Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, July 23, 1844, Image 1

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    M r ViN g, Denn, gedruckt und herausgegeben von Aruold Puwel! e, in der Süd 6ten Strasse, Ecke der Sherry Alley.B ehm' s Wirchshaus-Zof gegenüber.
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Der Freie.
Wer ist ein freier Mann?
Der NW Gesetz verehret,
Nichts thut, w»!? es verwehret,
Nichts will, alt? was er kann ;
Dem seinen fivmme» Glauben
Kein frecher Lpöccer raubcii.
Kein Klüglinq meilicni lan» ;
Der selbst li» Feind, im Heiden
Den Mensche» uiiterschllde»,
Die Tugend schätzen kann ;
Dem nicht (Geburt, »och Titel, .
Nicht Samm'trock und nicht
De» Bruder bergen taun;
Der, in sich selbst zufrieden
Genießt, was ihm beschieden,
Das Andre missen kau»;
Der bei des Todes Rufe
Froh auf des Grabes Stufe
Noch rückwärts blicken kann,
Der ist ein freier Mann. P.
Zur Unterhaltung und Lelebrnng.
Tobias Witt.
Herr Tobias Witt war aus einer nur
mäßigen Stadt gebürtig und nie weit ü
ber die nächsten Dörfer gekommen. Den
noch hatte er mehr von der LLelt gesehen,
als Mancher, der sein Erbtheil in Paris
oder Neapel verzehrt hat. Er erzäylte
gerne allerhand kleine Geschichten, die er
sich hier und da aus eigener Erfahrung
gesammelt hatte. Poetisches Verdienst
hatten sie wenig, aber desto mehr prakti
sches, und das Besonderste an ihnen war,
daß ihrer je zwei und zwei zusammen ge
hörten.
Einmal lobte ihn ein junger Bekann
ter, Herr Till, seiner Klugheit wegen.—
Ei, fing der alte Witt an und schmunzel
te, wär' ich denn wirklich so klug?
Die ganze Welt sagt's, Herr Witt; und
weil ich es auch gern würde
I nun, wenn Er das werden will, das
ist leicht. Er muß nur fleißig Acht geben,
Herr Till, wie es die Narren machen.
Was? Wie es die Narren machen?
Ja, Herr Till, und muß es anders ma
chen, als die.
- Als zum Exempel?
Als zum Exempel, Herr Till, so lebte
hier in meiner Jugend ein alter Rechen
meister, ein dürres grämliches Männchen,
Herr Veit um Namen. Der ging immer
herum und murmelte vor sich selbst; in
seinem Leben sprach er mit keinem Men
schen. Und einem ins Gesicht sehen, das
that er noch weniger; immer guckte er
ganz sinster in sich hinein. Wie meint Er
nun wohl, Herr, daß die Leute ihn hießen ?
Wie? Emen tiefsinnigen Kopf.
Ja, warum nicht gar; einen Narren ! -
Hui, dachte ich da bei mir selbst, denn
der Titel stand mir nicht an wie der
Herr Veit, muß man's nicht machen ; das
ist nicht fein. In sich selbst hinein sehen
das taugt nicht; sieh du den Leuten dreist
ins Gesicht; oder gar mit sich selbst spre-!
cheki, pfui, sprich du lieber mit Andern.
Nun, was dünkt Ihm, Hr. Till, hatt'
ich da Recht?
Ei, ja wohl! Allerdings!
Aber ich weiß nicht: so ganz dock wohl
nicht. Denn da lief noch ein Anderer her
um, daS war der Tanzmeister, Hr. Flink;
der guckte aller Welt ins Gesicht und plau
derte mit Allem, was nur ein Ohr hatte,
immer die Reihe hei um. Und den, Herr
Till, wie meint Er wohl, daß die Leute
den hießen?
Einen lustigen Kopf?
Beinahe; sie hießen ihn auch einen Nar
ren. Hui, dachte ich da wieder, das ist
doch drollig ; wie mußt du s denn machen,
um klug zu heißen? Weder ganz, wie
Herr Veit, noch ganz, wie Herr Flink.
Erst siehst du den Leuten hübsch dreist ins
Gesicht, wie der Eine, und dann siehst du
hübsch bedächtig in dich hinein, wie der
Andere. Erst sprichst du laut mit den Leu
ten, wie der Herr Flink, und dann insge
heim mit dir selbst, wie der Andere.
Sieht er, Herr Till, so hab ichs gemacht,
Wer Liberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schuylkitl Caunties allgemeiner Anzeiger.^
und das ist das ganze Geheimniß,
Ein ander Mal besuchte ihn ein junger
Kaufmann, Herr Flau, der gar sehr über
sein Unglück klagte. Ei was, sing der
alte Witt an und schüttelte ihn, Er muß
das Glück nur suchen, Herr Flau; Er
muß darnach aus sein.
Das bin ich ja lange; aber was Hilsts?
Immer kommt ein Streich über den an
dern. Künftig lege ich die Hände lieber
gar in den Schoos; und bleibe zu Hause.
Ach, nicht doch, nicht doch, Herr Flau ;
gehen muß Er immer darnach, aber sich
nur hübsch in Acht nehmen, wie er's
sieht trägt.
Was? Wie ich's Gesicht trage?
Ja, Herr Flau, wie er's Gesicht trägt.
Ich will s Ihm erklären. Als da mein!
Nachbar zm Linken sein Haus baute, da
lag, einst die Straße voll Balken und
Steine und Sparren ; da kam unser Bür
germeister gegangen, Herr Trik, damals
noch ein blutjunger Rathsherr, der rann
te mit von sich geworfenen Armen ins Ge
lag hinein und hielt den Nacken so steif,
daß die Nase mit den Wolken so ziemlich
gleich war. Pump, lag er da, brach das
Beln und hinkt noch heuriges Tages da
von. Was will ich nun damit sagen,
lieber Herr Flau?
Ei, die alte Lehre: du sollst die Nase
nicht allzu hoch tragen.
Ja; sieht Er? aber auch nicht allzu
niedrig. Denn nicht lange darnach kam
noch ein Anderer gegangen; das war der
Stadtpoet, Herr Schall; der mußte ent
weder Verse oder Hauösorgen im Kopfe
haben, denn er schlich, ganz trübsinnig,
einher und guckte in den Erdboden, als ob
er hineinsinken wollte. Krach riß ein Seil,
der Balken herunter und, wie ein Blitz
vor ihm nieder. Vor Schrecken siel der
Arme in Ohnmacht, ward krank und muß
te ganzer vier Wochen lang aushalten. —
Merkt Er nun wohl, was ich meine, Hr.
Flau, wie man's Gesicht tragen muß?
Sie meinen so hübsch in der Mitte.
Ja freilich, daß man weder zu keck in
die Wolken, noch zu scheu in den Erdbo
den sieht. Wenn man so die Augen fein
ruhig nach oben und unten und nach bei
den Seiten umher wirft, so kömmt man
in der Welt schon vorwärts, und mit dem
Unglück hat's so leicht Nichts zu sagen.
Noch ein ander Mal besuchte den Hrn.
Witt ein junger Anfänger, Herr Willi,;
der wollte zu einer kleinen Spekulation
Geld von ihm borgen Viel, fing er an,
wird dabei nicht herauskommen, das seh'
ich vorher ; aber eS rennt mir so von selbst
in die Hände, da will ich's doch mitneh
men. Dieser Ton stand Hrn. Witt gar
nicht an. Und wie viel meint Er denn
wohl, lieber Herr Wills, das Er braucht?
Ach, nicht viel, eine Kleinigkeit, ein
Hundert Thälerchen etwa.
Wenn's nicht mehr ist, die will ich ihm
geben, recht gern ; und damit Er sieht, daß
ich ihm gut bin, so will ich ihm obendrein
noch etwas Anders geben, daS unter Brü
dern seine tausend Thaler werth ist. Er
kann reich damit werden.
Aber wie, lieber Herr Witt, obendrein ?
Es ist nichts; es ist ein bloßes Histör
chen. Ich hatte hier in meiner Jugend ei
nen Wein Händler zum Nachbar, ein gar
drolligeS Männchen, Herr Grell mit Na
men ; der hatte sich eine einzige Redens
art angewohnt, die brachte ihn zum Tho
re hinaus.
Ei, das wär'! Die hieß?
Wenn man ihn manchmal fragte: wie
steht's, Herr Grell, was haben Sie bei
dem Handel gewonnen? Eine Kleinig
keit, sing er an, ein fünfzig Tlälerchen et
wa ; was will das machen. Oder, wenn
man ihn anredete: nun, Herr Grell, Sie
haben ja auch bei dem Bankrotte verloren.
Ach was, sagte er wieder; es ist der
Rede nicht werth; eine Kleinigkeit von ein
Hunderter fünfe. Er saß in schönen
Umständen, der Mann ; aber, wie gesagt,
die einzige verwünschte Redensart hob ihn
glatt aus dem Sattel. Er mußte zum
Thore hinaus. Wie viel war's doch, Hr
"willig zu loben und sbne Furcht zu tadeln."
Mienslag öe« 23. Ali 1844.
Wills, das Er wollte?
Ich? Ich bat um hundert Thaler, lie-!
ber Herr Witt.
Ja recht; mein Gedächtniß verläßt mich
Aber ich hatte da noch einen andern
Nachbar, das war der Kornhändler, Herr
Tonnn; der baute mit einer andern Re
densart das ganze große Haus auf mit
Hintergebäude und Waarenlager. Was
dünkt Ihn dazu?
Ei, um des Himmels willen, die möcht'
ich wissen; die hieß?
Wenn man ihn manchmal fragte: wie
steht's, Herr Tomm, was haben Sie bei
dem Handel verdient? Ach, viel Geld,
fing er an, viel Geld, und da sah man,
wie ihm das Herz im Leibe lachte; - gan
zer hundert Thaler! - Er hatte klein an
gefangen, der Mann; aber, wie gesagt,
das ganze große Haus baute er auf mit
Hintergebäude und Waarenlager.—Nun,
Herr Wills, welche Redensart gefällt
Ihm nun am besten?
Ei, das versteht sich, die letzte!
Aber so ganz war er mir doch nicht
recht, der Herr Tomm. Denn er sagte
auch: viel Geld! —wenn er den Armen
gab; und da hätte er immer sprechen mö
gen, wie Herr Grell, mein anderer Nach
bar. Ich, Herr Wills, der ich zwischen
der doppelten Redensart mitten inne wohn
te, ich habe mir beide gemerkt, und da
sprach ich nun, nach Zeit und Gelegen
heit, bald, wie Herr Grell, und bald, wie
Herr Tomm.
Nein, bei meiner Seele, ich halte es mit
Herrn Tomm. Das Haus und das Waa
renlager gefällt mir.
Er wollte also ?
Viel Geld, viel Geld, lieber Herr Witt,
ganzer hundert Thaler.
Sieht Er, Herr Wills? Es wird schon
werden. Das war ganz recht. Wenn
man von einem Freunde borgt, so muß
man sprechen, wie Herr Tomm; wenn
man aber einem Freunde aus der Noth
hilft, so muß man sprechen wie Herr Grell.
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Die Stadt Medma und das Grab
des Propheten.
Der bekannte Reisende Burckhard er
zählt von diesen, allen Muselmänner so
heiligen Oettern in der Beschreibung sei
ner letzten Reise Folgendes:
"Medina steht am Rande der Wüste,
dichr an der vom Libanon auslaufenden
Bergkette, welche das Land von Norden
gen Süden durchstreicht, in einem kleinen
Becken im niedrigsten Theile der Ebene,
wo sich demnach das Wasser in der Re
genzeit in Pfützen sammelt und stehen
bleibt, bis die Sonne es auftrocknet. Die
ser Umstand macht die Luft zu Medina
ungesund und das Wasser abscheulich. Die
Stadt ist auf drei Seiten mit Dattel
pflanzungen und Gärten umgeben; ge
gen Mekka hin ist aber das Land völlig
unfruchtbar. Medina wird in die innere
Stadt und die Vorstadt getheilt; die in
nere bildet ein Oval von etwa zweitausend
achthundert Schritten, das sich in einer
Spitze endigt. An dieser Spitze steht das
Schloß auf einer kleinen Felsenhöhe, und
die Stadt ist mit einer dicken, dreißig bis
vierzig Fuß hohen Mauer nmgeben, wel
che gegen dreißig Thürme und ein Gra
ben verstärken, der aber jetzt an vielen
Stellen beinahe ganz verschüttet ist. Die
Mauer selbst ist in gutem Stande, und
bildet in Arabien hinlängliche Schutzwehr,
so daß Medina von jeher für die Haupt
festung im Hedjaz gegolten hat. Die
Mauer wurde erst im Jahre der Hegira
360 gebaut, bis wohin die Stadt offen
und den täglichen Einfällen der benachbar
ten Beduinen ausgesetzt war. Sie hat
drei Thore. Bab-el-Masry; das Thor
-auf der Südseite ist nach dem Bab-el-Fa
touh zu Eairo das schönste Stadtthor,
das ich im Orient gesehen. Die Häuser
zu Medina sind gut gebaut, ganz von
Stein, gewöhnlich zwei Stock hoch, mit
flachen Dächern. Da sie nicht angestri
chen werden, und die Steine von dunkler
Farbe sind, so haben die oft nicht über
drei Schritte breiten Straßen ein trübse
liges Ansehn. Einige der Hauptstraßen
sind mit großen Steinblöcken gepflastert,
eine Bequemlichkeit, die ein Reisender in
Arabien nicht erwartet. Sie ist im Gan
zen eine der bestgebauten Städte, die ich
im Orient gesehen habe, und steht in die
ser Hinsicht Aleppo am nächsten. Jetzt
sieht sie indessen traurig aus ; die Häuser
sind verfallen, da die Eigenthümer, welche
ehemals von der Menge der Hieherkom
menden große Vortheile zogen, jetzt, da
diese ausbleiben, die Baukosten scheuen.
Die Hauptstraße von Medina ist zugleich
die breiteste, und führt von dem Kairoer
Thore zur großen Moschee; in dieser
Straße befinden sich auch die Läden. Eine
andere große Straße, el Belat genannt,
lauft von der Moschee nach dem syrischen
Thore; aber hier liegen die Häuser in
Trümmern. Mekka hat weit mehr das
Ansehen einer arabischen Stadt als Medi
na, welche mehr einer syrischen gleicht.
Der Tempel deS Propheten steht im
östlichen Theile der Stadt. Die Moschee
bildet ein längliches, offenes Viereck, wel
ches auf allen Seiten ein bedeckter Säu
lengang einschließt; ein kleines Gebäude
steht in der Mitte. Die Säulen sind von
verschiedener Größe und haben keine Fuß
gestelle, sind aber bis zu der Höhe von
6 Fuß von dem Boden in grobem Style
bunt mit Arabesken bemalt. Das Dach,
welches auf den Säulen ruht, besteht aus
einer Anzahl keiner Kuppeln, welche von
außen geweißt sind. Auch die innern
Wände sind geweißt, bis auf die südliche
und einen Theil der südöstlichen Ecke,
welche bis nahe am Dache mit weißen
Marmorplatten belegt sind. Hier sind
mehrere Reihen Inschriften in großen gol
denen Buchstaben angebracht, und nehmen
sich auf dem weißen Marmor prächtig
aus. Der Boden des Säulenganges auf
der West- und Ost- und einem Theile der
Nordseite ist mit groben Steinen gepfla
stert, der übrige Theil der Nordseite a
ber, so wie der Hof, ist nur mit Sand
bedeckt. Auf der Südseite, an welcher
der Baumeister alle seine Zierrathen ver
schwendet hat, läuft ein Pflaster von fei
nem Marmor die ganze Säulenreihe ent
lang, und wo sich das Pflaster dem Gra
be Mahomets nähert, ist eS musivisch und
zwar von der trefflichsten Arbeit, die man
in dieser Gattung im Orient findet.
Große, hohe Fenster mit Glasscheiben (die
einzigen, die mir in Hedjaz vorgekommen,)
lassen ans der südliche Seite das Licht ein;
einige darunter sind von gemaltem Glase.
Auf den andern Seiten sind kleine Fenster
öffnungen, ohne GlaS, in den Wänden.
Das berühmte Grab steht im südöstlichen
Winkel, so weit von den Wänden der Mo
schee, daß zwischen dem Grabe und der
südlichen Mauer ein Raum von ungefähr
fünf und zwanzig Fuß, und zwischen ihm
und der östlichen von dreizehn Fuß bleibt.
Den Andrang der Neugierigen hält ein
etwa zwanzig Fuß im Gevierte fassendes,
grün angestrichenes Geländer ab, welches
ungefähr bis zu zwei Drittheilen der Höhe
der Säulen emporsteigt. Dieses Gitter
ist sehr gut gearbeitet, mit durchbroche
nen messingenen Inschriften verziert, wel
che daS Volk für Gold ansieht, und so
dicht, daß man in das Innere desselben
nur durch einige kleine Fensterchen sehen
kann, welche fünf Fuß über dcm Boden
angebracht sind. Auf der Südseite des
Geländers, wo sich die zwei Hauptöffnun
gen befinden, vor welchen die Pilger ste
hen und beten, ist das Gitter mit dünner
Silberplatte überzogen, und die oft wie
derholte Inschrift: Es ist kein Gott als
Gott die offenbare Weisheit, ist in silber
nen Buchstaben um die Fensterchen her
umgeführt. Das Geländer hat vier Thü
ren, von denen drei immer verschlossen sind,
eine aber jeden Morgen und Abend geöff
net wird, und die Verschnittenen einläßt,
welche den Boden reinigen und die Lam
pen anzünden. Vornehmen Leuten, so
wie den Pascha's und Karavanenführern
steht der Eingang zu diesem Raume, wel-
47.
chen man el Hedjra nennt, frei; andere
können sich den Eintritt von den Verschnit
tenen um zwölf bis fünfzehn Thaler er
kaufen. Doch bemühen sich nur Wenige
darum, weil man weiß, daß man innen
nicht mehr sieht als durch die immer offe
nen Fensteröffnungen, und ich selbst woll
te um meiner Neugierde willen die allge
meine Aufmerksamkeit nicht auf mich zie
hen. Was man sieht, ist ein Vorhang,
welcher ganz herumgeht, und zwischen wel
chem und dem Gitter nur ein Raum von
einigen Schritten ist. Dieser Vorhang
ist so hoch als das Geländer, ich konnte
aber nicht sehen, ob er wie dieses nach o
ben offen ist. Die Verschnittenen sagen,
.es sei eine Decke von demselben Stoffe
darüber, nämlich von reichem Seidenbrokat
von verschiedenen Farben, mit silbernen
Blumen und Arabesken und einer wie an
der Kaaba rund umherlaufenden Inschrift
von goldenen Buchstaben. Der Vor
hang ist wenigstens dreißig Fuß hoch und
hat an der Nordseite einen Eingang, wel
cher nur für die vornehmen Verschnitte
nen bestimmt ist, die auch zur Nachtzeit
den von Constantinopel geschickten neuen
Vorhang befestigen, wenn der alte verdor
ben ist, oder ein neuer Sultan den Thron
besteigt. Die alten Vorhänge werden
nach Eonstantinopel geschickt, wo man die
Gräber der Sultane und Prinzen damit
bedeckt. Eine sehr hohe Kuppel, die man
aus weiter Ferne sieht, und bei deren An»
blick die Pilger zu beten anfangen, über
ragt das Heiligthum, um dessen Vorhang
herum eine Menge Glaslampen hängen,
welche des Abends angezündet werden, nnd
die Nacht hindurch brennen. Von dem
schwebenden Sarge, wovon man ehemals
so viel in Europa gefabelt, habe ich weder
im Hedjaz, noch im ganzen Orient gehört.
Von den sonst so berühmten Kostbarkei
ten ist nichts vorhanden; Geld soll niemals
hier angehäuft gewesen sein; die reichen
Geschirre aber wurden von den Wechabi
ten geraubt und man schätzt den Werth
derselben auf nicht mehr als dreimal hun
dert tausend Thaler.
------IM !
De r vierte Z u l i. In allen Thei
len des Landes feierten die Whigs mit
preiswürdiger Begeisterung den Jahrstag
der Unabhängigkeit. Vom atlantischen
Meere bis an die fernen Grenzen der Cnl»
tur im Westen, von den frostigen Hügeln
Vermont's bis in die heißen Ebenen von
Louisiana belebt Ein Geist, EinSinn, Ein
Streben, die Hunderttausende, die sich un
ter der Fahne der demokratischen Whigs
vereinigt haben. Während unsere Gegner
unter sich selbst uneinig sind, während das
frühere leitende Organ der
tei, der Globe, gegen diejenigen seiner Par
tei, durch deren Einfluß die Herren Polt
und Dallas nominirt wurden, mit der bit
tersten Heftigkeit ankämpft, während die
se wieder gegen den Globe und dessen Lei
ter, den Senator Benton, den Bannstrahl
schleudern, sind die Whigs bereit, Mann
für Mann für dieselben Grundsätze, für
dieselben Männer, für dasselbe politische
Princip in den bevorstehenden Wahlkampf
zu ziehen. Giebt es wohl einen besseren
Beweis, daß die Sache der Whigs die ge
rechte ist, als diese herrliche Einigkeit, die
unter allen ihren Gliedern in allen Staa
ten der Union herrscht, während sich unse
re Gegner in verschiedenen Staaten selbst
aufreiben. Die "Harten" und "Weichen"
in Missouri, die "Mühlenberg"- und "An«
ti Mühlenberg'-Lokofoko's in Pennsylva»
nien, die "Anti Tariff-Lokofoko's im Sü
den und Westen, die "Tariff Lokofoko's"
im Osten und Norden, sind Glieder einer
und derselben Partei-Familie; aber wie
unähnlich sind sie sich? Sie haben nichts
mit einander gemein, als das Verlangen
nach der Herrschaft, nach dem Besitze der
Staats Aemter, nach den Fleischtöpfen E
gyptens ! Und diese Leute wollen für De
mokraten gelten? (Alte und neue Welt.
Wer sich nicht nach der Decke streckt,
Dem bleiben die Füße unbevecke.