Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, July 02, 1844, Image 1

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    Mead i N g, Denn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Pnwe l! e, in der Süd 6cen Strasse, Ecke der Sherry ?llley.V ehm' s Wmhshaus-Hof gegenüber?
Aaßrgang S, gan-ö Anmmer 25g.
Bedingung? N.-Der Nlbcrkllr IZrobNtlrter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions»PrciS ist Ein Th<! l e r des lahrS, welcher in halbjähriger Borau?»
bezahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden Kl 5l) angerechnet. Für kürzere Zeit als li Monat wird kein Unterschreibet angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn
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siger Stadt wird die Zeitung porrofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der ttnterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden.
Zur Unterhaltung und Belehrung.
Die Auction.
Es war eine dunkele, stürmische Herbst
nacht. Der heulende Sturm jagte die
Schlossen klappernd gegen die Fenster.
In der Wohnstube eines grossen, aber alt
modisch erbauten Hauses saß um einem
spärlichen Eaminseuer die Familie des
Herrn Sunderland, bestehend aus ihm
selbst, seiner Frau, der Tochter, und einer
treuen, alten Dienstmagd. Die ganze
Familie schien in eine traurige Stimmung
versetzt zu sein, als wenn ein schwßeö Un
glück sie getroffen, und selbst die alte Magd
schien diese Stimmnng zu theilen; .denn
sie starrte trüb iu das immer matter glim
mende Eaminseuer.
"Morgen"—brach endlich Herr Sun
derland das Schweigen—"morgen ist der
Jahrstag des traurigen Todes unseres
Sohnes Heinrich; morgen werden es
zehn Jahre seit das Schiff scheiterte auf
dem er segelte, und alle die sich an Bord
befanden, ihre Leben einbüßten."
" rief seine Frau aus, indem
Thränen ihr Gesicht bedeckten—"der mor
gende Tag wird ein trauriger Tag für uns
sein."
"In der That es wird ein trauriger
Tag für uns sein!" —fiel Herr Sunder
land mit schwacher Stimme ein "denn
morgen wird dieses Haus, welches schon
meines Vaters Eigenthum war, und diese
Gerätschaften und Möbeln, die uns an
manche frohe Stunde unseres Lebens er
innern, öffentlich verkauft und uns ent
rissen werden, durch die Hand unbarmher
ziger Gläubiger; aber, dem Himmel sei
Dank! es ist nicht unsere eigne Schuld,
t sondern es ist Unglück, das uns an den
bringt."
"Werden sie denn alles verkaufen, Va
ter ? dürfen wir nichts für uns behalten ?"
fragte die Tochter.
"Nein, nichts mein Kind! es sei denn
das ich mit der kleinen Summe, die mir ei»
Freund borgte, einige Artikel ankaufen
kann. Geh Ellen, mein theures Mäd
chen, hole die Bleistift und schreib gleich
die Artikel auf, die ich zu behalten wün
sche : Elstens den alten großen Schrank,
L Betten, den Sessel, und verschiedene
Küchengeräthe. Zwar es ist wahr, für
den großen Schrank habe ich jetzt keinen
Gebrauch mehr, es ist ein altes Erbstück
von meiner Mutter, und ich kann mich
nicht davon trennen."
"Aber mein Piano, Vater! muß es
auch verkauft werden?" fragte die Toch
ter.
Die Mutter schluchzte, der Vater starr
te trüb in das Eaminseuer, und die Toch
ter schwieg. Das Piano mußte verkauft
werden. Die traurige Pause die in der
Unterredung eintrat, zeigte deutlich, wie
schwer der Familie die Wahl wurde.
"Geh Marie," sprach Herr Sunder
land zu der Dienstmagd, "geh und bitte
des Scheriffs Beamten,der das Eigenthum
bewacht, er möge ins Zimmer kommen,
Md sich am Feuer und mit einem Glase
Wein erwärmen, denn es ist eine sehr kal
te Nacht Der Mann erfüllt blos seine
Pflicht, und diese Pflicht ist ohne Zweifel
so schmerzlich für ihn als sie traurig für
uns ist."
"Ja es ist eine kalte stürmische Nacht,''
bemerkte Frau Sunderland, "und wir ha
ben uns unaufmerksam gegen diesen Mann
betragen."
„Mutter ich machte Feuer in das Zim
mer worin er wacht allein —
Sprich aus mein Kind Du wolltest
sagen mit dem letzten Stück Holz."
„Ja Vater, mit dem letzten Stück."
Die Dienstmagd kehrte mit dem Beam
ten zurück ; er war ein freundlicher, zu
vorkommender Mann. Und freundlich
und zuvorkommend sollten alle solche Be
amten sein, besonders in solchen Fällen,
wo sie durch die Erfüllung ihrer Pflicht
einer Familie ihr Eigenthum, ihre Hei
math zu entreissen gezwungen sind. Der
Beamte nahm die Einladung an, stärkte
Der Liberale Beobachter
Und Berks, Mentgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.-^
sich mit einem Glase Wein, und suchte
sich so viel wie möglich über ihr Unglück
zu trösten.
Am andern Morgen war der Ver
kaufstag; ein großer Haufen Menschen
sammelte sich in Herrn Sunderlands
se. Einige kamen aus bloßer Neugier,
andere, Freunde der Familie, kamen mit
! Mitleiden auf den Lippen, aber leerem
Geldbeutel; Andere kamen um Vortheil
haft zu kaufen ; aber Keiner zeigte sich
Willens, der unglücklichen Familie zu hel
fen. So ist die Welt, wir lachen bei dem
Unglück unserer Mitmenschen, und spotten
ihrerNoth.
Der Auctionär machte sich fertig zum
Verkauf: schwang seinen Hammer, ließ
seine Augen im Kreise umherschweifen,
und setzte seine geläufige Zunge in Be
wegung ; die Anwesenden sammelten sich
um ihn. Das Haus wurde zuerst aus
geboten, es fanden sich verschiedene eif
rige Bieter; sieben tausend und fünf hun
dert Thaler war das letzte Gebot, dann
entstand eine Pause. Herr Sunderland
preßte seine Lippen zusammen, und sprach
für sich : ~Meinem Vater kostete es fünf
zehn tausend Thaler." Zum Ersten, zum
Zweiten zum rief der Auctionator
„Acht tausend Thaler!" wiederholte der
Auktionator, „ich danke für daS Gebot—
Thaler zum Ersten, Zweiten, und
—verkauft zu Thaler!" indem er
den Hammer auf den Tisch schlug. „Wie
ist der Name?" „Elifford" war die
Antwort, und die Augen Aller wandten
sich nach einem jungen, nobel aussehenden
Mann, der bei den schnellen Geboten der
Spekulanten sich ganz ruhig verhalten
hatte, und der, wie man sich zuflüsterte,
ein völliger Fremder war.
„Es ist verkauft," sagte Herr Sun
derland zu seinem Weibe, indem er ihr die
Hand drückte. „Wir haben nun keine
Heimath mehr.'/
„Nun meine Herrn!" schrie der Auk
tionator, werden wir diesen großen Schrank
zum Verkauf bringen; doch bin ich von
den Gläubigern beauftragt zu bemerken,
daß es ein alteS Erbstück der Familie ist,
das der EigenthiTmer zurück zu behalten
wünscht. Ich sage dies aus dem Grunde,
weil es Euch bekannt ist, unter welch' be
sonderen Umständen die Sachen verkauft
werden." Diese Vorbemerkung hatte den
erwünschten Erfolg; denn keiner schien
willens den unglücklichen Sunderland zu
bieten, der das Gebot von zehn Thaler;
machte. Elifford bot zwanzig Thaler;
Herr Sunderland bot fünf und zwanzig.
„Fünfzig Thaler!" rief Elifford, und
das Famlienstück wurde ihm zugeschlagen.
Ein Beistehender bemerkte, dies sei eine
schmutzige Handlung. „Ist es" erwie
derte Herr Elifford, wenn sie so denken,
warum kaufen Sie denn nicht das Stück
für Herrn Sunderland?"
Herr Sunderland war durch den Ver
lust dieses Familienstücks schmerzlich be
rührt. „Er weiß nicht, wie weh es mei-.
nein Herzen thut; aber ich werde das
Piano für mein Kind kaufen," bemerkte
Herr Sunderland. Er ging auf Elif
ford zu, sagte ihm daß er das Piano für
seine Tochter zu kaufen wünsche, und
sprach die Hoffnung aus, er möge doch
kein Gebot gegen ihn thun.
„Mein Herr !" erwiederte der Frem
de—„lch will Sie nicht täuschen, wie sehr
ich auch Ihre Gefühle und das Mitgefühl
der Anwesenden ehre, ich kann und werde
einen Entschluß nicht ändern, den ich mir
vorsetzte, ehe ich in dieses Haus trat."
„Und bitte Herr, was ist dieser Ent
schluß ?"
„Alles zu kaufen was sich darin befin
det, und beim Himmel ich werde es thun,
und sollte ich auch den doppelten Preis da
für bezahlen" antwortete Elifford.
Und er hielt sein Versprechen, und kauf
te wirklich alles vom Hause selbst bis zu
der Axt im Keller ! Nachdem der Verkauf
beendet war, und die Anwesenden sich zu
rückgezogen hatten, forderte Elifford den
Auktionator, auf, ihm in ein anstoßendes
"XVillig zu loben und obnc Furcht zu tadeln."
Mienslag bett 2. 18-^4.
Zimmer zu begleiten. Nach wenigen Mi
nuten kehlten beide zurück inö Wohnzim
mer, wo sie die Familie antrafen. Der
Auktionator blickte sich pfiffig lächelnd um,
nahm.Abschied, und als er aus der Thür
trat, hörte man ihn sagen : „Solche Din
ge hörte ich nie; es ist ein wahrer Ro
man, Ha! ha! ha!!"
„Sie sind nun der Eigenthümer dieses
Hauses einst war es mein Eigenthum,
doch lassen wir daö —bemerkte Herr Sun
derland zu Elifford."
„Ich bin, Herr, gegenwärtig der Haus
eigenthümer."
"Ich verstehe Sie Herr, und werde
nicht lange Ihr Miethsmann bleiben;
übrigens will ich noch bemerken, daß ich
begierig bin, zwei Artikel von Ihnen zu
kaufen, erstens den Schrank, er ist ein Fa
imlienkleinod; ich würde Ihnen gern die
fünfzig Thaler geben die Sie dafür be
zahlte», und ich halte mich versichert, daß
Sie mir unter diesen Umständen meine
Bitte nicht abschlagen werden."
„Ich kaun ihn nicht verkaufen, mein
Herr Elifford kalt.
„Hartnäckiger, gefühlloser Mann!"
„Wollen Sie dem Vater auch nicht
mein Piano verkaufen, Herr?" fragte
Ellen bescheiden, „Er wird Ihnen den
Preis dafür bezahlen, den Sie gaben."
„Es ist schmerzlich für mich, Ihnen
diesen Wunsch zu verweigern,junge Dame,
allein ich werde nichts verkaufen nicht
einmal die Holzsäge im Keller."
„Dann, Herr Elrfford," rief Herr
Sunderland aus—„haben wir hier nichts
mehr zu thun. Komm meine Tochter,
hol' deinen Hut dort ist deine Hutschach
tel. Laß uns dieses Haus verlassen, wir
sind hier nicht einmal' vor Beleidigung
mehr sicher. Wo ist Marie?"
„Ich bin hier, Herr —der Schlüssel zu
meinem Koffer ist verloren gegangen, ich
will ihn noch schnell mit einem Strick zu
! sammenbinden."
> „Halt mein Mädchen ich denke ich
kaufte den Koffer!" bemerkte der Fremde
kalt.
„Herr Elifford," siel Herr Sunder
> land rasch ein „ich bin zwar alt, aber
nicht zu alt um Beleidigungen rächen zu
können, und ich »verde dies thun, wenn Sie
ihr beleidigendes, übermüthiges Betragen
gegen mich Noch länger fortsehen. Jenes
arme Mädchen war mir und den Meini
gen der beste, und ich kann sagen, der ein
zige wahre Freund; sie ist uns selbst in
unserer Armuth treu geblieben, und hat
uns unser Unglück tragen helfen, nicht al
lein mit ihren Ersparnissen, sondern auch
mit ihrer Arbeit; sie ist für mich keine
Dienstmagd, sondern ein Glied meiner Fa
milie;— denn, Dank Gott, unter den
Armen bestehen nicht solche Unterschiede
als unter den aufgeblasenen Reichen. Hier
—hier, mit keinem andern Reichthum als
was wir auf dem Leibe tragen ist der
Herr nicht mehr als die Dienstmagd. Sie
ist ein Theil meiner Familie und ich wer
de sie beschützen. Der Koffer ist ihr Ei
genthum, und wer wagt es ihr denselben
zu nehmen, nicht Sie, Herr!"
Herr Elifford warf einen forschenden
Blick auf Marien, uls sie sich vom Boden
erhob. „Und Sie sagen, dies Mädchen
war ihnen ein Freund in der Noth?" be
merkte er fragend.
„In der That, sie war uns ein gütiger
und edler Freund !" erwiederte Herr Sun
derland nicht ohne Rührung, der eben im
Begriff war mit den Seinigen das Haus
zu verlassen.
„Herr Sunderland, warten Sie einen
Augenblick; setz deinen Koffer hin, mein
gutes Mädchen —nehmen Sie einenStuhl,
Frau Sunderland—erlauben Sie, daß ich
Ihnen einen Stuhl reiche, Miß. —Bleiben
Sie noch einen Augenblick; ich habe jetzt
noch etwas mehr zu sagen. Als Sie mich
ersuchten, Ihnen den Schrank zu verkau
fen, schlug ich Ihnen Ihr Besuch.ab, und
ich sage Ihnen nun nochmals, daß ich ihn
nicht verkaufen werde."
„Aber.was soll das Herr Clifford, dieL
bedarf keiner Wiederholung."
„Und dennoch bedarf es einer Wieder
holung. Als Ihre Tochter für das Pia
no dasselbe Gesuch machte, gab ich ihr die
selbe abschlägige Antwort.—Bleiben Si«
Herr, hören Sie mich aus. Niemant
würde ohne einen Beweggrund so handelr
—Niemand, besonders kein Fremder wür
de sich dem Uuwillen und der Verachtung
einer versammelten Menschenmenge aus"
setzen, ohne einen besondern Zweck dabei
zu haben; und dieser Zweck war—setzer
Sie sich Herr —hören Sie mich an Ma
dam dieser Zweck war, dies Hauö mil
allem was darin ist, zu kaufen, nmesJH
nen und den Ihrigen wieder zurück zr
geben."
„Mein Herr, ist dies nicht ein grausa
mer Scherz ?" fiel Herr Sunderland rasrl
ein.—"Wäre es möglich ?" riefen Muttei
und Tochter. Erstaunen ergriff Marien
und sie ließ ihren Koffer mit einen Kracl
auf den Boden fallen, daß die weniger
Kleider heraus rollten.
„Den Auctionator," fuhr Herr Elif
ford fort —„den Auctionator habe ich be
auftragt, die Sache Morgen ins Reine zr
bringen. Unterdessen sein Sie versichert
Herr Sunderland, daß Sie sich jetzt wie
der in ihrem eigenen Hause befinden, unt
ich bin Ihr Gast."
„Ihr Gast! O sagen Sie das nicht/
—siel Herr Sunderland ein—"Ich kam
es nicht aussprechen, welchen Trost Sit
meinem Herzen bringen; aber ich hab,
jetzt erst noch zu erfahren, wie ich Jhner
dafür erkenntlich sein kann, und was du
Ursache sein kann, daß Sie, ein völlic
Fremder, mir so viele Gute erzeigen wol
len,—O ein Gedanke fallt mir ein! Könn
te es möglich sein! Sehen Sie mich an.
Herr Clifford, sehen Sie nicht weg (dei
Fremde suchte den Blicken Sunderlandc
auszuweichen.) Sehen Sie mich an Herl
Elifford! —ist vielleicht mein Kind, jenee
unschuldige Mädchen, das zitternd an Jh
rer Seite steht, ist sie die Ursache diesel
großherzigen Handlung ? Hat sie Antheil
daran, und soll ihre Schmach vielleicht uns
unser Eigenthum wieder zurückgeben?—
Sprechen Sie es aus, Herr, wenn es sc
ist, damit ich das Anerbieten mit Verach
tung zulückweisen, und die Beleidigung
rächen kann!"
„Ich will es nicht läugnen Herr, sie hat
Antheil daran," siel Clifford ein.
„Mein Vater, mein theurer Vater! ich
sah diesen Herrn nie zuvor!"
„Sagen Sie daö nicht, Miß —"
„Mein Herr,—ich —ich —in der That
Vater ich —"
„Erinnern Sie sich zehn Jahre zurück
erinnern Sie sich eines blondhaarigen
Knaben den Sie Bruder nannten?"
„Bruder!"
„Gerechter Himmel Heinrich, mein
Sohn !" rief der alte Sunderland.
„Der bin ich, ich bin hier —ich bin Eu
er verloren geglaubter Sohn!" bejahte
Elifford.
Die Freude der Familie über den wie
dergefundenen Sohn, den großmüthigen
Helfer in der Noth, läßt üch besser den
ken als beschreiben. Jubel und Heiterkeit
zog wieder ein in die durch unverschulde
tes Unglück tief gebeugte Familie, und daß
auch die alte treue Dienstmagd die allge
meine Freude theilte, und für ihre selbst
in der Noth bewährte Treue reichlich be
lohnt wurde, versteht sich von selbst. Wir
wollen nun noch in der Kürze erzählen,
daß Heinrich, der für verloren gehaltene
Sohn, nicht bei dem Schiffbruche vor 10
Jahren zurück sein Leben verlor, wie die
Kunde sagte, sondern er.rettete sich nebst
einigenAndern wie ein Wunder. Fleißig
und sparsam wie er war, hatte er sich in
einem fremden Lande ein beträchtliches
Vermögen erworben, mit dem er gerade
zu rechter Zeit in die Heimath zurückkehr
te, und wie wir gesehen haben,' der Ret
ter in der Noth für seine Eltern wurde.
Er hatte den Namen Elifford angenom
men, um die Seinigen um so freudiger
überraschen zu können. Daß er so edel
44.
gegen seine Eltern handelte, war eine Fol
ge seiner Erziehung, denn seine rechtlichen
Eltern harten ihm frühzeitig das Gebot:
„Ehre Vater und Mutter, zc." ins Herz
geprägt.
Abrahams Kindheit.
In einer Höhle ward Abraham erzogen,
denn der Tyrann Nimrod stellte ihm nach
dem Leben. Aber auch in der dunklen'
Höhle war das Licht Gottes in ihm; er
dachte nach und sprach zu sich: "wer ist
mein Schöpfer?"
Nach sechszehn Jahren trat er hinaus,
und als er zum ersten Male den Himmel
und die Erde sah, wie erstaunte er und
freute sich! Er fragte alle Geschöpfe
rings umher: "wer ist euer Schöpfer?"
Auf ging die Sonne, er fiel nieder auf
sein Angesicht. "Das" sprach er, "ist der
Schöpfer, denn seine Gestalt ist schön!"
Die Sonne stieg hinauf und stieg hin
ab und ging am Abend unter. Da ging
der Mond auf, und Abraham sprach zu
sich : "das untergegangene Licht war nicht
der Gott des Himmels; vielleicht ist's je
nes kleine Licht, dem dieS große Heer der
Sterne dient."
Aber auch der Mond und die Sterne
gingen unter, und Abraham stand allein.'
Er ging zu seinem Bater und fragte
ihn: "wer ist der Gott des Himmels und
der Erde?" Und Tharah zeigte ihm sei
ne Götzenbilder. "Ich will sie prüfen,"
sprach er bei sich selbst; und als er allein
war, legte er ihnen die schönsten Speisen
vor. "Wenn ihr lebendige Götter seid,
so nehmt eure Opfer." Aber die Götzen
standen da und regten sich nicht.
''Und diese," sprach der Knabe, "kann
mein Vater für Götter halten? Wohl!
Vielleicht belehre ich ihn." Er nahm den
Stab und', zerschlug die Götzen alle, bis
auf einen, legte seinen Stab in dieses Göt
zen Hand und lief zum Vater. "Vater,"
sprach er, "dein erster Gott hat alle seine
Brüder getödtet"
Zornig sah ihn Tharah an und sprach:
"du spottest meiner, Knahe, wie kann er
es, da meine Hände ihn gebildet haben ?''
"O zürne nicht, mein Vater," sprach A
braham, "und laß dein Ohr vernehmen,
was dein Mund sagte. Trauest du dei
nem Gotte nicht zu, daß er vermöge, was
ich mit meiner Knabenhand zu thun ver
mochte, wie wäre er der Gott, der dich und
mich und Himmel und Erde schrif?''
Tharah verstummte auf des Knaben Wort.
Bald aber kam die That vor den Ty
rannei! Nimrod. Der forderte ihn vor
sich und sprach: "meinen Gott sollst du
anbeten, Knabe, oder der brennende Ofen
sei dein Lohn." Denn alle Weisen hatten
bei Abrahams Geburt dem Könige geweis
saget, daß er die Götzen stürzen und des
Königs Dienst vernichten würde im Kö
nigreiche. Darum verfolgte ihn der Kö
nig.
"Wer ist dein Gott, o König ?" sprach
der unerschrockene Knabe.
"Das Feuer ist mein Gott," antwor
tete er, "das mächtigste der Wesen."
„Das Feuer," sprach der Knabe, "wird
vom Wasser ausgelöscht; das Wasser wird
von der Wolke leicht getragen; der Wind
verjagt die Wolke und aus dem Winde be
steht der Mensch. So ist der Mensch das
mächtigste der Wesen."
„Und ich der mächtigste der Menschen,"
sprach der König. „Bete mich an, oder
der glühende Ofen ist dein Lohn."
Da schlug der Knabe sein bescheidenes
Auge auf und sprach: „ich sah die Son
ne gestern am Morgen auf- und am A
bend untergehen ; befiehl, o König, daß
sie heute am Abeend auf- und am Mor
gen untergehe, so will ich dich anbeten."
Und Mraham ward in die Gluth ge
worfen.
Aber des Feuers Kraft beschädigte den
Knaben nicht; ein Engel nahm ihn sanft
in seinen Arm und fächelte die Flammen
von ihm ab, wie ein Lilienduft. Schöner
ging der Knabe vom Feuer hinaus, und
bald erschien ihm Gott und rief ihn aus