne ihre Bewilligung schon gewählt
habe. Nun lernte icy eist die fatale Un-
Vorsichtigkeit meines Betragens in ihrem
ganzen Umfange kennen, und fühlte daß
es das größte Unglück ist, welches eine jun
ge Person befallen kann, wenn sie ihre!
Mutter nicht als ihre einzige wahre Freun-
de betrachtet. Ich durfte weder iprechen
noch klagen und mußte meinen Kummer
und meine Sorge in meinem eigenen Bw
sen verschließen. Der Marquise von V.
wich ich sorgfältig aus, da ich ihren ge
fährlichen Rath fürchtete; ich glaubte, un
bedingter Gehorsam sei das einzige Mit
tel meinen Fehler weder gut zu machen -
ich unterwarf mich meiner Best: nmung
und opferte meine Glücksel gce.t dem Ge
horsame gegen mein.' Elteui auf. Ich
wurde mit dem Herzoge vermahlt, und
reiste gleich darauf mit ihm nach Neapel
ab. Bei meiner Ankunft daseibsi und dem
Eintritte in den Pallast, wo ich meine u
brige Lebenszeit zubringen sollte, geschie
den von meiner Mutter, meiner Familie
und meinen Freunden, wurde ich von einer
Art Verzweiflung befallen, die zu beschrei
ben ich nicht im Stande bin. Der Her
zog, welcher mein ganzes Betragen der
Anhänglichkeit an meine Eltern zuschrieb,
schien sich zu bemühen den Schimrz der
Trennung durch die Stä.ke seiner Leiden
schaft, die ich nicht erwiedern konnte, zu
vermindern. Ich wurde bei Hofe einge
führt, und fand bald daß der Herzog sehr
eifersüchtig auf mich war, welches mir e
ben nicht viel Verlegenheit machte Ich
zog für mein Theil die Einsamkeit dem
Vergnügen der großen Welt vor; doch
hielt mich deS Herzogs Eitelkeit, trotz sei
ner Eifersucht und meiner Wünsche, stets
bei Hofe.
Ich war sieben Monat vermählt, als ich
vernahm daß der Marquis von B. in
Frankreich gestorben sei, und daß er in
seinem Testamente den Herzog zum Vor
mund stines Sohnes ernannt habe, der da
mals 18 Jahr alt war und anf seiner
Rückreise nach Italien in Turin von einer
schweren Krankheit befallen sei. Unge
fähr vierzehn Tage nachher trat der Her
zog in mein Zimmer, und erzählte mir daß
er Nachricht von seinem Neffen erhalun
habe, daß er auf der Besserung sei; er
will (fuhr er fort) nicht nach Neapel kom
men, und hat an dich geschriebn mich zu
bereden ihm zu erlauben einige Jahre zu
reisen. Da ist sein Brief. Da er dieses
sagte gab er mir einen ungesiegelten Brief;
zitternd nahm ich ihn und las mit gebro
chener Sttmme wie folgt:
"Madame! —Ob ich gleich nicht das
Vergnügen habe Ihnen bekannt zu sein,
glaube ich doch unglücklich genug zu sein,
die Hoffnuug zu hegen Sie zum Mitlei-
W
den zu bewegen ! Ich habe den zärtlich
sten. den besten Vater verloren. Kum
mer und Verzweiflung hatten mich an den
Rand des Grabes gebracht, als die Un
menschlichkeit der Hülfe und die Grausam
keit meiner Freunde mich ins Leben zurück
brachten ! Aber zu was für einem Le
ben bin ich zurückgerufen! Ach alles
was mir dieses angenehm machen konnte,
ist für immer verloren ! —Verzeihen Sie
mir, Madame, daß ich.lhnen Mit Sor
gen beschwerlich falle die Ihnen fremd
sind —aber mein Herz ist voll davon!
Ach! wollten Sie mich nur würdigen mich
zu entschuldigen und zu bcdaucrn!- Mei
nes Vaters letzten Befehle machen mich
ganz von meinem Onkel abhängig, aber
ich kann seinem Befehle, wich Neapel zu
rückzukehren, nicht gehorchen !—dort that
mein Vater seinen ersten Athemzug und
lebte dort 20 Jahre; jeder Gegenstand
würde mir eine bittere Zurückerinnerung
sein ! Nein ich will nicht gehen ! Ich
bin versichert, Madame, Sie werden mir!
meine Schwachheit bei dieser Gelegenheit
zu gute halten und meinen Onkel vermö
gen seiiu-n Befehl zuruckzunehn'en, dem
ich nicht im Stande bin zu gehorchen!
Erhalten Sie mir die Erlaubniß zu reisen
l —zu fliehen—Neapel in der Entfernung
>u lassen kurz, die Erlaubniß weit von
Italien die Sorge und den Kummer zu
tragen, die mich bis ins Grab begleiten
müssen. Ith bin ?c. ?c.
Graf von B. "
Es ist unmöglich einen Begriff zu ge
ben von der schrecklichen Unruhe u. Furcht
! die ich während den. Lesen dieses Briefes
empfand. Ich dachte es sei unmöglich daß
! oer doppelsinnige Jnhrlt desselben unde-!
! merkt bleiben sollte. Ungeachtet daß der
l Herzog, der übe: aus mißtrauisch war, nicht
wuD daß sein Neffe jemals in Rom ge-
ivesen war, und al!0 in sich seilst über-'
zeugt sein müßte daß ich ihn nie zuvor ge-
sehen haben könne, so H.Ute er keinen Ver
dacht. Mich s lbst betreffend, war ich
ni.yt länger im Ttande den in mei
ner eigenen Brust zu verschließen. Am
! andern Tage schricb ich einen Brief an die
! Mar.mise, in welchem ich ihr mein ganzes
i "chi.ksal klagte und eine Leidenschaft be
jammerte die ich nicht überwältige» könn
! te. In ihrer Autiomt de fragte sie mich
wegen des Herzogs Betragen ; ich antwor
tete ihr ohne Zurückhaltung und gestand
daß ich taglich neue F.hler und Laster an
ihm entdecke, verbunden mit einer sichern
Wildheit seines Temparaments, die nur zu
sehr meine Abgeneigtheit gegen ihn recht
feitigten. Auf diese Weise endigte ich
durch meine neue Unvorsichtigkeit die
Grube die ich mir gegraben hatte, und
welche offen stand mich zu verschlingen.
Um diese Zeit hatte ich das Glück meine
Eltern noch einmal zu sehen, ich erwatete
in Kurzem meine Niederkunft und sie ka
men nach Neapel um dabei gegenwärtig
zu sein. Ich wurde von einer Tochter
entbunden und bekam die Erlaubniß sie
selbst zu säugen. Diese angenehme Be
schäftigung während ihrer kurzen Dau
er diente meinen Kummer ein wenig zu
mindern, und ließ mich des Herzogs schlech
te Behandlung nicht so lebhaft fühlen,
welcher seit kurzem die Maske abgelegt hat
te, und sich nicht länger Mühe machte die
Häßlichkeit und Wuth seiner Seele zu ver
bergen. Tag s nachher da ich mein Kind
entwohnt halte, trat er in mein Zimmer
und kündigte mir an daß ich sogleich mit
ihm auf eins seiner Guter, 30 Meilen von
Neapel gelegen, reisen müsse. Ich hatte
mein Kind bei mir und nahm es in mei
nen Arm, und ohne ein Wort zu reden
stand ich auf und folgte dem Herzoge; wir
stiegen in die Kutsche, ich hielt mein klei
i nes Mädchen liebkosend auf mein Knie, er
. beobachtete eine tiefe Stille auf den gan
zen Wege, und schien sehr in Gedanken
vertieft zu sein. Bei unsrer Ankunft auf
! dem Schlosse, passirten wir über eine Zieh-
brücke, das Rasseln der Ketten machte mich
, zittern, und als ich den Herzog anblickte,
sagteer. 'Was fehlt dir? das alte An-
zu loben und ohne Furcht zu tadeln."
Mienslaz be« 12. Movimöer 1844.
sehen des Schlosses scheint dich in Erstau- >
nen zu setzeu? denkst du, du betrittst ein
Gefängniß —Er sagte diese Worte mit
eincm solchen gezwungenen und schreckli
chen Lächeln, und seine Augen drückten ei
eine solche barbarische Genugthuung aus,
daß ich in die größte Angst versetzt wurde.
Da ich aber wünschte meine Furcht zu ver
bergen, lehnte ich mein Gesicht an meines
Kindes Haupt, ohne im Stande zu sein,
meine Thränen zurückzuhalten, welche auf
dessen Gesicht sielen und eü weinen mach
ten. Dieses Weinen griff mir bis in die
Seele; ich drückte das Kind an meinen
Bilsen mit der größten Zärtlichkeit, und
brach in ein lauteS Weinen auS. In die
ser Stimmung trat ich auS der Kutsche,
da der Herzog das Kind gleichsam aus mei
nen Armen riß und an einen Bedienten
gab, sodann meine Hände ergriff und mich
nach dem Schlosse mehr schleppte als führ
te. Wir gingen eine Treppe hinauf, die
uns auf eine lange Gallerie brachte, es
war schon dämm.rig und die Galleue sehr
dunkel. Der Herzog nahm große Schrit
te, stand plötzlich still und sagte: "Du
zitterst, wofür kannst du dich furchten, bist
du nicht mit einem Gemahl den du liebst,
und der verpflichtet ist dich zu beschützen,
verbunden'!" —O Himmel, rief ich auS,
was bedeutet dieser fürchterliche Blick?
und dieser schreckliche Ton deiner Stimme ?
"Komm, komm, sagte er, wir wollen
die Sache bald aufklären." Nachdem er
dies gesagt hatte riß er mich beinahe tra
gend — denn ich war nicht im Stande zu
gehen auS der Gallerie in ein groß.s
Schlafzimmer, wo ich mich auf einen
Stuhl warf und meimn Thränen frien
! Lauf ließ. Er ging hinaus, kam aber baid
wieder mit einem Licht, das er auf einen
Tisch mir gegenüber hinstellte und sich nie
dersetzt«'. Ich traute nicht ihu anzusehen,
erschrocken, zitternd, mit niedergeschlage
nen Augen und kaum wagend Athem zu
! schöpfen, wartete ich bis er die Stille bre
chen wände. Alle ineine Fehler stellten sich
mir plötzlich vor; ich harte eine heimliche
Fuicht daß daS fatale Geheimniß meines
i Herzens offenbar geworden sei, das von
einer strafbaren Leidenschaft gepreßte
Hcrz schlug zitternd. Ach welchen Muth
würde mir daS Bewußtsein der Unschuld
in diesem Augenblicke eingeflößt haben
aber ich fühlte mich schuldig, und hatte
keine Starke ineine schrecklichen Gefühle,
die hauptsächlich durch Neue verursacht
! wurden, zu ertragen. Endlich sing der
Herzog an : "Ich habe mich der geheimen
! A ngst deines Gewissens lange genug er
freut, jetzt ist eS Zeit dich mit Schrecken
zu beladen—lies diese Briefe, die ich selbst
abgeschrieben habe." Er hielt mir darauf
ein Paket Papiere hin, da er aber sah daß
ich Anstand nahm sie zu nehmen, zog er
einen Bogen heraus und las ihn laut vor.
Sobald ich die eisten Worte hörte, wußte
ich daß es einer der Briefe sei welche ich
an die Marquise von V . geschrieben
hatte, in welchen ich ohne Zurückhaltung
gesprochen hatte, sowohl von der Leiden
! schaft die meine ganze Seele einnahm, als
von meiner unüberwindlichen Abneigung
gegen den Herzog. Ach! rief ich aus, ich
bin verloren. Treuloses Weib, antwor
tete der Herzog, war ich nicht im Stande
dich glücklich zu machen? Ich, der dich
wählte, vorzog und verehrte; und du
mich zu hassen, unglücklich zu siin ich
flößte dir eine unüberwindliche Abneigung
gegen mich ein. Aber ich will dir Ursa
che zur Abneigung geben --von nun an
sollst du hinlängliche Ursache haben mich
zu hassen ! betrogen, entehrt —denkst du
daß ich solche tiefe Beleidigung ungestraft
kann hingehen lassen ? Halt! rief ich,
ihn unterbrechend, du magst mich beschul
digen, du magst mich strafen, aber ver
läumde mich nicht; denn obgleich ich eine
unglückliche Leidenschaft nicht habe bemei
stern können ; so ist doch deine sowohl als
meine Ehre unbefleckt, und alles was ich
mir vorzuwerfen habe, ist, daß ich der
Fruudschaft erlaubt habe mir ein unvor
sichtiges Geständniß meiner Liebe abzu-
locken. Meineidige! erwiederte der Her- '
zog in großer Hitze, höre die vollkommene
Ueberführung deiner Schuld; und indem
er einen von den Briefen nahm, las er:
"Der Gegenstand welcher auf ewig tief
in mein Herz eingeprägt ist, ist leider so
sehr zu bedauern wie ich selbst! weis er
nicht wie zärtlich ich ihn liebe? weis er
nicht was für bittere Vorwürfe ich mir
übe. dieses Geständniß machen muß, das
mich eben so schuldig aIS unglücklich macht?
Nur zu gut erinnerte ich mich dieser
Stelle in einem meiner Briefe; ich erin
mrte mich auch vollkommen daß ich in kei
nem meiner Briefe des Grafen Namen
genannt hatte, und so oft darin von ihm
die Rede war, so geschah es nur so oben
hin, daß es unmöglich war aus meinen
Briefen zu schließen, wann und zu welcher
Zeit die Leidenschaft die ich bekannte, ih
ren Anfang genommen hatte.
Trotz meinen ungeheuch.lten Betheue
rungen meiner Unschuld, fuhr der Herzog
dennoch fort mich mit Vorwürfen zu ü
berhäufen : "Hastdu nicht selbstgeschrie
ben, daß dein Liebhaber wisse wie zärtlich
du ihn liebst ? Und dennoch, erwieder
te ich untes einem Strom von Thränen,
bin ich unschuldig, wahrhaftig ich bin es!
Schändliche Betrügerin, rief er, zittere vor
der Rache die auf dich wartet.
In diesen Worten, die mit einer dro
henden und fürchterlichen Stimme ausge
sprochen wurden, glaubte ich das unwider
rufliche Uitheil meines Verderbers zu hö-,
ien Ich fiel auf meine Kniee, erhob mei
ne Hände gen Himmel und rief aus, ach
mein Gott! du bist meine einzige Zu
flucht, errette mich! Der Herzog gebet
mir, mit gelinder Stimme, aufzustehen,
mich niederzusetzen und ihn anzuhören.
Ich gehorchte und sah mit furchtsamen
bittendem Blicke zu ihm hin. Er war
!eine Weile still und sagte endlich mit ei
nem tiefen Seufzer: "Es kann dir nicht
unbewußt sein, wie tief ich beleidigt bin -
du, die mich beschuldigt hat, strenge und
rachsüchtig zu sein; du undankbares Weib,
die bisher nur die ausgezeichnetsten Pro-
ben meiner Zuneigung erfahren hat, du
hast ohne Zweifel Ursache die Folgen mei
! ne gerechten Rache zu fürchten demun
crachtct kann ich dir noch verzeihen —aber
Aufrichtigkeit allein kann meine Rache ent
waffnen. Merke wohl, daß die geringste
Verstellung jetzt dich auf immer unglück
lich macht. Ich will mit einem Opfer zu
frieden sein aber eins muß ich haben
sage mir daher ohne Bedenken den Namen
des schändlichen Velsühiers welcher ver
ursacht hat daß du dein heiligstes Ver
sprechen und deine höchste Schuldigkeit
hast vergessen können. (Fortsetzung folgt.)
Orkan i n E u b a.—Die Brigg
Empressario, gestern von Havana hier
eingetroffen, übei brachte den traurigen
Bericht von einem schrecklichen Orkan,
welcher am 4. und 5. dieses Monat's die
ganze Insel heimgesucht hat. In der gan
zen Stadt und Umgegend von Havana ist
kein Ort, der nicht mehr oder weniger ge
litten hat. Im Paseo de Tacon wehten
die Bäume um und eine Menge Menschen
verloren ihr Leben. Viele Hauser stürz
ten zusammen und selbst die Eisenbahn ist
so demolirt.daß sie fürS Erste uicht besah
ren werden kann. Von den Schiffen im
Hafen ist eine bedeutende Anzahl stark
beschädigt In MatanzaS flüchteten sich
die Bewohner auf die offenen Felder, da
die Häuser in der Stadt ihnen keine Si
cherheit gewährten.
ImLande ist fast von der ganzen Ernd
te Nichts stehen geblieben und viele Men
schen haben dabei ihr Leben eingebüßt.
Die nachgebliebenen leiden den äußersten
Mangel, da sie weder Nahrung noch Be
hausnng haben. In Matanzas wird der
Verlust an Zucker auf 5000 Kisten ange
geben. Eardeuas schätzt seinen Schaden
auf H 200.000.
Außer dem im Hafen von Havana ge
sunkenen Fahrzeugen sind schon einige
M^ttnmer
schiffe seewärts beschädigt eingelaufen
und ernstliche Befürchtungen hegt man für
die Sicherheit der 8 oder 14Tage vordem
Orkan von New Orleans und anderen
Häfen des Golfs gesegelten Schiffe.
Die Regierung hat sogleich Unterstüt
zungS Committeen eingesetzt und die Ein«
fuhr von Bauholz freigegeben. Der Zoll
auf Bohnen, Mais und Maismehl ist für
sechs Monate auf die Hälfte herabgesetzt
worden. Die Regierung hat überdies den
Wieder-Aufbau und die Reparatur der
beschädigten Häuser übernommen.
N. O. Cor.
Zweihundert deutsche Familien von
milton Eaunty in Ohio haben Prairie
Lapor tein lowa gekauft, wo sie ge
genwärtig eine Stadt auslegen. Prairie
Laporte liegt in Elayton Eaunty am Mis
sissippi. Die Lage der beabsichtigten
Stadt soll sehr reizend und der Boden in
der Umgegend für den Weinbau, welchen
diese Deutschen zu betreiben gedenken, ge»
eigner sein.
G e 112 a h r l i ch e 6 Spielzeug.
Schoßhunde sind in neuester Zeit wie»
der in Mode gekommen. Nor ungefähr
7 Monaten biß eines dieser Thierchen
eine junge Dame in England, und leckte
bald darauf das Gesicht der Mutter die
ser Unglücklichen ab. Miß Delacour.das
junge Frauenzimmer, starb wenige Wochen
darauf an der Wasserscheu, und die Mut«
ter starb ungefähr fünfMonate später an
derselben schrecklichen Krankheit.
Ein Riescnochs e.-—Der "Mor»
ning Advertiser" enthält folgenden fast
fabelhaften Bericht: „Man hat dem
Prinzen Albert nach Windsor-Eastle den
Kopf und die Hörner eines Niesenochsen
geschickt, der in Durham getödtet wurde.
Das Thier, welches zu Ennerdale in der
Grafschaft Eumberland zur Welt kam,
war 18 Fuß hoch und der Rumpf allein
wog 3128 Pfund. DaS Merkwürdigste
dabei sind aber die Hörner, welche am
! Kopfe 50 Zoll im Umfange haben und 4
Fuß lang sind. Kopf und Hörner des
Ochsen wiegen allein 260 Pfund."
Ein Mann, der kürzlich in Neu Bed»
ford den Mormonenglauben predigte, und
sich für einen Bruder des verstorbenen
Propheten ausgibt, hielt an seine Zuhörer,
zur Einleitung, folgenden erbaulichen Ser»
mon: „Brüder, ich erkläre hiermit zur
Nachricht für die versammelten Zuhörer,
daß ich in der letzten Versammlung etwa
zwei Dollar coUectirte, während meine
Ausgaben für den Saal allein 5 Thlr be
trugen. Ich will Euch nun, meine Freun«
de, in aller Ruhe eine große Wahrheit sa«
gen und das ist die. d a ß ich lieber
die ganze Generation ver«
d . . . . sehen will, als daß ich wieder alle
Erpensen tragen, für nichts predigen und
obendrein mich selbst beköstigen soll.
Ein geachteter Deutscher. Herr David
Hildebrand, wurde am 4. d. M. in Eham»
paign Eaunty, Jll., durch einen Kerl, mit
Namen William Weaver, ermordet. —
Der Mörder ist entflohen- Für seine
Habhaftwerdung sind von den Freunden
Herrn H. 's 125 Belohnung ausgesetzt
worden. Baltimore Cor.
Der Bibelspruch: ..Seid fruchtbar u.
mehret Euch !" scheint sich besonders an
der Gränze von Maine bewähren zu
wollen. In der Nähe des dort gelegenen
Fortes Kent. haben, wie ein Militair Arzt
berichtet, alle seit 15 bis 20 Jahren ver«
heirathelen Ehepaare 15 bis 20 Kinder ge
habt. Ein Ehepaar, welches dem Forte
gegenüber wohnt, hatte sogar in 3 Jahren
sechs Kinder (dreimal Zwillinge). In
einer andern Familie waren fünf Kinder
unter fünf Jahren: —Zwillinge näm
lich und Drillinge. Der Vater dieser
Kinder sah in Kurzem der Ankunft eineS
neuen Duos oder Trios entgegen.